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eBook-Preis bei Kleinverlagen

Begonnen von Kaeptn, 19. Oktober 2014, 19:47:09

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Kaeptn

Und die Wurdack-eBooks verkaufen sich gut? Hohe eBook-Preise könnten ja auch Ausdruck des Wunsches sein, seine Print-Verkäufe nicht zu kannibalisieren.

gbwolf

#16
Ich kenne viele (Klein-)Verlage, bei denen Print und eBook sich ungefähr 50:50 verkaufen und die Preise für das eBook deutlich über 5 Euro liegen. Wer ein volles Bücherregal hat und nicht zu denen gehört, die Bücher schnell wieder auf den Gebrauchtbuchmarkt werfen, scheint gern bereit zu sein, für ein gutes eBook den Preis einer Kinokarte zu investieren.

Trifft das mit der Angst vor dem schlechten Abverkauf der Printauflage denn auch auf Kleinverlage zu, die in der Regel keine Zigtausenderauflagen bei den Barsortimentern liegen haben? Da kenne ich mich nicht aus.


Edit: Hierzu als Ergänzung eine Verlinkung zum SF Netzwerk mit Aussage von Ernst Wurdack: Die Preisgestaltung von (E-)Büchern.

Christopher

Ich meine damit, dass ich mich bei Prints seltenst darüber geärgert habe, dass da massive Fehler drin sind. Damit meine ich nicht inhaltliche (der Typ war eben doch noch tot!) sondern rein handwerkliche Fehler.

Beispiel aus dem letzten Buch:
Da sind ständig Worttrennungen, mitten im Absatz. Ich kenne mich mit den Formatierungen und Arbeiten die man machen muss um vom üblichen Format auf ein eBook Format zu kommen nicht aus. Aber: Das wird da nicht hingehören. Ich vermute, dass eine manuelle oder automatische Silbentrennung da übernommen wurde. Das passiert da ständig und stört mich einfach. Dazu viele, viele Tippfehler (Name des Protas falsch geschrieben, Buchstabe vergessen usw. usf.) und Satzstellungen, bei denen sogar ich mir die Haare raufe.
In der Leseprobe war das kein Problem, da war alles schick und gut. Aber je weiter ich lese, desto tiefer werden die Abgründe.

Ich denke, bei einem eBook ist die Hemmschwelle es herauszubringen auch deutlich niedriger. Wenn in einem gedruckten Buch noch Fehler drin sind, ist das eine Katastrophe, die Auflage ist damit fehlerhaft und mit den xxx (oder mehr) schlecht gemachten Büchern muss man dann leben. Bei einem eBook fallen die Fehler vielleicht irgendwann auf und werden fix geändert und alles ist gut. Ich glaube, dass aus diesem oder anderen Gründen, weniger Sorgfalt aufgewand wird.
Zumindest sagt das bisher meine Quote aus schlechten Prints (sehr, sehr wenige) zu schlechten eBooks (sehr, sehr viele).

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass eBooks recht neu sind, Prints einer ersten Auflage habe ich glaube ich nur sehr wenige. Erstauflagen bei eBooks glaube ich einige mehr. Wobei man bei der Möglichkeit der Aktualisierung von Büchern über Amazon kaum noch von Auflagen sprechen kann.

Oder es liegt wie gesagt an der Schwemme von schlechten Selfpublishern und geizigen/unengagierten Klein- und Kleinstverlagen, die den eBook Markt mit halbgarer Ware überschwemmen.

Woran es letztendlich liegt, kann ich nicht sagen. Die Konsequenz die ich vermutlich bald daraus ziehen werde, hab ich oben ja beschrieben.
Be brave, dont tryhard.

Timmytoby

Du hast natürlich recht, dass viele E-Books schlicht Schrott sind, zumindest vom technischen Standpunkt her gesehen.
Aber wie ich oben erwähnte: Das ist eine Folge des teuren Lektorats. Ein professioneller Lektor verlangt mindestens 4-5 Euro pro Normseite und liegt damit noch unter den empfohlenen Preisen des Verbands.
Bei 200 Normseiten und 1,50 Euro Umsatz pro verkauftem Buch, kann man sich schnell ausrechnen, wieso viele Selbstveröffentlicher vor dieser Investition zurückschrecken.

Was hilft als Gegenmaßnahme? Vor dem Kauf einen Blick ins Buch werfen (das bieten wirklich alle Händler an) und auch mal schauen, ob ein Verlag genannt wird oder das Ganze selbst veröffentlicht ist. Das sieht man nämlich bei nahezu allen Händlern auf einen Blick.
Wenn du das Risiko nicht eingehen magst mit den schlecht erstellten E-Books, dann kaufst du halt nur noch die von (Groß)-Verlagen oder die, die du auf Seiten wie Goodreads oder Lovelybooks/Whatchareadin empfohlen bekommst.
Mal davon abgesehen, dass du wenigstens mal bei Amazon mit zwei Klicks auch ein ungenügendes E-Book zurückgeben kannst. Hat bei mir vor ein paar Wochen problemlos funktioniert.

Ganz ehrlich: Das ist für mich nichts anderes als ins Kino zu gehen oder mir ein Computerspiel zu kaufen: Bevor ich zuschlage informiere ich mich halt erst. Wenn ich vorher keine Kritiken lese, dann brauch ich mich auch nicht zu beschweren, wenn ich einen grützigen Film zu sehen bekomme. Und das trifft bei Büchern ebenso zu. Egal ob sie selbst veröffentlicht sind oder von einem Verlag stammen.


Christopher

Glaub mir, meine Auswahl war schon kritisch. Kein Kauf ohne vorher die Leseprobe zu lesen, kein Kauf ohne vorher die besten und schlechtsten Rezensionen gelesen zu haben. Trotzdem hat es nichts am Ergebnis geändert  :omn:
Be brave, dont tryhard.

Alana

#20
Meine Erfahrung sagt, dass sich ebooks, die mehr als 1 Euro pro hundert Seiten kosten, nicht gut verkaufen. Ausnahmen gibt es sicher, aber ein zu hoher Preis nutzt keinem. Bücher verkaufen sich exponentiell besser, je günstiger sie sind. Ein Preis zwischen 1,99 und 3,99 funktioniert je nach Seitenzahl am besten. Ab 4,00 Euro ist Schluss. Da wird nicht mehr gekauft, egal wieviele Seiten es sind. Außer Gesamtausgaben. Was Romane angeht: Zwei Bände a 300 Seiten zu je 2,99 können sich sehr gut verkaufen. Das gleiche als ein Band mit 600 Seiten für 4,99 wird sich eher nicht verkaufen. Das sind meine subjektiven Beobachtungen.
Alhambrana

Nika

Großverlage können ihre eBooks so teuer anbieten, weil sie ohnehin auf die Printbücher setzen. Kleinverlage können das in den seltensten Fällen und müssen viel mehr auf die eBooks setzen. Sind diese zu teuer werden sie nicht gekauft. Frag doch mal in deinem Bekanntenkreis, wie teuer ein eBook sein darf, frag mal bei Buchbloggern und normalen Lesern.

Alanas Zahlen sind da gute Anhaltspunkte: Unter 1 € werden die Bücher als billig angesehen (und damit meine ich nicht günstig, sondern billig wie schlecht). Das funktioniert für kurze Zeit als Werbeaktion, nicht als dauerhafter Preis für ein Buch. Über einem gewissen Betrag (ich weiß nicht, ob wirklich schon bei 4 € Schluss ist, bei 5-7 aber auf jeden Fall) kannst du Spontan- und Gelegenheitskäufe vergessen. Wirf nur mal einen Blick in die Bestsellerlisten bei Amazon, da bekommst du einen guten Blick dafür, welche eBook-Preise sinnvoll sind.

Kaeptn

Es fällt eben auf, dass die Verlage da sehr unterschiedlich herangehen. Bookshouse haut z.B. fast alles für 2,99/3,99 raus, Papierverzierer nimt 4,99, Wurdack liegt bei 8,99 und Mantikore sogar bei 9,99.

Wenn es so wäre, dass letzte bei dem Preis nix mehr verkaufen würden, würden sie ihre Bepreisung doch ändern. Und das erfolgreichste Buch von Mantikore (Horror) hat z.B. derzeit Rang 98 in Horror, trotz des Preises.

FeeamPC

ZitatOder es liegt wie gesagt an der Schwemme von schlechten Selfpublishern und geizigen/unengagierten Klein- und Kleinstverlagen, die den eBook Markt mit halbgarer Ware überschwemmen.

Ich glaube nicht, dass das mit Geiz zu tun hat. Eher mit Selbsterhaltungstrieb. Bei einem Self-Publisher mit einem Buch wird das Finanzamt einfach Hobby unterstellen, wenn der für sein Lektorat mehr ausgibt, als er in den nächsten 10 Jahren mit dem Buch einnimmt.
Wenn ein Verlag so arbeitet, ist er blitzschnell insolvent und weg vom Fenster.

Da wird notwendigerweise eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt. Die aber fällt nun mal bei vielen Kleinverlagen so aus, dass ein professionelles Korrektorat einfach nicht drinsitzt. Und bei ehrenamtlichen  oder Hilfskorrektoren ist einfach die Anzahl der Fehler höher, die durchrutscht.
(Wobei wir natürlich trotzdem schon extrem viel aus dem ursprünglichen Manuskrift ausgebügelt haben).

Und es ist eine Frage des Ausgangsstoffes. Große Verlage haben erfahrene Schriftsteller, die machen im Korrektorat weniger Arbeit. Kleinverlage arbeiten häufig mit Anfängern (Self-Publisher desgleichen), und da ist von vorneherein die Fehlerzahl meist höher.
Wenn ich 100 Fehler pro 100 Seiten habe habe und 99% finde, bleiben in einem 300 Seiten-Buch nur 3 Fehler.
Wenn ich 1000 Fehler habe, sind es bereits 30 Fehler, die übrig bleiben, Und die fallen natürlich genauen Lesern dann sofort auf.

Wobei ich bei einem so fehler-strotzenden Text vermutlich das Manuskript nicht nehmen würde, da erfahrungsgemäß mehr als 1% der Fehler in so einem Fall verbleiben.

Pestillenzia

Zitat von: Kaeptn am 21. Oktober 2014, 16:09:54
Und das erfolgreichste Buch von Mantikore (Horror) hat z.B. derzeit Rang 98 in Horror, trotz des Preises.

Ich könnte mir vorstellen, dass das am Genre und der zugehörigen Fangemeinde liegt. Horror ist ja nicht gerade ein Genre, das von der breiten Masse gelesen wird, sondern eher ein Nischengenre. Da sind die Fans aber meist umso treuer und enthusiastischer und auch bereit, mehr Geld als gemeinhin üblich für ein eBook auszugeben.

Alana

Rang 98 in Horror sind aber auch keine Megaverkaufszahlen. Was kostet das Buch denn? Bookshouse bietet die meisten Bücher zwischen 3,99 und 5,99 an. Je nach Länge.
Alhambrana

Kaeptn

Das Horror-Buch kostet wie alle Mantikores 9,99. Und der Autor ist unbekannt, hat nur die 2 Teile veröffentlicht.

@Fee: Wie siehst du das Preis-Thema denn? Du bist mit um die 2,99 ja auch eher günstig, hast du mal höhere eBook-Preise probiert und bist auf die Nase gefallen oder hast du gar konkret bei einem Buch nach Preissenkung deutlich anziehende Verkäufe erlebt?

Franziska

Ich find diese Liste da ganz interessant: http://www.selfpublisherbibel.de/amazon-top-1000/
Da sieht man, wie oft sich die Bücher zu welchen Preisen verkaufen. Nele Neuhaus und Ken Follett können da auch schon mal für zwanzig Euro ebooks verkaufen.

Carolina

#28
Zitat von: Nadine am 20. Oktober 2014, 17:57:21
Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich seit Monaten überlege, eine Diskussion hier im Tz anzustoßen, inwieweit Autoren im Selbstverlagsbereich bereit sind, Geld für ein gutes Lektorat vorzulegen. Wenn wir uns da an den Beitrag von Schommes erinnern, sind in den meisten Fällen für ein hochwertiges Produkt nach wie vor Summen zu investieren, bei der man schon fast keinen Unterschied mehr hat, ob man alles selbst in die Hand nimmt oder einen Dienstleistungsunternehmer beauftragt
Schommes hat seine Kalkulation im Nachhinein veröffentlicht, er hat ordentlich draufgezahlt. Er hat für wirklich jede Kleinigkeit einen Dienstleister ins Boot geholt, irre viel Geld ausgegeben (aus meiner Perspektive gesehen) und ein dickes E-Book für 4,49 glaube ich verkaufen wollen. Und das hat eben nicht gezogen.
Ein Selfpublisher muss ökonomisch denken. Sinnvoll selbst veröffentlichen können meiner Meinung nach nur Multitalente, die zumindest einen Teil der benötigten Dienstleistungen halbwegs professionell selbst erledigen können und so die Kosten im Zaum halten. Lektorat ist sehr teuer und da muss jeder für sich eine Lösung finden. Ich finde es ja schon schwierig, gute Lektoren zu finden und sie von den schwarzen Schafen zu trennen. Da habe ich noch gar keinen Gedanken an den Preis verschwendet.

FeeamPC

@Kaeptn:
Die Preisgestaltung bei mir hat mehrere Gründe.
1. Ich nehme prinzipiell für kein Ebook mehr als die Hälfte des Preises der gedruckten Version, meist sogar nur ein Drittel. Grund: Das entspricht dem gefühlten Wert eines Ebooks beim Käufer.
2. Ich bin bei den x.99 Preisen gelandet, weil der Apple-Store nur Preise mit den Endungen x.49 und x.99 akzeptiert -und die 49-Cent-Version sieht bei Büchern ziemlich blöd aus.
3. Ich bin bei fast drei Euro für ein normal dickes Buch gelandet, weil das in einem Segment ist, wo Amazon bereits mehr Prozente gibt. Sehr dünne Bücher sind natürlich billiger, verkaufen sich aber so oder so schlecht. Teurer als 5,- Euro ergibt ebenso miese Verkäufe. Der optimale Preisrahmen für Genre-Bücher scheint zwischen 2,75 und 4,99 Euro zu liegen. Wobei Amazon offensichtlich Bücher, die über 2,75 Euro liegen, gegenüber den billigeren bevorzugt (z.B. bei ...kauften auch ...) Und die Leser erwarten anscheinend bei einem Buch für mehr als 3,- Euro, dass es deutlich über 300 Seiten hat, zumindest in der Fantasy und bei einem Kleinverlag.

Ganz ehrlich, über meine Ebook-Preise hat noch keiner gemeckert, aber sehr wohl darüber, dass einige Bücher so kurz sind, auch wenn ich sie ausdrücklich als Kurzromane bezeichne und sehr billig (99 Cent) anbiete.