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Deutsche Phantastik in der Krise?

Begonnen von Kaeptn, 19. November 2019, 11:23:17

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Kaeptn

Zitat von: Yamuri am 19. November 2019, 21:04:56
@Kaeptn: Dein Einwurf erinnert mich ein wenig an eine Diskussion, die wir in der Schulzeit im Deutschunterricht hatten. Da fragte uns der Lehrer ob wir denken, dass das Fernsehen eines Tages Literatur komplett ablösen würde. Ich denke nicht, dass das passieren wird.

Das Fernsehen wird ja gerade selber abgelöst. Früher wurde im TV halt vorgegeben, was man wann zu gucken hat, da war dann eben oft nix für einen dabei und man griff zum Buch. Jetzt kann man gucken was man will und wann man will und bei Abo kostet es nicht mal was, das ist dann eben ein anderes Kaliber. Noch dazu bedienen die modernen Serien ja auch genau das, was Romane machen, komplexe Geschichten mit vielschichtigen Charakteren.

Aber natürlich sind Netflix & Co nicht der einzige Grund. Die Zeit, die wir im Internet und vor allem in sozialen Netzwerken verbringen, die wir verchatten, all das hat in den letzten Jahren massiv zugenommen.

Und dann eben, wie angesprochen, die gigantische Menge an Titeln, die wegen eBooks auch nicht mehr schrumpft, weil alles ewig verfügbar bleibt.

Yamuri

Zitat von: KaeptnAber natürlich sind Netflix & Co nicht der einzige Grund. Die Zeit, die wir im Internet und vor allem in sozialen Netzwerken verbringen, die wir verchatten, all das hat in den letzten Jahren massiv zugenommen.
Und dann eben, wie angesprochen, die gigantische Menge an Titeln, die wegen eBooks auch nicht mehr schrumpft, weil alles ewig verfügbar bleibt.

Ja, die Möglichkeiten werden immer mehr, die Vielfalt dadurch größer. Das herkömmliche Wirtschaftssystem ist da in meinen Augen unbrauchbar. Ich denke das die neuen Entwicklungen ein ganz anderes Wirtschaftssystem benötigen als wir es derzeit noch haben. Dann wäre diese enorme Menge an Angeboten auch kein Problem mehr, sondern ein Segen. Denn jeder findet darin, wonach er sucht. Es würde zu weit weg führen, wenn ich hier meine Ideen kundtun würde, aber ich denke, dass die Möglichkeiten des Internets auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein Umdenken benötigen.

Trotzdem glaube ich, es wird immer Menschen geben, die Bücher lieber anfassen möchten, obwohl die Digitalisierung durchaus ihre Vorzüge hat. Es ist schon praktischer mit einem Tablett auf dem man Bücher als PDF lesen kann oder eben einen E-Bookreader (irgendwann kauf ich mir doch noch einen). So ein E-Book Reader ist auch leichter zu tragen und es passt mehr drauf. Ich kann die voranschreitende Technik da schon verstehen und ich gehöre ja selbst zu den Leuten, die in der Technik eigentlich neue Möglichkeiten und etwas Gutes sehen. Nur brauchen gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen derzeit länger als die technische Entwicklung und ich kann mir vorstellen, dass das eben gewisse Herausforderungen generiert, auf die wir nicht vorbereitet waren.

Aber es findet in manchen Bereichen ein Umdenken statt. Beispielsweise halte ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens für eine gute Idee, die den Druck aus vielen kreativen und sozialen Berufen rausnehmen würde. Einerseits würde so jeder sein Geld bekommen, auch wenn die direkten Verkäufe nicht so gut laufen, andererseits hätte auf diese Weise jeder ein stabiles Kapital das zum Konsum von Büchern/digitalen Medien/Filmen usw. eingesetzt werden kann. Führt nur hier zu weit diese Überlegungen von mir und ich will da keine Debatte über das Grundeinkommen anreißen.  ;D
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Tintenteufel

#32
tl;dr: Die Phantastik ist nicht in der Krise, sie wird nur von einem künstlich aufgeblasenem goldenen Zeitalter wieder zurück gestutzt.

Der deutschsprachige Kulturbetrieb ist massiv subventioniert, sowohl direkt als auch indirekt. Da werden Milliarden verschoben und obwohl ich gerne zugebe, dass ich die exakten Zahlen für individuelle Kleinunternehmer und Kleinverlage nicht kenne, vermute ich mal, dass da massiv diverse Abgaben nicht fällig werden, v.A. wenn man sich die Verträge anschaut, die in der Branche üblich sind.

Und ich glaube das muss auch mal wieder gesagt werden: Der Buchmarkt ist in keiner Krise. Der Buchmarkt ist stabil.
Zitat von: https://www.domradio.de/themen/kultur/2019-10-17/stabiler-umsatz-im-jahr-2018-zahlen-und-fakten-zum-buchmarkt-deutschlandDer Buchmarkt in Deutschland hat im Jahr 2018 einen stabilen Umsatz verzeichnet. Insgesamt wurden 9,13 Milliarden Euro umgesetzt, genau so viel wie im Vorjahr. Zum Vergleich: Die Filmwirtschaft setzte 2,93 Milliarden Euro um, die Musikindustrie 1,58 Milliarden. Computer- und Videospiele kamen auf 3,51 Milliarden.

