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Was war der verrückteste Ort, an dem ihr geschrieben habt?

Begonnen von Drachenkind, 09. Oktober 2007, 10:03:09

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Drachenkind

Ich zum Beispiel stand gestern mitten im Wald, den HUnd an der Leine, die DinA6-KLadde in der Hand und schrieb wie eine Wilde zwei Kapitel FF, während meine Familie in den Bäumen herum turnte (Echt wahr, es gibt bei uns einen KLetterpark, wo man auf Hängebrücken, Seilen und rollenden Waschzubern in drei bis vier Metern HÖhe herum klettern kann). Gelegentlich ríef ich ein "Super, Rebekka!" oder "Ganz toll, Stefanie!" in die Bäume hinauf zwecks - eigentlich unnötiger, aber verlangter - Motivation.
Nur am Ende der vier Stunden wurde es etwas kalt.

Und ihr? Ich denke, Manja wird da doch was zu sagen können, oder?

:) :) :)
Drachenkind

Maja

Der verrückteste Ort, an dem ich je geschrieben habe, war ein Friseursalon. Ich war 17 und mit einer Freundin da, die sich Strähnchen und Wimpern färben ließ. Ich saß da mit meinem Schreibblock auf den Knien und schrieb in Seelenruhe an meinem Krimi. Die Friseurin und meine Freundin haben sich köstlich amüsiert - auf meine Kosten, vermute ich.

Auf Platz 2 kommt dann eine Schreibaktion, die erst durch ihre Umdtände witzig wird: In einem Zug von Bonn nach Köln. Ich schreibe oft in Zügen, also an und für sich nichts besonderes. Und daß neben mir ein abstoßend häßlicher und dazu übelriechender Mann saß, der schlief und dabei immer wieder gegen mich sackte, ist nun auch nicht so toll. Witzig wird die Sache erst dadurch, daß ich nichtsdestotrotz eine wirklich heiße Erotikszene geschrieben habe, der man heute ihre Genese nicht mehr anmerkt.

Aber die wohl schönste Schreibgelegenheit - nicht lustig, aber wirklich schön - hatte ich im August 2000 in Berlin. Ich war eine Woche zur Fortbildung dort, wohnte in einem Hotel in Charlottenburg, und an meinem letzten Abend machte ich noch einen letzten Spaziergang, die Straße des 17. Juli hoch bis zum Großen Stern. Ich wollte mich ganz romantisch unter die Siegessäule setzen und schreiben, "Engelsschatten" im Schatten des Engels.
Es war nach neun Uhr abends, als ich ankam, und die Fußgängerunterführungen, mit denen man auf die Verkehrsinsel kam - der Große Stern ist ein Kreisverkehr, und die Goldelse steht in der Mitte - waren alle schon geschlossen. Unter Lebensgefahr überquerte ich die mehrspurige Straße und nahm auf der verlassenen Insel unter dem Engel Platz, zog meinen Block hervor und begann zu schreiben. Nach einer Weile tauchten zwei weitere Menschen auf der Insel auf. Es war ein junges paar, daß sich ein paar Stufen unter mir auf der Treppe niederließ und sich leidenschaftlich herzte und küßte, während ich eine wirklich schöne Szene schrieb.
Ich schaffte fast vier Seiten, bis es so spät war, daß die sparbedürftige Stadt Berlin die Beleuchtung für die Siegessäule abstellte und ich im Dunkeln zum Rückzug gezwungen war. Und wenn ich nochmal in diesen Teil Berlins komme, werde ich genau das gleiche wieder tun und mich zum Schreiben unter den Engel setzen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Drachenkind

Wow, das ist wirklich inspirierend. Ich werde mich mal zu Gutenbergs Füßen niederlassen. McDonalds im Rücken, die tauben zu Füßen und ein paar französiche Touristen um mich her - das wär' auch nicht schlecht.

Diesen Sommer habe ich viel im fahrenden Auto geschrieben (zum Glück darf ich nicht fahren, wenn mein Mann dabei ist  ;D). Hat den Vorteil, das es außer mir wirklich niemand lesen kann.


Ary

Ich habe früher oft im Zug geschrieben, wenn ich für ein Wochenende oder für die Semesterferien von Bielefeld nach Emden und wieder zurück gefahren bin. Walkman auf die Ohren, Block und Stift raus und los gings - das schützt übrigens auch wunderbar davor, von wildfremden Leute angequatscht zu werden. Ich hasse es, im Zug Unterhaltungen aufgezwungen zu bekommen.

Der schönste Ort zum Schreiben war wohl in den Dünen auf Juist oder Borkum, im strahlenden Sonnenschein, um mich nichts als Sand, Starndhafer, Meeresrauschen und Möwenschreie.

Die Verücktesten? Die Skizzen für meinen NaNo-Roman entstanden wähend einer Beerdigung auf der Orgelbank, und einige Ideen für Filksongs wurden auf dem Klo niedergeschrieben.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Maran

Da kann ich ja kaum mithalten. Mir kommen zwar unter der Dusche immer ganz gute Ideen, aber da kann ich aus verständlichen Gründen nicht schreiben.  :rofl:
Eine Zeitlang sind meine Freundin und ich immer in unsere Stammkneipe zum Schreiben gegangen, bis unser Gekicher wohl mal unangenehm auffiel.

Chuck

Also da gibt es bei mir wohl nicht besonders viel. Aber eine Sache war schon eher unnormal...
Am Strand von Ballermann 6....
Es lief laute Saufmusik, Leute schrien obszöne Rufgesänge über Frauen und die Sonne brannte auf mein San Miguel. Aber ich schrieb in diesem Moment. Soweit ich mich erinnern kann, kam nichts allzu besonderes dabei raus. Kann mich auch nicht mehr recht entsinnen, worum es ging...
Aber den obszönen Song, den kann ich noch!  ;D

Rumpelstilzchen

Verrückte Orte ... da gibt es einige. Weit oben einordnen würde ich Princess Street Gardens bei maximal 2 Grad mit zitternden Händen, weil es sich mit Handschuhen so schlecht schreiben ließ und das jeden Mittag.
Ich habe es auch sogar mal fertig gebracht in einer Diskothek mein Notizbuch herauszuholen und in einer dunklen Ecke zu schreiben, so dunkel, dass ich nicht mal meine Schrift lesen konnte.

Der schönste Ort an dem ich je geschrieben habe, war eindeutig Silvester in Acapulco am Strand, nur ich und meine Kladde.

Manja_Bindig

Äh...ich schreib ab und an mal in der Straßenbahn. Im Stehen.
Oder im Auto, auf dem Beifahrersitz...
oder im Friseursalon...

...
find ich ehrlich nciht so ungewöhnlich, Drachenkind... aber naja, ich schreib eh überall, wo ich bin, da hab ich keinen Sinn mehr, ob meine Umgebung ungewöhnlich ist.

Steffi

Ich habe im Mai versucht, auf einer Convention Fanfiction in Anwesenheit des Hauptdarstellers (der das selbstverständlich nicht wusste) zu Schreiben. Aber über einen Satz gings nicht hinaus, das war dann doch zu seltsam vom Gefühl her :)
Sic parvis magna

Coppelia

Ich hab an allen bisher genannten Orten auch schon geschrieben, und auch schon oft ...

Was wohl mal am lustigsten war: Auf meiner Rom-Exkursion mit den anderen Lateinstudenten kam ich nicht oft zum Schreiben, weil wir ständig rumrennen mussten, ich hatte aber mein Schreibzeug trotzdem mit. Als wir durch Ostia liefen, sollten wir uns an einer Stelle hinsetzen, weil jemand ein Referat halten sollte. Ich hole also wie der Blitz mein Schreibzeug raus und fange an zu schreiben, während der Mensch redet ... ^^
Hinterher sagte dann der Professor: "Frau Ludwig, ich bin begeistert von Ihnen - Sie haben als einzige mitgeschrieben!"  :rofl:

Solatar

In 3.900 Metern Höhe unter Schwindelanfällen und gefühlter Kreislaufschwäche auf dem kleinen Matterhorn. Für meine Story inspirierend, wenn es um die Beschreibung mächtiger Berge und Höhen geht. Durch den Sauerstoffmangel bzw. die etwas andere Zusammensetzung ergeben sich interessante Bilder und Einfälle. Kann ich nur empfehlen  ;D  
Das Gegenstück... sprich Tauchen... kann ich zwar nicht direkt fürs Schreiben empfehlen, es sei denn mit wasserdichter Notebookbox, bei der die Tasten auch in 35 Metern Tiefe noch ansprechen. Vorsicht... ab 35 Metern beginnt schon der Tiefenkoller, d. h. man verliert die Orientierung durch den Druck und es wird schon sehr dunkel. Unterwasserlampe nicht vergessen. Für die Ideensammlung ebenfalls sehr anregend. Wat han isch mich jegruselt da unten :gähn:

THDuana

Gilt die Eisbahn? ;D
Dieses Jahr bin ich zwar nicht mitgefahren (weil ich es nicht kann -.-) aber das Jahr davor schon. Gut, nicht gefahren, an der Bande eben entlang gehangelt und jeden Versuch von "Komm, ich helf dir, das ist ganz einfach" abgewehrt. Und plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis zu schreiben. Nur, wenn mich ein Lehrer draußen erwischt hat, dann musste ich wieder aufs Eis, weil ich davor schon so lang draußen war. Also mit Notizbuch und Stift  aufs Eis, entlanghehangelt und irgendwo mitten in der Bahn angefangen zu kritzeln.
Ich konnte das Zeug zuhause echt nicht mehr lesen :gähn:

Ansonsten noch auf einem Gartenhaus. Später auch in ihm. ;D

felis

So richtig verrückte Orte hab ich nicht zu bieten. Das extremste war wohl bisher in einem Großraumwaggon der DB wo außer mir die Mitglieder eines (reichlich angeschickerten und im Zug weitersaufenden) Kegelvereins mitreisten. Irgendwie hab ichs wahrhaftig geschafft, die grausige Schunkelmusik und den Krach auszublenden und in meines Story abzutauchen. Anders hätt ich die Gesellschaft wahrscheinlich nicht ertragen.

tyla

Also, nach längeren Überlegungen, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass mein verrücktester Ort wohl eine Rolltreppe ist. Ich schreibe oft in öffentlichen Verkehrsmitteln (U- und S-Bahn) und wenn ein Satz (oder eine Idee) zu Ende gebracht werden muss, dann muss halt die Rolltreppe her (obohl ich auch shcon im Kino geschrieben habe, nachdem das Licht ausgegangen ist und die Werbung lief, aber das ist wohl nicht wirklich ungewöhnlich)

Moni

Zitat von: Maran am 09. Oktober 2007, 14:21:29
Da kann ich ja kaum mithalten. Mir kommen zwar unter der Dusche immer ganz gute Ideen, aber da kann ich aus verständlichen Gründen nicht schreiben.  :rofl:

Ich überlege schon, mir mal Overhead Folie und einen wasserfesten Stift in die Dusche zu hängen. Denn es ist wie zum verrücktwerde: die besten Dialogideen hab ich unter der Dusche. Vielleicht wäre ein wasserfestes Diktiergerät auch gut, am besten digital, damit man das Wasserrrauschen rausfiltern kann...

Sonst schreibe ich nur an den üblichen Orten wie Straßenbahn, Büro in der Mittagspause oder ähnliches... In einem Café hab ich auch schon mal eine Szene notiert, da war es dann aber auch schon mit ungewöhnlich.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol