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Es gibt immer etwas zu verbessern

Begonnen von Sabine, 06. Dezember 2015, 11:38:13

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Sabine

Ich denke, einigen von euch wird es vielleicht genauso gehen wie mir. Ich habe mit dem dritten Teil meiner Romanreihe begonnen, doch mit meinem Erstlingswerk bin ich noch immer unzufrieden.
Da mir das keine Ruhe lässt, habe ich es mir erneut vorgenommen und arbeite nun daran herum, ohne wirklich voran zu kommen. Egal wie oft ich zum Beispiel den Prolog lese, ich find immer etwas zum Verbessern.
Seit zwei Monaten geht das nun so und ich bin bisher nicht über das erste Kapitel hinausgekommen. Am dritten Teil habe ich seitdem nicht weiter geschrieben.
Ich möchte einfach, dass es rund klingt, gerade am Anfang. Da fehlt was, nur bekomme ich das nicht so hin wie ich möchte. Soviel Zeit habe ich schon dafür aufgewendet und ich weiß nicht ob sich das wirklich lohnt. Vielleicht glaube ich ja nur den Text zu verbessern, aber in Wahrheit, ist das eine so gut wie das andere und ich mache mich einfach nur selbst verrückt.
Hier ein kleines Beispiel:
Zitat: ,,Es drängte seinen unfreiwilligen Wirt so weit zurück wie es konnte. Nun gehörte der Körper ihm. Seine Substanz breitete sich in ihm aus und je mehr es ihn in Besitz nahm, umso größer wurde seine Freude."

Und nun der Überarbeitete Text: ,,Ich drängte meinen unfreiwilligen Wirt so weit zurück wie ich konnte. Nun gehörte der Körper mir. Meine Substanz breitete sich in ihm aus und je mehr ich ihn in Besitz nahm, umso größer wurde meine Freude."

Mein Mann meint dazu, dass diese Änderungen zu geringfügig sind und ein Leser sie nicht einmal bemerken würde, aber ich find das nicht. Die ich Perspektive macht es eindringlicher, oder nicht?
Ich habe ja alle Zeit der Welt um den Text zu verbessern, nur weiß ich nicht ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Was meint ihr, sollte ich lieber weiterschreiben und meinen ersten Roman so lassen wie er ist? Oder sollte ich dran bleiben? 
Wumm! Genau so ergreift der Habicht einen Spatz.
Eine Schnecke besteigt einen Berg, sehr langsam.

Klecks

Ich weiß von einigen TiZis und generell von einigen Autoren, dass sie ihre fertigen Romane erst einmal eine gewisse Zeit lang ruhen lassen, bevor sie sie überarbeiten.  :D  Ein paar Wochen, ein paar Monate, ein Jahr - das hilft ihnen dabei, den Roman mit etwas Abstand und daher besser überarbeiten zu können, einfach, weil man nach einer gewissen Zeit betriebsblind wird. Ich selber gehöre allerdings zu denen, die sofort im Anschluss ans eigentliche Schreiben - und eigentlich schon während dem Schreiben - immer wieder überarbeiten. Ich glaube also, dass das ganz auf die Vorlieben des Autors ankommt.

Was ich total nachvollziehen kann, ist dieser Perfektionismuswunsch, der dich quält, denn den habe ich auch.  :d'oh:  Wenn ein Satz nicht rund klingt, verändere ich ihn solange, bis er besser klingt - und in meinem Fall ist das leider zu oft ein Fehler, der mich aus dem Schreibrhythmus reißt. Anders ist das, wenn man die Überarbeitung strikt nach dem Schreiben macht, schätze ich, aber auch da bleibt man an Stellen hängen, mit denen man unzufrieden ist, dabei würde jeder andere tatsächlich nicht bemerken, wo man denn dieses vermeintliche Problem sieht. Da es dich sehr zu blockieren scheint, wäre es für deinen Erstling und für dich vielleicht wirklich das Beste, ihn eine Weile Ruhe zu lassen und dann mit dem Wissen, was im dritten Teil passiert, nochmal anzuschauen.  :hmmm:

