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Figuren in verschiedenen Projekten immer wieder auftauchen lassen?

Begonnen von Ryadne, 29. Juli 2014, 21:06:47

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Churke

Zitat von: et cetera am 03. August 2014, 16:26:22
Vielleicht bin ich einfach kein guter Autor, aber ich glaube mittlerweile, dass man sich eben nur in einem gewissen Rahmen bewegen kann, der vom eigenen Charakter und der eigenen Vorstlellungskraft her vorgegeben ist.

Hauptfiguren entsprechen meist gewissen Vorlieben des Autors. Ich habe relativ wenig Veranlassung, jemanden, den ich langweilig finde oder persönlich verachte, zum Protagonisten zu machen. Für historische Projekte habe ich es aber schon gemacht und ich muss sagen, es war eine lehrreiche Erfahrung. 

Aber Nebenfiguren? Immer. Man kann sich die Inspiration aus dem Alltag holen oder sich mit Geschichte befassen, selbst mit Tagespolitik. Wenn man an der richtigen Stelle sucht, stößt man auf einen unerschöpflichen Fundus an Vorbildern. Nein, als Autor ist man nicht an seine begrenzte Vorstellungskraft gebunden.

Coppelia

#31
Ich muss ja gestehen, ich würde manchmal gern Figuren in anderen Projekten auftauchen lassen. Ich habe einige Figuren, die ich sehr mag, in Romanen, die aus dem einen oder anderen Grund keine Zukunft mehr haben. Aber da meine Romane unterschiedliche Settings und unterschiedliche Hintergründe, sogar unterschiedliche Welten haben, finde ich es sehr schwer, eine Figur aus dem einen Setting ins andere zu übertragen. Eine Person aus einer mittelalterlichen Welt voller Magie hat es schwer in einem magiearmen antiken Setting, Figuren aus einem modernen Setting können sich in einer Fantasywelt nicht so präsentieren, wie ich sie gewöhnt bin. Mein Nekromanten-Habilitant braucht eine bestimmte Umgebung und bestimmte akademische Strukturen, in die er eingebunden ist, damit er funktioniert, und wenn ich ihn in eine andere Welt stopfe, ist er nicht mehr derselbe.
Also, ich finde es schwierig, genau dieselben Figuren in mehreren Projekten zu verwenden, weil sich eine Figur immer ändert, wenn sie an einer anderen Stelle eingepflanzt wird, von der sie ursprünglich nicht stammt, und das nimmt ihr meiner Empfindung nach ihren eigentlichen Charakter weg.. Etwas anders ist es natürlich, wenn bestimmte Themen oder Eigenschaften wieder auftauchen. Da versuche ich es möglichst zu vermeiden, damit ich keine Figuren habe, die einander ähnlich sind. Leider passiert mir das aber doch ab und zu, vor allem mit den weiblichen Figuren, fürchte ich. ::)

Eine Betaleserin hat mir letztens gesagt, dass sie findet, eine Figur aus einem DSA-Roman sei einer Figur aus dem Kessel-Universum sehr ähnlich. Es gibt auch tatsächlich Ähnlichkeiten zwischen den Figuren. Beide sind ziemliche Eigenbrötler, die ihre Meinung frei heraus sagen und sich nicht groß um die Meinung der anderen scheren, und beide haben einen Hang zum Schamanismus. Allerdings ist der eine ein angesehener Politiker und der andere ein überhaupt nicht angesehener Nekromant, und ich wäre nie auf die Idee gekommen, zwischen ihnen Ähnlichkeiten zu erkennen. :gähn: Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, fallen sie mir nun aber doch auf. Ich weiß nicht, wie störend das ist und ob es überhaupt störend ist - manchmal denke ich, dass so etwas unbekannten Autoren als Schwäche und Einfallslosigkeit und bekannten Autoren (wie George Martin) als tolles Extra ausgelegt wird. ::)

Romy

Zitat von: Coppelia am 04. August 2014, 14:55:04
Ich weiß nicht, wie störend das ist und ob es überhaupt störend ist [...]

Ich finde es nicht störend, weder als Leserin noch als Schreiberin. :) Und ich würde sogar behaupten, dass es dem durchschnittlichen "Normalleser" nicht einmal auffallen würde.

Natürlich hast Du recht, dass eine Figur, die man versucht eins zu eins in ein anderes Setting zu versetzen (mit Änderung von Äußerlichkeiten, Hintergrung und Name) eine andere wird. Das ist normal, denke ich. Deshalb sprach ich anfangs von "Typen". z.B. bleibt ein schüchterner "Typ" schüchtern, ein selbstbewusster "Typ" bleibt selbstbewusst etc., egal in welche Art Geschichte und Setting man ihn rein setzt.
Churke nannte es Schablonen, das ist im Grunde dasselbe, auch wenn es nicht so nett klingt. :snicker:
Aber das ist ja dann auch nur der Grundcharakter einer Figur, hinzu kommen ganz viele Details was Äußerlichkeiten und Hintergründe angeht und auch im wahren Leben hat kein Mensch hat ja nur diesen einen Charakterzug, sondern verschiedene und so kann man auch bei den Figuren beliebig variieren.
Zudem sollten Figuren sich innerhalb der Geschichte entwickeln und da kann es ja sein, dass sich ein bestimmter "Typ" in zwei unterschiedlichen Geschichten mit unterschiedlichen Settings usw. völlig anders entwickelt. Z.B. wird der Schüchterne in der einen Geschichte am Ende selbstbewusst, in der nächsten verkümmert er völlig o.ä.

Meistens kommen meine Protas sowieso schon relativ fertig bei mir an und sie dann noch mit der Brechstange zu ändern, damit die Grundtypen auf keinen Fall einem anderen Prota aus einem anderen Roman ähneln, würde mir falsch erscheinen. Damit würde ich nur den Gesamtcharakter zerstören, was der Geschichte letztlich auch nicht gerade gut tun würde.

Naja, wie gesagt. Man hat als Autor so viele Möglichkeiten eine Figur zu modellieren und zu variieren. Wenn da der Grundcharakter von verschiedenen Protas in verschiedenen Romanen ähnlich ist, aber alles drumherum anders, dann behaupte ich, dass ein Leser schon seeeehr genau hinsehen müsste, damit es ihm überhaupt auffällt. Und so lange das gegeben ist, halte ich es weder für "schlimm" noch für einfallsos, wenn man das tut.

HauntingWitch

*Ausgrabungsarbeiten*

Hihi, jetzt habe ich gerade gesehen, dass ich hierzu schon einmal etwas geschrieben habe. ;D Also, mein aktuelles Thema (kein richtiges Problem, nur etwas, das ich loswerden möchte) ist, dass die einen meiner Figuren wie in zwei Welten existieren. Es gibt ihren Fantasy-Charakter, der aktuell in einem Projekt verbaut wird, und dann gibt es aber wie eine Art eine zweite Version von ihnen, eine "real life"-Version sozusagen. Diese Geschichten schreibe ich selten auf, die sind einfach in meinem Kopf. Aber sie sind dauernd da und ich weiss nicht, ob ich nicht doch anfangen sollte, das alles auch aufzuschreiben. Es passt nur überhaupt nicht mit der Fantasy-Geschichte zusammen. Ich kann also nicht sagen, zu einer anderen Zeit kommen sie in unsere Welt und hier sind sie dann das. Meine Geschichten spielen ja meistens schon teilweise in unserer Welt.

Kennt ihr das auch?

AlpakaAlex

*wischt Staub weg*

Ich finde das Thema tatsächlich sehr interessant, weil ich das in meiner Urban Fantasy Welt tatsächlich immer wieder mache. Dort habe ich ein paar Figuren, die immer wieder vorkommen. Allen voran natürlich Murphy und Loki. Hintergrund ist, dass diese Geschichten alle in derselben Welt spielen und dieselben Figuren dort immer wieder herumlaufen.

Ich denke in meiner Solarpunk-Welt wird es auf dasselbe hinauslaufen - wenn ich erst mal mehrere Geschichten habe, die zur selben Zeit spielen. Die KGs, die ich aktuell schreibe, spielen über fast 80 Jahre verteilt und da es eben eine Magielose Welt ist, kommen dort eben keine unsterblichen drin vor.
 

Brillenkatze

Ich liebe es ja immer, wenn ich so "alte Bekannte" in anderen Büchern wiedertreffen kann  :)

Ich liebe das so sehr, dass auch ich das in einigen meiner Welten passieren lassen möchte.
Ich habe eine Geschichte geschrieben, da ergab sich dazu eine Idee für ein Spin-Off. Und da mir die Welt gefällt, habe ich eine dritte längere Story auch noch da hineinverlegt. Da wird der Prota dann, wenn es nach mir geht, Figuren aus den anderen beiden Geschichten treffen. Ich freue mich schon darauf, das auszuarbeiten.

Eine ganz fantasievolle Idee von mir war es ja, die Figuren aus unterschiedlichen Welten in deren Träumen zusammenzubringen, damit die sich dort treffen. So nach dem Motto: "Ich hatte da einen ganz seltsamen Traum von so einer Person heute Nacht..." Aber das ist dann vielleicht auch zu viel des Guten  ;D
Wobei, sollte mir je eine Geschichte über einen Traumwanderer einfallen, dann könnte der sich sicher auch mal verlaufen. Hmmm...  :hmmm:
"But have you ever noticed one encouraging thing about me, Marilla? I never make the same mistake twice."
"I don't know as that's much benefit when you're always making new ones."
- Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery