• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ideensammeln mit der Ideenmatrix nach Richard Norden

Begonnen von Malinche, 30. September 2015, 16:14:03

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Malinche

So, ich habe gerade zum wiederholten Male festgestellt, dass wir zu dieser Methode noch keinen Plot, äh, Thread haben.

Im Prinzip geht es um die Methode, die Richard Norden in seinem E-Book "Kreativ mit der Matrix" beschreibt. Ich kann das Buch aufrichtig empfehlen, starte den Thread aber trotzdem hier im Workshop und nicht bei den Buchempfehlungen, weil die Methode grundsätzlich auch ohne das Buch funktioniert (es hilft aber sehr!), und weil ich es spannender finde, mit Fokus auf die Methode zu diskutieren: Wer nutzt sie auch, was macht ihr anders, was sind eure Erfahrungen?

Die Ideenmatrix ist grundsätzlich keine Plotmethode, mit der man sich direkt eine fertige Romanhandlung baut. Sie soll aber dazu dienen, quasi die Bausteine für einen Plot zu liefern, indem man per kreativer Assoziation zunächst lose Ideen miteinander verknüpft. Zur Beschreibung klaue ich mal bei mir selbst zwei Absätze, mit denen ich die Methode schon mal im Battle mit Alana beschrieben habe:

Zitat von: MalincheAuf die Ideenmatrix hat mich Aquamarin vor einiger Zeit gebracht, das basiert auf dem Ebook hier, ich kann es wirklich empfehlen. Man nimmt sich einen Stoß Karteikarten (für einen Roman werden 20 Stück empfohlen) und schreibt da eine Mischung aus Figuren (zum Beispiel "ein zickiger Piratenkapitän"), Orten ("ein verlassenes Kloster"), Gegenständen ("ein verstimmtes Klavier") und anderen Begriffen (das ein oder andere Oberthema wie "Vertrauen" oder vielleicht auch Krams wie "ein uraltes Versprechen") auf. Also natürlich alles Elemente, von denen man weiß, dass man sie in seinem Projekt haben will oder schon hat. Im Ebook gibt es noch mal gute Tipps dazu, wie man das abmischt und was man bei den Begriffen beachten sollte.

Dann mischt man die Karten, legt sie in vier Fünferreihen aus und geht sie alle nacheinander durch. Man überlegt sich immer, was eine Karte jeweils mit den Begriffen von vier umliegenden (links drunter, genau drunter, rechts drunter, rechts daneben) zu tun haben könnte - also, was ist mit dem Piratenkapitän und dem alten Kloster? Vielleicht war es früher ja nicht verlassen und er ist da aufgewachsen. Man guckt halt wirklich, was einem als erstes so einfällt, und notiert sich das, wenn man das für eine Karte mit allen vier Nachbarn durchgespielt hat, geht man zur nächsten.

Das dauert eine ganze Weile, bis man alle Begriffspaare durch hat. Es lohnt sich aber nach meiner Erfahrung, das am Stück zu machen, weil das Hirn erst einmal "warm werden" muss - und während die ersten Assoziationen oft noch sehr geradlinig und behäbig sind, wird es mit der Zeit immer besser.

Manches überlappt und wiederholt sich natürlich, und nicht immer sind die Ideen grandios ausgefallen (ich durfte mal assoziieren, was "Alkohol" mit "Kopfschmerzen" zu tun hat ;D). Aber in der Regel liefert es eine Menge Material, bei dem man natürlich erst mal gründlich aussieben muss - dafür aber auf Zusammenhänge stößt, die man vorher nicht gesehen hat.

Es gibt mittlerweile auch eine Software dazu, Ascribo, zu der wir auch schon einen Thread haben. Persönlich muss ich aber sagen, dass ich für die Matrix lieber echte Karteikarten nehme und mir die Ideen auch leichter kommen, wenn ich nicht am Bildschirm sitze und sie vor allem per Hand aufschreibe.

