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Kritik und Rezension - auch ein schweres Handwerk?

Begonnen von Arielen, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Zealot

ich habe im Lieblingsbücherthread
ja auf das Buch von Ted Heller hingewiesen.
Und da gibt es einen Teil der mich etwas ins Grübeln brachte.
Und zwar schreibt der "anti"-Held eine vernichtende Buchkritik für das Magazin bei dem er arbeitet. Überall klingt durch, dass das Buch wirklich mies ist, trotzdem bekommt er mächtig ärger.
Warum? weil ein anderer Kritiker vor ihm das Buch gelobt hat und alle anderen Kritiker sich einfach angschlossen haben, ohne das Buch wirklich gelesen zu haben.
Und so mit ist er der einzige der das Buch als schlecht hingestellt hat und wird deswegen bestraft. Obwohl seine Kritik anscheinend die einzig richtige wahr.
Ted Heller (der AUtor) hat selbst für verschiedene Magazine gearbeitet. Weswegen ioch mich jetzt natürlich frage, ob nicht alle Kritiken in Magazinen nur von Mitläufern geschrieben werden, die sich nur einer Meinung anschließen, aus angst nacher mit ihrer eigenen alleine da zu stehen....

Kalderon

Zitat von: Zealot am 08. Juli 2006, 10:45:42
Ted Heller (der AUtor) hat selbst für verschiedene Magazine gearbeitet. Weswegen ioch mich jetzt natürlich frage, ob nicht alle Kritiken in Magazinen nur von Mitläufern geschrieben werden, die sich nur einer Meinung anschließen, aus angst nacher mit ihrer eigenen alleine da zu stehen....

Ist doch klar. Wer möchte schon alleine dastehen? Das ist eine simple Gruppenzwang-Frage, nur dass dabei auch der Job auf dem Spiel steht. Die eigene Meinung zu sagen, damit verbunden, was der Chef und der Rest der Kritiker hören will: furchtbarer Zustand.
Das ist typisch für unsere heutige Gesellschaft. Aber: Es wurden auch öfter Bücher und Filme von vielen Kritikern runtergemacht und waren dennoch außerordentlich erfolgreich und beliebt. Gleiches gilt umgekehrt.

Arielen

Zitat von: Kalderon am 08. Juli 2006, 11:00:44
Ist doch klar. Wer möchte schon alleine dastehen? Das ist eine simple Gruppenzwang-Frage, nur dass dabei auch der Job auf dem Spiel steht. Die eigene Meinung zu sagen, damit verbunden, was der Chef und der Rest der Kritiker hören will: furchtbarer Zustand.
Das ist typisch für unsere heutige Gesellschaft. Aber: Es wurden auch öfter Bücher und Filme von vielen Kritikern runtergemacht und waren dennoch außerordentlich erfolgreich und beliebt. Gleiches gilt umgekehrt.

Du glaubst gar nicht, was man als Kritiker manchmal abkriegt. Man kann noch so höflich und sachlich schreiben, sogar positiv bewerten, und trotzdem wird man noch heruntergeputzt, So was habe ich letztens erlebt. anstatt ihre Meinung direkt unter die Rezi zu posten, mußte eine Freundin der Autorin, erst einmal die Platformbetreiberin und mich hinunter putzen. Wie gesagt, bei einer positiven (!) Rezi.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Hyndara

Ari, du weißt ja, daß ich ebenfalls Rezis schreibe, insofern ... wir haben uns ja schon oft genug drüber ausgetauscht.

Trotzdem muß ich das hier einfach mal in den Raum werfen:

Merkwürdigerweise hatte ich bisher den meisten Ärger mit Profiautoren, während die Semi-Professionellen oder gar die Hobbyautoren mir im Gegenteil sogar dankten, daß ich sei auf Fehler hinwies oder überhaupt ihre Geschichte besprochen habe. Irgendwie finde ich das wirklich immer noch faszinierend, und ich frage mich allen Ernstes, ob die sogenannten Profis (Namen erwähne ich hier jetzt nicht) wirklich solche Mimosen waren oder "nur" mit ihren tollen Namen protzen wollten.

Eine Rezension versuche ich zu allererst sachlich anzugehen. Ich sehe mir die Handlung an, die Figuren, das Setting. Meine eigene persönliche Meinung binde ich als Fazit ein. Aber natürlich schimmert sie auch schon mal durch die oben genannten Abschnitte.

Was mir auffällt ist, seit ich selbst Rezis schreibe, sehe ich mir andere Rezis genauer an. Sie sind zwar nicht immer kaufentscheidend für mich, aber mich interessiert, wie andere die entsprechenden Bücher erlebt haben. Es ist einfach Interesse meinerseits.

Arielen

Ich denke aber, dass das Gezicke wege Rezis durch alle Autorenränge geht. Ich habe auch schon erlebt wie fuchsig Autoren in Fanzines werden konnten. Bei den profiautoren ist es nur seltsamer, da meint man eigentlich, die ständen eigentlich mehr über den Dingen
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

Naja, manche Profi-Autoren werden mit dem "Profi" ein wenig zickig und vergessen, das keiner perfekt ist. Entsprechend wird dann bei Kritik rumgezickt.

Wohingegen die Halbprofessionellen meistens vernünftig genug sind, Kritik als Hilfestellung zu verstehen. Und einige retten das auch in den eventuellen Profi-Stand.

Aber andererseits... ich denke, wenn jemand an einem meiner stilmerkmale rummäkelt und so tut, als wäre das ein Fehler(und kein Stilmerkmal, das er bloß nciht leiden kann) - naja, da werde ich, abhängig vom tonfall des Mäklers ebenfalls mehr oder weniger bissig.

Papiervogel

Ich finde beides wahnsinnig schwierig: Einem Autor ein sachliches Feedback zu geben, mit dem er was anfangen kann, wenn mir das Werk nicht gefällt (sonst ist es leicht! :) ), ebenso wie einstecken zu können, dass jemandem etwas nicht gefällt, mit dem ich mir Mühe gegeben habe. (Und sonst hätte es niemand zu lesen bekommen!)
Manchmal finde ich das Sachliche, Wohlwollende fast noch schlimmer (also, wenn es negativ ist), gerade weil ich mir dabei nicht sagen kann "Ach, was soll's, der hat ja eh was gegen mich!"

Kalderon

#22
Zitat von: Papiervogel am 13. Juli 2006, 16:49:47
Ich finde beides wahnsinnig schwierig: Einem Autor ein sachliches Feedback zu geben, mit dem er was anfangen kann, wenn mir das Werk nicht gefällt (sonst ist es leicht! :) ), ebenso wie einstecken zu können, dass jemandem etwas nicht gefällt, mit dem ich mir Mühe gegeben habe. (Und sonst hätte es niemand zu lesen bekommen!)
Manchmal finde ich das Sachliche, Wohlwollende fast noch schlimmer (also, wenn es negativ ist), gerade weil ich mir dabei nicht sagen kann "Ach, was soll's, der hat ja eh was gegen mich!"

Man muss lernen, negative Kritik nicht als einen Angriff gegen die eigene Person zu sehen, sondern als Hinweis, dass der Text hier und dort eben noch nicht perfekt ist. Eigentlich ist negative Kritik in diesem Sinne sogar ein Lob, weil sie bereits in sich birgt, dass der nicht kritisierte Part in Ordnung ist.

Feuertraum

Ich befürchte, das ist nun eine vollkommen andere Sache. Eine Rezension umfaßt das gesamte Werk, und auch wenn die Rezeszenten sachlich schreiben, so spielt IMMER die Subjektivität eine große Rolle.
Was ehrlich gesagt auch nicht wundert, will der Otto-Normal-Leser ja keine Rezi darüber lesen, was handwerklich am Stück falsch ist, nein, er will wissen, ob die Geschichte gut ist.

Anders wäre es, wenn ein Autor sein Werk erstmal Betalesern zum Lesen gibt und die dann sagen, was man daran verbessern kann bzw. sogar muß.

Und wenn wir jetzt ganz fies sind: hat ein Autor nicht als besonders schwierige Hürde nicht noch den Lektor vor sich, der sozusagen als Vermittler zwischen Autoren und Markt steht und somit einen (großen) Einfluß auf das Buch hat?
Ich denke, der Autor steht nicht alleine da und hat von daher kein Recht, alleine eingeschnappt zu sein, weil es dem einen oder anderen Rezeszent nicht gefällt...

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Arielen

Zitat von: Feuertraum am 13. Juli 2006, 18:56:12
Ich befürchte, das ist nun eine vollkommen andere Sache. Eine Rezension umfaßt das gesamte Werk, und auch wenn die Rezeszenten sachlich schreiben, so spielt IMMER die Subjektivität eine große Rolle.
Was ehrlich gesagt auch nicht wundert, will der Otto-Normal-Leser ja keine Rezi darüber lesen, was handwerklich am Stück falsch ist, nein, er will wissen, ob die Geschichte gut ist.

Und genau da gehen die Meinungen manchmal sehr auseinander. Ich sehe alle Rezensionen als subjektiv an. Letztendlich kann ein Rezensent aus seiner Haut heraus. Wie der Autor hat er ein eigenes Lebensumfeld, eigene Erfahrungen, die sein Interresse und sein Wissen prägten.
Aber das Entscheiden ob eine Geschichte gut oder schlecht ist machen sich manche Rezensenten auch zu leicht,  während manche Autoren schon hochgehen, wenn man die Geschichte oder den Roman nicht hochjubelt. Das hatte ich kürzlich auch mal. Ich bewertete einen Roman recht gut, bekam aber trotzdem eines auf den Deckel, weil ich es gewagt hatte den Roman (mit geschilderten Wicca-Ritualen) mit den "Nebeln von Avalon" in der Hinsicht zu vergleichen, daß dieses Buch etwa den Flair der Nebel hat. Ohne ihr Abkupferung zu unterstellen.
Alles liegt im Auge des Betrachters