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Zusammenstellung einer Heldengruppe

Begonnen von Frostschimmer, 11. September 2021, 11:18:11

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Frostschimmer

Heldengruppen sind ja in der High Fantasy ein Klassiker, der gerne Verwendung findet und interessante Dynamiken bietet.
An dieser Stelle würde mich mal interessieren, wie ihr Heldengruppen zusammenstellt. Welche Charaktere dürfen nicht fehlen, welche wären eher unpassend? Generell würde mich auch interessieren, welche Dynamiken ihr eher vermeidet, welche besonders hervorhebt.
Ich hoffe auf interessante Einblicke.
LG
Frostschimmer

Barra

#1
Hey interessante Frage, bei der ich mich direkt angesprochen fühle.

Ich bin da jedoch recht verbelastet (diverse PC Spiele und MMO's). :ätsch: Und Entschuldigung schon mal für die Anglizismen - wie gesagt: geschädigt durch Online-Rollenspiele.
Bei mir wird immer jemand gebraucht, der/die heilt und eine/r der/die tankt (Frontschwein), welche/r die Gegner auf sich fokussiert, damit die anderen ihre Spezial-Fähigkeiten benutzen können.

Ob dann 3er, 5er, 6er oder 10er Gruppen (oder 40er Raids  :rofl:) ist egal, immer dasselbe Schema aufgebrochen in 3er oder 5er Gruppen.
(Ganz selten wie bei meinen 'Anonymen Antagonisten' arbeite ich mit 4er Teams.)
Auf das Schreiben übertragen ergibt sich meistens ein/e: Macher/in und eine Denker/in sowie ein/e Spezialist/in. Auch beliebig erweiterbar. Das ist mein "Standart". Alles was davon abweicht macht aber mehr Spaß. Sprich 2Gelehrte und ein Spezialist = denkt euch flott spontane Lösungen aus, wenn euch jemand fehlt, der/die sonst die körperlichen Sitationen übernimmt: Sei es Stärke, Muskeln, Tragen, Umhaun,.... Und andersrum: Eine Gruppe nur von 'Machern', die in die Bibliothek gehen und zwar lesen können, aber keine Ahnung von der Materie haben, nicht still sitzen können, nicht leise sein können und echt null Bock zu lesen - überlegt euch wie ihr dennoch voran kommen könnt, ohne Gewalt anzuwenden. Und so weiter - je nach Setting und was diese 'Macher' in dem Setting sind. Denn der Barbaren-Krieger muss ja nicht unbedingt der 'Tank' sein.
Anekdote aus der aktiven Spielzeit
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Bei meinem NaNo 'Ratzfatz' hatte ich mit Butch einen massigen Ex-Türsteher, der diesen 'Krieger'-Part inne hatte und auch klassisch für's Grobe gebraucht wurde. Meine Schneiderin war hingegen mit Nadel und Faden tatsächlich einem 'Gelehrten' oder sogar 'Heiler'-Part am nächsten, da sie auch den Plot 'geflickt' hat, wenn man so will. Und in der Rolle der Spezialisten waren dann die verschiedenen Nebenfiguren, die immer mal wieder mit der Prota (Schneiderin) interagiert haben.

Ansonsten empfehle ich: TV Tropes (die ich einfach viel zu oft empfehle bei so was): Achtung Englisch:
Index - Team
Zwei Beispiele von 3er Gruppen: Tri Amigos und Power Trio
Die klassische 5er Gruppe.
Und für noch mehr, so fern sie nicht aus 2x3, 1x3 und 1x5 oder 2x5 bestehen: The Squad.

Und es heißt auch nicht, dass ich immer diese Schema bediene, mir fällt nur auf, dass ich es doch recht häufig in Betracht ziehe. Sei es dies Jahr in meinen "Orkmos"-Projekt, mit einer bunten Gruppe von Helden wider Willen, die zufällig in derselben Gondel landen und zusammen abstürzen.
Oder in meinem "Saustall"-Projekt, in dem ich bewusst genau die Stereotypen einer RPG oder MMO Heldengruppe aufnehme und sie parodisiere.
Bin gespannt wie das bei euch ist.
Grüne Grüße Barra

Malou

Ich mag gern Heldengruppen, wo es unterschiedliche Spezialisten gibt - die also zusammenarbeiten und ihre Fähigkeiten kombinieren müssen, damit es am Ende klappt. Seltenere oder andersrum (scheinbar) unspektakuläre Fähigkeiten sind dabei auch gern gesehen. Wenn dann noch verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertreffen, wird es natürlich besonders interessant. Ich seh sehr gern wen in der Gruppe, der/die lustig drauf ist, damit auch mal die ernste Stimmung was aufgelockert wird, aber da gibt es natürlich eher wenig Konfliktpotenzial (außer wir haben wirklich eine echte Nervensäge an Bord  ;D). Zugegeben sehe ich in einer solchen Gruppe immer gern die Besten in ihrem Gebiet oder zumindest Leute, die sehr sehr gut sind in dem, was sie tun. Macht ja auch Sinn, dass ausgerechnet die sich in eine Heldengruppe zusammengeschlossen haben. Finde aber, da können sich noch andere interessante Kombis ergeben. Vielleicht sind es die Besten auf ihrem Gebiet, aber ihre Persönlichkeit steht ihnen im Weg. Vielleicht sind es gerade nicht die Besten, aber eben die, die sich freiwillig gemeldet haben. Im Moment habe ich auch schon grobe Ideen für eine Reihe, wo es eine Heldengruppe geben wird, die denkbar schlecht als Helden geeignet sind (besonders aggressiv, besonders ängstlich, überhaupt nicht teamfähig usw.). Sie sind aber nunmal die Einzigen, die die benötigten Fähigkeiten mitbringen und quasi die letzte Hoffnung. Also versucht man es halt mal mit ihnen. Kann ja nur schiefgehen  :rofl:

Es gibt also nicht einen einzigen Mischmasch, den man da backen kann  ;) ich könnte auch gar nicht so richtig sagen, wer denn nun überhaupt nicht fehlen dürfte... Für mich dürften eher interessante Fähigkeiten, Konfliktpotenzial und tiefgründige Charaktere mit interessanten Hintergründen nicht fehlen. Vielleicht ist der Witzbold der Gruppe ja auch ausnahmsweise nicht derjenige, der immer in Schwierigkeiten gerät und "gerettet" werden muss, sondern der oder die Anführerin und hat schon eine Karriere als Assassine hinter sich  ;D

Ich glaube also, das hängt immer von der Geschichte ab und davon, was einem selbst gefällt  ;) wobei ich hier sicherlich auch schon ein paar Anti-Helden beschrieben habe, also je nachdem, wie spezifisch deine Frage wirklich in die typische und sagen wir mal eher klassische "Heldenrichtung" geht, habe ich vielleicht am Thema vorbeigeredet.

Bin auch sehr gespannt auf die weiteren Antworten  :jau:
»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)

heroine

#3
Zitat von: Frostschimmer am 11. September 2021, 11:18:11
An dieser Stelle würde mich mal interessieren, wie ihr Heldengruppen zusammenstellt.
Es kommt auf die Geschichte an. Meistens habe ich sehr starke Individuen. Das bedeutet, sie finden sich nicht zu leicht in Gruppen ein und es gibt nicht immer eine klassische Heldengruppe.
Wenn eine Zusammenstellung stattfindet, braucht es einen guten Grund. Das kann entweder sein, weil der Protagonist oder die Protagonistin alleine nicht weiterkommt. Ihm / Ihr fehlen Fähigkeiten, Ressourcen, Wissen o.ä.
Beispiel: Der böse Prinz, soll was Gutes tun, um einen Gott glücklich zu machen. Er weiß er hat von guten Taten keine Ahnung, also zwangsrekrutiert er eine Weißmagierin und entschließt sich den erstbesten Meuchelmörder mitzunehmen, der ihn umbringen will. Die beiden sollen sein moralischer Kompass sein.
Zitat von: Frostschimmer am 11. September 2021, 11:18:11
Welche Charaktere dürfen nicht fehlen, welche wären eher unpassend?
Das hängt ebenfalls von der Geschichte ab. Grundsätzlich versuche ich immer ein paar Gegenpole einzuarbeiten. Abgebrüht vs. Naiv, Sadistisch vs. Mitfühlend, Geldgierig vs. Idealistisch. Welche Spannungsfelder das genau sein sollen, hängt dann wieder von der Geschichte ab, damit das große Motiv sich im Kleinen widerspiegeln kann.
Beispiel: Der Krieg ist entstanden/eskaliert, weil ein Charakter passiv geblieben ist und sich einfach nicht entscheiden konnte für welche Seite sie kämpfen soll. Also ist ein Spannungsverhältnis in der Gruppe: aktiv gegen übervorsichtig.
Zweites Beispiel: Die Grundthematik ist Hoffnungslosigkeit. Also wird in der Gruppe ein idealistischer und naiver Charakter sein und mit seiner Art die Spannungen zwischen Resignation und Hoffnung verstärken.
Grundsätzlich versuche ich Charaktere zu vermeiden, die nur Klamauk machen. Wenn der Charakter außer ein paar Lachern und doofen Sprüchen nichts beizutragen hat, dann gehört er nicht rein. Außerdem versuche ich zu starke Klischees bei den Charakteren der Heldentruppe ebenfalls zu vermeiden.
Zitat von: Frostschimmer am 11. September 2021, 11:18:11
Generell würde mich auch interessieren, welche Dynamiken ihr eher vermeidet, welche besonders hervorhebt.
Wie schon gesagt, bei der Dynamik versuche ich das Hauptmotiv noch mal widerzuspiegeln. Gleichzeitig kann man da natürlich spielen. Die Dynamik in der Gruppe, muss nicht das gleiche Ergebnis haben, wie die Dynamik der Geschichte.
Beispiel: Die Welt wird vielleicht gerettet, der idealistische Charakter ist aber am Schluss, zerbrochen.
Zweites Beispiel: Das Vertrauen der Elfen konnte zurückgewonnen werden und die Völker sind wieder geeint. Das Ende für die Gruppe ist allerdings Verrat durch ein Gruppenmitglied.
Ich versuche im Normalfall zu oberflächliche Dynamiken zu vermeiden. Charakter A ist eifersüchtig auf Charakter B, weil Charakter C meistens lieber neben Charakter B reitet. Eifersucht kann unter Umständen vorkommen, aber dann möchte ich es meistens etwas subtiler eingearbeitet haben. Eifersucht in Bezug auf die Aufmerksamkeit eines Mentors ist mir lieber als Eifersucht in romantischen Beziehungen.
Ansonsten liebe ich Gruppendynamiken. Ich überlege mir gerne in einer 3er Gruppe: Wie ist die Dynamik, wenn ABC zusammen sind, was ist mit der Dynamik von AB und der Dynamik von AC und der von BC? Das ist manchmal unglaublich spannend. Wenn sie zu dritt sind: Power. Bei einer gewissen anderen Konstellation ist es irgendwie eher nostalgisch oder in einer anderen Konstellation nur albern.

Frostschimmer

@Barra das waren genau die klassischen Gruppen, an die ich auch gedacht habe ;D. (Bin DSA-geschädigt) Solche Gruppen machen einfach Spaß, sind aber, glaube ich, für Nicht-Rollenspieler nicht ganz so reizvoll, aber das kann man ja abwandeln.

Jemand, der die Mitglieder wieder zusammenflicken kann, ist auf jeden Fall unverzichtbar, würde ich sagen.

Das sind auf jeden Fall schon sehr interessante Eindrücke. Ich hoffe, dass hier noch viel Interessantes zu dem Thema zusammenkommt.

KaPunkt

Ich mag, wenn meine Gruppen aus unterschiedlichen Wesen mit unterschiedlichen Chrakterzügen und Fähigkeiten bestehen. Das stelle ich nur selten lösungsorientiert zusammen: "Hey, um dieses Rätsel zu lösen, brauchen sie einen Turnenden, ein Cleverle, einen Tank, und vermutlich mindestens ein*e mit guten Draht zu irgendwelchen Göttern"
Es kann natürlich sein, dass innerhalb der Geschichte so eine Truppe zusammengestellt wird. Aber meistens geht bei solchen Planungen ja auch immer irgendwas schief.  ;D

Meistens kannst du Individuen wild zusammenwürfeln und aus dem Vergleich untereinander werden dann schon solche Zuweisungen gebildet. (Steck fünf Cleverle zusammen, und wenn eine*r gern Sport macht, ist klar, wer die körperlich anstrengenden Parts übernimmt, obwohl die Person in der jeder anderen Gruppe das Cleverle wäre.)
Das fühlt sich für mich organischer an. Und spannender, weil ich häufiger 'fish out of water' Situationen habe, wo ein absoluter Laie halt improvisieren muss, weil es grad die beste Aufstellung ist.

Aktuell habe ich eine 12er Truppe - ungefähr. Um das nicht in einen amorphen Haufen abgleiten zu lassen, habe ich Beziehungen innerhalb der Gruppe festgelegt: Familienbande, Liebesbeziehungen, Freundschaften, Antipathien, gemeinsame Fähigkeiten Sets. So habe ich ein Netz. Wenn ich an einer Stelle zupfe, geht die Bewegung unterschiedlich stark durch das ganze Netz und ich muss nur noch die äzßerst Unterhaltsamen Effekte protokollieren.

Wenn du ein bisschen mehr theortischen Unterbau magst, der in eine andere, eher strukturierte Richtung geht, empfehle ich den Trope Talk von Overly Sarcastic Productions zur "Five Man Band": https://www.youtube.com/watch?v=lmmNuic_4tQ

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Feuertraum

Ähm ...gar nicht.
Im Grunde genommen ist eine Geschichte schreiben so etwas wie ein Rollenspielabenteuer spielen: Man hat seine Truppe zusammen, die ihre Stärken und Schwächen hat, und diese Truppe gerät in ein Abenteuer, welches überhaupt nicht auf sie zugeschnitten ist.
Ergo improvisieren, was das Zeug hält.

Für mich (und das gilt jetzt nur für mich) ist eine Gruppe aufzustellen gleichbedeutend mit "Plotten". Und Plotten kann ich leider nicht. Ich bin ein "aus dem Bauch heraus"-Schreiber.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

AlpakaAlex

Ich schreibe ja nun einmal in erster Linie Urban Fantasy, wo die Heldentruppe natürlich weniger etabliert ist, da Urban Fantasy sehr häufig auf individualistische Protagonist*innen ausgerichtet ist.

Da ich allerdings queer bin und den Found Family Trope liebe, habe ich letzten Endes aber doch immer wieder Gruppen - teilweise auch recht große Gruppen - die eben als Ersatzfamilien füreinander funktionieren. Halt gefundene Familien. Natürlich sind fast alle Mitglieder dann auch immer queer, bis auf den einen Quoten-Cisheten, den man ja irgendwie auch immer braucht, ne?  :rofl:

Dabei habe ich an sich nicht so viel feste Figuren, die vorkommen, außer, dass sich die Found Family meistens um eine sehr zerrissene weibliche Figur herum aufbaut.
 

Ary

Ich habe früher viel mit den "klassischen" Rollenspiel-Archetypen gearbeitet und habe auch lange geglaubt, dass in einer Fantasygeschichte unbedingt Heldengruppen, eine irgendwie geartete Quest, Held*innenreise etc. vorkommen muss, damit es Fantasy ist (so'n Quark, aber ich war jung und Rollenspielerin, und als ich zwischen 15 und 25 war, bestanden fast all Fantasyromane, die ich kannte, aus dem Mix "Queste" und "archetypische Heldengruppe, in der Frauen Ausnahmen waren). Also hatte ich ganz klassisch die Zusammenstellung aus Krieger*in, Dieb*in, Magier*in, meist etwas soziophoben Waldläufer*innen und Glücksritter*in/Streetwise, der/die aus jedem Mist wieder rauskam.
Inzwischen finde ich das entsetzlich abgenudelt und sterbenslangweilig.

Da ich aktuell hauptsächlich gay/queer Romance-Fantasy, Wandlergedöns oder Urban Fantasy schreibe, sind meine Protagonist*innen immer Paare mit mehr oder weniger aktiven Sidekicks, bei denen ich immer den Anspruch an mich habe, sie nicht als Statisten auf der Bühne rumstehen zu lassen, sondern sie auch wirklich ahndlungsrelevante Dinge tun zu lassen. Klassische Heldengruppen sind das dann aber nicht mehr - die Sidekicks sind Informant*innen, Helfende, Familienmitglieder, die für die Protagonist*innen wichtig sind, aber nicht deren "Bühnenpräsenz" haben.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Frostschimmer

@KaPunkt Gruppen aus unterschiedlichen Wesen finde ich auch immer besonders interessant. Die Gruppen, die nicht planungsgemäß sind, ergeben doch meistens die besseren Geschichten, dann ist das nicht so vorhersehbar. Eine 12er Gruppe?! Oha, das ist schwierig zu handhaben, oder? Klingt auf jeden Fall spannend.

@Feuertraum ich plane auch nicht alles haarklein voraus, meistens habe ich nur einen halbwegs stringenten roten Faden parat, alles weitere ist verhandelbar. Im Falle meiner sehr alten Geschichte habe ich natürlich mehr Vorlagen, an denen ich mich orientieren kann, aber die ignoriere ich auch teilweise großzügig.

@Ary ich finde schon, dass auch die klassische ,,Rollenspielgruppe" interessant sein kann, vor allem dann, wenn man mit Klischees auch mal bricht. Den wortkargen Waldläufer finde ich aber auch entsetzlich langweilig.

Auf jeden Fall sind hier wirklich schon vielseitige Beiträge gepostet worden, freut mich, dass das Thema Anklang findet.

Gilwen

Spannende Frage! In einem meiner Projekte habe ich die Heldinnengruppe - ja, die besteht ausschließlich aus Frauen - über die klassischen Archetypen aufgebaut. Es gibt eine Kriegerin, eine Priesterin, eine Bogenschützin, eine Magierin, eine Gladiatorin und eine Schmugglerin. Dabei habe ich teilweise Klischees aufgegriffen, aber sie auch umgewandelt oder umgekehrt. Jede hat eine Aufgabe in der Gruppe, und die unterschiedliche Sichtweise auf Dinge birgt Konfliktpotential.
Beim Schreiben hatte ich viel Spaß, ich fand es aber herausfordernd, ständig eine Gruppe mit sechs Personen und mehr so darzustellen, dass niemand untergeht :)
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

KaPunkt

Zitat von: Frostschimmer am 12. September 2021, 19:29:54
@KaPunkt Gruppen aus unterschiedlichen Wesen finde ich auch immer besonders interessant. Die Gruppen, die nicht planungsgemäß sind, ergeben doch meistens die besseren Geschichten, dann ist das nicht so vorhersehbar. Eine 12er Gruppe?! Oha, das ist schwierig zu handhaben, oder? Klingt auf jeden Fall spannend.
Ich meine mit Wesen nicht zwingend Nichtmenschen / Aliens / Engel / Götter. Sondern einfach Leute. In Fantasy oder SF können das Menschen sein, müssen aber nicht. (Ich persönlich schreibe ziemlich selten Nichtmenschen, weil ich sie unglaublich schwierig finde)

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Mefisto

Ich lesen hier viel und erkenne die P&P Einflüsse 😊 – Bei mir ist die klassische Rollenaufteilung in Nah- und Fernkämpfer, der Magier und natürlich das Face nur noch grob vorhanden bzw. Rollen die nur in bestimmten lagen, dem Kampf zum Vorschein kommen. Auch ich finde es gut, wenn nur die Gruppenkombination und die Zusammenarbeit dafür sorgt, dass die Helden ein Ziel erreichen. Für mich rund machen die Bilder aber nur Schwächen und dies sollten Dinge sein die intern zu Konflikten führen können, z.B. Eitelkeit, Stolz, Angst etc. eine perfekte Gruppe ist einfach langweilig ... ..
Insofern finde ich Baukastensysteme zur Heldenerschaffung aus dem Pen & Paper auch unheimlich hilfreich und eine ,,Wertevergabe" zu Fertigkeiten führt einen Autor auch dazu sich zu überleben was kann der Mann oder die Frau noch, vielleicht sogar zur Überraschung aller (der Nahkämpfer der kein Autofahren kann, die Assassine die gut kocht, der Hau-Drauf mit der virtuosen Ader, die Magierin die auch noch gut in Medizin ist, etc. 

Also für mich ist das ausschlaggebende nicht nur die Rolle im Kampf – ein Buch wird ja nicht von vorn bis hinten aus Kämpfen bestehen. Ich mache mir Gedanken über die komplette Gestalt und ich finde dass Helden bzw. Protagonisten und Sidekicks (wie auch Antagonisten) einfach besser ,,rübergebracht" werden können, wenn man als Autor ein umfassendes Bild von der Person hat, und das betrifft nicht nur Kleidung und Aussehen und grobe Charaktervorstellung. Dazu gehören Familie, Freunde, Auto, Haus, Hobbies, beherrscht er/sie das Kochen, Handwerken, Gärtnern, Singen, Auto fahren, Fliegen – und was dann die Gruppe ausmacht, der Ruhige und Nachdenkliche, die Impulsive, der Dickkopf, der Charmeur, etc. In der Fantasy Fiction Formula, einer Romanschreibehilfe von einer Amerikanerin, gibt es über 75 Fragen zu Protagonisten und ich versuche fast alle für die Helden zu beantworten + ein Charakterkonzept von einem P&P System mit dem ich einen Typus relativ granular aufbauen kann. Die Figur verändert sich dann noch während des Schreibens, aber das genaue Bild hilft mir ihn immer richtig zu beschreiben und konsistent zu bleiben.

@Ary – da bei dir ,,Love/Beziehung" im Vordergrund steht, wenn ich das richtig verstanden habe, ist für mich klar dass du von Gruppe auf ,,duo" umgestiegen bist. Für eine Heldengeschichte halte ich tatsächlich eine Gruppe am Besten in der jeder seine Rolle hat, aber einfacher zu schreiben ist es, wenn es einen Haupthelden gibt.
So viel aus meiner Sicht 😉

Leelo

Ich bin beim Stöbern auf dieses Thema hier gestossen - und weil es mir so gut gefällt, verhelfe ich ihm hiermit mal wieder in eine prominentere Position.

Zitat von: heroine am 11. September 2021, 15:25:13Das hängt ebenfalls von der Geschichte ab. Grundsätzlich versuche ich immer ein paar Gegenpole einzuarbeiten. Abgebrüht vs. Naiv, Sadistisch vs. Mitfühlend, Geldgierig vs. Idealistisch. Welche Spannungsfelder das genau sein sollen, hängt dann wieder von der Geschichte ab, damit das große Motiv sich im Kleinen widerspiegeln kann.

ZitatWie schon gesagt, bei der Dynamik versuche ich das Hauptmotiv noch mal widerzuspiegeln. Gleichzeitig kann man da natürlich spielen. Die Dynamik in der Gruppe, muss nicht das gleiche Ergebnis haben, wie die Dynamik der Geschichte.

Diese beiden Herangehensweisen finde ich persönlich gerade sehr inspirierend und hilfreich!

ZitatAnsonsten liebe ich Gruppendynamiken. Ich überlege mir gerne in einer 3er Gruppe: Wie ist die Dynamik, wenn ABC zusammen sind, was ist mit der Dynamik von AB und der Dynamik von AC und der von BC? Das ist manchmal unglaublich spannend. Wenn sie zu dritt sind: Power. Bei einer gewissen anderen Konstellation ist es irgendwie eher nostalgisch oder in einer anderen Konstellation nur albern.
Damit bin ich tatsächlich auch gerade beschäftigt - und finde grossen Spass daran. Ausserdem lohnt sich für mich auch immer der Blick durch die Augen des/der Anderen. Wie nimmt A B wahr, wie nimmt B A wahr, wie A C etc etc... Dabei ergeben sich natürlich bereits Fetzen, die für die Geschichte tauglich sind - allerdings viel ausführlicher. Und es beleuchtet eine Person eben aus einer anderen Perspektive, quasi den Schein zusätzlich zum Sein?

Ich habe letztens ausserdem mit der Assoziativen Ideen Matrix von Richard Norden herumgespielt, genauer mit der Abwandlung, die er Casting Kiste nennt. Grob gesagt betreibt man da erst einmal ein Brainstorming und listet alle interessanten/vielversprechenden/kreativen Berufstitel und/oder Rollen auf, auf die man Lust hat. Danach versieht man diese mit einem interessanten Adjektiv. Aus dieser Liste wählt man dann die gewünschte Anzahl aus und setzt diese mithilfe der Assoziativen Ideen Matrix in Beziehung zueinander. Das liefert doch so einige spannende Ansätze für Dynamiken und Verbindungen, auf die ich sonst wohl nicht so einfach gekommen wäre.

selkie

Ich finde die bisher genannten Sachen sehr interessant, also dass man über die Funktion der Geschichte herangeht und schaut, welche Rollen man dafür benötigt und wie diese dann zueinander stehen können. Ergänzend mag ich es beim Lesen sehr gerne, wenn Charaktere so das komplette Gegenteil voneinander sind und sich im Laufe der Geschichte dann aber doch einander annähern. Also zum Beispiel jemand sehr Zurückhaltendes, Vorsichtiges ist mit jemanden sehr Unvorsichtigem in die Richtung Erst-handeln-dann-denken unterwegs und sie können sich erst gar nicht leiden, lernen sich dann aber viel besser kennen und schätzen sich am Ende. Dabei meine ich jetzt nicht, dass es dann in einer Liebesgeschichte enden muss, ich finde, dass genau das Trope auch für Freundschaften wunderbar funktioniert. Das wollte ich nur hinzufügen, dass man ja auch über die Eigenschaften der Figuren gehen kann, und schauen kann, wie diese in einer Gruppenkonstellation zusammen wirken  :)
For whatever we lose(like a you or a me)
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(E. E. Cummings)