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[Sprachen] Schottischer Akzent

Begonnen von Lothen, 07. November 2013, 21:53:57

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Lothen

Hallo ihr Lieben,

ich hab mich entschlossen, einem Volk in meinem aktuellen Romanprojekt einen speziellen "Dialekt" zu verleihen und bin auf die Idee gekommen, die Sprache ein wenig gälisch/schottisch klingen zu lassen. Die Menschen dort sprechen, wie gesagt, keine fremde Sprache, aber man hört ihnen an, dass sie aus einem anderen Sprach- und Kulturkreis kommen.

Ich hab mich durch einige schottische You-Tube-Videos gehört, es fällt mir aber immer noch schwer, Eigenheiten im Klang der schottischen Sprache herauszuarbeiten, wenn man von dem gerollten "R" absieht. Die meisten Sprachvergleiche werden eben leider (verständlicherweise) mit dem britischen Englisch gezogen und nicht mit Deutsch, ich würde aber die Sprechweise dieses Volkes im Text gerne etwas näher charakterisieren, damit der Leser es sich vorstellen kann.

Kann mir da jemand mit etwas mehr linguistischem oder anglikanischem Sachverstand weiterhelfen? Gibt es Spezifika im Klang von schottischem Englisch, die sich übertragen ließen? Hat vielleicht schon mal jemand einen Schotten Deutsch sprechen hören (abgesehen von Hausmeister Willie ;) )?

Über Hilfe oder Anregungen wäre ich total dankbar!!!

Liebe Grüße,
Lothen

Debbie

#1
Ich hab zwar noch keinen Schotten Deutsch sprechen hören, meine aber, dass die Schotten beim Englischsprechen - abgesehen von dem rollenden R, was schon sehr auffällig ist - auch mehr A-Laute als Ä-Laute verwenden (also ein A eher als A, statt als "ÄI" aussprechen). Zudem kommt mir "schottisches Englisch" auch generell immer etwas kehliger vor ...

Edit: Es ist schon lange her, dass ich einen Schotten habe sprechen hören, aber der Akzent ist bei "Braveheart" im Original ist ziemlich gut gelungen, finde ich.

Lothen

Da hast du recht, Debbie, das mit dem "a" statt "äi" ist mir beim Hören auch aufgefallen (umgekehrt sagen sie wohl auch eher "Äi" statt "Ai" (zum Beispiel bei "I am" eher "Äi am"). Ich hab da nur noch ein Problem, das ins Deutsche zu übertragen...

Steffi

Was interessant ist, ist das Schotten unser "ch" gut aussprechen können weil es ja auch in Wörtern wie"Loch" vorkommt.

Was recht typisch fürs Schottische ist, ist dieses das"Och" am Satzanfang das so ähnlich verwendet wird wie unser "Ach".
Sic parvis magna

Merwyn

Keine Ahnung, ob dir das was hilft, aber wenn man regelmäßig schottisches Radio (z.B. Radio Scotland von BBC, da gibt es auch öfter Radio Plays, die halt nicht diesen typischen Radiomoderator-Beiklang haben) hört, kriegt man sehr schnell ein Gefühl dafür, was die Unterschiede sind. Du müsstest halt dann die englischen Laute auf ähnliche deutsche umlegen, wofür ich Lautschrift immer recht hilfreich finde.
Alles sehr umständlich, aber die einzig wirksame Alternative wäre dann wohl wirklich ein Schotte, der deutsch spricht. Ich kenn leider nur einen, der bairisch kann ;)

Steffi

Ach ja, was noch zu sagen wäre: "den" schottischen Akzent gibt es meines Wissens ebenso wenig wie "den" englischen Akzent (was man im Radio hört ist in der Regel das "Queen's English", wobei es da auch besser geworden sein soll). Jemand aus Glasgow klingt z.B. nicht unbedingt wie jemand aus Edinburgh, da gibt es genau wie bei uns auch regionale Unterschiede. Vielleicht ist es deshalb auch so schwer, da einen gemeinsamen Nenner für das typisch Schottische zu finden.

Was man natülich machen könnte, ist den Sprecher typisch schottische Wörter wie "Laddie" oder "Lass" oder so zu verwenden, aber das finde ich immer problematisch. Ich hab mal einen Captain America Comic gelesen, der in den UK spielte und wo dann jeder zweite gesprochene Satz ein "bloody" oder "mate" enthielt, damit auch ganz sicher alle wussten, dass wir uns in Britannien befinden. Das hat auf Dauer genervt.
Sic parvis magna

Pestillenzia

Zitat von: Steffi am 08. November 2013, 10:31:01
Ach ja, was noch zu sagen wäre: "den" schottischen Akzent gibt es meines Wissens ebenso wenig wie "den" englischen Akzent

Das stimmt. Ein Bekannter, der in den Highlands aufgewachsen ist (Schotte durch und durch, trägt seit Jahrzehnten nur Kilt und nennt die derzeitige Queen Elizabeth I, weil er die "echte" Elizabeth I nicht anerkennt  ;D ) versteht nach eigener Aussage die Glaswegians (Einwohner von Glasgow) kaum. Seiner Meinung nach haben sie einen fürchterlichen Akzent. Er behauptet, in den Highlands wird reineres Englisch gesprochen als im Rest Schottlands.

