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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Tinnue

Im Notfall: Gib ihm ein Glas Wein, einen Notizblock, streich ihm einmal zärtlich über den Kopf udn verweise ihn auf den Sessel in der Ecke. Dann kann er mal schön seine Wünsche aufschreiben ...  :hmmm:

HauntingWitch

Ne, über den Kopf streicheln lieber nicht, da habe ich Angst vor der Reaktion...  ;D

Assantora

@ Witch
ZitatWas? Was habe ich getan, komme ich jetzt ins Gefängnis?
Nein, keine Sorge, du hast nur dafür gesorgt, dass ich zwei Tage lang was getan habe an meiner Schreiberei. Das ist gut :)

Jetzt bin ich aber wirklich vollkommen auf den NaNo eingestellt. Also es kann los gehen. Plot steht, Charas haben sich alle brav in die Requisite begeben und warten auf ihren Auftritt. Ich habe sogar ganz vernünftige Karten von Ortschaften, wo was passiert. Damit ich mich beim Schreiben nicht noch irgendwelche Begebenheiten der Städte ausdenken muss. Ich hoffe nur, ich bekomme das richtig rüber, aber inzwischen bin ich da ganz zuversichtlich :)

pink_paulchen

Puh. Also wer jemals was über Flucht schreiben möchte, der muss zwingend in Berlin Besichtigungen machen. Ich dachte, dass ich schon eine Menge wissen würde über das, was so zu DDR Zeiten an der Grenze los war. Gestern und heute war ich dann beruflich auf einer Art Sonderbetriebsausflug.
Neben einer recht hübschen Besichtigung des Reichstags gab es dann heute den Gang am Mauerdenkmal an der Bernauer Straße entlang. Da stehen eine Menge Erklärstationen und mit jeder weiteren wurde der Kloß im Hals dicker. Diese widerwärtige Seite unserer Geschichte in so nüchtern sachlichen Fakten zu lesen, während man genau an der Stelle steht, an der sie sich abgespielt hat, ist so anders als darüber zu lesen oder eine Doku zu schauen.
An einigen Stationen musste ich wirklich schlucken und weggehen, sonst hätte ich geheult. So traurige Einzelschicksale so intensiv an den Besucher gebracht. Und der "Spaziergang" gipfelte dann am Mauerdenkmal, wo man ein Stück Grenze im Originalzustand hat stehen lassen. Man kann durch die Mauerritzen sehen und auf die Todeszone, auf die Selbstschußanlage und die Wachtürme. Und nachdem meine Kollegen und ich dann nichts mehr sagten und über den Friedhof und die Fundamente der von der SED gesprengte Kirche der Versöhnung zu einem der Geisterbahnhöfe gelaufen sind, haben mich doch Tränchen ereilt.  :'(
Also weshalb ich das schreibe: die Methoden der Fluchtverhinderung, wie beispielsweise die Seilfallen für LKWs, sind so perfide - da kommt man als Schriftsteller alleine niemals drauf. Und es herrscht eine ganz eigenartige Stimmung an der Bernauer Straße, die ich gar nicht in Worte fassen kann - irgendwas zwischen Unverständnis und Abscheu.

THDuana

Die Wirklichkeit ist oftmals trauriger und grausamer, als jede Geschichte , pink_paulchen. :-\

Ich komme mir gerade ziemlich blöd vor, jetzt über etwas anderes zu posten und weiß gar nicht, ob es überhaupt eine Rolle spielt, dass ich meine Geschichte eigentlich auf Englisch schreiben wollte und nun doch auf Deutsch wechseln musste, weil es sich für die Geschichte besser angefühlt hat. Irgendwie erscheint das nach deinem Post so ... hm.

pink_paulchen

Nein, nein - das ist der Quasselthread. Ich wollte nur kurz eine Schreibanregung rein geben, die ja irgendwie in Links nichts verloren hat. Das es mich so emotional in den Post gerissen hat, sollte euch nicht ausbremsen! ;)
Ich finde es immer schwierig in einer Fremdsprache - egal wie gut man sie spricht - auch zu fühlen. Darum kann ich gut nachempfinden, wenn man für etwas wie kreatives Schreiben lieber in der Heimat bleibt!

THDuana

Warum ich mich eigentlich für Englisch entschieden habe ist, dass ich viel mehr mit Englisch täglich zu tun habe, als mit Deutsch. Und es zu der Geschichte irgendwie passen würde, sie auf Englisch zu schreiben, weil sich einiges darin auf Kulturunterschiede zwischen Amerika und Großbritannien bzw. englischsprachigen und anders sprachigen Ländern bezieht. Aber vielleicht kann ich das so auch herausarbeiten. ;)

Auf Deutsch schreibe ich einfach auch schneller und ich denke, auf Englisch habe ich noch nicht meinen Stil gefunden. Aber wie soll ich das auch, wenn ich keine Geschichte auf Englisch schreibe? ::)

HauntingWitch

@Paulchen: Danke für den Bericht, klingt sehr interessant. Aber leider auch schrecklich. Ich habe nur einmal eine Doku über diesen Todesstreifen gesehen, da weiss man nicht mehr, was man denken soll.

@Duana: Warum versuchst du dich nicht erst einmal an einer oder mehreren Kurzgeschichten auf Englisch? Dann könntest du deinen Stil finden und danach den Roman in Angriff nehmen.

Kennt ihr das, wenn ihr euer Manuskript überarbeitet und das Gefühl habt, dass das meiste davon einfach für die Tonne ist? Den Anfang habe ich vor ca. eineinhalb Jahren geschrieben und seitdem habe ich enorm viele Entwicklungsschritte hinter mich gebracht. Ich habe in diesem Jahr einen anderen Roman fertiggestellt, mit Kurzgeschichten Dinge ausprobiert, an die ich zuvor gar nie gedacht hatte und gelernt, dass es doch ganz gut ist, einen Werkzeugkasten zu haben (den ich dann auch gleich angefangen habe zu befüllen). Mit all diesem neuen Wissen jetzt erscheinen mir manche dieser "alten" Passagen so schlecht.

Das Positive ist, einige wenige gefallen mir aber immer noch.  :) Jedenfalls habe ich das Gefühl, ich bin nur am Streichen und Umschreiben, ich weiss gar nicht, ob ich am Ende noch genug Seiten für einen Roman haben werde. Wahrscheinlich wird die zweite Überarbeitung nochmal ein Mammut.  ::)

THDuana

Zitat von: HauntingWitch am 05. November 2013, 08:12:43
@Duana: Warum versuchst du dich nicht erst einmal an einer oder mehreren Kurzgeschichten auf Englisch? Dann könntest du deinen Stil finden und danach den Roman in Angriff nehmen.
Bei Kurzgeschichten habe ich dasselbe Problem, dass ich nicht über eine Seite hinauskomme. Und was ich gerade schreibe, hatte ich eigentlich als Novelle angedacht, aber es scheint sich zu etwas Längerem zu entwickeln.

Dass einem Altes nicht mehr gefällt, nachdem man viel dazu gelernt hat, kenne ich. Und das ist auch gut so. Denn dann weiß man, dass man wirklich einen Fortschritt gemacht hat. Die Überarbeitung kann da natürlich zu einem Großprojekt werden bzw. vielleicht schreibst du den Roman zum Großteil neu. Aber wenn dir die Idee der Geschichte immer noch gefällt, lohnt sich das sicher. :)

HauntingWitch

Zitat von: Duana am 05. November 2013, 08:33:53
Dass einem Altes nicht mehr gefällt, nachdem man viel dazu gelernt hat, kenne ich. Und das ist auch gut so. Denn dann weiß man, dass man wirklich einen Fortschritt gemacht hat.

Hm, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Dann hoffe ich, dass es ein guter Fortschritt ist. Ja, ich schätze etwa die erste Hälfte bis die ersten zwei Drittel muss ich weitestgehend umkrempeln. Beim Rest muss ich dann nur noch die Sprache anpassen, da ist der Inhalt dann wenigstens wieder kongruent. Lohnen wird es sich, ich hänge seit sechs Jahren an dem Ding (wobei so ein richtiger Roman ist es erst seit ungefähr 3einhalb, 4 Jahren). Es wird perfekt, ich höre nicht auf, bis es perfekt ist.  ;)

zDatze

Da man mit jedem Satz, den man schreibt/korrigiert/liest, etwas dazulernt, könnte das mit dem perfekten Roman eine Endlosschleife werden. In der du ganz sicher nicht alleine hängst. (*unauffällig wink*) ;D

Dogtales

Zitat von: HauntingWitch am 05. November 2013, 08:12:43
Kennt ihr das, wenn ihr euer Manuskript überarbeitet und das Gefühl habt, dass das meiste davon einfach für die Tonne ist? Den Anfang habe ich vor ca. eineinhalb Jahren geschrieben und seitdem habe ich enorm viele Entwicklungsschritte hinter mich gebracht.

Das kenne ich leider nur zu gut, nicht nur bei der Überarbeitung.
Bevor ich den Tintenzirkel kannte, habe ich mehr oder weniger im Irrglauben gelebt, dass man durch reines Schreiben auch an Erfahrung gewinnt und besser wird. Danach habe ich gelernt, dass durchaus theoretisches Wissen eine sehr solide Grundlage bilden kann (und sollte). Seit ein paar Monaten habe ich dann gar nicht mehr geschrieben. Weil ich ein wenig Abstand brauchte, weil ich nicht wusste (und noch nicht so recht weiß), wohin ich eigentlich will. Und ich habe dabei festgestellt, dass mein Roman, der eigentlich fast fertig ist, auch eigentlich ziemlich schlecht ist, gemessen an dem, was ich bereits alles gelernt habe. Und deshalb, jetzt, wo ich bald wieder anfangen werde zu schreiben, werde ich den Roman komplett auf Eis legen und vielleicht, wenn er sich benimmt, ihn irgendwann einmal wieder hervorholen und mich dann, in weiter Zukunft, wieder mit ihm auseinandersetzen. Denn im Prinzip ist er ein Herzensprojekt und ich kann und will ihn nicht komplett begraben.

HauntingWitch

@zDatze: Ja, das habe ich auch irgendwo schon einmal gehört.  :hmmm: Wo war das letztens, ich glaube in dem Artikel von Zoe Beck, da stand in etwa: "Ein Roman ist nie fertig, aber irgendwann muss man damit fertig sein." Das fand ich irgendwie ganz witzig, weil es mir bei meinem Erstling schon so gegangen ist. Nur, dass ich an meinem jetzigen ein kleines bisschen mehr hänge.

@Dogtales: Ganz genau das. Ich dachte früher auch immer, komm, einfach drauflos schreiben, viel lesen, dann kommt das schon. Seit ich in diesem wunderbaren Forum hier bin, überdenke ich diese Ansicht immer wieder. Ich bin immer noch kein Fan dogmatischen Befolgens von Regeln, aber dass es Tricks und Kniffs gibt, die den Text besser machen, sehe ich mittlerweile auch so.

Hinzu kommt noch, dass ich kürzlich über einen Autor gelesen habe (weiss jetzt gerade leider nicht mehr, wer das war, klassische Literatur aber), der sich offenbar bei jedem Satz überlegt hat, ob denn das sprachlich auch genau das widerspiegelt, was er mit dem Inhalt vermitteln will. Der hat mich dann wohl angesteckt. Ich bin soo langsam. Einerseits ist das irgendwie amüsant, andererseits macht es einen fast verrückt.

Franziska

Wieso habe ich eigentlich schon wieder einen Roman geschrieben, für den es exakt null Verlage gibt und wieso recherchiere ich eigentlich so viel für diesen Roman?  ::)
Autoren sind schon seltsam oder?
Mir geht es auch oft so, dass ich ältere Texte von mir grauenhaft finde. Schön wäre allerdings, wenn ich meine aktuellen Romane besser finden würde.

Pintana

Zitat von: Franziska am 05. November 2013, 16:51:04
Wieso habe ich eigentlich schon wieder einen Roman geschrieben, für den es exakt null Verlage gibt und wieso recherchiere ich eigentlich so viel für diesen Roman?  ::)

Über was schreibst du denn und warum glaubst du, dass es niemand verlegen will? Oder anders gefragt: Warum ist
es dir so wichtig, dass der Roman verlegt wird? Reicht es nicht für's Erste, dass es dir Spaß macht?