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Der Einfluss von E-books auf den Leseranspruch

Begonnen von Debbie, 26. Oktober 2013, 15:39:50

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Linda

#15
Die Überschrift scheint mir ein bisschen am Thema vorbei zu zielen. Es geht bei der Fragestellung doch wohl eher um Selbstverleger-E-Books. Davon abgesehen, hat das literarische Medium, das ich konsumiere, keinen Einfluss auf meinen Anspruch. E-Book, Audio-Buch, Hardcover, Taschenbuch oder geheftetes Fanzine - die Qualität muss stimmen.

Debbie

Zitat von: Aquamarin am 27. Oktober 2013, 19:48:59
Aber wenn nicht einmal mehr die geschriebene Sprache der aktuell gültigen Norm entspricht, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Menschen es nicht mehr richtig lernen. Ich finde das bedenklich. Mal ganz abgesehen davon, dass Lesen einfach das Sprachgefühl schult. Wenn man nur noch Schund liest, einfach weil der billig und leicht zu konsumieren ist, dann ist das nicht gerade förderlich für die Entwicklung einer schönen Sprache. :-\

Genau das ist es, was mir ein bisschen Bauchschmerzen macht. Wird es bald nur noch ein paar "Gelehrte" geben, die noch etwas von Sprache verstehen? Die Kinder/Teenies texten sich ja inzwischen auch nur noch mit Abkürzungen (nicht nur bei der Schlussformel), ein Punkt den die Lehrer zwecks Rechtsschreibung oft bemängeln - aber was passiert denn jetzt, wenn sie in ihren Büchern auch noch falsche/nicht existierende Ausdrücke und verkehrte Satzstellung finden? Ich glaube nicht, dass die nächste Generation noch großartig zwischen Verlagsbüchern und selbstverlegten Büchern unterscheiden wird, also wo soll das hinführen?

Zitat von: Aphelion am 27. Oktober 2013, 20:29:30
Aber wozu sich Mühe geben, wenn man auch mal eben etwas hinrotzen kann?

Teufelskreis: Wie soll man da ein Sprachgefühl aufbauen? ...

Das macht mir ein wenig Angst ...  :gähn:


Zitat von: Linda am 27. Oktober 2013, 20:34:06
Davon abgesehen, hat das literarische Medium, das ich konsumiere, keinen Einfluss auf meinen Anspruch. E-Book, Audio-Buch, Hardcover, Taschenbuch oder geheftetes Fanzine - die Qualität muss stimmen.

Ja, aber gehören wir damit schon zu einer aussterbenden Rasse? Hast du Kontakt zu Teenies (so zwischen 10 und 15)? Das ist eindeutig die Technik-Generation mit der Geiz-ist-geil Mentalität, und ich befürchte die wächst bald größtenteils ohne "gute" Beispiele auf. Wie sollen die dann noch Qualität erkennen können?


Darielle

#17
Oh Gott, diese Feststellungen hier sind ja grausam! Was mir persönlich mehr und mehr entgegenschlägt ist, wie wertlos ein Mensch, dem Sprache wichtig ist, heutzutage zu sein scheint. Da wird man im Internet beschimpft, wenn man auf die Nettikette aufmerksam macht, da werden Fantasy-Bücher als sinnlos betrachtet... Es liegt in meinen Augen weniger daran, dass Rechtschreibung und Grammatik verschmäht werden, sondern dass der Wert einer Geschichte verloren geht. Wir haben doch alle so super abenteuerliche Leben, da brauchen wir doch keine Abenteuer im Buch mehr.  :hmmm: Und Autoren schreiben so nebenbei mal eben ein Buch hin und wollen dann auch noch Geld von uns. Seit wann glauben wir, das Recht zu besitzen, für unsere Arbeit Geld zu verlangen?

