• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!

Begonnen von Feuertraum, 09. Juni 2007, 13:10:14

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lavendel

Och nö, Duana. Das wär mir auch zu anstrengen ;)

Ehrlichgesagt hab ich mir bisher noch gar keine Gedanken darüber gemacht, womit ich mich wohler fühle... Ich glaube, bei mir geht beides - bisher hat mir zumindest noch keiner vorgeworfen, meine männlichen Charas wäre irgendwie unglaubwürdig ::)

THDuana

Früher hatten meine Geschichten nur Protagonistengruppen ::) Ein Gleichgewicht aus Männlich und Weiblich. Dann hatte ich öfter Protagonisten.
Die Heldinnen holten aber ihr Recht zurück und jetzt ist es wieder ausgeglichen - ohne die Protagonistengruppen ;)

Allerdings frage ich mich, ob manche Autoren wirklich anders mit dem "anderen Geschlecht" als Figur umgehen, als zB mit einem Magier oder Ork...

Lavendel

Wobei, wenn ich drüber nachdenke, finde ich es interessant, dass das andere Geschlecht genauso verschieden vom eigenen sein soll, wie z.B. ein Ork :rofl:

THDuana

Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 16:01:24Wobei, wenn ich drüber nachdenke, finde ich es interessant, dass das andere Geschlecht genauso verschieden vom eigenen sein soll, wie z.B. ein Ork :rofl:
Eben. Theoretisch müsste sich eine Frau in einen Mann besser versetzten können, als in eine Magierin und ein Mann besser in eine Frau, als in einen Ork. Oder? ;)

Hr. Kürbis

Ich denke mal eher, Volker meint wer sich in einen Ork oder Elfen versetzen kann, der schafft auch das andere Geschlecht!  :rofl:

Also ich denke mal, das ist alles kein Problem mit dem Unterschied zwischen was-auch-immer. Ob ein Autor "glaubwürdig" vom anderem Geschlecht schreiben kann, beurteilen sowieso immer die Leser, dessen Geschlecht auch wieder eine Rolle spielt. Hat zum Beispiel eine Mann eine Frau als Protagonistin geschildert, werden Leserinnen diese eh anders wahrnehmen als Leser. Auch da gibt es ja himmelweite Unterschiede, ein Umstand, der mir in meiner Schreibgruppe immer wieder auffällt. Männer und Frauen schreiben nicht nur anders, sie lesen natürlich auch anders...
Im Fantasy-Genre halte ich diese Diskussion sowieso für ziemlich überflüssig (wenn auch nicht uninteressant), da Geschlechtergrenzen hier eh oft gesprengt werden und sich Frauen auch wie Männer benehmen und umgekehrt.

Aber man stelle sich nur mal vor, "Nicht ohne meine Tochter" wäre kein autobiografischer Roman, sonder fiktiv und von einem Mann verfasst worden... Das wäre wohl ziemlich schwierig geworden.

Warlock

Bei einer Freundin von mir ist es so, dass sie eigentlicht nur männlichen
Charaktere nimmt. Ich habe schon viele Texte von ihr gelesen (wie tauschen
untereinander aus) und ich muss sagen, dass ich bei keiner ihrer Charaktere
ein Problem sehe, das Gegenteil ist der Fall.

Lavendel

Naja, bei Nicht ohne meine Tochter könnte ich mir vorstellen, dass das Buch u.U. gar kein erfolg geworden wäre, hätte man nicht diesen Extrakick Authenzität dabei gehabt hätte.

Also weißt du, Hr Kürbis, ich bin gar nicht so überzeugt davon, dass man die Texte von Männern und Frauen immer ganz einwandfrei auseinanderhalten kann. Gesetzt den Fall, man kriegt Texte, von denen man nicht weiß, ob sie von Männlein oder Weiblein geschrieben wurden, und man solltes eine Zuordnung treffen - ich wäre mir nicht so sicher, wie hoch die Trefferquote wäre...

Ich pflichte dir aber auf jeden Fall bei, was das sprengen von Grenzen betrifft (das gilt meiner Ansicht nach übrigens nicht nur für Geschlechtergrenzen). Unterschrieben :jau:

Hr. Kürbis

@Lavendel
Ja, stimmt, "Nicht ohne meine Tochter" ist kein gutes Beispiel, aber ein besseres fiel mir jetzt nicht eine...
Und mit dem anders schreiben und lesen meine ich in der Hinsicht, dass Männer es gerne direkter haben in ihren Texten, Frauen hingegen auch mal "zwischen den Zeilen" schreiben/lesen.
Kommt bei uns immer wieder vor, dass die Herrschaften sagen: "Das steht so aber gar nicht im Text!" und die Damen antworten: "Das ergibt sich aber aus Satz X und Y!"

Ich bin da Wanderer zwischen den Welten, raffe schon ziemlich viel, aber längst nicht alles...  :d'oh:

Lavendel

Sehr erhellend zu dem Thema schreiben Frauen und Männer nun unterschiedlich:

http://www.kritische-ausgabe.de/hefte/frauen/frauwolff.pdf

Wer interessiert ist, lese das. Eine gute und knappe Zusammenfassung dieser Problematik, aufgebaut auf einem netten Zitat von Marcel Reich-Ranicki.

Ary

Wenn ich mir meine Geschichten so angucke - ich habe fast keine weiblichen Hauptfiguren, die Hauptcharaktere sind alle männlich. In Wüstenfeuer habe ich ein paar weibliche Sidekicks drin, aber meine "Jungs" sind die, die Geschichte tragen. Über Heldengruppen schreibe ich so gut wie nie.
Ich bin da eh etwas komisch - beim Rollenspiel spiele ich am liebsten männliche Charaktere und ich lese lieber über männliche als über weibliche Helden. Mir geht's da wie Artemis - ich mag sie einfach lieber.
Natürlich wurde mir auch schon oft genug vorgeworfen, dass meine Männer nicht männlich genug handeln würden und eigentlich von weiblichen Verhaltensweisen nur so strotzen. Das schreckt mich aber trotzdem nicht ab, es weiter mit den Männern zu versuchen. :)
Wahrschienlich kommen die Vorwürfe der "Unmännlichkeit" meiner Helden daher, dass ich sie auch gerne mal kräftig leiden und bluten lasse. Meine Helden sind nicht perfekt und meistens haben sie eine so komplette Vollmeise, dass man sie eh am besten gleich irgrndwo einweist.
Liebesgeschichten gehören für mich auch nicht zwingend zu einer guten Geschichte dazu. Wen sie passt, wenn die Geschichte darauf aufbaut, dann ja, gerne, aber wenn sie nur an den Haaren herbeigezogen ist, weil ja angeblich zu jeder geschichte das Gebalze und Geknutsche dazugehört - nein danke.
Ich glaube auch nicht, dass es gerade Frauen sind, die immer eine Liebesgeschichte in ihren Romanplot mit einfriemeln müssen. Männer können das auch ganz gut. Dan Browns "Sakrileg" hätte auch ohne die Liebesgeschichte gut funktioniert. :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Drachenkind

Hach, ein Thema, zu dem ich als Neuling was sagen kann! ich versuch's mal:

Die englische Schriftstellerin Rosemary Sutcliff, eines meiner Riesen-Vorbilder, hat einmal in einem Interview über ihren Artus-Roman "Sword at Sunset" gesagt, er sei am Anfang überhaupt nicht in Gang gekommen, bis sie merkte, dass sie ihn in der ersten Person schreiben muss. Das hatte sie bisher noch nie gemacht (danach schon noch ein paar Mal und ihre Protagonisten sind zu 90% Männer oder Jungen, ihre Frauen und Mädchen fallen oft erheblich ab. Hat sicher auch mit ihrer Biographie zu tun, als schwer Körperbehinderte hat sie wahrscheinlich ganz andere Erfahrungen mit Mann- bzw. Frau-Sein gemacht als als Ottilie Normalverbraucher). Sie sagte weiter, nach der Fertigstellung des Romans habe sie ein halbes Jahr gebraucht, um wieder sie selbst zu werden. "18 Monate lang habe ich als Mann gelebt, gefühlt, geträumt, gedacht." Der Roman ist großartig, leider m.W. nie ins Deutsche übersetzt, und absolut glaubwürdig, aber ich frage mich immer noch, wie sie das gemacht hat. Woher hat sie gewusst, wie man als Mann lebt und fühlt, denkt und träumt. Nun, sie glaubte an Reinkarnation, aber wenn man das nicht tut, bleibt nur noch Genie übrig.

Ich selber habe mich noch nicht an männlichen Prots versucht. Ich befürchte immer, die Männer so zu schildern, wie ich gerne möchte, dass sie sind und das würde fürchterlich alebrn wirken, wenn ich aus einer männlichen Perspektive schriebe, glaube ich. Als Frau/Mädchen kann ich nach Herzenslust projizieren und meine Heldinnen mit ganz verschiedenen Typen umgeben, wobei mir Väter und Brüder lieber sind als Freunde bzw. Liebhaber.

:)
Drachenkind

Lavendel

Naja, aber es kommen immerhin Männer vor. Irgendwie wollen die ja auch beschrieben sein, wollen handeln, zur Geschichte beitragen - und zwar ohne albern zu sein.
Also, wenn deine anderen männlichen Figuren nicht albern sind, wieso sollte dann ein männliche Protagonist albern wirken?
Klar, der Protagonist kommt halt (fast) immer vor und man muss dementsprechend intensiv mit ihm umgehen - aber so lange man sich nicht in Klischees verstrickt und sich lange genug mit dem Charakter beschäftigt, glaube ich nicht dass er lächerlich wirken würde, nur weil er männlich ist und die Autorin weiblich.

@Aryana: Findet es jemand aus deinem Umfeld 'unmännlich', wenn Männer leiden? Männer sind auch Menschen... außerdem haben gute Protas nunmal eine Vollmeise. Leute, die das Zeug zu Protas haben, gibt es im wahren Leben nie (sonst wäre es nicht spannend über sie zu lesen/schreiben). Manche Autoren tun so, als wäre ihre Protas ganz normale Leute, aber mal ehrlich, in Wirklichkeit würdest du auch solche 'Normalos' nirgends finden, weil sie eben doch nie ganz normal sind ;D.

Ary

@Lavendel: Ohja, mir wurde schon das eine oder andere Mal vorgeworfen, dass meine männlichen Protagonisten eigentlich nur Frauen in Männergestalt und mit Männernamen wären.
*Ich* weiß, dass Männer nicht gerade dazu neigen, ihre Gefühle zu zeigen. Mein Protagonist kommt aber aus einem Volk, bei dem es durchaus üblich ist udn nicht als unmännlich gedeutet wird, wenn auch mal ein Mann Gefühle wie Trauer oder Schmerz offen zeigt. Naja. Gefällt hat nicht jedem! :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Lavendel

Hm... soll es nicht auch im richtigen Männer leute geben, die offener mit ihren Gefühlen umgehen, als sagen wir mal Conan? Natürlich kenne ich jetzt deine Texte nicht, also kann ich das auch schlecht beurteilen, aber ich halte es für ein Vorurteil, dass Männer seltener Gefühle zeigen als Frauen. Ok, es kann sein, dass z.B. das Weinen in den meisten Kulturkreisen bei Männer irgendwie verpönt ist und sie es deshalb seltener tun als Frauen...
Aber ich frage mich, warum es 'harte' Frauenfiguren, die sich benehmen wie 'echte Kerle' schon längst akzeptiert sind (und auch ernst genommen werden), Männerfiguren aber, die vermeintlich zu viel Gefühl zeigen gleich als Heulsusen oder Schmalzlocken gelten.

(Mal so ein kleines Experiment für mitmachbegeisterte: Liebe Frauen, setzt euch doch mal möglichst 'männlich' auf einen Stuhl. Breitbeinig, einen Arm lässig über die Lehne. Und liebe Männer, überschlagt doch mal die Beine und legt beide Hände auf das obere Knie. Und wer von euch kommt sich jetzt albern vor?)

Grey

meeeep  :hand:

ICH setze mich sehr selten in beschriebene Position

Zitatüberschlagt doch mal die Beine und legt beide Hände auf das obere Knie.

Da käme ich mir tatsächlich albern vor  :ätsch: