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Wettbewerbe und Ausschreibungen- Wie plant ihr eure Kurzgeschichten?

Begonnen von Valkyrie Tina, 11. April 2014, 23:55:12

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HauntingWitch

Zitat von: Churke am 18. April 2014, 15:30:08
In Kurzgeschichten sind die Figuren eher sekundär, weshalb sie sich ja auch nicht entwickeln (flat characters, wie man Englischen sagt)

Das würde ich so nicht ganz unterschreiben. Auch eine Kurzgeschichte wird besser, wenn sie einen starken Zugcharakter (also einer, der die Geschichte "zieht", sprich vorantreibt und stützt) hat. Natürlich ist das weniger wichtig als bei einem Roman. Aber ich finde nicht, dass die Figuren völlig unwichtig sind und nur als seelenlose Spielfiguren dienen sollten.

Guddy

Zwischen "völlig unwichtig" und "eher sekundär" liegt aber auch ein signifikanter Unterschied :)

Ich finde auch, dass eine Kurzgeschichte von der Story (insbesondere Kreativität) lebt, definitiv nicht von der Charakterentwicklung. Die Protagonisten können schillernde, faszinierende Persönlichkeiten sein, aber eine Entwicklung wird schwierig, wenn man die Zeit nicht rafft, was das ganze auch weniger plausibel, als gehetzt wirken ließe.

Siara

Im Schreiben habe ich da wenig Erfahrung, deswegen gerne pfannen, wenn ich falsch liege ;D Rein aus dem, was ich aus anderen Geschichten kenne: Die Figuren müssen nicht zwingend flach (oder stereotyp) sein, aber sie erfüllen, wie Churke sagt, eine bestimmte Rolle. Sie haben also fest zugewiesene Plätze, und dienen vor allem als "Werkzeug", um die Geschichte zu erzählen. Eine Entwicklung ist in diesem Fall daher unpassend, weil sie die Rollenverteilung verschieben würde. Meistens gibt es ja nur sehr wenige handelnde Figuren, die gegen- oder miteinander wirken und wenn es sich um außergewöhnliche Charaktere handelt, dann weil dieses Außergewöhnliche einen bestimmte Kraft innerhalb der Handlung darstellt.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Churke

Wenn ich da mal so meine Geschichten durchgehe...
- Ein Fechter fordert seinen Meister zum Duell, um den letzen, geheimen Meisterhau zu lernen
- Das Deutsche Kaiserreich baut einen Fusionsreaktor. Ohne Supercomputer unmöglich - es sei denn, man überlässt die Berechnung der Magnetfelder einem Autisten.
- Ein korrupter römischer Offizier spart am falschen Ende und wird von einem Wiedergänger verfolgt
- Eine Gesandtschaft muss sich entscheiden, ob sie ihren König oder ihren Gastgeber verrät.
- Schwerkriminelle Wegwerf-Astronauten (Raumfahrt ist gefährlich, weißtu?) müssen die Menschheit retten

Das sind einige Plots aus veröffentlichten KGs. Muss dann natürlich knackig inszeniert werden. Die Figuren allerdings nehmen stets dienende Rollen ein. Dann klappt es auch mit dem Umfang. Manchmal ist es immer noch zu lang, dann muss ich die Story eben auskämmen. Da arbeitet man sich ganz langsam durch.

Chris

Habe gerade einen VHS-Kurs zum Thema Kurzgeschichte hinter mir und versuch mal, das Wichtigste zusammenzufassen:

1. Figuren - sind wie im Roman zentrale Handlungsträger, sofern ich nicht auf einen Action-Plot hinauswill. Aber - das ist der zentrale Unterschied zu Novellen oder Romanen - die Kurzgeschichte beschränkt sich auf wenige Figuren. Wie immer Ziel - Motivation - Konflikt für die Figuren als Ausgangspunkt der Entwicklung.  ;)

2. Plot - stark nach Drei-Akt-Schema mit zwei Wendepunkten und grob der Einteilung:
1/5 Anfang - Wendepunkt 1 - 3/5 Entwicklung oder Mitte - Wendepunkt 2 - 1/5 Schluss

Das Schema nutze ich gern bei Ausschreibungen mit vorgegebener Höchstgrenze, damit die Geschichte nicht zu lang wird.

3. Inhalt - auch hier gibt es ein Schema, das ich allerdings noch nicht ausprobiert habe:
o   A = Action / Handlung
o   B = Background / Hintergrund
o   D = Development / Entwicklung
o   C = Climax / Höhepunkt
o   E = Ending / Ende
Kennt das jemand? Hat Erfahrungen damit?

Zitat von: Valkyrie Tina am 11. April 2014, 23:55:12
- Bei einigen fällt mir nichts ein. Buchstäblich nichts! Und zwar von dem Augenblick an, wo ich die Ausschreibung lese, bis exakt 5 Minuten nach Ausschreibungsfrist. Dann kommen mir tausend Ideen.  :wums:

Mir kommen die genialen Ideen exakt drei Sekunden, nachdem die Geschichte losgeschickt ist!  :hmmm:
Zur Ideenfindung greife ich gern auf freies Assoziieren oder Clustern zurück. Wie das funktioniert, steht hier:http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/quellen-der-inspiration-brainstorming-mindmap-cluster/.
Die Seite ist - finde ich - sehr empfehlenswert.

Zitat- Bei einigen habe ich sogar Ideen. Kreative Ideen, tolle Ideen, spritzige Ideen. Es werden richtig gute Geschichten. Nur leider haben die Geschichten mit der Ausschreibung, die sie inspiriert haben, nur noch sehr entfernt zu tun.  :lehrer:

Ganz pragmatisch: liegenlassen und auf eine Ausschreibung warten und hoffen, wo sie passen könnte.
Meine liebste Kurzgeschichte habe ich bei keiner Ausschreibung unterbringen können und sie schließlich an Rowohlt verkauft.
Geduld ist - leider - die wichtigste Anforderung an schreibende Menschen.

Viel Erfolg und liebe Grüße
Chris

Valkyrie Tina

Ich schreibe beim derzeitigen Nano nur Kurzgeschichten und hab da einiges ausprobiert- und auch schon ne Menge gelernt. Bisher habe ich sechs Kurzgeschichten (ich hatte noch diverse Ideen auf Halde liegen), und- die sind alle komplett unterschiedlich, und bei jeder hab ich andere Herausforderungen und Probleme:

Die erste müsste eigentlich dreimal so lang sein wie sie ist. Ich hab angenehm wenige handelnde Charaktere, recht viel Plot, und muss mir genau überlegen, was vom Plot rein muss und was angedeutet oder gerafft werden kann. Die Geschichte selbst funktioniert (bzw. wird funktionieren, wenn sie überarbeitet ist), ABER sie passt nicht auf die Ausschreibung, die mich inspiriert hat (ich musste am Schluss feststellen, dass ich das missverstandene Monster missverstanden hab  :seufz: )

Die zweite beruht auf einer Superidee, und wird getragen von vielen Charakteren... nach 2500 Wörtern hab ich festgestellt, dass ich keine Kurzgeschichte hab, sondern den Anfang eines Buchs.  :buch:

Die Dritte war eine Geschichte, die ich schon dreimal angefangen hab, und jedes Mal aufgeben musste, weil ich mich verrannt habe. Diesmal hat sie funktioniert. und ich hab gemerkt, dass es bei Kurzgeschichten noch viel wichtiger ist, zu wissen, was wichtig ist und was nicht, und alles Unwichtige rigoros zu kürzen. (Hört sich trivial an, das schlimme ist ja, das man nicht immer weiß, was das Unwichtige ist)  :wums:

Das ist mir mit Geschichte vier passiert, der zweite Versuch der missverstandenen Monster. Ich hab meine Grundidee, meinen Hauptcharakter, den Standpunkt, aber ich weiß noch nicht, wo die Geschichte enden soll, also endete sie im Nichts.  :versteck:

Geschichte fünf bin ich grad dran. Da habe ich so weit alle Elemente zusammen, muss sie nur noch, wie Churke so schön gesagt hat, knackig inszenieren. Und ich habe nicht den blassesten Schimmer, ob die Interpretation der Ausschreibung noch im entferntesten mit dem zu tun hat, was sich das Ausschreiber gedacht hat....(kann ein Volltreffer sein, oder komplett daneben)

Und die letzte Geschichte war ein Geistesblitz den ich gestern früh im Halbschlaf gehabt hab. Quasi komplette Geschichte, auf einen Satz da. Prima, bis auf.. sie ist zu kurz. Diesmal muss ich tatsächlich noch was dazu erfinden, damit sie nicht nur die Hälfte der geforderten Wortzahl hat.