Fantasy ist möglicherweise in einer Krise. Möglicherweise, weil sie sich strukturell ändert und der ganze Einheitsbrei der letzten zwanzig Jahre halt nicht mehr zieht. Fantasy ist eine Nische. Wir sind, bestenfalls, Nischenautoren. Auch ein Markus Heitz ist ein Nischenautor. Gerade Phantasten vergessen das gerne. Phantastik und ganz besonders Fantasy ist in Deutschland immer noch kein Mainstream. Sci-Fi/Fantasy hat lt. Börsenverein einen heroischen Marktanteil von... Ups, 6%. In Zahlen: Sechs. Das sind aufs Umsatzjahr 2018 knapp 550 Millionen. Dat is dat Marketingbudget von Batman v. Superman.

Es kann - und ich schreibe das mal kursiv und unterstrichen, weil ich von den im Eingangspost genannten Herren nix gelesen habe - dass die trotz herausragender, origineller Fantasy nicht gekauft werden. Ooooder im deutschen Buchmarkt ändert sich die Kulturpolitik und es wird halt nicht mehr jeder Nischentitel künstlich rentabel gehalten. Auch für Vertreiber und so weiter, auch wenn ich ehrlich gesagt jetzt nicht weiß, wie genau KNU und so arbeiten.
Für genaueres müsste ich mir jetzt die aktuellen Zahlen ansehen, aber ich schau mal, ob ich da neben der Arbeit Zeit für finde.

Amanita

@Tintenteufel, danke für die Zahlen. Ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass die Umsätze im Buchhandel im Verhältnis so viel höher sind als in den anderen Medienbereichen. Auch die restlichen Zahlen im von dir verlinkten Artikel lesen sich  nicht so, als ob der Buchmarkt als Ganzes in einer Krise stecken würde, wie es ja gerne suggeriert wird.
Zitat
Fantasy ist eine Nische. Wir sind, bestenfalls, Nischenautoren.
Wenn man den ganzen Buchmarkt betrachtet, wo ja auch noch diverse Sachbücher und Fachliteratur mit hineinspielen, wird das erst so richtig deutlich. Die Fantasy ist ja auch nur ein Fragment der (laut dem verlinkten Artikel) ca. 30 % Bellletristik.
Im Internet scheint mir der Anteil der Fantasy aber deutlich überrepräsentiert. Das Forum hier ist natürlich explizit für diesen Bereich, aber auch wenn man sich beispielsweise die NaNo-Seite anschaut, ist das mit Abstand der meist frequentierte Bereich. (Wobei die natürlich auch wieder international ist, vielleicht sind die Verhältnisse im englischsprachigen Raum auch etwas anders.
Die meisten groß beworbenen Bücher und auch das, was sich vorne auf den Bestsellerlisten findet, stammt meistens eher aus dem Bereich Krimi/Thriller.

Weil das jetzt mehrmal angesprochen wurde, noch einmal zum Thema Harry Potter.
Sicherlich kann niemand so richtig erklären, warum diese Reihe so beliebt wurde. Ich wage aber zu behaupten, dass es nicht in erster Linie an den Filmen lag. Ich war damals ja genau im passenden Alter und ein großer Fan. ;) Einen Reiz haben sicherlich auch die vielen Spekulationen darüber ausgemacht, was in den letzten Bänden passiert. Nachdem das geklärt war, wurde das Interesse ja ganz schnell weniger und viele Leser, so wie ich, fanden das echte Ende dann auch längst nicht so gut, wie das, was wir uns ausgemalt hatten. ;)
Jedenfalls würde ich nicht automatisch sagen, dass jeder, oder auch nur ein besonders hoher Anteil der Potter-Fans deswegen automatisch auch ein Interesse an "klassischer Fantasy" in erfundenen Welten hat.
Harry Potter war anders als diese doch sehr nah an der realen Welt und realen Erfahrungen, aber eben mit Magie und dadurch auch mit einem gewissen Abstand. Auch die politischen Konflikte (Korruption, Schlammschlachten in den Medien, Ausgrenzung...) waren viel näher an der Realität als irgendwelche mittelalterlichen Erbfolgekriege oder Hofintrigen. Die Geschlechterrollen waren vergleichbar mit unseren heutigen, sodass Frauen auch mehr machen konnten als heiraten und eventuell rebellieren.  Genauso waren auch die Alltagsprobleme denen der Leser näher. (Fiese Lehrer, Mobbing, Sportveranstaltungen, Teenagerromanzen...)
Obwohl mir inzwischen sehr wohl bewusst ist, dass die Reihe in vieler Hinsicht ihre Schwächen hat, hat es seitdem keine andere fiktive Welt mehr geschafft, eine ähnliche Immersion bei mir zu schaffen und da bin ich ja ganz offensichtlich nicht alleine, sonst hätte die Reihe nie so viele Menschen auch außerhalb der klassischen Fantasyfans erreicht.

Mindi

#34
Ich habe eigentlich den Eindruck, dass die Fantasy-Regale bei uns im Buchladen immer größer werden (Wobei ich meist bei Thalia einkaufe da ich dort hinkomme) Allein 4-5 der ca. 10 Tische sind nur Auslagen mit irgendwie gearteten phantastischen Inhalten, wobei einer natürlich Jugendbücher abdeckt ...
Es liegt dort aber recht wenig SF aus, zumindest was ich so gesehen habe.

Ich weiß natürlich nicht, wie die Verkaufszahlen sind, aber rein gefühlt finde ich im Buchladen in den letzten Jahren mehr Bücher mit phantastischen Inhalten als noch vor 10 Jahren, wo man mal Glück haben musste, ein paar ausgelegt zu finden.
Also ich würde nicht sagen, dass es dort weniger wird - aber es sind halt sehr viele Übersetzungen und vieles was ich als ... Fantasy für (junge) Frauen bezeichnen würde. Das lese ich selbst auch ganz gerne, also vielleicht stört mich diese Entwicklung von daher auch nicht. Ich kaufe da auch gerne Bücher von deutschen Autoren, die diese Sparte bedienen. Auch wenn man manchmal nicht einmal am Namen erkennt, ob es ein original deutschsprachiges Buch oder eine Übersetzung ist. Bei Namen wie z.B. Lin Rina, Rose Snow oder Marah Woolf denke ich nicht sofort an eine deutschsprachige Autorin.

Ich denke das von den jungen Menschen vor allen Frauen/Mädchen viel lesen und konsumieren und die kaufen auch andere Fantasy-Bücher als die, die ein Robert Corvus oder Bernd Perplies schreibt. (Ich habe aber selbst noch nie etwas von den beiden Autoren aus dem Startposting gelesen) Vielleicht ist gerade da das Gefühl groß, nicht mehr relevant zu sein.
Und dass eher die alteingesessenen deutschsprachigen Fantasy-Autoren auch gerne mal sagen, deutsche Fantasy stecke in der Kriese. Vielleicht steckt ein Teilbereich der deutschen Phantastik in der Kriese - aber komplett über alle Sub-Genres? Glaube ich nicht, aber ich kenne auch keine Zahlen.

Bei den Marktanteilen zu Fantasy frage ich mich auch, was da eigentlich alles reingezählt wird. immerhin werden Jugendbücher,  die oft auch viele phantastische Inhalte haben, meist extra gelistet. Zumindest im Laden wird in den Jugendbuch-Bereich vieles einsortiert, was generell auch unter Fantasy fallen würde.
Oder zählt man die nicht mit dazu, wenn man davon redet dass Phantastik in der Kriese steckt?
Ich hoffe da einfach, dass die Wende im Buchmarkt, von der immer wieder die Rede ist, auf lange Sicht die deutschen Autoren unterstützen wird und weniger auf Übersetzungen gesetzt wird.

@Yamuri
Contemporary Romance ist aber nicht nur Altbackenes und Pilcher usw, da fällt auch die ganze Young/New Adult Sparte mit hinein und wenn ich junge Menschen im Buchladen sehe - dann stehen die genau dort. Dort gibt es keine fantastischen Elemente und sie unterhalten sich auch sehr lange und ausdauernd über die einzelnen Bücher. Weil dass die Geschichten sind, mit denen sie sich verbinden können. Die meisten Fanfictions gibt es meiner Einschätzung nach zu Jugendbüchern und da diese oft auch phantastische Welten/Figuren beinhalten, gibt es demnach auch die meisten FF zu phantastischem. Harry Potter ist da sicherlich noch eine Klasse für sich.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

FeeamPC

Nur mal neugierig gefragt, @Tintenteufel , wieso gleubst du das:
Zitatindividuelle Kleinunternehmer und Kleinverlage nicht kenne, vermute ich mal, dass da massiv diverse Abgaben nicht fällig werden
Ich bin sowohl "Normalunternehmerin" mit meiner Apotheke als auch Kleinunternehmerin mit meinem Verlag, und ich kann dir versichern, dass es da keine Unterschiede in Auflagen, Abgaben und Bürokratie gibt. Auch finanzamtstechnisch nicht.

Ansonsten: Der Buchmarkt an sich hat immer irgendwie vor sich hin gekrieselt. Hat es aber meist auch irgendwie halbwegs brauchbar überstanden. Nur die Nischen, die dann oft in Kleinverlagen zu finden sind. werden in Krisenzeiten gerne ausgebügelt und plattgemacht. Und natürlich sind die Autoren, die nicht Mainstream schreiben, dann auch diejenigen, die es zuerst ausbaden müssen.

Holger

#36
Krise mag vielleicht sogar stimmen, dafür kenne ich die Zahlen zu wenig. Aber das sind meiner Wahrnehmung nach Wellenbewegungen - und um einen herum wirkt alles viel dramatischer. Die Entwicklungen aus der Verlagswelt/Buchbranche kenne ich nicht gut, dafür aber aus dem Gaming-Bereich, da ich da auch selbst recht lange gearbeitet habe. Sobald der Trend dort mal kurzzeitig geringer wird oder auch "nur" stagniert, wird eine Krise herbei beschworen. Oftmals habe ich bei gerade kleinen Gaming-Studios oder kleinen Spielen gesehen, dass das eine selbsterfüllende Prophezeiung wurde, denn die Spieler haben panisch das angeblich sinkende Schiff verlassen. Aber erst das führte zum Sinken. Lässt sich vielleicht nicht ganz auf die Buch/Verlags-Branche übertragen, dennoch hat mich die Diskussion hier an manchen Stellen daran erinnert.

Als ich aufgewachsen bin (ich fühle mich sehr alt, diesen Teilsatz zu schreiben), war die Fantasy-Abteilung in Buchhandlungen sehr, sehr klein - aber mein Lieblingsbereich. Viel Auswahl gab es da nicht und ich habe gelesen, was ich bekommen konnte. Was gab es? Die ganzen D&D/Dragonlance-Bücher, Herr der Ringe, Shannara (Terry Brooks), Conan und wenn man es eher witzig haben wollte, dann Terry Pratchett, Douglas Adams (für die Sci-Fi) und Robert Asprin. Klar, und Michael Ende und Otfried Preußler. Kleinere Titel und Autoren gab es natürlich auch, aber nicht so viele und keine, die mir nun im Gedächtnis geblieben sind. Vielleicht habe ich auch noch etwas vergessen, aber das war ungeheuer überschaubar.

Wenn ich heute in eine Buchhandlung gehe, dann jubelt mein Herz vor Freude, wie groß diese Abteilungen sind. Als Kind/Jugendlicher wäre ich begeistert gewesen. An sich ist es als Phantastik-Fan eine verdammt gute Zeit, denn man wird von allen Seiten beliefert. Das ist toll und Fluch zugleich, wie hier ja auch schon geschrieben wurde. Denn das Angebot ist einfach riesig. Um so schwieriger ist es, sich einen Namen als unbekannter Schreiber zu machen. Aber auch die bekannten Schreiber gehen mehr und mehr unter. Sofern man nicht für den Weltmarkt schreibt und dementsprechend eine große Zielgruppe hat, merkt man das sicherlich. Ich vermute, das ist, was auch einige deutsche Phantastikschriftsteller vermutlich merken. Von daher kann ich mir das von Tintenteufel beschriebene Szenario durchaus vorstellen. Wenn es vorher gut lief und dann nicht mehr, bekommt man Panik (siehe meinen kleinen Exkurs in den Gaming-Bereich oben).

Die Phantastik heute ist doch wirklich Mainstream und sicherlich daraus nicht mehr wegzudenken. Ich weiß noch, als ich mit Fantasy-LARPs um die Jahrtausendwende angefangen habe. Das war damals ein ziemliches Nischenhobby und wir haben kleine Cons organisiert. Die LARP-Szene war klein und man kannte sich größtenteils persönlich, obwohl man etliche Kilometer auseinander lebte. Dann passierten die "Herr der Ringe"-Filme und plötzlich explodierte die Szene, wie ich finde. Ungefähr zeitgleich gab es auch mit dem Drachenfest den ersten LARP-Großcon. Das alles ließ diese Szene wachsen und ich finde, das ist ein guter Indikator dafür, wie groß die Phantastik mittlerweile ist. Wenn ich heute in die LARP-Szene schaue, erkenne ich sie nicht mehr wieder, denn sie ist gewaltig gewachsen. Unzählige Cons, auch richtig große, von denen ich früher nie gedacht hätte, dass dafür überhaupt das Zielpublikum da wäre. Das zeigt mir, dass der Bedarf und das Interesse da ist. Aber, auch hier, es gibt so viele Angebote und alle kosten Zeit und stehen dadurch in Konkurrenz zueinander. Auch da wurde und wird regelmäßig der "Untergang des LARP" beklagt. Nicht unbedingt. Es fühlt sich für einen selbst so an, weil man in größerer Konkurrenz steht.

Als Konsument für Phantastik empfinde ich das als eine überaus komfortable und tolle Position. Als Macher von Phantastik ist es wiederum ein wenig beängstigend. Aber andererseits doch auch nicht anders als früher, oder? Früher hatte man eine so kleine Nische, wurde belächelt und hatte daher Schwierigkeiten "etwas damit zu machen". Heute geht man vielleicht in allem mehr unter. Die Schwierigkeiten sind und bleiben ähnlich. Da darf man sich nicht all zu sehr frustrieren lassen. Ja, mich überkommt das auch öfter mal, wenn ich mich frage: "Kann das überhaupt funktionieren?" Die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht funktioniert ist vermutlich auch wirklich groß.

Um so wichtiger ist aber in meinen Augen einfach das zu machen, wofür das eigene Herz brennt. Einfach die Dinge schreiben und entwickeln, die man selbst gerne hätte. Gar nicht so sehr auf "den Markt" schauen. Der ist sowieso Wellenbewegungen unterworfen. Beispiel: Ich bin großer Zombiefan. Wollte schon immer mal einen epischen Zombieroman schreiben. Habe ich nie gemacht, weil ich dachte, das findet sowieso kein Publikum. Als dann die "Zombiewelle" anrollte, ärgerte ich mich, denn ich hatte das Gefühl, dass wenn ich jetzt damit anfange, die Welle wieder vorbei ist. Hätte ich aber vorher einfach schon geschrieben, was ich liebe und hätte das schon in der Schublade gehabt, wer weiß, was ich dann damit hätte machen können? Daher finde ich es immer ein wenig schwierig und gefährlich, zu sehr auf den Markt zu schauen, denn das ist so schwierig abzuschätzen, was das nächste große Ding sein wird. Klar, Verlagsmenschen sollten und müssen das vermutlich. Aber wir als Schreiber? Ich glaube, wir sollten einfach schreiben, was wir lieben und damit unsere Stärke zeigen.

Wil Wheaton hat mal in einem Interview (vor etwa 15 Jahren) etwas sehr Schönes gesagt und das ist in meinen Augen so wichtig und wird oftmals vor "kann ich davon leben?" oder "findet das einen Markt?" vergessen wird:

"Resist the urge to get internet-famous, resist the urge to just grab the 15 minutes right away and go for the instant gratification, because people can smell that really quickly [. . . .] Be authentic. Find something that you like to do and be extraordinary, when you do it." (Wil Wheaton)

Ja, vielleicht wäre man mit Krimis und Liebesromanen erfolgreicher. Vielleicht sollte man das auch mal probieren, denn vielleicht merkt man, dass das doch Spaß macht. Aber ansonsten? Der Markt kommt und geht. Zeitnah für diesen Markt schreiben fällt mir jedenfalls schwer bis unmöglich mit meinem Brotjob an der Backe. Das geht vermutlich vielen von uns so. Daher ist meine Devise: Das schreiben, was man liebt und hoffen, dass man Glück hat und irgendwann in eine solche Aufwärtswelle gerät.
"No one asks for their life to change, not really. But it does. So, what are we? Helpless? Puppets? No. The big moments are gonna come, you can't help that. It's what you do afterwards that counts. That's when you find out who you are."
(Buffy: The Vampire Slayer; S02E21: Becoming - Part 1)

Tintenteufel

Zitat von: FeeamPC am 20. November 2019, 12:05:34
Nur mal neugierig gefragt, @Tintenteufel , wieso gleubst du das:
Zitatindividuelle Kleinunternehmer und Kleinverlage nicht kenne, vermute ich mal, dass da massiv diverse Abgaben nicht fällig werden
Ich bin sowohl "Normalunternehmerin" mit meiner Apotheke als auch Kleinunternehmerin mit meinem Verlag, und ich kann dir versichern, dass es da keine Unterschiede in Auflagen, Abgaben und Bürokratie gibt. Auch finanzamtstechnisch nicht.

Ah okay! Hm, das ist interessant. Ich ging davon aus, dass es durch Freibeträge bei der Umsatzsteuer, die niedrigere Mehrwertsteuer für Bücher und diverse kreative Aufgaben und Dienstleistungen, sowie eben die gesetzliche Spezialregelung mit Arbeitsverträgen/Aufträgen, die im Buchwesen irgendwie loser gehandhabt werden als woanders?
Ich kenn mich aber wie gesagt nur grob im allgemeinen Kulturbereich aus und hab ein paar allgemeine Zahlen, keine detaillierten zu Kleinverlagen. Und Steuern sind (noch) Chinesisch für mich. Zumindest der Bereich "Literatur" wird aber recht ordentlich gefördert, nur nicht zwingend die Ebene der Kleinverlage, da hätte ich mich deutlicher ausdrücken sollen - das Wort "Abgabe" beschreibt das echt nicht gut.

Zitat von: Holger am 20. November 2019, 12:48:02
Die Phantastik heute ist doch wirklich Mainstream und sicherlich daraus nicht mehr wegzudenken.

Jaaa, sorry, aber nein. Nein, wirklich nicht. Anteil am Buchmarkt: 6%. In Film und Fernsehen? 20-25%.
Einer der Gründe, warum Game of Thrones als "herausragendes Drama" geführt wird, nicht als "herausragende Fantasy". Eins davon interessiert  direkt mal vierzig Millionen Käufer weniger. Es gibt dank des Internets mehr Vernetzung untereinander und mehr Blasenbildung, was den Eindruck erwecken kann, Fantasy wäre Mainstream. Ist aber von keinen mir bekannten Zahlen gedeckt.* Lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Was die Teilmengen angeht hab ich allerdings gerade nichts zur Hand. Ich würde aber sagen, selbst wenn man pauschal mal die Jugendliteratur dazu schlägt, bleibt man knapp im zweistelligen Bereich am Buchmarkt. Vielleicht im unteren zweistelligen Bereich nur bei der Belletristik. Wenn man einen weiten Fantasybegriff anlegt, kommt man vielleicht höher. Aber da würde ich mich aus diversen Gründen gegen sperren.

*Nein, auch nicht in den USA, obwohl da die Anteile höher liegen.

Holger

#38
Zitat von: Tintenteufel am 20. November 2019, 13:41:09
Jaaa, sorry, aber nein. Nein, wirklich nicht. Anteil am Buchmarkt: 6%. In Film und Fernsehen? 20-25%.

Okay, das ist wirklich spannend. Mag sein, dass ich zu sehr in meiner Blase da gefangen bin. Meine tägliche Wahrnehmung ist da eine andere.

Auch gerade wenn ich mir den immer größer werdenden Gaming-Bereich anschaue. Allerdings hast du recht: Das könnte an der Blasenbildung liegen - auch wenn ich durchaus den Eindruck habe, dass etwas Gravierendes seit "World of Warcraft" und "Herr der Ringe" passiert ist. Gerade "Game of Thrones" habe ich nicht als "herausragendes Drama" vorrangig beititelt gesehen, sondern eher als eines der aktuellsten Signale dafür, dass Phantastik im Mainstream angekommen ist. Aber wie schon erwähnt, ich habe da auch keine konkreten Zahlen.

Sicher gibt es unzählige Menschen, die mit dem allem nichts anfangen können. Sieht man gerade, wenn man sich die Rezensionen zum Marvel-CU ansieht und da sind doch viele kopfschüttelnde Meinungen dabei; die kennt man ja aber noch von früher. Ändert trotzdem nichts daran, dass das Blockbuster sind, die ich mir in meiner Jugend so nicht hätte auch nur ansatzweise vorstellen können. Da waren 1. die Phantastik-Filme deutlich seltener und 2. eher belächelt. Von "Willow" (1988) zu "Endgame" (2019) ist da doch ein ziemlicher Sprung in diesen 30 Jahren passiert. Allerdings ist das natürlich nur meine persönliche Wahrnehmung. Mit Statistiken kann ich nicht dienen, daher danke für den Link. Ist auf jeden Fall interessant.
"No one asks for their life to change, not really. But it does. So, what are we? Helpless? Puppets? No. The big moments are gonna come, you can't help that. It's what you do afterwards that counts. That's when you find out who you are."
(Buffy: The Vampire Slayer; S02E21: Becoming - Part 1)

Valkyrie Tina

Zitat von: Tintenteufel am 20. November 2019, 13:41:09
Zitat von: FeeamPC am 20. November 2019, 12:05:34
Nur mal neugierig gefragt, @Tintenteufel , wieso gleubst du das:
Zitatindividuelle Kleinunternehmer und Kleinverlage nicht kenne, vermute ich mal, dass da massiv diverse Abgaben nicht fällig werden
Ich bin sowohl "Normalunternehmerin" mit meiner Apotheke als auch Kleinunternehmerin mit meinem Verlag, und ich kann dir versichern, dass es da keine Unterschiede in Auflagen, Abgaben und Bürokratie gibt. Auch finanzamtstechnisch nicht.

Ah okay! Hm, das ist interessant. Ich ging davon aus, dass es durch Freibeträge bei der Umsatzsteuer, die niedrigere Mehrwertsteuer für Bücher und diverse kreative Aufgaben und Dienstleistungen, sowie eben die gesetzliche Spezialregelung mit Arbeitsverträgen/Aufträgen, die im Buchwesen irgendwie loser gehandhabt werden als woanders?
Ich kenn mich aber wie gesagt nur grob im allgemeinen Kulturbereich aus und hab ein paar allgemeine Zahlen, keine detaillierten zu Kleinverlagen. Und Steuern sind (noch) Chinesisch für mich. Zumindest der Bereich "Literatur" wird aber recht ordentlich gefördert, nur nicht zwingend die Ebene der Kleinverlage, da hätte ich mich deutlicher ausdrücken sollen - das Wort "Abgabe" beschreibt das echt nicht gut.

Zitat von: Holger am 20. November 2019, 12:48:02
Die Phantastik heute ist doch wirklich Mainstream und sicherlich daraus nicht mehr wegzudenken.

Jaaa, sorry, aber nein. Nein, wirklich nicht. Anteil am Buchmarkt: 6%. In Film und Fernsehen? 20-25%.
Einer der Gründe, warum Game of Thrones als "herausragendes Drama" geführt wird, nicht als "herausragende Fantasy". Eins davon interessiert  direkt mal vierzig Millionen Käufer weniger. Es gibt dank des Internets mehr Vernetzung untereinander und mehr Blasenbildung, was den Eindruck erwecken kann, Fantasy wäre Mainstream. Ist aber von keinen mir bekannten Zahlen gedeckt.* Lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Was die Teilmengen angeht hab ich allerdings gerade nichts zur Hand. Ich würde aber sagen, selbst wenn man pauschal mal die Jugendliteratur dazu schlägt, bleibt man knapp im zweistelligen Bereich am Buchmarkt. Vielleicht im unteren zweistelligen Bereich nur bei der Belletristik. Wenn man einen weiten Fantasybegriff anlegt, kommt man vielleicht höher. Aber da würde ich mich aus diversen Gründen gegen sperren.

*Nein, auch nicht in den USA, obwohl da die Anteile höher liegen.

Ich versteh dein Argument nicht. Also, beide nicht.

ZitatDie Phantastik ist nicht in der Krise, sie wird nur von einem künstlich aufgeblasenem goldenen Zeitalter wieder zurück gestutzt.

"von einem künstlich aufgeblasenem goldenen Zeitalter". Du meinst, im Gegensatz zum Rest der Welt? Also, die Welt, in der gestern bekannt gegeben wurde, dass Amazon für 2018 wieder keine Steuern zahlen wird? Man kann dagegen sein, dass Verlag x eine Kulturförderung von 200 Kröten von der Stadt Tunichtgut bekommt. Aber dann sollte man das hier auch im Kopf behalten.

Und "Fantasy ist Nische"? Inwiefern ist das ein Argument gegen die Krise? Das ist so, als würd ich sagen "Korallenriffe sind nicht bedroht, weil sie nur x,3 Prozent der Weltmeere ausmachen" Sie sind gerade deswegen bedroht. Weil es so wenig Ausweichstellen gibt. Weil es kein Gesundschrumpfen geben wird, sondern einen massiven Kahlschlag in Diversität. Wir haben dieses Jahr so viele Verlage verloren, und andere sind absolut untragbar geworden. Wir haben Feder und Schwert verloren! Alles Biotope, in denen Nichtmainstreamautoren wachsen konnten.

