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Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse

Begonnen von Maja, 06. Dezember 2006, 14:53:07

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Maja

Ich mache mal einen neuen Sammelthread auf, in den wir alles hineinschmeißen können, was wir wirklich in keinem Fantasyroman mehr erleben wollen, nicht mal in einer Parodie, weil es sowas von durch und abgenudelt ist. Spätere Autorengenerationen werden uns danken, daß wir sie davon abgehalten haben, uninspirierten Mist abzuliefern.
Und ich mache gleich mal den Anfang:

Sprechende Katzen
LaMaga sei die Verwendung noch erlaubt, aber dann muß Schluß sein. Spätestens seit David Eddings "Althalus" renne ich schreiend weg, sobald irgendwo eine Katze den Mund aufmacht. Eigentlich hätte schon Schluß sein müssen nach "Der Gestiefelte Kater" und "Der arme Müllersbursche und das Kätzchen". Ich mag Katzen. Schnurrende Katzen, fauchende Katzen, maunzende Katzen. Nur sprechen sollen sie nicht.

Großmächtige ZauberringeMuß ich dazu viel sagen? Mit "Nathan", dem "Herrn der Ringe" und der "Märchenbraut" ist das Thema Ringe für mich erledigt.

Unfähige Zauberlehrlinge
Ursprünglich hielt ich sie für die Grundessenz der Fantasy. Sie überschwemmte alle Bücher, die ich in den frühen Neunzigern las, diese Schmendricks, Wuntvors und Binks. Mittlerweile sind sie, gottseidank, scheinbar auf dem Rückzug. Aber wer weiß? Darum hier die Warnung: Pfoten weg von Unfähigen Zauberlehrlingen!

Und was habt ihr in den großen Klischeetopf zu schmeißen? Was gehört auf die Liste der phantastischen Lassedasse?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Felsenkatze

#1
Weißbärtige, alleswissende, weise alte Männer
Die tendieren dazu, immer dann aufzutauchen, wenn der Held grade mal nicht weiter weiß, um dann im Niemalsland zu verschwinden.

Bitte nicht falsch verstehen:
Emanzipierte Heldinnen
Ich meine damit nicht die quasi "normalen" weiblichen Charaktere, die auch gerne mutig/heldenhaft/durchtrieben sein dürfen. Sondern die Marion-Zimmer-Bradley-und-Konsorten-Frauen. Die so furchtbar unter den Männern leiden müssen. Und die deswegen lernen müssen, sich durchzusetzen. Und die sich dann doch verlieben. Und das ist dann ganz schrecklich.
Ehrlich, mir sind Frauen, die sich normal verhalten, allemal lieber, als die ewig leidenden Emanzen-Amazonen.

LaMaga

#2
Einwurf von links:  Bei mir sprechen Katzen nicht. Bei mir sprechen nur Magier, die aus irgendwelchen Gründen gerade als Katze unterwegs sind, das gilt also nicht  ;)

Aber was Klischees betrifft, stören mich Protagonisten, die im Verlauf einer Handlung auf wundersame und Art und Weise vom absoluten Nobody zum Superhelden mutieren und den Evil Overlord besiegen, ohne zuvor auch nur die geringste Ahnung von magischen/ kampftechnischen/ intellektuellen (was auch immer gerade passt) Fertigkeiten gehabt zu haben.


gbwolf

#3
"Schau, wie schön meine Welt ist!"
Es gibt durchaus Geschichten, in denen es Sinn macht, den Kontinent zu bereisen, aber warum muss zu jedem Epos eine tapfere Gruppe (Der Krieger, die Magierin, der Zwerg, der Elf) gehören, die auf dem Weg noch über allerlei Abenteuer stolpert? Oder schlimmer noch: Eine Aufgabe für A erledigen, um Gegenstand B zu erhalten, den man C bringen muss, damit der einem den Schlüssel für D gibt? Wenn ich sowas haben möchte, spiele ich Monkey Island ...
Innovvative Reisen ja, aber bitte keine 08/15-Kreuzfahrt durch den Kontinent.

Das eine Artefakt
Majas Ring bereits sehr ähnlich, nervt langsam dieses eine, unglaublich magische Artefakt, das alles nochmal rumreißt. Neben dem Klischee mag ich die Aussage nicht: Vergiss Leistung und Denken! Alles worauf es ankommt ist dieses Ding!

Besondere Wesen, die wie Menschen handeln
Das hat vielleicht eher mit Schreibtechnik zu tun, aber mir begegnen immernoch ständig Elfen, Katzen und ähnliche Wesen, bei denen zwar ständig betont wird, dass sie ach so anders und besonders sind, die sich aber benehmen wie Menschen. Und wenn der Autor mich nicht permanent erinnern würde, dass ich es mit grazilen Elben zu tun habe, könnte ich das bei dem Gebaren glatt vergessen.
Entweder die Besonderheit betonen oder Menschen agieren lassen. Sonst ist es langweilig und ein ziemlich verschenktes Potential an Möglichkeiten.

Tesla

Mal ne unbedarfte Frage: "Meint ihr das ernst?" Ich meine es kommt ja auf die Verarbeitung der Themen an und nicht um die eingentlichen Zutaten. Es gibt wirklich nette sprechende Katzen (Madamchen) und wenn mann gerade in einer Traumwelt schreibt können Katzen, Pferde (wirft Manja ein) und andere Lebenwesen (oder auch Nicht - Lebewesen)durchaus sprechen. Macht das nicht eingentlich auch Fantasy aus? Auch mal kitschig ung klischeehaft sein zu Können? Man muss ja nicht immer Neu und Inovativ sein.

Manja meint noch: Alles was man schreibt gab es meistens schon mal, oder?

(Oder soll das Lusig sein, dann kam das falsch rüber)

Maja

Nein, lustig ist das falsche Wort. Natürlich gilt die alte Devise "Alles war schon einmal da" - aber manches war einfach schon so oft da (Zauberlehrlinge), so nervig (sprechende Katzen) oder so dominant (Eine Ringe), daß man es wirklich nicht nochmal vorgekaut bekommen möchte. Also durchaus ernstgemeinte Lassedasse. Auch wenn man mit Wachsen der Liste das Gefühl hat, sie enthält bald alles, womit Außenstehende die Gattung Fantasy überhaupt definieren...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Tesla

Genau dehalb waren wir auch so geschock, als wir das gelesen haben. Wenn wir alles streichen schreiben wir bald "Massenliteratur" Von deprimirten Hausfrauen.

Manja_Bindig

Hm... ich weiß jetzt ehrlich nicht so recht, wie ich mich dazu äußern soll.

Eine Frage:
"Nichtmenschliche Wesen, die sich menschlich verhalten"... fallen da meine drei sprechenden Elfenpferde drunter? Wäre sehr schade.

Maja

Es gibt noch genug Optionen für Neues, die man nicht sieht, weil einem das Altbewährte den Blick verstellt. Wofür brauchen wir sprechende Katzen, wenn man genausogut mit sprechenden Lachsen, Schlangen und Füchsen arbeiten kann? Warum darf der Zauberlehrling kein opportunistischer Streber sein, der heimlich schon das ganze Buch seines Meisters auswendig gelernt hat und ihn bei jeder Gelegenheit als alten Trottel vorführt? Warum müssen es immer Elfen und Zwerge sein, wenn man auch Erle und Schrate haben kann?
Niemand muß versuchen, krampfhaft innovativ zu sein. Aber nur mit Versatzstücken jonglieren ist auch grausam:

Ein Elf, ein Zwerg und ein unfähiger Zauberlehrling ziehen durch die ganze Welt, um den Einen Ring zu finden. Nur der Bärtige Alte kann ihnen noch weiterhelfen, aber die Sprechende Katze, die den Weg zu ihm kennt, spricht nur in Rätseln...
Nein, dieses Buch lege ich aus der Hand, ehe ich es auch nur angefangen habe.

@Manja:
Menschlich verhalten bedeutet nicht nur sprechen. Aber wenn deine Pferde auch noch rauchen und Whiskey trinken, wie dieses gräßliche Pferd im letzten Zorro-Film, dann renne ich weg.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Manja_Bindig

Maja... wenn du es von anfang an so ausgedrückt hättest...

*Kopf hängen lass*

Meine Pferde sind schon sauer, wenn die Reiter mal zum Alk greifen. Weil die dann nciht mehr so richtig das Gleichgewicht halten und rat mal, wer das dann ausbadet... ;) Wenn sie ihre Reiter kritisieren, dann vor allem Verhaltensweisen, die dieReitfähigkeit einschränken und den Tieren unbehagen bereiten... und der Hengst ist extrem sarkastisch. ;)

Maja

Ich beginne das Problem zu sehen. Das klingt schon arg vermenschlicht.
"Nichtmenschliche Wesen, die sich menschlich verhalten" bedeutet ja nicht, daß sir nicht reden und fühlen dürfen, sondern daß man ihnen keine menschliche Mentalität aufdrücken kann/darf/sollte. Es muß immer klar sein: Das sind keine Menschen. Auch keine Menschen, die man in irgend etwas verwandelt hat - sondern fremde Wesen, die ihre eigenen fremden Leben leben und fremden Gedanken denken. Deswegen ist es natürlich putzig, wenn ein Pferd sarkastische Kommentare abgibt - aber warum sollte ein Pferd, das grundsätzlich gut behandelt wird, sarkastisch werden? Wo nimmt es diese Weltverdrossenheit her, ein Geschöpf, das nachtragend sein kann, dem aber nicht die gleichen Zusammenhänge aufgehen wie einem Menschen, weil es immer nur sein eigenes Bild von der Welt hat. Es ist die Vermenschlichung, vor der man sich hüten muß.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Coppelia

#11
Gegen unoriginelle Dinge bin ich ja allergisch, aber sprechende Katzen fallen bei mir nicht darunter. Da muss ich nämlich vor allem an Cait Sith, die tolle sprechende künstliche Katze mit dem Megaphon denken, und die war überhaupt nicht klischeehaft, sondenr ziemlich abgefahren und originell. :)

Aber was ich nicht mag:

Böse Schwarzmagier
Du hasst die Helden? Du willst die Welt erobern? Du bist Nekromant und beschwörst Dämonen? Du opferst Jungfrauen, bist sexy, trägst schwarze Handschuhe, eine schwarze Robe und bist böse? Oder vielleicht bist du auch nicht sexy, sondern einfach nur hässlich? Bestimmt hattest du eine schwere Kindheit. Du bist ein böser Schwarzmagier. Du bist eine Klischeefigur.

Böse Orks
Du bist groß, stark, dumm, haarig, hässlich und böse. Du trägst eine Keule, hast Pitbulls darauf abgerichtet, an Heldenkehlen zu springen, und wenn es in deiner Welt Motorräder gäbe, wärst du sicher in einer Gang. Dafür rottest du dich mit deinesgleichen zusammen, rufst "Ugha ugha" und überfällst das Heimatdorf des Helden, was ihn zu einem Rachefeldzug veranlasst. Du bist ein Ork (magst du auch Uruk, Morg, Grump oder wie auch immer heißen). Du bist eine Klischeefigur.

Elfen
Du bist schön, toll und absolut umweltfreundlich. Dir liegt es in den Genen, immer Recht zu haben. Es gibt niemanden, der musikalischer ist oder sich eleganter bewegt. Niemand kennt sich in der Natur so gut aus wie du, dein Pfeil ist unfehlbar, und alle sind hinter dir her. Du bist aber alterslos (das heißt, du wirst immer so gut aussehen wie jetzt) und, wenn überhaupt, dann nur für den absoluten Star des Buches gut genug. Deine empfindsame, tiefgründige, übermenschlich hypertolle Art kann auch sonst niemand begreifen. Du bist eindeutig ein Elf. Du bist, was wir niemals sein können und wonach wir uns sehnen. Du bist ein grauenvolles Klischee.

Es gibt aber auch Standardrezepte, die ich gut leiden kann. Wie z. B. den Helden, der sein Gedächtnis verloren hat und auf der Suche nach seiner Identität ist.

Und wenn man Klischeestoff gut behandelt, kann man sehr originelle Darstellungen von Schwarzmagiern, Elfen und Orks bekommen. Manchmal lese ich das lieber, als wenn jemand ein Volk von sonnenbrillentragenden, einradfahrenden Tintenfischen erfindet, die sich sehr überzeugend in bildlicher Gedankensprache unterhalten. :)

Mir geht alles auf die Nerven, von dem man merkt, dass es nicht der Geschichte dient, sondern irgendwie die Vorlieben des Autors wiederspiegelt (alle Frauen tragen schwarzes Leder, alle Männer sind soooooooo muskulös und einfühlsam, die Pferde beten die Heldin förmlich an, obwohl niemand anders diese feurigen Tiere bändigen kann usw.)

Hr. Kürbis

*pinkelt sich gerade wegen Coppelia die Hose voll* :rofl:

Genial, also wenn dieses Posting deinen "Anspruch" (siehe a.a.O.) widerspiegelt, dann hast du mich schon auf deiner Seite! Die Stellenangebote sind einfach der Hammer, will auch mal:

Der Zwerg
Du bist so breit wie hoch, hast mehr Haare im Gesicht als auf dem Kopf und schon so vielen Orks (egal ob sie nun Uruk, Morg, Grump oder wie auch immer hießen) den Schädel gespalten, das der Griff deiner Axt vor lauter Kerben gleich auseinander bricht? Säufst du wie ein Loch, riechst nicht besonders gut und traust Pferden nicht über den Weg? Für einen zotigen Spaß bist du jederzeit zu haben, du hast keine Manieren und dem dummen Hauptcharkter hilfst du bereitwillig aus jeder Gefahr, selbst wenn du dafür Gewässer durchqueren müßtest, die dir bis über die Knöchel reichen? Ein "bärtige Lady" ist für dich keine Person in einem Kuriosum sondern ein Lustobjekt? Dann bist du ein Klischeezwerg!

*mag Klischeezwerge TOTAL gerne, ist eigentlich selber einer :ätsch:*

Manja_Bindig

@Maja: Ein Pferd, das klug genug ist, zu sprechen, kann auch seine Gedanken äußern(ich bin der Auffassung, dass jedes Lebewesen auf die ein oder andere Art denkt). Und er mag nun mal keine besoffenen Reiter, weil die seinem Rücken schaden. Ob der Alk dem REiter dauerhaften Schaden zufügt, ist dem guten Shtrasyr herzlich piepe.

Elena

Was wohl jedem hier ein Dorn im Auge sein dürfte, sind Mary Sues. Du hast eine schreckliche Vergangenheit, bist die letzte Überlebende eines alten Volkes, trägst ein dunkles Geheimnis mit dir herum, dass du niemandem andervertrauen darfst? Du hast mächtige Feinde, die dich aus irgendeinem niederen, meist rassistischen Grund hassen (oder die einfach nur böse sind), gegen die du aber die einzige Waffe hast und bist, nämlich als Auserwählte (s.u.), den bösen, bösen Feind zu besiegen? Dein überirdisch gutes Aussehen wird fast so oft beschrieben wie die fiesen, fiesen, Leute, die dich immer fertig machen, nur weil du anders bist? Mit Ausnahme der Nebenfiguren natürlich, die nur da sind, deine Leidensfähigkeit zu bewundern, dein wunderbares Äußeres hinreißen zu finden und sich innerhalb von zwei Seiten in dich zu verlieben? Herzlichen Glückwunsch, niemand ist so toll wie du, du bist eine Mary Sue!

Auserwählte: Das menschliche Gegenstück zu dem Einen Ring, nämlich der Eine Ringträger. Nur du kannst die Welt retten, nur du hast den Schlüssel! Ohne dich wäre die Welt verloren, und was für ein Glück, dass du dich in dein Schicksal fügst, denn du hast gerade Zeit, denn es kam nichts Gutes im Fernsehen. Und nachdem du die obligatorischen Selbstzweifel, ob du diese Aufgabe auch wirklich gewachsen bist, hinter dir gelassen hast, steht nichts mehr im Weg, um den Ultrabösen zu besiegen!
(Diese Art der Auserwählten trägt bei mir den Spitznamen "Es kam gerade nichts im Fernsehen-Held", also Leute, bei denen irgendwann ein Bärtiger Alter (s.o.) vorbeikommt und sagt: Hey, du bist der Auserwählte und musst die Welt retten!" und die dann sagen: "Hey, klar mache ich, hab ja sonst nichts zu tun..."
Ich dagegen würde den Einen Ring in der nächsten Stadt versetzten und einen trinken gehen).

Gegen sprechende Katzen habe ich übrigens nichts (weil ich Katzen liebe), vermenschlichte Elfen etc. erinnern mich immer stark an die Star-Trek Aliens, die immer so verdächtig nach Mensch mit angeklebten Ohren/Wulsten im Gesicht etc. aussahen.