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Unterschiede deutscher zu angelsächsischer Fantasy

Begonnen von Kaipi, 16. Januar 2014, 19:23:15

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Kati

Ich denke, diese Heldentodverehrung liegt nicht nur im angelsächsischen Raum vor und kommt auch nicht unbedingt von da. Das ist eine ganz alte Sache, ein Opfer wird immer als nobel und ehrenvoll angesehen. Da muss man sich nur mal die ganzen Märtyrersagen angucken, die sind auch alle für ihre Überzeugung und für andere gestorben. Wie weit das im Jugendbuch angebracht ist, lässt sich diskutieren. Harry Potter zum Beispiel ist ab einem bestimmten Band für mich kein Kinderbuch mehr. Davon ab stirbt Harry nicht, aber er wäre bereit zu sterben. Da sehe ich einen Unterschied. Es gibt auch genug Figuren im Buch, die ihm sagen, er soll nichts riskieren, wenn ich mich richtig erinnere, also der Heldentod wird da NICHT als nobel, richtig und Problemlösung vorgestellt. Man muss auch unterscheiden, inwieweit etwas auf unsere Welt übertragbar ist. Ich stimme dir schon zu, dass man jungen Kindern nicht vorleben muss, dass es nobel ist sich für andere in den Tod zu werfen, aber ich denke ab einem bestimmten Alter verstehen Jugendliche den Unterschied zwischen Fiktion und Wirklichkeit da sehr gut (auf anderen Themengebieten, die viel näher mit der Wirklichkeit verknüpft sind, sehe ich da größere Probleme. Zum Beispiel der lockere Umgang mit Tod und töten im Jugendbuch an sich). Ich meine, wer von uns hat keine Gänsehaut, wenn der Held episch in die Schlacht zieht und dem Tod ins Auge blickt, um sein Volk zu retten? Wären wir in Wirklichkeit dabei, würden wir dem wohl alle sagen, er soll aufhören rumzuspinnen und sich was Produktiveres einfallen lassen.  ;)

Nimmt man sich andere Beispiele vor, nicht unbedingt Kinderbücher jetzt, muss man ja auch abwegen: Was riskiert der Held, wenn er nicht bereit ist, das Opfer zu bringen? Meist den Untergang seiner gesamten Welt, wie er sie kennt. Wäre es da nicht total selbstsüchtig und egoistisch sich nicht zu opfern? Schwierige Frage. Aber ja, ich denke, wir brauchen mehr Helden, die sich nicht wagemutig in den sicheren Tod begeben, sondern bereit sind zu kämpfen und zu überleben. Aber ich denke halt, das ist ein universelles Problem, nicht unbedingt bloß im angelsächsischen Raum.

Geschichtsbewältigung: Es stimmt schon, was Canis dazu schreibt, aber es ist auch sehr wahr, was Maja sagt: In England werden die Toten des ersten Weltkrieges natürlich schon gefeiert, aber die Leute sind sich trotzdem bewusst, dass ihre Tode sinnlos waren. Wirklich als Helden betrachtet werden sie nicht. Remembrance Day, wenn ganz England rote Pappmohnblüten in Gedenken der toten Soldaten trägt, ist eine sehr traurige Angelegenheit. Es geht nicht darum, die Soldaten und ihr Werk als Helden zu feiern, sondern ist eher als Mahnung gedacht an die ganzen sinnlos verlorenen Leben. Natürlich können die Briten sowas eher machen als Deutschland, weil sie als Gewinner natürlich den Vorteil haben, auf der richtigen Seite gestanden zu haben, aber richtige Heldenverehrung ist das nicht.


Debbie

Zitat von: Churke am 17. Januar 2014, 11:20:50
Mythen und Sagen, selbst die historische Überlieferung, begreifen den Heldentod als Schlusskapitel eines Dramas. In aussichtsloser Lage legt der Held einen starken Abgang hin. Die Amerikaner hingegen banalisieren den Heldentod als Auftakt eines Happy Ends. Ich halte das sowohl intellektuell als auch dramaturgisch für eher fragwürdig.

Ich halte das überhaupt nich für fragwürdig - dass es dramaturgisch nicht wirklich in Frage gestellt werden kann, weil es offensichtlich seinen Zweck erfüllt, sieht man ja wohl sehr gut an dem Erfolg entsprechender Filme und Bücher. Und intellektuell (also aus Sicht der Vernunft) ist es auch nicht fragwürdig, sondern eine Einstellung die mitunter Millionen von Leben retten kann. Und auch wenn der Held stirbt und damit die Welt rettet, ist es genretechnisch gesehen ein Drama. Also sehe ich da jetzt keinen großen Unterschied zum Heldentod in Mythen und Sagen.

Damals, bei 9/11, haben die Passagiere eines Flugzeugs verhindert, dass es sein Ziel erreichen konnte, nachdem die Passagiere herausgefunden hatten, was da eigentlich passiert. Das bedeutet, irgendjemand musste den Anfang machen, aufstehen und damit rechnen, dass er sofort stirbt. Danach habe ich mich oft gefragt, ob das wohl in einem innerdeutschen Flugzeug auch passiert wäre ... Aber wenn ich dann höre, dass bei uns, am hellichten Tag, ein Familienvater am Bahnsteig von zwei Jugendlichen "totgetreten" wird ohne dass irgendjemand eingreift, dann hat sich die Antwort eigentlich auch schon erübrigt. Das mag jetzt jeder anders sehen, aber das ist eben meine subjektive Meinung.
Auch die Hilfsbereitschaft ist in den USA generell eine andere, das fängt bei kleinen Dingen, wie dem Service, an und endet bei großen Dingen, wie Bürgerwehren, wenn sich in einem Gebiet eine Reihe von Verbrechen ereignet. Das hat bei uns zwar in den letzten Jahren, mit den Flutkatastrophen auch zugenommen, aber was solche Dinge angeht, können wir mit den Amerikanern einfach nicht mithalten. Und das liegt an dem Ehrenkodex, der den Leuten von klein an vermittelt wird. Man lernt, dass die Gemeinschaft und das Land das wichtigste sind, dass man seinen Beitrag dafür zu leisten hat und der "Dienst am Nächsten" ist hochangesehen, während Selbstsucht und Feigheit die größten Schanden sind.

Und ich finde auch nicht, dass man Kindern zuerst beibringen sollte, sich selbst zu schützen. Das stimmt, wenn es nur um das Leben des Kindes selbst geht. Wenn aber andere Leben betroffen sind, ist Helfen immer richtig und wichtig - das nennt man Zivilcourage, und die muss man den Menschen m. E. von klein an beibringen, denn was Hänschen nicht lernt ...

Kaipi

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 14:22:47
Und ich finde auch nicht, dass man Kindern zuerst beibringen sollte, sich selbst zu schützen. Das stimmt, wenn es nur um das Leben des Kindes selbst geht. Wenn aber andere Leben betroffen sind, ist Helfen immer richtig und wichtig - das nennt man Zivilcourage, und die muss man den Menschen m. E. von klein an beibringen, denn was Hänschen nicht lernt ...
Hast Du Kinder? Ich finde schon, dass es an erster Stelle stehen sollte, Kindern beizubringen, nicht mit jedem Fremden treuherzig mitzugehen, auch wenn er noch so sehr auf die Tränendrüse drückt. Wenn die Kinder das verstanden haben, können Sie auch fremden Leuten helfen, z.B. beim Überqueren der Straße etc.
Natürlich ist Zivilcourage wichtig und nimmt z.B. in meinen Büchern einen sehr hohen Stellenwert ein (meine Kinderbücher sind meist Rettungsmissionen). Aber wenn man kleinen Kindern ausgerechnet die Selbstopferung ans Herz legt, dann kommt - wie das bei kleinen Kindern nun einmal ist - als Ergebnis meist etwas raus, was man nicht bedacht hat. So könnte sich ein Kind vor ein Auto werfen, nur um das kleine Nachbarskätzchen zu retten.

Debbie

Zitat von: Kaipi am 17. Januar 2014, 14:34:52
Hast Du Kinder? Ich finde schon, dass es an erster Stelle stehen sollte, Kindern beizubringen, nicht mit jedem Fremden treuherzig mitzugehen, auch wenn er noch so sehr auf die Tränendrüse drückt. Wenn die Kinder das verstanden haben, können Sie auch fremden Leuten helfen, z.B. beim Überqueren der Straße etc.
Natürlich ist Zivilcourage wichtig und nimmt z.B. in meinen Büchern einen sehr hohen Stellenwert ein (meine Kinderbücher sind meist Rettungsmissionen). Aber wenn man kleinen Kindern ausgerechnet die Selbstopferung ans Herz legt, dann kommt - wie das bei kleinen Kindern nun einmal ist - als Ergebnis meist etwas raus, was man nicht bedacht hat. So könnte sich ein Kind vor ein Auto werfen, nur um das kleine Nachbarskätzchen zu retten.

Ja, ich habe einen Sohn und zwei Patenkinder, die sehr wohl wissen, dass man mit einem Fremden nicht mitgeht, EGAL was der einem erzählt, weil sie auch wissen, was Kindern passieren kann, wenn sie so etwas tun. Das bedeutet aber nicht, dass ich Botschaften in Harry Potter oder Star Wars herunterspiele, um ihnen zu erklären, dass es Dummheit ist, sich für andere zu opfern, v. a. wenn sie einem am Herzen liegen!

Und da ich selbst auch niemand bin, der sich vors Autor werfen würde, um eine Katze zu retten (Sorry!), bekommen sie das auch nicht vermittelt. Ich stelle mich nicht hin und propagiere, dass man für alles und jeden sein Leben riskieren soll, aber wenn solche Themen in Büchern oder Filmen zur Sprache kommen (und auch da opfert kaum jemand sein Leben für eine Katze - und auch Kinder können zwischen Menschen und Tieren unterscheiden) tue ich das Weltrettungsszenario nicht als überdramatischen Unfug ab, sondern bemühe mich den Kindern zu vermitteln, dass auch ein Einzelner einen gewaltigen Unterschied machen kann, wenn andere bedroht sind.

Churke

Zitat von: Kati am 17. Januar 2014, 13:17:31
Es gibt auch genug Figuren im Buch, die ihm sagen, er soll nichts riskieren, wenn ich mich richtig erinnere, also der Heldentod wird da NICHT als nobel, richtig und Problemlösung vorgestellt.

Die Amis machen das deshalb immer so, dass der Opferwillige auf eigene Faust handelt und die Party hintergeht, damit die Freunde ihn nicht von seinem Tun abhalten können. Klarer Fall von Doppelmoral.  :hand:

Es gibt da so ein Theaterstück mit 3 Personen: Einem Anführer, einem Mitläufer und einem Opfer. Sie sind schiffbrüchig und rein rechnerisch muss einer sterben. Der Anführer sorgt mit diversen psychologischen Tricks dafür, dass das Opfer einsieht, dass es sich für die "Gemeinschaft" opfern muss.


Zitat von: Kati am 17. Januar 2014, 13:17:31
Ich meine, wer von uns hat keine Gänsehaut, wenn der Held episch in die Schlacht zieht und dem Tod ins Auge blickt, um sein Volk zu retten? Wären wir in Wirklichkeit dabei, würden wir dem wohl alle sagen, er soll aufhören rumzuspinnen und sich was Produktiveres einfallen lassen.  ;)

Etwas zu riskieren ist etwas anderes als Selbstaufopferung. Hitler, der nun wirklich über Leichen ging, hielt von Kamikaze-Aktionen überhaupt nichts.

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 14:22:47
Und auch wenn der Held stirbt und damit die Welt rettet, ist es genretechnisch gesehen ein Drama. Also sehe ich da jetzt keinen großen Unterschied zum Heldentod in Mythen und Sagen.
Und dann frage ich dich jetzt mal ganz direkt: Wenn ich Jesus Christus beiseite lassen, wie oft ist die Welt oder auch nur ein Teil der Welt denn schon durch den Opfertod eines Einzelnen gerettet worden?
Das gibt es nur in amerikanischen Märchen.
Und deshalb ist es nicht glaubwürdig.
Oder der Typ, der sich auf die Handgranate wirft, um die Kameraden zu retten.   :gähn: Ich kannte jemanden, der im Algerienkrieg "mal fünf Mann gerettet" hat, indem er die Handgranate zurück geworfen hat. War vielleicht nicht so drehbuchheldenhaft, hat aber funktioniert.  ::)