Merwyn

Ach so, sollte es um einen bestimmten schottischen Dialekt gehen? Ich dachte jetzt, das allgemein das schottische Englisch gemeint war.
Dann kann man Radio und Fernsehen natürlich getrost vergessen, das ist wahr.

Nika

Zitat von: Pestilenzia am 08. November 2013, 11:06:09
Das stimmt. Ein Bekannter, der in den Highlands aufgewachsen ist (Schotte durch und durch, trägt seit Jahrzehnten nur Kilt und nennt die derzeitige Queen Elizabeth I, weil er die "echte" Elizabeth I nicht anerkennt  ;D ) versteht nach eigener Aussage die Glaswegians (Einwohner von Glasgow) kaum. Seiner Meinung nach haben sie einen fürchterlichen Akzent. Er behauptet, in den Highlands wird reineres Englisch gesprochen als im Rest Schottlands.
Soweit muss man noch nicht einmal auseinanderleben. Man hört schon zwischen Edinburgh und Glasgow einen enormen Unterschied.

Um einen wirklich guten Unterschied zum Deutschen zu bekommen, finde ich das Schottische (jetzt mal stark verallgemeinert) allerdings nicht so passend. Zumindest mir kommt es im Ohr sehr viel "heimischer" vor, als z. B. das Englische.

THDuana

Zitat von: Pestilenzia am 08. November 2013, 11:06:09
Das stimmt. Ein Bekannter, der in den Highlands aufgewachsen ist (Schotte durch und durch, trägt seit Jahrzehnten nur Kilt und nennt die derzeitige Queen Elizabeth I, weil er die "echte" Elizabeth I nicht anerkennt  ;D ) versteht nach eigener Aussage die Glaswegians (Einwohner von Glasgow) kaum.
Glasgow hat da wirklich seinen ganz eigenen Akzent. Ich weiß von Muttersprachlern (Iren), dass sie mehrere Jahre in Glasgow leben mussten, bevor sie überhaupt gut bei einem Gespräch mitgekommen sind.

Zitat von: Steffi am 08. November 2013, 10:31:01Was man natülich machen könnte, ist den Sprecher typisch schottische Wörter wie "Laddie" oder "Lass" oder so zu verwenden, aber das finde ich immer problematisch. Ich hab mal einen Captain America Comic gelesen, der in den UK spielte und wo dann jeder zweite gesprochene Satz ein "bloody" oder "mate" enthielt, damit auch ganz sicher alle wussten, dass wir uns in Britannien befinden. Das hat auf Dauer genervt.
Dass Briten öfter "bloddy" sagen als Amerikaner und dass man das dann auch verarbeitet, finde ich jedoch gar nicht schlimm oder nervend. Es sind Charakteristika und wenn man schreibt und die Region, aus welcher der Sprecher kommt, deutlich machen will, muss man überzeichnen. Wenn es um Akzente geht, finde ich, ist es sehr wohl berechtigt diesen "unnatürlich" stark zu präsentieren.

Zitat von: Nika am 08. November 2013, 12:41:32
Um einen wirklich guten Unterschied zum Deutschen zu bekommen, finde ich das Schottische (jetzt mal stark verallgemeinert) allerdings nicht so passend. Zumindest mir kommt es im Ohr sehr viel "heimischer" vor, als z. B. das Englische.
Da stimme ich dir vollkommen zu. Hier sehe ich nämlich ein Problem an deinem Vorhaben, Lothen. Wenn es um Schottisch geht (egal welches), ist es im Vergleich zu anderen englischen Akzenten - und man muss es immer im Vergleich sehen, denn Schottisch ist ein Akzent, vielleicht sogar ein Dialekt, aber keine eigene Sprache - sehr "deutsch". Es wurde bereits gesagt, dass Schotten das "ch" sprechen, dass ihre Vokale phonetisch näher an denen des Deutschen sind als an denen des Englischen. Was am Schottischen des Weiteren besonders ist, ist die Sprachmelodie, aber es wird dir schwerlich gelingen, diese zu verschriftlichen. Außer, du lässt deine Figuren in unterschiedlichen Metren sprechen. ;)

Ich möchte dir deine Idee nicht ausreden, aber wieso muss es denn unbedingt Schottisch sein? Wenn Schotten Deutsch reden, klingen sie, zumindest jene, welche ich gehört habe, wie Engländer, die eine sehr gute deutsche Aussprache haben. Ihr Akzent in ihrer Muttersprache ähnelt wie gesagt stark dem Deutschen. Deshalb denke ich, dass du mit einem schottischen Akzent schwerer einen Effekt hinbekommst, als z.B. mit einem französischem oder russischem. Diese kann man auf Deutsch einfach besser verschriftlichen.

Steffi

Zitat von: Duana am 08. November 2013, 16:06:26
Glasgow hat da wirklich seinen ganz eigenen Akzent. Ich weiß von Muttersprachlern (Iren), dass sie mehrere Jahre in Glasgow leben mussten, bevor sie überhaupt gut bei einem Gespräch mitgekommen sind.



Ich war mal auf einer Herr der Ringe Con, wo Mark Ferguson und Craig Parker (beides Neuseeländer) von einem Schotten eine Frage gestellt bekamen. Die beiden schauten sich einen Moment lang an, wandten sich dann wieder an den Schotten und sagten leicht beschämt: "We're sorry but we can't understand you."  :rofl:
Sic parvis magna

Lothen

Zitat von: Duana am 08. November 2013, 16:06:26Deshalb denke ich, dass du mit einem schottischen Akzent schwerer einen Effekt hinbekommst, als z.B. mit einem französischem oder russischem. Diese kann man auf Deutsch einfach besser verschriftlichen.

Das mit dem slawischen Akzent war meine erste Idee, allerdings geht es dabei um das "feindliche Volk" und irgendwie klang mir das zu sehr nach Kalter-Krieg-Propaganda: Der böse Feind hinter den Bergen im Osten, der auch noch russisch spricht  :P

Die Idee war, einen sprachlichen Klang zu finden, der etwas archaisch und fremd klingt, den sich der Leser aber auch vorstellen kann. Vermutlich muss ich dann doch eher was erfinden ;)

THDuana

Zitat von: Lothen am 08. November 2013, 17:48:26
Die Idee war, einen sprachlichen Klang zu finden, der etwas archaisch und fremd klingt, den sich der Leser aber auch vorstellen kann. Vermutlich muss ich dann doch eher was erfinden ;)
Wer spricht denn bei dir diesen Akzent? Sind das die Hauptfiguren? Weil du sagtest eingangs, dass die "Schotten" in deinem Roman keine fremden Sprachen beherrschen. Ist dein gesamter Roman dann aus dieser Perspektive?

Bei geschrieben Akzenten ist meiner Meinung nach das Problem, dass man außer eines gerollten/nicht aussprechbaren "r"s, gehauchtem/nicht aussprechbarem "h", Veränderungen der Vokale a, o und u in Umlaute und "ch" als "sch" (oder umgekehrt) nicht viel darstellen kann. :\ Das ist zwar schon viel, aber leider nur ein Bruchteil dessen, was einen Akzent ausmacht.
Wie wäre es, wenn du etwas wie das Norddeutsche zum Vorbild nimmst? Und das mit gerrolltem "r" mischst?

Lothen

@ Duana: Ja, es sind zum Teil Hauptfiguren (v.a. Antagonisten), allerdings selten Perspektivträger.

Es geht im Grunde auch nicht darum, die Sprache lautmalerisch zu visualisieren, sondern ein paar "Eigenarten" zu finden, die die Protagonistin beschreiben kann, weil sie ihr fremd vorkommen, damit der Leser eine Idee hat. Es wird an einigen Stellen thematisiert, dass die Feinde einen ungewöhnlichen Dialekt sprechen und ich würde ihn (über die Protagonistin) gerne etwas näher charakterisieren.

Da es sich um die Feinde handelt, möchte ich den Akzent auch ungern ins Lächerliche ziehen und wer "Die Ritter der Kokosnuss" kennt, wird zum Beispiel bei einem französischen Slang schwer ernstbleiben können ("natürlich bin ich Franzose, wieso hätte ich sonst diesen schwulen Accent") ;) Und auch bei deutschen Dialekten könnte das der Effekt sein...

THDuana

Zitat von: Lothen am 08. November 2013, 18:42:42Da es sich um die Feinde handelt, möchte ich den Akzent auch ungern ins Lächerliche ziehen und wer "Die Ritter der Kokosnuss" kennt, wird zum Beispiel bei einem französischen Slang schwer ernstbleiben können ("natürlich bin ich Franzose, wieso hätte ich sonst diesen schwulen Accent") ;) Und auch bei deutschen Dialekten könnte das der Effekt sein...
Da ist der schottische Akzent für Feinde aber auch etwas ausgelutscht. ;)

Wenn es nicht Lautmalerisch sein soll, sondern du auch auf die Eindrücke deiner Protagonistin zurückgreifen kannst, warum lässt du sie dann nicht (unter anderem) behaupten, die Feinde reden mit einer ungewöhnlichen Sprachmelodie? Und wenn es dir um Eigenheiten geht, würde ich mich da entweder aus der Kiste der deutschen Dialekte bedienen oder etwas selbst zusammenbauen. Die Schottischen Eigenheiten beziehen sich (a) auf Ausprache (was nicht darzustellen ist auf Deutsch) und (b) auf spezielle Ausdrücke auf Englisch, die leider nicht zu übersetzen sind. "Lad / Lassie" wäre da ein Beispiel, was du mit "Kerl/Bub" und "Mädel" übersetzen müsstest. Der Leser würde dabei aber nicht auf einen schottischen Akzent kommen. ;)

Hm, schwierig das Ganze ...