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Wie sinnvoll sind Kurzgeschichten-Ausschreibungen?

Begonnen von Graumond, 24. Juni 2021, 13:52:08

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Graumond

(Ich hoffe, einen ähnlichen Thread gibt es noch nicht – meine Suche hat jedenfalls nichts zu Tage gefördert, vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu doof zum Suchen ...)


Kurzgeschichten-Ausschreibungen machen Spaß, das gleich vorweg. Es geht mir in diesem Thread nicht darum, sie zu verteufeln. Trotzdem habe ich mich in den letzten Monaten öfters gefragt, wie sinnvoll sie eigentlich sind.

Bislang habe ich an einem halben Dutzend Ausschreibungen teilgenommen, manche von Kleinverlagen, manche von Stiftungen, manche speziell für jugendliche Autoren, manche ohne Altersbeschränkungen. Die Kurzgeschichten, die ich zu diesen Ausschreibungen verfasst habe, haben mir allesamt Spaß gemacht, waren gute Übungen für Stil und Zeitmanagement – und wenn auch noch eine positive Rückmeldung kam, waren sie natürlich Zucker fürs schriftstellerische Ego. Anthologie-Beiträge und Wettbewerbsgewinne machen sich gut in der Vita und ich konnte durch sie lernen, mit Lektoraten umzugehen ...

ABER: Die Teilnahmen an all diesen Ausschreibungen haben auch die Arbeit an meinem Roman hinausgezögert, der eigentlich mein Hauptprojekt sein sollte. Außerdem – und ich weiß, dass das unidealistisch und egoistisch klingt, aber es nagt eben trotzdem am Unterbewusstsein – sind viele Ausschreibungen honorarlos, was einem nicht geringen Aufwand für Plotten, Schreiben, Überarbeiten und Einarbeiten des Testleserfeedbacks gegenübersteht.

Da in den nächsten Monaten mein neuer Roman ansteht, den ich diesmal schneller fertigbringen möchte, stelle ich mir nun die Frage, ob ich weiterhin an Anthologie-Ausschreibungen teilnehmen sollte – und werfe ganz allgemein folgende Fragen in den Raum:

Für wie sinnvoll haltet ihr solche Ausschreibungen? Und an welchem Punkt eurer schriftstellerischen "Laufbahn"? Ganz provokant gesagt: Sind Kurzgeschichten-Ausschreibungen nur Schreibübungen für Anfänger, deren eigentliches Ziel der veröffentlichte Roman ist? Oder Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, egal wie viel Erfahrung man bereits gesammelt hat?
Ich bin schon gespannt auf eure Meinungen!

Sprache ist Werkzeug und Waffe zugleich.
Sprache kann erschaffen und zerstören.
Wir machen von ihr Gebrauch, und müssen uns doch ihren Regeln unterwerfen.
Sprache definiert, wie wir denken und wer wir sind.
Der Mensch ist die Sprache.

Ary

#1
Hallo,

wie sinnvoll KG-Ausschreibungenfür die eigene schriftstellerische Karriere sind, ist sicherlich individuell total unterschiedlich. Ich habe viele Ausschreibungen mitgemacht, als ich angefangen habe, erntshaft und mit Veröffentlichungswunsch zu schreiben, habe es aber nach einer Weile komplett gelassen, da meine Erfahrungen mit gerade Kleinstverlagen und Anthologie-Lektoraten sehr gemischt von "richtig geil" bis "ach du meine Güte..." waren, und ich auch keine Lust mehr hatte, die Zeit in die Kurzgeschichten zu investieren, ohne zu wissen, ob sie überhaupt genommen werden.
Anthologieveröffentlichungen können Deinen Namen bekannt machen und Dir vielleicht einen Fuß in die Tür des jeweiligen Verlages bringen, sodass deine Chancen, dort mal etwas größeres unterzubringen, steigen.
Was man mit Anthologieveröffentlichungen komplett vergessen kann: Geld verdienen. Wenn es Tantiemen gibt, werden diese, so kenne ich das, unter allen beteiligten Autor*innen aufgeteilt, und da bleiben dann meist nur Kaffeekassenbeträge übrig.
Da musst du einfach gucken, was deine Ziele sind, was du erreichen willst.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Federstreich

Die Vor- und Nachteile hast du ja schon treffend genannt. Prinzipiell gilt: Es kommt darauf an, was du willst.