Wie Fee gesagt hat: die Schwächsten werden es ausbaden müssen. Und im Augenblick sind das die Kleinverlage, denen Libri mal grad so im Vorbeigehen das Genick gebrochen hat.

FeeamPC

Kleine Nachanmerkung an @Tintenteufel :
Die Höhe der Mehrwertsteuer ist für Verlage und Autoren vollkommen irrelevant, da die in jedem Unternehmen, egal, wie groß, nur ein durchlaufender Posten ist.
Diese Steuer ist eigentlich nur für den Endverbraucher von Interesse, der sie letztendlich bezahlt.

Trippelschritt

#41
Ob es wirlich eine Krise ist, kann ich nicht beurteilen. Es gab immer ups und downs. Science fiction besetzte einmal mehr als nur eine Nische und fand internationale Schriftstellerikonen in ihren Reihen. Damit war Anfang der Achtziger so langsam Schluss. Fantasy lief damals zum größten teil unter SF, und in Deutschland wurde dieser Markt vor allem vom Heyne-Verlag bedient, obwohl auch andere wie Goldmann und so mitmischten.

Für mich leidet die fantastische Literatur vor allem an zwei Dingen. An der Qualität der Texte und der Unübersichtlichkeit der Texte. Mit der Qualität meine ich, dass ein paar wirklich überragende Autoren fehlen, die das Interesse auf sich ziehen können. Ich weiß nicht, ob man Frau Rowling eine überragende Autorin nennen kann, aber als ich Ende der Neunziger die ersten beiden Bücher von ihr in die Finger bekam, konnte ich nur Wow sagen. Die hatten etwas und tanzten auf einem ganz schmalen Grad von Übertreibung und Scheinrealität herum. Die späteren Bände verloren dann recht schnell diesen Zauber, aber da lief der Zug bereits und jeder wollte wissen, wie es weitergeht.
Und die Unübersichtlichkeit hat viel mit den Massen neuer Bücher der Verlage, der Kurzlebigkeit dieser Bücher und dem Selfpublishing zu tun. Das betrifft zwar auch andere Genres (Krimi und Thriller, von denen viele keine Thriller sind), aber es ist schwer, mal ein gutes Buch zu finden, zumal bei Fantasy meiner Meinung nach das Marketing nicht ganz so einfach ist.

Irgendwann wird sich das wieder sortieren. Was man dagegen tun kann? Nicht viel, zumal bei der Informationsrevolution, die wir zur Zeit haben, niemand weiß, wohin die Reise geht. Als Autor kann ich ohnehin nur eines machen: So gut schreiben wie möglich.

Kopf hoch, wird schon werden.
Trippelschritt

Tintenteufel

#42
Zitat von: Valkyrie Tina am 20. November 2019, 14:13:29
ZitatDie Phantastik ist nicht in der Krise, sie wird nur von einem künstlich aufgeblasenem goldenen Zeitalter wieder zurück gestutzt.

"von einem künstlich aufgeblasenem goldenen Zeitalter". Du meinst, im Gegensatz zum Rest der Welt? Also, die Welt, in der gestern bekannt gegeben wurde, dass Amazon für 2018 wieder keine Steuern zahlen wird? Man kann dagegen sein, dass Verlag x eine Kulturförderung von 200 Kröten von der Stadt Tunichtgut bekommt. Aber dann sollte man das hier auch im Kopf behalten.

Nein, nein sollte man nicht. Das ist was völlig anderes und eine Ablenkung vom eigentlichen Thema. Hat etwa so viel miteinander zu tun wie Korallenriffe und Buchverlage.
Ich meine ein "künstlich aufgeblasenes goldenes Zeitalter" der Phantastik im Gegensatz zu den Umsätzen, die die Phantastik in Deutschland hätte, wenn sie nicht seit etwa den 90ern aufgepustet worden wäre. Literatur wird in Deutschland wie alle Kulturbetriebe subventioniert. Kleinverlage, sagte ich, kenne ich nicht in dem Ausmaß, aber wenn wir den Betrieb als Ganzes nehmen, dann gibt es da Stiftungen, Literaturpreise, Stadtschreiber, Stipendien, Förderungen, Förderpreise und sicher noch ein halbes Dutzend Posten, die mir grade entfallen sind. Nennt sich Kulturförderung, ist in Deutschland massiv in Relation zum Gesamtvolumen des Umsatzes.

An diesem aufgepusteten Literaturbetrieb hat Fantasy rein von den Umsätzen einen verschwindend geringen Anteil. Selbst, wenn wir nur in der Unterhaltungsbranche bleiben, sind Fantasyleser klassischerweise loyal und in der Menge gering. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Fantasyumsatz zwar sicherlich gesteigert, ich behaupte aber mal nicht weil der Anteil an Lesern größer geworden ist, sondern aufgrund höherer Kaufkraft von Teenagern und einem Splash-Effekt aus den USA (großen Hypes? Alles Englische Bücher)
Ich lehn mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte z.B. Feder und Schwert hat seine Umsätze hauptsächlich mit so deutschen Phantastiktiteln wie "Dungeons und Dragons" (bis 2008, ja, ich weiß), "Vampire: The Masquerade", "The Dresden Files" und "Sookie Stackhouse". Da fallen für mittelmäßige Autoren wie den Heitz, den Hohlbein und den Hennen, die wirklich nur für ein Nischenpublikum interessant sind, halt auch mal ein paar zehntausend Verkäufe mehr ab.
Fantasy hat sich in Deutschland aber (siehe oben) nie derartig verkauft, dass man von einem Mainstreamgenre sprechen könnte - eines, das stabil und verlässlich Gelder einfahren würde oder breite Resonanz hätte. Sie hat es nicht einmal in den sicheren Hafen des Artenschutzes im deutschen Literaturbetrieb durch Stiftungen usw. geschafft.
Während einer halbwegs anhalten Hochphase haben also jetzt eine Menge Autoren auf den Markt gedrängt, die aus meiner zugegeben zahlenmäßig überschaubaren Sicht als Literaturwissenschaftler und Ästhetiker international höchstens mittelmäßig sind und also auch nicht auf ausländische Märkte hoffen können.
Bleiben 6% des deutschen Buchmarktes. Bleiben 550 Millionen für... wie viele Verlage und Autoren? Also abzüglich des Anteils der großen Verlage und ihrer Autoren.

Um das Argument also nochmal verständlicher zu halten: Phantastik steckt in keiner Krise, die schrumpft auf ihren Marktanteil zurück. Das heißt nicht, dass das ein "Gesundschrumpfen" ist - aber vielleicht war Fantasy in Deutschland einfach immer schon ein bisschen kränklich.

@FeeamPC Danke für den Hinweis. Ich werd mich mal näher mit Kleinverlagen beschäftigen in nächster Zeit. :)

Yamuri

@Mindi:

Die meisten Fanfictions gibt es laut Fanfiction.de zu Anime/Manga. Danach kommen Bücher und da bestätigt auch FF.de deine Wahrnehmung, dass vorwiegend phantastische Jugendbücher auch viele Fanfictions haben. Wobei meine Beobachtungen stärker Menschen betrifft, die vorwiegend in und mit dem Internet leben. Die gehen glaube ich eher selten in die Buchhandlungen und holen sich die Bücher lieber digital. Insofern ist das schon wieder eine ganz andere Leser*innengruppe als diejenigen, die man so in Buchhandlungen sieht. Wahrscheinlich muss man da stark unterscheiden.

In Buchhandlungen habe ich die Contemporary Liebesgeschichten Sparte oder auch New Adult/Young Adult ehrlich gesagt noch nie bewusst wahrgenommen. Ich wüsste gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt, obwohl ich oft in Buchhandlungen war, wenn ich es nicht durch andre erfahren hätte, dass es das wohl gibt. Ich würde auch Pilcher nicht namentlich kennen, wenn eine Bekannte von mir sie nicht erwähnt hätte. Das Thema interessiert mich einfach so wenig, dass ich es nicht wahrnehmen, selbst wenn ich daran vorbei gehe. Daher war es etwas unfair von mir mir ein Urteil über Contemporary Liebesgeschichten zu erlauben, da ich es im Grunde viel zu wenig kenne, um es wirklich beurteilen zu können. Ich sollte echt nicht vor dem Frühstück in solche Threads schaun. Langsam sollte ich das mal lernen, dass ich vor dem Frühstück bisweilen ungeniesbar sein kann.  ;D
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Amber

#44
Zitat von: Alana am 19. November 2019, 17:59:13
Das stimmt so nicht ganz. Übersetzer werden leider sehr schlecht bezahlt, durchschnittlich liegt man bei ca. 5 Euro pro Normseite des fertigen Ergebnisses. Sicher gibt es ein paar, die sich einen Namen gemacht haben, und die mehr bekommen, aber die Norm ist das nicht. (Ich habe mal für ein Manuskript 15 Euro pro Seite bekommen, aber das war wirklich extrem viel und die Freude darüber nur von kurzer Dauer, weil ich so viel nachrecherchieren musste, dass sich das zeitlich wieder ausgeglichen hat.) Man kann ein 500 seitiges Manuskript sicherlich für 2500 Euro halbwegs ordentlich übersetzen lassen. Aber auch das ist eine Summe, die man natürlich erst mal haben und wieder einspielen muss. Ich denke, lohnen würde sich das nur, wenn man plant, das mit einer ganzen Reihe zu machen, damit die Bekanntheit langsam wachsen kann, aber dann ist die Investition natürlich wieder sehr groß.

Als Übersetzerin muss ich hier mal kurz reingrätschen. Meinst du Übersetzungen ins Englische oder beziehst du dich auf Übersetzungen ins Deutsche? Woher kommt dein Eindruck, dass 5 € pro Normseite der Durchschnittspreis sei? Das entspricht nicht meinen Erfahrungen.

Bei Übersetzungen vom Englischen ins Deutsche habe ich vor ein paar Jahren mitgekriegt, dass ein kleiner Phantastik-Verlag 5 € pro Normseite gezahlt hat. Aber bei Großverlagen geht es meines Wissens im Unterhaltungsbereich bei 10 € los und ich habe auch schon von Leuten gehört, die 17 € oder gar 20 € bekommen haben.

Bei Übersetzungen vom Deutschen ins Englische kenne ich mich nicht aus. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass mit 2500 € für ein 500-seitiges Buch mit einem guten Ergebnis zu rechnen ist.