Ich finde, es hat nicht nur etwas mit ebooks E-Books zu tun. (Jetzt frage ich mich ernsthaft, ob ich das englische ebook oder das deutsche E-Book verwenden sollte? Duden, hilf!) Es hat generell etwas damit zu tun, das Märchen eben Kinderkram sind, dass die Kinder sowieso viel zu früh erwachsen sind/ sein müssen und dass Kreativität bzw. Phantasie im Berufsalltag eher hinderlich ist. Wenn etwas so wenig Wert hat wie eine Geschichte, dann hat Sprache erst recht keinen Wert mehr. Das tut weh, keine Frage. Andererseits stelle ich mir dank dieser Diskussion nun auch die Frage, ob wir nicht eher Sprachen-Dinosaurier sind, die sich der sprachlichen Entwicklung einfach nicht anpassen können oder wollen.

Ich werde auch weiterhin allen Unwissenden da draußen erklären, warum Geschichten wichtig sind, warum wir Autoren einen Dienst für die Gesellschaft leisten und warum Sprache nicht verfallen darf.

Liliane

Ich kann Darielle und den anderen nur zustimmen. Es ist furchtbar mit ansehen zu müssen, wie die Sprache heutzutage mit Füßen getreten wird. Ich bin selbst noch unter Teenies und es ist eine Tatsache, dass die größtenteils der Meinung sind, "cooler" zu sein, wenn sie Wörter und Sätze verkürzen, verunstalten, zerreißen und kaputt machen.
So viel dazu. Was E-Books angeht: Ich lehne diese Teufelsteile vollkommen ab, ich finde sie furchtbar, sie zerstören so vieles. Jeder kann jetzt mal eben ein Buch schreiben und es veröffentlichen. Die Gesellschaft verkennt langsam aber sicher vollkommen den Sinn von Geschichten und Büchern.
Wie Debbie gesagt hat, sehe ich eine Zeit kommen, in der nur noch "Gelehrte" Ahnung von Sprache haben. Das ist eine furchtbare Vorstellung, aber der Prozess dahin geht unaufhaltsam weiter und man kann nur inständig hoffen, dass das ganze nur eine Mode ist und sich vielleicht mal eine Gegenbewegung formiert. Gegen die Verkrüppelung der Sprache, gegen E-Books, gegen die Oberflächlichkeit und Missachtung gegenüber bze. von Fantasie und Sprache, alles was uns bleibt, wenn wir nichts mehr haben.
Nun ja, ich sehe zu und kämpfe gegen eine Person nach der anderen.
Es ist traurig.

Lili

Coppelia

@ Darielle
Zwei deiner Punkte verstehe ich nicht so richtig. Was hat die Netiquette im Forum oder das Genre Fantasy damit zu tun, ob jemand Sprache beherrscht?

Wenn ich die Studenten in Latein unterrichte, merke ich, dass viele von ihnen große Probleme mit der Kenntnis deutscher Grammatik und Semantik haben. Viele können einen lateinischen Satz, selbst wenn sie ihn gut verstanden haben, nicht in einen korrekten deutschen Satz übersetzen. Sie beherrschen weder die deutsche Zeitenfolge noch die indirekte Rede. Ich muss ihnen häufig grundlegende Dinge über deutsche Tempusverwendung, Wortstellung u. ä. erklären. Auch viele deutsche Wörter verstehen sie nicht. Wenn eine lateinische Vokabel mehrere Bedeutungen haben kann, verstehen sie manchmal nicht, warum manche Bedeutungen im deutschen Text keinen Sinn ergeben.
Allerdings glaube ich nicht, dass daran Ebooks schuld sind. Eher denke ich, dass diese jungen Leute schlechten Schulunterricht hatten, so gut wie gar nicht lesen und ohnehin nicht sehr sprachbegabt sind. Und ich glaube auch nicht, dass das früher anders war. Natürlich gibt es auch Studenten, die das alles sehr gut beherrschen und wunderbare deutsche Übersetzungen schreiben. Ich denke, am meisten entscheidet die angeborene Sprachbegabung darüber, ob man Sprache gut beherrscht oder nicht. Wer Freude an schöner Sprache hat, wird sich von sich aus den geeigneten Lesestoff suchen.

Sprache hat vor allem, denke ich, erstmal einen Wert außerhalb von Geschichten. Auch für komplett fantasielose Menschen ist sie als Kommunikations- und Manipulationsmittel extrem wichtig.

