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[Erledigt][Medizin und Polizeiarbeit] Organspende eines Mordopfers?

Begonnen von Sascha, 04. Juni 2016, 13:16:24

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Sascha

Nachdem Google mir nicht viel sagt, hoffe ich mal auf anwesende Mediziner und Polizisten.

Es geht um folgendes Szenario:
Einem Mann wird wortwörtlich das Hirn weggeblasen. Schuß durch den Hirnstamm, somit garantierter Hirntod. Aber das halt nachts auf der Straße.
Wenn ich das richtig verstanden habe, kommt er damit für die allermeisten Organspenden nicht mehr infrage, da er gar nicht so schnell an "lebens"erhaltende Geräte angeschlossen werden könnte. Bis die Polizei da ist, der Arzt, dann ist ja noch Spurensicherung usw. angesagt, Gerichtsmedizin, also ... nö. Bis dahin hat der so lange schon keinen Kreislauf/Atmung mehr, daß der Sauerstoffmangel alles unbrauchbar gemacht hat.

Aber: Angeblich ist die Hornhaut eine Ausnahme. Je nach Quelle kann sie noch 12 bis 16 oder gar 72 Stunden nach dem Tod entnommen und transplantiert werden.
Leider ist gerade die Hornhaut ein sehr "langweiliges" Organ für meine Zwecke (am liebsten wäre mir das Herz gewesen, aber geht ja ned).

Frage 1, Medizin: Hat jemand Ahnung, ob vielleicht noch andere Organe lange genug durchhalten, um genutzt zu werden? Der Leber sagt man ja eine enorme Regenerationskraft nach. Die kann man nach der Entnahme ja auch einige Stunden lagern/transportieren, aber sicher auf Eis und so. Und die wäre als inneres Organ sicher besser geeignet für meine Zwecke.

Frage 2, Polizeiarbeit: Natürlich hat mein Mordopfer einen Organspendeausweis. Wobei ... er ist Franzose, die kennen sowas ja nicht, glaube ich. Aber egal, man weiß halt, daß er einverstanden ist. Aber er ist ja nun mal Mordopfer. Die Todesursache ist sowas von klar, käme er also noch als Spender infrage oder ist das durch den Mord unmöglich.

Und: Ich muß ihn exakt so umlegen, also langsam auf der Intensivstation abnippeln oder so geht nicht.

Danke schon mal!

Araluen

Ich bin jetzt weder Mediziner noch Kriminologe, aber müssten sie den Toten bei dem doch recht eindeutigen  ;) Verdacht auf Mord nicht für Indiziensicherung etc. noch eine Weile in der Gerichtsmedizin belassen, ehe sie die Leiche für Bestattung oder eben auch eine Organentnahme frei geben dürfen? Ich kenne es zumindest aus einigen Krimis, wo eben diese Verzögerung der Freigabe Thema für die Angehörigen war, die ihn aus religiösen, Ethischen oder auch Vertuschungsgründen schnell unter der Erde haben wollten, aber nicht beerdigen durften direkt. WObei ja auch allgemein bekannt ist, dass Krimis sich meist weit ab der Realität bewegen  ;)

Maja

Ist ein Hirndurchschuss nicht viel zu nah an der Augenregion, um die Hornhaut überhaupt noch für Transplantationen in Betracht ziehen zu können? Aus welcher Entferung und welcher Richtung wird dein Opfer erschossen? Soweit ich das im Kopf habe, hat man bei einem Hirndurchschuss Einblutungen im Auge (das ja auch ein Teil des Gehirns ist).

Aber mal ganz praktisch betrachtet: Wenn jemand erschossen wird, und es ist Frankreich und nicht ein dystopischer Staat, wo es üblich ist, jeden Toten bis zum Letzten auszuschlachten - dann geht keiner hin und schreit "Hey, er hat einen Organspendeausweis! Schnell, welches Stückchen von ihm könnte noch irgendwie zu gebrauchen sein?". Die Priorität ist die Aufklärung des Falles. Selbst wenn Leber, Herz und Nieren nicht schon im Zersetzungsprozess wären, würde man sie nicht entfernen. Es ist ein Mordopfer, nicht Ottonormaltoter.

Dazu kommt: Hornhaut ist ein Transplantationsorgan mit niedriger Priorität. Da hängen keine Menschenleben dran, dass man unbedingt schnell diese Hornhaut braucht, selbst wenn es von einem Mordopfer ist. Das heißt, selbst wenn man sie noch verwenden könnte - man würde es nicht tun. Die Hornhaut ist wumpe, und die Obduktion geht vor.

Wenn dein Plot auf dieser Prämisse aufbaut: Das kriegst du nur unter massiver Missachtung aller Plausibilität zurechtgebogen. Du solltest von der Idee Abstand nehmen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sascha

@Araluen: Deshalb ja auch die generelle Frage, ob sowas bei einem Mordopfer überhaupt denkbar wäre.
Die Todesursache ist allerdings absolut eindeutig, insofern muß man zumindest in der Richtung nicht mehr groß forschen.

@Maja:
Zuerst mal: Nein, der Plot hängt nicht davon ab. Es wäre nur eine sehr praktische Erklärung für die Besonderheit eines Protas , wenn er von diesem spezifischen Typen ein Teil abbekommen hätte.

Dann: Der Schuß geht von vorne/unten schräg nach oben durch den Kopf. Also Einschuß quasi durch den Unterkiefer (zwischen den Knochen durch, da, wo's weich ist) und Ausschuß am Hinterkopf. Auf dem Weg liegt der Hirnstamm. Das brauche ich, um mein Opfer auch wirklich nachhaltig zu erledigen, denn er ist ein ganz besonders Zäher. Auf die Tour dürfte die Hornhaut kaum beschädigt werden. Ob Einblutungen im Auge die Hornhaut unbrauchbar machen ... die sitzt doch ganz vorne, außen.

Der Mord geschieht in München, er ist nur Franzose (oder hat zumindest zum Zeitpunkt des Mordes eine französische Identität).
Blöderweise wird die Leiche nach nicht mal 24 Stunden vernichtet (muß so, die Kripoleute schäumen entsprechend).

Daß Hornhäute nicht lebenswichtig sind, macht die Sache noch unwahrscheinlicher, da haste recht.
Mist. Wäre so eine schöne Sache gewesen, aber dummerweise ist so ein Mord so ziemlich das Einzige, womit man diese Sorte Typen kleinkriegt. Und auf andere Art bekomme ich keine Teile von ihnen in andere Leute, noch nicht mal Blut.

Das Einzige, was die Idee noch retten könnte, wäre also ein wahnwitzig lebenswichtiges Organ, das auch noch lange genug durchhält. Hat jemand die rettende Idee? :bittebittebitte:
Sonst kann ich das wirklich begraben. Nicht den ganzen Plot, aber ich finde keine schönere Erklärung für bewußte Besonderheit meines Protas.

Antigone

Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einem Mordopfer irgendetwas entnommen werden darf, bevor die Autopsie stattgefunden hat. Und Franzosen haben keinen Organspendeausweis; bei denen gilt die Widerspruchsregel, dh. sie können zu Lebzeiten in einem Register ihren Spende-Unwillen eintragen lassen. Ansonsten darf entnommen werden.

Ich fürchte, dein Szenario wird so nicht funktionieren.

Sascha

Zitat von: Antigone am 04. Juni 2016, 16:46:01
Und Franzosen haben keinen Organspendeausweis; bei denen gilt die Widerspruchsregel, dh. sie können zu Lebzeiten in einem Register ihren Spende-Unwillen eintragen lassen. Ansonsten darf entnommen werden.
Ja, das hatte ich schon rausgefunden. Aber da kann ja prinzipiell auch die deutsche Polizei nachfragen, ob er in der Datei steht.

Der Rest dürfte trotzdem reichen, um die Idee in die Tonne zu kloppen. Mist. :wums:
Wie krieg ich meinen Prota jetzt so hin, wie ich ihn brauche, ohne, daß er einfach nur eine Laune der Natur ist?
:hmmm:
Naja, ist ja noch Zeit. Das ist ja eigentlich für Band 3 wichtig, und ich knabber noch am Band 2. Nur hätte ich, wenn das mit dem Organ was geworden wäre, das in Band 2 schon irgendwie anlegen müssen.

PinkPuma

Hey Sascha, ich hab eben kurz meinen Mann befragt, der ist Polizist. :wache!: Und ja, wie vermutet wurde, auch wenn die Todesursache klar ist, muss der Jemand zur Obduktion und kommt definitiv nicht als Organspender (egal welches) in Frage. Eine rettende Idee hab ich aber leider auch nicht ...

Sascha

Ok, danke, dann warte ich mal auf eine bessere Idee.

Valkyrie Tina

Wenn es einfach nur darum geht, ein Stück vom Opfer in jemand anderen zu bekommen, warum dann nicht die Standardgute Blutspende?

und ja, auch die größten Verbrecher können Blutspender sein.

Maja

Ich sehe, dass hier ein erledigt dransteht, aber mir ist eventuell noch was eingefallen. Ist allerdings weit hergeholt. Korrupter Mitarbeiter im Leichenschauhaus entnimmt Organe und verkauft sie auf drm Schwarzmarkt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sascha

@Tina: Blutspende scheidet aus. Du kennst das Opfer, es stirbt am Anfang von Kurt 2. Wenn der Blut spendet, und das hat so eine Wirkung (die ich hier jetzt nicht verraten werde), dann laufen ein Haufen Leute mit komischen Eigenschaften rum. Mein Prota soll aber was besonderes sein. Nachkommenschaft scheidet aus diversen Gründen auch aus.

@Maja: Dafür langt wiederum die Zeit nicht. Er wird am späten Abend erschossen, landet noch in der Gerichtsmedizin, aber da klaut einer die Leiche schon sehr bald. Die haben nicht mal Zeit, die Fingerabdrücke ins System einzuspeisen. Daher wäre wirklich nur eine recht schnelle Entnahme brauchbar, weil man eben einen wartenden Empfänger dafür hat. (Oh, und das Klauen läuft nicht per Einbruch, sondern per gefälschten Anweisungen von oben. Und die Leiche wird dann schnell vernichtet.) Auf jeden Fall könnte ja erst dann jemand was von ihm abschnippeln, wenn die Leiche fertig untersucht ist (sonst fliegt es ja auf), und dazu kommen sie eben nicht mehr.

