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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Robin

Ich darf bei meinem derzeitigen Schreibprojekt feststellen, einmal mehr, dass mein Prota (der Herr im Avatar meines Profils ;D) unglaublich viele Fans hat. Es ist immer wieder sehr interessant zu erleben, wie er von so vielen angeschmachtet wird. Vor allem, weil ich nicht genau weiß, was ihn so attraktiv macht. Sind es die Narben, das "Außen Militärfreak, innen Marshmallow und besorgter Vater", oder einfach eine gewisse Reife? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht... ;D
~Work in Progress~

Judith

Also ich muss ja zugeben, dass mich die sehr gutaussehenden Bösewichte auch schon ein wenig nerven, weil mir die viel, viel öfter unterkommen als hässliche Bösewichte.

Zitat von: Rhiannon am 18. März 2014, 22:34:24
Dass natürlich auch eine entstellte Figur für den LI nicht abstoßend ist, ist keine Frage, aber ich finde es insgesamt schade, wie sowohl in Büchern, als auch in Filmen auf die Schönheit gestarrt wird, selbst wenn sie in der jeweiligen Umgebung vielleicht eigentlich gar keine Bedeutung hat.
Auf jeden Fall - mich nervt es ohne Ende, wenn in einem Roman permanent auf der Schönheit einer Figur herumgeritten wird. Wobei - upps - genau das macht mein Gabran in Bühnenzauber, als er verliebt ist. Aber er ist halt so ein Schwärmer, dass sich das fast von selbst ergeben hat. Gabran ist ja praktisch der Inbegriff des rosarote-Brille-Trägers.  :wolke:

Zitat von: Coppelia am 19. März 2014, 07:40:16
Allerdings könnte ich mir auch denken, dass ein Mann mit fettigen Haaren beim weiblichen Publikum auch nicht gut wegkommt. ;)
Ach, da sag ich nur HdR-Verfilmungen und Aragorn. Dessen Haare sehen da fast durchgehend fettig aus und ich habe den Eindruck, dass er beim weiblichen Publikum trotzdem gut angekommen ist.  ;D

Tinnue

ZitatAuf jeden Fall - mich nervt es ohne Ende, wenn in einem Roman permanent auf der Schönheit einer Figur herumgeritten wird. Wobei - upps - genau das macht mein Gabran in Bühnenzauber, als er verliebt ist. Aber er ist halt so ein Schwärmer, dass sich das fast von selbst ergeben hat. Gabran ist ja praktisch der Inbegriff des rosarote-Brille-Trägers.  :wolke:

Kann ich nru unterschreiben. Dazu fällt mir das fast peinliche Gespräch des letzten BuCons ein, das ich mit einem DSA-Schreiber hatte. Dabei habe ich peinlicherweise erwähnt, dass mein erstes DSA-Buch Rhiana von Alpers war und ich seither keins mehr gelesen hab. Seine Reaktion: "Verständlich".

Keine Frage, Alpers ist viel zuzurechnen. Aber in dem Roman ist mir eben das auch serh auf den Magen geschlagen. Es würde nahezu ständig darauf herumgeritten, wie wunder-wunder-wunderschön die blonde Kampf-Amazone und Prinzessin Rhiana ist. Markante Frauengestalten, ältere Herren ... ja, jeder war ihrem Charme verfallen. Nur ich als Leser nicht. Mich hat das irgendwann wirklich gestört beim Lesen und ich bin nie über Band 2 hinausgekommen.

Judith

Zitat von: Tinnue am 19. März 2014, 10:36:11
Keine Frage, Alpers ist viel zuzurechnen. Aber in dem Roman ist mir eben das auch serh auf den Magen geschlagen. Es würde nahezu ständig darauf herumgeritten, wie wunder-wunder-wunderschön die blonde Kampf-Amazone und Prinzessin Rhiana ist. Markante Frauengestalten, ältere Herren ... ja, jeder war ihrem Charme verfallen. Nur ich als Leser nicht. Mich hat das irgendwann wirklich gestört beim Lesen und ich bin nie über Band 2 hinausgekommen.
Ich denke, das entscheidende Wort ist hier "jeder". Das ist eben das, was ich nicht mag: Wenn eine Figur ständig und von allen als wunderschön bezeichnet wird. Also nicht nur vom hormongeplagten Geliebten oder der stolzen Mutter, sondern so penetrant von allen, damit nur ja klargemacht wird "liebe Leser, habt ihr begriffen, wie unglaublich schön meine Protagonistin ist?"  ::)

Tinnue

Ganz genau!  ;D

Nichts gegen Schönsein. Es ergibt ja schon Sinn, dass der männliche Prota, der sich verlieben soll, auch mal dieses Gefühl von "Wow, hat die mich geflashed" zum Ausdruck bringt. Aber dieses "jeder", ja, das ist es, was nervt. Ich möchte schön selbst entscheiden, wenn ich mag und was ich als schön empfinde oder nicht.

