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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Zit

#14820
@Ryadne
Ich finde die Frage seltsam, weil ich dem Autor-Sein keine "tiefere, spirituelle, selbsterkannte, überhöhte" Bedeutung beimesse. Ich schreibe, also bin ich. Punkt. ;D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Toni

Zitat von: Zitkalasa am 09. Januar 2014, 22:31:01
Ich schreibe, also bin ich. Punkt. ;D
Das ist gut. ;D

Ich hatte eines dieser Erlebnisse der Kategorie: "Hey, das war meine Idee!" :seufz:
Da stöbere ich auf Amazon durch die Bücher, klicke irgendeine Dystopie an, lese den Klappentext und denke mir: "Hä, das kommt mir so bekannt vor?" Ja, natürlich kam es mir das, es war nämlich meine Idee! Haargenau dieselbe Idee, wie ich sie vor bestimmt 5-6 Jahren hatte. Es war wirklich erschreckend, WIE ähnlich sich das Ganze war, man hätte quasi einfach die Namen austauschen können...
Ich hätte diese Idee wahrscheinlich nicht (mehr) verwendet, weil sie mir heute ein bisschen klischeehaft vorkommt, also ist es nicht schlimm, aber es war trotzdem irgendwie... unschön.
Jetzt verstärkt sich wieder diese Horrovorstellung in mir, dass ich eines Tages im Laden ein Buch umdrehe und lese, was ich gerade schreibe. :gähn: ;D

Ryadne

@Zitkala
Hihi, das käme jedenfalls schön knackig rüber. ;)

@Toni
Kennst du den Thread hier schon? Der dürfte dir dann gefallen. Ich hatte solche Momente auch schon... einmal zum Beispiel bei einem Roman von Jenny Mai-Nuyen. Hat mich so geschockt, dass ich das Projekt dann nicht weiterverfolgt habe. ::)
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4415.0.html

Klecks

@Toni: Ich habe dieselbe Panik. Deshalb stöbere ich nicht mehr durch das Bücherangebot im Internet, weil ich dieses Gefühl, auf meine Ideen zu stoßen, einfach furchtbar fand und mir das nicht mehr antun wollte. In Bücherläden bin ich meistens auch sehr wachsam.  :hatschi:

@Ryadne: Das ist in der Tat eine schwere Frage. Im Prinzip heißt Autor sein, dass man schreibt, aber das ist eine trockene Tatsache. Die emotionale Ebene wäre dabei völlig außer Acht gelassen, und die ist so wichtig.  :hmmm:

Anj

@Söfchen: Das ist schwierig pauschal zu beantworten. An meinem ersten Projekt habe ich 4 Jahre gewerkelt, allerdings hatte ich es zwischendurch auch einfach auf Eis gelegt. Mir hat der Abstand in den Phasen immer sehr gut getan, ich bin aber auch immer irgendwann wieder bei ihm gelandet. Ich weiß ja jetzt nicht, was du für Pläne damit hast, aber vielleicht macht es Sinn, den Druck da raus zu nehmen und einem anderen Projekt Priorität einzuräumen und nur, wenn dir wirklich danach ist, das Problem-Projekt wieder in die Hand zu nehmen. Und dann würde ein teilweiser oder kompletter Neustart vermutlich Sinn machen. Ich habe bei meiner Sina beispielsweise auch immer wieder die Passagen gelöscht, die ich einfach nicht hinbekommen habe. Meist in der Hoffnung, die guten Passagen dazwischen noch zu nutzen, was aber nie passiert ist, weil die Geschichte sich neu entwickelt hat. Allerdings bin ich auch keine Plotterin, sodass ich nur ein sehr grobes Gerüst habe. Ich weiß nicht, ob das bei Plottern auch klappt. Solange man keine Abgabetermine einzuhalten hat, kann man sich den Luxus doch erlauben, auch mal Pause vom Projekt zu machen. Manche Dinge brauchen länger um zu reifen und manchmal braucht man Abstand, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Wenn beim Reiten oder einer Kata etwas gar nicht funktioniert, mache ich auch meist erstmal was anderes und versuche es später noch mal. Und meist klappt es dann besser.


Zum Thema Kategorie "Das war meine Idee" hab ich auch etwas beizusteuern. Meine erste großartige Idee in meinem Hauptprojekt war eine energetische Verbindung zwischen 3 Figuren. Einige Tage später lese ich die Anita Blake Reihe weiter und tadaa: Ich lese meine Idee.
Im nächsten Band hatte ich die grandiose Idee, dass meine Werwölfe sich zu Neumond nicht wandeln können und dann sehe ich zufällig eine Folge der Teenwolf Serie und dort sind die Werwölfe zu Neumond menschlich. Im zweiten Fall hat mich das echt geärgert, weil ich schon so viele Werwolfgeschichten gelesen habe, aber den konsequenten Schluss von Vollmond=besonders stark zu Neumond=schwach noch nirgends umgesetzt gesehen hatte.
Aber seitdem habe ich mich von der Vorstellung verabschiedet, man könne etwas Neues entwickeln. Im Zweifel hat man die entsprechende Veröffentlichung bloß noch nicht entdeckt. Und wenn es mal wirklich keine Veröffentlichung gibt, liegen sicher irgendwo Geschichten mit diesen Ideen in den Schubladen.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Christopher

Die Welt ist so alt... welche Idee ist noch wirklich "neu" ? Da Vinci hatte schon Ideen mit Fallschirmen, Hubschraubern etc. Die er einfach nicht umgesetzt hat/umsetzen konnte. Hat das jemanden davon abgehalten das später zu tun? Nein.
Gab es vor Twilight noch keine Vampirromanzen? Klar gab es die. Gab es danach auch welche? Klar gab es die. War das schlimm? Nein und nein.

Gerade so Grundkonzepte (wie die Werwolfgeschichte) sind völlig in Ordnung. Dass zwei Leute auf den selben Gedanken kommen, zeigt für mich höchstens, dass dr Gedanke Sinn macht und plausibel ist. Nicht dass zwingend der eine vom anderen "geklaut" hat.

Sofern nicht kackfrech quasi die gesamte Story übernommen wird (mit leichten Umstellungen o.ä.) werfe ich da niemandem was vor. Ansonsten dürfte man alle Leute die heutzutage was mit Orks schreiben Klauerei bei Tolkien vorwerfen und müsste alle an den Pranger stellen.  ::)
Be brave, dont tryhard.

Judith

Anjana, diese Parallelen klingen für mich allgemein genug, dass ich darin kein großes Problem sehen würde.

Worüber ich einfach nicht hinweggekomme, das ist, dass sich ein wesentlicher Plottwist meiner Göttersteine, den ich schon vor zig Jahren so geplant habe, praktisch genauso in Martins "A Dance with Dragons" findet. Es wäre möglich, dass er sich noch anders auflöst, aber das bezweifle ich. (Spoiler: Wenn sich Aegon als falsch entpuppt, dann habe ich eine haargenaue Parallele. Wenn er echt ist, wäre es nicht so schlimm - aber das bezweifle ich sehr stark.:seufz:

gbwolf

Oh Mann ... zum Endspurt meines Jugendromans hin merke ich, wie einfach die Welt noch war, als der Held am Schluss den Bösen enthauptet hat und dann - noch mit dem Kopf in der Hand - die glückselige Prinzessin in seine Arme gezogen und einfach geküsst hat.
Heutzutage macht er der Prinzessin eine Szene, sie sollte sich endlich mal entscheiden und aufhören, mit seinen Gefühlen zu spielen.  :d'oh:

Pygmalion

#14828
@Söfchen: Ich kann dich beruhigen, an meinem erst vor kurzem fertig gestellten Roman habe ich ingesamt 2-3 Jahre gearbeitet, wobei da aber auch mal ein Jahr Pause dazwischen lag. Ich habe einfach immer aufgegeben, wenn eine Stelle kam, die mir nicht vernünftig in die Tasten kam... bis ich mir irgendwann dachte: Ey, jetzt hast du hier schon soviel geschrieben, mach es fertig! Dann ging es recht fix...Problematisch war bei mir auch, dass ich vorher keinerlei Plan hatte, wie das ganze ablaufen soll, zumindest nicht außerhalb meines Kopfes. Ich denke, wenn man sich erstmal grob skizziert, wo das ganze hin führen soll, kann man auch zielgerichteter arbeiten und doch noch fertig werden :=)

Zu dem "meine Idee" Thema: Habe ich auch erlebt. Da habe ich die in meinen Augen grandiose Idee, dass die Vampirinnen ein Bordell betreiben, um da problemlos und bequem an Blut zu kommen und ein paar Wochen später spiele ich "The witcher", wo es genau so  ein Bordell gibt O_o.
Ich denke auch, dass es schwer ist, wirklich noch etwas völlig neues zu erfinden, das die Leute begeistert... meistens ist es ja die Herangehensweise an ein bekanntes Thema, das dann modifiziert und um andere Versatzstücke ergänzt wird, bis es etwas eigenes ist. Das was wir schreiben ist eben die Summe unserer Erfahrungen und Kenntnisse...
Tribute von Panem ist z.B. so stark an das japanische Buch/Film "Battle Royal" angelehnt, dass man fast von einem Plagiat (zumindest bei der Grundidee, der Stil soll sehr verschieden sein) sprechen könnte... die "Vorlage" kennt hier bei uns nur einfach sogut wie niemand. Es ist aber schon davon auszugehen, dass Collins Battle Royale kannte, wenn man sich mal die Inhaltsbeschreibungen beider Bücher durchliest...


Ich sitze übrigens grade an der Überarbeitung des eben erwähnten Romans... ich hätte mir keine 3 Jahre Zeit lassen sollen, die ersten Kapitel sind ganz furchtbar und die Überarbeitung dauert ewig :D

Christopher

Zitat von: Pygmalion am 10. Januar 2014, 11:06:36
Ich sitze übrigens grade an der Überarbeitung des eben erwähnten Romans... ich hätte mir keine 3 Jahre Zeit lassen sollen, die ersten Kapitel sind ganz furchtbar und die Überarbeitung dauert ewig :D

Da sagst du was... Ich muss noch die letzten Kapitel im 2. Storystrang schreiben dann bin ich auch "fertig". Danach muss ich mich ans Überarbeiten setzen, was eher auf ein neuschreiben hinauslaufen wird... Die sind immerhin nun schon 6 Jahre alt und nicht mehr ganz zeitgemäß  :gähn:
Be brave, dont tryhard.

Anj

@Judith: Als Plagiat habe ich das auch nie empfunden, vor allem, weil mir die Idee ja wirklich selbst kam. Es war eher diese Enttäuschung, wenn man denkt "Wow, ich hab da DIE neue Idee" und dann liest man so kurz drauf, dass es eben doch keine neue Idee ist.
Und in meinem Fall sind die Ausarbeitungen völlig anders. Mag sein, dass der eine oder andere denkt, ich hätte mir dort die Inspirationen geholt, aber das kann man nun mal nicht ändern.

Aber wenn es um einen richtigen Plottwist geht, ist das schon sehr ärgerlich.

"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

HauntingWitch

Zitat von: Nadine am 10. Januar 2014, 10:44:16
Oh Mann ... zum Endspurt meines Jugendromans hin merke ich, wie einfach die Welt noch war, als der Held am Schluss den Bösen enthauptet hat und dann - noch mit dem Kopf in der Hand - die glückselige Prinzessin in seine Arme gezogen und einfach geküsst hat.
Heutzutage macht er der Prinzessin eine Szene, sie sollte sich endlich mal entscheiden und aufhören, mit seinen Gefühlen zu spielen.  :d'oh:

Da sagst du etwas. Aber auch erstere können leicht eindimensional und abgedroschen wirken. Und letzteres kann man wiederum sicher auch ganz interessant gestalten... Ich denke, das richtige Mittelmass zu finden, ist das Schwierigste daran.

Das Ideenproblem kenne ich auch, da fühlt man sich super-originell und dann hat irgendsoein Typ das ebenfalls getan und ist auch noch früher veröffentlicht worden. Bockmist. Aber die eigene Idee deswegen fallen lassen finde ich auch nicht richtig, man schreibt das ja schliesslich, weil man (zumindest am Anfang) überzeugt davon ist.

ZitatIch sitze übrigens grade an der Überarbeitung des eben erwähnten Romans... ich hätte mir keine 3 Jahre Zeit lassen sollen, die ersten Kapitel sind ganz furchtbar und die Überarbeitung dauert ewig

So ging es mir vor zwei Wochen. Schon interessant, wie sehr und wie schnell sich die eigene Wahrnehmung teilweise verändert.

Toni

Zu den Ideen: Natürlich: Neu geht nicht! Damit habe ich mit schon lange abgefunden. Man wird jedes Versatzstück wiederfinden, egal wie innovativ es  einem vorkommt, aber das ist eigentlich auch kein Problem. Die Kombination macht es schließlich zu einer neuen und lesenswerten Geschichte, nicht jedes einzelne Versatzstück.
Die Sache mit Battle Royale habe ich auch gehört und fand den "Skandal" der daraus gemacht wurde ziemlich übertrieben.
Aber ist ein Unterschied ob es sich um Versatzstücke handelt oder um die gesamte Grundidee! Die gibt ja quasi einen großen Teil des Plots her. In meinem Fall hätte es wirklich fast gereicht die Namen auszutauschen und das fand ich schon krass.
Die andere Sache ist, wie neu das Buch mit gleicher Idee ist. Ist es 30 Jahre alt finde ich es weniger schlimm, als wenn das Buch quasi frisch auf dem Ladentisch liegt.

Söfchen

Danke für Eure Antworten! Beruhigt mich, dass es vielen ähnlich geht.
Im Prinzip habe ich jetzt auch ein Jahr mit diesem Projekt pausiert, weil ich beruflich einfach keine Zeit hatte. Ich habe auch echt das Gefühl, meine Prota ist nicht mehr so, wie sie vor fünf Jahren in meinen Kopf gestolpert ist. :hmmm: Wahrscheinlich ist ein Neuanfang wirklich eine gute Idee, zumal ich auch schon sehr viel geschrieben habe und einiges an Arbeit darin steckt.
Gestern habe ich mir ihren Charakterentwurf durchgelesen und da tauchten Sachen auf, an die ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte.  :o Vielleicht lässt sich daraus wirklich was Neues kreieren?!

Einen groben Plan habe ich, aber den habe ich einfach so runtergeschrieben und er gefällt mir nicht (mehr). Beim Schreiben habe ich mich dann sehr davon entfernt. Tja, und jetzt weiß ich gar nicht wohin die Reise eigentlich gehen soll.

Ich werde wohl alle Charaktere nochmal genau ausarbeiten und dann schauen wir mal, was die so veranstalten wollen! ;D

Zu den Ideenproblem: Ich hatte das bisher noch nicht. Aber ich muss da spontan an das kollektive Gedächtnis denken oder daran, dass ja alle Teilchen miteinander verschränkt sein sollen und Informationen austauschen. ;D Ärgerlich ist das auf jeden Fall. Aber irgendwie auch nicht verwunderlich. Es gibt soooo viele Bücher und gute Ideen. Da irgendwie was ganz Neues zu entwickeln, finde ich verdammt schwer bis fast unmöglich.

Coppelia

Also ich weiß ja nicht. Irgendwie bin ich so unmotiviert. Dabei hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet, endlich an dieser Stelle der Geschichte anzukommen. Und jetzt fühle ich mich, als hätte ich Watte im Kopf und bin viel zu faul, mich darauf zu konzentrieren, alles Notwendige zu durchdenken, um die Szene zu schreiben.

*jammer*

Mit Ideen, die andere Leute angeblich schon vor mir hatten, habe ich mir früher auch immer das Herz schwer gemacht. Aber inzwischen finde ich, dass so etwas wirklich egal ist. Nicht die Ideen, sondern die Umsetzung machen eine Geschichte einzigartig.