Ich hatte tatsächlich kurz an eine Art Notfall-Blutspende gedacht (so wie in Hot Shots, wo der Pilot das Blut von dem Typ kriegt, der dabei wie eine aufgeblasene Puppe in sich zusammenfällt), aber das ist ja nun auch total unrealistisch. Man legt nicht einen Mann neben einen anderen und pumpt die Suppe rüber. Kein AIDS-Test und nix.

Nein, ich muß mal sehen, wie ich das in den Griff bekomme. Aber trotzdem danke!

gbwolf

Man kann ja den Tatortreiniger beklauen, der die Schweinerei wegputzen muss, die sich da in der Umgebung verteilt. ;)

Ilva

Zitat von: Sascha am 04. Juni 2016, 22:15:23
@Tina: Blutspende scheidet aus. Du kennst das Opfer, es stirbt am Anfang von Kurt 2. Wenn der Blut spendet, und das hat so eine Wirkung (die ich hier jetzt nicht verraten werde), dann laufen ein Haufen Leute mit komischen Eigenschaften rum. Mein Prota soll aber was besonderes sein. Nachkommenschaft scheidet aus diversen Gründen auch aus.
Nicht, wenn er nicht regelmässig spendet und dafür gibt es sicher Gründe, z.B. wechselnde Partnerschaften? Vielleicht sind nur ein paar wenige Konserven von ihm. Achtung Laien-Wissen: Es kommt vor, dass der Empfänger mehr als eine Konserve kriegt und somit wird der ganze Vorrat aufgebraucht. Das Problem ist, soweit ich weiss, dass Blut aufbereitet wird und so eine Spende evtl. auch mehreren Empfängern zugute kommt.
Aber die Leute müssen ja nicht alle auf einem Haufen sein. Blut wird ja auch nicht nur lokal verwendet sondern auch an andere Einrichtungen weitergeliefert. Vielleicht ist es ganz nett, wenn du noch ein paar Freaks in der Hinterhand hast, wenn du sie brauchst.
Nochmals: Achtung Laien-Wissen, kann gut auch falsch oder unvollständig sein.

Neben Blut käme noch eine Stammzellen-Spende in Frage, die wird weniger häufig gebraucht. Nur müsste dafür dein Prota mal schwer krank gewesen sein und dein Toter müsste als Spender registriert sein und das ganze Procedere über sich ergehen lassen.

Sascha

Das mit der Blutspende kann man knicken, aus bestimmten Gründen würden sie das nicht machen. Auch Stammzellen oder Knochenmark fällt daher flach.
Aber mir ist heute früh eine Idee gekommen, wie ich das lösen kann. Bißchen dramatisch, aber trotzdem noch im Bereich des Glaubhaften.
Die Idee kam mir auf dem Klo, hoffentlich ist es keine Scheiß-Idee. (Hach, was 'n Wortspiel, was? ;D)

Also recht einfach:
Prota ist als Kind mit den Eltern im Auto unterwegs. Unfall. Kind wird verletzt, blutet aus mehreren Wunden. In den 70ern waren Gurte noch keine Pflicht - vor allem nicht hinten, und Bußgeld gab's auch keines - Kindersitze schon gar nicht, es kann also auch satt durch die Windschutzscheibe segeln. Unfallgegner auch verletzt, aber noch voll einsatzbereit (ist ja auch kein normaler Mensch). Er holt das Kind aus dem kaputten Wagen oder klaubt es vom Boden auf (falls rausgeschleudert) und kümmert sich drum. Dabei mischen sich das Blut von Kind und Retter. Das würde für meine Zwecke schon ausreichen. Und es wäre in diesem Fall sogar eine Erklärung dafür, warum das Kind die schweren Verletzungen überlebt.

Ich denke, so mache ich das. Oder hab ich mich jetzt wieder in eine andere Falle manövriert?

Alys

Zitat von: Sascha am 05. Juni 2016, 09:37:40
Er holt das Kind aus dem kaputten Wagen oder klaubt es vom Boden auf (falls rausgeschleudert) und kümmert sich drum. Dabei mischen sich das Blut von Kind und Retter. Das würde für meine Zwecke schon ausreichen. Und es wäre in diesem Fall sogar eine Erklärung dafür, warum das Kind die schweren Verletzungen überlebt.

Ich bin jetzt in Deinem Fall nicht ausreichend informiert, wie realistisch oder wie Fantasy-mäßig das sein soll. Wenn es Dir nur um irgendeine magische Verbindung von den beiden geht, dann reichen ja vermutlich ein paar Mini-Tröpfchen, die sich vermischen? So ähnlich wie halt die Blutsbruderschaft bei Karl Mays Indianern?
Dass da aber relevante Mengen Blut ausgetauscht werden ist völlig unrealistisch.
Always avoid alliteration.