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Sprachen

Begonnen von Moni, 01. Januar 1970, 01:00:00

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flowrite

#90
Ich würde es übrigens unterstützen, wenn wir Hardcore-Sprachbastler (im Unterschied zu uns selbst und vielen anderen, die wir manchmal an unserer eigenen Muttersprache verzweifeln), ihr eigenes Unterforum "Fiktive Sprachen" bekämen, und zwar entweder neben Weltenbau oder als Unterforum zum Sprachbastelboard.

Die einzelnen Threads könnten Beschreibungen einzelner Sprachwerke sein, oder Themen, die den Sprachbau an sich betreffen.

Was meint ihr? Denn meiner einzelner wird wohl kaum die oberste Tizi-Kaste dazu bewegen können ;). Hängt halt vom Bedarf ab.

BTW, bei Interesse: Pègla

Evanesca Feuerblut

Da wäre ich auf alle Fälle dabei. Ein Board, in dem man einzelne Threads zum Thema "Wie leitet ihr neue Vokabeln ab" und einer zum Thema "Auf einer realen Sprache basieren - ja oder nein?" und so weiter... Da fallen mir sofort zig Themen ein.
Ich glaube, man muss das im Vorschlagthread ansprechen.

Layka

Ich denke ehrlich gesagt, es reicht, solche Threads im Weltenbau-Unterforum zu erstellen. Das Forum hat im letzten Jahr noch nicht einmal eine ganze Seite voll mit aktiven Themen beisammen bekommen, ich denke, da gehen die Sprachenthreads dann auch nicht zu sehr unter. Aber vielleicht könnte man einen [Sprachenentwicklung]-Tag hinzufügen, damit man die Threads auf Anhieb findet.
lights out.

flowrite

Layka, ja, das Argument des ungenügenden Traffics zu Kunstsprachen ist nicht von der Hand zu weisen. Ich denke allerdings, dass ein Thread zu einem konkreten Thema der Sprachentwicklung Gefahr läuft, von einem fleißigen Mod mit dem Sprachthread vereinigt zu werden, wo es den schon mal gibt. Ein einziger Thread wird der Vielgestaltigkeit dieses Themengebiets eigentlich nicht gerecht.

Aber gut, ich muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Da arbeitet sich ein Kerl an seinem toten Pferd ab und schon will er dafür nen eigenen Thread haben. Naja, war ja nur ein Vorschlag.

Rakso

Ich bin der Idee für ein eigens Unterboard für Sprachenbastler auch nicht abgeneigt. Das würde die Möglichkeit geben, entsprechende Themen besser zu besprechen, da in einem "großen" Thread auch vieles einfach untergeht.

Zitat von: Layka am 21. August 2016, 18:24:50
Das Forum hat im letzten Jahr noch nicht einmal eine ganze Seite voll mit aktiven Themen beisammen bekommen, ich denke, da gehen die Sprachenthreads dann auch nicht zu sehr unter.

Stimmt zwar, aber ich könnte mir vorstellen, dass (zumindest in der Anfangsphase) da schon einiges zusammen kommen könnte, sowohl an Threads, als auch an Beitragschreibern. Ich muss leider gestehen, dass mich der jetztige Thread ein wenig abschreckt und ich mir nicht sicher bin, wie detailreich ich etwas vorstellen oder Themen ansprechen "darf", eben weil es mir unübersichtlich vorkommt.

Aber die Idee mit dem Tag ist auch eine gute Alternative.

Rakso

Mal eine andere, wenn auch sicher nicht gleichwertige Idee, zum Thema Unterforum:
Man könnte ja, ähnlich wie beim Brainstorming-Chat, je nach Bedarf Treffen im Chat ausmachen und über allgemeine und/oder spezielle Probleme rund ums Sprachenbastlen besprechen. Sofern daran Interesse besteht.

Rakso

#96
Hallo,

nach und nach möchte ich hier in unregelmäßigen Abständen kurze grammatikalische Abrisse über die Sprachfamilien posten, an denen ich arbeite. Der Einfachheit halber, stelle ich jeweils nur eine Sprache/Variante vor und gehe nur kurz auf etwaige dialektale Besonderheiten oder verwandte Sprachen ein.
Die Beispiele gebe ich in meiner internen ,,wissenschaftlichen" Orthographie (meist mit Sonderzeichen um unterschiedliche Laute auseinanderhalten zu können, ohne lange Buchstabenketten zu haben, die nur einen Laut repräsentieren. Für Geschichten verwende ich jedoch eine vereinfachte Orthographie) und IPA-Lautschrift (steht immer in //) an.




Sprachen der Mäanderkulturen:
Die Sprachen dieser Sprachfamilie werden vor allem von Novjrener gesprochen, einer humanoiden Spezies, die sich in einer weiten, von mehreren großen Flüssen durchzogenen Ebene angesiedelt haben. Über die Jahrtausende wurde die Landschaft kultiviert, Dämme aufgeschüttet, Weiden, Weiher und Felder angelegt und Binnenmangroven trocken gelegt. Durch weitverzweigte und sich oft ändernde Flussarme getrennt, hat sich hier eine Vielzahl an Einzelsprachen, Dialekten und Varianten etabliert.
Am weitesten Verbreitet sind jüngere Varianten von Satqcvemi /sat'q'vemi/ (auch Ngvuolemi "Allgemeinsprache" genannt), einer der klassischen Sprachen aus dieser Region.

Lautliches: Typisch für Satqcvemi (und anderen Sprachen aus dieser Familie) sind große Konsonantencluster im Anlaut, mit teils 4-5 Konsonanten, sowie ein dreistufiges System mit stimmhaften (b, d, g, gc /ɢ/), stimmlosen (oft aspiriert) (p, t, k, q /q/) und ejektivierten Plosiven (pc /p'/, tc /t'/, kc /k'/, qc /q'/). Zudem gibt es ein ausgeprägtes Tonakzent-System mit drei Akzentarten (steigend á, fallend à, steigend und abfallend ã). Nicht akzentuierte Vokale werden reduziert gesprochen. Historisch ist das alte Lang-Kurz-Vokalsystem von Satqcvemi weggefallen, das jedoch in anderen Sprachen noch vorhanden ist.

Morphologie: Substantive flektieren nach Kasus (14) und Numerus (Singular vs. Plural vs. Paukal). Genus wird am Substantiv selbst nicht markiert, aber Verben markieren ob sie von einem intelligenten oder ,,bewusstseinslosen" Wesen ausgeführt werden. Sich auf Substantive beziehende Adjektive haben eine reduzierte Morphologie.
Verben werden mittels Aspektstämmen und Tempussuffixen gebildet, teils jedoch sehr unregelmäßig. Das Subjekt eines Satzes wird vor der Verbwurzel angezeigt, davor können noch weitere Präfixe stehen. Modus und Tempus werden durch ein Suffix am Verb ausgedrückt.
Das Ableiten von neuen Wörtern ist teils komplex, da Wortwurzeln immer entweder nominal oder verbal sind und erst durch das anhängen von Suffixen oder Zirkumfixen in der jeweils anderen Kategorie nutzbar sind.

Syntax: Die Markierung von Subjekt/Objekt funktioniert nach einem ,,invertierten" Akkusativ-System (oder Ergativisch-akkusativisch). Der Akkusativ bildet die Grundform, der Nominativ wird speziell markiert. Kcvétysa verfügt außerdem über ein grammatikalisiertes Fokus/Topik-System, je nach dem ob ein Aktant fokussiert ist oder nicht ändert sich die Kasusmarkierung.

Beispiele (aus Satqcvemi):
ntqcolývi amgrẽvo, vaptóleġot átbrio àġgcvemto ubvilá ntxarivúli.
/ntq'ɔlɨʋi ɐmgreʋɔ ʋɐptolɛɣɐt tbrɛmuʋi aɣɢʋɛmtɔ ubʋila ntxɐriʋuli/
ntqcol-yvi a-mgrev-o, vaptoleġ-ot a-tbri-o a-ġgcve-mt-o ubvil-a ntxariv-uli
Brief-pau 3sg-schreiben.prf-aor Bote-dat 3sg-geben.prf-aor  3sg-machen-caus.prf-aor nächste-obl Stadt-lat
"Er hat einige Briefe geschrieben, gab sie dem Boten und schickte ihn in die nächste Stadt."
(pau = Paukal (einige), 3sg = 3. Person Singular, prf = perfektiv/abgeschlossen, aor = Aorist, dat = Dativ,  caus.prf = perfektiver Kausativ, obl = obliquue (Nicht-Nominativ-Form), lat = Lativ (Richtungskasus))

Fokus:
(Subjektfokus) Uolakces amgra ntqcoli "Uola (w. Vorname) ist es, die einen Brief schreibt."
(Objektfokus) Uola ntqcoli vomgra "Den Brief schreibt Uola."
(kein Fokus) Uola ntqcoli amgra "Uola schreibt den/einen Brief."

Rakso

#97
[bitte löschen]

Rakso

Heute, ab 17:30 trifft sich eine kleine Gruppe Sprachenbastler im Tizi-Chatraum zum Conlanging-Brainstormingchat (CL-BSC, ein besseres Kürzel ist in Arbeit). Es wird zu konkreten Themen gebraint, Tipps und Tricks ausgetauscht oder einfach nur gefachsimpelt.

Am Thema Interessierte, Sprachenbastler oder die, die gedenken solche zu werden, sind mehr als herzlich willkommen.

Sikania

Ich überarbeite aktuell eine meiner Geschichten, in der tatsächlich auch einige Sätze einer fremden Sprache vorkommen. Bisher war es Wort-für-Wort übersetzt, was doch merkwürdig klingt. Auf der Suche nach besseren Alternativen bin ich auf euch gestoßen. Habt ihr mittlerweile tatsächlich eine extra Gruppe aufgemacht?

Rakso

#100
Die Idee einer internen Gruppe im TZ ist leider nicht weiter verfolgt worden.
Alternativ gibt es noch die Treffs im Tintenzirkel-Chat, die in letzter Zeit leider nur noch sporadisch funktionieren. Was sich wohl bis Beginn des nächsten Jahres nicht ändert, wegen NaNo und den Feiertagen im Dezember (die Doodle-Umfrage für Oktober/November habe ich nicht rumgeschickt, mache ich aber noch im Lauf der Woche).

Aber Du könntest hier was dazu posten, wenn es Dir nichts ausmacht.

Sikania

Ich verstehe.

Na ja, ich versuche es mal hier. In meiner Geschichte gibt es zwei Länder, die verschiedene Sprachen sprechen. Nummer 1 spricht "Teganisch" = Deutsch, Nummer 2 spricht "Lamaskan" = fremd.
Im Prinzip wird nur im Rahmen von Zaubern in der fremden Sprache gesprochen oder wenige Worte, wenn der Perspektivträger die Sprache nur hört, aber nicht sprechen kann. Ansonsten schreibe ich auf Deutsch, da ohnehin alle Perspektivträger die Hauptsptache (Teganisch) einigermaßen verstehen.
Macht es Sinn, das Ganze so zu halten, oder wie würdet ihr das machen?
zudem: Wie macht ihr es, dass die deutsche Grammatik nicht gleich durchschimmert? Fürs Erste hab ich bei mir nun einfach Artikel und Personalpronomen rausgekickt, wo sie durch Verbformen ersetzt werden könnten. (Bsp. Was tust du hier? ... Ich gehe jetzt.) Inwieweit das so möglich ist, weiß ich aber auch noch nicht  ???

Vielleicht habt ihr ein paar Anregungen?

Kyvenn

#102
Naja, wenn deine Protas Teganisch als Muttersprache haben (oder sie gut genug verstehen), ist das durchaus sinnvoll, es so zu machen. Deine Protas erleben Lamaskan ja als fremde Sprache, die sie nicht verstehen - die Sprachbarriere würde ich da irgendwie deutlich machen. So wie du das machst, klingt das doch eigentlich ganz gut.

Also wenn es um die Grammatik geht: Ich habe das das letzte Mal so gemacht, dass ich mich an einer Sprache bezüglich Grammatik und Satzbau orientiert habe, eben damit es nicht zu ähnlich klingt (in meinem Fall Gälisch). Da habe ich mir einige Sätze rausgepickt, an denen ich das sehen kann, und dann irgendwie in meiner Sprache übertragen.

Zum Beispiel:
Auf Gälisch sagt man, wie man heißt, wörtlich mit "Kyvenn ist Name mein". Den Satzbau habe ich dann versucht, den meisten Variationen anzupassen (z.B. "Apfel ist Eigentum mein" für "Das ist mein Apfel", "Wie ist Name dein?") und bei Verben habe ich das Gleiche gemacht: Es gibt eine Form, die die Zeit anzeigt, in der gesprochen wird, und das wird konjugiert. Im Gälischen ist es tha für "Ich" in der Gegenwart. Genauso habe ich es auch gemacht, sodass die Sätze irgendwann wörtlich hießen "Ich (Gegenwart) gehen Haus" für "Ich gehe nach Hause".

Mir hat das eigentlich immer ganz gut weitergeholfen, auch wenn es ein bisschen viel Arbeit war, wenn man die Sprache nebenher noch gelernt hat :hmmm:

Rakso

#103
Das Konzept finde ich stimmig. Interessant wäre hier natürlich, wenn ein Perspektivträger nicht alles versteht oder anders interpretiert wenn etwas auf Teganisch gesagt wird. Das muss nicht durchgängig der Fall sein, sondern wenn Phrasen, Sprichwörter oder Wörter fallen, die der Protagonist nicht kennt.

Das mit der Grammatik ist ein wenig das Dilemma von Sprachenbastelein. Egal wie viel Mühe man sich gibt, im schlimmsten Fall sind das für den Leser nur zufällige ohne Konzept eingetippte Buchstabenkombinationen, sofern man nicht irgendwelche Grammatikinformationen hinzuliefert. Dafür ist aber selten Raum in einer Geschichte und wahrscheinlich wollen noch weniger Leser so was lesen.
Grundsätzlich kann man da eigentlich viel machen. Angefangen vom bekannten ,,Ein-Wort-Satz" bis hin zum ,,Auslagern" von grammatischen Informationen, die man als Deutschsprecher nicht so auf dem Schirm hat.
z. B.: Wenn Du beim Verb das Personalpronomen ,,weglässt", könnte das für die Sprache bedeuten, dass sie sehr Kontextabhängig ist und der Sinn einen Satzes sich an der konkreten Situation entschlüssel lässt (und entsprechend in anderen Situationen anders interpretiert werden kann), es könnte auch sein, dass in der Verbform die Person bereits codiert ist, wie etwa im spanischen: tengo ,,ich habe", tienes ,,du hast", tiene ,,er/sie hat" tenemos ,,wir haben", etc. oder das etwa durch Kasus die Subjekt und Objekt eindeutig unterscheidbar sind (passt für deine Beispiele nicht so gut).
Oder Du arbeitest mit der Satzstellung, Objekt vor Subjekt, Verb vor Subjekt oder so. Das könnte sich dann aber auch je nach Betonung einiger Satzteile ändern.

Sikania

Ich danke euch beiden schon mal für die Einschätzung.  :jau:
Die Idee, es an andere Sprachen wie Gälisch anzupassen oder die Verben zu personalisieren wie im Spanischen finde ich gut und werde mich da mal ein bisschen reinlesen, inwiefern das bei mir umsetzbar ist. Denn das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt eben nicht auf der Sprache und Fremdheit des einen Volkes, weshalb ich das dann nicht zu sehr in den Vordergrund ziehen will (Grammatik erklären etc.).
Mal sehen, was dann aus "Lamaskan" wird  :)