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... altertümliche Gewehre und die, die sie benutzen?

Begonnen von Coppelia, 14. Oktober 2019, 07:33:28

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Coppelia

Ich bräuchte mal euren Input.

In meinem Setting gibt es altertümliche Gewehre und eine Gilde, die diese Waffen monopolisiert benutzt. Für beides suche ich sofort verständliche (!) und gern auch etwas coole Bezeichnungen.

Erstmal zu den Gewehren. "Arkebuse" ist ein Begriff, der in Computerspielen oft verwendet wird. Ich will ihn nicht benutzen, da es sich um ein französisches Lehnwort handelt und das in meinen Augen keinen Sinn ergibt. "Hakenbüchse" wäre der deutsche Begriff, mit dem ich aber Probleme habe, weil der Haken für mich relativ wenig offensichtlich ist und sich wohl auch Leser*innen fragen würden, wo der Haken ist  (pun intended). ;D
Ein paar weitere Ideen:
- Pulverbüchse oder einfach nur Büchse
- Donnerrohr (heißt das bei DSA so?) oder nur Rohr
- ... ?

Jetzt die Nutzer*innen: Diese Waffen sind selten; viel häufiger ist die Verwendung von Pfeil und Bogen oder Armbrüsten. Daher kann der Begriff "Schütze" nicht einfach benutzt werden, ohne ihn zu ergänzen.
Die Gildenmitglieder kleiden sich schwarz, verfügen oft über magische Fähigkeiten und riechen ziemlich durchdringend wegen der Chemikalien, in die die Lunte getränkt ist. Sie sind geheimnisumwittert und gefürchtet, weil unbekannt ist, wie ihre tödliche Waffe funktioniert. Außerdem wird der laute Knall beim Schießen als furchteinflößend empfunden.
Mögliche Bezeichnungen:
- Pulverschützen (benutze ich momentan; kommt mir aber etwas unspektakulär vor)
- Pulverkrähen (wegen der schwarzen Kleidung)
- ... ?

Bin für Vorschläge dankbar. :)

Tintenteufel

Hab gerade Mal bisschen Wikipedia geplündert.
Als hist. Namen spuckt mir das aus: Muskete oder Karabiner (beides Lehnworte), Flinte, Sperber (wg. der Form des Hahns)...
Aber was spricht gegen das gute alte Gewehr? Ja, historisch kann das strenggenommen auch erstmal alle Waffen bezeichnen (weil Wehr ein Gruppenwort für Waffen ist und Gewehr eben alles, womit man sich wehrt) - aber die wenigsten dürften das wissen. Gewehr ist modernen Leuten sofort verständlich und bezeichnet kein spezielles Modell von Handfeuerwaffen.

Für die Gilde böte sich was phantastisches an, evtl. auf Basis der Angst und der Geräusche: Donnerkrähe, Feuerwerfer, Blitzschleuderer usw. Ich würde da weniger auf die zugrunde liegende Technik eingehen (Pulver, Büchsen etc.) und mehr auf das Gefühl und den Zweck: Macht Krach, stinkt, ist grell - und tötet Leute über größere Entfernungen hinweg.

cryphos

Mir ist, wie auch wohl Tintenteufel, sofort die Muskete eingefallen. Die Musketenschützen wurden Musketiere genannt...

Coppelia

@Tintenteufel und @cryphos

Huh, Sperber! Das ist cool, aber kapiert sicher niemand. :)

Flinte heißt das Ding offenbar, weil es mit Feuerstein (Flintstein) zündet - diese Technologie gibt es bei mir noch nicht. Aber Gewehr finde ich total passend. Ich glaube, das werde ich einfach benutzen. Versteht ja auch jeder.

Musketen und Karabiner sind ein bisschen moderner als die Waffen, die mir vorschweben, glaube ich. :hmmm: Nicht, dass ich jetzt eine Expertin wäre.

Donnerkrähe finde ich auch schön als Bezeichnung für die Gildenmitglieder. Bei Feuerwerfer würde man eher an Flammenwerfer denken, oder?

Mit der Technik hast du recht - wenn sie geheim ist, würde man nichts davon in die Bezeichnung aufnehmen. Obwohl wohl offensichtlich ist, dass diese Personen eine Art Pulver verwenden.

Tintenteufel

Zitat von: Coppelia am 14. Oktober 2019, 10:04:44
Mit der Technik hast du recht - wenn sie geheim ist, würde man nichts davon in die Bezeichnung aufnehmen. Obwohl wohl offensichtlich ist, dass diese Personen eine Art Pulver verwenden.

Nicht zwingend. Je nachdem, wie sehr die Produktion davon Staatsgeheimnis ist, kann das geheim gehalten werden. Die größten Schwächen sind da eher die Lieferketten als der Endverbraucher: Professionelles Militär ist ziemlich gut darin, Geheimnisse zu unterdrücken.
Und je nach Verarbeitung wird das Pulver auch nicht in Pulverform verwendet.
Frühe Feuerwaffen in Europa wurden i.d.Tat gestopft, das ist der klassische Vorderlader: Jeder Schütze muss für jeden Schuss das Pulver in den Lauf stopfen, dann die Kugel hinein schieben, feuern, und wieder von vorn. War unpraktisch, deswegen hat man im 17. Jahrhundert die Patrone erfunden - Kugel, Pulver und Zündmittel in einem.*
Klar gibt es bei der Verwendung an sich noch Lücken, bei denen man auf Pulver kommen könnte. Papierpatronen sind nicht selbstzündend, entsprechend wurden die (siehe Link) aufgebissen, Teile des Pulvers landen auf dem Zündschloss und der Rest im Lauf. Kann man aber auch anders lösen, darauf deutet m.W.n. schon der Name andeutet, den die Deutschen für das Zeug hatten, das auf dem Zündschloss entzündet wird und über ein Loch die Treibladung im Lauf entzündet - Zündkraut.

*Jaja, Vorderlader und Patrone sind unabhängig voneinander, weiß ich auch, dass Vorderlader mit wie ohne Patronen gibt.

Naja. Karabiner sagt erst mal nur aus, dass das ein Reitergewehr war mit kürzerem Lauf. Die sind "moderner" als Arkebusen, weil Arkebusen nun mal uralte, miserabel verarbeitete, klobige Teile waren, die man nur dann als Faustwaffen bezeichnen könnte, wenn ein Riese sie in der Hand hat. Ansonsten sind die ja stationär, weil kompliziert verarbeitet. Wie's eben so ist mit zeitgenössischem Krempel aus der frühen Neuzeit, ist das jetzt nicht so genau definiert. Vor allem weil wir hier von frühen Formen von Militärgeheimnissen sprechen und die damaligen Deutschen z.B. mit Arkebusen spätere französische Modelle meinten und mit Hakenbüchse eher frühere Konstruktionen, die Franzosen aber mit Arkebusen eher alles in der Richtung meinten und die Muskete sich primär nicht durch Technologie unterscheidet (sowohl Arkebusen als auch Musketen haben afaik Zündschloss, Lauf und Kolben) sondern durch die Länge des Laufes und die Verwendung: Arkebusen eher stationär, Musketen auch als Infanteriewaffe, das aber nur wegen fortgeschrittener Verarbeitungstechniken, die längere Läufe bei kleinerem Gewicht erlaubt. Abgestützt werden mussten die trotzdem - weswegen wir die Actionszenen bei den drei Musketieren ja immer mit Degen in Verbindung bringen und nicht mit den zehn Kilo schweren Büchsen, die die jeweils fünf Minuten laden und zum Zielen auf einer Astgabel abstellen.  ;D
Andererseits sind Karabiner aus den späteren Arkebusen entstanden - nicht aus Musketen - und parallel zu denen verwendet.

Wenn es bei dir aber noch keine Feuersteine gibt, frage ich mich, wie die ihre Gewehre zünden und wozu die eingesetzt werden. Wenn es z.B. simple Formen von Feuermagie gibt (Funken sprühen lassen z.B.), dann brauchen die Magier gar kein Zündschloss, das löst auch wiederum die Frage mit dem Pulver. ;)

Gizmo

#5
Ich hatte mal ein Projekt (ist natürlich inzwischen tot, wie so vieles ;D), das als Setting ähnlich dem 30jährigen Krieg ausgelegt war. Dabei stand ich vor demselben Problem wie du, @Coppelia , und habe mich anschließend für Folgendes entschieden:

  • Gewehre heißen Handrohr,
  • Pistolen (da kürzer) Faustrohr

Die Bezeichnung habe ich mir nicht ausgedacht, sie stammt hierher: https://de.wikipedia.org/wiki/Handrohr

Im Gegensatz zu vielen anderen Bezeichnungen hat sie den Vorteil, dass sie eben unabhängig von realen Sprachen unserer Welt ist.

Zitat- Pulverschützen (benutze ich momentan; kommt mir aber etwas unspektakulär vor)
Pulverschütze war auch mein erster Gedanke. So unspektakulär finde ich das gar nicht, aber ich bin auch manchmal ziemlich technokratisch unterwegs und gebe mich leicht zufrieden. ;D
Eine andere Alternative (wieder technisch) ist natürlich die Verbindung mit dem Namen der Waffe, z.B. "Handrohrschütze".
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Churke

Zitat von: Coppelia am 14. Oktober 2019, 07:33:28
- Pulverbüchse oder einfach nur Büchse

Da musst du auch aufpassen, in der modernen Terminologie meint "Büchse" einen gezogenen Lauf. Ohne Züge ist es eine Flinte.
Den Haken der Hakenbüchse (keine Züge) kannst du ja "im Einsatz" erklären. :)

Die Donnerbüchse gibt's übrigens schon.  ;)

https://de.wikipedia.org/wiki/Handrohr

Coppelia

@Tintenteufel
Du scheinst dich gut auszukennen. Da habe ich schon eine Ahnung, wen ich fragen kann, danke für die Ausführungen. ;D

Ich muss aber auch sagen, dass mir historische Genauigkeit nicht wichtig ist (und bei einem fiktiven Setting nicht mal sinnvoll). An sich kann ich selbst festlegen, wie gut, leistungsfähig und verbreitet meine Gewehre sind und welcher Technologie sie sich bedienen. :hmmm:
Mir gefällt der Gedanke an Schießpulver, lautes Knallen und Qualm allerdings.

ZitatWenn es bei dir aber noch keine Feuersteine gibt, frage ich mich, wie die ihre Gewehre zünden und wozu die eingesetzt werden.
Feuersteine gibt es schon, aber vielleicht den entsprechenden Mechanismus noch nicht. *kopfkratz* Ich muss mich da allerdings noch in die Technologie einarbeiten. Besser nicht zu genau. ;)

@Gizmo
Ah, dir gefallen die Pulverschützen? :) Könnte ich mir in deiner Welt auch gut vorstellen.

An Pistolen habe ich schon gedacht. Die Bezeichnungen Handrohr und Faustrohr gefallen mir auch, aber ich möchte dir auch keine Konkurrenz machen. :) Die Unabhängigkeit von anderen Sprachen finde ich auch ganz nützlich; das wäre natürlich bei "Gewehr" auch gegeben.

@Churke
Ah, danke. :hmmm: Mit der modernen Bezeichnung kenne ich mich ja gar nicht aus. Wie witzig, dass "Donnerbüchse" offenbar sogar historisch ist. Es klingt ja ein bisschen unfreiwillig komisch, finde ich. Aber irgendwie auch eher respektabeler als Handrohr oder Gewehr.

Gizmo

ZitatDie Bezeichnungen Handrohr und Faustrohr gefallen mir auch, aber ich möchte dir auch keine Konkurrenz machen.
Darum brauchst du dir schon deshalb keine Sorgen machen, weil "Handrohr" ja ein echter historischer Begriff ist, nur eben nicht so bekannt wie Gewehr / Muskete / Büchse usw. ;)
Aber davon abgesehen, vielleicht kann ich ja später davon profitieren, wenn es so aussieht, als hätte ich bei dir kopiert! ;D

Eine andere mögliche Bezeichnung, die mir noch eingefallen ist, wäre übrigens "Handkanone". Die zugehörigen Schützen wären dann die Handkanoniere.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Churke


Alys

Phillipp von Zesen hat sechzehnhundertnochwas in der ersten Welle des "Deutschen Sprachpurismus" versucht, statt "Pistole" das Wort "Meuchelpuffer" zu etablieren. Ist bekanntlich gescheitert, klang vermutlich damals schon zu unfreiwillig niedlich. Aber ich finde es eigentlich ganz toll.
Always avoid alliteration.

Coppelia

Die Antwort sehe ich jetzt erst, @Alys.
Danke, "Meuchelpuffer" ist ein super Wort. ;D Ich finde es aber auch niedlich (bzw. irgendwie unpassend; "meucheln" ist im Gegensatz zu "puff" so ernst) und werde es daher eher nicht benutzen.