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Wer sich als Fantasyautor outet...

Begonnen von Moni, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Manja_Bindig

Cool... und? Was ist dann passiert? ;)

Ary

*lol*
Ich kenne solche Situationen auch - aber aus der Sichtweise der LARPer! :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Snöblumma

So, ich ziehe diesen Faden mal wieder von ganz hinten nach ganz vorne (und hoffe, dass es nicht einen neueren Fred gibt, der besser passt. Ich hab die Suche betätigt, aber nichts gefunden. Wenn schon, bitte verschieben  :) ). Irgendwie finde ich das Thema interessant - und ich hoffe auf ein paar Mutmachgeschichten mit positiven Reaktionen aus der Umwelt.

Selber traue ich mich nämlich nicht, damit offensiv umzugehen, dass ich gerade Fantasy schreibe. Nur ein paar enge Freunde (und meine Eltern) wissen überhaupt, dass ich schreibe, und davon auch nur die, die mit Fantasy etwas anfangen können, dass es Fantasy ist. Und ich habe keine Ahnung, wie sie reagieren würden, wenn ich ihnen plötzlich mitteilen würde, dass ich da irgendwann einmal auch etwas veröffentlichen möchte  :versteck: .

An der Uni würde ich es nie und nimmer sagen. Ich hatte schon Angst, Fantasy-Bücher offen zu lesen, wenn mir einer meiner Profs über den Weg laufen könnte (oder gar mein Doktorvater). Letztens habe ich es doch mal gewagt, prompt kam einer meiner Profs vorbei und fragte, was ich denn da lese, weil das Buch so dick sei.

Also habe ich gesagt, dass es Fantasy ist. Ich habe mich schon auf die übliche Verteidigungsrede vorbereitet (So phantasievoll! Tolkiens Sprache! Diese Komplexität im Weltenbau!), aber er hat nur sehr freundlich nachgefragt, worum es da geht, hat gesagt, er selber kann damit nichts anfangen, und hat mir ein paar historische Romane empfohlen. Ich war wirklich positiv überrascht von dieser Reaktion!

Aber sagen, dass ich so etwas auch selber schreibe? Ich glaube, das traue ich mich (noch?) nicht.

Liebe Grüße,
Snöblumma
(die sich schon jetzt seltsam beäugt fühlt in der Bib)

Zit

Ach Snö. :knuddel: In Wahrheit ist es doch so, dass es die wenigsten Menschen tatsächlich interessiert, ob man schreibt. Das ist zumindest meine Erfahrung, dass soetwas nur zur Kenntnis genommen und nicht darauf rumgeritten wird. Wenn andere das wissen, wird man vll. öfter gefragt, ob man dieses und jenes wegen Schreibfehler oder so gegenlesen könnte, aber sonst? Schreiben hilft einem im Studium auch nicht sooo~ weiter. Ich habe nur festgestellt, dass mein Schriftbild strukturierter wirkte und nicht nach Schlag-dich-tot-Block aussah; mein Dozent meinte, ich hätte auch einen starken (dh. erkennbar eigenen) Stil -- aber das alles half nichts, weil ich nicht doch so fit im Zitieren war und mir das Thema auch nicht lag ... Insofern, joa, sei nicht so panisch. ;) Viele Leute wollen auch wissen, was man liest, weil man dann ein Gesprächsthema hat bzw. weil viele Typen von Lesern auch an dem erkennbar sind, was sie lesen. Das ist wie Wein- oder Käse-Wissen, nett für den Smalltalk auf Veranstaltungen, aber so wirklich interessiert das keinen. Ich glaube, politische Statements erregen da mehr Aufsehen und Interesse als musische.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Malinche

ZitatSelber traue ich mich nämlich nicht, damit offensiv umzugehen, dass ich gerade Fantasy schreibe.

Bevor ich im Tintenzirkel war, habe ich auch kaum darüber geredet, dass ich schreibe - und dass es eben meist einen fantastischen Anteil hat. Meine Eltern wussten das und fanden es gut, meine besten Freunde wussten es auch, aber es war nie ein großes Thema.

Mittlerweile gehe ich damit vielleicht nicht offensiv, aber sehr selbstverständlich um. Heißt: Ich reite nicht mit aller Macht darauf herum, aber ich versuche auch nicht krampfhaft, das Thema zu umschiffen. Und wenn dann die Nachfrage kommt, was ich schreibe, antworte ich mit der größten Selbstverständlichkeit Phantastik oder Fantasy, weise höchstens darauf hin, dass ich keine High Fantasy schreibe. Nicht, weil mir das peinlich wäre oder so, sondern weil es eine Tatsache ist.

Bis jetzt habe ich damit auch gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte ein sehr schönes Gespräch mit einer Freundin, die literarisch super interessiert ist und von Fantasy nicht viel hält, die mir aber ohne weiteres zugestanden hat, dass es auch innovative und anspruchsvolle Fantasy jenseits vom hundertsten reinen Tolkien-Abklatsch gibt.

In der Uni bin ich noch nie in Versuchung gekommen, darüber zu reden, aber würde es sich ergeben, dann wäre es halt so. Ich weiß, mit was für Reaktionen man rechnen kann, wenn man sich als Fantasyautor outet, aber ich sehe mittlerweile nicht mehr ein, mich deshalb in eine Verteidigungshaltung zu begeben. Ich schreibe in diesem Genre und habe meine Gründe dafür. Wenn jemand mit mir darüber diskutieren will, kann er das gerne tun. Aber diese Diskussion wird auf Augenhöhe stattfinden, und ich werde erklären, anstatt mich zu rechtfertigen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Ilargi

Kaixo,

ich sehe das ähnlich wie Zitklasa und Malinche, möchte aber anmerken das du dich niemals und auf gar keinen Fall vor einem Professor der Theologie (egal welcher Konfession) damit outen solltest.

Ich hatte mal ein Fantasybuch mit in der UNI, weil es echt niemanden etwas angeht was ich lese und wie ich meine Freizeit gestalte. Aber der Unterricht hatte noch nicht einmal angefangen, da nahm der Prof schon das Buch ab und meinte das er solch heidnische/Ketzerische Schriften nicht in seinem Unterricht dulde. Und nach dem Unterricht wollte er mir noch nicht einmal mein Buch zurück geben.

Das ganze ging bis vor den Ombudsmann, erst da habe ich mein Buch zurück bekommen. Seitdem halte ich mich zurück mit dem was ich vor meinen Professoren sage, beziehungsweise ihnen von mir erzähle.

Deswegen bin ich dazu übergegangen nur noch dann über meine schreiberische Tätigkeit zu reden, wenn ich gefragt werde, wer weiß was der Kerl gemacht hätte wenn ich auch noch zugegeben hätte das ich selbst solche Sachen schreibe.

lg

Ilargi

Artemis

Zitat von: Ilargi am 10. August 2011, 15:04:37
Ich hatte mal ein Fantasybuch mit in der UNI, weil es echt niemanden etwas angeht was ich lese und wie ich meine Freizeit gestalte. Aber der Unterricht hatte noch nicht einmal angefangen, da nahm der Prof schon das Buch ab und meinte das er solch heidnische/Ketzerische Schriften nicht in seinem Unterricht dulde. Und nach dem Unterricht wollte er mir noch nicht einmal mein Buch zurück geben.

Ach du dicker Hund, das ist ja mal heftig  :o
Empfinde ich als Frechheit, ehrlich. Normal geht es ihn nichts an, und solange du in der Vorlesung nicht darin liest (obwohl - selbst wenn, hätte der Prof immer noch keinen Schaden dadurch. Schließlich ist es deine Sache, ob du was lernst oder nicht). Und ketzerisch ... na ja, dann müsste er auch alle pseudohistorischen Schinken verbrennen, immerhin verdrehen die ja auch genug Tatsachen. Ts, Leute gibts ...  ::)

Mein Informatik-Prof ist da ziemlich cool - in seinem Skript füllte er Datenbanken mit Namen aus dem Herrn der Ringe. Und in einem beispielhaften XML-Code tauchte tatsächlich ein Abschnitt aus dem Hobbit auf  ;D

