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Fragen zum Exposé

Begonnen von Emmi, 10. September 2024, 10:09:04

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KaPunkt

Die Figuren auf jeden Fall vor die Inhaltsangabe. Wenn du vorher erklärst, wer Sybille ist, sparst du dir in der Inhaltsangabe den Platz.
Im Prinzip hilft alles vor der Inhaltsangabe, die Inhaltsangabe leichter verständlich zu machen.

Nach meiner Kenntnis sind die Figurenvorstellungen auch nicht wirklich optional. (Vielleicht ist mein Wissen veraltet)

Also, gönn dir ein oder zwei Zeilen je für die drei wichtigsten Figuren.

Liebe Grüße
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Maja

Zitat von: Syrelle am 02. April 2025, 18:17:19Oder, anders gefragt, wann würdet ihr unbedingt eure Charakter vor der Inhaltsangabe darstellen? Oder passt die doch eher ans Ende?
Wenn überhaupt, sollten sie ans Ende. Du solltest aber auf jeden Fall auch im Exposétext ein paar Worte zu den dort erwähnten Figuren machen - nicht zu ihrem Aussehen, das ist irrelevant (auch, wie wunderschön jemand ist, trägt nichts zur Wahrheitsfindung bei), aber zu ihrem Hintergrund, ihrer Rolle, ihrer Bedeutung für die Handlung.

Wenn du nicht mit einer knackigen Einführung in deine Geschichte, sondern mit den Charakterisierungen der Figuren anfängst, riskierst du, dass Agent:innen oder Lektor:innen gar nicht erst weiterlesen. Üblicherweise steht nur ein äußerst begrenztes Zeitfenster, das einer Bewerbung eingeräumt wird, zur Verfügung. Da musst du sie zu greifen bekommen. Die Kurzcharakterisierungen sind nett für bereits Interessierte, aber eben als Ergänzung oder Zusatzmaterial, nicht als Einstieg.

Wirklich viel über den richtigen Einstieg in Exposés habe ich aus dem Queryshark-Blog der leider mitlerweile verstorbenen Agentin Janet Reid gelernt (https://queryshark.blogspot.com/). Jetzt funktioniert ein angloamerikanischer Query anders als ein Exposé, weil man die Geschichte nur anteasert und das Ende nicht verrät - aber gerade für die Frage, wie man in die Geschichte und ihre Welt einführen soll, war Queryshark mi seinen Annotationen zu echten Querytexten immer sehr hilfreich. Wenn du im Englischen firm bist, lege ich dir die Seite, die auch nach Janets Tod online geblieben ist, sehr ans Herzen.

Ich hoffe, das hilft dir weiter!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Mondi

Ergänzend zu @Marek möchte ich gerne die Videoserie von Gina Denny (TikTok und Instagram) empfehlen, in der sie Querytexte kritisiert. Die Unterschiede zu einem deutschen Exposé müssen einem bewusst sein, aber ich finde die Serie trotzdem unglaublich hilfreich.

Alana

#18
Es gibt mittlerweile viele Agenturen, die Exposés ganz ohne Figurenangaben rausschicken oder empfehlen, sie ans Ende zu stellen, weil LektorInnnen gleich in den Hauptinhalt einsteigen wollen. Man merkt halt auch hier, dass alles schnelllebiger geworden ist. Häufig geht es wohl auch in der Reihenfolge Pitch (aus der Email) > Leseprobe, erst wenn das überzeugt, wird das restliche Exposé überhaupt angeschaut. Ich denke, wenn man Figurenbeschreibungen am Ende einschließt, macht man nichts falsch, allerdings sollte man nicht wie früher bei den damals üblichen, vorangestellten Figurenbescgreibungen essentielle Plot-Infos dort reinpacken. Diese gehören jetzt in den langen Inhalt, sofern überhaupt wichtig, und nach Möglichkeit mit wenigen aussagekräftigen Worten skizziert.
Alhambrana

Syrelle

Danke euch! Das hilft mir auf jeden Fall schon einmal weiter :vibes:

@Marek, @Mondfräulein - auch vielen Dank für die Links/Tipps! Ich schaue mir das am Wochenende mal genauer an. Das, was ich dazu nämlich bislang im Internet gefunden hatte, hat sich unglaublich oft widersprochen. Ich bin aber auch nicht auf die Idee gekommen, im englischsprachigen Raum zu suchen.

Zitat von: Alana am 03. April 2025, 14:40:51Ich denke, wenn man Figurenbeschreibungen am Ende einschließt, macht man nichts falsch, allerdings sollte man nicht wie früher bei den damals üblichen, vorangestellten Figurenbescgreibungen essentielle Plot-Infos dort reinpacken. Diese gehören jetzt in den langen Inhalt, sofern überhaupt wichtig, und nach Möglichkeit mit wenigen aussagekräftigen Worten skizziert.

Daran merke ich, dass meine Rechercheergebnisse wohl doch ziemlich veraltet sind, da kam nämlich überall raus, die Figurenentwicklung etc. unbedingt vor der Inhaltsangabe zu packen. Damit diese eben nicht zu voll wird. Gut zu wissen!

Christopher

#20
Der Gedanke den ich vor einer Weile hatte war auch der: "Was geht da eigentlich vor, wenn so eine Einsendung überprüft wird, wie läuft der Entscheidungsprozess ab?"

Meine Schlussfolgerungen:

1. Pitch wird zuerst gelesen, da der ja idealerweise nur so 20 Sekunden dauern sollte.
Überzeugt der, geht es weiter und es wird etwas mehr Zeit aufgewendet.

2. Es wird im Exposé weitergelesen.
An dieser Stelle ist die Frage, wie sehr hat der Pitch überzeugt? Wie viel mehr Zeit gibt man dem Ganzen? Mal mehr, mal weniger. Aber wenn an dieser Stelle dann erst mal eine halbe Seite an Setting/Weltenbau/Figuren/Nebenfiguren kommt und diese nicht seeeehr überzeugend sind, wird ausgestiegen, einfach weil keine Zeit.
Besser ist da, man kommt direkt mit dem Inhalt. Da ist es, meiner Meinung nach, einfacher, zu überzeugen, dass es sich um eine interessante und lesenswerte Geschichte handelt.

3. Leseprobe. Hier wird dann in einigen Minuten oder sogar mehr entschieden, ob es sich lohnt, das ganze anzusehen.


Kurz gesagt: Bei jedem Arbeitsschritt gibt es immer etwas mehr Zeit, die investiert wird, je nachdem, wie sehr der vorherige Abschnitt überzeugt hat. Wann immer du etwas schreibst, was vllt nicht sofort überzeugt, sondern dessen Wichtigkeit z.b. erst später klar wird, läufst du Gefahr, dass es weggelegt wird.

Ich denke daher, dass eine Figurenbeschreibung durchaus möglich ist, noch vor der Inhaltsangabe, aber da musst du sicher sein, dass das wirklich Neugierde und Interesse weckt und überzeugt, damit der Lektor/Agent/werauchimmer dran bleibt.

Alles aber ohne Gewähr. Ich kann da mit keinen Erfahrungen o.ä. punkten, das sind nur meine Gedanken zu dem Thema, die natürlich deutlich daneben liegen können.
Be brave, dont tryhard.

Amber

Zu der Reihenfolge: Ich kenne einige Lektorinnen, die zuerst die Leseprobe lesen und das Expose erst danach. Denn wenn die Leseprobe nicht gut geschrieben ist, hilft das beste Exposé nichts.

Mindi

In dem Kleinverlag, in dem ich untergekommen bin (zwei Verlegerinnen) liest die eine immer zuerst das Exposé, die andere fängt mit der Leseprobe an. Kommt also schon ganz auf die individuelle Person an und es wird da keinen genormten Weg geben. Ich schätze es sollte einfach an jeder Stelle das Beste abgeliefert werden, was man gerade hinbekommt. Für das Exposé fand ich auch das Video von Juri Pavlovic sehr hilfreich.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Maja

Zitat von: Mindi am 04. April 2025, 14:05:01n dem Kleinverlag, in dem ich untergekommen bin (zwei Verlegerinnen) liest die eine immer zuerst das Exposé, die andere fängt mit der Leseprobe an.
Das ist bei meiner Agentur auch so. Je nachdem, ob die Bewerbung bei Micha oder Klaus landet, wird zuerst spoilerfrei die Leseprobe angeschaut (Micha) oder das Exposé geprüft (Klaus). Deswegen ist es so wichtig, dass immer beides gut ist.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Emmi

Nun hätte ich doch nochmal eine Frage zum Pitch. Feile gerade daran herum.
Wie lang - wie kurz sollte er sein?
Welche Informationen sollte er enthalten, und wie "verpackt" man diese den um Hunger auf mehr zu schüren?
Natürlich habe ich hierzu wieder mal widersprüchliche Informationen gelesen ...
Soweit ich gesehen habe wurde es noch nicht in diesem Thread diskutiert. Hoffe. ich habe nichts übersehen.
Ich freue mich auf inspiriere Antworten. :buch:

Christopher

In der Skriptschmiede sollten einige Beispiele zu sehen sein, bzw. wir haben auch einen Forenbereich, wo an genau solchen Dingen gearbeitet wird.
Ich weiß aber nicht, ab welcher Dauer und/oder Beiträgen der freigeschaltet wird, ich meine, der ist nicht sofort einsehbar wenn man noch recht neu ist ;D Mods dürfen uns gerne erhellen/mich korrigieren.

In kurz:
Faustregel ist, dass ein Pitch in 20 Sekunden überzeugen soll. Das Beispiel mit dem Fahrstuhlgespräch kennt jeder. Was man in 20 Sekunden lesen kann, ist natürlich unterschiedlich, aber die Obergrenze sollte vorstellbar sein.

Was meiner Meinung nach oft übersehen wird, ist das, was er NICHT soll: Er soll z.B. nicht in 20 Sekunden die ganze Geschichte einfangen oder gar erzählen. Er soll auch nicht (zwingend) den Hauptcharakter vorstellen oder einführen oder die Welt erklären, oder, oder, oder. Er muss nur überzeugen.

Um zu überzeugen gibt es aber so viele Wege wie Geschichten. Und zu jedem Pitch auch einen Zuhörer, der überzeugt werden muss. Ein Pitch der den einen überzeugt, überzeugt nicht unbedingt jeden. Bei einer googlesuche könntest du sicherlich einige Beispiele finden, z.b. für "Findet Nemo" gibt es gute Quellen, was der Pitch war, der überzeugt hat. Das könnte dir eine Idee/einen Eindruck vermitteln.

Danach: Probieren, lernen, neu probieren, lernen, usw...
Be brave, dont tryhard.

Maja

@Emmi Ich habe dich gerade für die internen Bereiche des Forums freigeschaltet, da solltest du jetzt also deutlich mehr Beiträge zur Agentur- udn Verlagsbewerbung finden.

Zu deiner Frage:
Eine tolle Quelle für kommentierte Beispielpitches und Anleitung, wie man sie verfasst, findest du im Blog Query Shark der leider mittlerweile verstorbenen Agentin Janet Reid. Das Blog bezieht sich auf den amerikanischen Buchmarkt, aber Pitches im deutschsprachigen Bereich funktionieren genauso (achtung: für Exposés gelten andere Richtlinien). Ein Pitch muss neugierig machen und anfixen, Lust machen, die Leseprobe zu lesen.

In der - jetzt für dich sichtbaren - Skriptschmiede helfen wir dir gern, an deinem indivuduellen Pitch und Exposé zu feilen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt