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[Erdkunde] Ritt durch die Wüste - plausibel?

Begonnen von Sternsaphir, 09. Oktober 2014, 12:41:50

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Sternsaphir

Hallo,
ich bräuchte mal kurz eure Hilfe.
Ich hatte schon vorher viel recherchiert, aber ich bin mir nicht sicher ob das, was ich plane, realistisch ist.

Mein Prota (10 Jahre alt) wird zu einer Prüfung in die offene Wüste gebracht (typsiche Sandwüste). Er wird dazu mit verbundenen Augen auf einem Pferd transportiert und von einem Soldaten begleitet.
Der Ritt sollte maximal einen Tag dauern. (Mitternacht bis Mitternacht). Besser wäre sogar nur einen halben Tag.
Der Rückweg muss von meinem Prota zu Fuß und allein bewältigt werden. Nun ist ja der Gang durch die Wüste mit nur einer Flasche Wasser wesentlich schwieriger, als durch "normales" Terrain, daher wird er auch nicht ganz so schnell vorankommen.
Der Marsch ist eine Prüfung und muss so angelegt sein, dass man es schafft, wenn man zügig läuft und sich nicht ewig mit der Wassersuche aufhält.
Ist es plausibel, dass man den Hinweg auf dem Pferd an einem oder einem halben Tag schafft, wenn das Pferd so oft es geht galoppiert?

cryphos

Die Griechen kannten Pferde und sie konnten reiten. Dennoch waren ihre Boten auf Langstrecken Läufer, siehe z.B. den Läufer von Marathon. Der Grund dafür ist ein ganz einfacher ein geübter Läufer hat auf einer Langstrecke eine höheres Durchschnittstempo als ein Reiter, denn Pferde sind keine ausdauernden Galoppierer, sondern können das nur auf Kurz.- bzw. Mittelstrecke. Nach einem längeren Galopp benötigt ein Pferd eine Ruhephase in dem es langsamen Schritt läuft oder ganz still steht. Deswegen gab es im Wilden Westen und auch schon bei den Römern die Pferdestationen im Meldewesen.
Wenn dein 10 Jähriger trainiert ist und nur läuft, wenn die Sonne nicht mehr vom Himmel brennt ist es realistisch, dass er ohne Dehydrierung zurück findet. Da es in der Wüste nachts vergleichsweise kalt werden kann, darf dein Läufer aber auch keine Pause machen, weil er sonst zu schnell auskühlt.

Churke

Also ehrlich gesagt mache ich mir da mehr Gedanken wegen des Pferdes. Das Pferd braucht wesentlich mehr Wasser als ein Mensch und so ein Gewaltritt... na ja. Ist schließlich kein Kamel.

Sternsaphir

#3
Ich könnte zur Not auch auf Kamel umsteigen. Das ist kein Problem. Es soll nur ein Reittier sein, dass die Strecke, die der Junge gehen muss an einem oder an einem halben Tag bewältigt.
Oder ich baue wirklich eine Wechselstation ein, wo die Reittiere ausgetauscht werden.  :hmmm:

Aylis

Also das Pferd als Reittier in der Wüste gestaltet sich glaube ich als eher schwierig.
Hier oben im Norden war ich früher in den Ferien regelmäßig auf einem Reiterhof, der einmal in der Woche einen Wanderritt veranstaltete.
Das ging gut über den ganzen Tag, von 10.30 bis 16 oder 17 Uhr ungefähr, mit einer längeren Pause dazwischen (so eine Stunde).
Selbst auf diesem Ritt war das Galloppieren strengstens verboten. Es würde der Gesundheit des Pferdes also tierisch schaden, wenn man noch das Klima in der Wüste draufrechnet.

Die Alternative Kamel wäre natürlich nicht schlecht. Auch wenn man es nicht denkt, können diese Tiere unglaublich schnell werden - wenn sie sich denn in Bewegung setzen. Außerdem ist es doch auch mal was anderes, so ein Kamel ist ein riesiges, eigensinniges Tier, das wirklich beängstigend sein kann, ist man daran nicht gewöhnt (finde ich zumindest). :D

Das mit der Wechselstation finde ich auch nicht schlecht. Obwohl, ein Pferdestall mitten in der Wüste?
Da gefiel mir die Idee mit dem Kamel besser. :D

Wenn es ein Fantasy Buch ist, könntest du dir natürlich auch ein passendes Reittier ausdenken.
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Klecks

#5
Gerade, wenn das eine Prüfung sein soll, würde ich von der Wechselstation auf jeden Fall abraten. Da kommen dann schnell so Gedanken auf wie "Ach so, da kann man wechseln - dann ist die Prüfung ja gar nicht so schwer/schlimm/anstrengend".  :hmmm:  Die Idee mit dem Kamel finde ich klasse. Kamele sind lange Strecken durch die Wüste gewohnt.

Edit: Hab kurz rechchiert, dass ein Kamel mehrere Tage bis sogar über zwei Wochen ohne Nahrung/Wasser auskommen kann. Von dem, was das Tier ertragen kann, dürfte es also machbar sein. Aber Kamele sind recht langsam, im Galopp habe ich widersprüchliche Angaben ca. ab 20 km/h gefunden.

pink_paulchen

Pferde gehen aber auch über längere Zeit in der Wüste. Dies hier ist schlägt im Bild in 6 Tagen, 21 Stunden und 12 Minuten seinen eigenen Weltrekord über die 160-Kilometer-Distanz in Abu Dhabi. Dabei gibt es aber Wasserstellen auf dem Weg.
http://m.cavallo.de/sixcms/media.php/6/thumbnails/CAV%20Presidents%20Cup%20Abu%20Dhabi_22.1330219.JPG.7995732.JPG

Churke

Zitat von: pink_paulchen am 09. Oktober 2014, 17:28:09
Dies hier ist schlägt im Bild in 6 Tagen, 21 Stunden und 12 Minuten seinen eigenen Weltrekord über die 160-Kilometer-Distanz in Abu Dhabi. Dabei gibt es aber Wasserstellen auf dem Weg.

Äh, 160 Kilometer in 7 Tagen?
23 km/Tag klingt für mich nicht besonders ambitioniert.

pink_paulchen

Äh, Stunden. Es sind Stunden, Minuten und Sekunden :)

Sternsaphir

Es wäre keine feste Wechselstation, sondern eine mobile mit Zelt und Wasservorrat, um halt für den Hinweg die Tiere zu tauschen. Dann würden sie wieder abgebaut werden und verschwinden.
Aber ich denke, ich werde aufs Kamel umsteigen. Die Rennkamele kenne ich. Kamele können verflucht lang laufen und auch schnell werden (Dromedar bis 75km/h, wie ich grad gelesen hab)

Wenn ich mir die Steppenpferde in der Mongolei ansehe, wo auch jedes Jahr Wettritte (20km im Vollgalopp) ausgetragen werden, können diese auch sehr zäh sein. Aber ich glaube allein um den Wassermangel zu verhindern, wäre ein Kamel besser geeignet.
Danke euch allen schon mal!
Ich stand ehrlich auf dem Schlauch, was ich da machen soll. Nun drückt meinem Prota die Daumen, dass er die Prüfung besteht. Naja, ich hab ja etwas Besonderes mit ihm vor.  ;D

Korahan

Zu bedenken ist auch, dass es sehr unterschiedliche Wüsten gibt. Man denkt automatisch an Sanddünen, allerdings sind Stein- oder Kieswüsten weit häufiger und immer gehen sie langsam ineinander über, wobei sich der Sand eher in den zentralen Bereichen findet. Es gibt auch Salz oder Eiswüsten usw.  Es ist noch nicht einmal ein trockenes Klima erforderlich. So gibt es etwa Nebelwüsten, wie die Atacama.
Je nach Bodenbeschaffenheit hat der Läufer Vorteile gegenüber dem Pferd/Kamel. Wie bereits erwähnt, haben die Griechen Läufer eingesetzt, das liegt aber am unwegsamen, zerklüfteten Gelände. Bei Mongolen (an der Wüste Gobi) wiederum waren berittene Boten klar im Vorteil.

Es hängt also stark von der Art der Wüste ab. Eine Felswüste kann für ein Reittier zur Tortur werden, während ein geübter Mensch kaum Zeit verliert. Sandwüsten werden von allen gemieden, was vornehmlich daran liegt, dass einem jede Orientierung fehlt. Außerdem sinken auch die Kamele ein, weshalb ihre Reiter in der Regel absteigen und neben dem Kamel hergehen um zu sandige Abschnitte zu überqueren.
Es spielt also auch die Route eine Rolle. Wüstennomaden laufen niemals ziellos durch den Sand. Sie kennen die besten Wege genau, wie ein Seefahrer die Untiefen kennt. Daraus machen sie ihr Kapital. Die Ägypter haben entlang ihrer Pfade Steinhaufen aufgetürmt und darunter mit Wasser gefüllte Tongefäße vergraben. Diese aufzufüllen war ein eigener Beruf, bzw. wurde es von einer eigene Abteilung der Armee gemacht.

Ungeübte verlieren in Wüsten fast zwangsläufig die Orientierung. Sehr oft rannten Menschen im Kreis, weil sie unbewusst ihrem einzigen Bezugspunkt, der Sonne, folgten. So drehten sie im Laufe eines Tages langsam um.

Ich hoffe, diese Gedanken helfen Dir irgendwie weiter.

Liebe Grüße,
Korahan


Guddy

#11
Mal kurz zurück zum Pferd: Ich fände es jetzt nicht schlimm, wenn es eine Pferderasse gäbe, die für Wüsten geschaffen ist und entsprechend mehr aushält bzw. leistet. Natürlich gemäß dem Fall, es spielt in einer anderen Welt ;)

@Korahan Ich dachte, dass sie ohnehin von einer Sandwüste spricht. Oder hat sie das dazu editiert? Dann will ich nichts gesagt haben ;D

Sternsaphir

Ja, es ist eine Sandwüste, wie auch im ersten Post steht.
Sie wird von den Einheimischen auch "Offene Wüste" oder "Sandmeer" genannt, weil es wirklich nur eine Dünenlandschaft ist.
Das Setting ist zwar relativ realitätsgebunden, hat aber auch einige Fantasy-Aspekte. Aber speziell für die Wüste gezüchtete Pferde wären mir jetzt zu weit hergeholt. Pferde, Maultiere und Esel spielen zwar auch eine wichtige Rolle bei diesem Volk, aber wer ein Kamel nimmt, der will meist in die offene Wüste (wo es aber keine Handelsrouten gibt). Daher hat das Kamel (oder in meinem Fall ein Dromedar) sozusagen auch noch einen Symbolcharakter: Wenn mein Prota mit seinem Begleiter aufsteigt, weiß er, dass es nun in die offene Wüste geht, abseits der sicherern Handelsrouten.

Marenzi

Ich denke, da würde beides gehen.
Also Kamel und Pferd, da es ja keine sehr lange Strecke sein soll. (Ab ner Strecke von über zwei Tagen sieht es da schon anders aus.)
Es gibt auch Pferderassen, die solche Strecken mühelos auch in höheren Gangarten zurücklegen können als die heutigen "Hauspferde".
Nur je nach Beschaffenheit sollte man schauen, wie man es beschreibt, da bei bestimmtem Sand (wenn er z.B. zu tief wird) die Pferde arge Probleme kriegen. Da sind dann widerum die Kamele im Vorteil mit ihren wesentlich breiteren "Hufen" (Keine Ahnung, wie das bei Kamelen heißt :rofl:). Die sinken dann nich ein im Gegensatz zu Pferden.

Merrit

Hallo,
        einen halben Tag einen sehr flotten Ritt hinlegen ist auf einem trainierten Pferd kein Problem. Die Pferde können sich an Futter- und Wassergaben zu bestimmten Zeiten gewöhnen. Viel Heu speichert z.B. Wasser/Flüssigkeit im Darm über längere Zeit.
Das Tempo ist interessanter:  Schritt ca. 3-6 km/h. Das geht bis zum Renngalopp bei Vollblütern bei um 60 km/h. Das allerdings nur über kürzere Strecken. Damit ist der Junge schnell auf Matathondistanz zu bringen. Und es ist nicht ganz so schaukelig, wie auf einem Kamel/Dromedar.

LG Merrit