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Artikel 13 - Urheberrecht und Unsicherheit

Begonnen von Feuertraum, 18. März 2019, 12:00:41

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Minna

Wenn ich diese Diskussion hier mitverfolge, dann denke ich doch mal wieder darüber nach, ob ich meine Musik und potentiell veröffentlichungsreife Geschichten nicht von Anfang an unter Creative Commons Lizenz stellen sollte. Bei mir ist da die GEMA ein noch stärkeres Reizthema als Sony  ;)

Feuertraum

@ Silvasurfer: Sie mögen es verzeihen, aber ich kann und mag mich Ihren Worten nicht anschließen.

In meinen Augen ist das Schreiben eines Romans Arbeit. Wenn wir ehrlich sind sogar sehr harte Arbeit. Und die sollte auch gewürdigt werden. Wenn der Autor dafür bezahlt werden will, gut, dann soll er dafür bezahlt werden. Wenn er gefragt werden will, ob man seine Arbeit in Auszügen verwenden darf, sei es Bild, Musik oder Text, dann sollte er auch gefragt werden, eventuell auch erwähnt.
Wenn das Urheberrecht jedoch wegfallen sollte, sprich also jeder kommen und sich mit fremden Federn schmücken kann, auf Kosten jener, die sich die Mühe einer kreativen Leistung machen, deren Leistung ignoriert statt honoriert wird, würde sich dann wirklich noch jeder die Mühe machen, etwas Kreatives in die Welt zu setzen? Würde es überhaupt noch Verlage geben, wenn Hinz und Kunz ein literarisches Werk einfach so nehmen und ins Netz stellen können?

Ich finde auch, Ihr Vergleich mit dem Stuhl hinkt.
Natürlich haben Sie Recht: Sie kaufen einen Stuhl, und das Teil gehört nun Ihnen. Da ist es egal, wer sich wie oft draufsetzt. Genauso gut können Sie sich eine CD kaufen und diese immer und immer wieder anhören, ohne dafür zu bezahlen. Bei beiden ist es fair, weil Sie beides bezahlt haben und der Künstler/Hersteller/Verkäufer was auch immer dazu gehört dafür entlohnt wurde.
Fällt jedoch das Urheberrecht weg, wird der Künstler nicht entlohnt, man bedient sich an seinem Schaffen, "beutet" ihn indirekt aus.

Ich wünsche mir ein Konzept, bei dem jeder Nutzer einer urheberrechtlich geschützten Arbeit dem Künstler Geld spendet. Also nicht wie Patreon, dass man sagt: Ich will diese Künstler fördern (wenn ich das Prinzip jetzt richtig verstanden habe), sondern nach dem Motto: Ich habe diesen Text/dieses Bild/dieses Musikstück auf der Webseite gefunden und bezahle freiwillig dafür Geld a la "Zahl, was es dir wert ist", dafür kann ich es dann auf meine Seite packen mit dem Hinweis, dass der Text/Bild/Musikstück von dem und dem Künstler ist und es cool wäre, wenn die Betrachter ihm (also demjenigen, der Text/Bild/Musik kreiert hat) dafür auch einen (Klein)betrag spenden.

Ob sich so eine Idee überhaupt durchsetzt, steht jetzt auf einem anderen Blatt, aber es wäre zumindest in meinen Augen eine Anerkennung für den Künstler und sein Schaffen.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Silvasurfer

#62
@Feuertraum :
Die Idee eines Urheberrechts ist gerade 200-300 Jahre alt und in Kraft getreten ist es effektiv erst im 20. Jahrhundert.
Die Behauptung, ohne ein Urheberrecht gäbe es niemanden, der schreiben möchte, weil die Gefahr besteht, dass andere sich mit fremden Federn schmücken, möchte ich an dieser Stelle also mal historisch in Frage stellen, denn die Literaturwelt hat schon seit Jahrtausenden echte Grössen und ihre Meisterwerke hervorgebracht, ohne dass diese auf ein Urheberrecht hoffen durften. 
Ganz im Gegenteil wünsche ich mir eine Welt der Kunst, Filme, Musik und Literatur, voll von Künstlern, die, wiederum das vollbringen, was sie an den Mann bringen, einfach weil ihr Herz für ihr Tagewerk schlägt. Da habe ich noch nicht einmal von Open Source gesprochen, was wiederum zeigt das Menschen mit viel Herz sogar unendgeldlich ihr Tagewerk vollbringen und zwar aus Überzeugung, das unterscheidet zum Beispiel Linux von Windows.
So wie jeder sein Erstlingswerk neben einem Vollzeitjob macht und teilweise sogar neben einem zweiten Vollzeitjob als Elternteil... Ich glaube einfach nicht, dass die Literatur auf einmal stirbt, wenn es kein Urheberrecht mehr gibt. Ganz im Gegenteil die Entwicklung der letzten Jahrzehnte im 20. Jahrhundert, seid dem es das Urheberrecht, wie wir es kennen gibt, zeigt vor allem in der Musik einen deutlichen Qualitätsverlust, der sich am Alter der Popstars wunderbar messen lässt, ohne jungen Talenten auf die Füße treten zu wollen, die in der Tat Potential in sich tragen. Plattenfirmen haben allerdings irgendwann beschlossen, es ist zu riskant in eine Band zu investieren in der Hoffnung die Jungs und Mädels werden ein mal ein Phänomen, wie Led Zappelin... Also entwickelt man lieber eine Maschinerie, bei der wir Konsumenten Popsongs Junger Sänger ins Trommelfell eingehämmert bekommen, bis der Ohrwurm nicht mehr raus geht, mit garantierten Gewinnausschütten.
Darüber hinaus wird das Schaffen eines Künstlers durch die Wiederverwendung in fremden Werken, die sogenannte "Urheberrechtsverletzung", wenn es gute Werke sind in meinen Augen nur bereichert und wenn es schlechte Werke sind... wen interessiert's... da darf der Künstler ruhig mal sein Ego einstecken, oder?
Wenn Architekten der Antike bis in die Renaissance hinein zum Beispiel so denken würden, wie Urheberrechtsvertreter, gäbe es schlicht und ergreifend keine solchen Monumente wie den Kölner Dom oder andere Bauwerke die über Jahrhunderte hinweg erst fertig gestellt wurden durch die Hand derer, die nicht die Urheber des Projektes waren. Gaudi kann ein Lied von unvollendeten Meisterwerken singen. Was passiert wenn auf einmal jemand sagt: "Hey Sie, sie düfen den Aachener Dom nicht zu ende Bauen, sie haben kein Urheberrecht dafür!"
In der Theorie verstehe ich, dass Verlage und Künstler um ihre Existenz bangen, aber eine Welt ohne Urheberrecht bedeutet in der Praxis, man kann immer noch sein eigenes Werk vollenden und sogar an den Mann bringen und ja, wie Sie selber feststellen, kann man zum Beispiel lediglich andere, wie bei einem Zitat dazu verpflichten, das Zitat zu kennzeichnen, sprich den Urheber einfach zu erwähnen und das war's. Dann ist jedes fremde Werk, dass sich an das eigene Werk lehnt nicht nur eine Bereicherung der eigenen fiktiven Welt sondern auch noch Eigenwerbung.
Darüber hinaus schützt das Urheberrecht in der Praxis nicht das eigene Werk von Künstlern sondern Monopole wie Sony und Franchises wie Disney, Star Wars oder Pokémon.

Feuertraum

Zitat von: Silvasurfer am 12. April 2019, 00:47:43

Die Idee eines Urheberrechts ist gerade 200-300 Jahre alt und in Kraft getreten ist es effektiv erst im 20. Jahrhundert.
Die Behauptung, ohne ein Urheberrecht gäbe es niemanden, der schreiben möchte, weil die Gefahr besteht, dass andere sich mit fremden Federn schmücken, möchte ich an dieser Stelle also mal historisch in Frage stellen, denn die Literaturwelt hat schon seit Jahrtausenden echte Grössen und ihre Meisterwerke hervorgebracht, ohne dass diese auf ein Urheberrecht hoffen durften.

Naja, so ganz korrekt ist das jetzt nicht. Es wurde auch schon Telefonbücher mit Fantasienamen bestückt. Wenn jemand das Telefonbuch ohne Genehmigung nachgedruckt hat und den Fantasienamen übernahm, dann wurde dieser schon mal vor den Kadi gezerrt.

ZitatIch glaube einfach nicht, dass die Literatur auf einmal stirbt, wenn es kein Urheberrecht mehr gibt.

Es mag sein, dass es dann noch immer Enthusiasten gibt, die schreiben und veröffentlichen. Gleichzeitig stellt sich mir aber die Frage, wenn der Urheber keine Rechte an seinem Werk mehr hat, ob dann nicht Verlage das Werk einfach so drucken können und eventuell Reibach damit machen.


ZitatGanz im Gegenteil die Entwicklung der letzten Jahrzehnte im 20. Jahrhundert, seid dem es das Urheberrecht, wie wir es kennen gibt, zeigt vor allem in der Musik einen deutlichen Qualitätsverlust, der sich am Alter der Popstars wunderbar messen lässt, ohne jungen Talenten auf die Füße treten zu wollen, die in der Tat Potential in sich tragen. Plattenfirmen haben allerdings irgendwann beschlossen, es ist zu riskant in eine Band zu investieren in der Hoffnung die Jungs und Mädels werden ein mal ein Phänomen, wie Led Zappelin... Also entwickelt man lieber eine Maschinerie, bei der wir Konsumenten Popsongs Junger Sänger ins Trommelfell eingehämmert bekommen, bis der Ohrwurm nicht mehr raus geht, mit garantierten Gewinnausschütten.

Auch eine Aussage, die ich nicht unterschreiben mag.
Sicherlich war es noch vor vielen Jahren etwas Anderes, als man "nur" auf Radioprogramme zurückgreifen konnte, deren Sender man so erreicht hatte, dass es kein starkes Rauschen gab.
Heutzutage gibt es neben DAB+ auch Internetradio und Streaming-Dienste. Man hat also die Auswahl zwischen zig unterschiedlichen Musikrichtungen und neuen Künstlern. Wenn die Hörer das nicht nutzen, das kann man bitte nicht den jungen Künstlern ankreiden. Es gibt sehr viel Musik abseits vom Mainstream, und heutzutage ist es mehr als einfach, diese zu erreichen.

ZitatWenn Architekten der Antike bis in die Renaissance hinein zum Beispiel so denken würden, wie Urheberrechtsvertreter, gäbe es schlicht und ergreifend keine solchen Monumente wie den Kölner Dom oder andere Bauwerke die über Jahrhunderte hinweg erst fertig gestellt wurden durch die Hand derer, die nicht die Urheber des Projektes waren. Gaudi kann ein Lied von unvollendeten Meisterwerken singen. Was passiert wenn auf einmal jemand sagt: "Hey Sie, sie düfen den Aachener Dom nicht zu ende Bauen, sie haben kein Urheberrecht dafür!"

Sie vergessen dabei, dass die Architekten vom Auftraggeber dafür bezahlt wurden. Das die Arbeiter dafür bezahlt wurden. Das die Lieferanten bezahlt wurden.


ZitatIn der Theorie verstehe ich, dass Verlage und Künstler um ihre Existenz bangen, aber eine Welt ohne Urheberrecht bedeutet in der Praxis, man kann immer noch sein eigenes Werk vollenden und sogar an den Mann bringen und ja, wie Sie selber feststellen, kann man zum Beispiel lediglich andere, wie bei einem Zitat dazu verpflichten, das Zitat zu kennzeichnen, sprich den Urheber einfach zu erwähnen und das war's. Dann ist jedes fremde Werk, dass sich an das eigene Werk lehnt nicht nur eine Bereicherung der eigenen fiktiven Welt sondern auch noch Eigenwerbung.

Richtig. Aber dennoch sollte der Künstler selber entscheiden, was aus seinem Schaffen wird. Wenn zum Beispiel ein Fotograf sagt, er möchte für die Nutzung des Bildes vom Nutzer 10 €, dann sollten die Nutzer das auch bezahlen. Will der Künstler ein "Zahl, was du magst, aber bitte bezahl etwas dafür"-Konzept draus machen (was übrigens ich sehr favorisiere), dann sollte das genauso respektiert und umgesetzt werden. Und wer es freigibt mit der Bitte, dass man ihn zitiert, dann auch das machen.
Für mich bedeutet Urheberrecht, dass ich als Urheber bestimmen darf, wie mit meiner geistigen Arbeit verfahren werden darf. Sollte mir dieses Recht genommen werden, ist das in meinen Augen eine Enteignung.
Und sollte jemand meinen Wunsch nicht respektieren und es trotzdem nutzen, ist es in meinen Augen schlichtweg Diebstahl und Ignoranz.

ZitatDarüber hinaus schützt das Urheberrecht in der Praxis nicht das eigene Werk von Künstlern sondern Monopole wie Sony und Franchises wie Disney, Star Wars oder Pokémon.

Falsch!
Das Urheberrecht schützt den Künstler.
Das Copyright unterstützt die großen Firmen. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

FeeamPC

Bei der ganzen Diskussion um früher ohne und heute mit Urheberrecht werden leider immer wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Klar, früher gab es kein Urheberrecht, theoretisch hätte jeder jedes Kunstwerk nachmachen können. Da gab es aber einige praktische Barrieren. Die meisten Leute waren so mit überleben beschäftigt, mussten so hart arbeiten, dass Kunst überhaupt kein Thema für sie war.
Bezeichnenderweise brauchten Künstler früher Patrone, Förderer, und das waren nur die reichsten und mächtigsten Leute, denn alle anderen konnten sich das schlicht nicht leisten. All die Kunst vergangener Jahrhunderte, die wir bewundern, war nur möglich, weil reiche Mäzene sie finanzierten.
Oder aber es war Handwerkerkunst, denn die Handwerker früher setzten ihren Ehrgeiz nicht nur in Funktion, sondern auch in Form. Aber diese Art Kunst wird bei uns diskriminierend als Kunsthandwerk abgewertet.
Bücher kopieren? Wenn man jedes Buch mühsam von Hand schreiben muss, ist kopieren kein Massenphänomen und irre teuer.

Unsere Situation heute ist aber so, dass vieles an Kunst, egal ob Bild, Ton oder Schrift, mühelos kopiert werden kann. Und deshalb brauchen wir das Urheberrecht, sonst kriegt am Ende der Künstler nicht nur kein Geld, sondern womöglich nicht einmal mehr die Anerkennung seines Schaffens. Denn wenn 10000 Leute das gleiche Werk online stellen, ohne Hinweis auf den Künstler, und ich komme an und sage, das habe ich aber geschaffen- kann ich das beweisen, und interessiert es überhaupt jemanden, wenn alles frei abgegriffen werden darf?

Volker

Zitat von: Nirahil am 11. April 2019, 13:19:45
Zitat von: Feuertraum am 11. April 2019, 09:21:02
Wenn kleine Musiker ihre Musik auf ihre Homepage stellen und jemand spielt diese ab, dürfen sie dafür bezahlen. Nein, kein Witz, steht sogar in den GEMA-Statuten. Geht übrigens bei schlappen 240 € im Jahr los und erlaubt 72.900 Aufrufe im Jahr. Das ganze wird dann gestaffelt um jeweils 240 € mehr und dann immer 72.900 Aufrufe mehr. Wohlgemerkt: Das gilt auch für eigene Musik (!)
:o Moment - ich stelle meine EIGENE Musik auf meine EIGENE Homepage und muss dafür bezahlen? Ich bin ... ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.

Die Logik der GEMA dahinter: das bekommst Du ja mit den Ausschüttungen (minus Verwaltungsgebühren) ja wieder zurück.
Aber "dank" des "Pro-" Verteilungsschlüssels (den die GEMA laut Gerichtsbeschluss schon seit 10? Jahren ändern müsste) erreichen auch mittlere Musiker da nicht den Break-Even, z.B. Barbara Clear - 65.000€ an GEMA-Gebühren für eigene Songs bezahlt, 8.000€ zurückbekommen.

Ach ja: die GEMA rechnet ALLE Konzerte ab - auch eigene mir nur eigenen Songs, auch Benefizveranstaltungen. Weil sie ist ja die eine Monopolstelle.
Aktuell ist mit der C3S eine alternative Verwertungsgesellschaft in Gründing und Anerkennung, so dass dann zumindest der Monopolanspruch kippen dürfte.

Feuertraum

Das hat zwar nichts mit Artikel 13/17 zu tun, aber "Eure Mütter" haben ein nettes Lied zum Thema GEMA in einem ihrer Programme:

Der Typ, der bei der GEMA die Titel eintippt, ist ein ganz blöder Penner (ja, das Lied heißt wirklich so).

Böses Lied, ganz böses Lied ... ;D
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Sascha

Man sollte einfach mal klar zwischen Urheberrecht und Verwertungsrechten unterscheiden.
Wäre ich Photograph oder Musiker, und meine Bilder oder Songs würden auf AfD/NPD-Plakaten oder in deren Wahlspots verwendet, dann würde ich verdammt noch mal auch dagegen vorgehen wollen. Und dazu braucht's sowas wie ein Urheberrecht. Um mal ein krasses Beispiel zu nennen, bei dem ich es eben absolut wichtig finde, daß Urheberrechte wichtig sind.

Daß Verwertungsrechte inzwischen so sehr in der Hand von Konzernen liegen und nur noch dem Gewinnstreben um jeden Preis unterliegen, ist ein anderes Problem. Meiner Ansicht nach sollten alle außer dem Urheber ausschließlich Dienstleister sein. Natürlich leistet ein Verlag eine Menge Arbeit, von Lektorat/Korrektorat über Druck bis zu Marketing. Und natürlich sollen die Leute, die diese Arbeit leisten, dafür auch bezahlt werden. Über sein Werk bestimmen sollte aber auschließlich der Autor. Der Verlag oder wer auch immer kann dann immer noch sagen "Unter den Voraussetzungen kommen wir nicht zusammen". Und @Feuertraum hat recht, Bücher schreiben ist zu einem großen Teil harte Arbeit. Ich freue mich, wenn wenigstens eine Handvoll Leute meine Bücher lesen und auch mögen, aber warum soll diese Arbeit nur für Schulterklopfen und warmen Händedruck erfolgen? @Silvasurfer, arbeitest Du denn in Deinem Brotjob auch nur für die Anerkennung? Ich habe eine Familie zu versorgen und kann mir sowas nicht leisten. Ein System, wie es @Feuertraum anspricht, fände ich fair. Sofern alles darauf abgestimmt ist und eben niemand die Möglichkeit hat, mit seiner Marktmacht Einheitsbrei ins Radio, Kino und die Buchläden pressen. Ganz nach dem Motto: Dieses Buch, dieser Song oder Film gefällt dir? Fein, hat eine Menge Arbeit gemacht. Wenn du mehr davon willst, sorge bitte mit einem kleinen Beitrag dafür, dass wir weitermachen können. Das macht auch die Wikipedia jedes Jahr so, und es funktioniert.

Churke

Zitat von: Feuertraum am 12. April 2019, 08:15:31
Falsch!
Das Urheberrecht schützt den Künstler.

Bis zu seinem Tod und danach 70 Jahre lang die Verwerter.  ::)

Feuertraum

Zitat von: Churke am 12. April 2019, 12:08:17
Zitat von: Feuertraum am 12. April 2019, 08:15:31
Falsch!
Das Urheberrecht schützt den Künstler.

Bis zu seinem Tod und danach 70 Jahre lang die Verwerter.  ::)

[Korinthenkackermodus an]
Streng genommen 70 Jahre + die Tage bis zum darauffolgenden Jahr (§69 des UrhG)
[Korinthenkackermodus aus] :P
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Luna

Da ist man arbeiten, und schläft eine Nacht und hier explodiert ein ... Argument.

Ich denke, es ist schon klar gemacht worden, dass Uhrheberrecht und das Recht die Werke zu kopieren und zu verbreiten (Copyright), zwei verschiedene Paar Schuhe sind und das historische Vergleiche mit unserer heutigen Gesellschaft nicht machbar sind, da sich zu viele Variablen geändert haben.

Daher möchte ich nur auf folgendes eigehen: Wer seine texte, bilder oder musik für alle frei zugänglich irgendwo ablegen möchte kann dies tun - nennt sich Creative Commons Lizenz. Wer soweit gehen möchte, dass nicht mal eine Namensnennung notwendig ist, kann das ganze als "Public Domain" lizensieren - letzteres befreit die nutzenden das von der Namensnennung und macht daraus etwas das wirklich jeder nutzen kann - in welcher hinsicht auch immer.

Open Source Software funktioniert auch über solche Lizenzen - keines dieser Programme, oder deren Quelltext, ist Gemeinfrei (steht unter der Public Domain). Hier möchte ich auch noch darauf hinweisen, dass das Nutzen der Software ganz anders gehandhabt wird als die Nutzung des Quelltextes auf dem die Programme aufbauen (es wurden schon firmen verklagt, weil diese gegen die GPL verstoßen haben - welche im Grunde genommen sagt: Du darfst den Code gerne nutzen, auch darauf aufbauen, doch das was darauf aufbaut muss auch wieder unter dieser Lizenz verfügbar gemacht werden).

Diese Lizenzen existeren eben, weil die Autoren (egal ob fiktion, software, oder Künstler) nicht wollen, dass andere mit ihren Werken Geld verdienen. Also mit fremder Arbeit.

Bei Verlagen wird man ja an den Einnahmen beteiligt, doch die Veröffentlichung unter der Public Domain - was einem Abtreten des Uhrheberrechts gleich kommt - würde irgendjemandem erlauben, mit den Werken geld zu verdienen, ohne den eigentlichen Autor oder Künstler zu benennen.

Von daher ist am Urheberrecht erstmal nichts auszusetzen - mit Außnahme der Dauer (würde es nicht reichen zu sagen: Lebenslang, mindestens jedoch 25 Jahre?).

Ich weiß leider nicht, was in den Artikeln 1 bis 14 dieser EU-Urheberrechtsnovelle steht, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es dabei nur um die (z.T.) Kommerzielle Verwertung des sog. "geistigen Eigentums" geht - und letzteres ist dank der Artikel 15 bis 17 eher so gestaltet, dass es großen Firmen hilft und nicht den eigentlichen Urhebern.

Ich glaube in Japan gibt es tatsächlich ein Gesetz, das Fan-Arbeiten erlaubt, solange diese nicht kommerziell erfolgen ... (gefährliches Virtelwissen) - das wäre auch mal etwas für die Novelle gewesen ... (mit so einigen anderen Punkten: nicht gegen gute Sitten verstoßen etc.)

Maria

Ich lasse die Urheberrechtsreform auf mich zukommen, weil ich Argumente beider Seiten gehört habe und es noch unsicher ist, wie diese Richtlinie von den einzelnen Staaten gesetzlich umgesetzt wird.

Was mich schon länge stört, ist z.B., dass besonders über Youtube jeder bekannte Songs/Filme/Games in irgendeiner Form verwenden kann. Wenn das alles nur Fandom wäre, das kein Geld abwirft und den Namen der Urheber bekannter macht, wäre das kein Problem, doch welcher Youtuber, der sich bei den Songs anderer bedient, nennt auch nur einmal Texter und Komponist der Hits, die er verwendet?
Wenn er dadurch viele Fans bekommt, gibt es Werbeeinnahmen und davon sehen die Urheber nicht einen Cent.

Klar sind es die großen Firmen, die zuerst die Hand auf halten werden. Sie haben auch die Macht, das wenn nötig über Anwälte durchzusetzen. Ich möchte das nicht generell verteufeln weil z.B. in der Gamesbranche sind die großen Firmen auch wichtige Arbeitgeber und wenn es denen gut geht, sind die Arbeitsplätze sicher.

Vielleicht erzeugt das Urheberrecht auch eine Barriere, die jeden, der ein Video online stellen und der ganzen Welt zeigen will, erst mal eine Denkpause verschafft, ob es denn wirklich so wichtig ist, dass die ganze Welt ein kleines Mädchen sieht wie es zu einem Hit im Kindersitz zuckt. Wir leben in einer Zeit, in der öffentliche Entblößung/Präsentation von gar allem vor allem für die Jungen so normal geworden ist.

Luna

@AngelikaD: Ich gehe mal auf deinen Beitrag ein:

Zitat von: AngelikaD am 14. April 2019, 05:48:45
Was mich schon länge stört, ist z.B., dass besonders über Youtube jeder bekannte Songs/Filme/Games in irgendeiner Form verwenden kann. Wenn das alles nur Fandom wäre, das kein Geld abwirft und den Namen der Urheber bekannter macht, wäre das kein Problem, doch welcher Youtuber, der sich bei den Songs anderer bedient, nennt auch nur einmal Texter und Komponist der Hits, die er verwendet?
Wenn er dadurch viele Fans bekommt, gibt es Werbeeinnahmen und davon sehen die Urheber nicht einen Cent.
Da muss ich schon mal widersprechen, da die Sachlage anders aussieht: YouTube's Content-ID-System sorgt automatisch dafür, dass die Werbeeinnahmen, die mit diesen Videos generiert werden auch an die Urheber umgeleitet werden.
Das ist sogar so stark, dass eigene Aufnahmen einer Beethoven-Komposition nach Sony umgeleitet werden, weil diese die Rechte an einer Orchesteraufnahme haben.

Zitat von: AngelikaD am 14. April 2019, 05:48:45
Klar sind es die großen Firmen, die zuerst die Hand auf halten werden. Sie haben auch die Macht, das wenn nötig über Anwälte durchzusetzen. Ich möchte das nicht generell verteufeln weil z.B. in der Gamesbranche sind die großen Firmen auch wichtige Arbeitgeber und wenn es denen gut geht, sind die Arbeitsplätze sicher.
Hier möchte ich erwähnen, dass die Arbeitsplätze in der Games-branche alles andere als sicher sind: Bei Activision wurden zum Beispiel letztens 800 Arbeitsplätze trotz Rekordeinnahmen gestrichen. Und das hat rein gar nichts mit YouTube zu tun. In der Games-Branche werden die Videos geduldet, weil es eher zu fans führt, die die Spiele nachher kaufen. Sogar Nintendo ist davon abgerückt, diese Videos zuerst zu sperren, und erst kürzlich den YouTubern die Einnahmen davon zu untersagen.

Zitat von: AngelikaD am 14. April 2019, 05:48:45
Vielleicht erzeugt das Urheberrecht auch eine Barriere, die jeden, der ein Video online stellen und der ganzen Welt zeigen will, erst mal eine Denkpause verschafft, ob es denn wirklich so wichtig ist, dass die ganze Welt ein kleines Mädchen sieht wie es zu einem Hit im Kindersitz zuckt. Wir leben in einer Zeit, in der öffentliche Entblößung/Präsentation von gar allem vor allem für die Jungen so normal geworden ist.
Die Leute, die ihr kleines Mädchen tanzend aufnehmen und hochladen denken da nicht über das Uhrheberrecht nach. Denen ist es auch nicht so wichtig, etwas eigenes zu machen und hochzuladen, die wollen nur einen "netten Moment" mit ihren "Freunden" teilen. Hier hatten auch schon Gerichte geurteilt, dass ein noch im Radio schwach zu hörender Song ein schmückendes Beiwerk (oder so ähnlich darstellt), zumal der song nicht mal vollständig geschweige denn in guter qualität zu hören war.

Dieses Keulenargument entgegen der Jugend, die sich total bescheuert entblößt - etwas das ich auch nicht gut finde, und das durchaus unterbunden werden sollte - ist jedoch zu weitreichend.
Es gibt genügend Leute da draußen, die ihre eigene Musik machen, oder die sich an ganz klar ans urheberrecht halten - und dennoch werden diese von dem Content-ID-System geschnappt und Einnahmen werden umgeleitet. Diese Videos werden künftig total gesperrt.

Elektronische Filter können zum Beispiel nicht von der einfachen Kopie zur regulär erlaubten Nutzung des Zitatrechts unterscheiden. Teilweise werden YouTube-Videos genutzt, um sich über Politik auszutauschen, indem Gesetze oder politische Reden analysiert werden - alles von vorneherein sperrbar.

Dies ist ein Gesetz, mit dem eine Zensurinfrastruktur geschaffen wird, von all den anderen Problemen mal ganz zu schweigen (z.B. Artikel 12 bzw. 16, oder Artikel 11 bzw. 15 - das Leistungsschutzrecht, das schon in Spanien und Deutschland nicht funktionierte).

FeeamPC

Mir ist heute noch eine erschwerende Kleinigkeit untergekommen.
Musik wird ja von der Gema unter Kuratel genommen.

Ich habe mal angefragt, wie das mit royalty-free Musik der verschiedenen Internet-Stockagenturen aussieht, ob die sicher Gema-frei ist.
Antwort: Wissen die nicht. Dazu müssten sie wissen, welcher Künstler diese Musik macht.
Das erfährt man aber bei den meisten Agenturen nicht. Die Künstler sind da unter Nickname, und die Agentur rückt Realname und Adresse nicht raus.
Zweite Frage: Was ist mit computergenerierter Musik? (Musik, die durch fraktaale Zufallsmuster durch ein Programm erzeugt wird und deren Verwendung laut Programm-Firma ebenfalls royalty-free ist).
Antwort: Wissen die nicht. Könnte sein, dass diese Musik  die notwendige Schöpfungshöhe nicht erreicht, könnte aber  auch nicht sein. Ich soll erst mal welche machen und dann wieder nachfragen.

Toller Kundenservice. Sollten die Gema-Leute nicht besser Bescheid wissen über ihre eigenen Forderungen?
Wenn keiner nichts weiß, wird wohl auch solche Musik vorsichtshalber von Uploadfiltern gleich gesperrt.

Volker

Da es nur eine einzige Verwertungsgesellschaft in/für Deutschland gibt, geht die GEMA davon aus, *ALLE* Komponisten zu vertreten (Suchwort: GEMA-Vermutung). Entsprechend sind grundsätzlich Entgelte zu entrichten - es sei denn Du kannst für JEDEN EINZELNEN Song NACHWEISEN, dass die GEMA nicht zuständig ist.

Immerhin kann man schon nach Song-Titeln suchen - vor ein paar Jahren konnte man nur nach dem Namen von Komponisten suchen. Viel Spaß bei Namensgleichheit (hatte ich schon mal bei einem Projekt).
Daher bin ich in der C3S die als alternative/konkurrierende Verwertungsgesellschaft mit einem sinnvollen, fairen & freien Lizensierungs- und Beteiligungsmodell antritt (das u.a. Einzel-Lizensierungen, Ausnahmen wie Benefiz-Freigaben u.ä. ermöglicht). Wenn die (hoffentlich) im Sommer vom Deutschen Patentamt als Verwertungsgesellschaft anerkannt wird, dann fällt damit zumindest die pauschale GEMA-Vermutung.