• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Agenturbetrug USA

Begonnen von Topaz, 11. Juni 2018, 20:13:22

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Kerstin

Ich erhalte die Abrechnung und bei mir ist es auch so, dass das Geld an die Agentur geht und dann abzüglich der Provision an mich überwiesen wird.

Die ganze Geschichte des Agenturbetrugs erscheint mir auch irgendwie etwas seltsam. Da müssen sehr viele Leute, einschließlich der Autoren geschlafen haben.

@HSB: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass du als Selfpublisher in irgendeiner Weise auf der sichereren Seite bist. Immerhin erhältst du nur die Zahlen von Amazon oder den anderen Anbietern und wie gut das läuft, sieht man ja gerade bei Amazon, die Autoren einfach die gelesenen Seiten streichen.

Maja

Ich bekomme das, was der Verlag der Agentur schickt, von der Agentur weitergeleitet, zusammen mit deren eigener Abrechnung über die Proviosion. Also üblicherweise zwei PDF-Dokumente, das eine vom Verlag, das zweite von der Agentur. Bei dotbooks gibt es inzwischen die Aufstellung vom Verlag doppelt - einmal mit dotbooks-Logo für die dotbooks-Ausgabe, einmal mit jumpbooks-Logo für die Jumpbooks-Zahlen. Parallel dazu dann die Abrechnung der Agentur über ihre Provision. Damit habe ich die Verkaufszahlen, die Tantiemen dazu, und die Agenturabrechung, alles transparent und klar.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

FeeamPC

Also sieht das hier in Deutschland doch etwas übersichtlicher und vertrauenswürdiger aus als in den USA. Danke euch für die Auskunft!

Sturmbluth

Zitat von: Kerstin am 14. Juni 2018, 17:20:45
@HSB: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass du als Selfpublisher in irgendeiner Weise auf der sichereren Seite bist. Immerhin erhältst du nur die Zahlen von Amazon oder den anderen Anbietern und wie gut das läuft, sieht man ja gerade bei Amazon, die Autoren einfach die gelesenen Seiten streichen.
Ja, irgendeinen Geschäftspartner gibt es halt immer. Aber die Selfpublisher haben eben einen weniger in der Bezahlkette.

Kerstin

@HSB: Ja, aber auch weniger Macht im Vergleich zu einer großen Agentur, die sich auch mal einen Wirtschaftsprüfer leisten kann, wenn der Verdacht auf Betrug besteht. (Das Anrecht einen einzusetzen steht z.B. in meinen Verträgen drin).
Mal abgesehen davon, dass Verlage sich sicherich nicht mit den großen Agenturen anlegen wollen. Da kann es mal ganz schnell passieren, dass der neue Dan Brown, Follett ... plötzlich an einen anderen Verlag geht.

Topaz

ZitatDer Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.
Gibt es dafür irgendeinen sachlichen Grund, das so zu machen? Die Verlage haben doch alle ihre Computersyteme mit automatisierten Auswertungen und Zahlungsläufen. Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?

ZitatJa, aber auch weniger Macht im Vergleich zu einer großen Agentur, die sich auch mal einen Wirtschaftsprüfer leisten kann, wenn der Verdacht auf Betrug besteht.
In dem Ausgangsfall hier im Thread hat die Agentur betrogen. Meinst du die Agentur holt sich freiwillig selbst, auf eigene Rechnung einen Wirtschaftsprüfer ins Haus?   *verwirrt*
Und weil ich neugierig bin, wie muss so ein Verdacht aussehen, damit du einen Wirtschaftsprüfer schicken darfst?

ZitatDa kann es mal ganz schnell passieren, dass der neue Dan Brown, Follett ... plötzlich an einen anderen Verlag geht.
Soweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Noch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Okay beide wurden ins Deutsche übersetzt. Für beide liegen Bestsellerzahlen auf dem englischen Buchmarkt vor.

Kommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?

