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Kritik und Rezension - auch ein schweres Handwerk?

Begonnen von Arielen, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Arielen

Ich bin ja nun nicht nur eine schreibende Künstlerseele, sondern auch seit vielen Jahren Reisßwolf, sprich Rezensent, und habe gemerkt, daß dieses Handwerk auch erst erlernt werden will.

Eine faire Rezension zu schreiben ist gar nicht so einfach und eines bin ich mir immer bewußt: So sachlich wie ich bin, letztendlich urteile ich doch aus meiner Sicht  und nach meinem Geschmack. Dementsprechend haben sich auch meine Rezensionen verändert. Mittlerweile halte ich mich eigentlich für eine recht ausgeglichene, wenn nicht gute Rezensentin. Um das hier zu verifizieren müßte ich wahrscheinlich noch mehr Rezis posten

Bei Kriiken zu Geschichten, die ich aus Zeitmangel nur noch auf Wunsch mache, bemühe ich mich immer aus meinem Textgefühl heraus Vorschläge zu machen und zu erläutern warum. Ich versuche so wenig wie möglich nach meinem Geschmack ändern zu wollen, und wenn ich etwas nicht ganz beurteilen kann, so sage ich das auch.

Bei Rezensionen und Kritiken zu meinem Sachen habe ich mittlerweile zu unterscheiden gelernt, welche Meinungen für mich konstruktiv und interessant sind, oder welche einfach nur polemisch sind und klingen, denn das kenne ich auch zu Genüge. Neid-Rezis, die nicht einmal mich betrafen sondern die Herausgeber der Anthologie/des Fanzines sind mir auch schon untergekommen, und einen Rufmordversuch eines Rezensenten im Fandom  habe ich auch halbwegs überlebt.



Wie haltet ihr das? Wie bewußt rezensiert und kritisiert ihr, und wie geht ihr damit um, wenn jemand anderes auf eure Texte eingeht? Traut oder misstraut ihr Lob? Wie ist euch schon geschadet worden?

Das ist eigentlich auch ein Thema, das eines Workshops wert ist, weil es ja etwas ist, womit wir als Autoren, als Künstler umgehen müssen.

Alles liegt im Auge des Betrachters

Lomax

Natürlich haben Rezensionen immer einen subjektiven Beiklang. Aber das ist auch nicht wirklich schlimm. Eine Rezension erachte ich dann für gut, wenn man auch die Grundlagen herauslesen kann, die der Rezensent anlegt. Denn dann kann mal als Leser der Rezension sich selbst dann ein eigenes Bild machen, wenn man mit dem Rezensenten nicht übereinstimmt.

Ich muss sagen, die meisten profesionellen Rezensenten schaffen das auch. Wenn ich z.B. die Filmkritiken in der Zeitung lese, hat keiner der Kritiker auch nur annähernd meinen Geschmack - trotzdem weiß ich nach dem Lesen der Rezi meistens, ob der verrissene Film mir gefallen oder nicht gefallen würde, selbst wenn er in beiden Fällen die gleiche Menge "Sterne" bekommen hat  ;)

Ich würde also eine Rezension immer aus Lesersicht beurteilen, am besten aus der Sicht der Zielgruppe des rezensierten Werkes: Wer nicht zur Zielgruppe gehört, den interessiert die Rezi eh nicht. Wenn ich also Horror nicht mag, ist mir egal, ob ein Horrorbuch gut oder schlecht besprochen wurde: Ich werde es mir ohnehin nicht kaufen. Wenn ich allerdings Horror mag, will ich wissen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Horror-Buch ist - ich möchte nicht wissen, ob es besser oder schlechter ist als der Liebesroman XY.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung von Rezensionen. Offenbar gibt es auch eine Art von Rezension, die eher Feuilleton ist - die sich gar nicht an potenzielle Kunden des rezensierten Werkes wendet, sondern an die Leser des Rezensenten, der dann wiederum als eigenständiger Autor auftritt, der vom rezensierten Werk nur inspiriert wurde. Den Rezensenten interessiert dann gar nicht, ob das rezensierte Werk gut oder schlecht ist, und die Leser wollen auch gar nicht in ihrer Kaufentscheidung beraten werden: Sie wollen einfach nur eine möglichst unterhaltsame Rezension lesen, und der Rezensent will, dass sie die nächste Zeitung, in der er schreibt, wieder kaufen, wegen der Rezensionen - und nicht die rezensierten Werke.

Ich denke, dass diese beiden Arten der Rezensionen - "feuilletonistische" und "beratende" in der Praxis zu wenig unterschieden werden und das daher häufig Äpfel mit Birnen verglichen werden, wenn man über Rezensionen spricht. Auf diesen Zusammenhang wurde ich gerade durch einen interessanten Beitrag auf einem anderen Forum aufmerksam gemacht:

http://www.f1.parsimony.net/forum1279/messages/21107.htm

Shaevairc

Also ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich Texte (oder andere Sachen) von anderen Leuten kritisiere, die ich gar nicht oder nicht besonders gut kenne, gehe ich sehr behutsam vor (liegt vielleicht auch daran, dass ich bisher kaum was kommentiert habe). Weiß ich erstmal, wie viel Kritik jemand verträgt, ob derjenige überhaupt richtige Kritik haben will und sich verbessern möchte, kann ich, denke ich, auch recht brauchbare Kritik abgeben.
Bücher und Filme kritisiere ich hingegen sehr gerne, wobei das dann bei mir relativ subjektiv ausfällt, je nachdem ob ich völlig begeistert war oder total genervt. Solche Kritiken sind ja nicht dazu da, JEMANDEN zu kritisieren, sondern andere über diesen Film/dieses Buch zu informieren.

Was Kritik von anderen angeht, so kommt es ganz darauf an, von wem und wie sie kommt. Manche Leute finden zum Beispiel alles (naja, fast alles) toll, was ich schreib. Natürlich schmeichelt das und ich freu mich immer, aber wirklich bringen tut das natürlich nichts (Ok, ok, ich bin echt anfällig für Lob... *tropf*) Aber bisher ist es mir noch selten passiert, das etwas, was ich geschrieben habe, völlig niedergemacht wurde. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich an meiner Kritikfähigkeit noch etwas arbeiten muss, d.h. ich oft nicht einsehe, was andere als schlecht oder weniger gut ansehen.

Arielen

@ Lomax: Das was du dir vorstellst, versuche ich im Prinzip auch in meinen Rezensionen umzusetzen. ich weiß ich rezensiere  für eine Internet-Platform, auf der sich überwiegend Fantasy-Rollenspieler herumtreiben, ergo versuche ich auf Besonderheiten einzugehen, die das Buch für eine bestimmte Zielggruppe daraus interessant machen könnte, und nicht es meinem Geschmack unterzuordnen und danach zu zerreißen. Aber das ist leider all zu gängige praxis bei vielen Rezensenten die ich gesehen habe.
Deine weiteren Ausführungen sind echt sehr interessant und aufschlußreich. Stimmt, wenn man genau darüber nachdenkt ist Reich-Ranitzki auch immer mehr ein Rezensent/Kritiker nach eigenem Gusto und für seine Zielgruppe gewesen...

@ Shaevaerc: Es ist nicht einfach das kritisieren und rezensieren zu lernen, ebenso wie das Annehmen von Kritik. Im Prinzip kann man sich aber auch an ein altes Sprichwort halten: Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Das ist eine kleine Hilfe.
Und sei froh, daß du noch nicht von irgendwem in der Luft zerfetzt worden bist, und hast nicht einmal gewußt warum, sondern erfährst erst Jahre später, das demjenigen nur dein Aussehen (!) nicht gepasst hat.
Mittlerweile urteile ich irgendwie auch noch nicht einmal mehr nur bei Büchern und Filmen aus dem Bauch heraus. Das hat wohl die Abstumpung gemacht.