Zitat von: Chris am 19. April 2014, 14:24:19
3. Inhalt - auch hier gibt es ein Schema, das ich allerdings noch nicht ausprobiert habe:
o   A = Action / Handlung
o   B = Background / Hintergrund
o   D = Development / Entwicklung
o   C = Climax / Höhepunkt
o   E = Ending / Ende
Kennt das jemand? Hat Erfahrungen damit?

Hört sich interessant an. Aber ich finde es unvollständig. Wo sind die Charaktere? und was ist der  Unterscheid zwischen Action und Entwicklung?



Zitat von: Chris am 19. April 2014, 14:24:19
Mir kommen die genialen Ideen exakt drei Sekunden, nachdem die Geschichte losgeschickt ist!  :hmmm:

Ok, das ist noch fieser!

Zitat von: Chris am 19. April 2014, 14:24:19
Zur Ideenfindung greife ich gern auf freies Assoziieren oder Clustern zurück. Wie das funktioniert, steht hier:http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/quellen-der-inspiration-brainstorming-mindmap-cluster/.
Die Seite ist - finde ich - sehr empfehlenswert.

Das hab ich noch nicht ausprobiert, muss ich mal schauen. Wie gesagt, mein Problem tritt auch hauptsächlich bei Ausschreibungen auf. Normalerweise habe ich keine Probleme, Ideen für Kurzgeschichten zu finden, ich hab eher zu viele Ideen und keine Zeit alle umzusetzen (deswegen auch dieser Nano-Kurzgeschichtenmonat)

Zitat von: Chris am 19. April 2014, 14:24:19
Ganz pragmatisch: liegenlassen und auf eine Ausschreibung warten und hoffen, wo sie passen könnte.
Meine liebste Kurzgeschichte habe ich bei keiner Ausschreibung unterbringen können und sie schließlich an Rowohlt verkauft.

seufz

Zitat von: Chris am 19. April 2014, 14:24:19
Geduld ist - leider - die wichtigste Anforderung an schreibende Menschen.

Nicht schon wieder dieses widerliche G-Wort.  :gähn:


Zitat von: Churke am 19. April 2014, 14:24:19
- Schwerkriminelle Wegwerf-Astronauten (Raumfahrt ist gefährlich, weißtu?) müssen die Menschheit retten

Warum denk ich grad an Vin Diesel?

HauntingWitch

@Chris: Klingt interessant, danke fürs Mitteilen.  :)

ZitatGeschichte fünf bin ich grad dran. Da habe ich so weit alle Elemente zusammen, muss sie nur noch, wie Churke so schön gesagt hat, knackig inszenieren.

Hm, ich weiss gerade nicht, ob der Vergleich sinnvoll ist und habe es deshalb bisher für mich behalten. Aber mir ist aufgefallen, dass Musiker teilweise sehr gut darin sind, mit wenigen Worten grosse Bilder zu erschaffen. Sie müssen ja auch, denn sie haben viel weniger Text zur Verfügung, als der Prosa-Autor. Mir fallen gerade einige ein, bei denen ich teilweise nach einer Zeile gleich eine ganze Szenerie im Kopf habe. Wegen knackig formulieren und so.  :hmmm: Allerdings bin ich wie gesagt nicht sicher, wie gut man das nun wirklich auf eine geschriebene Geschichte umwälzen kann, also haut mich ruhig, wenn ich nun völligen Quatsch von mir gebe.

Fianna

Ich schreibe ziemlich viel Kurzgeschichten, eher selten speziell für Wettbewerbe, dafür aber auch nach genauen thematischen Vorgaben (teilweise enger als in so einer Ausschrebung).

Ich mache als erstes eine Prämisse. Manchmal ist die nicht so ganz glasklar definiert (wenn ich eher Konflikt und Lösung bearbeitet habe), aber grundsätzlich habe ich eine Prämisse oder eine Stimmung.

Dann (oder als erstes) suche ich Konflikt und Lösung. Diese beiden Punkten können wie gesagt gerne mal den Platz tauschen.

Sobald ich das habe, suche ich eine Figur, die sich als Protagonist eignet. Da habe bestimmte Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften im Kopf, die die Figur haben muss, oder ein Ziel, dass die Figur erreichen will - und dann "baue" ich mir eine Figur, die diese Vorgaben erfüllt.
Ich verpasse der Figur ein Hauptziel, Hindernisse und meist auch einen oder mehrere Antagonisten (z.B. Gegenspieler im "Leben" bzw. bei dem Ziel, die dann für Subplot/Nebenkonflikt sorgen sowie den übermächtigen/magischen Gegenspieler, der im Zuge des Konflikts der Geschichte auftaucht).

Als nächstes suche ich ein Setting, in das diese Vorgaben hinein passen. Manchmal hat sich die Settingsuche auch schon erledigt, weil ich bei einem der vorigen Arbeitsschritte direkt ein (historisches) Setting vor Augen habe.

Als nächstes erstelle ich einen groben Szenenplan, denn die Story darf ja nicht zu lang sein. Anfangsszene, Schlüsselszene und Endszene sind bei mir immer geplottet, und bei dem Rest kommt es auf Zeit sowie auf Lust und Laune an. Unter Zeitdruck plotte ich die dazwischen liegenden Szenen nicht.
Einen groben Plan, einen roten Faden, habe ich für diese dazwischen liegenden Szenen aber immer.

Nach dem Schreiben überprüfe ich die Länge, dann überarbeite ich und straffe oder ich habe Gelegenheit, Szenen hinzuzufügen.

Dann wird das ganze nochmal grob überarbeitet, dann stilistisch (stilistisch ist bei mir leider immer schon vorher mit drin, wenn ich keine sonstigen Fehler finde), und dann lasse ich es gerne nochwas liegen.

Falls das nicht geht, geht es nicht. Wenn ich Geschichten einsende, dann lasse ich sie aber meist liegen und korrigiere noch einmal, nachdem etwas Zeit vergangen ist.


Das ist aber selten der Fall, weil ich nicht so oft für Wettbewerbe schreibe (übers Plotten komme ich aus zeitlichen Gründen meist nicht hinaus), und daher selten eine passende Geschichte parat habe.

absinthefreund

Wow, du bist ja wirklich ehrgeizig dabei und scheinst fast an der Lösung deines Problems angelangt zu sein. Ich meine, eine zu kurze Kurzgeschichte ist doch kein echtes Problem. :D Das ist der Traum eines jeden Kurzgeschichtenschreibers.
Dieser Geistesblitz kam mit Sicherheit nicht von ungefähr. Du hast dich so intensiv mit der Thematik befasst und auch schon mehrere Ideen aufs Blatt gehauen, dass dein Gehirn ganz gut stimuliert ist, würde ich sagen.

Gegen zu kurze Geschichten lässt sich Einiges tun: Wenn du dir die Geschichte durchliest, wirst du bestimmt feststellen, dass du die emotionale Spannung verstärken kannst, indem du noch genauer auf die Motivation deines Protagonisten eingehst, ihn noch heftiger leiden lässt, ihn dem Leser noch (un)sympathischer machst, noch weiter die Stimmung (düster, lustig, verträumt,...) deiner Geschichte hervorhebst, das Ziel/die Auflösung noch grausamer/herrlicher gestaltest.
Vielleicht stellst du auch fest, dass dein Protagonist sein Ziel zu schnell erreicht, dann kannst du ihm noch ein paar Steine in den Weg legen.

Besonders schön finde ich Kurzgeschichten, wenn sie nicht nur eine spannende Geschichte erzählen, sondern mir auch eine Botschaft vermitteln. Die Handlung des Protagonisten und die Auflösung müssen irgendeine symbolische Bedeutung haben, die universell ist, also etwas über den menschlichen Charakter aussagt oder eine soziale/moralische/philosophische Frage behandelt. Ich denke, du weißt, was ich meine. :hmmm:

Fast die wichtigste Kunst beim KG-Schreiben finde ich den richtigen Zeitpunkt zu finden, an dem die Geschichte einsetzt. Anfänge schreiben ist schwer, besonders bei Kurzgeschichten, da man hier den Leser direkt ins kalte Wasser schmeißt, um nicht unnötige Zeilen zu verschwenden und die charakteristische Dichte zu vermitteln. Gleichzeitig muss man es mit wenigen Worten schaffen, die Atmosphäre der Geschichte einzufangen, und das am besten nicht durch einen einleitenden Absatz, sondern direkt in die Handlung hineingewoben. Das heißt, anders als der Roman, beginnt die Kurzgeschichte nicht am Anfang, sondern in der Mitte. Und oft endet sie auch nicht wie der Roman am Ende, sondern an einem späteren Punkt der Mitte, um Raum für Interpretation und offene Enden zu lassen.

Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Monster!

Valkyrie Tina

Zitat von: HauntingWitch am 19. April 2014, 18:49:21
Hm, ich weiss gerade nicht, ob der Vergleich sinnvoll ist und habe es deshalb bisher für mich behalten. Aber mir ist aufgefallen, dass Musiker teilweise sehr gut darin sind, mit wenigen Worten grosse Bilder zu erschaffen. Sie müssen ja auch, denn sie haben viel weniger Text zur Verfügung, als der Prosa-Autor. Mir fallen gerade einige ein, bei denen ich teilweise nach einer Zeile gleich eine ganze Szenerie im Kopf habe. Wegen knackig formulieren und so.  :hmmm: Allerdings bin ich wie gesagt nicht sicher, wie gut man das nun wirklich auf eine geschriebene Geschichte umwälzen kann, also haut mich ruhig, wenn ich nun völligen Quatsch von mir gebe.

Das ist denk ich ein schöner Vergleich und lässt sich sicher auch ein Stück weit auf Kurzgeschichten übertragen. In beiden Fällen werden komplexe Gefühle und Handlungen auf wenige Worte komprimiert. Viele Songschreiber versuchen sich ja auch als Autoren und viele Autoren spielen nebenbei noch in einer Band. Ist sicher kein Zufall. Aber ich glaube nicht, dass man die Medien so ohne weiteres aufeinander übertragen kann. Lieder haben zum Beispiel Melodie, und Wahl der Instrumente und das alles. Aber es ist eine sehr schöne Inspiration.

Churke

Aus aktuellem Anlass:
Mir ist gerade wieder bewusst geworden, wie wichtig Recherche für eine Geschichte ist. Ich sitze gerade an einer KG, die in einer mittelalterlichen Dombauhütte spielt. Obwohl ich wusste, was passiert, wollte mir zum Wie einfach nichts Vernünftiges einfallen - bis ich mich etwas intensiver mit der Organsisation und den Abläufen in einer Dombauhütte beschäftigt hatte.
Kurzum: Man muss wissen, was man schreibt, bevor man schreibt...

Valkyrie Tina

@Fianna: vielen Dank für den ausführlichen "Schlachtplan". Ich habe ihn jetzt mal ausprobiert und gemerkt, dass mir in meinen Geschichten oft einer der von dir angesprochenen Punkte fehlt. Namentlich war es der "Konflikt-Lösung" -Teil. Ich habe zwar Setting, Personen, und alles, und die sind richtig stark. aber mir fehlt ein zentraler Konflikt, deswegen kommt die Geschichte nicht aus dem Pott. Leider habe ich dafür noch keine Lösung gefunden (werde nächste Woche mal die Brainstorming-Gruppe heimsuchen). Meine Geschichte funktioniert also immer noch nicht  :brüll: aber jetzt weiß ich genauer an welcher Stelle und in welcher Hinsicht das Problem liegt- und das ist schon mal ein ganz großer Fortschritt.

@absinthefreund: du hast recht, zu kurze Geschichte ist kein riesiges Problem. ich habs nur erwähnt, weil ich irgendwo vorher mal gesagt hab "das ist mir noch nie passiert" und zwei Tage später ist es mir dann passiert.
Was du sagst, kann ich voll unterschreiben: es ist wahnsinnig wichtig, zu wissen, wo die Geschichte anfangen soll und was das Wichtige ist. Und das kommt einem so trivial vor, aber ich neige dazu, ganze Welten zu erfinden, und dann ist es immer so schade, nur einen winzigen Ausschnitt rauszuholen.
Ich hab gemerkt, dass manche Kurzgeschichten nicht funktionieren, weil die Geschichten die sie erzählen zu lang für eine Kurzgeschichte sind. Wenn ich eine Geschichte erzähle und sieben Schlüsselszenen zwingend brauche,  und die auch nicht zusammenfassen kann, kann ich die Geschichte nicht ins Kurzgeschichtenformat bringen. Und das sind fast immer Geschichten, wo die Grundidee eine starke Person oder Personenentwicklung war.
Ich glaube, das war das, was Churke vor einigen Tagen zum Thema gemeint hat. Bei den Geschichten, wo die Grundidee eine Person ist, versucht die Geschichte fast zwanghaft, den Kurzgeschichtenrahmen zu sprengen und eine längere Geschichte zu werden.

@churke: deine letzte Anmerkung, wie wichtig Recherche ist, kann ich sowas von unterschreiben. Meine letzte Geschichte liest sich wie ein Lückentext, da ich weder Ahnung von Altägyptischer Religion, noch ägyptischer Stadtbau (Wo liegen die verd++++ Pyramiden) noch von Maschinenbau, Ingeniörswesen oder großen Maschinen habe. Als Autor zeichnen wir Bilder, bei Kurzgeschichten mit wenigen Worten, und da ist es wichtiger denn je, unsere Szenerie und unsere Personen genau zu kennen. (da muss ich dir wieder etwas widersprechen von wegen Personen sind nicht so wichtig. Ich muss sie nicht so entwickeln wie bei einem Roman, aber ich glaube, ein Dan Brown Professor Langley- Abziehbild zum Beispiel würde in einer Kurzgeschichte nicht funktionieren)

Saelle

ZitatUnd das kommt einem so trivial vor, aber ich neige dazu, ganze Welten zu erfinden, und dann ist es immer so schade, nur einen winzigen Ausschnitt rauszuholen.
Ich hab gemerkt, dass manche Kurzgeschichten nicht funktionieren, weil die Geschichten die sie erzählen zu lang für eine Kurzgeschichte sind.

Ich schreibe noch nicht so lange Kurzgeschichten und kämpfe immer noch ein wenig mit genau diesem Problem. Dabei fange ich mit einer Grundidee an, die oft simpel genug erscheint, aber dann habe ich die Tendenz noch für alles und jeden Hintergrundgeschichten zu ersinnen und eben eine ganze Welt zu entwerfen, wo ich eigentlich nur einen Ausschnitt erzählen will.

Auf der anderen Seite fällt es mir leichter, eine Geschichte zu schreiben, wenn ich möglichst viel über die Hintergründe weiß, ich muss nur dem Drang widerstehen, es auch alles in einer Kurzgeschichte zu erzählen.
Ich habe für meine letzten Kurzgeschichten versucht, mit Schlüsselwörtern zu arbeiten, um das für mich selbst genau einzugrenzen. Ich plane in der Regel viel mehr Material zusammen, als in eine einzige Geschichte passt, also überlege ich mir genau, welchen Ausschnitt davon ich erzählen will, denke mir Schlüsselwörter dafür aus und gehe all meine Stichpunkte daraufhin durch. Anhand dessen entscheide ich dann, was am Ende wirklich in die Geschichte kommt und was viel zu weit davon wegführen würde.



Archibald

Seit zwei Jahren nehme ich häufiger an Ausschreibungen teil und nach meiner Erfahrung ist ein zuviel an Recherche eher hinderlich. Es entsteht dann - zumindest bei mir - oft der Drang, alle gesammelten Infos in die Story einzuflechten. Ein Lexikoneintrag oder Wikipedia reichen mir als grobe Orientierung meistens völlig aus, da in der Kurzgeschichte ohnehin nicht viel Raum für die detailreiche Darstellung des Pyramidenbaus oder der Architektur des Münsters von Basel bleibt. Wenn der Leser es versteht, dann reicht es.

Ich persönlich orientiere mich dabei oft an Kinofilmen. Um Zeit zu sparen (und den Info-Dump zu vermeiden) würde dort eine Pyramide von außen gezeigt, dann ein Schnitt zur Grabkammer mit Sarkophag, Grabbeigaben und bemalten Wänden gemacht. Fertig. Mehr braucht der Leser/Zuschauer nicht, um alle Lücken mit seiner Phantasie zu füllen. Aus welcher Epoche die Pyramide stammt? Aus welchem Material die Farben hergestellt werden? Völlig egal, wenn es für die Story nicht notwendig ist. Oft reicht ein einziges Detail, um die Szenerie lebendig wirken zu lassen.

Soviel zu meiner Herangehensweise ...


Hanni

Ich schreibe auch eher nach Instinkt. Meistens kann ich aber mittlerweile bei einem Plot von Anfang an recht gut abschätzen, ob ich ihn in der vorgegeben Zeichenzahl bewältigt bekomme oder nicht. Das ist wohl einfach eine Übungssache.

Da schließt für mich noch eine andere Frage an: Wie genau nehmt ihr eigentlich solche Zeichenvorgaben? Gibt es da Konventionen, wie weit man abweichen darf? Ich habe immer schon Hemmungen, wenn ich nur ein Zeichen über der Maximalforderung bin, was natürlich lächerlich ist. Ab wann wird es da wirklich kritisch? Das wird wahrscheinlich auch jeder Herausgeber anders einschätzen, aber es würde mich interessieren, wir ihr das handhabt.  :hmmm: