• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Konditionen für Hörbuch

Begonnen von Paka, 27. Juni 2024, 10:13:48

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Paka

Moin!
Leicht off-topic, da nicht Fantasy und nicht mein eigenes Buch, aber vielleicht kann ja trotzdem jemand helfen.

Hat jemand von euch schon einmal über einen Verlag ein Hörbuch machen lassen? Wir haben gerade ein Angebot von einem RandomHouse-Verlag bekommen für eine Hörbuchversion eines Buches meiner Mutter (Bestseller seit 30 Jahren - Sachbuch/Ratgebeber. 
Folgende Konditionen:
,,Bei einer Laufzeit von 10 Jahren ab Erscheinen können wir Ihnen ein Lizenzhonorar von 20% vom Nettoerlös für die digitale Verbreitung (Download/Streaming), 10% vom Nettoerlös bis 10.000 Exemplare und 11% danach für eine ggf. später noch erscheinende physische Ausgabe sowie eine verrechenbare Vorauszahlung in Höhe von 2.000 € anbieten."

Weiß jemand, ob das so normal/akzeptabel ist?

Lg, Anya
Gerade eine Liste der acht am häufigsten aus US-Bibliotheken verbannten Bücher gesehen. Fünf davon stehen in meinem Regal. 👍🏻😇

Jen

Ich kann dir erstmal nur sagen, dass ich gar keine Tantiemen für mein Hörbuch bekomme, also ist das schonmal besser als mein Piper-Deal mit RB Media. ::)
Guilty feet have got no rhythm.

Alana

Das ist ein ordentliches Angebot, das durchaus den Vorschuss betreffend im üblichen Bereich liegt. Welche Prozente bei den Tantiemen üblich sind, weiß ich allerdings leider nicht genau. Ich denke, man könnte mal versuchen, 25% rauszuhandeln.
Alhambrana

Cooky

So für mich zum Verständnis: Verrechenbare Vorauszahlung bedeutet, dass die erst vom Lizenzhonorar gedeckt werden muss, bevor mehr ausgezahlt wird?

Alana

#4
Das ist ein bisschen schwierig zu beantworten, weil ich nicht ganz sicher bin, ob es sich hier um ein Verlagsbuch oder ein SP-Buch handelt, wobei, wenn das Buch seit 30 Jahren im Verkauf ist, es vermutlich im Verlag erschienen ist.

Eine Möglichkeit ist, dass mit verechenbar das übliche Garantiehonorar gemeint ist, wie es allgemein in der Verlagsbranche üblich ist. (Im Gegensatz zum Total Buyout, wo man nur eine Einmalzahlung erhält, was im Heftroman üblich ist.) Das bedeutet, du erhältst diese Summe ohne Wenn und Aber, weitere Zahlungen aber erst, wenn du den Betrag mit deinen Tantiemen auch eingespielt hättest. Soll heißen, deine Tantiemen pro verkauftem Buch werden hochgerechnet und wenn der Betrag erreicht ist, den du als Garantiehonorar erhalten hast, dann erst bekommst du regelmäßig Tantiemen on top.

Falls aber das Buch in einem Verlag erschienen ist, bedeutet anrechenbarer Vorschuss für eine Lizenz wie das Hörbuch, dass der Vorschuss für das Hörbuch auf den Vorschuss für den Verlagsvertrag angerechnet wird. Ist der Verlagsvorschuss eingespielt, ist das für den*die Autor*in egal, dann erhält sier eine Auszahlung des Hörbuchvorschusses. (Davon würde ich hier ausgehen, wenn das Buch seit 30 Jahren so gut läuft.) Falls nicht, bedeutet das, dass der Betrag auf den Verlagsvorschuss angerechnet wird und es keine Auszahlung gibt. Trotzdem ist das von Vorteil, denn das bedeutet, dass das Verlagsgarantiehonorar schneller wieder eingespielt ist. Allerdings steht in beiden Fällen dem Verlag auch ein Anteil vom Vorschuss zu, üblicherweise wird beim Hörbuch 60 / 40 zugunsten des Autors geteilt. Dem Autor werden also bei 2000 Euro nur 1200 Euro angerechnet / ausgezahlt. Der anrechenbare Vorschuss bei Lizenzen ist allgemein üblich.

Eine Beispielrechnung:

Verlag zahlt bei Vertragsabschluss für das Buch 10.000 Euro Vorschuss.
Der Hörbuchverlag zahlt 2000 Euro Vorschuss für die Hörbuchlizenz.
Davon erhält der*die Autor*in 1200 Euro, aber da es anrechenbar ist, zieht der Verlag es vom Vorschuss ab. Das Negativ-Guthaben des*der Autor*in beim Verlag beträgt dann aber nur noch 8800 Euro, die sier mit Print und Ebook einspielen muss, damit sier Tantiemen on top bekommt.

Zusatzinfo: Wenige Bücher spielen ihren Vorschuss ein und die meisten Hörbücher tun das erst recht nicht. Meine Devise ist daher mittlerweile, so viel Garantiehonorar wie möglich raushandeln, weil man in der Regel nicht damit rechnen kann, dass man Tantiemen on top bekommt. Der Verlag hat seinen break even meistens schon lange bevor der*die Autor*in den Vorschuss eingespielt hat, also muss man kein schlechtes Gewissen haben. ;)
Alhambrana

Cooky

Danke für die ausführliche Antwort @Alana
Das ist wirklich spannend, welche Nuancen das haben kann.

Wenn das Buch ein Bestseller ist, wird sich das Hörbuch vermutlich oft genug verkaufen. Zumindest muss die Aussicht ja da sein, wenn so ein Angebot von Random House kommt.

Alana

Das Problem ist, dass mittlerweile sehr viel gestreamt wird und man dafür echt wenig Geld bekommt. Aber klar, kann auch mal gut laufen. Wenn der Verlag das erwartet, könnte man aber vermutlich auch den Vorschuss hochhandeln. 2000 Euro ist nicht übel, aber es ist auch nicht total viel.
Alhambrana

Paka

Vielen lieben Dank @Jen @Alana @Cooky!!
Das Buch ist in derselben Verlagsgruppe erschienen und unsere Lektorin hat das mit dem Hörbuch angeleiert. Ich wäre jetzt davon ausgegangen, dass der Vorschuss komplett uns gehört... ist ja sehr spannend!
Vielen Dank auf jeden Fall für die Einschätzung. Dann werden wir mal schauen, ob wir da noch ein kleines Bisschen mehr aushandeln können.
Gerade eine Liste der acht am häufigsten aus US-Bibliotheken verbannten Bücher gesehen. Fünf davon stehen in meinem Regal. 👍🏻😇

Alana

#8
@Paka Das kann theoretisch auch sein, wenn die Nachricht von der Lektorin kam und sie dir das in die E-Mail geschrieben hat. Dann hat sie vielleicht den Verlagsanteil schon abgezogen, dann würde der Vorschuss auch eher zu einem so tollen Longseller wie eurem Buch passen. Da noch mal genau nachzufragen, kann aber in jedem Fall nicht schaden. Und ich würde auf jeden Fall auch versuchen, auf die 25% vom Nettoerlös zu kommen. Eventuell könnte man auch eine streaming- und verkaufsgrenze ausmachen, ab der es höhere Prozente gibt. Solche Staffeln sind zumindest im Printbuchbereich üblich.

Als Strategie könnte man auch versuchen, entweder die Prozente oder den Vorschuss so zu akzeptieren, aber unter der Bedingung, dass das jeweils andere angehoben wird.
Alhambrana