Leann

... und noch schlimmer finde ich, wenn die Protagonistin diese allumfassende Bewunderung ignoriert und sich selbst für ein hässliches Entlein hält und genauso penetrant darauf herumreitet. Da mag ich es dann schon lieber, wenn schöne Personen ihr Aussehen gezielt einsetzen, um etwas zu erreichen.

Tinnue

Ich finde es in vielen Fällen auch einfach unpassend, dahr stößt es mir auf. Mein Beispiel passt da jetzt nicht so gut. Aber wenn ich einen Prota habe, der von seinem Umfeld derart angehimmelt wird, kann mir keiner erzählen, dass der das so gar nicht merkt. Im realen Leben habe ich bisher eher die Erfahrung gemacht, dass Menschen das sehr wohl bemerken und durch diese Reaktionen ihres Umfeldes reagiern (indem sie das als gegeben annehmen bzw. in ihre eigene Wertvorstellung einbauen).

Es ist an sich ja nicht verkehrt, gerade bei jüngeren Zielgruppen zu sagen: Ich möchte, dass die merken, dass sie auch selbst schön sind und dass sie sich auch irgendwann vom diesem "Entlein" zum Schwan verwandeln können. Nur ist das mittlerweile, wie ich finde, sehr heikel, weil sehr oft in derselben monotonen Weise dargebracht. Ich muss hier - sorry - zwangsweise ein wenig an diesen Twilight-Charakter denken, auch wenn das wieder was andres ist. Wenn ich dieser "hässliches Entlein ist eigentlich der hübscheste Schwan"-Geschichte begegene, dann wirkt sie in der heutigen Zeit auf mich meistens stark überspitzt, vielleicht war das mal anders.

HauntingWitch

Zitat von: Judith am 18. März 2014, 22:07:35
Hm, ich finde, dass das aber auch auf die Perspektive drauf ankommt. Menschen, die man selbst mag/liebt, wird man nicht hässlich finden - zumindest geht es mir so. Durchschnittlich ja, aber nicht hässlich.
Daher wird man z.B. auch selten einen hässlichen Love Interest haben, wenn er/sie im Roman durch die Augen der/des Geliebten betrachtet wird.

Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn ich schreibe, sehen für mich auch alle meine Charaktere irgendwie schön aus - auch der buckelige Kobold mit dem pockennarbigen Gesicht. Einfach, weil ich die alle mag. Natürlich weiss ich, ob eine Figur "objektiv" attraktiv ist oder nicht, aber letztendlich ist auch dieses vermeintlich "objektive" Betrachtungssache. Mein Lieblingsbeispiel sind immer meine langhaarigen Männer: Eine Frau, für die das ein Killerkriterium ist, wird wahrscheinlich keinen von ihnen attraktiv finden.  ;)

So geht es mir auch, wenn ich lese. Charaktere, die ich mag und die ganz klar als äusserlich hässlich dargestellt werden, finde ich nicht so hässlich, wie die durchschnittlich oder gar als gutaussehend beschriebenen, die ich nicht mag. Bleibt die Beschreibung aus, bastelt man sich das Bild natürlich automatisch so, dass es einem gefällt.

Cailyn

Judith,
Findest du es denn nicht auch wichtig, warum eine Autorin das vielleicht so beschreibt? Ich bin jetzt auch nicht Fan davon, einer Figur die Schönheit in die Wiege zu legen, nur weil ich will, dass die Leser sie anhimmeln können. Aber ich weise einer Figur das Attribut Schöheit zu, wenn es einen bestimmten Grund dafür gibt. Schönheit muss ja nicht klischeehaft immer zu Bewunderung führen. Das kann auch Neid in anderen wachrufen. Oder die schöne Figur wird von anderen nicht ernstgenommen, weil sie so hübsch ist. Oder niemand bemerkt, wie dunkel ihre Seele ist, weil jeder nur das schöne Gesicht erblickt. Es gibt unzählige Varianten, warum Schönheit an einem Charakter wichtig sein kann. Und da lohnt es sich auch, sie zu betonen, finde ich.

Tinnue

ZitatEs gibt unzählige Varianten, warum Schönheit an einem Charakter wichtig sein kann. Und da lohnt es sich auch, sie zu betonen, finde ich.

Ich denke, Cailyn, das ist eine Variante, die durchaus Sinn haben kann. Alleine mal das simpelste Beispiel: Schönheit im Roman aufzeigen, um dann zu erklären, dass das nicht alles ist (Sprich: Antagonist o.ä. ist bildhübsch, aber hat einen furchtbaren Charakter mit Konsequenzen).

Glaube, das was wir angesprochen haben (wenn ich falsch liege bitte korrigieren), war etwas anderes, und zwar das permanente darauf-hinweisen mit Schwerpunkt auf "von überall/jedem Charakter". Mir fiel da wirklich gleich Alpers "Rhiana - Die Amazone (DSA)" ein. Da hatte es nämlich nicht, wie du oben beschreibst, eine tragende Funktion, das immer wieder so zu erwähnen. Er wollte tatsächlich einfach nur sagen: Schau mal, wie schön (und toll) die ist. Und da ist es leider so, dass es mitunter auf die Qualität gehen kann.

Coppelia

Für mich spielt da der Eindruck eine Rolle, ob der Autor sich eine Traumfigur geschaffen hat - einen Traummann/eine Traumfrau oder eine Figur, wie er/sie selbst gerne wären. Das ist natürlich sehr subjektiv und schwer festzumachen. Allerdings himmle ich auch einige meiner Figuren ein bisschen an - und wahrscheinlich schlägt sich das auch irgendwo im Text nieder. Auch wenn es nicht um Schönheit geht.
Wenn die Schönheit einer Figur aus der Perspektive einer anderen Figur präsentiert wird, finde ich das wegen der Brechung und der Subjektivität nicht so wirklich schlimm - natürlich kann es auch da mitunter nervige Ausmaße annehmen.
Wenn eine Figur z. B. Schauspieler oder Model oder etwas in der Art ist, ergibt es sogar Sinn, dass viele Leute sie für gutaussehend halten oder sogar anschwärmen.
Wirre Gedankenfetzen ...


Cailyn

Ja, Tinnue, genau dieses Beispiel mit der DSA-Amazone ist weniger gern gelesen von mir. Diese reine Selbstdarstellen um der Schönheit willen ist ja auch langweilig. Schönheit oder Hässlichkeit muss in einem konfliktbringenden Kontext stehen.

Judith

Zitat von: Cailyn am 19. März 2014, 13:42:39
Judith,
Findest du es denn nicht auch wichtig, warum eine Autorin das vielleicht so beschreibt? Ich bin jetzt auch nicht Fan davon, einer Figur die Schönheit in die Wiege zu legen, nur weil ich will, dass die Leser sie anhimmeln können. Aber ich weise einer Figur das Attribut Schöheit zu, wenn es einen bestimmten Grund dafür gibt. Schönheit muss ja nicht klischeehaft immer zu Bewunderung führen. Das kann auch Neid in anderen wachrufen. Oder die schöne Figur wird von anderen nicht ernstgenommen, weil sie so hübsch ist. Oder niemand bemerkt, wie dunkel ihre Seele ist, weil jeder nur das schöne Gesicht erblickt. Es gibt unzählige Varianten, warum Schönheit an einem Charakter wichtig sein kann. Und da lohnt es sich auch, sie zu betonen, finde ich.
Ich habe auch nichts gegen schöne Figuren an sich (bei mir kommen auch Schönheiten vor), aber mich stört es eben, wenn ich das Gefühl habe, dass die Figur nur schön ist, um den Lesern zu sagen "schau, wie schön und toll sie ist!", also eben ohne weitere Funktion.
Oft habe ich da eben auch den Eindruck, dass der Autor sich eine Traumfigur damit geschaffen hat und sie anhimmelt und möchte, dass auch die Leser sie anhimmeln. Und so etwas finde ich sehr mühsam.

Cailyn


Rhiannon

Um jegliche Missverständnisse auszuräumen: Ich habe nichts gegen schöne Figuren. Warum auch? Aber ich habe etwas dagegen, wenn  in den unpassendsten Momenten auf die Schönheit einer Figur hingewiesen wird. Das Beispiel der DSA-Amazone kenne ich zwar nicht, aber um die Amazone zu nehmen: Würde, während sie sich z.B. auf einen lebensgefährlichen Weg begibt, oder gar mitten im Kampf erwähnt werden, wie schön sie doch ist, stört mich das. Wenn eine andere Figur in einer harmlosen Situation denkt: "Wow, sieht die toll aus!", dann ist das für mich okay. Wenn eine verliebte Figur ins Schwärmen gerät, verdrehe ich vielleicht mal die Augen, aber wirklich stören tut es mich auch nicht. Was mich ebenfalls sehr stört, ist, wenn eine Figur auf ihre Schönheit reduziert wird. Das akzeptiere ich bei der einmal auftrenden Tänzerin/wasauchimmer, bei der der Held ins Schwärmen oder die Heldin ins neidische Aufseufzen kommt, aber bei dem Helden selbst, oder dem Freund des Helden muss einfach mehr da sein.
Figuren, die wissen, dass sie gut aussehen und ihr Aussehen auch gezielt einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, sind für mich noch einmal eine andere Liga. Da wird die Schönheit ja zum Mittel und bleibt nicht mehr ein mehr oder minder zufällig ausgewähltes Attribut