Snöblumma

#127
Nun ja, offensiv - damit meinte ich nun natürlich nicht, darauf herumzureiten. Aber mir ging es schon einige Male so, dass auf diversen Bewerbungsveranstaltungen oder im Kollegenkreis das Gespräch auf Hobbys kam. Dann geht es reihum, einer ist cooler als der andere, es kommen Sachen wie Golfspielen, Tennis, die üblichen Verdächtigen, hauptsächlich Sport. Ich versuche immer, mich mit Schifahren rauszureden, aber leider ist das saisongebunden und daher sind Nachfragen sicher ("Und im Sommer? Was machen Sie da?"). Ich habe inzwischen sogar unseren alten Arbeitskreis Schreiben im Lebenslauf stehen, unter sozialem Engagement ;). Wenn Nachfragen dazu kommen, dann erkläre ich breit, was Creative Writing ist, und hoffe, dass es damit sein Bewenden hat  :( .
Ich würde nun niemals sagen: "Hey, ich gehe auf Mittelaltermärkte, nähe die passenden Kleider dazu, lese Fantasy... und ich schreibe das auch noch." Oder auch nur eines davon, und zwar am wenigsten das Schreiben. Gerade im Kollegenkreis stecke ich dann immer im Zwiespalt als langweilig darzustehen (keine Hobbys) oder als seltsam (Autor? Und dann auch noch Fantasy?!).

Vielleicht liegt es aber nur daran, dass wir Juristen in der Tendenz komisch und konservativ sind? Ich weiß auch nicht...vielleicht hab ich auch einfach nur einen Knacks, weil einer meiner Profs mal eine Bemerkung über "schreibende Juristen" gemacht hat, die nicht gerade positiv war im Hinblick darauf, wie er deren wissenschaftliche Leistung einschätzt.

@Ilargi
Theologen scheinen auch nicht besser zu sein als Juristen.  :hmmm:

@Artemis
Anscheinend scheint es wirklich ein fachbezogenes Problem zu sein :brüll: .

Aber ich finde es toll, dass ihr anscheinend zu einem normalen Umgang damit gefunden habt. Das baut auf!

Mika

#128
hm... ich habe eine etwas andere Einstellung zum Schreiben und vor allem auch zum Verfassen fantastischer Literatur. Warum sollte ich es verstecken? Wenn mich jemand nach meinen Hobbies fragt, oder wenn wir in der Uni irgendeine Vorstellungsrunde in einem Seminar haben oder sowas, dann nenne ich das Schreiben definitiv. Fragt man mich was ich schreibe, zögere ich auch nicht zu sagen, dass es Fantasy ist. Klar manchmal stempel ich es selbst schon ein bisschen als Trivialliteratur ab, aber das wird auch immer seltener, da es auch sehr anspruchsvolle Fantasyliteratur gibt, finde ich zumindest.

In einem Seminar letztes Semester kam es sogar dazu, dass ich ein paar interessante Tipps fürs Schreiben bekommen habe und mich sogar über mein Experiment mit der doppelten Erzählinstanz mit einer meiner Dozentinnen unterhalten habe. Schließlich war es ein Narrativitätsseminar, wo wären solche Fragen besser angebracht, als dort? Verurteilt wurde ich deswegen allerdings in keinster Weise.
In einem anderen Seminar unterhielt ich mich auch mit meiner Lieblingsdozentin über das Schreiben und bekam das Feedback, dass sie eine Freundin habe, die ebenfalls (fantastische) Literatur schreibt und teilweise schon veröffentlich hat, ich könnte sogar ein paar interessante Adressen bekommen, die ihrer Freundin geholfen haben. Klar, ich war geplättet, aber wow, warum nicht? :)
In meiner Seminararbeit im selben Seminar merkte man mir auch angeblich das Schreiben an, zumindest war meine Note mehr als positiv und da ich mich mit der Figurenkonzeption von Antagonisten in einem Mittelhochdeutschen Roman beschäftigte, kam mir das auch in meiner persönlichen schreiberischen Entwicklung zu Gute.

Ich mache kein Geheimnis daraus, weder an der Uni, noch im privaten Umfeld und erstaunlicherweise, je offensiver man mit dem Hobby, der Leidenschaft, oder dem Traumberuf Schreiben umgeht, desto mehr Schreiber lernt man kennen. Manchmal ist es wirklich erstaunlich wie viele Leute eigentlich schreiben und sehr viele davon auch Fantasy. So findet man immerhin immer jemanden zum Austauschen und vor allem hier in der Germanistik an meiner Uni scheint das "Schreiben" egal in welchen Bereichen wie eine Art "Krankheit" um sich zu greifen.

Auch scheue ich mich nicht davor mit einem Fantasyschinken, egal welcher Richtung, in der Uni oder in der Ubahn oder sonst wo herumzusitzen, warum auch? Wenn ich darauf angesprochen werden sollte, was noch nie vorgekommen ist, dann stehe ich auch dazu.
Erstaunliches gibt es auch aus meiner Arbeit zu berichten, ich arbeite in der germanistischen Fakultätsbibliothek als Hilfskraft, auch hier haben mittlerweile Bücher wie "Biss zum Morgengrauen" oder Ähnliches Einzug gehalten und letztes Semester staunte ich nicht schlecht, wie viele Magisterarbeiten zu fantastischen Themen ich einarbeiten durfte, egal ob das jetzt zum Thema Vampir, oder zu Harry Potter war, hier an der Uni ist scheinbar vieles möglich und Fantasy längst nicht mehr verpöhnt und ehrlich gesagt, ich finde es klasse :)

Rhiannon

... erntet die unterschiedlichsten Reaktionen.

Das fängt schon in meiner Familie an. Mein Vater hat gemerkt, was mir das Schreiben bedeutet und unterstützt mich auch. Meine Mutter dagegen schimpft andauernd, ich solle nicht so sinnlose, realitätsferne oder ganz toll, fiktive Sachen schreiben. Wenn ich dagegenhalte, dass ihre geliebten Rosamunde-Pilcher-Filme ähnlich realitätsfern und vor allem genau so fiktiv sind, wie das, was ich in die Tastatur hämmere, schaut sie mich ganz entsetzt an und meint: "Aber das ist aus dem Leben gegriffen!" *hust*
Da meine Mutter aber auch meckern würde, wenn ich Liebesromane oder sonstige "realen" Romane schreiben würde, einfach weil sie für die sogenannte "brotlose" Kunst nichts übrig hat, ist mir das schnurz.
In meinem Freundeskreis wird das halt als Spleen wie jeder andere auch betrachtet. Aber nicht im Sinne von negativer Spleen, sondern eben ein Tick von mir, ebeno wie andere einen Fußballtick haben, oder so.
Und was die restliche Welt angeht, was ich tue, wenn ich daheim sitze, oder sonst wo sitze, kann denen egal sein. Aber in Bewerbungen reinschreiben oder auch nur erwähnen, wenn nicht gerade der Chef sich aus irgend einem Grund selbst als Fantasy-Liebhaber outet, würde ich nicht.
Einfach weil es keinen Nutzen, sondern höchstens Schaden bringt.
Und die Rollenspielerei klammere ich da mal gleich noch weiter aus.

Ich bin ja gespannt, wie das wird, wenn ich im September mein FÖJ in einer kirchlichen Einrichtung beginne. Die Bücher, die ich mitzunehmen gedenke, sind ausschließlich Fantasy... Wenn auch mir relativ unauffälligen Covern.

Rika

Ich schließe mich Artemis an, Ilargi, das ist ja echt ein starkes Stück! Und dir das Buch nicht wiedergeben wollen?!! Absolute nicht akzeptabel!

Was das Lesen betrifft habe ich keine Probleme damit, zu zeigen was ich lese, egal was es ist. (Und das ist sehr oft Fantasy.) Was das Schreiben betrifft, auch bisher nicht, allerdings kommt das extrem selten in allgemeinem Umfeld zur Sprache. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wäre ich in einer gefühlten Abhängigkeit von Leuten, deren Mißfallen mir gefühlt oder tatsächlich Schaden könnte.
An sich kann ich mir nicht vorstellen, damit Problem zu haben, vielleicht ist das ein Vorteil den das Älterwerden mit sich bringt...  Hm, nee, ich hatte damals an der Uni auch kein Geheimnis daraus gemacht, daß ich geLARPt hatte. Von alleine würde ich bei z.B. Bewerbungen nicht über Lesen/Schreiben hinaus ins Detail gehen, aber wenn da nachgefragt wird, warum nicht? *schulterzuck* Ist ein Teil von mir.

Schommes

Zitat von: Ilargi am 10. August 2011, 15:04:37
Kaixo,
Ich hatte mal ein Fantasybuch mit in der UNI, weil es echt niemanden etwas angeht was ich lese und wie ich meine Freizeit gestalte. Aber der Unterricht hatte noch nicht einmal angefangen, da nahm der Prof schon das Buch ab und meinte das er solch heidnische/Ketzerische Schriften nicht in seinem Unterricht dulde. Und nach dem Unterricht wollte er mir noch nicht einmal mein Buch zurück geben.
Man sollte ihn fragen, ob er selber schon einmal das Strafgesetzbuch und da § 242 StGB gelesen hat.

Valaé

Huhu^^.
Also bei mir hat sich das ganze ziemlich gewandelt.
Ich komme aus einer Kleinstadt deren meisten Bewohner- man möge mir diese Pauschalisierung verzeihen ich hab es nur so kennen gelernt- dermaßen engstirnige Denkweisen hatten dass ich damals wirklich wirklich Angst davor hatte, man könnte meine Hobbies entdecken. Denn die treffen nun einmal die volle Bandbreite: Ich bin "angeschwärzelt" (damals), höre also Dark Wave und wäre schon damals gerne in den ein oder anderen schwarzen Club gegangen. Lese und schreibe Fantasy, stürze mich mit Vergnügen auf derartige Filme, bin auf Mittelaltermärkten anzutreffen und arbeite auf mein erstes LARP hin.
Also- in den Augen meiner Mitbürger- vollkommen durchgeknallt!
Am Anfang hatte ich wirklich Angst, das zu zeigen und zuzugeben. Aber da ich in der Oberstufe einiges gelernt habe auch über das eigene Selbstbewusstsein und dass es mir viel besser geht wenn ich zu dem stehe, was ich bin und ich sowieso einen beschissenen Stand in der Klasse hatte, hab ich es irgendwann einfach getan. Wenn mich jemand fragte, habe ich offen und ehrlich meine Hobbies gestanden und bin auch hin und wieder mit schwarzer Kleidung in die Schule (da ich aber mehr schwarze Kleidung zum Weggehen habe/hatte als Alltagskleidung hat sich das relativiert).
Am schlimmsten war mein Vater. Er hat in dem einen Urlaub als ich Probleme hatte meine neu gekauften Bücher in den Koffer zu bekommen mir gesagt, ich könne den ganzen Schund doch einfach wegwerfen, wäre doch sowieso nichts Interessantes dabei. Und das meinen Büchern!  :no:
Meine Eltern sind nicht wirklich aufgeschlossen der Fantasy gegenüber. Meinem Vater kann ich so viel davon erzählen wie ich will, er hört es sich (nicht) an, soll heißen er tut so als würde er und schaltet dabei ab und meckert hinterher weiter daran herum. Aber das ich schreibe, das findet er gut. Nur wenn es mal Geld bringt, natürlich. Wenn es das nicht tut, dann war es Zeitverschwendung. Er jammert auch immer rum, ich solle meine Bücher doch mal zu Ende bringen. Als ob er eine Ahnung vom Schreiben hat. Klar war es scheiße die ganzen JAhre an einem Projekt zu hängen und es nicht fertig zu bekommen. Aber daraus habe ich auch gelernt und er hat nicht das Recht da rumzumeckern.
Meine Mutter hört sich meine Erklärungen an, schaltet aber auch schnell ab. Dafür meckert sie nicht. Damit kann ich leben.
Meine Oma dagegen ist ehrlich interessiert. Sie möchte meine Sachen sogar lesen und freut sich, dass ich so etwas mache.
Meine Schwester hat mir damals ehrlich gesagt, es ist nichts für sie und sie möchte es deswegen nicht lesen, weil sie Angst hat mich mit ihrer oft harschen Kritik zu verletzen. Aber sie fand es immer toll dass ich das gemacht habe und so lange sie konnte hat sie mich immer damit unterstützt. Das habe ich auch immer akzeptiert.


Jetzt, wo ich in einer größeren Stadt zum Studieren wohne, haben sich meine Neigungen sehr vertieft und ich stehe jetzt voll und ganz dahinter, Fantasy zu schreiben, zu lesen, zu lieben. Damit bin ich hier auch total richtig. Ich habe hier meine feste schwarze Gruppe mit der ich gerne weggehe, bin häufig auf Märkten und habe mit der Uni grundlegend andere Erfahrungen gemacht: Die meisten, die hier hören man schreibt Fantasy reagieren interessiert bis begeistert, Begeistert meistens deswegen, weil sie es auch tun XD. Gerade ist über die Uni eine Schreibgruppe am Entstehen, der zu 90% aus Fantasyschreibern besteht. Und unsere Dozenten? Naja, bei uns gibt es solche Vorlesungen wie: Phantastische Literatur. Wäre ich gerne reingegangen war aber schon voll. Vielleicht kommt sie wieder^^. Zumal unser Mediävistik Dozent uns in einer Vorlesung die Verfilmung von Avalon gezeigt hat und ich ihn bereits persönlich auf einem Mittelaltermarkt angetroffen habe. In Gewandung, natürlich ;-).
Durch dieses Umfeld sehe ich es natürlich eher locker. Ich schäme mich definitiv nicht für das, was ich tue.

Debbie

...wird schnell als Freak abgestempelt - mal abgesehen davon, dass angehende Autoren aus anderen Sparten meist ebenfalls belächelt werden  :hmhm?:

Generell ist die Meinung von Fremden, wenn man erwähnt, dass man schreibt/an einem Buch schreibt, meistens: "Aha!"
Dann wollen sie wissen worüber und schenken einem ein Lächeln, welches eher Mitleid statt Interesse audrückt...

Das Problem, darüber zu sprechen, stellt sich bei mir nicht so sehr - was ich schreibe haben bisher nur zwei Menschen gelesen, und derzeit bin ich noch unschlüssig, ob ich den Status Quo ändern soll  :hmmm:

Da ich vorhabe unter einem Pseudonym zu veröffentlichen, welches ebenfalls nur zwei (ach nein, jetzt drei...) Leuten bekannt ist, bin ich da vorsichtig. Die Leute, die wissen das ich schreibe, wissen auch was ich schreibe. Mir ist auch egal, was sie davon halten...  Das würde sich mit einer Veröffentlichung jedoch ändern - deshalb das Pseudonym. Dabei geht es auch nicht um mich, ich hab schon "unliebsamere" Dinge getan  :snicker:, aber mein Sohn kann ja nichts dafür, dass seine Mutter so einer "abgedrehten" Beschäftigung nachgeht...

Dabei spielt es glaube ich auch keine Rolle, ob das Buch erfolgreich ist oder nicht - wenn niemand es kennt, wir das Kind ob seiner Mutter belächelt; wenn es bekannt ist, ist er immer der "Sohn von"...und je bekannter es ist, desto mehr Kritiker hat es natürlich auch  :happs:

Es gibt also durchaus Situationen, in denen es besser ist oder leider sogar notwendig , seine Passion nicht jedem auf die Nase zu binden. In der Theologie wäre ich damit tatsächlich besonders vorsichtig  :-\

@Rhiannon:
ZitatWenn ich dagegenhalte, dass ihre geliebten Rosamunde-Pilcher-Filme ähnlich realitätsfern und vor allem genau so fiktiv sind, wie das, was ich in die Tastatur hämmere, schaut sie mich ganz entsetzt an und meint: "Aber das ist aus dem Leben gegriffen!" *hust*

Spitze!  :rofl: Das hat Potential als komische Kurzgeschichte...


ZitatWas das Lesen betrifft habe ich keine Probleme damit, zu zeigen was ich lese, egal was es ist. (Und das ist sehr oft Fantasy.)

Das geht mir auch so - ich habe da aber auch keinen Respekt vor "Obrigkeiten". Wer mit mir darüber diskutieren will, darf es gerne versuchen...   ;)


Rigalad

#134
Ich "schäme" mich nicht dafür, gerne Fantasy zu lesen und zu schreiben. Es ist genauso realitätsfern wie ein Dan Brown-Thriller oder eine Nora Robert-Schnulze und ich stehe zu dem, was ich schreibe. Denn wenn ich irgendwann einmal Menschen damit erreichen, sie sogar berühren möchte, dann bin ich die Erste, die davon überzeugt sein muss.
Natürlich gibt es Bereiche, wie z.B. die Erotik, da verstehe ich es, wenn man das aus Privat- und Berufsleben heraushält, damit es nicht kollidiert.
Aber im Generellen bin ich stolz darauf, "Herr der Ringe" in der Öffentlichkeit zu lesen, oder meinetwegen auch Cassandra Clare oder Suzanne Collins. Als AutorIn wird man sich früher oder später sowieso ein dickes Fell zulegen müssen, wenn schlechte Rezensionen u.ä. eintrudeln, und dann besser jetzt schon damit beginnen...

Was nicht heißen soll, dass ich meine Schreiberei jedem auf die Nase binde. Gerade auf der Arbeit weiß das jeder (Lokalzeitungen hmpf) und ich werde pro Woche bestimmt drei Mal gefragt "Na, was macht dein Buch?" wobei ich gerne nur noch genervt die Augen verdrehen würde, weil sich eigentlich eh niemand wirklich dafür interessiert. Aber verstecken würde ich mich auch nicht. Ich bin vielleicht ein wenig verlegen und schüchtern, aber allmählich fange ich wirklich an, stolz zu werden.
Denn wenn ich es nicht bin, wie sollen es die Leser dann sein?