Kerstin

#21
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?
Nun, mir wäre das so gar nicht recht, da es zum einen den Verlag absolut nichts angeht, wie hoch die Provision der Agentur ist und zum anderen würde dann genau das wegfallen, weshalb  ich die Agentur dazwischengeschaltet haben möchte: Eine komplette Buchhaltung, die alles überprüft, anfordert ...
In deiner Version könnte der Verlag der Agentur einfach eine andere Abrechnung schicken als mir (mit deutlich weniger Verkäufen) und im Gegensatz zu einer Agentur habe ich weder die Erfahrung noch Einblicke in Verkaufszahlen. Ebenso könnte der Verlag die Agentur bezahlen (ist immerhin der kleinere Betrag) und mich nicht. Was stört das denn dann noch die Agentur, wenn sie eh schon ihr Geld haben?
Nein danke - ich finde es genau richtig so, wie es ist.

Zitat
In dem Ausgangsfall hier im Thread hat die Agentur betrogen. Meinst du die Agentur holt sich freiwillig selbst, auf eigene Rechnung einen Wirtschaftsprüfer ins Haus?   *verwirrt*
Wie du vermutlich gelesen hast, beziehe ich mich auf HSBs Aussage und nicht auf die Ausgangsfrage. In Deutschland sind mir so gut wie keine Fälle von Agenturbetrug bekannt (von ein paar von Grund auf unseriösen abgesehen), dagegen kenne ich mehr als genug Autoren, die entweder Probleme mit Amazon haben (ziemlich aktuell) oder von ihren Verlagen gar nicht, falsch oder viel zu spät bezahlt werden.
Betrüger gibt es immer und überall und ich finde die Darstellung in diesem Fall ziemlich irreführend - die Agentur wurde immerhin auch geschädigt und steht wegen dem Betrüger kurz vor dem Bankrott. Also ja, ich gehe davon aus, dass sie dankbar gewesen wären, wenn das einem Prüfer schon etwas früher aufgefallen wäre. Hätte ihnen viel Ärger erspart.  ;)

Ich darf jederzeit einen Wirtschaftsprüfer schicken, um die Abrechnungen zu kontrollieren. Liege ich mit meinen Verdacht richtig, muss der Verlag ihn zahlen, plus Schadensersatz.

ZitatNoch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Ehrm ... Die großen Agenturen vermitteln Auslandslizenzen - ich rede also von den nächsten Büchern genau dieser Autoren.  ;)

Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Kommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?
Wir haben im Forum doch einige, die bei großen Agenturen sind? Ich gehöre dazu und kann mich nicht beschweren. Warum sollte ich das nicht wollen? Wie willst du denn sonst in einen Großverlag kommen?
Wie kommst du auf die Idee, dass man als deutscher Autor kein Geld einbringt? Fitzek hat bisher 10 Millionen Bücher verkauft und es gibt noch größere Fische auf dem deutschen Buchmarkt.

Nachtrag: Hatte ich überlesen.
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Soweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Dann musst du genauer lesen.  ;)
Es ist bei mir mehr als ein Mal vorgekommen (natürlich nicht bei Folgeverträgen) und ich weiß auch von anderen hier im Forum.

Maja

#22
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
ZitatDer Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.
Gibt es dafür irgendeinen sachlichen Grund, das so zu machen? Die Verlage haben doch alle ihre Computersyteme mit automatisierten Auswertungen und Zahlungsläufen. Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?
Das ist auch eine Aufwands- und Kostenfrage. Auch ohne Papierformulare auszufüllen, macht eine Überweisung Arbeit und, bei einem Geschäftskonto, verursacht Kosten. Agenturen gehen auch gerne sicher, dass der Autor das richtige Honorar erhält und auch, dass ihre eigene Provision auf Basis der richtigen Tantiemen berechnet wird. Ich sehe keinen Grund, warum von der bisherigen Praxis abgewichen werden sollte. Agenturen sind deutlich besser als Autoren darin, zahlungsfaulen Verlagen hinterherzulaufen und Außenstände einzutreiben.

Vor allem aber sind die Konditionen der Agenturen eine Sache zwischen Autor und Agent, die einen Verlag schlichtweg nichts angeht. Welcher Autor welchem Agenten welchen Provisionssatz zahlt, hat einen Verlag nicht zu interessieren. Diese Sätze sind ja nicht genormt. Würden die Verlage die Provision und Tantiemen gesondert an die Autoren und Agenten überweisen, müsste man ihnen aber genau diese Details offenlegen.

ZitatSoweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Doch, solche Fälle hatten wir schon öfters. Wobei "Kämpfen" natürlich das falsche Wort ist. Aber wenn es nicht gerade um Folgeverträge geht, bieten Agenturen die Manuskripte üblicherweise verschiedenenen Verlagen an. Insbesondere auf der Buchmesse kann es vorkommen, dass hinterher ein Dutzend Lektoren das gleiche Buch prüfen, und im Idealfall wollen es dann auch alle haben. Dann kann der Agent hingehen und die Verlage dazu bringen, ihre Angebote zu erhöhen - derjenige, der dem Autor die attraktivsten Konditionen bietet (Vorschuss, Aufmachung, Auflage, Werbebudget spielen da eine Rolle), bekommt am Ende Autor und Zuschlag (der Autor hat bei dieser Wahl auch ein Wörtchen mitzureden).  Und natürlich kann ein Autor dann für sein nächstes Buch zu einem anderen Verlag abwandern, und der alte Verlag schaut in die Röhre. Kein Agent würde aber hingehen und einen Autor, der mit seinem Verlag glücklich ist, gegen dessen Willen an einen anderen Verlag vermitteln.

ZitatNoch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Okay beide wurden ins Deutsche übersetzt. Für beide liegen Bestsellerzahlen auf dem englischen Buchmarkt vor.
Agenten sagen gerne, dass ihr Autor "der nächste XP" ist. Und Verlage gehen ihrerseits hin und vermarkten ihre angekündigten Bücher mit solchen Slogans an die Buchhandlungen. Ob der Autor dann wirklich ein solcher Erfolg wird, sei dahingestellt (Flops kommen immer mal wieder vor und sind teuer für die Verlage), aber Bestseller passieren nicht, die werden geplant. Da wird ein Marketingbudget vergeben - je vielversprechender ein Titel, desto höher das Budget, und das passiert nicht nur auf Basis von Verkaufszahlen aus dem Ausland, sondern auf Einschätzung, wie erfolgreich ein Buch auf dem deutschen Markt werden könnte.

Das Zauberwort hier sind die Vergleichstitel. War Buch A ein riesiger Erfolg, kann Buch B, das ein ähnliches Thema auf ähnliche Weise behandelt, den gleichen Kunden verkauft werden. Daher kommen Trends immer in Wellen, und man bekommt leicht den Eindruck, alle Verlage machen nur noch das Gleiche - aber so funktionieren Leser tatsächlich, sie wollen das, was ihnen zuletzt gefallen hat, gerne nochmal so ähnlich, und für Buchhändler ist es deutlich einfacher, ein Buch an den Mann zu bringen, das man mit einem bereits erfolgreichen Titel vergleicen kann, als wenn es ein Noch-nie-dagewesener origineller neuer Stoff ist.

Glaubt ein Verlag nicht, dass ein Titel ein großer Erfolg wird, dann wird das auch entsprechend eingeplant - dann bekommt das Buch eben kein Marketingbudget (selbst wenn das dann heißt, dass es erst recht keiner kauft), um die Verluste so gering wie möglich zu halten. Das setzt schon an einem sehr frühen Zeitpunkt ein - lange bevor auch nur ein Buchhändler eine Chance hat, ein Buch vorzubestellen, entscheidet der Verlag, wie viele Seiten in der Vorschau man einem Buch widmet, welche Aktionen geplant sind, um das Buch schmackhaft zu machen, etc.

ZitatKommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?
Englische Bestsellerautoren sind bei ihren englischen Agenturen. Deutsche Agenturen betreuen üblicherweise deutschsprachige Autoren. Es gibt spezielle Lizenzagenturen, die sich in erster Linie auf die Vermittlung von Übersetzungen konzentrieren, die stehen auf einem anderen Blatt. Aber als deutschsprachiger Autor konkurriert man bei der Agentensuche mit anderen deutschsprachigen Autoren. Die Rechte an Ken Follet und Co. werden von ihren ursprünglichen Verlagen und Agenturen nach Deutschland vermittelt. Autoren wollen eine Agentur haben, die sie rundum betreut - nicht eine in jedem Land, in dem ihre Bücher erscheinen, das wäre doch arg unübersichtlich. Ich habe ja auch keine Agentur in Russland. ;)

Ob man zu einer großen Agentur geht oder einer kleinen, hängt oft von den individuellen Kontakten ab, die man hat. Zwischen Agent und Autor muss die Chemie stimmen, unabhängig davon, wie groß oder klein die Agentur ist. Auch bei großen Agenturen wird ein einzelner Autor nicht vom ganzen Team betreut, sondern hat einen Ansprechpartner, und mit dem kann das gut laufen oder schlecht. Bei einer großen, etablierten Agentur ist eher davon auszugehen, dass die dort professionell mit Zahlungen und Co. umgehen als mit einem Ein-Mann-Betrieb, der ganz neu am Markt ist.

Je kleiner die Agentur, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass durch Krankheiten oder andere Schicksalsschläge alles ins Hintertreffen gerät. Wir hatten im Tintenzirkel verschiedene Fälle von Autoren, deren Agenten aus gesundheitlicen Gründen gezwungen waren, die Agentur zu schließen - in einer großen Agentur hört dann ein Mitarbeiter auf und kann durch einen anderen ersetzt werden. Dafür kann man aber auch in großen Agenturen das Gefühl haben, als kleines Rädchen unterzugehen, während man in einer kleineren Agentur persönlicher betreut werden kann. Das hängt alles vom Einzelfall ab und lässt sich nicht pauschal an der Agenturgröße festmachen. Wir haben hier im Forum alles - zufriedene und unzufriedene Autoren in großen und kleinen Agenturen.

Eine große Agentur vermittelt insgesamt mehr Bücher, das heißt aber nicht, dass für einen einzelnen Autoren die Vermittlungschancen höher sind. Eine kleine Agentur kann den einen Autor an Land ziehen, der dann der ganz große Wurf ist. Insgesamt leben Agenten von der Menge. Bei einem üblichen Provisionssatz von 20% muss ein Agent fünf Bücher vermitteln, um daran das zu verdienen, was ein Autor mit einem Buch verdient. Und auch wenn eine Vermittlung natürlich deutlich mehr Arbeit und Zeit in Anspruch nimmt als eine halbe Stunde - ein Halbdutzend Vermittlungen im Jahr schafft eine Agentur locker, und je länger sie am Markt ist und je mehr Autoren ihre Folgeverträge bei Verlagen bekommen, desto mehr Referrenzen im Jahr schafft eine Agentur.

Und natürlich lebt sie dann auch von der Backlist - die Provision fällt ja nicht nur auf den Vorschuss an, sondern auf alles, was der Autor während der Zeit, die ein Buch erhältlich ist, daran verdient. Auch Bücher, die vor fünf Jahren vermittelt wurden, spülen dann noch ein bisschen Geld in die Kassen. Die ersten Jahren sind die härtesten, da schreiben die meisten Agenturen tiefrote Zahlen. Wer dann den Fehler macht, zu schnell einen zu großen Autorenstamm aufzubauen in der Hoffnung, dass irgendwer davon sich ja schon verkaufen wird, verliert dann leicht den Überblick, vernachlässigt die Autorenbetreuung, und kollabiert am Ende. Hat man hingegen zu wenige Autoren, wird das Geldverdienen schwieriger - es gilt, die richtige Balance zu finden.

Je länger eine Agentur am Markt ist und je mehr Kontakte sie zu den Verlagen hat, desto größer wird die Wahrschienlichkeit, an einen Großverlag zu vermitteln. Meine Agentur ist sehr klein, ein Münchner Ehepaar, das sich vor zehn Jahren mit der Agentur selbständig gemacht hat - ich möchte keine andere, für mich sind die beiden genau richtig, und sie haben mich an große Verlage vermittelt, wo ich ohne Agentur nie hingekommen wäre. Man muss als Autor Geduld mitbringen, nicht gleich die nächste Agentur suchen, wenn man nach einem halben Jahr noch ohne Buchvertrag dasteht, aber umgekehrt auch nicht alles mit sich machen lassen - wer seinen Agenten nie erreicht, hingehalten oder vertröstet wird, der sollte sich in der Tat nach was Neuem umsehen.

Wenn du dich nach einer Agentur umschauen möchtest, orientiere dich nicht an der Frage, ob sie groß oder klein ist, sondern welche Erfahrungen die Tintenzirkler mit ihnen gemacht haben. Sprich im Zweifelsfal ein Forenmitglied, von dem du weißt ,dass es bei einer bestimmten Agentur ist, direkt an - nicht jeder möchte hier in den Threads seine Erfahrungen ausbreiten, kann aber auf persönlicherer Basis Warnungen oder Empfehlungen aussprechen.


EDIT
Mit Kerstin überschnitten
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kerstin

Zitat von: Maja am 16. Juni 2018, 00:02:13
Englische Bestsellerautoren sind bei ihren englischen Agenturen. Deutsche Agenturen betreuen üblicherweise deutschsprachige Autoren. Es gibt spezielle Lizenzagenturen, die sich in erster Linie auf die Vermittlung von Übersetzungen konzentrieren, die stehen auf einem anderen Blatt. Aber als deutschsprachiger Autor konkurriert man bei der Agentensuche mit anderen deutschsprachigen Autoren. Die Rechte an Ken Follet und Co. werden von ihren ursprünglichen Verlagen und Agenturen nach Deutschland vermittelt. Autoren wollen eine Agentur haben, die sie rundum betreut - nicht eine in jedem Land, in dem ihre Bücher erscheinen, das wäre doch arg unübersichtlich. Ich habe ja auch keine Agentur in Russland. ;)
Da muss ich dir widersprechen. Autoren werden selten direkt im Ausland von einer anderen Agentur vertreten, da hast du recht, aber es ist üblich, dass z.B. US-Agenturen Klienten von deutschen Agenturen sind, die diese und ihre Autoren auf dem deutschen Markt vertreten.
"Die Tribute von Panem" wurden z.B. von meiner Agentur hier in Deutschland vermittelt.

Maja

@Kerstin, du hast natürlich völlig recht - meine eigene Agentur fungiert auch als Co-Agentur für verschiedene ausländische Verlage und vermittelt Lizenzen für deutsche Übersetzungen. Was ich eigentlich meinte (nur zu müde war, um es richtig auszudrücken), war, dass in solchen Fällen zwar deutsche Agenturen die Rechte vermitteln, aber nicht eine solche Autorenbetreuung erfolgt wie mit den deutschsprachigen Autoren, und die Autoren der vermittelten Lizenzen auch eher keinen Kontakt zur den deutschen Agenten haben, sondern das über deren Heimatverlage und -Agenturen läuft. Als deutschsprachiger Autor befindet man sich da bei der Agentensuche nicht in einer Konkurrenzsituation mit amerikanischen Bestsellerautoren - auf dem Buchmarkt selbst siehr das dann schon wieder ganz anders aus.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kerstin

@Maja: Ach so, dann habe ich dich falsch verstanden. Du hast natürlich völlig recht.
Mir ging es ja nur um die zusätzliche "Macht", die Agenturen haben, weshalb Verlage sich nur ungern mit ihnen anlegen.

Topaz

Liebe @Kerstin, liebe @Maja,

vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen Antworten, aus denen ich so viel lernen kann. Jetzt habe ich den Sinn einer Agentur auf jeden Fall besser verstanden und auch welche Aufgaben sie für mich übernehmen kann.

Nochmals dankeschön für eure Zeit und Ausführlichkeit.  Das ist wirklich wunderbar lieb von euch. :knuddel: