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Die Wohlfühl-Kurve

Begonnen von Fianna, 23. April 2016, 00:34:55

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Fianna

Bei meinem Groß-Projekt wollte ich einen kleinen Statusverlauf machen, damit ich prüfen kann, inwiefern mein Protagonist zwischen Erfolg & Mißerfolg / Gefahr wechselt. Dann kann ich feststellen, ob ich mich zu sehr in der düsteren Ecke befinde oder ob es zu abrupte oder zu langsame Übergänge zwischen toll und gefährdet gibt.

Heute bin ich leider zu müde, um es praktisch auszuprobieren, aber ich wollte euch dennoch schon davon erzählen - vielleicht gibt es ja irgendwelche Anmerkungen, dass es etwas anders genutzt sinnvoller wäre, die ich dann direkt beim ersten Mal mit ausprobieren kann.

Und zwar befindet sich auf der y-Achse die Zahlen von 1-10, auf der x-Achse läuft praktisch die Handlung von links nach rechts ab. Ich stelle mir auf der x-Achse entweder markante Punkte / Wendepunkte der Handlung vor (oder wer ein starker Szenenplotter ist, denkt sich da bestimmte wichtige Szenen), und die werden dann bei 1-10 einsortiert und dort eingezeichnet.
Die Punkte werden dann miteinander verbunden, so kann ich zu abruptes oder zu langsames Auf und Ab erkennen.

1 = akute bedrohliche Situation (der Held hat praktisch eine Waffe am Hals)
2 = unmittelbar bevorstehende akute bedrohliche Situation (noch ist keine Waffe ausgepackt, das ist aber die wahrscheinlichste zukünftige Perspektive)
3 = eine grundsätzlich bedrohliche Gesamtsituation
4 = das drohende Verhängnis, eine tendenziell negative Perspektive
5 = der Normalzustand. Man ist nicht in Gefahr, man erwartet aber auch nichts besonders Positives.

Und nach oben hin fielen mit keine allgemeingültigen Kriterien ein. Da würde ich die 10 als realistisch erreichbares Optimum definieren, in Hinsicht auf Karriere, gesellschaftlicher Status, persönlicher Reichtum, Ruhm - ein bisschen davon abhängig, was der Charakter in diesem Stadium erreichen will. Abhängig von seinem Ziel. Alles aber sehr auf seine Möglichkeiten bezogen. Wenn der Held beispielsweise in der Handlung eine unglaublich hohe / einflußreiche Position erreicht, die eigentlich außerhalb seiner Möglichkeiten liegt, dann wäre das über der 10 (10 wäre nur das, was er sich selbst realistisch als erreichbar vorgestellt hat).
Je nach dem Zeitpunkt der Handlung werden die Parameter für 10 also bei mir wechseln.


Dann hatte ich ein kleines "Problem", und zwar wird mein Protagonist zu einem bestimmten Zeitpunkt der Handlung zu etwas erpresst. Eigentlich befindet er sich auf einer soliden 4 (bis er dann abknickt), aber empfindet keine Bedrohung und keinen Zwang. Mit Manipulation und Charisma schafft es der Antagonist, dass der Held für ihn arbeitet und ihn (noch) nicht als antagonistische Kraft wahrnimmt, und diese Zwang-Situation in seinem Empfinden komplett in den Hintergrund gerät - bis der Antagonist dann (aus Gründen, die hier nicht interessieren) seine Karten voll ausspielt.

Da habe ich noch überlegt, ob ich mit einer gestrichelten Linie oder verschiedenen Farben arbeiten soll - bis mir auffiel, das der zwischen Tür und Angel ausgewählte Begriff eigentlich doch ganz gut passt.
Es geht nicht um die realistische Situation, in der der Protagonist ist - es geht einfach nur ganz subjektiv darum, ob er sich erfolgreich oder bedroht fühlt.

Gut, wenn man jetzt einen Narzissten oder sowas hat, ist das vielleicht nicht so praktisch, aber ich werde das in den nächsten Tagen mal auf mein Gross-Projekt und meine Novellen drüber legen. Vielleicht hilft es ja beim Feinplot.


Was meint ihr dazu?
Benutzt ihr auch so eine Art "Wohlfühl-Kurve", oder meint ihr, die Stadien 6-10 könnte man allgemeingültiger oder abstrakter definieren?

Araluen

Also an so eine Wohlfühlkurve hatte ich noch nie gedacht. Vielleicht ist das bei längeren Handlungsverläufen sogar praktisch, damit der Charakter nicht versehentlich von absoluter Todesangst in totale Glückseligkeit schlittert, wobei das bei guter Planung eigentlich nicht passieren sollte.
Die 10 das erreichbaren Optimum zu definieren, ist ein guter Ansatz. Jedoch darfst du diesen Punkt nicht fließend anpassen. Deine Definitionen zu den Zahlenwerten müssen fest stehen, sonst sind die Werte nicht vergleichbar und du kriegst eine Kurve, die rein gar nichts aussagt.

Fianna

Also Du meinst, dass ich diese 6-10 auch definieren müsste?

Da ich urspünglich nur wechselnde Positionen bzw. Ausschluss aus Systemen notieren wollte, bin ich bei der 10er-Kurve dann bei gesellschaftlichem oder beruflichem Erfolg hängen geblieben.

Wie ich so eine 6-10 allgemeingültiger formulieren kann, dass man sowohl Beförderungen, immaterielle Erfolge (z.B. hohes Ansehen durch Königsnähe) als auch Reichstumszuwachs oder greifbareren sozialen Aufstieg damit einordnen kann - da war ich ein bisschen überfragt  :hmmm:

Tanrien

Ich würde versuchen, noch stärker den Unterschied zur Spannungskurve rauszustellen, indem du vielleicht auch 1-5 stärker auf berufliche/gesellschaftliche Stellung konkretisierst. Gerade wenn du nämlich allein die Definition "Protagonist fühlt Misserfolg/Gefahr" ansetzt, sehe ich da nicht wirklich einen anderen Verlauf? Die Spannung in Fantasy/SF mit den typischen Abenteuer-Plots (aber auch Romance, etc.) kommt ja gerade auch gerade sehr stark von der Gefahr/Bedrohnung und dem Misserfolg (und dem darauffolgendem Wiederaufrichten bzw. dem Sieg über die Gefahr), das der Protagonist erlebt. Dass man auch mit der Stellung Treppchen spielen kann, um Spannung zu erzeugen, ohne dass es der Protagonistin vielleicht hauptsächlich um ihre Stellung geht, finde ich aber spannend.

Ich habe aber auch schonmal etwas in die Richtung in einem Schreibratgeber gelesen, auch in die Richtung "Wohlfühlkurve" (die, soweit ich mich erinnere, aber wirklich eher ums Wohlfühlen als Wohlfühlen, nicht ums Gefühl von Bedrohnung oder Stellung ging...), aber ich erinnere mich gerade nicht daran, wo. Falls es mir noch einfällt, verlinke ich es dir.

Maubel

Ich versuchs mal, wobei ich der Symmetrie wegen noch eine 0 dazu packe. Theoretisch sollte der Held pro Geschichte nur ein mal auf 0 (logisch) oder auf 10 kommen, beide Level sind aber optional.

0 = Tod
1 = akute bedrohliche Situation (der Held hat praktisch eine Waffe am Hals)
2 = unmittelbar bevorstehende akute bedrohliche Situation (noch ist keine Waffe ausgepackt, das ist aber die wahrscheinlichste zukünftige Perspektive)
3 = eine grundsätzlich bedrohliche Gesamtsituation
4 = das drohende Verhängnis, eine tendenziell negative Perspektive
5 = der Normalzustand. Man ist nicht in Gefahr, man erwartet aber auch nichts besonders Positives.
6 = tendenziell positive Perspektive, der Held ist optimistisch
7 = eine grundsätzlich glückliche Gesamtsituation
8 = Ein Teilerfolg, dem Held geht es blended, aber er hat sein Ziel noch nicht erreicht
9 = Ziel erreicht, ein großer Erfolg/großes Glück
10 = Held wunschlos glücklich

Wie du siehst, definiere ich die positive Skala mit Glück/Erfolg, das ist allgemeingültig, ob es nun um Beförderungen oder Liebesglück gibt. Ich denke aber, dass es durchaus Sinn macht, so eine Kurve klarer für jede einzelne Geschichte zu definieren. Wenn es ein Liebesroman ist, ist die 10 eben die absolute Erfüllung, Hochzeit, Kinder was auch immer und 0 die endgültige Trennung. Beim politischen Drama geht es dafür von ein mittelloses verachtetetes nichts zum Starintrigant.
Ich selber benutze so eine Kurve nicht, aber in der Überarbeitung kann ich das mal anbringen, wobei ich durchaus nichts gegen ein tiefes Gefälle hätte, also ein plötzlicher Steigungsabfall ist nicht immer unausgeglichen finde ich.

Mondfräulein

Das klingt echt interessant. Ich könnte mir auch vorstellen, das für mich zu verwenden, allerdings würde ich vielleicht überlegen, ob ich die subjektive Bedrohung/Situation des Protagonisten oder des Lesers darstellen will. Das deckt sich oft, aber in der Situation, die du schilderst, kann das auch auseinander gehen. Wenn mein Leser nicht mehr weiß, als der Protagonist, ist alles gut, aber wenn der Leser weiß, dass der Protagonist bedroht ist, der Protagonist aber nicht, dann finde ich das als Leser vielleicht irre spannend, obwohl sich der Protagonist total wohl fühlt. Eventuell könnte man auch mehrere Kurven einzeichnen - eine für den Leser, eine für den Protagonisten und dann vielleicht noch für jede richtig wichtige Figur eine. Was da raus kommt, ist bestimmt richtig spannend, besonders, wenn ich noch meine allgemeine Spannungskurve mit einzeichne. :hmmm: (Statistikerin liebt Graphiken, ne?)

Wie du die Zahlen von 6-10 definierst ist letztendlich nur die Frage, womit du am besten arbeiten kannst. Die Kurve ist ja für dich da und soll dir beim Schreiben und Plotten helfen. Was ist für dich aussagekräftig? Was hilft dir? Am Ende macht das sowieso jeder anders.

Ich glaube, so eine Kurve könnte ein Problem beseitigen, das ich bei erstaunlich vielen Büchern bemerke - zu viele Höhepunkte auf einem Haufen. Der Protagonist rennt von einer Bedrohung direkt in die nächste und aus den eigentlichen Höhepunkten wird ein einziges hohes Niveau - der Leser fängt an, sich daran zu gewöhnen und sich zu langweilen. Mit so einer Wohlfühlkurve wäre das sofort sichtbar und man könnte gleich aufpassen, dass sich Höhepunkte gut verteilen und mit anderen Niveaus abwechseln.

Trippelschritt

Sicher, kann man machen. Graphiken helfen manchmal, einen Zeitablauf besser zu verstehen. Aber was mich am meisten interessieren würde, ist, wie denn Deine Idealkurve aussähe, mit der Du die eigene dann vergleichen kannst.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fianna

Was meinst Du mit Idealkurve?

@Tanrien 
Also, mein persönlicher Grundgedanke war: sobald eine gewisse Bedrohlichkeit erreicht ist, ist es dem Helden egal, was mit Karriere etc ist. Wenn ich davon ausgehe, dass mir Leute nach dem Leben trachten oder wenn ich so taktieren muss, dass ich akute Gefahrensituationen vermeiden kann, dann sind Karriere und Status egal.
Ich könnte eine Extra-Kurve erstellen, in der es nur um einen dieser Aspekte geht, aber das hier zusammen mit der Gefahr abarbeiten finde ich nicht passend.

@Maubel
Ja, das ist super! Warum der Protagonist so fühlt (Karriereanstieg, immaterieller Gewinn, Reichtum), das ist dann ja egal.

Mein Freund meinte, ich könnte ebenfalls mit einer anderen Farbe die "Realität" darstellen: es könnte ja noch andere Phasen geben, in der die Figur einer Täuschung oder mangelnden Einschätzung auf den Leim geht. Wenn ich diesen Schock-Moment besser planen will, in dem Wahrnehmung/Einschätzung und Realität/Gefahr aufeinander prallen, wenn es z.b. ein stärkeres Gefälle werden soll... Das könnte ich auch damit "berechnen"... :hmmm:

Mondfräulein

Zitat von: Trippelschritt am 23. April 2016, 11:50:43
Sicher, kann man machen. Graphiken helfen manchmal, einen Zeitablauf besser zu verstehen. Aber was mich am meisten interessieren würde, ist, wie denn Deine Idealkurve aussähe, mit der Du die eigene dann vergleichen kannst.

