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Spezielle Sonderzeichen

Begonnen von Lennard, 01. Dezember 2007, 18:13:37

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Lennard

Ich gebe zu, das ich mich als Perfektionist damit ein wenig schwer tue, aber letztendlich habt ihr natürlich vollkommen Recht.
Ich werde also eurem Rat folgen und ebenfalls auf Sonderzeichen verzichten. Jene Leser, die sich mit dem Altnordischen ein wenig auskennen, werden wohl auch ohne Sonderzeichen den tieferen Hintergrund der jeweiligen Bezeichnung erkennen. Wenn ja, dann ist es schön - wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm  ;)

Ihr habt mir sehr geholfen. Danke.

Nitewolf

Lennards Frage scheint ja geklärt zu sein, trotzdem habe ich in dem Threat einiges gelesen, wozu ich auch gern meinen Senf geben würde.

Als Nicht-Französisch-Sprachler hätte ich Akzente erst mal gar nicht mit Betonung in Verbindung gebracht. Natürlich ist mir der Zusammenhang auch wieder eingefallen, nachdem Berry das erwähnt hatte, aber spontan würde ich da einfach nicht dran denken und sie als reine Schnörkel empfinden.

Wenn mir die Betonung und Aussprache der Namen wirklich so wichtig ist, kann ich dem Buch ja ein dramatis personae voranstellen und da die Lautschrift mit angeben. Wen's interessiert, der kanns da nach gucken, der Rest wird nicht damit behelligt.

Mir scheint, einige Leute hier nehmen die Namen, die sie sich so kunstvoll ausdenken viel zu wichtig. Den Leser interessieren die oft kaum.
Ich mache mir gerade bei Fantasynamen meist gar nicht die Mühe, zu versuchen, sie zu entziffern, sondern merke mir einfach nur das Schriftbild. Ich weiss nicht, wieviele Bücher ich gelesen hab, von denen ich keine Ahnung hab, wie der Protagonist heißt, weil ich den Namen nie wirklich gelesen hab. Und da bin ich nicht der einzige, ich kenn viele Leute, denen das so geht.
Mal ganz ehrlich, hat sich irgendjemand wirklich ernstahft Gedanken drüber gemacht, wie man Fafhrd korrekt aussprechen soll, oder Drizzt Do'Urden oder Corum Jhaelen Irsei???
Einfach im Kopf als .jpg abspeichern und gut is.

DarkDreamer

Da hast du vollkommen Recht, Nitewolf. Selten mache ich mir Gedanken, wie der Name wohl wirklich ausgesprochen wird. Wozu auch? Ich will wissen, wie die Geschichte weitergeht und nicht über den Namen grübeln!

Maja

Früher habe ich gerne mit Akzenten und Apostrophen in Namen um mich geschmissen - als Beispiel sei die Hohe Elbenfeste Dolua'd'llán genannt. Heute bin ich da sparsamer - aber trotzdem benutze ich Sonderzeichen immer noch ab und an ganz gerne, nämlich wenn ich in meiner Welt verschiedene Kulturen verwende. Dann kann man das, was Fremdländisch erscheinen soll, durch Akzente hervorheben - sprich, die "normale" Sprache sieht aus wie  Deutsch, die Fremdsprache wie Französisch.

Interessant finde ich, daß auch Zeichen und Zeichenfolgen, die im Deutschen keine Sonderzeichen sondern Standard sind, sich selten in deutschen Fantasytexten finden. Da schmeißen wir mit unsereren LLs und às und sogar ðs durch die Gegend, doch wir scheuen das ä, das ß, das ö - obwohl jeder Leser weiß, wie man es aussprechen muß und auch der Verlag damit keine Satzprobleme bekommen sollte. Auch sch wird in Eigennamen meistens zu sh, international, aber doch irgendwie seltsam. Ich nehme mich selbst davon nicht aus - letztes Jahr habe ich den Erl nur deswegen Aschfarel statt Ashfarel genannt, weil es für ein Kinderbuch war, und in diesem Jahr habe ich selbstverständlich einen Shen und keinen Schen in meiner Geschichte. Irgendwie sind wir ja schon besheuert...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Coppelia

Da hast du aber wirklich Recht, Maja! Das habe ich auch schon gedacht!
Wobei ich persönlich ja wirklich nicht fürs internationale Publikum schreibe. ;D Trotzdem mögen die Leser schön klingende Namen sicher lieber. Hm, klingen Umlaute schlecht? ü doch bestimmt nicht ... aber da macht sich y meist optisch besser.

Ich benutze auch häufig sh, auch wenn man die Notwendigkeit eigentlich wirklich nicht einsehen kann. Weil das Shriftbild shöner ist? Immerhin habe ich in einem Roman Figuren namens Talschir und Akascha. Und ich hatte auch mal einen Bösewicht namens Äskar. In einer früheren "Schaffenspase" hatte ich auch mal alle internationalen Namen an die deutsche Schreibung angeglichen. Da wurde aus Larry gnadenlos Lärri (und das kommt mir jetzt deswegen gar nicht so unbekannt vor). Inzwischen halte ich das aber auch nicht mehr für die ultimative Idee.

Und Schen sieht fast so aus, als würde das Gro fehlen ...

Lisande

Ich habe auch die Angewohnheit, "Sch" zu "Sh" zu machen - keine Ahnung, warum. Bei mir wird bei einem "Th" auch automatisch ein "Ti-eitsch", wenn ich den Namen gedanklich ausspreche.

Und zum Thema "interessiert es jemanden, wie der Name gesprochen wird?" kann ich nur sagen: oh ja. Es macht mich einfach nur kirre, wenn ich nicht automatisch den Namen aussprechen kann, weil ich nicht in .jpg lese, wenn ich diese Metapher mal klauen darf, sondern in .txt. Ich bin relativ sprachbegabt und vor allerm SEHR sprachinteressiert, und deswegen will ich wissen, wie sich mein Held spricht. Und Drizzt Do'Urden hat mich damit schon in den Wahnsinn getrieben - was ich aber nicht als negativ empfinde. Macht nur Sinn, dass die bösen Drow eine unmögliche Sprache haben...  ;D

Insofern finde ich es eigentlich ganz interessant, die "fremden" Völker auch mit komischen Zeichen oder Schreibweisen darzustellen, immerhin ist das real auch so - fremde Schreibweise sieht oft auch fremd aus.

Berry

Mmmh.

Wenn ich mal den Vergleich wagen darf:

Es scheren sich wenig Leser um die Aussprache der Namen.
Es scheren sich auch wenig Leser um einen tieferen Sinn.

Soll ich deswegen darauf verzichten?


Andererseit haben wir natürlich auch das Problem, dass jemand, der gewissen Rassen Akzente auf die Wörter setzt, doch erstmal unter "Tolkien-Trittbrettfahrer" abgelegt wird. So verfahre zumindest ich, wenn ich ehrlich bin.

Und Lisande kann ich mich nur anschließen, mich interessiert die Aussprache beinahe genauso sehr wie die Handlung (beinahe, weil irgendwann alles herumrätseln vergebens ist und man dann doch mit evtl. falschem Namen weiterlesen muss). Es sollte auch so sein, dass, wie von Maja eingeworfen, die Betonung, der Akzent einen gewissen Sinn hat, wahrscheinlich den, eine elegante fremdländische Sprache auch optisch darzustellen.

Nach wie vor bin ich außerdem der Meinung, dass der "Akzent-Pfuscher", der sich nichts dabei denkt, mich nicht einschränken darf, kein Grund dafür sein darf, dass ich keine Akzente verwende.
Ich lasse auch den Inhalt meiner Geschichte nicht weg, nur weil der in einer anderen nicht stimmt. Stattdessen kann es jedoch sein, dass ich zeigen möchte, dass es auch besser geht.

Natürlich wäre die Verwendung von Lautschrift in einer vorangestellten dramatis personae wohl am ehesten ideal.

Nitewolf

Zitat von: Berry am 05. Dezember 2007, 20:21:49
Wenn ich mal den Vergleich wagen darf:

Es scheren sich wenig Leser um die Aussprache der Namen.
Es scheren sich auch wenig Leser um einen tieferen Sinn.

Soll ich deswegen darauf verzichten?

Den Vergleich darfst du gerne wagen. Ich frage dann aber zurück: Schreibst du nen Roman oder ne Studie über Phonetik?

Du bist wie Lisande vermutlich sehr sprachinteressiert und bastelst deswegen gerne an den Sprachen und Namen deiner Settings rum? Wenn's dir Spass macht und du das gut hinkriegst, warum nicht?
Der nächste ist ein Modefetischist und richtet ein großes Augenmerk auf die Klamottenstile seiner Settings, der dritte ist Zoologe und baut deswegen komplxe Ökosysteme und wieder einer ist Gourmet und beschreibt im Detail die Feinkost diverser Reicht. Alles ganz toll. Wird aber jeweils nur einen sehr kleinen Kreis an Lesern interessieren und vielen auf den Keks gehen, wenn es zu viel Platz einnimmt oder zu aufdringlich wirkt.

Die Story dagegen wird vermutlich jeden Leser eines Romanes interessieren.
Dein Vergleich funktioniert also nicht, du vergleichst Äpfel mit Birnen. Genauso, wie du in einer Abhandlung über Phonetik gerne auf eine spannende Story verzichten darfst, darfst du in einem Roman auf eine spannenede Phonetik verzichten.

LaMaga

Ich stimme Berry zu, obwohl ich mich gerade frage, ob von einem ,,Durchschnittsleser" erwartet werden kann, dass er mit einer lautschriftlichen Darstellung und deren Sonderzeichen mehr anfangen kann als mit Akzenten...

Meiner bescheidenen Meinung nach haben Sonderzeichen schon ihre Berechtigung. Es mag sein, dass es einem Teil der Leser egal ist, wie genau ein Name ausgesprochen werden soll (weil er in jpgs liest ;) ), aus Sicht eines Autors, der Sonderzeichen bewusst und zielgerichtet einsetzt, ist aber doch der beabsichtigte Klang eines Eigennamens ebenso ein kreatives Element wie z.B. die Beschreibung einer Landschaft. Was der Leser letztlich daraus macht, ob er richtig hinguckt bzw. betont, sei dahingestellt, aber auf Akzente und dergleichen zu verzichten, um es Lesern leichter zu machen bzw. auf vermeintlich redundante Informationen (,,interessiert für die Handlung nicht") zu verzichten, geht meines Erachtens doch ein wenig zu weit...

Ich rede hier allerdings von Akzenten u.ä., die tatsächlich eine linguistisch motivierte Funktion haben und nicht nur dekorativ aussehen, also z.B. anzeigen, auf welchem Laut ein Name betont werden soll.

In "meiner" Welt habe ich eine Handvoll Figuren, deren Namen sich tatsächlich mit einem Akzent schmücken, der einfach nur die Betonung auf der richtigen Silbe markieren soll. Da ich ,,telling names" mag, die aber nicht zu plump daherkommen sollen, hat das meistens auch System: Zum Beispiel habe ich einen Herrn mit Nachnamen  Lebrèoka. Der Name ergibt sich aus einer Verfremdung und Verschleifung der italienischen Worte ,,lepre" (Hase) und ,,rocca" (Burg). Dabei habe ich mir etwas gedacht, als ich den Namen erfunden habe, und ich möchte, dass durch die Betonung die ,,Grenze" zwischen den beiden ,,Bausteinen", das ,,rè" betont wird. Mutmaßlich wird ohne Erklärung nie ein Leser nachvollziehen, was ich mir bei diesem komischen Wortkonstrukt gedacht habe, aber für die Figur hat es eine Bedeutung.

Jemand anderes heißt Mandìor. Warum der Akzent auf dem ,,i"? Weil es nicht meiner Vorstellung als Autor entspricht, dass der Name sich zu ,,Mandjor" verschleift. Das ,,i" soll, und das will ich als Autor damit zumindest signalisieren, klar erkennbar bleiben. Wenn ein Leser dabei dann dahinter kommt, dass der Gute eigentlich ,,mano" ,,di" ,,oro" ( ,,Hand aus Gold", wenn auch grammatisch korrekt d'oro stehen müsste) heißt,  freut mich das, wenn der Leser lieber "Mandjor" oder "mandior.jpg" liest, ist das sicher für die pure Handlung irrelevant. Aber es fällt ein nettes kleines Detail weg, was womöglich - auch, wenn der nur der Handlung folgende Leser es gar nicht wahrnimmt - durchaus für den kreativen Prozeß des Autors einen wichtigen Stellenwert einnimmt - auch, wenn der gut versteckt bleibt.




Lennard

#24
Ich stelle mit Freude fest, das ich mit meiner grundsätzlichen Einstellung doch nicht ganz alleine bin.

So wie es unterschiedliche Vorgehensweisen beim Schreiben eines Romans gibt, so gibt es auch unterschiedliche Lesertypen. Gewiss gibt es unzählige Leser, die einfach nur eine spannende Geschichte lesen wollen und die eine übermäßige Verwendung von Sonderzeichen als störend oder gar als Bevormundung hinsichtlich der Aussprache empfinden. Doch es gibt sicher auch eine erhebliche Zahl an Lesern, die von einem Roman noch mehr erwarten und die besagten Sonderzeichen eher als Hilfestellung von Seiten des Autors betrachten.

Ich z.B. möchte keinen ,,0815-TapfererKriegerbefreitholdeJungfrauundrettetdieWelt-Roman" lesen. Von einem ,,guten" Fantasyroman erwarte ich mehr, als nur eine spannende Geschichte (Dann kann ich auch einen Krimi lesen). Ich möchte beim Lesen in eine andere Welt abtauchen. Je tiefer, desto besser. Die Fantasywelt (im weitesten Sinne), wie immer sie auch aussehen mag, soll mich in ihren Bann ziehen, mich fesseln. Leider habe ich all zu oft hoch gepriesene Fantasyromane enttäuscht weggelegt, weil sie für mich einfach zu "flach" waren. Ich gehe sogar soweit zu sagen, das ein komplexer und in sich stimmiger Weltenhintergrund für mich als Leser (und als Autor) ,,mindestens" ebenso wichtig ist, wie die Geschichte, die aus dieser Welt erzählt wird. Ein komplexer und tiefgreifender Weltenhintergrund vermittelt mir das Weltenfeeling, das ich haben möchte, wenn ich einen Fantasyroman lese. Etwaige sprachliche Besonderheiten einer Fantasywelt, die mit Hilfe von Sonderzeichen vermittelt werden, können Teil eines komplexen Weltenhintergrundes sein. Wenn es nicht übertrieben wird, können fremdartige Sprachen einen Roman durchaus aufwerten.

Versteht mich nicht falsch – Ich bin ein Befürworter der guten alten deutschen Sprache und wenn es ,,nur" um Betonung geht, dann bin ich auch der Meinung, das man sich hier ebenso gut der herkömmlichen Schriftzeichen bedienen kann.
Beispiel: Ein Ort mit Namen Viennor. Will ich die letzte Silbe betont wissen, dann schreibe ich Vienoor.
Sonderzeichen sind dann sinnvoll, um nicht zu sagen notwendig, wenn ich als Autor z.B. darauf hinweisen will, das der Name nicht zweisilbig (mit langem i), sondern dreisilbig gesprochen wird, also Vi-en-nor. Geschrieben: Viénnor.
Sonderzeichen haben also m.E. ihre Daseinsberechtigung, wenn sich der Autor etwas dabei gedacht hat und sie nicht nur als Textschmuck dienen.

Mir ging es bei der hier diskutierten Frage gar nicht so sehr um richtige Betonung, sondern darum, auf eine tiefergehende Bedeutung des Wortes hinzuweisen. Es ist richtig, vielen Lesern mag dies völlig schnuppe sein, aber es mag auch Leser geben, für die ein gewisser Aha-Effekt von Bedeutung ist – Nach dem Motto: ,,...Ach nee...guck an..."

@LaMaga
Der von dir in diesem Zusammenhang gebrauchte Begriff ,,telling names" war mir bislang unbekannt, aber er trifft den Nagel auf den Kopf. Das muss ich mir merken. Hab Dank.

@Berry
Ich denke, wir beide sind da so ziemlich auf einer Wellenlänge. Nur deinen Einwand (Stichwort ,,Tolkien-Trittbrettfahrer) kann ich nicht so stehen lassen. Ich will mich hier gerne als Tolkien-Anhänger outen. Für mich ist sein Werk, vor allem wenn wir über gut ausgearbeiteten Weltenhintergrund reden, nach wie vor das Maß aller Dinge. Tolkien hat sich die Mühe gemacht, eine neue Fantasysprache (Sindarin und Quenya) zu entwickeln. Aber auch Tolkien hat sich hier einer alten Sprache bedient, nämlich Angelsächsisch und hat daraus eine neue Sprache geschaffen. All jene Autoren, die es nach diesem Vorbild, ebenfalls zumindest ,,versuchen", einen komplexeren Weltenhintergrund darzustellen mit Hilfe von Sprachvarianten (dargestellt mit Sonderzeichen), pauschal als Trittbrettfahrer abzustempeln, halte ich für falsch. Abgesehen davon, mal Hand aufs Herz, welcher Fantasy-Autor hat nicht HdR gelesen und hat sich nicht (unbewusst) davon inspirieren lassen? Ist das verwerflich?
Aber das ist ein anderes Thema über das man stundenlang philosophieren kann... :)

Dramatis Personae ist eine gute Idee. Aber ist das nicht, ganz plump gesagt, nicht einfach nur ein Personenverzeichnis? Gehören denn Hinweise in Bezug auf die richtige Aussprache überhaupt da mit rein?  :hmmm:



Shay

Ich muß da ein bißchen ausholen...

Für mich gehören in sich konsistente Namen zu einem gut ausgearbeiteten Welthintergrund. Wenn ich ein neues Volk habe, dann lege ich mir zuerst einmal fest, welche Laute die dort haben, und wie die mit den in-world Alphabeten (die ich aber nicht entwickelt habe, ich weiß nur, welche es gibt) geschrieben werden. Und für jeden Buchstaben der in-World-Alphabethe überlege ich mir dann eine möglichst sinnvolle Kombination lateinischer Buchstaben. Wenn ein Volk selbst keine Schrift verwendet, dann überlege ich mir eben, welches andere Volk am ehesten Veranlassung hätte, solche Namen aufzuschreiben und wie das dann wohl in ihren Ohren klingt.

Das ist alles wahnsinnig kompliziert, aber für was hat man lange Autofahrten. Letztendlich steht dann für jedes Volk ein Satz an Buchstaben/Buchstabenkombinationen fest, sowie gewisse Regeln, wie die kombiniert werden dürfen. Nach diesen Regeln lasse ich mir dann von einem Zufallsgenerator endlos lange Vorschlagslisten generieren und mach daraus meine Namen. Das führt zwar nicht immer, aber doch oft dazu, daß zumindest ich meinen Namen ansehen kann, zu welchem Volk sie gehören und das ist eigentlich Sinn und Zweck der ganzen Übung. Wir können ja auch oft auf einen Blick einen italienischen von einem japanischen Namen unterscheiden.

Sonderzeichen verwende ich äußerst sparsam, aber es gibt Sprachen, in denen Sonderzeichen oder Akzente wichtig sind, da z.B. Betonungsänderungen Sinnänderungen nach sich ziehen. So heißt z.B. eine meiner Figuren mit Nachnamen Seviluêl (Traumstern: Stern im Singular), ihr Schiff aber Lûelirhal (Sternenschwinge: Sterne im Plural). Und meine Mitstreiterin erfindet Namen nach Aussehen, da ist dann auch mal ab und zu ein Häkchen ursprünglich wegen der Optik drin (so leicht kommt sie mir aber nicht davon, irgendeinen Sinn muß es dann schon machen). In einer anderen Sprache habe ich die Kombinationen sj und hj für sch und ch genommen. Was dann aber der Leser letztendlich daraus macht, ist mir egal. Eine Freundin liest z.B. immer Sjasko, obwohl die gute Frau eigentlich Sasjko (gespr. Saschko) heißt. Jo mei...

Wichtig ist mir, daß die Namen halbwegs unterscheidbar sind, und mehr oder weniger aussprechbar (bis auf Sprachen, die explizit als "unaussprechlich" entworfen sind). Für mich intern gibt es da noch mehr Randbedingungen, aber mit denen muß sich der Leser von mir aus nicht rumplagen. Ich würde die Infos darüber wohl in einen Anhang packen, und vorne nur kurz darauf hinweisen.

Lomax

Hm, nachdem sich jetzt noch mal alle Sonderzeichen-Befürworter zu Wort gemeldet und ausführlich erklärt haben, was für eine tiefe Bedeutung diese Sonderzeichen für sie haben, und was sie damit ausdrücken wollen, und dass es im Prinzip ja keine Rolle spielt, ob das ein Leser nachvollziehen kann ... muss ich doch darauf hinweisen, dass ich das nicht für einen Widerspruch zu meinen obigen Erläuterungen halte, sondern für eine recht gute Definition von literarischen Manierismen ;D :psssst:
  Aber gut. Dass Sonderzeichen rein drucktechnisch meist kein Problem sind, wurde schon festgestellt. Und wenn der Autor persönlich meint, sie bringen zu müssen, und er sich zutraut, diese seine persönliche Vorliebe so umzusetzen, dass es keine relevante Zahl von Rezipienten stört - oder wenn ihm diese persönliche Vorliebe gar so wichtig ist, dass es ihm egal wird, ob es irgendwelche Leser stört, dann lässt sich dagegen schwerlich etwas einwenden. Und unter all den Manierismen, die man gerade bei noch nicht vom Markt "verschliffenen" Schreibern findet, zählen Sonderzeichen sicher noch zu den harmloseren.

Linda

#27
Zitat von: Nitewolf am 05. Dezember 2007, 08:29:18

Ich mache mir gerade bei Fantasynamen meist gar nicht die Mühe, zu versuchen, sie zu entziffern, sondern merke mir einfach nur das Schriftbild. Ich weiss nicht, wieviele Bücher ich gelesen hab, von denen ich keine Ahnung hab, wie der Protagonist heißt, weil ich den Namen nie wirklich gelesen hab. Und da bin ich nicht der einzige, ich kenn viele Leute, denen das so geht.
Mal ganz ehrlich, hat sich irgendjemand wirklich ernstahft Gedanken drüber gemacht, wie man Fafhrd korrekt aussprechen soll, oder Drizzt Do'Urden oder Corum Jhaelen Irsei???
Einfach im Kopf als .jpg abspeichern und gut is.

da hast du meine Methode ganz gut getroffen :-) Nitewolf. Ich dachte, ich wäre allein mit meiner Marotte. Aber ich mag's auch nicht, wenn die Namen in Romanen "unaussprechlich" sind oder mit Sonderzeichen überfrachtet werden.  Daher sind die Namen in meinen Geschichten auch "Akzente-frei" usw - und sie haben idR 1 - 2 Silben.
Kronprinz Orodondaron ... bis man mit dem Namen durch ist, ist der Typ doch schon satte 90. :) Da lese ich Orod und weiß schon, wer gemeint ist. Merken tue ich mir die Namen der Hauptfiguren jedoch recht gut.

Übrigens geht mir das optische Merken nicht nur mit den Namen so. Ich hab manchmal den Eindruck, dass das eines der Geheimnisse des (meines) schnellen Lesens ist. Viele Worte (teilweise auch Phrasen) habe ich per Schriftbild gespeichert. Abweichungen davon (= Fehler) fallen mir optisch auf (naja, wie auch sonst ;-))

Gruß,

Linda

Antigone

So, jetzt geb ich auch noch ganz kurz meinen Senf dazu. Ich bin genau das Gegenteil von Lennard, für mich steht die Story im Vordergrund, und das Erfinden von Welten ist für mich einfach ein notwendiges Übel, wenn man Fantasy schreibt. Sprich, ich versuch es, so wenig wie notwendig zu machen. Ich arbeite lieber die Macken meiner Protas aus anstatt Schriften oder Religionen.

Und das mit den Sonderzeichen seh ich ganz pragmatisch: ich will auf gar keinen Fall Namen verwenden, die so lang oder kompliziert sind, dass ich mich beim Schreiben mindestens 3x vertippe. Das wär mir viel zu mühsam. Und deswegen verwende ich keine Sonderzeichen und versuche auch eher kürzere Namen zu haben.

Lg, A.

Hr. Kürbis

So, ich jetzt auch mal, interessantes Thema!

Grundsätzlich benutze ich in meinen Texten keine Sonderzeichen und Akzente, da ich sie spätestens seit WoW hasse. Versucht mal, einen bestimmten Spieler irgendwo ausfindig zu machen, der meinte, seinen Namen möglichst individuell aufpeppen zu müssen und drei verschiedene Sonderzeichen dazu benutzt hat.
Ich halte es sowieso für eine Unart der Fantasy, möglichst komplizierte, mit Wert auf Betonung gelegte und durch Sonderzeichen verschnörkelte Namen zu verwenden. Da rollen sich bei mir die Fußnägel auf, wir sind hier doch in Deutschland und gerade unsere einfache Wortbildung bedeutet doch nicht, dass die Namen platt sind, oder?
Ich finde es immer angenehm, wenn ich weiß, wie ich einen Namen auszusprechen habe, eben weil keine Anleitung dazu benötigt wird. Vielmehr stört es mich dann, wenn ich mit jemandem über ein Buch spreche und wir uns erst darauf einigen müssen, wie die Charaktere denn nun ausgesprochen werden, damit wir einander verstehen.
Das kommt mir dann immer so vor, als würde der Autor Unzulänglichkeiten in der Charakterisierung durch einen möglichst bedeutungsschwangeren Namen auszubügeln versuchen. :nöö:
Deswegen meine Devise: Ich bin ein deutscher Autor, ich schreibe Fantasy vor meinem kulturellen Hintergrund und benutze nur deutsch auszusprechende Namen. Dieses Selbstbewusstsein habe ich gegenüber der Übermacht der gerade englischsprachigen Fantasy mittlerweile entwickelt. Europäische Fantasy ist sowieso erfrischend "anders".

PS: Namen sind Schall und Rauch, also warum soviel Zeit darauf verschwenden? ;D