Ich glaube allerdings nicht, dass bei deinem Erstling irgendetwas fehlt oder wirklich unrund ist. Selbst in meinen lektorierten und veröffentlichten Büchern werde ich immer etwas Verbesserungswürdiges finden, und inzwischen bin ich dazu übergegangen, das als etwas Positives zu sehen. Denn: Es ist eine Weile her, dass ich diese Projekte geschrieben habe, und ich bin älter und habe mich weiter entwickelt. Bei dir ist zwischen deinem Erstling und deinem dritten Band bestimmt auch eine gewisse Zeit vergangen - du hast dich weiter entwickelt. Und das ist doch etwas Schönes!  :D

FeeamPC

Immer daran denken- 90% Perfektion ist relativ einfach zu erreichen und reicht meistens aus. für 100% braucht man unendlich viel Zeit, und erreicht sie meist trotzdem nicht.

Und bei einem älteren Roman würde ich mich nicht hinsetzen und überarbeiten, sondern hinsetzen und den Anfang, ohne das alte Skript daneben liegen zu haben, neu schreiben. Und dann vergleichen. Wenn man am alten Text kleben bleibt, behindert man sich selbst.

Vielleicht stellt man dann aber auch fest, dass der alte Text gar nicht so schlecht war.

Eluin

#3
Ich persönlich gehöre zu den von Klecks erwähnten Autoren. D.h. ich warte einige Zeit (meistens schreibe ich eine Rohfassung in der Zwischenzeit von einem anderen Projekt) und dann überarbeite ich - eigentlich immer mehrere Male.

Was mir sonst auch noch hilft ist, andere draufschauen lassen. Alpha-Leser, Beta-Leser - nach Möglichkeit jemanden der viel liest oder selbst schreibt und mir die Pfanne um die Ohren haut, wenn ich wieder versuche zu viel zu überarbeiten. Wie FeeamPC schon sagt: meistens reichen 90%. Der Leser merkt den Unterschied zu den 100% kaum, aber dich kostet es fast genauso viel die letzten 10% zu erreichen, wie du für die 90% benötigt hast.

Was dein Beispiel angeht, da stimme ich dir zu, die Ich-Perspektive finde ich eindringlicher. Gerade beim ersten Satz stolpere ich über dieses "es". - Hast du mal an Textkritikforen gedacht (Federfeuer/Federteufel)? Dort kannst du vielleicht auch noch Ideen sammeln, wo es hakt.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Angela

Ich bin jemand, der seinen Text wirklich x-mal überarbeitet und verstehe das zu gut, ewig am Anfang festzukleben. Deshalb lasse ich den oft erst einmal so stehen und sehe ihn mir am Ende noch einmal an.
Mit den Jahren schreibt man schon anders, kennt mehr Möglichkeiten, Subtext zu vermitteln, das Ganze wird eleganter, vielleicht klappen auch endlich Metaphern und wirken nicht nur seltsam gezwungen. Insofern wird man wohl fast jeden älteren Text verbessern können, aber, wie Fee schon schrieb, man muss sich von dem Grundtext lösen, ganz neu formulieren, anders formulieren.
Ich selbst schreibe sehr ungern neue Sachen, liebe aber das Überarbeiten, das Schleifen, Herausarbeiten, wobei meine Rohfassungen einfach nur peinlich grottenschlecht sind.
Wie ist es mit zwei Texten, eine Überarbeitung, einem Neuen? So mache ich das schon mal, um mich zum Neuschreiben zu zwingen.

Feuertraum

Auch ich gehöre zu jenen Autoren, die meinen, dass ein Text immer noch eine Spur besser geht. Und selbst, wenn er eigentlich schon gut ist, so empfinde ich ihn als ziemlich bescheiden (was aber in einem anderen Thread von mir - ich sage einmal vorsichtig - gemutmaßt wird).
Wallrabe hat seinerzeit einen sehr intelligenten Satz gebracht, den ich mir abschreiben und an die Wand pinnen sollte:

Zitat von: WallrabeSchreibt man eine Szene, bei der wirklich alles passt, die Sätze und selbst die Worte für sich, die gesetzten Kommas, der Klang, einfach alles harmoniert und quasi perfekt ist - dann merkt man nachher unter Umständen ernüchtert, dass sich die Stelle nett liest, aber man letztlich in keinster Weise die 10 Stunden erkennt, die man als Autor womöglich hinein gesteckt hat. Nach ein paar Sekunden ist man über die Stelle drüber und sitzt bereits im nächsten Bild. Ohne dass einem vielleicht auffällt, dass der Autor hier anstelle von 10 verschiedenen Formulierungen, Stilmitteln und Verben nur 3 benutzt hat.

Dieser Satz zeigt mir, dass man als Geschichtenschreiber nicht nur das Handwerk des Schreibens verstehen sollte, sondern auch - und zwar ganz besonders - einen Inneren  :wache!: haben muss, der sagt: Okay, hier bist du an einem Punkt, an dem es sich eh nur noch verschlimmbessern würde. Die Frage ist nur: wo diesen herbekommen?

Zitat von: Sabine am 06. Dezember 2015, 11:38:13

Ich möchte einfach, dass es rund klingt, gerade am Anfang. Da fehlt was, nur bekomme ich das nicht so hin wie ich möchte. Soviel Zeit habe ich schon dafür aufgewendet und ich weiß nicht ob sich das wirklich lohnt. Vielleicht glaube ich ja nur den Text zu verbessern, aber in Wahrheit, ist das eine so gut wie das andere und ich mache mich einfach nur selbst verrückt.
Hier ein kleines Beispiel:
Zitat: ,,Es drängte seinen unfreiwilligen Wirt so weit zurück wie es konnte. Nun gehörte der Körper ihm. Seine Substanz breitete sich in ihm aus und je mehr es ihn in Besitz nahm, umso größer wurde seine Freude."

Und nun der Überarbeitete Text: ,,Ich drängte meinen unfreiwilligen Wirt so weit zurück wie ich konnte. Nun gehörte der Körper mir. Meine Substanz breitete sich in ihm aus und je mehr ich ihn in Besitz nahm, umso größer wurde meine Freude."

Mein Mann meint dazu, dass diese Änderungen zu geringfügig sind und ein Leser sie nicht einmal bemerken würde, aber ich find das nicht.

Ich musste mir während einer Maßnahme vom Arbeitsamt mit meinen "Mitstreitern" den Film "The social network" anschauen. Zuckerberg hatte eine Software namens "The facebook" programmiert, und ein cleverer Geschäftsmann erklärte: "Lass das 'The' weg, dann wird es ein Erfolg!"
Ob das im realen Leben tatsächlich passiert ist oder es sich hierbei um eine Idee des Drehbuchautoren handelt, weiß ich zwar nicht, aber wenn ich für mich diese beiden Möglichkeiten gegenüberstelle, zieht der Vorschlag des Geschäftsmannes eindeutig.
Von daher können Sie Ihrem Mann sagen, dass auch kleine Änderungen große Wirkungen haben können.

Ich habe ja alle Zeit der Welt um den Text zu verbessern, nur weiß ich nicht ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Was meint ihr, sollte ich lieber weiterschreiben und meinen ersten Roman so lassen wie er ist? Oder sollte ich dran bleiben?
[/quote]

Meine Grundidee wäre, sich erstmal im Klaren zu sein, was Sie an Ihrem Text stört. Dann sich einen (oder mehrere, jedoch nicht zuviele) Betaleser suchen, allerdings gleich im Vorfeld sagen, worauf diese(r) achten möchte(n) (also eben auf das, was Sie stört.)
Vielleicht auch Betaleser über den Text lesen lassen, denen Sie zutrauen, ehrlich zu sein und Ihnen zu sagen, was zu verbessern ist.

@Klecks: Das mit dem gleich verbessern kommt mir irgendwie bekannt vor ... Ich kenne da auch einen gewissen Herren, der dies mit Vorliebe macht.

Was den Perfektionismus angeht: Ich weiß jetzt nicht, ob es stimmt, aber angeblich soll Tucholsky einmal Druckmaschinen anhalten haben lassen, weil er in seinem Manuskript noch ein Wort austauschen wollte. Aber ich gebe jetzt keine Garantie drauf, dass diese Info stimmt.

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

canis lupus niger

Zitat von: Klecks am 06. Dezember 2015, 11:56:41
Ich weiß von einigen TiZis und generell von einigen Autoren, dass sie ihre fertigen Romane erst einmal eine gewisse Zeit lang ruhen lassen, bevor sie sie überarbeiten.  :D 

So macht es auch Stephen King laut seiner Biographie "Vom Leben und Schreiben".  ;)
Erst zuende schreiben. Dann liegen lassen, dann komplett überarbeiten. Während des Rohentwurfs niemals zurückblättern, und auch nicht mit anderen drüber sprechen. Erstmal den Faden zuende abwickeln, sonst bremst man sich aus und verzettelt sich.

LinaFranken

Ich würde deinem Mann auch Recht geben, dass der Lesen vielelicht nicht unbedingt einen gravierenden Unterschied merken würde., während man als Autor einen Perspektiv-Wechsel für eine Bedutende Änderung hält. Kann das aber gut nachvollziehen, meine ersten drei Kapitel habe ich über 15 (!) Mal überarbeitet und bin eigentlich noch immer nicht vollends zufrieden.  :wart: Es ist aber auch gut möglich, das man diese Zufriedenheit niemals erreicht, gerade weil man für sein Buch das beste will und Nichts gut genug ist. Ich habe es auch mit nem Jahr Abstand nochmal nachkorrigiert und meine "gravierenden" Veränderungen sind meiner Beta-Leserin nicht mal aufgefallen  :wums: Irgendwann ist auch mal genug des Guten. Inzwischen kann ich auch nur raten, es nach dem Fertigstellen einmal in Ruhe durchzulesen und dann gut sein lassen. Am besten unbedingt ausdrucken vor dem letzten korrigieren! Oft übersieht man am Bildschirm Fehler, die einem in gedruckter Form sofort ins Auge springen.

moonjunkie

Ich gehöre auch definitiv zu der Fraktion: erst zuende schreiben, dann liegen lassen, dann überarbeiten. Vielleicht kannst du das einfach mal ausprobieren, ob das auch etwas für dich ist. Also erst den dritten Teil zuende schreiben oder ein gutes Stück weiter und erst nach ein paar Wochen den ersten Band wieder ansehen und überarbeiten. Da mache ich es immer so: Eine Überarbeitungsrunde, manchmal zwei, danach suche ich mir einen oder mehrere Betaleser und sobald ich etwas zurückbekomme, überarbeite ich erneut. Wenn alle Meldungen da sind habe ich also meistens schon drei oder viermal den gesamten Text überarbeitet. Und dann ist wieder genug Zeit vergangen, sodass ich mich noch einmal ans Sprachliche begebe. Das kommt bei mir meistens zum Schluss, zwar ändere ich auch bei den ersten Überarbeitungen schon dies und das, aber erst ist mir das Inhaltliche wichtig und ganz am Ende gehe ich noch einmal über die Sprache.

Fees Vorschlag da tatsächlich den Anfang neu zu schreiben und zu vergleichen mit der ersten Version, finde ich super. Das lohnt sich sicher, gerade weil der Text ja bei dir schon etwas älter ist. Das reicht vielleicht sogar für den Prolog und das erste Kapitel und danach fällt dir der Rest vielleicht auch leichter.

Aber dass 90% reichen, denke ich auch. Vieles fällt den meisten Lesern wirklich nicht auf, allerdings finde ich den Anfang des Buches schon wichtig, der sollte dir schon zumindest zu 90% gefallen, aber wie gesagt: oft hilft einfach der Abstand und irgendwann muss man einfach auch aufhören, weil man sonst entweder verschlimmbessert oder einfach nie fertig wird. Das frustriert mich am meisten, wenn ich gar kein Weiterkommen bemerke. Da helfen die Pausen wirklich sehr, wenn man in der Zeit schon wieder an einem anderen Projekt weitermachen kann.

Maja

Das Board "Autoren helfen Autoren" ist für die Fälle, wo der Plot nicht mehr weiterwill, nicht für Formulierungsfragen. Ich wollte es erst ins Sprachbastelboard schieben, aber da sich jetzt mehr eine allgemeine Diskussion über Fragen des Überarbeitens hieraus entwickelt hat, ist es hier besser aufgehoben.

@Sabine
Bei Unsicherheit, was in welches Board gehört, helfen die Boardregeln. Und "Autoren helfen Autoren" ist wirklich nur für Plotprobleme, :)
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Aljana

Hi Sabine, um mal zu deinem Eingangs dargestellten Text zurückzukommen: Das ist ja nicht nur eine kleine Änderung in der Wortwahl, wie etwa das Wort Straße durch z.B. Gosse zu ersetzen und eine eindringlichere Stimmung zu schaffen, nein du änderst ja völlig die Perspektive. Vom distanzierten Erzähler switched du in den Ich-Erzähler, was eine wie von die geschriebene Passage um einiges eindringlicher machen kann.

Solange du noch so massive Änderungen glaubst vornehmen zu müssen, kann ich gut verstehen, dass dir das ganze noch unfertig erscheint.

Mir ist das Ganze übrigens bei meiner Trilogie ganz gleich ergangen. Ich hatte den dritten Teil schon in großen Teilen fertig. Teil eins und zwei gewiss 20-25 überarbeitet. d.h. wirklich von vorne nach hinten jede Seite gelesen, umgeschrieben, Szenen hinzugefügt oder geändert. und dennoch habe ich selbst nachdem ich der Meinung war 'Jetzt ist es fertig' immer noch mal eine letzte Überarbeitung nach einer längeren Ruhezeit vorgenommen. Damit habe ich jetzt den Eindruck ein 95%iges Ergebnis erhalten zu haben, denn klar, Kleinigkeiten finde ich auch jetzt noch.

Was aber ganz wichti ist, sind Beta-Leser, denn so gut man seinen Text kennt, oder vielleicht auch, weil man ihn so gut kennt, man wird doch betriebsblind und manchmal schaffen die es, einem Dinge aufzuzeigen, auf die man selbst gar nicht kommt. Das erspart doch viele Zwischenschritte.

Araluen

#11
Ich gehöre eigentlich auch zu denen, die direkt editieren... und meistens gleich wieder löschen. Mein Perfektionismus und innerer Kritiker behindert mich da ständig. Der NaNo hat mich da ein wenig erzogen, sodass ich Textpassagen erst einmal stehen lasse und später wieder rein schaue.
Du hast geschrieben, Sabine, dass du bereits am dritten Teil der Trilogie schreibst. Dann rate ich dir, pack den ersten Teil weg und schrieb den dritten zu Ende. Wenn du das Gesamtkonzept dann vor Augen hast, fällt mit Sicherheit auch das Editieren des ersten Teils leichter. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Fees Vorschlag funktioniert. Einfach nochmal schreiben mit dem alten Skript daneben zum Vergleich. Ich weiß ja nicht, wie lange du schon daran schreibst. Vielleicht hat sich dein Stil oder deine Idee von gutem Stil mittlerweile einfach geändert und deshalb gefällt dir der erste Entwurf nicht mehr. So geht es mir zumindest, wenn ich in die bestehenden Kapitel meines "Streuners" rein schaue. Ich mag die Geschichte und grusle mich auch nicht, wenn ich sie lese. Aber ich glaube nicht, dass ich daran noch weiter schreiben könnte, geschweige denn, dass ich heute noch so schreiben würde.
Das ist wie mit dem Essen: Der Geschmack ändert sich regelmäßig. Plötzlich mag man Sachen, die man nie ausstehen konnte und kriegt andere Dinge nicht mehr herunter. Beim Schreiben ist das ähnlich. Vor allem wird man da auch von dem geprägt, was man liest. Liest man viel von dem einem Autor, fühlt man sich natürlich auch zu dessen Stil hingezogen. Vielleicht ist es nur unterbewusst, aber man möchte genauso schreiben oder zumindest ähnlich.
Was ich sagen will. Vielleicht stimmt mit deinem Prolog alles und nur deine Anforderungen haben sich geändert. Die Frage kann dir tatsächlich dann ein Beta-Leser beantworten.

Sabine

Danke für die vielen lieben Kommentare, zu meinem Problem. Gestern habe ich einer Freundin einen Teilabschnitt meines Buches vorgelesen. Einmal in der Ursprünglichen und danach in der verbesserten Version. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was ich daran geändert habe.
Also denke ich, dass einem Leser meine Bemühungen nicht auffallen werden. Aber darum geht es mir gar nicht. Mir ist bewusst, dass man eine 100% Zufriedenheit nicht erreichen kann, dennoch stören mich einige Stellen. Das lässt mir einfach keine Ruhe und deshalb werde ich wohl erst dann am dritten Teil weiter schreiben können, wenn das Problem behoben ist. Die Überlegung, den Prolog noch einmal ganz neu zu schreiben, hatte ich auch schon, vielleicht werde ich das tun.
Und was die Beta-Leser betrifft, die gab es für beiden Romane. Nur kann ich von meinen Freunden nicht verlangen, den Text wieder und wieder zu lesen. Irgendwann fällt ihnen das sicher auf den Wecker. 

@Feuertraum: Ja, das Zitat von Wallrabe gefällt mir auch sehr gut. Und er hat Recht, mit dem was er schreibt. Es ist wirklich fraglich, ob das Ergebnis, die vielen Stunden die man in einen Text investiert hat, wert sind.

@ Maja: Tut mir leid, ich kenne mich noch nicht so gut aus. Beim nächsten Tema, was ich beginne, werde ich zuerst nachschauen.  :)
Wumm! Genau so ergreift der Habicht einen Spatz.
Eine Schnecke besteigt einen Berg, sehr langsam.

HauntingWitch

Ich bin auch jemand, der den Rohentwurf lieber erst einmal ein paar Wochen liegen lässt, bevor ich überarbeite. Ich habe dann viel mehr Überblick und sehe die Schwächen besser. Dafür ändere ich umso mehr. ;) Ich bin ja auch Bauchschreiberin, das heisst, bei mir funktioniert alles sehr intuitiv. Meistens habe ich anfangs nur eine Idee und eine ungefähre Richtung, mit der ich starte. Der "richtige" Plot entwickelt sich erst während dem Schreiben, so ca. nach dem ersten Drittel. Das erste Drittel ist deshalb meistens das reinste Chaos und wird am meisten umgeschrieben.

Das Gefühl, nicht aufhören zu können, kenne ich. Erst vor ein paar Wochen habe ich ein Projekt eingestampft deswegen. Mein allererster Roman, ich hatte sieben Jahre daran, drei Versionen existieren (wobei ich glaube, dass die erste irgendwo in den tiefen des schwarzen Lochs, das meine Festplatte ist, verschwunden ist ;D). Und wenn so ein Manuskript, so ein Herzensprojekt, ja sozusagen sogar Lebensprojekt, so alt bin ich ja noch nicht, dann erst einmal fertig ist, würde man das natürlich gerne bei einem Verlag unterbringen. Also, Bewerbungen verschickt, abgelehnt worden, Kritik bekommen. In meinem Kopf arbeitet es ein wenig und schon wieder habe ich tausend Ideen, was ich jetzt alles noch besser machen könnte... Ich habe nur Angst, dass ich es kaputt mache, wenn ich es jetzt noch einmal anfasse, quasi zu viel überarbeite dann. Andererseits ist da dieser Gedanke, dass die Geschichte besser funktionieren würde, wenn ich dieses oder jenes umbaue... So könnte das ewig weitergehen. Aber das frisst mich irgendwie auch auf und habe kaum noch Raum für andere Projekte, wenn ich an diesem weiterarbeite. Deshalb habe ich es jetzt begraben. Klingt hart, aber ich glaube wirklich, dass ich sonst als Autorin nicht weiterkomme.

Aphelion

Ohne Termindruck habe ich festgestellt, dass längeres Liegenlassen am sinnvollsten ist. Bei zu kurzen Abständen zwischen Überarbeitungen besteht die Gefahr, jedes Mal nur ein paar Kleinigkeiten verbessern zu können. Mit längeren Pausen gehe ich nicht nur objektiver an den Text heran, sondern entwickle mich in der Zwischenzeit auch (hoffentlich ;) ) weiter.

So große Änderungen, wie sie hier zum Teil angesprochen wurden, habe ich allerdings nicht (mehr). Gute Planung hilft dabei schon weiter, mag und macht aber natürlich nicht jede/r.

Statt drei oder vier Überarbeitungen in kurzen Abständen mache ich "nur" noch eine große - die auch nicht die letzte ist. Dadurch wird Überarbeiten deutlich effektiver und manchmal ist es auch ganz gut, sich selbst auszubremsen.

Austoben kann ich mich währenddessen genügend mit anderen Projekten. :) Ob dieses Vorgehen deshalb auch funktionieren würde, wenn man nur ein Projekt schreibt, weiß ich nicht.