Ich weiß gar nicht, ob es Sinn macht, da mit einer Idealkurve zu arbeiten. Das sollte sich vielleicht schon an der allgemeinen Spannungskurve orientieren, einfach, weil es wenig Sinn macht, wenn der Protagonist seinen absoluten Tiefpunkt schon auf Seite 20 erreicht und ab dann geht es ihm nur noch gut, aber die Wohlfühlkurve bietet meiner Ansicht nach so viel Spielraum, dass es einfach zum eigenen Roman passen muss. Es ist am Ende ein Instrument zur Visualisierung, denke ich. Ich kann dann sehen, dass ich vielleicht an einer Stelle zu viele Höhepunkte auf einem Haufen habe oder dass es meinem Protagonisten im dramatischen Finale zu gut geht, aber das hängt ja am Ende sehr stark davon ab, welche Kurve ich überhaupt haben will und nicht davon, wie so etwas allgemein sein sollte. Sonst habe ich am Ende wirklich nur noch generische 0815 Plots.

Fianna

Ah, jetzt verstehe ich vielleicht, was gemeint ist. Das kommt ja auch stark auf die Art des Plots an; bei einem Revenge-Plot oder, öhems, hab den griffigen Namen vergessen (das mit demUnderdog), da ist e durchaus erwünscht, dass der Protagonist früh einen Tiefpunkt erreicht.
Bei Heldenreise oder anderen Plots ist das nicht der Fall.

Die "Idealkurve" hängt also stark davon ab, was für eine Art von Geschichte man erzählen will.

Araluen

Tatsächlich sollte die Idealkurve von der Art der Geschichte abhängen. Damit man solch eine Kurve auswerten kann, braucht man solche Vergleichswerte, sonst ist es einfach nur eine hübsche LInie, die nicht viel aussagt. Das wäre dann eben etwas, das man sich im Vorfeld überlegen sollte. In welchem Akt geht es dem Charakter richtig dreckig? Wann erholt er sich davon? Kommt dann die nächste Katastrophe? Erreicht er das ultimative Glück? Und bleibt er dann dabei oder wird es ihm wieder zerstört? Anhand dieser Fragen kann man Aktweise einen groben Verlauf vorgeben und dann beim Schreiben sehen, ob sich der Charakter innerhalb dieser Parameter bewegt.

Trippelschritt

Ja, Fianna, darum ging es mir. Ohne eine normative Vergleichskurve - egal, wie sie aussieht - zeigt die Wohlfühlkurve nur ein Muster ohne Bedeutung. Die Bedeutung entsteht erst durch eine Bewertung (oder eine Erwartung oder eine Hypothese, Theorie, nenne es, wie du möchtest). Willst du einen Dreiakter mit Katastrophe nach dem ersten Akt, einem Wendepunkt in der Mitte des zweiten Aktes und den Zusammenbruch nach dem zweiten Akt, bevor sich im dritten alles zum Furiosum steigert  ;D, dann kannst Du sehen, ob Du die Ideallinie getroffen hast. Aber vielleicht willst Du ja auch einen Fünfakter oder die Leser mit raschen Wechseln vor dir hertreiben. Egal wie, aber eine Vergleichsbasis brauchst Du für Deine Graphikidee. Ist eine schöne Idee, finde ich. je länger ich darüber nachdenke.

Viel Erfolg
wünscht Trippelschritt

Mondfräulein

@Trippelschritt: Sehe ich überhaupt nicht so. Klar, ein Vergleich mit einer Idealkurve kann nützlich sein, aber so eine Kurve kann auch einfach zur Visualisierung total hilfreich sein. Was genau ich darin dann sehe, kann einem eben niemand vorschreiben, aber mir fallen tausend Beispiele ein. Zum Beispiel könnte ich bei zwei Protagonisten zwei Kurven eintragen und wenn ich dann sehe, dass Protagonist A einen totalen Höhenflug hat, während Protagonist B einen absoluten Tiefpunkt erreicht, kann ich darüber nachdenken, ob ich das an dieser Stelle wirklich so will (kann ja auch ganz spannend sein) oder ob ich Protagonist A nicht vielleicht auch ein Hindernis in den Weg stelle. Ich könnte beobachten, dass ich zu viele Tiefpunkte auf einem Haufen habe und vielleicht lieber einen herauskürze. Ich könnte beobachten, dass die Einschätzung der echten Bedrohung, von der der Leser durch eine andere Perspektive weiß, und die Einschätzung des Protagonisten sehr oft weite auseinander liegen, was dazu führen könnte, dass sich der Leser innerlich vom Protagonisten distanziert, wodurch ich dann zum Beispiel meine Betaleser gerade danach fragen könnte, um sicher zu gehen, dass das nicht passiert. Ich könnte beobachten, dass mein Protagonist über sehr lange Zeit ziemlich selbstsicher ist und dann darauf kommen, dass ich ihm vielleicht besser noch einmal einen richtigen Schlag verpasse. Wie gesagt, es ist ein Instrument zur Visualisierung und zeigt mir auch ohne Ideallinie sehr viel, wenn ich mich näher damit beschäftige, einfach weil ich so die Möglichkeit habe, die Kurve zu hinterfragen und kritisch über etwas nachzudenken, was man sonst einfach immer nur hinnimmt und vom Plot abhängig macht. Ich würde also echt nicht sagen, dass man eine Idealkurve unbedingt braucht. Es geht auch gut ohne.

Fianna

#13
Ich glaube, ich finde es mit zu vielen Graphen undurchsichtig. Im Moment kann ich mir eher vorstellen, Charaktere, die Animositäten gegeneinander hegen, dort gleichzeitig einzutragen.
Beispielsweise Figur B denkt, dass Figur A unverdientermassen bevorzugt ist und in Reaktion darauf macht er etwas, was um einen Umweg die Haupthandlung beeinflusst. Nur wenn die Wohlfühlkurven von A und B sich hinreichend unterscheiden, ist diese Frustration glaubhaft.

Aber man kann natürlich alle POVs eintragen, oder Protagonist und Antagonist oder alle POVs und Antagonist...

Araluen

In deinem ersten Beispiel, Mondfräulein, vergleichst du bereits zwei Kurven miteinander. Um eine Aussage über die Güte eines Kurvenverlaufs bei nur einer Kurve machen zu können, brauchst du irgendwie geartete Vergleichswerte. Sonst hast du ja keinen Bezug. Woher willst du sonst wissen, ob drei Kapitel auf Stufe 6 völlig in Ordnung sind oder ob der Charakter nicht doch noch einen Tiefschlag braucht? Wenn du dein gewünschtes Ergebnis nicht kennst, weißt du nicht, ob du davon abweichst und kannst das Bild nicht bewerten. Das gleiche Prinzip liegt vor, wenn ich dir ein Diagramm zu den Verkaufszahlen des letzten Jahres vorlege. 500000 Euro fast jeden Monat? Oh, und da ist auch noch ein Ausreißer im August mit fast 1 Million. Klingt total genial, ist aber ohne jeden Bezug. Denn leider habe ich dir nicht die Vergleichslinie des angestrebten Umsatzes gezeigt und auch nicht die Zahlen vom Vorjahr. Sonst hättest du gleich gesehen, dass über das gesamte Jahr der angestrebte Umsatz nur im August knapp erreicht wurde und wir sonst Miese gemacht haben und im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 20% - klingt nicht mehr so toll.
Deshalb ist mein Vorschlag: Im Vorfeld eine grobe Linie erstellen, wo es mit dem Charakter hingehen soll im Verlauf der Geschichte. Das wäre dann die Vergleichslinie (aus dem Beispiel gegriffen der angestrebte Umsatz). Dann hat man etwas in der Hand. Statistik funktioniert ohne Vergleichswerte nicht. Ohne Vergleich ist sie nutzlos. Anwenden würde ich das Ganze wie Maubel vermutlich auch erst in der ersten Überarbeitung, um einen Überblick über die tatsächliche Charakterentwicklung zu bekommen. In der Theorie denkt man sich ja eine Menge aus. Aber Theorie und Praxis mochten sich ja noch nie ;)

Ich würde jeden Charakter einzeln behandeln und Vergleich- und Realkurve in ein Diagramm setzen Je mehr LInien in einem Diagramm desto unübersichtlicher. Wenn du zwei Charaktere miteinander vergleichen willst, kannst du deren Linien auch in einem Diagramm darstellen. Excel machts ja möglich. Eine schöne große Tabele für alle und du lässt dir einfach die Graphiken ausspucken, die du gerade brauchst.