So. Mehr fällt mir gerade nicht ein. Jetzt seid ihr dran. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Inea

Ich habe das eBook ebenfalls gelesen und nutze die Matrix ebenfalls. Allerdings habe ich sie mir ein klein wenig anders aufgebaut als beschrieben:
Ich habe mir Karteikarten in sechs verschiedenen Farben gekauft und diese dann mit den Begriffen beschrieben. So sehe ich automatisch den Unterschied von Ort zu Thema zu Person und so weiter, einfach eine visuelle Hilfe die auch noch schön anzusehen ist :).
Außerdem sammle ich alle meine Karteikarten anschließend in einer, manche Autoren werfen sie ja auch weg und machen beim nächsten Mal ganz neue. Mit meiner Sammlung meine Ideen aber mit jedem Mal, wenn ich die Matrix benutze. Und wenn ich dann mal gar keine Ideen habe, kann ich mir einfach bereits geschriebene Karteikarten mischen und komme auf nochmal mehr Möglichkeiten.

Wallrabe

Bisher noch nie davon gehört gehabt, muss ich gestehen - aber das klingt ziemlich cool und nach meinem Geschmack. Finde solche "Karteikartentechniken" ohnehin bisweilen faszinierend - bzw faszinierend wie einfach aber auch ungemein effizient sie sein können. Werde ich definitiv ausprobieren. Gerade 'mal stöbern, aber das könnte mir vielleicht gar für meinen NaNo-Plot weiterhelfen : P

Alana

#3
So, jetzt melde ich mich auch mal zu Wort. Ich persönlich finde die Methode absolut genial, weil sie hilft, den Plot zu verdichten und aus einer eindimensionalen ersten Plotidee ohne große Schwierigkeiten einen Roman mit Substanz und logisch ineinander greifenden Subplots zu machen. Wichtig ist dabei allerdings, dass man es wirklich richtig macht und damit meine ich das zugrunde liegende Zufallsprinzip. Ich glaube, dieses Kartenauslegesystem ist Geschmackssache, ich mache das völlig anders, aber wichtig ist eben, dass man die Karten zufällig auswählt und nicht bewusst.

Meine Methode geht so:

Ich schreibe mir alle wichtigen Figuren, Orte, Dinge, Organisationen etc. auf Kärtchen. Das sind meist deutlich mehr als 20. Dann nehme ich eine Karte, über die ich mehr wissen will, und ziehe dazu vollkommen zufällig eine aus dem Stapel. Habe ich die beiden abgearbeitet, ziehe ich eine weitere und setze sie zu den beiden bisherigen in Bezug. Dadurch kommt man auf vollkommen neue Verbindungen zwischen Elementen, die vorher keine hatten oder die man eben nicht bemerkt hat. Das hilft, richtig tolle Subplots zu bauen oder überraschende Wendungen besser vorzubereiten.

Für mich ist es effizienter, eine Karte auszuwählen, über die ich mehr erfahren will, anstatt zwei zufällige auszuwählen, weil ich so ganz zielgerichtet brainstormen kann. Das wichtige Zufallselement bleibt durch das zufällige Kartenziehen trotzdem vorhanden. Außerdem lässt sich diese Methode sogar im Laufen praktizieren, was ich schon gemacht habe, wobei schreiben auf die Kärtchen im Laufen eine Herausforderung ist, aber es geht. ;D Und ich kann einfach im Laufen am besten denken.
Alhambrana

Trippelschritt

Ich kenne diese Methode nicht, habe aber in anderen Zusammenhängen gern und oft mit einer Matrix gearbeitet wie dem morphologischen Kasten oder dem Raum-Zeit-System Kubus. Alle diese Ansätze haben vor allem zwei Vorteile. Durch eine systematische Kombination aller Elemente findet man Beziehungen, die einem beim Zufallsdenken entgangen sind. Und bei zu vielen Elementen und einer Zufallsauswahl wie in dieser Methode kommt man aus den für einen Autor tödlichen Straßenbahngleisen raus, die nur in eine feste Richtung führen. Denkblockaden zu überlisten lohnt sich immer.

Liebe Grüße
Trippelschritt

jokergirl

#5
Ich habe gerade eine ähnliche Methode angewendet, und zwar aus dem "Fiasco" - Rollenspielbuch. In der macht man auch Karteikarten, allerdings fängt man da bei den Beziehungen zwischen den Charakteren an. Nicht alle Charaktere müssen eine Beziehung haben, aber es sollte zumindest einmal im Kreis herum gehen. An die Beziehungen knüpft man dann Elemente (Orte, Objekte und Bedürfnisse) an. Das fand ich eigentlich recht praktisch, weil man so alle Charaktere immer in den Plot einspinnt und keiner mit seinen Sachen allein da steht.

Barra

Danke Gwee für die Verlinkung aus dem NaNo Warm Up. Mir gefällt diese Idee gut und ich bin dabei sie auszuprobieren, in der Hoffnung, meine PlotLücken noch zu lichten. Klingt auf jeden Fall einfach umzusetzen, also genau richtig für mich.

Ixys

Oh wow, ich habe bisher noch nie von dieser Methode gehört, aber es klingt nach genau dem, was ich gerade brauche! Ich stecke gerade fest, habe schon gut ausgearbeitete Charaktere und einige Ideen, aber so, wie ich die Sachen im Moment miteinander verknüpft habe, funktioniert mein Plot nicht richtig. Ich werde das auf jeden Fall gleich diese Woche einmal ausprobieren. Juhu, ich freu mich gerade schon richtig darauf  :D Werde dann Bericht erstatten ob es funktioniert hat.
Stones taught me to fly
Love taught me to lie
         Damien Rice, "Cannonball"

Arcor

Danke für die Threadnekromantie, Ixys.  ;D

Die Methode klingt wirklich gut und da ich gerade hoffe und plane, wieder zurück zum Schreiben zu finden, ist so ein Kreativitätsanschub vielleicht genau das Richtige. Karteikarten sind schon bestellt.  ;)
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Faye

Ich habe auch irgendwann mal über diese Methode gelesen und sie auch ausprobiert. Mit den richtigen Begriffen und wenn man bereits eine Grundidee hat, funktioniert das wirklich gut. Ich wünsche dir also viel Erfolg, Ixys!
Ich weiß, dass ich damals, als ich das ausprobiert habe, fast nur Charaktere aufgeschrieben habe, da ich davon relativ viele hatte und es so ein bisschen schwierig wurde. Aber ich habe trotzdem neue Ideen bekommen, obwohl ich das nicht so erwartet habe. Besonders Denkanstöße in Richtungen, in die man sonst gar nicht denken würde, kann man hiermit bekommen.

Arcor

Ich krame den Thread noch einmal hoch, da ich die Matrix-Experten mal fragen möchte: Habt ihr die Methode schon einmal verwendet, um einen Plot zu retten, bei dem ihr euch komplett festgefahren habt? Richard Norden schildert den Fall auch im Buch, ich bin mir aber icht ganz sicher, wie er funktionieren soll, ohne dass man ständig denkt "Ja klar, die beiden Begriffe, da habe ich ja schon die Ideen X, Y und Z." Blockiert man sich nicht, wenn man die Methode bei einem Projekt anwendet, wo man eher vor lauter Ideen den roten Faden nicht mehr sieht?  ???
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Alana

Neue Ideen können immer helfen und Knoten auflösen. Wenn es aber tatsächlich so ist, dass du den roten Faden nicht mehr siehst, würde ich dir erst mal dazu raten, alles auf Karteikarten zu schreiben und dann zu sortieren. Das hilft mir immer super dabei, den roten Faden zu finden. Danach kannst du dann die Matrix sicher noch mal brauchen.
Alhambrana

Arcor

Danke, @Alana, das probiere ich mal aus. Ich habe es schon virtuell versucht, erst mit Excel-Tabellen, dann mit CMap-Tools, hänge aber immer noch wahnsinnig fest und befürchte, ich verzettel mich einfach zu sehr.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Alana

#13
Ich kann das virtuell gar nicht, ich muss sowas immer auf Papier machen. Viel Erfolg! Achso, ein Tipp noch für den roten Faden: Die Figur sollte in jeder Szene ein bestimmtes Ziel haben und dieses Ziel sollte immer einen direkten Zusammenhang mit dem Hauptziel der Figur haben. Das hilft mir oft dabei, den roten Faden zu finden oder zu halten.
Alhambrana

Fianna

Eine Frage: Richard Norden vertritt in dem Ebook die Ansicht, möglichst allgemeine Begriffe zu wählen, um mehr Ideen zu bekommen.
Ich denke mir dagegen, dass ich keine 16 oder mehr Notizen auf die Karten machen will, lieber 1-4 ungewöhnliche. (Natürlich wird nicht jeder Begriff so speziell sein.)

Wie haltet ihr das, sehr allgemeine Begriffe oder gut durchgemischt? Oder sucht jemand von euch sogar extra einige eingegrenzte ungewöhnliche Karten  beim Brainstorming?