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Amazons Herr-der-Ringe-Serie

Begonnen von Arcor, 02. Dezember 2017, 15:04:32

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Guddy

#210
Zitat von: Frostschimmer am 10. September 2024, 11:56:47Diese neuartige Darstellung der Orks als kulturschaffende Rasse ist ein so unfassbar frecher Retcon des etablierten Canon.
Excuse me, aber eigentlich ist die "Geburt" der Uruk-hai aus dem Schlamm ein Filmding.
Laut dem Silmarillion können Orks Kinder bekommen. Es ist also keine Frechheit, dass sich die Serie dem nun etwas genauer annimmt. (Und sich kreativer Freiheiten bedient, was Jackson sich übrigens auch nicht hat nehmen lassen.)


Soly

Zitat von: Frostschimmer am 10. September 2024, 11:56:47Ich habe jetzt noch die Stelle mit Orkfrau und Orkbaby gesehen und das war der Punkt, an dem es mir wirklich endgültig zu blöd wurde. In HdR: Die zwei Türme wurde sehr deutlich gezeigt, wie Orks "geboren" werden. Die kamen da als erwachsene Orks aus einem Schlammpfuhl, ganz sicher durchlaufen die keine Kindheit mit liebender Mutter und kindsüblichen Meilensteinen. Die Viecher sind Werkzeuge, irgendwo zwischen einer Star Wars Klonarmee oder Droidenarmee. Die befolgen Befehle, die zerstören, die plündern, die morden. Das sind NPCs, die man niedermäht. Dazu sind die da. Die haben keine Kultur, die sind keine weitere "Rasse" in diesem Universum, die irgendwie mit Elben, Hobbits, Menschen oder Zwergen vergleichbar wäre. Das sind Monster. Sie sind die Armee der Finsternis, sie sind bedrohlich, sie sind viele, sie sind gnadenlos. Gandalf hat es erklärt, einst waren ihre Ursprünge Elben, die völlig pervertiert wurden durch dunkle Magie.
Ich finde es nicht gut, dass jetzt versucht wird, denen in irgendeiner Art und Weise mehr einzuhauchen, die irgendwie noch als nachvollziehbare Individuen darzustellen, die eigentlich nur akzeptiet werden wollen, die eigentlich gar nicht in den Krieg ziehen, sondern ihre Kinder aufwachsen sehen wollen, das ist so unfassbar respektlos dem Quellmaterial und Tolkien gegenüber.
Diese neuartige Darstellung der Orks als kulturschaffende Rasse ist ein so unfassbar frecher Retcon des etablierten Canon.
Da muss ich jetzt auch mal reinnerden - Tolkiens etablierter Kanon ist, dass Orks auf ähnliche Weise reproduzieren wie alle anderen Völker in Mittelerde. Er hat selbst in einem Brief (glaube ich? sorry, Halbwissen) geschrieben, dass er sich tatsächlich mehr auf die kämpferische, soldatische Seite konzentriert hat, es aber trotzdem auch Orkfrauen gibt und die sich sexuell fortpflanzen.
Was da in "Die zwei Türme" aus dem Schlamm gekrochen ist, waren keine Orks, sondern die Uruk-hai, die von Saruman extra als mutierte, noch weniger menschliche Kampfmaschinen erschaffen wurden. Die waren es ja auch, die die kleineren Orks gefressen haben - von den anderen war das nie zu sehen. Und wie @Guddy sagt, die Schlammgeburt war explizit künstlerische Freiheit von Peter Jackson. In den Büchern entstehen die Uruk-hai durch eine Kreuzung aus Orks und wilden Menschen, die Saruman Treue geschworen haben. Also auch durch sexuelle Reproduktion.
Ob Orks jetzt liebevolle Eltern sind und beschützende Familienverhältnisse bilden, finde ich tatsächlich fragwürdig. Dafür sind sie an allen anderen Stellen doch ein kleines bisschen zu blutrünstig, dass ich das jetzt einfach so abkaufen würde. Die Szene konkret war mir auch etwas zu viel.

Und doch, Orks haben auch eine Kultur. Das wird in den Büchern von Frodo an einer Stelle sehr, sehr deutlich ausgesprochen: Sie essen, schlafen, leben ihre Leben wie alle anderen auch, genauso wie die Lebensformen, die sie ursprünglich mal waren. Aber die Dunkelheit und Bösartigkeit kommt nicht von ihnen selbst, sondern von der bösen Macht, die sie dazu gemacht hat.
Peter Jackson hat das ausgelassen, und es hat der Geschichte nicht geschadet, aber das heißt nicht, dass es in Tolkiens sehr ausufernder Hintergrundgeschichte und Lore nicht sehr deutlich geschrieben steht.

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Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Araluen

#212
Ich kann allen, die sich für die Lore von Mittelerde interessieren, sich jetzt aber nicht durch alle Schriftstücke Tolkiens arbeiten wollen, sehr den Youtube Kanal Mythen aus Westernis empfehlen. Die Jungs haben auch eine sehr schöne Reviewreihe zur Serie gemacht, wo sie vor allem den Inhalt in Bezug zur Lore betrachten und auf Eastereggs hinweisen - ohne Bashing, allerdings Spoiler inklusive. Es gibt zum Beispiel auch ein Video zu der Frage, was geschehen wäre, wenn Tolkiens Galadriel den Einen Ring in die Finger gekriegt hätte.

Aylis

Vor allem hatte ich im Kaptorga Podcast meine ich auch mal gehört, dass Tolkien selbst sehr unzufrieden mit seiner Ausarbeitung der Orks war, weil er die Stereotypen darin zu einfach fand. Genau die Assoziation indigenes Volk = düster, blutrünstig, eher dümmlich usw. war ihm selbst unangenehm.
CW: Erwähnung von Folter
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Ich finde, man muss mit dem Wording aufpassen. Es ist okay, wenn ihr ROP zu lose an der Lore inspiriert findet. Aber es eine Frechheit zu nennen ... puh, da blutet mein Fanfiction Herz. Immerhin passiert es immer wieder, auch bei anderen Fandoms wie z.B. Star Wars, dass Bücher/Serien etc. veröffentlicht werden und dann aus dem Canon ausgeschlossen werden, aus diversen Gründen. Trotzdem genießen es viele Leute.
Für mich führen solche Punkte von den inhaltlichen Schwächen weg, die es hier meiner Meinung nach wirklich gibt und auf die auch Null eingegangen wurde. Z.B. dass sich deutlich zu viel Zeit gelassen wird und teilweise in einzelnen Erzählsträngen kaum etwas passiert. Das mit der Orkfrau habe ich z.B. komplett verpasst. Wahrscheinlich, weil ich da gerade abgedriftet bin. Das finde ich immer ein bisschen schade, aber auch diesen Punkt werden wahrscheinlich viele anders sehen.
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Cairiel

#214
Mir persönlich ist der Canon nicht soo wichtig. Manche Dinge können oder sollten nicht einfach eins zu eins bei der Übertragung einer Geschichte von einem Medium auf ein anderes übernommen werden. So fand ich beispielsweise Jacksons Tauriel im Hobbit überhaupt nicht schlimm. Tolkien stammte aus einer Zeit, in der man sich Frauen im Kampfeinsatz eher weniger vorstellen konnte, aber eigentlich ist es für ein Volk wie die Elben nur logisch, dass Frauen keine Heimchen am Herd sind.

Was mich immer noch stört und in jeder Folge von ROP aufs Neue, sind die klaffenden Logiklücken, über die ich nicht hinwegkomme.

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Ich bin der letzte aus meinem Freundes- und Familienkreis, der die zweite Staffel überhaupt noch weiter ansieht. Bin gespannt, ob sie die Serie zu Ende bringen.

Franziska

@Cairiel Ja, die Kritik mit der Logik da verstehe ich total, das hat für mich auch keinen Sinn gemacht, außer, dass
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Ich finde aber die 2. Staffel bisher etwas besser als die erste und die Kritik ist schon auf hohem Niveau. Wie viele Fantasy Serien mit so viel Budget kriegen wir denn? Aber sobald es nicht aussieht wie GoT wird es immer schlecht bewertet. Ich finde es einfach so schade, wenn Serien dann abgesetzt werden.

Cairiel

@Franziska, ja, in der siebten Folge wird das ja auch nochmal bekräftigt. Krasse Leistung von Sauron.  ;D

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Araluen

Zitat von: Franziska am 27. September 2024, 17:46:49@Cairiel Ja, die Kritik mit der Logik da verstehe ich total, das hat für mich auch keinen Sinn gemacht, außer, dass
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Ich finde aber die 2. Staffel bisher etwas besser als die erste und die Kritik ist schon auf hohem Niveau. Wie viele Fantasy Serien mit so viel Budget kriegen wir denn? Aber sobald es nicht aussieht wie GoT wird es immer schlecht bewertet. Ich finde es einfach so schade, wenn Serien dann abgesetzt werden.
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Wichtiger als das Budget ist ja die Umsetzung. Ich brauch kein teures CGI, wenn die Story dafür stimmt. Tut sie leider nur, wenn man großzügig über die Logiklücken hinwegschaut. Und die Ausgewogenheit passt leider auch nicht. Da haben wir den durchaus sehr interessanten Handlungsstrang rund um die Ringe, durch den aber einfach durchgerusht wird.
Wobei ich sagen muss:
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Und auf der anderen Seite müssen wir uns elend lange Szenen lang damit befassen Nori und dem Fremden dabei zuzusehen, wie sie im Kreis laufen. Auch der Numenor Plot ist leider sterbenslangweilig  (und unlogisch... da hätten sie sich mal besser ans Original gehalten. Das hat mehr Sinn gemacht... die armen Adler).

Mein bisheriges Fazit: Besser als Staffel 1. Es gibt einige gute Momente. Aber die Serie verliert mich. Es interessiert mich immer weniger.

Sunflower

Mein Mann und ich haben die Staffel jetzt übers Wochenende am Stück geschaut (wir bingen meistens lieber als jede Woche eine Folge) und ich war insgesamt eigentlich ganz gut unterhalten. Mit der Logik darf man es halt nicht zu ernst nehmen und hier und da fand ich leider einige Sachen recht schwach gelöst, erzählerisch.
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Insgesamt waren wir aber trotzdem recht gut unterhalten, würde ich sagen. Ich find es ja einfach schon mal schön, dass es so eine High-Budget-Fantasyserie gibt  :wolke: Und ich weiß so wenig über die Lore, dass ich einiges auch einfach interessant finde  :D Allerdings ... (Spoiler für letzte Folge)
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Und eine letzte Sache  ;D (milder Spoiler)
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"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Araluen

#219
Ich habe die zweite Staffel nun durch. Was soll ich sagen... Folgen 7 und 8 waren schon ein rechter Tiefpunkt, gerade wenn man sie mit der Filmtrilogie vergleicht. Aber selbst ohne den Vergleich wusste ich oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll in Eregion.
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Ich versuche ja auch die Lore locker zu nehmen. Ringe der Macht sind eben mehr eine Fanfiction. Aber als ein ikonisches Zitat der Filmtrilogie derart verdreht wurde, konnte ich nicht mehr.
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Die Bald-Hobbits und der Fremde: Joa... worauf deren Handlung hinaus läuft, ist ja eigentlich schon seit der ersten Staffel klar. Vom Hocker hat mich der Handlungsstrang nicht gehauen. Ich schau Figuren so ungern dabei zu, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes im Kreis rennen.
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Isildur: Hätte man in dieser Staffel auch einfach weglassen können. Wäre nicht aufgefallen, hat ihn auch nicht weiter gebracht als Figur

Die Zwerge: War mit mein Liebslingsteil der Staffel, auch wenn Disa durch ihr ewiges RUmgezerre an den Durins ganz schön an Sympathie eingebüßt hat. Außerdem klingt ihr Gesang an den Berg nun wie der Schrei einer Banshee. In der ersten Staffel kam das viel besser rüber. Aber insgesammt mochte ich den Vater-Sohn Konflikt sehr gerne, die Geschichte um die Ringe usw.
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Numenor: Puh, schwankte für mich zwischen Langeweile und undurchdachter Albernheit. Wenn man GoT schon spielen will, dann sollte man es auch können. Können die Macher aber nicht. Ans Original wollten sie sich dann aber auch nicht halten (oder durften es in Sachen Rechten vielleicht auch nicht, wer weiß). Aber das hätte deutlich mehr Sinn gemacht, als das, was geliefert wurde.
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Die Elben und Sauron: Zugegeben, Galadriel war deutlich erträglicher als in der ersten Staffel. Das muss man ihr echt zugute halten. Gespräche zwischen ihr, Gil-Galad und Elrond hatten aber immer etwas von Kindergarten. Mir gefiel die Dynamik zwischen Annatar und Celebrimbor. Nur über die großen Plotholes musste man großzügig hinwegsehen.
Arondir portete immer fleißig über die Karte, um weiter mitzumischen, weil... keine Ahnung. Vielleicht wird er in der dritten Staffel noch wirklich gebraucht und es war wichtig, dass er nach Imladris kommt und in den Dunstkreis von Galadriel, Elrond und Gil-Galad (wenn die Macher es nicht wieder vergessen).
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@Sunflower: In Sachen Ringschmieden schließe ich mich dir vollkommen an. Ich vermute stark, dass auch die Drehbuchschreiber es nicht so genau wissen.

Fazit: Inkonsequent, frei von Raum und Zeit und die Logik meist an letzter Stelle, aber unterhaltsam und tatsächlich deutlich besser als die erste Staffel. Musik und Szenenbild (zumindest bei den großen Panoramaaufnahmen) haben mir sehr gut gefallen. Die Schauspieler haben das Beste aus ihren Rollen rausgeholt. Folge 7 und 8 habe ich aber tatsächlich nur der Vollständigkeit halber geschaut.

Dämmerungshexe

Ich hab je bisher nur die erste Staffel gesehen und fand sie soweit ganz hübsch anzusehen. Hat aber nicht gereicht, mich für die zweite Staffel zu motivieren, daher kann ich nur anhand der bisherigen Rezensionen meine Meinung bilden: es wäre sehr viel sinnvoller gewesen, wenn sie eine ganz eigene Geschichte gemacht hätten. Die verwendeten Elemente sind ja eh nicht Tolkien-spezifisch (Numenor ist Babel und Atlantis, dunkle Herrscher und alte Feinde gibt es auch kistenweise, Zwerge und Elfen usw laufen auch überall herum, ...), von den Ringen abgesehen, aber da hätte man andere Gimmicks verwenden können. Dann müsste man sich zum einen nicht andauernd am HdR messen lassen und zum anderen hätte man rechtlich freie Bahn, anstatt dauernd irgendwas auslassen und verdrehen zu müssen, bis der Plot reißt. Der einzige Nachteil wäre, dass man sich nicht mit dem Namen Tolkien schmücken könnte, der den Profit verspricht.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Gizmo

Ich habe die Staffel jetzt auch durch und muss sagen, Araluen hat bereits ziemlich genau zusammengefasst, was mir ebenfalls aufgestoßen ist. Dazu kommt noch, dass ich in einigen Fällen den Eindruck hatte, dass sich die vorhandenen Probleme schnell lösen ließen, wenn man nur nochmal kurz über den Plot schaut.
(allerdings: vielleicht lässt der große Business-Overlord dazu keine Zeit, und wenn ich Leute zwinge, in viel zu kurzer Zeit Drehbücher rauszuhauen, kommt das eben dabei raus. Frustrierend ist es trotzdem).

Die meisten Probleme habe ich mit der Serie hauptsächlich wegen der Logik in den Plots. Dass sie von Tolkiens Material abweichen, ist für mich gar nicht so schlimm. Ich bin kein großer Tolkien-Nerd, und dass man vieles nicht 1 zu 1 aus einem Werk wie dem Silmarillion adaptieren kann, verstehe ich auch.
Daneben ist vieles sehr gut gemacht. Mir gefiel die Musik (auch wenn sie nicht immer zu dem passt, was man sieht), die Kostüme sehen für mein ungeschultes Auge gut aus, und auch die CGI fand ich überzeugend genug.
Die Schauspieler machen in den meisten Fällen wirklich das Beste aus dem, was sie haben. Besonders Celebrimbor und Annatar haben mir gefallen, ebenso Durin und die Zwerge.
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"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"