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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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jokergirl

Hmm, was will ich denn jetzt tun... den Vorstellungsbrief an die neuen Kollegen prokrastrinieren, das ist klar, aber was sonst? Einhörner-Geschichte übersetzen? (Wieso übersetzen, fragt die innere Kritikerin, das ist doch sinnlos, kannst du nicht was neues lustiges schreiben stattdessen?) An der doofen Idee weiterarbeiten, die du zu nichts gebrauchen kannst? Nano planen? Hmm... die Qual der Wahl...

Lothen

Also ich finde, das klingt alles sehr fein, Jokergirl!

Ich habe das Prokrastinieren gerade auf ein neues Level gebracht und mal nachgezählt, wie viele Charaktere mit Namen und/oder Sprechrollen in den drei Bänden meiner Low-Fantasy-Reihe umgekommen sind. Ich komme immerhin auf 51. Das ist gar nicht mal so schlecht. :rofl:

Valkyrie Tina

Zitat von: Jokergirl am 17. September 2015, 11:12:05
Hmm, was will ich denn jetzt tun... den Vorstellungsbrief an die neuen Kollegen prokrastrinieren, das ist klar, aber was sonst? Einhörner-Geschichte übersetzen? (Wieso übersetzen, fragt die innere Kritikerin, das ist doch sinnlos, kannst du nicht was neues lustiges schreiben stattdessen?) An der doofen Idee weiterarbeiten, die du zu nichts gebrauchen kannst? Nano planen? Hmm... die Qual der Wahl...

Du könntest Mittagspause machen und dich mit einer lieben Freundin treffen?  ;D
Oder reicht die Zeit nicht für rüberkommen?

jokergirl


Fianna

Zitat von: Lothen am 29. August 2015, 20:53:31
Ich hab heute einen spannenden Recherchetag hinter mir und bin froh, dass ich das endlich gemacht habe. :vibes: Ich schreibe zwar "nur" Low Fantasy, keine Historie, aber gerade beim Bereich Kriegsführung und Gesellschaftsordnung kann man doch noch so einiges aus der Geschichte lernen.
Das war eine Zeitlang in der Autorengruppe von mir und @Jen mein Standardspruch zum Weltenbauen: Man kann nichts erfinden, irgendwann ist irgendwo alles schonmal da gewesen. Oder ich vergleiche Weltenbauen mit einem Uhrwerk, wo sich alles gegenseitig beeinflusst und ineinander greift.

Ich hab schon seit längerem einen Weltenbaukasten, in dem ich singuläre historische Fakten, Problemlösungen oder Erfindungen nach Schlagworten sortiert festhalte. Oder mir noch vornehme, es nachzutragen. Geschichte ist toll, und hilft einem so sehr beim Weltenbau  :vibes: Ich finde, ich habe im Archäologie-/Geschichtsstudium mehr gelernt vom Weltenbau als aus allem anderen, weil man ein Gefühl dafür bekommt, wie Gesellschaften funktionieren, welche Zahnräder ineinandergreifen, was sich gegenseitig beeinflusst, was Sand im Getriebe ist oder wie man "unlogische" Elemente auf konsistent erscheinende Weise begründen/einfügen kann...

Trippelschritt

Weltenbau ist nicht beliebig. Eine Welt folgt bestimmten Regeln, die der Autor setzt. Und wenn eine Welt plausibel und auch noch überzeugend sein soll, dann muss man auch schon mal recherchieren. Ich halte so ein Vorgehen für professionelles Arbeiten.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fianna

Zitat von: Trippelschritt am 17. September 2015, 16:02:33
Eine Welt folgt bestimmten Regeln, die der Autor setzt.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Ein Autor kann alle möglichen Regeln setzen, die sich einander widersprechen oder in ihrer Konsequenz einfach kein realistisches Ganzes ergeben.
Regeln setzen ist kein Allheilmittel, da das schnell zu Unlogik, Inkonsistenzen und Sackgassen führen kann (der Autor plant bestimmte, aus diesen Regeln extrapolierte Fakten rein, die innerhalb einer solchen Welt aber einfach nicht nachvollziehbar/realistisch sind).

Der Autor setzt einige bestimmte Fakten fest - und diese Fakten bestimmen direkt eine Vielzahl anderer Fakten. Wenn ein Autor hingegen nicht aus diesen zuerst festgesetzten Fakten eine logische Abfolge (Bedingung für die Existenz dieser Fakten, was ergibt sich als Konsequenz weiterhin logisch aus diesem Gerüst?) erstellt, sondern diese anderen Fakten einfach frei ins Blaue erfindet, kann die Welt oder das Land inkonsistent und unlogisch sein.

Mithras

Genau deshalb orientiere ich mich bei meiner Welt stark an unserer Erde. Es ist einfach... einfacherer, sich an bereits etablierten Regeln zu orientieren, anstatt etwas grundlegend Neues erfinden zu müssen. Ich habe z. B. Probleme damit, wenn Autoren die Plattentektonik, die Klimazonen oder die Grundlagen der Kulturentwicklung völlig ignorieren und im Zweifelsfall alles auf die Magie schieben. Natürlich können Welten anders funktionieren als die unsere, aber dann sollte man verstehen und erlären können, wo die Unterschiede liegen und welche Folgen das nach sich zieht. Ich habe ja schon seit Ewigkeiten die Idee, eine Fantasywelt zu erschaffen, bei der es sich um den Mond eines Gasriesen handelt, der um eine Zwillingssonne kreist, aber das traue ich mir ehrlich gesagt einfach nicht zu. Aber als angehender Naturwissenschaftler bin ich da vielleicht auch zu perfektionistisch...

Lothen

Zitat von: Fianna am 17. September 2015, 15:18:37Ich hab schon seit längerem einen Weltenbaukasten, in dem ich singuläre historische Fakten, Problemlösungen oder Erfindungen nach Schlagworten sortiert festhalte. Oder mir noch vornehme, es nachzutragen. Geschichte ist toll, und hilft einem so sehr beim Weltenbau  :vibes: Ich finde, ich habe im Archäologie-/Geschichtsstudium mehr gelernt vom Weltenbau als aus allem anderen, weil man ein Gefühl dafür bekommt, wie Gesellschaften funktionieren, welche Zahnräder ineinandergreifen, was sich gegenseitig beeinflusst, was Sand im Getriebe ist oder wie man "unlogische" Elemente auf konsistent erscheinende Weise begründen/einfügen kann...
Das glaube ich dir sofort. Einen solchen Baukasten versuche ich mir jetzt auch mal anzulegen, allerdings bleibt mir neben Arbeit, Schreiben und lesen immer nur bedingt Zeit für ausführliche Recherche. Deswegen könnte ich mir auch nicht vorstellen, einen historischen Roman zu schreiben - bewundere aber alle, die das tun.

Zitat von: Fianna am 17. September 2015, 16:53:43
Der Autor setzt einige bestimmte Fakten fest - und diese Fakten bestimmen direkt eine Vielzahl anderer Fakten. Wenn ein Autor hingegen nicht aus diesen zuerst festgesetzten Fakten eine logische Abfolge (Bedingung für die Existenz dieser Fakten, was ergibt sich als Konsequenz weiterhin logisch aus diesem Gerüst?) erstellt, sondern diese anderen Fakten einfach frei ins Blaue erfindet, kann die Welt oder das Land inkonsistent und unlogisch sein.
Wobei Inkonsistenzen ja durchaus realistisch sein können, wenn sie sich erklären lassen. ;)

Ich glaube, den ganzen komplexen Aparat einer eigenen Welt kann man als Autor gar nicht in ein Werk fassen. Man gibt einen gewissen Rahmen vor, den man mit ein paar Details ausschmückt, aber wenn man sich zu sehr in einzelnen Facetten verliert, leidet, denke ich, der Plot darunter, sofern er nicht speziell darauf zugeschnitten ist. Es gibt so vieles, das man berücksichtigen müsste, und ich wage zu bezweifeln, dass das möglich ist.

Zitat von: MithrasGenau deshalb orientiere ich mich bei meiner Welt stark an unserer Erde.
So hab ich das eigentlich auch immer gehalten - und dann kam ein Beta-Leser und meinte, das sei alles geklaut und unoriginell.  ::) Man kann's halt nicht allen rechtmachen.

Fianna

Ich halte mich beim Weltenbau klimatisch und geologisch an irdische Prinzipien, sehe aber nicht ein, politische, militärische, gesellschaftliche und soziale Verhältnisse 1:1 zu übernehmen.
Das begrenzt mich zu sehr.
Ich finde es toll, Gesellschaftsmodelle usw selbst zu erfinden. Ausserdem entwickel ich das parallel zum Plot, das geht wie von selbst.


Und nochmal zu Plattentektonik, Klima, Ebbe usw; zu welchem Zeitpunkt haben Menschen das negriffen oder naturwissenschaftlich erforscht? Technologisch liegt das relativchronologisch gesehen vor dem Zeitpunkt meiner Handlung (wei entsprechende Wissenschaften/Technologien nicht existieren), also sehe ich mich nicht bemüßigt, den Leser über so etwas aufzuklären.
Ich schreibe personal, meine Personen haben von so etwas keine Kenntnis, also wird es nicht erwähnt.
Wer sich in diesen Naturwissenschaften auskennt, stellt fest, dass ich entsprechende irdische Gesetzmässigkeiten berücksichtige, aber erwähnt wird es nicht.

Ich finde, mit einem zu stark abweichenden Umfeld, was diese Grundgegebenheiten betrifft, verwirrt man den Leser zu sehr.
Ausserdem habe ich festgestellt, dass entweder der "naturwissenschaftliche Unterbau" oder das gesellschaftlich-politisch-soziale an einer Geschichte komplex und ungewöhnlich erdacht sind.
Da halte ich mich lieber an Letzteres als eine ungewöhnliche Welt komplett neu zu erfinden und so ein 0815-Feudalsystem zu machen.

Alles komplett neu erfinden und auch soviel davon zeigen, dass der Naturwissenschaftler die fremde Logik begreift, überfrachtet den Leser in meinen Augen.

Norrive

Zitat von: Mithras am 17. September 2015, 17:26:23
Aber als angehender Naturwissenschaftler bin ich da vielleicht auch zu perfektionistisch...
Also, ich, als ebenfalls angehende Naturwissenschaftlerin, habe da ehrlich gesagt weniger Probleme.
Da man gerade in der Naturwissenschaft eben mit Modellen arbeitet, die die Wahrheit bestenfalls halbwegs genau beschreiben, kann man durchaus fast alles mit Magie erklären. Letzten Endes kann nämlich niemand den Einfluss einer so unvorhersehbaren Kraft vorraussagen, ob in unserer Welt, oder komplett neuen Welten.

Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube du vernachlässigst beim Thema Fantasy ein bisschen den Kern der Sache. Die Fantasie eben. Solange der Weltenbau in sich schlüssig ist, kann ein Autor meiner Meinung nach so viel ignorieren, wie er will.

Und, realistisch betrachtet, wie viele Leser interessiert das denn auch in derartigem Detail, wenn die Welt in sich funktioniert? Und, wie viele davon haben auch noch das nötige Hintergrundwissen, um da fundiert kritisieren zu können? Wenn ich Bücher lese, möchte ich unterhalten werden, und das funktioniert (mit Ausnahme wirklich grober Logik-Fehler) doch meistens auch so, wie Lothen das so schön zusammengefasst hat.

Zitat von: Lothen am 17. September 2015, 17:53:34
Ich glaube, den ganzen komplexen Aparat einer eigenen Welt kann man als Autor gar nicht in ein Werk fassen. Man gibt einen gewissen Rahmen vor, den man mit ein paar Details ausschmückt, aber wenn man sich zu sehr in einzelnen Facetten verliert, leidet, denke ich, der Plot darunter, sofern er nicht speziell darauf zugeschnitten ist. Es gibt so vieles, das man berücksichtigen müsste, und ich wage zu bezweifeln, dass das möglich ist.

Mithras

Zitat von: Lothen am 17. September 2015, 17:53:34So hab ich das eigentlich auch immer gehalten - und dann kam ein Beta-Leser und meinte, das sei alles geklaut und unoriginell.  ::) Man kann's halt nicht allen rechtmachen.
Muss man ja auch nicht. Ich finde es auf jeden Fall nicht unkreativ, sich an der Realität zu bedienen - wenn man z. B. die reale Geschichte mit fiktiven Kulturen nachzeichnet, die viel zu gewollt anders wirken, und dann doch in dieselben Rollen gedrängt werden wie ihre Vorbilder, finde ich das deutlich unkreativer als bewusst mit Elementen aus realen Kulturen (bs hin zur Sprache) zu arbeiten, die man dann aber auf neue und ungewöhnliche Weise arrangiert. Ich mache mir bisweilen auch einen Spaß daraus, den Leser so in trügerische Sicherheit zu wiegen, weil er glaubt, alles zu kennen, und ihn dann mit völlig unerwarteten Entwicklungen und "Arrangements" zu überraschen.

Zitat von: Fianna am 17. September 2015, 18:04:09Und nochmal zu Plattentektonik, Klima, Ebbe usw; zu welchem Zeitpunkt haben Menschen das negriffen oder naturwissenschaftlich erforscht? Technologisch liegt das relativchronologisch gesehen vor dem Zeitpunkt meiner Handlung (wei entsprechende Wissenschaften/Technologien nicht existieren), also sehe ich mich nicht bemüßigt, den Leser über so etwas aufzuklären.
Ich schreibe personal, meine Personen haben von so etwas keine Kenntnis, also wird es nicht erwähnt.
Wer sich in diesen Naturwissenschaften auskennt, stellt fest, dass ich entsprechende irdische Gesetzmässigkeiten berücksichtige, aber erwähnt wird es nicht.
So handhabe ich das prinzipiell auch. Es geht mir ja nicht darum, dem Leser vorzuhalten, wie die Welt funktioniert, sondern darum, ihm ein Gefühl zu geben, dass alles durchdacht ist und seine Richtigkeit hat. Ich habe z. B. ein Buch gelesen, in dem eine Region, die klimatisch eindeutig an Mitteleuropa angelehnt war, im Norden und im Süden an Sandwüsten angrenzte, und das fand ich schon ziemlich merkwürdig.

Zitat von: Norrive am 17. September 2015, 18:11:29Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube du vernachlässigst beim Thema Fantasy ein bisschen den Kern der Sache. Die Fantasie eben. Solange der Weltenbau in sich schlüssig ist, kann ein Autor meiner Meinung nach so viel ignorieren, wie er will.
Ich habe ja auch nix anderes behauptet! ;) Ich mag es nur nicht, wenn Magie als Lückenbüßer überstrapaziert wird und alles mit den Worten abgetan wird "Ist halt Fantasy". Da soll sich der Autor doch bitte den einen oder anderen Gedanken dazu machen! Schorschs Lied von Eis und Feuer ist in dieser Hinsicht ein krasses Beispiel: Die Jahreszeiten können dort Jahre dauern, aber nur Westeros ist davon derart betroffen. An sich schon seltsam, wenn man sich die Welt als Planeten vorstellt, der um eine Sonne kreist, aber OK. Wirklich problematisch wird es für mich erst, wenn ich darüber nachdenke, was das für Flora und Fauna bedeuten müsste. Wie überlebt ein Bär bitte einen jahrelangen Winterschlaf (um mal ein ganz offensichtliches Beispiel zu nehmen)? Das ist mir einfach zu wenig durchdacht...

Siara

Zitat von: Norrive am 17. September 2015, 18:11:29
Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube du vernachlässigst beim Thema Fantasy ein bisschen den Kern der Sache. Die Fantasie eben. Solange der Weltenbau in sich schlüssig ist, kann ein Autor meiner Meinung nach so viel ignorieren, wie er will.
Stimmt. In letzter Zeit ging der Trend (so weit ich das mitbekommen habe) oft immer mehr in Richtung wissenschaftliche Magie. Komplizierte Magiesysteme, die physikalische oder andere Naturgesetze berücksichtigen wie bei Brandon Sanderson oder Rothfuss zum Beispiel. Aber das ist in meinen Augen wie gesagt nur ein Trend, keine Vorschrift. (Wobei es meinen Geschmack genau trifft).

Dass der Autor durchaus genauer wissen sollte, wie seine Welt funktioniert als der Leser und man deswegen gerne auch Details klären darf, denke ich aber trotzdem. Dann wirkt das, was im Roman tatschlich zum Tragen kommt, einfach dynamischer und echter. So zumindest mein Gefühl. Ach ja, aber dass die Regeln innerhalb einer Welt konsistent sein und sich nicht einfach nach Situation und Belieben verändern sollten, ist ja klar.

Was anderes: In den letzten Tagen hatte ich endlich wieder etwas Zeit zum Schreiben, habe es aber voll verbockt. Gerade war ich sicher, das Ganze am besten sein zu lassen, weil ich es einfach nicht kann, habe dann aber so etwa zwanzig Seiten zurückgelesen - und eine Stelle gefunden, bei der ich einfach nur dachte: "Wow. Das ist gut. Wirklich gut." Jetzt sitze ich hier mit meinem liebsten Inspirationstee (Danke an @Lothen :knuddel:) und hoffe, dass der Abend besser läuft. Ein paar mehr Wow-Stellen im Roman wären super. ;D

Edit nach Mithras' Beitrag: So extrem sehe ich es nicht. Es stimmt, wenn man so darüber nachgrübelt, ist es tatsächlich nicht leicht sinnvoll zu erklären. "Sind halt magische Bären" zieht irgendwie nicht. Obwohl es sein kann, dass in einer anderen Welt evolutionsbedingt auch die Winterruhe anders funktioniert, wer weiß. Trotzdem denke ich: Solange es nicht wirkt, als hätte der Autor die Regeln aus reiner Faulheit so gebeugt, wie er sie gerne hätte, damit die Geschichte funktioniert, stört es mich nicht.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Norrive

Zitat von: Mithras am 17. September 2015, 19:37:50
Ich habe ja auch nix anderes behauptet! ;) Ich mag es nur nicht, wenn Magie als Lückenbüßer überstrapaziert wird und alles mit den Worten abgetan wird "Ist halt Fantasy". Da soll sich der Autor doch bitte den einen oder anderen Gedanken dazu machen! Schorschs Lied von Eis und Feuer ist in dieser Hinsicht ein krasses Beispiel: Die Jahreszeiten können dort Jahre dauern, aber nur Westeros ist davon derart betroffen. An sich schon seltsam, wenn man sich die Welt als Planeten vorstellt, der um eine Sonne kreist, aber OK. Wirklich problematisch wird es für mich erst, wenn ich darüber nachdenke, was das für Flora und Fauna bedeuten müsste. Wie überlebt ein Bär bitte einen jahrelangen Winterschlaf (um mal ein ganz offensichtliches Beispiel zu nehmen)? Das ist mir einfach zu wenig durchdacht...

Naja, das meine ich mit 'in sich schlüssig'. Allerdings scheint sich andersherum die Mehrheit der Leser nicht daran zu stören bzw. ich wage zu behaupten, dass das vielen einfach nicht auffällt ;D Und, es kann ja auch eine Welt sein, die sich eben nicht um eine Sonne drehen muss, Magie sei dank. Aber da ich keine Ahnung habe, wie George Martin das konzipiert hat, höre ich an dem Punkt mal auf zu spekulieren.

Worauf ich hinaus will, ist, letztendlich, dass man die Magie eben auch vernünftig in die Naturgesetze einbinden kann(und auch muss) und sich dadurch unvorhergesehene Konsequenzen ergeben können. Auch wenn nicht unbedingt das komplizierteste/ausgeklügeltste System dahinter steckt, sind da keine Grenzen (eben auch keine physikalischen) gesetzt. Das macht Magie ja so toll und ist eigentlich der Grund, warum ich Fantasy schreibe - alles andere geht in einem SciFi-Setting ja auch mit Bioengineering, Terraforming und Robotertechnologie. Aber da wo die Wissenschaft aufhört, wird es für uns Fantasy-Schreiberlinge doch interessant.

@Siara Da hast du doch eine gute Eigenmotivation gefunden :) Schöne Stellen in den eigenen Texten zu entdecken ist etwas Tolles :)

Lothen

Zitat von: Siara am 17. September 2015, 19:43:04Stimmt. In letzter Zeit ging der Trend (so weit ich das mitbekommen habe) oft immer mehr in Richtung wissenschaftliche Magie. Komplizierte Magiesysteme, die physikalische oder andere Naturgesetze berücksichtigen wie bei Brandon Sanderson oder Rothfuss zum Beispiel. Aber das ist in meinen Augen wie gesagt nur ein Trend, keine Vorschrift. (Wobei es meinen Geschmack genau trifft).
Ich finde das auch ziemlich cool, allerdings muss ich zugeben, dass es mir auch schnell mal zu viel wird. Ich finde, man muss Magie nicht bis ins kleinste Detail erklären. Es ist immer noch Magie, auch wenn sie einen pseudo-wissenschaftlichen Ursprung hat. Solange ich eine "Dachtheorie" dazu habe, genügt es mir.

ZitatAch ja, aber dass die Regeln innerhalb einer Welt konsistent sein und sich nicht einfach nach Situation und Belieben verändern sollten, ist ja klar.
Das ist bei "allmächtiger" Magie oft ein Problem, wenn es keine klaren Regeln gibt. Harry Potter ist da so ein Beispiel. Magie kann im Grunde alles - aber halt doch nicht wirklich. Das wirkt dann schnell willkürlich. Bei HP hat es mich nie gestört, weil es ja doch in weiten Teilen ein Kinderbuch war, aber wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke ...

Ganz schwierig finde ich auch die Frage: Wie viel kann ich im Roman erklären, ohne, dass es nach nervigem Infodump aussieht? Der/die POV nimmt seine/ihre Welt ja als gegeben hin und hinterfragt sie nicht. Gerade so Alltäglichkeiten wie Kleidung, Mode, Gesellschaftsstruktur. An einigen Stellen lässt sich das sicher gut integrieren, wenn es Teil des Plots wird, aber wenn es eben nur den Rahmen vorgibt, finde ich das echt schwierig.

ZitatWas anderes: In den letzten Tagen hatte ich endlich wieder etwas Zeit zum Schreiben, habe es aber voll verbockt. Gerade war ich sicher, das Ganze am besten sein zu lassen, weil ich es einfach nicht kann, habe dann aber so etwa zwanzig Seiten zurückgelesen - und eine Stelle gefunden, bei der ich einfach nur dachte: "Wow. Das ist gut. Wirklich gut." Jetzt sitze ich hier mit meinem liebsten Inspirationstee (Danke an @Lothen :knuddel:) und hoffe, dass der Abend besser läuft. Ein paar mehr Wow-Stellen im Roman wären super. ;D
Ach Mensch, Siara. :knuddel: Ich bin mir sicher, da sind ganz, ganz viele Wow-Stellen, du hast sie nur noch nicht entdeckt. Ich glaube, das schlage ich schon zum dritten Mal vor, aber ich wiederhole das gerne noch ganz oft: Vielleicht brauchst du einfach jemanden, der dich mit der Nase draufstößt. ;)