Kaipi

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 14:45:27
... dass auch ein Einzelner einen gewaltigen Unterschied machen kann, wenn andere bedroht sind.
Das ist wohl wahr. Es kommt aber darauf an, wie man diese Botschaft vermittelt und da wird mir in der angelsächsischen Welt zu sehr auf das "ultimative Opfer" abgezielt. Wenn z.B. Bruce Willis unbedingt die Bombe zünden will, um den Asteroiden zu sprengen, dann ist das ja okay. Natürlich ist es viel sinnvoller, dass das ungeborene Baby einen jungen Papa bekommt und nicht nur einen Opa. Es ist aber bezogen auf die Story einfach zu durchschaubar, übertrieben und kitschig und für kleine Kinder auch nicht geeignet, da sie derartige Denkweisen einfach noch nicht nachvollziehen können.
Ich sage ja auch gar nicht, dass es "Dummheit" ist, sich unter Umständen für andere zu opfern. Bei entsprechender Ausgangslage (Erde retten, Galaxis retten) ergibt solch ein Verhalten ja auch Sinn. Aber es gibt einen Grund, warum viele Menschen beim Anblick einer ungewohnten Gefahrensituation gelähmt sind und NICHT helfen. Dieses Verhalten wurde wissenschaftlich erforscht und hat nichts mit Feigheit oder fehlender Zivilcourage zu tun, sondern mit einer fehlenden Lösungsstrategie. Ohne eine Strategie ist ein Eingreifen nämlich sinnlos und gefährdet einen selbst und auch die anderen Beteiligten.
Als jemand auf die U-Bahngleise gestürzt ist und die U-Bahn rauschte in den Bahnhof, standen alle gelähmt und geschockt da und taten NICHTS. Nur ein Held sprang auf die Gleise, denn er hatte geheimes Zusatzwissen, das den anderen fehlte. Er wusste, dass es unter dem Bahnsteig eine Nische gibt. Er sprang auf das Gleis, schob den Betrunkenen in die Nische und hüpfte wieder auf den Bahnsteig. Zudem war der Held auch sportlich.
War die untersetzte Oma mit Herzleiden, die nur fassungslos zuschauen musste, deshalb feige?

Kaipi

Zitat von: Churke am 17. Januar 2014, 14:55:46
...wie oft ist die Welt oder auch nur ein Teil der Welt denn schon durch den Opfertod eines Einzelnen gerettet worden?
Das gibt es nur in amerikanischen Märchen.
Und deshalb ist es nicht glaubwürdig.
Da stimme ich voll zu  :)

Churke

Zitat von: Kaipi am 17. Januar 2014, 15:02:24
Wenn z.B. Bruce Willis unbedingt die Bombe zünden will, um den Asteroiden zu sprengen, dann ist das ja okay.

Eine der dümmsten Szenen des Films. Warum muss Bruce Willis manuell auslösen? Weil der Fernauslöser versagt. Warum versagt der Fernauslöser? Weil Bruce Willis manuell auslösen muss!
Selbstopferung mit der Brechstange ins Drehbuch geprügelt.

Pygmalion

Interessantes Thema

ZitatDer Hintergrund ist, dass die Briten und Amerikaner gelegentlich wieder Soldaten rekrutieren wollten, und deshalb in ihren Bevölkerung keine negative Stimmung zum Thema Krieg erzeugen wollten. "Von deutschem Boden darf" dagegen "nie wieder ein Krieg ausgehen", deshalb fand hier nach dem Krieg (den Kriegen) eine ganz andere Art der Vergangenheitsbewältigung statt.

Aus der Perspektive bin ich hoch froh, dass ich in einem Land aufwachse, wo es diese negative Stimmung zum Krieg gibt und dass hier nicht dauernd irgendwelche Paraden stattfinden, wo mit übertriebenem Patriotismus dafür geworben wird, dass es sinnvoll ist, im Irak einzumarschieren, weil man selbsst der Gute ist und alle anderen die Bösen oder Hilfstruppen. Vielleicht werden deswegen auch hier die sich gegenüberstehenden Seiten nicht nur schwarz/weiß sondern auch häufig mal grau dargestellt. Auf der einen Seite das "demokratische" Land, auf der anderen die bösen "Terroristen" finde ich viel zu plakatisch und kommt trotzdem dauernd vor. DAs Konzept "für sein Land Sterben" halte ich für wirklich unzeitgemäß und abstrakt, als dass es sich hier wieder durchsetzen könnte. (Gott sei Dank)

@Debbie: Ich sehe das eher andersherum, die USA hinken Deutschland zw. Europa deutlich nach, was allgemein Justiz und Zivilcourage angeht. Da rennt jeder mit einer Waffe durch die Gegend und vor allem diese "Bürgerwehren" sind das Gegenteil von nützlich: Man schaue auf den Schwarzen, der einfach nur spazieren ging und von einer Bürgerwehr stumpf erschossen wurde. Ich will so ein Gesellschaftssystem wie in den USA hier nicht haben. Selbstsucht ist jawohl der Inbegriff des amerikanischen Lebensstils. Alles, was denen nur den Hauch eines Nachteils bringen könnte, wird abgelehnt. Egal, ob es um das Klima oder wirtschaftliche Nachteile geht. Ich spreche jetzt von dem Gesamtgebilde, es gibt sicherlich viele Amis, die da anders sind, aber viele eben auch nicht.

Insgesamt sollte man aber vielleicht schon zwischen englischer und amerikanischem Fim /Literatur trennen, ich sehe diesen übertriebenen Hang zur Selbstopferung und auch zur Opferung anderer (das kommt ja fast noch häufiger vor) eigentlich fast nur in amerikanischen Filmen (Bücher kenne ich zu wenig).


@Kaipi: Meinst du, dass Star Wars unbedingt für 6 jährige geeignet ist?

Moni

Zitat von: Kaipi am 17. Januar 2014, 12:48:43

Ich habe mit meinem 6-jährigen Sohn kürzlich »Star Wars 4« gesehen, und da »opfert« sich ja schon zu Beginn der nette Opa Obi Wan. Diese Szene musste ich meinem Sohn mehrmals am Tag erklären. »Warum hat er nicht weiter gekämpft?«, fragt er. »Warum haben ihm seine Freunde nicht geholfen?«
Was soll ich antworten? »Er hat sich für das höhere Ziel, der Rettung der Galaxis, geopfert. Hätte er weiter gekämpft, wäre Luke niemals geflohen, also musste er sterben.« Ist doch logisch, oder?

Dazu kann man aber noch etwas anmerken: Lucas hat sich an Campbells Modell der Heldenreise orientiert (er hat mit Campbell in Austausch gestanden, als er die Grungeschichte zu Star Wars entwickelte) und der Tod des alten weisen Beraters ist darin vorgesehen, damit er dem Helden als Problemlöser genommen wir und er ihn auf diese Weise zwingt, selber aktiv zu werden. Die Wiederkehr des weisen alten Beraters in geistiger Form gehört ebenfalls zu diesem Modell und ist in alten Sagen und Legenden begründet. Tolkien hat dies bei Gandalf angewandt (seine Wiederkehr ist durch die Valar ermöglicht, Gandalf ist ein Maiar, in seiner Urform ein Geistwesen), man kann dies aber auch schon in der Sage um Merlin finden.

Ich empfehle in dem Zusammenhang die Lektüre des Buches "Der Heros in tausend Gestalten" von Campbell damit klären sich nämlich viele deiner Fragen in dem Zusammenhang und außerdem ist es ein hochinteressantes Buch, das für jeden Fantasyautor meiner Meinung nach Pflichtlektüre sein sollte.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Christopher

Zitat von: Moni am 17. Januar 2014, 15:59:06
(seine Wiederkehr ist durch die Valar ermöglicht, Gandalf ist ein Maiar, in seiner Urform ein Geistwesen)

:pompom:

Steht ganz offen im Herrn der Ringe, sofern man das Silmarillion dazu kennt. Aber die wenigsten kriegen das mit. Gutes Beispiel für ganz großes Tennis vom Herrn Tolkien ;D
Be brave, dont tryhard.

Kaipi

Zitat von: Moni am 17. Januar 2014, 15:59:06
Ich empfehle in dem Zusammenhang die Lektüre des Buches "Der Heros in tausend Gestalten" von Campbell damit klären sich nämlich viele deiner Fragen in dem Zusammenhang und außerdem ist es ein hochinteressantes Buch, das für jeden Fantasyautor meiner Meinung nach Pflichtlektüre sein sollte.
Ich lese gerade "Die Odyssee des Drehbuchschreibers" von Christopher Vogler. Der Autor bezieht sich darin auch stark auf "Der Heros in tausend Gestalten".

Kaipi

Zitat von: Pygmalion am 17. Januar 2014, 15:54:43
@Kaipi: Meinst du, dass Star Wars unbedingt für 6 jährige geeignet ist?
Ich persönlich denke, dass Star Wars (und ganz besonders Clone Wars) erst ab 12 Jahren geeignet ist. Aber gerade bei Jungs ab 5 Jahren ist Star Wars sehr angesagt und die Kinder bauen heutzutage bestimmte Szenen als Lego-Set nach, bevor sie die Filme überhaupt gesehen haben, daher kommt man früher oder später nicht um die Filme herum.
Episode 4 finde ich noch am schönsten, zumal ich den Film damals mit 7 Jahren gesehen habe und ähnlich begeistert war, wie mein Sohn heute. Von Episode 1-3 bin ich jedoch gar nicht angetan, zumal sie ja nur den Vorbau für Clone Wars liefern. Auch die "Heldenreise" von Annakin ist mir zu konstruiert und unglaubwürdig, ganz besonders seine seltsame Wandlung zum Kindermörder. Obi Wan hat mir in Episode 3 sehr leid getan.

Debbie

#28
Bevor das jetzt ein wahnsinnig langer Post wird, hier einfach nur schnell die Fakten:

@Churke:
- nur weil Armageddon nicht glaubwürdig und sehr konstruiert ist, muss das für Werke gleicher Art nicht zwangsläufig gelten!
- in den Heldensagen sterben die Helden vielleicht nicht um die Welt zu retten (wobei in der nordischen Mythologie (Ragnarök), Maya Mythologie, Indischen Mythologie - kurz, in jeder, in der es ein Weltuntergangsszenario gibt - klar ist, dass die alten Helden im Kampf gegen das Böse mitunter sterben müssen, um die Entstehung von etwas Neuem einer besseren, "gereinigten" Welt zu ermöglichen), aber im Kampf gegen das Böse und für das Gute (ein Volk, etc.)
- selbstverständlich ist es unwahrscheinlich, dass die Welt durch den Tod eines Einzelnen gerettet werden kann - aber wenn du mit den Grundregeln des Schreibens vertraut bist (und soweit ich weiß, ist das der Fall), dann weißt du ja, dass es keine Geschichte gibt ohne Konflikt. Konflikt -> Drama -> Übertreibung -> Blockbuster/Bestseller (ich weiß, das ist stark verallgemeinernd, sollte aber auch nur grob runtergebrochen sein)

@Pygmalion:
- ich denke, wir können darin übereinstimmen, dass wir bei nichts übereinstimmen. Der Egoismus, von dem du da sprichst, ist von der Regierung initiiert. Warst du mal in Amerika? Hast du mal dort gelebt? Tatsache ist: Selbstverständlich hat die Fokusierung auf das eigene Land auch Nachteile, z. B. den, dass viele Amerikaner nicht einmal wissen, wo London liegt (das ist kein Scherz und auch kein Einzelfall!) oder was im zweiten Weltkrieg noch passiert ist, außer das die Amerikaner die Welt gerettet haben. Der Durchschnittsamerikaner hat keine Ahnung, was Mülltrennung ist und wofür die gut sein soll; wie lange Plastik braucht, um zu Verrotten, oder warum ihm das Chlor im Leitungswasser schaden könnte. Wenn die Bevölkerung besser aufgeklärt wäre (was in internationalen Metropolen auch oftmals der Fall ist), wäre die Mehrheit sehr wohl bereit, Dinge zu ändern. Natürlich haben die bei einigen Dingen Aufholbedarf, aber nicht unbedingt, wenn es um Moral geht. Oder vielleicht hat sich die bei uns inzwischen auch schon "verintellektualisiert" - sorry, das mag jetzt alles sehr zynisch klingen, aber ich bin noch von der altmodischen, konservativen Fraktion. Ist wohl alles Ansichtssache  ;)

@Kaipi:
- auch wenn ich eigentlich dachte, dass gewisse Dinge selbsterklärend sind: Ich erwarte nicht von alten Omas oder kleinen Kindern, dass sie irgendjemanden retten. Natürlich kommt alles auf die persönlichen Bedingungen an; aber auch eine Oma kann im Zweifelsfall jemanden retten - oder mehrere - oder vielleicht die Welt, wer weiß?! Es gibt bestimmt noch eine Steigerung zu Armageddon  :snicker:
- ich denke, dass manche Menschen bei dem Anblick von Gefahr (für andere und sich) wie gelähmt sind, liegt v. a. am Selbsterhaltungstrieb. Ist die Studie, von der du da erzählt hast, zufällig deutsch? Ich kenne genug Leute, die im Angesicht von Gefahr (für sich und andere) eingreifen, ohne vorher Nachzudenken. Das erzählen die auch immer genauso: "Ich hatte keine Ahnung, was ich da machte, ich bin einfach hin-/losgerannt". Ich stand mal daneben, als ein Kind (nicht mein eigenes) von der Schaukel fiel und ein Boxer (Hund) auf das Kind zugestürmt ist. Ich hab auch nicht darüber nachgedacht, wie ich den Hund aufhalten kann - für sowas hat man in den Millisekunden auch garkeine Zeit - ich bin dazwischen gegangen, hab den Hund am Halsband gepackt und weggezogen. Natürlich hätte das nach hinten losgehen können, schließlich war es ja ein fremder Hund und ich konnte das Tier auch nicht einschätzen (und ich bin selbst immer supervorsichtig, wenn es um Hunde geht), aber auch darüber habe ich nicht nachgedacht. Entweder man ist so, oder eben nicht. Ob man das anerziehen kann, weiß ich nicht - aber versuchen sollte man es auf jeden Fall!
- Ähm, wie soll ich denn das mit Star Wars verstehen?
Zitat von: Kaipi am 17. Januar 2014, 16:38:09
Von Episode 1-3 bin ich jedoch gar nicht angetan, zumal sie ja nur den Vorbau für Clone Wars liefern.
Wie, die waren doch der Anfang von allem?! Der Hauptplot sozusagen, alles andere ist doch nur Ergänzung!
Und Star Wars gibt es auch als "Legoversion" auf DVD - und die ist einwandfrei für Sechsjährige geeignet.  :vibes:

Edit: Sorry, ist doch lang geworden!

Kaipi

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 17:55:46
ich denke, dass manche Menschen bei dem Anblick von Gefahr (für andere und sich) wie gelähmt sind, liegt v. a. am Selbsterhaltungstrieb. Ist die Studie, von der du da erzählt hast, zufällig deutsch? Ich kenne genug Leute, die im Angesicht von Gefahr (für sich und andere) eingreifen, ohne vorher Nachzudenken.
»Studie« würde ich die Galileo Mystery Sendung nicht nennen, Infos hier.
Es ist ein individueller Prozess der Risikoabschätzung, und wenn man eine Situation falsch einschätzt oder sich selbst überschätzt, dann rennt man eben einfach los. Mit etwas Glück überlebt man die Angelegenheit. Oder das brennende Haus stürzt über einem zusammen.
Bei den speziellen "Kind in Gefahr"-Situationen haben Eltern meiner Meinung nach ohnehin einen deaktivierten Selbsterhaltungstrieb.

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 17:55:46
Ähm, wie soll ich denn das mit Star Wars verstehen? Wie, die waren doch der Anfang von allem?! Der Hauptplot sozusagen, alles andere ist doch nur Ergänzung!

Für so alte Herrschaften wie mich ist das nicht so. Am Anfang war Episode 4, die damals auch noch einfach nur »Krieg der Sterne« hieß. Dann kamen 5 und 6 und damit hätte es Herr Lucas belassen sollen.
Klar, er hatte damals schon alles im Kopf. Er wusste, wie Darth Vader zu dem Monster geworden ist, das er ist und das macht Vader ja auch so glaubwürdig. Man spürt bei Handlung und Charakteren, dass da mehr ist, als nur das Gezeigte.
Aber wie so oft ist es nicht hilfreich, zu viele Details über seine Helden zu erfahren. Nach Episode 1 war ich sehr enttäuscht. Annakin mutierte zu einer Jesus-Parodie (seine Mutter: »Es gab keinen Vater«) und die mystische »Macht« verkam zu seltsamen Bakterien, deren Anzahl man mit einem Gerät messen kann (eine der unlogischsten Szenen: Qui-Gon nimmt eine Blutprobe und »schickt« diese zu Obi-Wan im Raumschiff, um sie zu analysieren. Häh? Ist die Spritze ein Materietransmitter? Aber von Beam-Technologie wird in Star Wars eigentlich nichts erwähnt.)

Zitat von: Debbie am 17. Januar 2014, 17:55:46
Und Star Wars gibt es auch als »Legoversion« auf DVD - und die ist einwandfrei für Sechsjährige geeignet.
Die Folgen finde ich lustiger, als mein Sohn, denn die nehmen sich selbst wunderbar auf die Schippe. Die Andeutungen versteht man aber oftmals nur als Erwachsener, wenn man alle Hintergründe kennt.