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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Christopher

@Thali
Schon ok, du kannst da ja nichts für ;D

Danke auf jeden Fall für die schnelle Hilfe. Hab ich mir gleich mal notiert, es in Zukunft richtig zu machen. Und dann darf ich bei der Überarbeitung mal darauf achten, wo ich das überall falsch gemacht hab...   :gähn:

@Merwyn
Ja, muss ich mich wohl einfach dran gewöhnen. Auch wenn ein kleiner Teil meines Sprachgefühls gequält aufstöhnt. Aber er hat nunmal Unrecht und soll daher die Klappe halten  :pfanne:
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

#526
Zitat"...während der Sukkubus nun ebenfalls zu ihrer Brut zurückhumpelte."
ist möglich. Man bezeichnet das als constructio ad sensum (sinngemäße Konstruktion). Sie kann auftreten, wenn sich das grammatische vom tatsächlichen Geschlecht unterscheidet oder wenn ein Substantiv, das grammatisch Singular ist, vom Sinn her Plural ist (z. B. "Menschenmenge" oder sowas) oder umgekehrt.

Es kommt sogar bei Cicero vor. Und natürlich auch im Deutschen.

Thaliope

#527
Zitat von: Coppelia am 16. Januar 2014, 09:05:00
ist möglich. Man bezeichnet das als constructio ad sensum (sinngemäße Konstruktion). Sie kann auftreten, wenn sich das grammatische vom tatsächlichen Geschlecht unterscheidet oder wenn ein Substantiv, das grammatisch Singular ist, vom Sinn her Plural ist (z. B. "Menschenmenge" oder sowas) oder umgekehrt.

Es kommt sogar bei Cicero vor. Und natürlich auch im Deutschen.

Das geht aber hauptsächlich dann, wenn der Abstand zwischen den Wörtern, die aufeinander bezogen werden, größer ist, oder? Sonst klingt es schon arg schräg. Also, "die Menschenmenge wichen auseinander" würde ich schlicht als falsch ansehen.

EDIT: Andererseits ist mein Beispiel blöd gewählt, seh ich gerade, weil es da ja nicht um den Bezug geht, sorry. Ich bitte, das Beispiel zu ignorieren ;) Das mit dem Abstand halte ich trotzdem für sinnvoll und würde es mir so erklären, dass dem Leser das natürliche Geschlecht länger im Gedächtnis bleibt als das grammatische. Also, wenn ich im gleichen Satz auf den Sukkubus Bezug nehme, ist das grammatische Geschlecht noch sehr präsent, und es würde sehr komisch und ungrammatisch klingen, wenn man dan ein weibliches Pronomen benutzt. Wenn einige Sätze dazwischenliegen, hat man vielleicht gar nicht mehr präsent, ob als letztes von "dem Sukkubus" oder "der Frau" die Rede war, sondern mehr den Begriff im Kopf, der mit "weiblich" verknüpft ist, und dann würde es sich natürlicher lesen, wenn man "sie" schreibt, statt "er".

LG
Thali

Und noch ein EDIT: Jetzt hab ich mir auch den Wikipedia-Artikel durchgelesen. "... kommt so häufig vor [...], dass es  eher als stilistisches Mittel, denn als Fehler betrachtet wird". Und gerade beim zweiten Beispiel
Zitat,,Der ganze Haufen stürzte auf ihn zu. Sie warfen ihn in heißen Teer und federten ihn dann." (Formal richtig wäre: ,,Er warf ihn...")
 
... muss ich sagen, dass die formal richtige Variante wirklich unsinnig klänge und ein merkwürdiges Bild vermitteln würde. Also gut ... dann ist die constructio ad sensum wohl richtig. Auch wenn es mich manchmal schaudert, was es mit der Grammatik macht.  :ithurtsandstings!:

Coppelia

#528
Das hängt vom Sprachgebrauch beim jeweiligen Wort und natürlich auch vom Satz selbst ab. In der Wikipedia steht der Beispielssatz "Mehr als ein Drittel der Beschäftigten legten die Arbeit nieder."

Bei dem Succubus-Satz sehe ich da kein Problem. Ich würde sagen, das muss jeder nach seinem eigenen Sprachgefühl entscheiden und notfalls vom Lektor ändern lassen, wenn sich dessen Sprachgefühl unterscheidet. ;) Die constructio ad sensum ist ja auch kein Muss, sondern nur eine Möglichkeit.

Christopher

Hmmm...
Wie mans macht isses also falsch. Es wird immer jemanden geben, der es als falsch empfindet ;D

Gut, dann notier ich mir das einfach mal für ein Gespräch mit dem Lektor (wenn es denn soweit ist) soll der/die das entscheiden  ::)
Be brave, dont tryhard.

HauntingWitch

Zitat von: Coppelia am 16. Januar 2014, 09:05:00
ist möglich. Man bezeichnet das als constructio ad sensum (sinngemäße Konstruktion). Sie kann auftreten, wenn sich das grammatische vom tatsächlichen Geschlecht unterscheidet oder wenn ein Substantiv, das grammatisch Singular ist, vom Sinn her Plural ist (z. B. "Menschenmenge" oder sowas) oder umgekehrt.

Das beruhigt mich jetzt ungemein, ich setze mich nämlich auch regelmässig über diese Bezugsregel hinweg, weil ich es einfach unschön finde.  ;D

Churke

Man kann aus der Not auch eine Tugend machen. Der Witz bei der constructio ad sensum (dank Coppelia komme mir jetzt sooo viel schlauer vor  ;D ) ist, dass man je nach Bedarf das Nomen (Funktion) betont oder das Geschlecht der Person, in diesem Fall, ob man den Sukkubus als Frau wahrnimmt oder nicht.

Christopher

@Churke
Das klingt sehr clever, bedacht und so "Autorenmäßig", dass das ab sofort meine Begründung sein wird für die Nutzung des constructio ad sensum  :P (man fühlt sich wirklich cleverer ;D )
Be brave, dont tryhard.

Cailyn

Warum schreibst du denn nicht einfach "die Sukkubusfrau"? Oder gäbe es nicht auch eine weibliche Form für Sukkubus? Die "Sukkuba" z.B.?

Ich habe noch eine Fall-Frage. Hier der Satz:
Seine Finger bohrten sich mit derart roher Gewalt in die Ausläufer ihrer Narben, dass sie auf einmal vorschoss und ihn mit einer schnellen, leichten Bewegung von rechts nach links in die Bauchdecke schnitt.
Ihn oder ihm?
Schneidet man jemanden ins Fleisch oder jemandem ins Fleisch? Ich würde wohl eher Dativ wählen, bin aber unsicher.

Christopher

Zitat von: Cailyn am 16. Januar 2014, 11:13:13
Warum schreibst du denn nicht einfach "die Sukkubusfrau"? Oder gäbe es nicht auch eine weibliche Form für Sukkubus? Die "Sukkuba" z.B.?

Gibt es nicht, da Sukkubus per Definition IMMER weiblich ist. Der männliche Gegenpart wäre der Inkubus.
Be brave, dont tryhard.

HauntingWitch

#535
Zitat von: Cailyn am 16. Januar 2014, 11:13:13
Warum schreibst du denn nicht einfach "die Sukkubusfrau"? Oder gäbe es nicht auch eine weibliche Form für Sukkubus? Die "Sukkuba" z.B.?

Moment, da muss ich mich einmischen. Meines Wissens ist ein Sukkubus per Definition ein weibliches Wesen, da eine Extra-Verweiblichung zu basteln, wäre unsinnig.

Edit: Christopher war schneller.

Zitat von: Cailyn am 16. Januar 2014, 11:13:13Ich habe noch eine Fall-Frage. Hier der Satz:
Seine Finger bohrten sich mit derart roher Gewalt in die Ausläufer ihrer Narben, dass sie auf einmal vorschoss und ihn mit einer schnellen, leichten Bewegung von rechts nach links in die Bauchdecke schnitt.
Ihn oder ihm?
Schneidet man jemanden ins Fleisch oder jemandem ins Fleisch? Ich würde wohl eher Dativ wählen, bin aber unsicher.

ihm, Dativ

"Sie schnitt ihn" wäre es, wenn nicht definiert ist, wo.

Merwyn

#536
Zitat von: Cailyn am 16. Januar 2014, 11:13:13
Warum schreibst du denn nicht einfach "die Sukkubusfrau"? Oder gäbe es nicht auch eine weibliche Form für Sukkubus? Die "Sukkuba" z.B.?
Sukkubi sind generell weiblich. Es gibt keinen "Sukkubusmann", das wäre ein Inkubus.

edit: Hat sich auch mit meinen Vorredner überschnitten :)

Mir ist gerade noch ein etwas alberner Gedanke gekommen und mich würde interessieren, wie ihr das seht.
Was haltet ihr davon, für seinen Roman einfach den Artikel zu ändern? Also, dass man in seiner Geschichte schlichtweg die Sukkubus draus macht.
Zur Not könnte man mal erwähnen, dass die Menschen das in ihrer Rechtschreibung einfach falsch auf die Reihe gekriegt haben oder einen Sukkubus einbauen, der strikt darauf besteht, dass es eben die Sukkubus heißt und nicht der.
"Darf" man das?

Christopher

Die Frage hab ich mir auch schon mal gestellt. Das würde es für einige Leute einfacher machen, allerdings würde dann an anderer Stelle die Grammatikfraktion aufspringen und über schlechtes Deutsch jammern (zu Recht?).

Constructio ad sensum (insbesondere, da sie in der Literatur bereits des öfteren benutzt wurde/wird) scheint mir da die bessere Lösung zu sein.
Be brave, dont tryhard.

Klecks

Ich würde dir davon abraten, aber das ist meine persönliche Meinung. Wenn ich "Die Sukkubus" lesen würde, wüsste ich sofort, dass daran etwas nicht stimmt. Es klingt zusätzlich, als würdest du die falsche Mehrzahl-Form verwenden, wobei die richtige Sukkubi wäre. Wenn im Buch selbst einmal so etwas auftaucht, in Form eines Flüchtigkeitsfehlers, der sich nicht wiederholt, könnte ich darüber hinwegsehen, obwohl es mich sehr stören würde. Aber wenn mir das schon im Titel begegnet, schreckt es mich ab.  ;)

HauntingWitch

Ich denke, gehen würde es, wäre aber für meinen Geschmack etwas zu komödiantisch. Wenn man natürlich bewusst eine solche Komödie schreibt, ist es etwas anderes.  ;D