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Begonnen von Sanjani, 24. Dezember 2013, 11:08:33

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Maubel

Hallo @Ryadne Ich wurde beschworen.

Ja, ich habe tatsächlich geologische Wissenschaften im Bachelor, dann Geologie mit Schwerpunkt auf Aktive Tektonik und Geomorphologie im Master und einen halben PhD im selben Fach studiert: sprich, mich interessieren warum die Landschaft so aussieht, wie sie aussieht, wo die ganzen Störungen sind und was das fürs Erdbebenpotential bedeutet.

Viele Geolog*innen sammeln Steine und können dir natürlich sagen, was das ist. Ich habe das nie so richtig gemacht und bin furchtbar schlecht in Gesteinsbestimmung  :versteck: Aber mir fällt quasi an jedem Anschnitt (also überall wo man das Gestein direkt sieht, z.B. Berghänge) auf, wie die Schichten liegen und wo die Störungen durchgehen. Teilweise kann man die großen Störungen auch von oben (oder von einem Ausguck sehen), einfach anhand der Tatsache, wie die Berge aussehen.

Ein paar Klischees, die größtenteils wahr sind. Geolog*innen lieben es Bier zu trinken, sie haben einen riesigen Vorrat an dämlichen puns (Don't take me for granite, it wasn't my fault, you're the schist...) und wir lieben Hochrisiko ausmalen (aka Kartierungen an unzugänglichen Stellen). Viele lieben natürlich die Natur und Wandern und der Geologenhammer ist das non-plus ultra Werkzeug für alles. Oh und Feldbücher/Geländebücher - davon braucht man natürlich mindestens so viele wie Autor*innen Notizbücher.

Tetz

Gibt es hier zufällig jemanden, der Jura studiert/studiert hat und Lust hat meiner Jura-Studentinnen-Prota über die Schulter zu gucken? 

Und vielleicht noch jemanden, der schon mal an Boulder-Wettkämpfen teilgenommen hat?  :o

Bin gerade dabei meine Story zu überarbeiten und würde gerne wissen, ob ich irgendwo totalen Quatsch geschrieben habe. :-X
(Genre: NA Sapphic Romance)

Syvaren

Ich habe auch Geologie studiert und arbeite noch im Beruf, @Ryadne. :D

Das, was Maubel geschrieben hat, trifft auch auf unseren Studiengang zu. Wir waren eine kleine, eingeschworene Gruppe. Bier war auch bei uns sehr wichtig. Nur hatten wir einen Professor, der den Petrohammer beschworen hat, und den hatten wir einige Monate vor dem, der den Geologenhammer liebte.  :rofl: Bei uns gab es deshalb zwei Lager.

Bis auf das erste Jahr hatten wir auch jeweils drei Wochen am Anfang des Herbstsemesters und vier Wochen am Ende des Frühlingssemesters Exkursionen, also insgesamt waren wir 1/4 der Studienzeit im Feld unterwegs. Und wenn man am Meer ist, dann zieht man sich halt als Frau mal ohne Umkleide den Bikini an, damit man auch schwimmen gehen kann. Man lernt die Mitstudent*innen auch wahnsinnig gut kennen, weil wir teilweise 3*5 Tage am Stück (mit Wochenenden dazwischen) unterwegs waren. Essen geteilt, schimmelige Matratzen im Massenschlag, damit verbunden Sternenhimmel in den Alpen, wo es rundherum weit und breit kein Licht gab ...

Ich analysiere auch jetzt noch Landschaften. Das passiert nicht nur, wenn ich draussen bin, sondern auch auf Autobahnen. Letztes Mal fiel mir z.B. auf, dass ein Teil eines Einschnitts mit Spritzbeton und Ankerpfählen gesichert war, ein Teil nicht, und ich habe dann in der Landschaft nach Hinweisen gesucht, warum das so ist. Und mich gefreut, dass die da durch einen Schichtwechsel gebaut haben. :rofl: Auch Grundwasserpumperke fallen mir immer sofort auf, Quellschächte im Gelände, wo Strassen dicht und wo über die Schulter entwässert werden ... Ich trage auch immer meine Lupe mit mir rum. Den Geologenkompass (und den Hammer) lasse ich aber zu Hause. Mir fallen Schichtungen auf, Risse, wo sich ein Fluss in die Landschaft gegraben hat, wo ein Gletscher, wo man beim Tunnelbau aufpassen müsste, wo der Hang rutscht. Und ich blühe auf, wenn mich jemand danach fragt. :D

Bei uns war Geologie ein Monofach, d.h. wir hatten kein Nebenfach. In der Geografie hingegen ist das möglich. Ich weiss auch nicht, wie es an anderen Unis bzw. in anderen Ländern ist. Es spielt übrigens eine wesentliche Rolle, wo deine Prota studiert. In den USA ist meines Wissens Petrogeologie stark, also Erdölgeologie. Bei uns war das nur so "ja, gibt's auch noch". In Island bestehen Schwerpunkte in der Vulkan- und Gletscherforschung. Da Kurse zu Tektonik zu finden, ist schwierig. Auch die Schwerpunkte in den Fächern sind nicht immer ganz einfach. In Geochemie in Island lernst du unter anderem, was die Wässer beim Abkühlen bei der geothermischen Nutzung in den Leitungen zurücklassen, in der Schweiz, wie sich bei der Metamorphose aus unterschiedlichen Druck-Temperatur-Phasen-Diagrammen aus demselben Ausgangsgestein verschiedene Mineralien bilden können. Der geologische Kontext, in dem deine Uni liegt, ist also sehr zentral für die konkreten Inhalte.

Ryadne

Vielen, vielen Dank @Maubel, @Valkyrie Tina  und @Syvaren ! Mich beschleicht der Verdacht, dass ich einen weniger persönlichkeitsprägenden Studiengang hätte wählen sollen  ;D

Die Geschichte spielt in Deutschland und in der Gegenwart. Ich habe mich beim "Themendropping" bisher an den Vorlesungsverzeichnissen der Unis Bonn und Köln orientiert, und als Schwerpunkt für die Figur Mineralogie angedacht. Ich werd mich ggf. noch mal mit näheren Nachfragen per PN melden, ich muss mal ein paar Begriffe sortieren.  :engel: