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Raus aus der Anonymität

Begonnen von Tigermöhre, 10. Juni 2016, 11:10:56

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Thistle

Hallo Tigermöhre,

ich verstehe deine Angst, denn mir ging es früher auch so, auch wenn mein Name nicht einzigartig ist, wie es deiner zu sein scheint, aber zumindest in Deutschland nicht so verbreitet wie in Griechenland.  ;)

Ich habe gut reden, denkst du sicherlich, da ich sogar hier mit meinem Bild vertreten bin. Ich habe mich mittlerweile damit arrangiert, dass ich mein Leben auf Facebook breit treten muss, da ich in Eigenregie und nicht mit einem Verlag veröffentlicht habe. Mir ist bewusst geworden, dass ich nicht mehr nur privat im Internet agiere, als ich angefangen habe, im Youtube hochzuladen (Mit meinem Gesicht, meiner Stimme, meinem Wohnzimmer.)

Ich kann dir zwar nicht die Angst vor dem Verlust der Anonymität nehmen, aber dir zumindest einen kleinen Rat geben: Sei stolz auf deinen einzigartigen Namen, denn hinter ihm steht dein Talent und deine wundervolle Persönlichkeit. Wer sollte dir etwas Böses damit in Verbindung bringen? Solange du hinter deinem Werk stehst (was ich ja annehme  :)), kannst du meiner Meinung nach auch mit deinem vollen Namen dazu stehen.

Ich weiß nicht, ob dir das jetzt viel bringt, aber vielleicht zumindest ein kleines Trost-Knuddeln.  :knuddel:

LG Thistle.

Tigermöhre

Zitat von: Anjana am 10. Juni 2016, 14:01:39
Für mich stellt sich also die Frage: Vor was genau hast du denn Angst? Stalkern? Die Wahrscheinlichkeit, sich so jemanden außerhalb des persönlichen Bekanntenkreis einzufangen, ist verschwindend gering. Dass jemand deine Identität klaut? Das passiert ob dein Name nun mit dir in Verbindung gebracht wird oder nicht und ist ebenfalls eher unwahrscheinlich. Fan- oder Hasspost an deine Adresse? Wenn du nicht gerade zu einer Person öffentlichen Interesses wirst, ist auch da die Wahrscheinlichkeit eher geringer, der Weg über eine Email ist doch viel einfacher. Angst davor, dass dir deine Aussagen in den Rücken fallen könnten? Das ist ja auch nicht anders als im realen Leben.
Angst davor, nicht mehr so offen/spontan/unüberlegt sein zu können, weil die Anonymität wegfällt? Das ist für mich der einzige Punkt, den ich für mich manchmal sehr schade finde.

Das ist eine gute Frage, und ich habe eben eine Weile darüber nachgedacht. Die Antwort ist: nichts davon. Es ist einfach ein "Das macht man nicht!" ::) (Und ja, ich weiß dass "das macht man nicht" ein saublödes Argument ist.)

Es tat echt gut, sich mit euch auszutauschen. :gruppenknuddel: Ich glaube, ich werde als ersten Schritt in den nächsten Tagen mal anfangen, die Twitterer unter euch zu stalken. ;D so kann ich mich daran gewöhnen, dass noch andere, außer mein Mann meinen Namen kennen.

foxgirl

Hey Tigermöhre,

Das mit dem einzigartigen Namen und der daraus folgenden Angst vor Anonymitätsverlust kenne ich auch gut. Das ging mir lange genauso, aber mittlerweile findet man mich auch auf Facebook mit Bild und Namen. Bei mir kam der Punkt in der Schule, als es hieß, wenn ich Patin für die fünfte Klasse werden will (und das wollte ich sehr gerne) würde vermutlich auch ein Artikel mit meinem Namen online erscheinen. Was mir zu dem Zeitpunkt gar nicht klar war, war dass ich wegen diversen Konzerten, über die in der Lokalpresse berichtet wurde, ohnehin ein leichter Fund auf Google war. Von da an fiel es mir erheblich leichter. Ich passe immernoch auf was ich so schreibe und an Bildern einstelle, aber ich habe festgestellt, dass jeder so sehr vertreten ist im Internet, dass einem selbst mit recht einzigartiger Namenskombination immer noch eine gewisse Anonymität bleibt. Selbst mit Blog und/oder Twitter Followern. Wenn du willst können wir ja mal in kleinerem Kreis Namen austauschen, wenn dir das als erster Schritt hilft. Nur ein Vorschlag natürlich. Übrigens ist die zweite (und meines Wissens einzige andere) meines Namens eine in einem anderen Land bekannte Sportlerin. Das finde ich schon wieder irgendwie nett :D

Sturmbluth

Noch ein anderer Denkanstoß: Man kann im Impressum der eigenen Homepage seinen Klarnamen und Adresse preisgeben und damit die gesetzlichen Anforderungen dazu erfüllen und dennoch verhindern, dass Google diese Impressumsseite findet. Googlet man dann nach dem eigenen Namen, taucht die eigene Homepage nicht auf.

Das hat den Vorteil, dass z.B. Arbeitskollegen nichts über die eigene Homepage erfahren. Zumindest wenn sie nicht gerade zufällig drüberstolpern und dann auch noch ins Impressum schauen.

Denn das größere Problem ist ja nicht, dass da im Impressum tatsächlich der eigene Name und Adresse stehen, sondern, dass jemand die Homepage findet, wenn er nach dem Klarnamen googelt.

FeeamPC

Namen finde ich nicht schwierig. Blöd ist nur die ladungsfähige Anschrift im Impressum, die einem jedes Pseudonym zerschießt. Außer, man legt die Seite unter dem Verlag an.
Ansonsten hat sich in jahrelangem öffentlichen Auftreten im Internet bei mir nichts Negatives ergeben.
Allerdings achte ich auch darauf, so wenig privates wie möglich zu veröffentlichen, ich nutze das Internet für Geschäft und Schreiberei.

Sturmbluth

Zitat von: FeeamPC am 10. Juni 2016, 16:34:22
Namen finde ich nicht schwierig. Blöd ist nur die ladungsfähige Anschrift im Impressum, die einem jedes Pseudonym zerschießt. Außer, man legt die Seite unter dem Verlag an.
Das funktioniert übrigens nur, wenn man den Domain-Namen nicht selbst registriert hat, also wenn der auch über den Verlag/die Agentur läuft oder man einen Anbieter wie Wordpress nutzt. Denn die Adresse des Domain-Besitzers findet man mit einer einfachen WHOIS-Abfrage raus (was sich allerdings auch - gegen Gebühr - anonymisieren lässt)

Maja

Ich habe das nach einigem Überlegen hierher verschoben, denn für OT hat es einen zu deutlichen Schreibbezug.

Ich bin seit achtzehn Jahre mit Klarnamen im Internet unterwegs, seit ich dort meine ersten Texte veröffentlicht hatte. Seit 2005 gibt es dazu im Impressum meine vollständige Anschrift mit Telefonnummer. Mein Name ist weltweit einmalig, zumindest in dieser Schreibweise - es gibt im slawischen Raum ein paar Frauen mit ähnlich klingenden Namen, aber ich bin die einzige Maja Ilisch (und froh drüber). Für mich stand von Anfang an fest, dass ich unter Realnamen veröffentlichen möchte (ich habe mich gestern zufällig durch unseren neuen Jahre alten, 57-seitigen Pseudonymthread gearbeitet, was sehr witzig ist, weil dort viele Tizis erklärt haben, nie, unter keinen Umständen, unter Pseudonym veröffentlichen zu wollen, die später genau das getan haben), und da ich nie in einer Branche tätig war, wo es in dem Bereich Probleme gegeben hätte, noch jemals wissenschaftlich publiziert hätte, gab es in der Hinsicht auch nie Probleme.

2006 befand ich mich in einer Maßnahme für Langzeitarbeitslose, ein Bewerbertraining, das mir in blindem Aktionismus aufgedrückt worden war - ich sollte dort unter anderem die Grundlagen von PC-Nutzung und Word lernen, nachdem ich bereits fünf Jahre zuvor die EDV-Abteilung meines damaligen Arbeitgebers gemanagt hatte. Entsprechend gering war mein Enthusiasmus, sechs Monate lang Montags bis Freitags von 8:00 bis 14:00 Uhr in der Kreisstadt die Schulbank drücken zu müssen. Eines Tages kam die Dozentin ganz aufgeregt zu mir.

"Frau Ilisch, ich habe Sie gegoogelt!"
Ich, erfreut: "Sie haben meine Webseite gefunden?"
Dozentin, entsetzt: "Da steht Ihr Name drauf."
Ich: "Sonst hätten Sie die ja auch nicht gefunden."
Dozentin: "Aber das geht nicht! Das dürfen Sie nicht!"
Ich: "Ich darf keine Webseite haben?"
Dozentin: "Aber doch nicht mit Ihrem richtigen Namen!"
Ich: "Ich bin sogar dazu verpflichtet! Laut TDLG [Telemediendienstgesetzt] mache ich mich strafbar, wenn ich keine vollständiges Impressum bereithalte."
Dozentin: "Dann müssen Sie die Webseite löschen!"
Ich: "Wie kommen Sie auf den Trichter?"
Dozentin: "Da steht, Sie schreiben Bücher! Wenn das die Arbeitgeber sehen, bei denen Sie sich beweben -"
Ich: "Ich schreibe Bücher. Ich schreibe richtig gute Bücher - haben Sie mal reingelesen? Das ist nichts, das mir irgendwie peinlich sein müsste. Es sind keine Partyfotos, die mich bewusstlos am Ballermann zeigen. Es sind geschmackvolle Webseiten mit qualitativ hochwertigen Texten, und da ich mich unter anderem mit dem Angebot bewerbe, auch die Webseiten meines zukünftigen Arbeitgebers zu gestalten, ist mir wichtig, dass es dazu auch Referenzmaterial im Netz gibt - und überhaupt, im Buchwesen gibt es viele schreibende Kollegen, daraus wird mir niemand einen Strick drehen."
Dozentin: "Sie nehmen die Webseite online, oder ich melde das Ihrer Fallmanagerin."
Ich: "Tun Sie das."

Ende vom Lied: Meine Fallmanagerin sprach mich drauf an, dass ich gute Webseiten mache und ob ich mich eine Umschulung im Onlinebereich vorstellen könnte - was ich nicht wollte, aber es war allemal eine positive Resonnanz. Und auch wenn ich wirklich einen Haufen Bewerbungen in den Teich gesetzt habe seinerzeit, ist keine daran gescheitert, dass ich schreibe. Umgekehrt hatte ich die Hoffnung, dass jemand, der damit ein Problem hat, mich gar nicht erst zu einem Vorstellungsgespräch einlädt - ich hatte nämlich keine Lust, mich die nächsten Jahre über verbiegen und verstellen zu müssen und einen normalen Menschen darzustellen, weil der Chef damit sonst Probleme hätte.

Aber der Zwischenfall mit der Dozentin war mein einziges negatives Erlebnis mit der Veröffentlichung meines Namens. Ich schließe mich allen an, die gesagt haben, dass ein positiv belegter Name nicht schadet. Namentlich jetzt, wo ich nicht mehr als Hobbyautor belächelt werde, sondern sogar Veröffentlichungen vorzuweisen habe, habe ich wirklich keine Angst mehr vor Reaktionen. Nur, dass ich in meiner Funktion als Tintenzirkel-Admin mehrmals, als das Agenturen- und Verlagsboard noch öffentlich war, aufgebrachte Verleger bzw. Agenten am Telefon hatte, die eine sofortige Löschung kritischer Beiträge verlangten, war ärgerlich - aber da haben wir am Ende lieber das Board aus dem sichtbaren Bereich genommen, als dass ich irgendwie meinen Namen hätte anonymisieren wollen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Anj

ZitatDas ist eine gute Frage, und ich habe eben eine Weile darüber nachgedacht. Die Antwort ist: nichts davon. Es ist einfach ein "Das macht man nicht!" ::) (Und ja, ich weiß dass "das macht man nicht" ein saublödes Argument ist.)
Ich finde das gar nicht so blöd. Solche Glaubenssätze können halt tief verankert sein und manchmal hilft es, mal zu schauen, ob da wirklich eine konkrete Sorge hinter steht oder ob es eben ein unspezifischer Glaubenssatz ist, der einen möglicherweise unnötigerweise hemmt. ;)
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Tigermöhre

@Foxgirl danke für dein Angebot. :knuddel: Aber Namentauschen ohne irgendeinen Sinn dahinter fühlt sich für mich etwas seltsam an.

@Maja danke fürs Verschieben. Ich war mir nicht sicher, in welche Richtung die Diskussion sich entwickelt. Dein Erfahrungsbericht ist wirklich interessant, da schien ja jemand auch sehr tief verwurzelte Glaubensgrundsätze gehabt zu haben.

@Anjana doch das Argument ist blöd. ;) Was dahinter steht, ist etwas ganz anderes, und deshalb bin ich dir für die Fragen wirklich dankbar. Denn das macht es mir einfach etwas klarer, und ich weiß jetzt besser, wo ich ansetzen muss, um etwas zu verändern.

Maja

Die - begründete - Angst, im Netz den eigenen Namen preiszugeben, führt auch manchmal zu Unsicherheit bei unseren Bewerbern. Wir verlangen bei der Bewerbung den richten Namen des Kandidaten, weil wir zu viele Inhalte haben, die wir schützen wollen, und insbesondere verhindern, dass jemand, der hier einen Erfahrungsbericht über einen Verlag schreibt, als nächstes selbigen an der Backe hat. Natürlich sind wir da auf die Ehrlichkeit der Bewerber angewiesen, aber es ist uns wichtig zu wissen, wer hinter einer Bewerbung steckt.

Manchmal bekommen wir Bewerbungen, wo ein deutlich erkennbares Pseudonym als Name angegeben wurde. Dann fragen wir nach, aber wir betonen immer ganz klar, dass diese Namen von uns nicht weitergegeben werden. Sie stehen in einer von mir geführten Excel-Tabelle und im Bewerbungsarchiv, aber außer dem Moderatorenteam hat niemand Zugriff darauf, und wir geben sie auch nicht weiter. In Fällen, wo Bewerber noch nicht einmal das mitmachen wollten, habe ich auch schon angeboten, dass sie mir ihren Namen an meine Privatmail schicken, so dass ich am Ende die einzige außer dem Bewerber bin, die den Namen kennt.

Vielleicht sind wir auch selbst etwas paranoid in der Sache, aber seit wir vor inzwischen sechs Jahren den Fall hatten, dass jemand unter verschiedenen Namen Bewerbungen geschickt und am Ende drei Accounts hier im Forum hatte, sind wir wirklich sehr vorsichtig geworden. Das aber nur am Rande und zur Information.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Denamio

#25
Das mit der Anonymität ist so eine Sache. Vor ein paar Jahren habe ich echten Mist online erlebt, wo ich froh war nie meinen echten Namen angegeben zu haben. Da waren ein paar echt kranke Leute, die sich in ihrem Hass mir gegenüber gegenseitig hochgeschaukelt haben. Sie haben sogar versucht über andere, die ich im echten Leben kannte, an meine Adresse zu kommen.
Es hat mich fortan immer bestärkt in Sachen Anonymität geradezu paranoid zu werden, wo ich vorher schon vorsichtig war. Zugleich musste ich irgendwann einsehen, dass es kein gesunder Zustand ist. Besonders wenn man mit seinem Handwerk irgendwie zwangsläufig zur öffentlichen Figur wird. Wenn mein Geschluder irgendwann verlegt wird, dann muss ich eine soziale Präsenz entwickeln, Twittern, Facebook, all die Dinge vor denen ich mich scheue und denen ich aus dem Weg gehe. Also muss ist relativ, ich kann es lassen. Macht mich für Verlage aber noch unattraktiver weil sie so keine Marke mit mir etablieren können.

Also suche ich nach wegen aus der Höhle heraus ohne eine gewisse Schutzfunktion zu verlieren. Das geht nur wenn ich verschiedene Aspekte rigoros trenne. Bis auf Betaleser und Staff kennt hier niemand meinen vollen Namen und selbst wenn ich verlegt werde, dann werde ich keine Querverbindung zu diesem Account machen (zum Beispiel als freu-mich Post), sondern eine separate Onlinepräsenz mit meinem echten Namen unterhalten. Gefiltert, stark zensiert, immer nur glücklich und nett.
Irgendwie schizophren der Gedanke, sich selber online zu einer Persona zu machen und nur kontrolliert mit dieser Persona zu schreiben. Schizophren weil man in dem Moment in die eigene Rolle springt. Schizophren weil es nicht ich bin, aber mit meinem Namen irgendwo doch ich bin.

/edit:
Zugleich, wer suchet der findet. Im Rückblick gibt es bereits diverse Punkte die Querverbindungen erlauben. Es fällt mir sehr schwer nicht zurückzugehen und diese Querverbindungen zu ändern (zum Beispiel der Name von Geschichten oder Charakteren) - was ich nicht tun werde.

Maja

Zitat von: Denamio am 10. Juni 2016, 21:28:18
Irgendwie schizophren der Gedanke, sich selber online zu einer Persona zu machen und nur kontrolliert mit dieser Persona zu schreiben. Schizophren weil man in dem Moment in die eigene Rolle springt. Schizophren weil es nicht ich bin, aber mit meinem Namen irgendwo doch ich bin.
Schizophren ... I don't think it means what you think it means ... Ja, ich weiß, das Wort wird von vielen im Zusammenhang "widersprüchlich/gespaltene Persönlichkeit" verwendet, aber man sollte doch bedenken, dass die dahinterstehende Krankheit etwas ganz anderes bedeutet, nichts mit gespaltener Persönlichkeit zu tun hat, und es mich persönlich (als Betroffene) verletzt, das dieser Wort immer im negativen Zusammenhang (und falsch) verwendet wird.

Wobei es mir tatsächlich sehr wenig ausmacht, dass man auf Seiten, auf denen mein richtiger Name steht, Informationen zu meiner politische Meinung, sexuellen  Orientierung und psychischen Erkrankung findet - aber da für mich nichts davon negativ, peinlich oder versteckenswert ist, stehe ich auch dazu und habe keine Angst, dass es herauskommen könnte. (Noch nicht mal, dass Peter Alexander mal mein Lieblingsschauspieler war - aber hey, wir waren alle mal jung). Diese Infos sind öffentlich, weil ich mich selbst entschieden habe, sie öffentlich zu machen. Würde jemand anderes als ich, gegen meinen Willen, diese Sachen verbreiten, wäre das etwas völlig anderes.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Entropy

Zitat von: Maja am 10. Juni 2016, 23:11:50Wobei es mir tatsächlich sehr wenig ausmacht, dass man auf Seiten, auf denen mein richtiger Name steht, Informationen zu meiner politische Meinung, sexuellen  Orientierung und psychischen Erkrankung findet - aber da für mich nichts davon negativ, peinlich oder versteckenswert ist, stehe ich auch dazu und habe keine Angst, dass es herauskommen könnte.

Das ist meiner Meinung nach die einzig richtige Einstellung. Es wirkt - auch gegenüber einem potentiellen Arbeitgeber - wesentlich selbstbewusster, wenn man zu seinen Aussagen und seiner Person steht.

Ich hatte bisher große Probleme meinen Realnamen im Internet preiszugeben, egal ob es sich dabei um Blogs, Websites oder Internetbekanntschaften handelte. Ich dachte die Ursachen liegen in meiner Paranoia und dem üblichen "Das macht man nicht", aber vor einiger Zeit habe ich erkannt, dass ich einfach nicht selbstsicher genug war den Vorurteilen die Stirn zu bieten. Hilfe, die schreibt Geschichten. Verrückt. ::) Wie Maja bereits gesagt hat: Wer ein Problem mit mir, meinen Interessen und meiner Einstellung hat, sollte sich besser von Anfang an überlegen, ob er mich überhaupt zum Vorstellungsgespräch einlädt. Denn mittlerweile sage ich (zumindest im RL) offen, wer ich bin, was ich mache und was ich denke. Ich habe keine Lust mehr mich da zu verstellen.

Am Ende hängt es auch viel von der betreffenden Seite ab, auf der du deine Daten angeben willst. Bei persönlichen (Schreib-)Blogs und eigenen Websites sehe ich kein Problem. Bei Twitter und Facebook kommt es darauf an, wer dir folgt bzw. mit wem du befreundet bist. Viele Autoren haben neben dem privaten Account auch einen zweiten Account nur für die Autoren-Sachen, egal ob der zweite Account nun unter Pseudonym läuft oder unter dem Realnamen. Das halte ich für eine ziemlich gute Lösung.

Denamio

Zitat von: Maja am 10. Juni 2016, 23:11:50
Schizophren ... I don't think it means what you think it means ...

-> http://www.duden.de/rechtschreibung/schizophren
2.a: in sich widersprüchlich, in hohem Grade inkonsequent

Gerade wegen meiner grausam schlechten Rechtschreibung, schreibe ich viele Posts und lösche sie vor dem abschicken, weil ich zu unsicher bin ob es richtig genug ist und dann tatsächliche Panik bekomme deswegen beurteilt zu werden. Dementsprechend habe ich auch in diesem Fall vorher genau das Wort nachgeschlagen und mich nach der Definition des Dudens gerichtet.
Dementsprechend war kein böser Wille hinter der Verwendung des Wortes, es tut mir Leid und ich werde noch vorsichtiger sein müssen beim Posten.

LinaFranken

#29
Zitat von: Denamio am 10. Juni 2016, 21:28:18
Wenn mein Geschluder irgendwann verlegt wird, dann muss ich eine soziale Präsenz entwickeln, Twittern, Facebook, all die Dinge vor denen ich mich scheue und denen ich aus dem Weg gehe. Also muss ist relativ, ich kann es lassen. Macht mich für Verlage aber noch unattraktiver weil sie so keine Marke mit mir etablieren können.

Das ist auch der Punkt, der mich sehr beunruhigt. So gern ich auch schreibe, so gern würde ich es bei meinen Texten belassen. Warum ist es so wichtig, wer hinter diesem Text steht? Mich persönlich interessiert es auch nicht wer Herr Dan Brown oder Herr Hohlbein privat sind. Die können in ihrer Freizeit von mir aus nackt auf pinkfarbenen Ziegen reiten. Mich interessiert das Buch, nicht ihr ödes Privatleben. Meinen eigenen Namen mag ich auch nicht im Internet sehen. Vor Stalkern oder Ähnlichem habe ich keine Angst, da sage ich: hier ist meine Adresse, make my day  :darth: Und ob ich nur schreibe oder selbst nackt auf pinkfarbenen Ziegen reite, finde ich jetzt auch zweitrangig... Aber:

Vielmehr bin ich der Meinung, dass man immer irgendwo eine Rolle spielt. Es mag vielleicht an meiner eigenen sozialen Inkompetenz liegen, aber ich empfinde es, dass man in der Gesellschaft für ein geordnetes Miteinander eben auch im gewissen Sinne Rollen spielen muss, die sich nicht immer 100% mit der eigenen Persönlichkeit decken und das ist für mich auch völlig ok. Ich mag Ordnung und es wäre nicht auszudenken, wenn solche wie ich immer könnten wie sie wollen  ;) Ich empfinde es aber als eine Hilfe, jeder "Bühne" auf der ich mich bewege, eine Rolle zuzuschreiben und jeder Rolle einen Namen geben zu können. Dabei geht es auch gar nicht darum, dass man den echten Namen nicht rausfinden darf, sondern darum, das mir eine Rolle hilft mich auf der Bühne zu bewegen, denn zu jeder Rolle gehören Regeln. Eine "Lina Franken" behält einen großen Teil ihres Sarkasmus und Zynismus besser für sich. Einer Lina Franken fällt das auch leicht. Wenn ich hier jedoch unter meinem echten Namen wäre, würde es mir wesentlich schwerer fallen, nicht ständig Lasagne-Witze zu jedem Pferde-Roman zu machen. Nimmt man also schwierigen Menschen wie mir, das bisschen Anonymität, dann könnte das enden in so einem Fall von "ich will lieber nicht wissen, wie die Wurst gemacht wird, sonst werde ich noch zum Vegetarier".
Lages Gerede-kurzer Sinn (sorry, lange öde Nachtschicht) Will sagen: Ich kann den Wunsch nach Anonymität gut nachvollziehen und finde Anonymität auch in Ordnung. Warum also nicht bei dem bleiben, womit man sich wohler fühlt?