Weniger anspruchsvolle Literatur hat es zu jeder Zeit gegeben. Sie hat ihre Leserschaft. Und wenn viele Leute eine Geschichte großartig finden, kann der Autor nicht alles falsch gemacht haben, auch wenn man selbst das anders sieht (und das tue ich auch ständig). Wirklich sprachbegabte Menschen, die ihre Muttersprache beherrschen, gab und gibt es meiner Ansicht nach leider immer nur verhältnismäßig wenige, und ebenso wenige, die deren Sprachverwendung zu schätzen wissen. Viele Menschen sehen ja auch keinen Unterschied zwischen Currywurst-Pommes und einem Fünf-Sterne-Menü, weil ihr Geschmackssinn nicht fein genug entwickelt ist, um ihn zu bemerken. Hauptsache, sie bekommen was zu essen. ;)

Die Geschichte von dieser Amazon-Erfolgsautorin kann ich gar nicht richtig glauben. Ich habe mich schon seit Monaten gefragt, ob das wirklich stimmt. (Aber ich kann auch viele andere Dinge nicht glauben, die trotzdem wahr sind).

Franziska

Also ich finde es ehrlich gesagt etwas übertrieben, ebooks an allem die Schuld zu geben und außerdem Leute die Grammatik nicht gut beherrschen herabzuwürdigen. Wie viele Leute lesen denn wirklich ebooks, die von Fehlern wimmeln? Die verkaufen sich vielleicht höchstens ein paar tausend Mal. Es kann natürlich sein, dass das in Zukunft zunimmt, aber genauso kann es sein, dass die Leute mehr auf Qualität achten. Es gibt genug Leute, die überhaupt nicht lesen, die kann das schon mal gar nicht betreffen, wie Coppelia schon sagte. Ich kann ihr da eigentlich nur zustimmen. Wenn Leute keinen längeren zusammenhängenden Text lesen können, dann liegt das am Schulunterricht und das finde ich viel schlimmer, als wenn sie einen Text mit ein paar Rechtschreibfehlern drin lesen. Für viele ist Deutsch außerdem nicht die Muttersprache. Ich würde in einer anderen Sprache Grammatikfehler auch viel eher übersehen. Ich würde mal  behaupten, dass was Jugendliche am häufigsten lesen sind Nachrichten, die sie sich gegenseitig zuschicken. Und da sind bestimmt nicht weniger Grammatik-und Rechtschreibfehler drin als in selbstverlegten ebooks. Es kann schon sein, dass einige denken, wie es im Buch steht, müsste es richtig sein. Aber wie Linda auch schon sagte, sowas wie Groschenromane gabs auch schon immer.

Linda

Zitat von: Franziska am 28. Oktober 2013, 11:11:14
Also ich finde es ehrlich gesagt etwas übertrieben, ebooks an allem die Schuld zu geben und außerdem Leute die Grammatik nicht gut beherrschen herabzuwürdigen. Wie viele Leute lesen denn wirklich ebooks, die von Fehlern wimmeln? Die verkaufen sich vielleicht höchstens ein paar tausend Mal.

das wäre aber, streng genommen, schon ein kleiner Bestseller, auch bei aufgelegten, gedruckten Büchern.


ZitatAber wie Linda auch schon sagte, sowas wie Groschenromane gabs auch schon immer.

das stammt aber nicht von mir.

Ich wage zu behaupten, dass heutige Bücher generell mehr Schreibfehler und stehengelassene Buchstaben, falsche Endungen enthalten als früher, weil die Verdichtung auch in Verlagen zunimmt und vieles durchrutscht.

Mein Hauptverdächtiger, neben der Zeitverknappung in den Verlagen, ist ja Word-Änderungen verfolgen/Annehmen, Ablehnen. Wenn Lektorat (zwangsweise) nur noch am Bildschirm stattfindet und man die halbe Zeit genötigt wird, direkt in der Datei (statt im Ausdruck) zu arbeiten, und mit Unmengen an Formatierungskram beschäftigt ist, weil man vor Schlängeln und Kringeln und Durchstreichungen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, passiert sowas schnell. Da muss man als Autor selbst gegensteuern und einfach immer wieder, und so oft wie möglich, ausdrucken und lesen. Denn in Texten auf Papier sieht man Fehler eher als auf einem Schirm, und selbst das Textverständnis leidet, weil der Überblick nicht mehr so umfassend ist. Wer benutzt schon ein A-4-Pad, um Manuskriptseiten 1:1 darzustellen?
Ich denke nicht, das das bei der simplen einmaligen Lektüre groß ins Gewicht fällt. Bei Lektorat aber ist das tödlich.

Franziska

Ich meinte damit, dass ein paar Tausend Leser nicht der Grund sein können, warum Millionen Leute keine Grammatik können.

Das zweite: entschuldige, das war jetzt so interpretiert, weil du sagtest, es gab schon immer unterschiedliche Qualität.

Das man bei Ausdrucken mehr Fehler findet ist mir auch aufgefallen. Seht gut kann ich auch mit dem ebook-Reader korrigieren. Je größer die Schrift, desto mehr Fehler bemerke ich.

Darielle

#23
Zitat von: Coppelia am 28. Oktober 2013, 05:31:50
@ Darielle
Zwei deiner Punkte verstehe ich nicht so richtig. Was hat die Netiquette im Forum oder das Genre Fantasy damit zu tun, ob jemand Sprache beherrscht?

Nettikette hat etwas mit Rechtschreibung zu tun. Ich schreibe schon allein der Leserlichkeit und damit aus Respekt vor meinen Mitmenschen richtig (von kleinen Fehlern abgesehen, die macht jeder mal) Jetzt habe ich aus Unsicherheit auch nochmal "Netiquette" nachgeschlagen.
Es gab Zeiten, da habe ich alles klein geschrieben. Inzwischen lerne ich mehr und mehr die schriftsprachliche Besonderheit der deutschen Sprache zu lieben. Vor allem erhöht die korrekte Rechtschreibung halt die Leserlichkeit. Ich stolpere auch gern über Anhäufungen von Fehlern.

Tja, was hat Fantasy mit Sprache zu tun? Lesen bildet, das wissen wir alle. Je mehr ein Kind/ Jugendlicher zu lesen bekommt, desto mehr wird er ein Gefühl für die jeweilige/n Sprache/n entwickeln und die Rechtschreibung sicherer beherrschen. Fantasy ist vor allem für junge Menschen sehr reizvoll, weil sie so noch nicht mit der trockenen Realität konfrontiert werden. Früher nannte man solche Geschichten noch Märchen. Heute eben Fantasy. Zudem trägt Fantasy zu einem besseren Vorstellungsvermögen, mehr Phantasie, mehr Kreativität bei. Und nicht zuletzt auch zu mehr Toleranz, denn wo kann ein Mensch mit einem Fabelwesen befreundet sein, wenn nicht in der Fantasy? Frage dich doch selbst einmal, was du an Fantasy liebst und frage dich, was sie dir gibt. Sicherlich nicht ausschließlich Realitätsflucht. ;)
Also ich persönlich sehe es als Fakt an, dass vor allem in E-Books/ Büchern von Selfpublishern die Fehlerteufel stecken und zudem sind die E-Books leichter und schneller erreichbar, vor allem für die junge Generation Leser, bei denen sowieso die meisten Dinge technisiert sein müssen. Oder habe ich da jetzt ein falsches Bild im Kopf?

pink_paulchen

Also dann oute ich mich hier mal als eine der von euch gebrandmarkten Leserinnen, die auch fehlerhafte Bücher gut finden (können). Ich unterscheide dabei zwischen verschiedenen Fehlern. In aufsteigender Reihenfolge stören mich Interpunktion, dann Orthografie und schließlich Sprache/Stil.

So kann ich ein Buch mit ziemlich vielen Interpunktionsfehlern immer noch spitze finden, wenn Rechtschreibung, Sprache und Geschichte mich ansprechen. Bei Rechtschreibfehlern sollte die Quote nicht so hoch sein, schlechte Sprache mag ich fast nie leiden. Wenn die Geschichte mir vom Setting oder der Handlung nicht gefällt, fange ich normalerweise nicht an. Zur Bewertung all dieser Faktoren reichen mir 1-2 Seiten plus Klappentext, also die Leseprobe des e-books.

Das ist ein ganz persönliches Ding. Über Geschmack läßt sich eben nicht streiten. Bei mir liegt das Hauptaugenmerk bei Büchern auf Schauplatz, Handlung und Figuren. Das Handwerkliche darf mich davon nicht ablenken, dann bin ich gern bereit Mängel zu übersehen.

Ein Science-Fiction Roman, dessen Name mir dummerweise nicht mehr einfällt, von einem Selfpublisher im Kindle veröffentlicht, hat mich beispielsweise so mitgerissen, dass die Rechtschreibfehler für mich ignorierbar waren. Wenn der Text "schwächer" ist, fallen sie mir aber mehr auf. Das Buch hat sich erfolgreich verkauft, trotz hoher Fehlerquote, wie in den Rezensionen stand. Nach dem Lesen der anderen Rezensionen habe ich gezielt darauf geachtet und kann bestätigen: ein langweiligerer Text mit dieser Fehlerquote wäre bei mir durchgefallen.

Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass der Verfall der deutschen Sprache mit solchen Werken gefördert wird. Vielmehr ist es in meinem speziellen Fall so, dass ich durchaus glaube ein gutes Gefühl für schöne Sprache zu haben. Ich bin auch nicht ganz schlecht in Rechtschreibung und Grammatik. Und selbstverständlich liebe ich Werke, bei denen alle diese Faktoren einen Mindeststandard erfüllen und einige davon herausragend sind. Wenn ich beispielsweise Bühnenprogramme vergleiche und höre Jochen Malmsheimer als Verfechter schöner und durchgängig deutscher Sprache, bin ich begeistert. Trotzdem kann ich auch die anderen genießen. Im Gegenteil glaube ich, durch die Beschäftigung mit vergleichsweise minderwertigen Werken wird die Lust daran größer, die Perlen zu genießen.

Wenn ich es mal mit einem anderen Lebensbereich vergleiche, dann finde ich natürlich Filme wie "Das Labyrinth des Pan" oder "Schindlers Liste" herausragend, aber das heißt nicht, dass ich buntes Popcornkino wie "Armageddon" oder "Jack Reacher" nicht genießen könnte. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Ich kann akzeptieren, das andere ihre eigenen Standards anlegen. Nur vorschreiben, dass ich auch diesen Standard haben müsste - um es mal extra flapsig zu sagen: Sorry: das könnt ihr knicken ;)

Zanoni

Zitat von: Aquamarin am 27. Oktober 2013, 19:48:59
Puh ... Wie erschreckend ist das denn bitte, wenn die Leute Rechtschreibfehler nicht einmal mehr mitkriegen? :P Da stimmt doch etwas nicht, mal ehrlich.
Ja, bei Jüngeren gibt es tatsächlich diese Tendenz - Rechtschreibung Glücksache. Aber woher soll das auch kommen, wenn nicht aus der Schule?

Judith

Mit der Aussage, dass "heutzutage" so viele keine korrekte Rechtschreibung mehr beherrschen, wäre ich vorsichtig. Es mag sein, dass sich da eine gewisse Tendenz abzeichnet, aber Menschen, die Probleme mit Rechtschreibung/Grammatik haben und Fehler nicht mal sehen, wenn sie ihnen groß und rot entgegenbrüllen, hat es schon immer viele gegeben.
Eine Freundin von mir ist so ein Fall - die hatte eine gute Schulbildung, hat studiert, kann gut formulieren, aber sie sieht Fehler einfach nicht. Sie liest auch sehr viel, aber man könnte ihr so ein fehlerhaftes ebook vorsetzen und sie würde sich vermutlich nicht daran stören.
Oder wenn ich da an meinen Besuch im Wiener Kriminalmuseum vor ein paar Jahren denke: da wimmelten die Museumstexte nur so von Fehlern. Die waren aber etliche Jahre alt und noch aus Zeiten vor dem Siegeszug des Internets. Von der Rechtschreibung und Grammatik her entsprachen sie aber in etwa den berüchtigten hier angesprochenen Selfpublisher-ebooks.

Es mag also schon stimmen, dass sich die (vor allem schriftliche) Sprachbeherrschung verschlechtert, aber man sollte nicht in ein "früher konnten alle korrekt schreiben und heutzutage ist alles ganz furchtbar" verfallen.  ;)
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns hier im Forum in dieser Hinsicht quasi auf einer Insel der Seligen befinden. Hier tummeln sich Leute, die gut schreiben können und auch sehr sorgfältig lesen. Aber der Ottonormalleser bemerkt viele Fehler tatsächlich nicht (oder sie sind ihm egal) und ich denke mal, das war früher nicht so viel anders als heute. Ich denke eher, dass durch das Internet, das einem ermöglicht, zig Beiträge und Meinungen von Leuten zu allen möglichen Themen zu lesen, dieser Eindruck verstärkt wird. Denn erst dadurch fällt einem die mangelhafte Rechtschreibung überhaupt erst auf. Wo hätte man denn früher so viele ungefilterte, schriftliche Beiträge überhaupt lesen können?

Linda

Zitat von: Zanoni am 02. November 2013, 00:36:01
Ja, bei Jüngeren gibt es tatsächlich diese Tendenz - Rechtschreibung Glücksache. Aber woher soll das auch kommen, wenn nicht aus der Schule?

tja, ich wage mal die Behauptung:  :buch: vom Lesen. Ein Kind, das wöchentlich vielleicht 5 Stunden Rechtschreibung in der Grundschule hat, dafür aber jeden Tag zuhause 2 -3 Stunden liest, nimmt mehr aus dem guten und richtigen Beispiel Buch mit, als aus dem Unterricht. (Vorausgesetzt, das Buch ist auch sauber korrekturgelesen).

Ansonsten geben Eltern heute viel zu viel Verantwortung und Erziehungsarbeit an die Schule ab. Wenn sie selbst einigermaßen korrekt deutsch sprechen, kindliche Fehler verbessern und auch selbst regelmäßig die Nase in ein Buch stecken, ist die Wahrscheinlichkeit schon recht hoch, dass das Kind diese Kulturfähigkeit hinreichend beherrscht, um durchs Leben zu kommen. Und zwar, weil es sie en passant mitnimmt, statt zu pauken.

Debbie

Zitat von: Linda am 02. November 2013, 12:50:24
tja, ich wage mal die Behauptung:  :buch: vom Lesen. Ein Kind, das wöchentlich vielleicht 5 Stunden Rechtschreibung in der Grundschule hat, dafür aber jeden Tag zuhause 2 -3 Stunden liest, nimmt mehr aus dem guten und richtigen Beispiel Buch mit, als aus dem Unterricht. (Vorausgesetzt, das Buch ist auch sauber korrekturgelesen).

Das ist genau mein Punkt! Wenn sich meine 11-jährige Patentochter jetzt aber (weil Geiz ist ja geil, und man braucht ja auch noch Geld für Primark-Klamotten, die man alle 30 Tage austauschen muss) so ein semi-professionelles E-book runterlädt und alles was da drin steht für bare Münze nimmt, kann es doch nicht sein, dass sowas keine Verschlimmerung herbeiführt?! Schließlich predigen wir seit 5 Jahren, dass sie mehr lesen soll, um ihre Rechtschreibung und Lesefähgikeit zu verbessern ...

Und auch der Rest deines Posts deckt sich mit meinen Gedanken, Linda.

Fianna

Meine Patenkinder können noch nicht lesen, wenns mal soweit ist, bekommen sie ein Bücher-Abo von mir.

Mir ist das mit der Rechtschreibung auch aufgefallen, aber bis auf eine sind es alles Nicht-Leser. Ich denke also auch, dass es an den ausserschulischen Aktivitäten hängt.