Alles liegt im Auge des Betrachters

Feuertraum

Auch ich rezensiere, und auch ich muß es eingestehen, das ich dabei ein gutes Stück Subjektivität einfließen lasse.
Aber mir sollte eine Gegenfrage gestattet sein:
Glauben Sie, das der "gemeine" Leser - also jener, der z.B. keine Schreibausbildung hinter sich hat - sich tatsächlich dafür interessiert, ob der Autor handwerkliche Fehler gemacht hat?
Ich denke nein!
Er will wissen (in relativ groben Zügen, wobei relativ hier verschieden auslegbar ist), worum es in der Geschichte geht und ob es sich nach Meinung des Verfassers der Rezi lohnt, das Buch zu lesen.
Natürlich ist das ganze nur eine Empfehlung, und selbst wenn der Reziszent sagt: Finger wech von dem Buch, so kann der Leser schließlich selber entscheiden, ob er nun tatsächlich auf die "unendliche Weisheit"  ;D hört oder ob er sagt: "Na, ich mach mir mein eigenes Bild".
Meistens war es allerdings bei mir so (als ich noch das Glück und Arbeit hatte), das die Empfehlungen, die ich aussprach, tatsächlich als "geiler Tipp" angenommen wurden...
Doch bis ich ein Buch empfehle...

Gruß

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Moni

#5
ZitatGlauben Sie, das der "gemeine" Leser - also jener, der z.B. keine Schreibausbildung hinter sich hat - sich tatsächlich dafür interessiert, ob der Autor handwerkliche Fehler gemacht hat?
Ich denke nein!

Witzigerweise ist es tatsächlich so. Wenn ich mich mit einer guten Freundin, die auch sehr viel liest (aber nicht selber schreibt),  über Bücher austausche, die wir beide gelesen haben, geht sie viel mehr auf den Inhalt ein, während ich mich mehr auf die Art wie das Buch geschrieben wurde konzentriere. Allerdings passiert das bei mir automatisch, ich kann das auch nicht abschalten, so daß ich (zumindest in Gedanken) jedes Buch rezensiere, das ich lese....  :-/

LG

Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

Also Rezensionen als Artikel habe ich bis jetzt nur wenige und nur ungern verfasst. Wenn ich jemanden und dessen Lesegeschmack kenne, kann ich recht gut einschätzen, ob ihm dieses oder jenes Buch gefallen würde, also kann ich auch Empfehlungen machen, aber bei Artikeln weiß man ja nie so recht, wer das eigentlich liest. Solche Empfehlungen sind immer recht subjektiv, und das finde ich auch in Ordnung, aber die Leserschaft einer Zeitung ist ja meist vielfältig.
Wobei ich auch sagen muss, dass ich selten solche Rezis lese. Wenn, dann will ich mir ein eigenes Bild machen.

Was allerdings gezielte Textkritik angeht, bin ich schon etwas erfahrener, bin selbst Beta-Leser für mehrere Geschichten, udn habe irgendwann festgestellt, dass ich das wahrscheinlich besser kann als selbst schreiben...
Im allgemeinen versuche ich bei solchen Dingen so objektiv wie möglich zu sein, bzw. kennzeichne die subjektiven Teile als solche - meine Meinung muss ja nicht die des Autors sein, aber warum sollte ich sie deswegen nicht äußern?

Ich denke, das was eine gute Kritik von einer schlechten unterscheidet, ist die Begründung. Nicht nur "das ist schlecht" sondern warum, und wie könnte man es besser machen. Das ist mir sehr wichtig, und so gehe ich auch selbst immer vor. Ein unbestimmter Eindruck nützt manchmal auch, aber nur, wenn man ihn möglichste detailliert schildert.
Mit einem "toll" kann ich als Autor ungefähr genauso viel anfangen wie mit einem "ist das grottig", solange nicht erklärt wird, was genau denn so toll oder grottig ist (auch Lob sollte begründet sein um glaubhaft zu wirken).

Ach ja, ich selber kann mit Kritik eigentlich gut umgehen, denke ich jedenfalls. Bin noch nie wirklich verrissen worden (höchstens meine Artikel in der Schülerzeitung, und das auch nur von Leuten, die mich einfach nicht leiden konnten, daher hab ich darauf auch nicht allzu viel gegeben), überhaupt bekomme ich leider wenig Feedback außer von freunden, die ich auf meine Geschichten ansetze, aber bei guten Freunden ist immer das Problem da, dass sie selten wirklich meckern... Jedenfalls bin ich für eine sachliche, gut begründete Kritik immer dankbar. Natürlih freu ich mich auch über ein Lob, aber wenn man mir sagt, was genau einem denn so gut gefallen hat und was vielleicht weniger, freue ich mich noch mehr.