Ausschreibungen sind super, um Erfahrungen zu sammeln. Erhält man vom Verlag eine Zusage, hat man etwas richtig gemacht. Bei einer Absage hat man etwas falsch gemacht. Aus beidem kann man lernen. Und was im Kleinen funktioniert, lässt sich auch auf das Große, also den Roman zu einem Großteil anwenden. Der Lernfaktor ist also auf keinen Fall zu unterschätzen. Ich bin dankbar, dass ich in einem nicht mehr existierenden Forum dazu aufgefordert wurde, mich an Ausschreibungen zu beteiligen. Dadurch hatte ich den Anreiz, mich mit Kurzgeschichten und dem Handwerk auseinanderzusetzen. Romane sind, gerade was das Kennenlernen des Handwerks betrifft, eher ungeeignet, weil man gefühlt ewig schreibt, nur um anschließend zu merken, dass man noch viel zu lernen hat. Zugleich beschäftigte ich mich auch mit den Verlagen, denen ich meine Kurzgeschichten zusandte. Ich kann mittlerweile problemlos auf Buchmessen gehen. Wo ich beim ersten Mal tierisches Herzklopfen hatte, bin ich jetzt zwar natürlich immer noch aufgeregt, aber eher aus Vorfreude, weil ich die Verleger, die ich liebgewonnen habe, dort treffen kann. Sobald ich am ersten Stand ankomme und losquatschen, knuddeln und mich freuen kann, ist die Aufregung weg. Es garantiert keine Verlagsverträge für Romane, aber die Unterlagen werden vielleicht doch etwas genauer studiert, ehe der Verleger sie (aus gutem Grund, hoffentlich) weglegt. Es gibt jedoch auch Verlage, die für mich persönlich auf die schwarze Liste gelandet sind, weil mir deren Arbeitsweise nicht gefiel. Meine erste Kurzgeschichte wurde zum Beispiel nicht lektoriert, sondern abgedruckt, wie ich sie geschickt hatte. Das geht gar nicht, zumal ich mir sicher bin, dass ein Lektor damals noch viel aus dem Text hätte herausholen können. Es war meine erste oder zweite Kurzgeschichte! Solche Erfahrungen sind Gold wert, weil ich mich nicht nach der Veröffentlichung schämen will. Große Beträge verdient man mit Kurzgeschichten nur bei Großverlagen, die für ihre Anthologien jedoch gezielt auf bekannte Autoren zugehen. Die setzen sich nicht hin, wenn es nur einen Obolus für die Arbeit gibt. Wenn ich jedoch daran denke, was Schreibkurse teilweise kosten, dann ist das in meinen Augen eine Win-Win-Situation. Der Verlag bezahlt dir quasi einen Kaffee und du sparst dir einen Schreibkurs, der sowieso an der Stelle endet, wenn die Geschichte überarbeitet ist und es so richtig interessant wird. Leben kann man davon nicht, aber es wird auch nieman dazu gezwungen, sich bewusst für unbezahlte Ausschreibungen zu bewerben.

Umgekehrt ist es für Verlage interessant, deine Bibliographie zu sehen. Du beweist, dass du Termine einhalten und prinzipiell Qualität abliefern kannst. Ich kann mir nichts ärgerliches vorstellen, als als Verlegerin vom Autoren gesagt zu bekommen, dass der bereits öffentlich beworbene Erscheinungstermin platzt. Zugleich haben Verlage, die sich für dich interessieren, die Möglichkeit, sich vorab zu erkundigen, wie du schreibst.

Leser können dich durch Anthologien kennenlernen. Wenn ihnen deine Geschichte gefällt, suchen sie nach weiteren von dir. Treffen sie dann auf einen Roman, sind sie eher dazu geneigt, ihn zu kaufen, als wenn sie noch gar nichts von dir gelesen haben. In letzterem Fall müssen Cover, Klappentext und ggf. der Blick ins Buch überzeugen. Da Leser bei Gefallen Wiederholungstäter sind, ist das ein wichtiger Punkt. Ich lese gerne die Geschichten meiner Mitstreiter in den Anthologien. Wenn mir etwas gefällt, merke ich mir den Autorennamen und schaue, ob ich mehr von ihm finde.

Gerade Anfänger können durch Ausschreibungen viel gewinnen. Ob sie später, wenn sie sich beim Schreiben sicherer fühlen, immer noch an Ausschreibungen teilnehmen wollen, bleibt ihnen überlassen. Ich habe von Autoren gehört, die super schreiben und auch von Verlagen angesprochen wurden, ob sie keine Romane in der Schublade hätten, die aber darauf bestanden, Kurzgeschichtenautoren zu bleiben. Für andere sind die Ausschreibungen das Sprungbrett zum Verlagsvertrag für einen Roman. Es ist also von den eigenen Zielen abhängig.

Ich bin mittlerweile eine alte Häsin, was Ausschreibungen betrifft. Ich komme auf bereits elf veröffentlichte Kurzgeschichten und zwei, die in der Fertigstellung zur Veröffentlichung sind. Über eine Ausschreibung habe ich auch meinen ersten Kurzroman veröffentlicht. Ich stieß jedoch genauso wie du an den Punkt, an dem die Kurzgeschichtenschreiberei verdammt viel Zeit fraß. Zeit, die ich eigentlich in meine Romane stecken wollte. Deshalb habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, nur an Ausschreibungen teilzunehmen, die mir wirklich wichtig sind. Aktuell trifft das auf zwei Ausschreibungen zu. Den Rest der Zeit stecke ich in meine Romane. Den Zeitpunkt, wann man so weit ist, muss jeder für sich selbst finden.

Kurz gesagt: Man profitiert definitiv von Kurzgeschichten-Ausschreibungen. Das Schreiben einer Kurzgeschichte mit allem, was daraufhin bis zur Veröffentlichung oder Absage folgt, ist ein enormer Lernprozess und Türöffner, wenn man das Ganze ernst nimmt. Ich schließe jedoch nicht aus, dass jemand auch gleich einen Roman schreiben kann, der seinen Platz im Verlagsprogramm findet. Die Chancen rechne ich jedoch geringer ein.

Alana

#3
Ganz ehrlich? Wenn du Romanautor werden und damit Geld verdienen willst, bringen dir Kurzgeschichten im Regelfall nichts, außer Erfahrung mit professioneller Einsendung von Unterlagen und im Erfolgsfall mit der Zusammenarbeit mit einem Verlag und Lektor. Für Kontakte oder Fuß in die Tür bekommen bringt es nichts. Die meisten Ausschreibungen kommen nicht von Verlagen, die dich für Romane gut bezahlen können (Ausnahmen gibt es natürlich, es gibt ja auch einige sehr verkaufsstarke Kleinverlage), denn diese Verlage schreiben so etwas in der Regel nicht aus, sondern bezahlen ihre Stammautoren dafür. Und das ist auch fast der einzige Weg, mit einer Kurzgeschichte Geld zu verdienen. Beim Großverlag Romanautor sein und dann danach für eine Anthologie dieses Verlags eingekauft zu werden. Mit einer solchen Geschichte hab ich einmal sogar mehr Geld verdient als mit meinem Debütroman, weil Knaur auch sehr umtriebig war und die Geschichte zusätzlich noch an eine Zeitung verkauft hat.

In der Vita interessieren Kurzgeschichten VÖs die großen Verlage auch nicht wirklich.

Schreibtechnisch will ich nicht sagen, dass es nichts bringt, denn sich kurz zu fassen und dennoch eine gute Dramaturgie zu entwickeln, ist immer eine gute Übung. ABER eine KG ist ein ganz andere Gattung als ein Roman, die sehr anspruchsvoll zu schreiben ist, wenn man es gut machen will, und kostet mich zum Beispiel auch viel mehr Zeit, als die gleiche Seitenzahl im Roman. Daher mache ich Kurzgeschichten auch nur noch gegen einen Vorschuss und / oder für meine Stammverlage, wenn diese mich bitten. Denn wenn, dann will ich auch eine richtig gute Geschichte schreiben und das kostet einfach verdammt viel Zeit, die ich sonst in einen Roman investieren könnte, mit dem ich Geld verdiene.

Fazit: Für den Spaß, fürs Erfahrungen sammeln, für die Zusammenarbeit mit einem tollen Kleinverlag? Absolut! Aber wenn man Romanautor werden möchte, sind andere Wege sinnvoller. Zum Beispiel die Zeit in eine gute Social Media Plattform zu investieren, denn das kann tatsächlich ein super guter Türöffner sein. Der beste Türöffner ist aber immer noch ein wirklich, wirklich verkaufsstarker Stoff, der sich gut vermarkten lässt. Da ist die Zeit also am besten investiert. Und wenn es im eigenen Genre viel Konkurrenz gibt, kann die Social Media Plattform ein Zünglein an der Waage sein.
Alhambrana

Maubel

Ich schließe mich im Großen und Ganzen Alana an. Eine Kurzgeschichte zu schreiben kostet mich bedeutend mehr Vorbereitungszeit als die Seitenzahl vermuten lässt. Es ist ein völlig anderes Kaliber und offensichtlich nicht meins. Manche Autoren sind aber eher Kurzgeschichtenautoren, denen liegt die Kurzform viel besser.
Als ich angefangen habe, hatte ich für mich selbst begrenzt, nur eine Kurzgeschichte alle drei Monate zu schreiben. Das hat ganze zwei Mal geklappt, dann kamen die Romanprojekte (und der plötzliche Start meiner Schriftstellerkarriere) dazwischen. Seitdem nehme ich nur noch teil, wenn ich a) angefragt werde (und im Bestfall bezahlt mit Festgeld, nicht Tantiemen) b) das Thema mich sofort inspiriert.

Um jetzt nicht alles zu wiederholen, was schon erzählt wurde, möchte ich nur mal im Vergleich den englischen Buchmarkt heranziehen, mit dem ich mittlerweile vertrauter bin. Da gibt es tatsächlich einen Kurzgeschichtenmarkt in Form von diversen literarischen Magazinen. Ein professionelles Magazin bezahlt den Autor auch und das nicht zu knapp und man kann sogar Reprints verkaufen. Eine Ausschreibung ohne Bezahlung gilt als unseriös. Es sei denn, der Erlös soll gespendet werden. Dementsprechend gibt es eben tatsächliche Kurzgeschichtenautoren, die davon leben Kurzgeschichten und eben keine Romane zu schreiben. Die schreiben dann auch großteils einfach ihre Kurzgeschichten und suchen dann das passende Magazin dafür, statt an Ausschreibungen teilzunehmen. Ich find das total spannend, wie unterschiedlich der Markt ist.

Persönlich wurde ich tatsächlich mal gut bezahlt, und zwar vom Drachenmondverlag (hier wurde ich aber angefragt). Das waren zwischen 200-300 Euro. Das war schon ganz nett ;D Aber generell sind mir Kurzgeschichten einfach zu viel Arbeit, und da die Veröffentlichung im Kleinverlag nicht mein Ziel ist, jage ich den Anthologien auch nicht hinterher.

ZitatBei einer Absage hat man etwas falsch gemacht.

Das muss übrigens gar nicht immer sein. Der Platz ist halt einfach begrenzt und manchmal ist es einfach persönlicher Geschmack oder zwei ähnliche Geschichten, etc.

Alana

#5
@Maubel Ganz genau. Ich glaube, im englischsprachigen Raum, wo kreatives Schreiben als Handwerk sowieso viel "normaler" ist, genießen Kurzgeschichten verdientermaßen als Literatur-Gattung einfach ein viel höheres Ansehen. Da kann es auch sicher passieren, dass man durch eine KG VÖ in einem renommierten Magazin leichter einen Roman-Vertrag bekommt.
Alhambrana

Herbstblatt

Zitat von: GraumondUnd an welchem Punkt eurer schriftstellerischen "Laufbahn"?

Laufbahn. Das klingt, als bräuchtest du für die Autorenarbeit einen geregelten Lebenslauf.
Grundsätzlich sehe ich keinen Sinn von Kurzgeschichtenausschreibungen. Wie du bereits sagtest, es ist nett für's Ego. Na, und es sei denn, du möchtest an diesen Verlag mit einem Romanmanuskript herantreten, dann könnte ich mir vorstellen, dass dort das Mitmachen von Vorteil ist. Der Verlag sieht ja dann, wie man schreibt und der eigene Name ist denen schon mal untergekommen.

Aber sonst? Ich glaube, Großverlage machen keine Ausschreibungen. Oder selten.

Und wenn du im SP veröffentlichen willst, ist das Marketing wohl viel wichtiger, als die Auflistung von veröffentlichten Kurzgeschichten in Ausschreibungen. Einen Lebenslauf braucht man da nicht, das ist ja das Schöne.

Holger

#7
Es gibt keinen "Punkt" einer schriftstellerischen Laufbahn, an der es Sinn oder keinen Sinn ergibt, an Kurzgeschichtenausschreibungen teilzunehmen. Sie können immer Sinn ergeben - oder auch nicht. Es hängt weniger von der Schreiberfahrung ab, als vielmehr von der Geschichte, die du erzählen willst. Es wurde schon erwähnt, dass es vor allen Dingen auf deine persönlichen Ziele ankommt. Was willst du genau erreichen? Kurzgeschichten und Romane sind zwei unterschiedliche Paar Stiefel. Es schließt sich nicht aus, beides zu schreiben. Und man kann aus beidem jeweils für das andere Medium durchaus etwas lernen. Aber dennoch unterscheiden sich beide zu stark, als dass sie als "Schreibübungen" angesehen werden können. Insbesondere da das einen Bärendienst für Kurzgeschichten erweist: Auf dem deutschen Markt haben Kurzgeschichten leider keinen besonders guten Stand - gerade weil sie eher als "Schreibübungen" abgetan werden. Das sind sie nicht und sollten sie nicht sein. Kurzgeschichten sind nicht nur für "Schreibanfänger". Sie sind für Leute, die Kurzgeschichten schreiben wollen - aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Für mich ist es so: Ich habe einen Brotjob, ich brauche das Geld aus diesen Ausschreibungen nicht. Das mache ich persönlich also in meiner Freizeit, weil es mir Spaß macht. Durchaus um Kontakte zu finden, aber auch um "im privaten Schreiben" drin zu bleiben. Da ich auch im Brotjob täglich (PR-)Texte schreibe, fällt das private Schreiben nämlich oftmals hinten runter. Das wären zumindest meine persönlichen Gründe. Manche Ideen/Geschichten lassen sich besser als Kurzgeschichte erzählen. Für manche  bietet sich der Roman mehr an. Daher finde ich es schade, dass der deutsche Markt ein wenig abfällig auf Kurzgeschichten zu schauen scheint. Ich bin jedenfalls sehr froh darum, dass ich einige meiner Ideen dadurch veröffentlichen konnte - und für einen Roman wären sie einfach nicht passend/ausreichend gewesen. Sowas erlebt man ja auch oft genug, dass ein Roman eine gute Idee hat, aber sie dann gestreckt wirkt. Das hätte besser in eine Kurzgeschichte gepasst.

Die Kontakte sind natürlich schon wertvoll, die man über Kurzgeschichten bekommen kann. Ich habe wirklich tolle Leute dadurch kennengelernt und für mich ist es schon allein viel wert, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die für die gleichen Dinge/Geschichten brennen. Es hilft auf jeden Fall, mit sehr engagierten Menschen in Kontakt zu treten und die Türen für Klein- und Kleinstverlage zu öffnen. Das darf man auch nicht unterschätzen. Dort arbeiten sehr viele, sehr engagierte Leute mit tollen Ideen und Projekten - und den Kontakt möchte ich nicht mehr missen. Es gibt einen Nischenmarkt für Kurzgeschichten und sehr tolle Menschen, die man darüber kennenlernen kann. Ich habe darüber zum Beispiel auch an meinen ersten Lesungen teilnehmen dürfen. Man hat auch Kontakt mit Verlegern, Lektoren, Lesern, Bloggern. Das hilft schon und gibt wertvolle Erfahrung. Aber das hilft sicherlich nicht in der eigenen "Karriere". Es mag vielleicht ein kleiner Schritt in eine solche Richtung sein, aber steht in meinen Augen in keinem vernünftigen Verhältnis, wenn man die investierte Zeit sieht.

Ich denke, du solltest dir vor allen Dingen folgende Frage stellen:

Warum will ich Kurzgeschichten schreiben?
Und sofern hier deine Antwort nicht ist: "Weil es mir Spaß macht und ich diese Geschichte als Kurzgeschichte erzählen will" oder sogar "... und ich diese Geschichte nur als Kurzgeschichte erzählen kann", würde ich mich auf dein Romanprojekt konzentrieren. Kurzgeschichten kosten Zeit (und oft genug auch Nerven), wie ja auch schon erwähnt wurde. Viel Zeit. Die fehlt dir dann für ein Romanprojekt. Und nicht jeder Schreiber kann Kurzgeschichten schreiben. Genauso wie nicht jeder Romane schreiben kann. Das ist auch vollkommen in Ordnung und man muss es nicht erzwingen. Es ist nichts, was man "abhaken" können sollte, um sich dann Schriftsteller nennen zu können.
"No one asks for their life to change, not really. But it does. So, what are we? Helpless? Puppets? No. The big moments are gonna come, you can't help that. It's what you do afterwards that counts. That's when you find out who you are."
(Buffy: The Vampire Slayer; S02E21: Becoming - Part 1)

Evanesca Feuerblut

Ich mache das passioniert und recht systematisch. Anfangs eher erratisch (was mich anspringt, da mache ich halt mit, so ab 2007) und inzwischen mit Buchführung dahinter:
Ich habe eine relativ komplette, von mir regelmäßig aktualisierte Liste mit Kurzgeschichten-Fundus, wo ich grob Plot, Länge in den gängigen Einheiten Normseite, Wortzahl, Zeichenzahl und Genre festhalte. Außerdem führe ich Buch über alle Ausschreibungen, an denen ich teilnehme. Dort halte ich fest:
- Linktext (ich verwalte meine Geschichten über ein internes Forum)
- Ausschreibung
- Einsendeschluss
- wann sich vorraussichtlich gemeldet wird
So kann ich relativ lückenlos (es sind ein paar Einreichungsmails verloren gegangen, aber die sind größtenteils aus der Zeit vor 2013) nachvollziehen, was ich wo eingereicht habe, wie lange die Auswertung dauert und vor allem, alles andere wäre etwas peinlich, dass ich nicht die gleiche Geschichte mal aus Versehen in verschiedenen Jahren an den gleichen Verlag sende ...
Wenn eine Geschichte dann für Anthologie A nicht passt, kommt sie ins Archiv. Gibt es dann ein ähnliches Thema, schaue ich sie mir erneut an. Habe ich inzwischen vielleicht handwerklich etwas dazugelernt, das dafür sorgt, dass ich sie noch besser machen kann? Kann ich auf Basis dieser alten Geschichte vielleicht eine viel bessere Geschichte schreiben? (Gerade bei sehr, sehr alten Geschichten kann es sein, dass die Grundidee noch was taugt, aber die Geschichte sieben Jahre alt ist und es einfacher ist, eine neue zu schreiben als den alten Ofen zu überarbeiten).
Oder habe ich allein beim Lesen der Ausschreibung bereits Kopfkino, Inspirationsfunken und Dialogfetzen im Kopf? Yay, diese Ausschreibung sparkt joy, um es mit Marie Kondo zu sagen.

Was mir das bringt?
- Es macht Spaß. Ich LIEBE es, an Kurzgeschichten zu tüfteln und genieße das richtig.
- Es besänftigt meinen inneren Monk, der an dieser ganzen Buchführung und Nachhaltung sehr viel Spaß hat. Für mich ist das ganze Prozedere an sich sehr befriedigend und damit ein wenig Selbstzweck.
- Ich schärfe mein Handwerk und probiere Techniken aus, die ich dann in Romanen nutzen kann, sodass ich auf alle Fälle von den Übungen profitiere.
- Gerade in Zeiten wie jetzt, wo ich kaum zum Schreiben komme, weil ich zwei Releases parallel irgendwie vorbereiten muss (Release 1: Buchsatz, Release 2: Lektorat einarbeiten) ist das Schreiben von Kurzgeschichten ein Ventil für die schöpferische Seite meiner Kreativität, die nun mal raus will, egal ob eigentlich was Dringenderes anstehen würde oder nicht. Ich merke: Wenn ich NICHT zumindest ab und zu ein bisschen Flash Fiction einschiebe und mich buchstäblich freischreibe, bin ich für die anderen Tasks blockiert, weil die jeweils andere Aspekte meiner Kreativität bedienen. Das Arbeiten an Kurzgeschichten sorgt also dafür, dass ich überhaupt in der Lage bin, die Konzentration für die mühsameren Aspekte des Schreiblebens aufzubringen und gibt Kraft zurück.
- Ich kann mich in ganz vielen Bereichen austoben, für die ich (noch) einfach keine Romanidee habe oder vielleicht niemals eine haben werde. Horror beispielsweise. Ja, es heißt immer "Such dir deine Nische und dann bleib dort", aber da gilt das Gleiche wie für den Stichpunkt direkt oben drüber. Wenn ich meinem Hirn verbieten will, sich in bestimmte Gefilde zu verirren, blockieren die Gefilde, in die ich eigentlich will. Also lasse ich diesen Quatsch sein und beuge mich dem Diktat meiner Fantasie, die eben auf alles Mögliche schießen will.
- Manchmal bringt es mir sogar Geld (selten genug, leider, weil ich eher die Kleinstverlagssachen inspirierend finde).
- Ich schreibe - das ist vielleicht wichtig - generell eher Kurzprosa. Eher Novellen und Kurzromane als dicke Klopper. Eigenständige Veröffentlichungen fangen bei 15.000 Worten an. Somit sind Kurzgeschichten, Drabbles, Flash Fiction einfach Bereiche, in denen ich mich wohl fühle wie ein Fisch im Wasser. Das ist einfach "meins". Und wenn eine Kurzgeschichte für eine Ausschreibung dann als Mindestwortzahl was um die 5k will und nicht genommen wird, kann ich immer noch eine Novelle daraus machen.
- Stolz. Es gibt Verlage / Teams, da träume ich einfach schon seit Jahren, mal mit einer Geschichte "dort" unterzukommen. Ein solcher Traum hat sich neulich mit einem Kurzgeschichtenvertrag von RedRum erfüllt, ein anderes Ziel (Torsten Low) habe ich aber noch nicht erreicht, beispielsweise. Also ... mir gibt allein das olympische Teilnehmen und die Herausforderung sehr viel zurück, wenn ich dann auch noch bei Verlagen was reißen kann, die auf hohem Niveau fahren oder mit einem progressiveren Stoff eine Kurzgeschichte bei einem älteren Kleinverlag unterbringen kann... Endorphinschub vom Feinsten. Und es gibt Ausschreibende, die versuche ich seit Jahren zu "knacken" und endlich gut genug zu werden, um deren Ansprüchen zu genügen. Das spornt an, nicht auf dem gleichen Niveau zu bleiben, sondern immer an sich zu arbeiten.

Für manche Wettbewerbe ist es außerdem Voraussetzung, eine gewisse Zahl an Veröffentlichungen in Verlagen mitzubringen. Da ich hybrid veröffentliche (Selfpublishing und Kleinstverlag), aber oft auch Anthologien zählen, komme ich durch die recht große Backlist mühelos durch die quantitative Hürde. Allerdings nehme ich bei solchen Wettbewerben oft aus Prinzip nicht teil, weil sie Selfpublishing ausschließen, aber das ist ein anderes Thema und führt hier zu weit.

In Kurzfassung: Mir gibt das Schreiben von Kurzgeschichten emotional, psychisch und wettbewerbstechnisch so viel zurück, dass die vom Roman weggehende Zeit mehr als aufgewogen wird.
Aber das ist sehr stark von deinen individuellen Veranlagungen, Interessen und Neigungen in Sachen Schreiben abhängig.

Graumond

#9
Hujujui, so schnell habe ich ja nicht mit so viel Feedback gerechnet! Also erst mal vielen, vielen Dank an alle, die sich die Mühe und Zeit genommen haben, eine Antwort zu schreiben.  :vibes:

Ich versuche, das ganze halbwegs chronologisch durchzugehen ...

Zitat von: Earu am 24. Juni 2021, 14:46:35
Leser können dich durch Anthologien kennenlernen. Wenn ihnen deine Geschichte gefällt, suchen sie nach weiteren von dir.
Das ist wahr - nur bräuchte ich (persönlich) dafür erstmal andere Geschichten, auf die meine Leser stoßen könnten. Und um die zu schreiben, bräuchte ich Zeit, die mir die Kurzgeschichten wegnehmen.  :-\
Und die Erfahrung mit qualitativ unterschiedlichen (bzw. nicht vorhandenen Lektoraten) habe ich leider auch schon gemacht. Was ja auch irgendwie den niedrigen Stellenwert unterstreicht, den Kurzgeschichten in Deutschland haben, wie @Holger meinte.

Zitat von: Herbstblatt am 24. Juni 2021, 15:22:32
Laufbahn. Das klingt, als bräuchtest du für die Autorenarbeit einen geregelten Lebenslauf.
Schon klar, dass das Autorenleben ganz sicher nicht in geregelten Bahnen verläuft.  ;D Ich meinte mit der "Laufbahn" eigentlich eher das Gefühl, dass man persönlich Fortschritte beim Schreiben gemacht hat - z.B. wenn man alte, selbstgeschriebene Texte durchliest und plötzlich realisiert, wie sehr man sich inzwischen verbessert hat.
Über die Idee, seine Zeit lieber mit Marketing bzw. Social Media zu verbringen - wie ja auch @Alana meinte -, werde ich auf jeden Fall noch genauer nachdenken.

Zitat von: Holger am 24. Juni 2021, 15:40:15
Ich denke, du solltest dir vor allen Dingen folgende Frage stellen:

Warum will ich Kurzgeschichten schreiben?
Und sofern hier deine Antwort nicht ist: "Weil es mir Spaß macht und ich diese Geschichte als Kurzgeschichte erzählen will" oder sogar "... und ich diese Geschichte nur als Kurzgeschichte erzählen kann", würde ich mich auf dein Romanprojekt konzentrieren.
Auf jeden Fall ein guter Tipp, danke! :jau:

Die Kontakte in die Kleinverlags-/ Messe-/ allgemein Buchwelt, die einige von euch angesprochen haben, sind natürlich auch ein valides Argument (auch wenn Messebesuche inzwischen fast schon einen phantastischen Touch haben ...  :hatschi:). Gerade durch den Podcast PhanLiTa habe ich beispielsweise auch gleich Lust bekommen, bei einer zukünftigen Ausschreibung von Ohneohren bzw. Art Skript Phantastik mitzumachen.

Und das bringt mich auch zu meinem eigentlichen Problem: Es gibt einfach extrem viele Kurzgeschichten-Ausschreibungen - und extrem viele davon hören sich auch noch interessant an und wecken dieses Da-musst-du-unbedingt-was-zu-schreiben-Gefühl in mir. Ich denke, ich werde in Zukunft verstärkt darauf achten müssen, dass wirklich alle Kriterien zusammenpassen, bevor ich mich an die Teilnahme einer Ausschreibung mache: also spannendes Thema, eigene Idee, (wirklich) seriöser Verlag. Vielleicht mache ich so wie @Maubel, mir eine Höchstanzahl an Teilnahmen pro Jahr zu setzen.


[Edit (Nachtrag):]
@Evanesca Feuerblut: Vielen Dank für den umfangreichen Beitrag! Das mit dem "Freischreiben" während Überarbeitungs- oder anderen eher technischen Phasen ist wirklich ein super Gedanke.
Die Backlist muss bei mir natürlich erst mal entstehen, ist aber auf jeden Fall etwas, dass ich mal angehen sollte.
Sprache ist Werkzeug und Waffe zugleich.
Sprache kann erschaffen und zerstören.
Wir machen von ihr Gebrauch, und müssen uns doch ihren Regeln unterwerfen.
Sprache definiert, wie wir denken und wer wir sind.
Der Mensch ist die Sprache.

Federstreich

Die Backlist kommt mit der Zeit. Von den vielen Kurzgeschichten, die ich teilweise für Ausschreibungen, teilweise aufgrund einer Idee, die nicht für einen Roman taugte, geschrieben haben, wurde ja nur ein Teil gedruckt. Ich habe z. B. eine Einhorngeschichte, die total süß ist. Ich zweifle nicht daran, dass die es eines Tages in eine Anthologie schafft. Einhörner kommen einfach immer wieder vor.

Was deine Bibliographie und die Leser, die weitere Geschichten von dir suchen, betrifft, musst du dir jetzt auch noch keine Sorgen machen. Dann stehst du jetzt eben noch am Anfang deiner Karriere. Das ging jedem irgendwann einmal so. Meine erste Kurzgeschichte kam, wenn ich mich richtig erinnere, 2012 raus. Erst fünf Jahre später kamen Schlag auf Schlag weitere Veröffentlichungen. Ich hatte allerdings diese Zeit für mich und für meine schriftstellerische Entwicklung gebraucht und deshalb nach 2012 an keinen Ausschreibungen teilgenommen. Das fing erst Ende 2016 an, als ich speziell angefragt wurde.

Du hast ja jetzt einiges an Rückmeldungen bekommen. Viele Wege führen ans Ziel. Ich bin erst dank meiner Kurzgeschichten für meinen ersten Kurzroman angefragt worden. Andere haben es direkt mit ihrem Roman in einen Verlag geschafft. Selbst die Lehren, die wir aus denselben/ähnlichen Wegen ziehen, sind unterschiedlich. Es gehen also beide Wege. Es liegt an dir, zu entscheiden, welcher Weg zu dir passt. Da sind wir alle so unterschiedlich wie Schneeflocken. :)

Marta

Okay, eigentlich wurde schon alles gesagt und viel besser als ich das könnte. Aber ich prokrastiniere gerade und muss unbedingt meinen Senf dazugeben.  ;D

ZitatGanz provokant gesagt: Sind Kurzgeschichten-Ausschreibungen nur Schreibübungen für Anfänger, deren eigentliches Ziel der veröffentlichte Roman ist? Oder Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, egal wie viel Erfahrung man bereits gesammelt hat?
Ich glaube, wenn man eigentlich einen Roman schreiben will, sollte man das mit den Kurzgeschichten lassen. Romane schreiben lernt man, indem man Romane schreibt. Punkt.
Anders verhält es sich, wenn man Spaß an Kurzgeschichten hat. Dann sollte man so viele Kurzgeschichten schreiben wie man kann. Auch Punkt.
Und falls man beides mag, sollte man natürlich beides machen.

Ich persönlich habe immer mehr Freude daran, Kurzgeschichten zu schreiben. Nach xtausend Romanen (leicht übertrieben) schätze ich sie als Ausgleich. Gerade, wenn man "erfolgreicher" wird und immer mehr Auftragsarbeiten schreibt, sind sie eine tolle Abwechslung und eine willkommene Erholung. An Ausschreibungen habe ich nie teilgenommen, aber die klingen interessant, also: Warum nicht?

Ich denke, am Ende findet jeder seinen eigenen Weg. Wenn man lange genug durchhält, kommt der Erfolg, ob früher oder später. Und der bringt seine eigenen Schattenseiten mit, also ... ja. Es gibt kein Ziel, es gibt nur den Weg.

Und wichtiger als WAS man schreibt, ist natürlich, DASS man schreibt, und zwar regelmäßig. Und bis zum Ende, egal, ob Kurzgeschichte oder Roman oder zehnteilige Reihe.

So, genug der Klugscheißerei. Ich versuche jetzt, meinen eigenen totally klugen Rat zu befolgen und weiterzuschreiben. Und möglichst viel Spaß dabei zu haben. Vielleicht kann ich einen Schwertkampf einbauen.

Wordzombie

Bei all den ausführlichen Textwällen hier, getraue ich mich kaum auch noch meine Meinung abzugeben...  ::)

Meine bisherigen Erfahrungen mit Kurzgeschichten sind rar gesät (2 Erfolge bis jetzt, wheeeeee) und wie "sinnvoll" diese Mini-Erfolge sind, ist schwer zu sagen, zumal ich ebenfalls ein ausgedehntes Romanprojekt anstrebe. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass diese Kurzgeschichten eine wertvolle Übung für das Schreiben an sich sind UND dass natürlich auch das so sehnlichst nach Anerkennung schreiende Ego damit erheblich gestreichelt wird. In meinem Fall tut es der Schreibfeder und der daranhängenden Seele sehr gut, weshalb ich auch erstmal dranbleiben werde und weiter nach interessanten Ausschreibungen Ausschau halte.
Natürlich bremst das wiederrum mein Kernprojekt, aber ich sehe es wie gesagt als wertvolle Erfahrung die am Ende auch wieder in den Roman einfließen wird. Zudem ist selbst gemachter Stress bzw. Druck ein echter Kreativitätskiller und wenn es bei den Ausschreibungen flutscht, beim Roman vorerst aber nicht, dann nehm ich das einfach hin, bis der Wind sich wieder dreht.

Ob ich immer noch so darüber denken würde, hätte ich schon zehn Romane herausgebracht, eine breite Fangemeinde und einen Filmvertrag mit Netflix in der Tasche (lasst mich träumen!!!  :ätsch: ) steht auf einem anderen Blatt... aber ich glaube, selbst dann wäre es für mich immer noch Spaß und Spannung :)
Herr, lass Hirn vom Himmel regnen. Oder Steine. Solange du nur triffst!

Linda

Das gilt jetzt tatsächlich für jede Textart:
  Hast du Lust und Idee mach es. Fehlt es an einem oder gar beidem, dann lass es. Geschichten aus reinem Kalkül zu schreiben, wird sich sehr wahrscheinlich in Deutschland eher nicht finanziell oder karrieretechnisch lohnen (Ausnahmen gibt es immer).
Kurzgeschichten sind keine einfache Anfängerübung, aber ja, sie bringen Erfahrung und Zugang zur Szene und zu kreativen Menschen. Sie haben in Deutschland publikumsmäßig jedoch eine eher geringe Lobby, weshalb, wie Alana schreibt, vor allem etablierte Autoren in größeren Verlagen damit Geld einfahren.
Ich habe nach Anfängen im Romanschreiben einige Jahre die kurze Form gewählt, weil zu meiner Zeit andere Bedingungen herrschten und ich gerne kurze Ideen formuliert und veröffentlicht habe. Ich schreibe und veröffentliche immer noch die gelegentliche Geschichte, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen.
Zwingen sollte man sich nicht dazu...

Graumond

Zunächst einmal ein ganz großes Dankeschön an alle, die hier teilweise ganze Textsäulen verfasst und mir damit extrem weitergeholfen haben.  :jau:

Was ich primär aus all den Beiträgen mitgenommen habe: die Teilnahme an Kurzgeschichten-Ausschreibungen ist etwas sehr individuelles - wie so ziemlich alles am Schreiben. Dementsprechend muss natürlich jeder und jede eine eigene, individuelle Herangehensweise finden. Meine sieht - nach eurem umfangreichen Feedback - jetzt wie folgt aus:

Ich werde weiterhin an Ausschreibungen teilnehmen, da:

  • mir das Verfassen von Kurzgeschichten von Zeit zu Zeit unglaublich viel Spaß macht.
  • viele Geschichten auf meinem Ideen-Notizboard nur als Kurzgeschichte funktionieren und ich immer wieder ein paar davon ,,abarbeiten" möchte, damit mein Kopf nicht vor Ideen explodiert.
  • das Schreiben an Kurzgeschichten ein tolles kreatives Ventil sein kann - wie @Evanesca Feuerblut und @Marta geschrieben haben - und relativ schnell Erfolgserlebnisse liefern.

Allerdings setze ich mir die Einschränkung, an Ausschreibungen nur in den Zeiten teilzunehmen, in denen ich nicht an einer Roman-Rohfassung sitze. Danach, davor, während Überarbeitungs-Phasen, etc. aber natürlich weiterhin gerne - aber dabei werde ich genau darauf achten, dass die Verlage seriös sind und zumindest ein Lektorat anbieten. Die Idee, gewisse Verlage als Traumziele auszusuchen, gefällt mir auch.

Außerdem werde ich mich in den nächsten Wochen daranmachen, eine Übersicht meiner geschriebenen, eingesandten und veröffentlichten Geschichten zu erstellen. Und an meine ersten Schritte in Richtung Social Media wage ich mich auch, indem ich versuche herauszufinden, ob ich in der Lage bin, ein YouTube-Video durchzuproduzieren - aber das geht jetzt zu sehr ins Off-Topic.

In dem Sinne noch einmal vielen Dank für die Rückmeldungen - und vielleicht kann dieser Thread ja auch noch anderen angehenden Autoren helfen.
Sprache ist Werkzeug und Waffe zugleich.
Sprache kann erschaffen und zerstören.
Wir machen von ihr Gebrauch, und müssen uns doch ihren Regeln unterwerfen.
Sprache definiert, wie wir denken und wer wir sind.
Der Mensch ist die Sprache.