Lastalda

Arielen

Ich finde eure Meinung und eure Erfahrungen auch sehr interessant, da sie je auch zeigen, wie verschieden jeder einzelne Textkritik und Rezensionen erlebt und selber verfasst, und welche Gefühle er dabei hat, und wie er selb er dabei umgeht.

Glückliche Lastalda (oder unglückliche?). Ich habe genau das Gegenteil von dir erlebt. Meine Geschichten waren eigentlich immer der Kritik von Fremden ausgesetzt und so gut wie nie der von Freunden, vor allem in den ersten Jahren. So konnte ich die Kommentare lange nicht einschätzen - bis es irgendwann KLick machte, weil zwei Leute genau das Gegenteil zu ein und der selben Geschichte schrieben.

Als Beta Leser bin ich auch eher jemand, der auf die Stimmigkeit einer Geschichte und der Charaktere achten kann, als auf Ausdrücke oder Grammatik. Ich bin jemand, der lieber das Gesamtwerk beurteilt und seine Ausstrahlung als mich an Kleinigkeiten aufzugeilen, das habe ich schon festgestellt.

Als Rezensent sehe ich zu, den Leser nicht zu gängeln und ihm genug Infos zu bieten, damit er oder sie das Buch für sich besser in Augenschein nehmen können.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Lastalda

Hm, glücklich, unglücklich, ich weiß es nicht. Es ist durchaus nicht unbedingt ein Vorteil, wenn die kritiken, die man bekommt, nur von Freunden stammen, denn diese sind im allgemeinen kein bisschen objektiv und neigen dazu, nicht so hart sein zu wollen.

Als Beta-Leser beziehe ich meist sowohl die Stimmigkeit insgesamt wie auch die Details ein, denn gerade als Beta betrachte ich es als meine Aufgabe, auch auf solche Kleinigkeiten wie Rechtschreibung und Grammatik zu achten, damit sie beim Endleser den Eindruck von der Geschichte nicht trüben. Der Teufel steckt oft genug im Detail!

Lastalda

Arielen

Und wieder so ein untergegangenes Thema. Für mich ist es wieder aktuell, da ich in den letzten Monaten sehr viel rezensiert habe.

Und ich wollte hier noch einmal herum fragen, ob es jemanden gibt, der wirklich auch Buchrezensionen schreibt - was auch noch etwas anders ist als Betazulesen.

Ich schreibe nämlich auch Rezis zu Büchern, die mich nicht so interessieren und mir eigentlich gar nicht liegen, finde es da aber um so interessanter, meine Meinung zu formulieren.

Allerdings stelle ich auch fest, daß man zu vielen Romanen fast das gleiche schreiben kann, gerade weil sie sich auch in ihren Inhalten kaum unterscheiden.

Aber ich versuche auch bei einem Buch, daß ich für eher schlecht halte auf gute Elemente hinzuweisen - denn ich habe gemerkt, daß es nichts bringt all zu euphorisch oder all zu kritisch zu sein. Ein Buch das ich für schwach erachte kann anderen gefallen, das einzige was ich mache ist darauf hin zu weisen, welchen Ansprüchen der Roman nicht genügt.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Jules

#10
Ich rezensiere nicht und werde mich hüten es je zu tun. Ich bin dafür einfach zu wenig anspruchsvoll und meistens auch zu unsicher. Aber ich bekomme gerne Kritik und wenn ich wirklich irgendwann daran gehe, etwas zu veröffentlichen, werde ich mir davor so viel und so vielseitige wie möglich holen.
Ich habe ja eine leichte Kostprobe davon erhalten, wie du rezensierst und ich fand es persönlich sehr gut, auch für mich persöhnlich. Mach weiter so.  :)

Rei

Hmm, Kritik fälle ich aus dem Bauch heraus, wobei ich versuche, nichts von meinem Geschmack miteinfließen zu lassen. Jede Korrektur versuche ich zu begründen, auch wenn es manchmal einfach nur ein Bauchgefühl ist. Aber ist es nicht gerade das Bauchgefühl, das eine Kritik ausmacht?

Kritiken, die nur aussagen"Wirf den Schund weg und erhäng dich, damit du ja nie wieder was zu Papier bringst", ignoriere ich. Mit denen kann kein Mensch was anfangen. Solche Kritiken vermeide ich, so schlecht der Text auch sein mag. Dann stecke ich lieber ein wenig mehr Energie in die Korrektur, arbeite mit dem Autor zusammen und hoffe, daß er noch was draus lernt. Aber auch nur, wenn ich merke, daß der andere auch wirklich will. Kriege ich eine barsche Reaktion auf meine Arbeit, und werde blöd angemacht, weil ich es wage, etwas zu kritisieren, dann kann ich auch anders.

Moni

#12
Vor mehreren Jahren habe ich einige Rezensionen für eine Internetseite geschrieben, aber seither nicht mehr wirklich viel in der Art.
ZitatAllerdings stelle ich auch fest, daß man zu vielen Romanen fast das gleiche schreiben kann, gerade weil sie sich auch in ihren Inhalten kaum unterscheiden.
Das stimmt tatsächlich, daher habe ich irgendwann beschlossen, keine Rezis mehr zu Romanen zu schreiben.
Wenn ich früher ein Buch rezensieren mußte, daß mich persönlich nicht so ansprach, habe ich versucht, weniger den Inhalt, als mehr die Art wie die Geschichte geschrieben war zu erörtern. Erst wenn das Buch inhaltlich und handwerklich einen Verriß förmlich herbeirief, habe ich auch einen geschrieben. Eine gewisse Neutralität sollte man sich schon bewahren, ist zumindest meine Meinung.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
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Johann Wol

Elena

Ich schreibe ab und zu in einem Forum Buchrezensionen. Es macht mir schon spaß, und ich versuche genau darauf hinzuweisen, was mir wieso nicht gefallen hat - für manche ist nämlich das, was mir nicht gefiel, nicht so wichtig. Bei positiven Dingen versuche das natürlich auch, aber mir ist schon immer aufgefallen (auch beim Betalesen), dass es weitaus einfacher ist, etwas Negatives gut und ausführlich zu schreiben als etwas Positives.

Beim Betalesen versuche ich, so kritisch wie möglich zu sein. Leider fällt dann oft das Positive vollkommen unter den Tisch, weil ich es nicht als nennenswert betrachte und dann nur sage, was mir warum nicht gefallen hat. Wenn ich Kritik bekomme, lege ich aber auch recht wenig Wert darauf, dass mir jemand sagtm, was gut war, sondern eher darauf, was nicht so gut war (wobei es auch schön ist, ein "Das ist gut!" im Text stehen zu haben, das muss ich ja dann doch gestehen...  ;D )

Liebe Grüße,

Elena

Arielen

Ich hatte auch gerade heute wieder so einen Fall, ein Buch, daß mir gar nicht gefallen hat und durch das ich mich nur durchgequält habe. Aber gerade dadurch weil ich schon so viel gelesen habe, erscheint mir die x-te keltisch-historische Fantasy nur noch öde (auch wenn es eigentlich um die Pikten geht - über die man aber leider nicht so viel weiß). Aber gerade die "Down-under" Autorinnen kauen die alten Klischees noch einmal gründlich durch.  Herausgekommen ist dann ein böses Fazit:
"Die Königskinder" dürfte vor allem Lesern gefallen, die von gefühlvollen keltischen Helden und einer scheinbar magischen Liebesgeschichte nicht genug bekommen können und denen es auch nicht wichtig ist, dass die eigentliche Handlung kaum Geheimnisse birgt und eher flach dahin plätschert.
Alle anderen Leser dürften sich mehr oder weniger durch den zähen Roman mit seinen erheblichen Längen, altvertrauten Klischees und flachen Charakteren quälen und ihn vielleicht noch vor dem Ende genervt beiseite legen." (es geht um das gerade erschienene Buch "Die Königskinder" von Judith Marillier)

Was ich damit sagen will: Als Rezensent und Autor frage ich mich oft: Warum wird das veröffentlicht? Was mache ich falsch? Oder habe ich einfach nur einen verqueren Geschmack? Das macht das Rezensieren dann auch manchmal zu einem schweren Handwerk.

Beim Betalesen hat man ja wenigstens noch das Gefühl, eventuell bei dem Beseitigen von Schwachstellen helfen zu können, beim Rezensieren ist schon das Kind in den Brunnen gefallen.
Alles liegt im Auge des Betrachters