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[Wissenschaft / Forschung ] Wie arbeitet ein Paläontologe?

Begonnen von Merlinda, 23. Mai 2013, 16:20:44

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Merlinda

Heute Morgen wurde ich überfallen. Von zwei neuen Protas, die unbedingt ihre Geschichte loswerden wollten. Das Problem: Sie arbeiten beide als Paläontologen. Und sie waren von ihrem Fund so begeistert, dass ich leider nur Bahnhof verstanden habe.
Ich weiß zwar, was sie gefunden haben, aber nicht wie und warum.
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
Meine Frage: Wie arbeiten Paläontologen?
Wie gehen sie im Normalfall nach einem Fund mit den Knochen oder Versteinerungen um? Werden die gleich in ein Labor gebracht und untersucht? Und gehen die Funde dann gleich weiter an ein Archiv oder ein Museum?
Wie sieht so ein typischer Paläontologenalltag aus?
Ich weiß, die Fragen sind ziemlich speziell, aber vielleicht hat sich ja mal jemand von euch mit dem Thema beschäftigt.

Danke euch, für eure Hilfe :)

Merlinda

Janika

Ich wollte zwar eigentlich schon immer Tierärztin werden, aber zwischenzeitlich habe ich auch mal mit Paläontologie geliebäugelt. ::)

Ich kann dir leider nichts mit wirklicher Sicherheit sagen, weil ich mich in sehr jungen Jahren damit beschäftigt habe, aber wenn bereits ein Fund getätigt ist, also das Suchfeld bereits vorhanden, wird der Fund Stück für Stück freigelegt, idealerweise natürlich ein möglichst vollständiges Skelett o.Ä. Es muss unglaublich viel Feinarbeit geleistet werden, ein voreiliger Schritt und es ist irreparabler Schaden angerichtet. Ein Skelett freizulegen, kann Wochen bis Monate dauern.

Was genau dann passiert, da muss ich jetzt spekulieren. Ich glaube, es wird so ein Bodenscan gemacht, ob da noch was drunterliegt, und wenn dem nicht so ist, wird oftmals versucht, den Boden auszufresen, sodass das Skelett in Originallage und Unterlage ins Labor gehen kann. Es muss genauestens kategorisiert, katalogisiert und mit Datum, genauem Fundort und -zeitpunkt etc versehen werden, alles penibel genau.

Mehr weiß ich adhoc leider nicht, aber vielleicht konnte ich dir damit ja schon ein wenig helfen!
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Felsenkatze

 :wache!: Hallo Merlinda, würde es dir was ausmachen, den Thread entsprechend den Regeln mit einem Fachgebiet zu kennzeichnen? Danke.

Merlinda

Oh sorry Felsenkatze. Das hab ich vergessen. :schuldig:
Ich hoffe das passt in die Wissenschaft/ Forschung.

Danke Janika, der Bodenscan klingt schon mal gut. :knuddel: Daran hab ich noch gar nicht gedacht, dass sowas auch geht.

Janika

Doch, das geht, ich weiß nicht genau, wie viel du da erkennen kannst, aber es gibt es auf jeden Fall. Und vorsichtige Testbohrungen, wie bei Erdproben, also mit einem großen Bohrer, der eine schmale Säule entnimmt. Wie populär der allerdings ist, weiß ich auch wiederum nicht, sorry. :versteck:
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Assantora

Also Dinos ausbuddeln ist cool  :jau:

Also wenn die erst mal ein Suchfeld haben, dann stecken die das doch erst mal schön hab, damit man so ein tolles Gitternetz hat. Und dann wird Zelle für Zelle abgearbeitet, eine nach der anderen. Natürlich fängt man nicht blind irgendwo an, zu suchen. Meist findet man ein Teil von einem Fossil und dann sagt man 20 Meter in jede Richtung, oder so, und dann hat man ein Suchfeld.
Ich bin auch der Meinung, dass viele Funde vor Ort eingegipst werden, damit die beim Transport nicht beschädigt werden und das Fossil wird auch nur grob heraus gearbeitet.
Später im Labor geht es mit Fossil mit kleinem Bohrer und Fräse zu Leibe, weil das Gestein sich mehr oder minder mit dem Knochen verbunden hat. Ist ja nach ein paar Millionen Jahren auch kein Knochen mehr. Aber es scheint ziemlich leicht zu sein, zu erkennen, was mal Knochen war.
Ob Funde gleich ins Labor gebracht werden, weiß ich nicht, aber ich denke, zunächst wird gesammelt und nachdem die Grabung abgeschlossen ist und es einen sehr interessanten Fund gibt, könnte sich vielleicht jemand da dran setzen.

Vorwarnen möchte ich, dass meine Antworten nur meine Meinung darstellen. Ich hoffe, es hilft dennoch.

Aphelion

Ich kann dir zwar leider keine konkreten Methoden anbieten - aber eine sehr zuverlässige Recherchemethode, wenn es um so etwas geht. Du könntest  erst einmal drei Arten von Quellen zu Rate ziehen:

1.) Websites von universitären und anderen fachverbundenen Instituten (als Einstieg)
2.) Lehrbücher (speziell zu Methoden)
3.) Journals des Fachgebietes (Bibliotheken, Datenbanken, Website des jeweiligen Journals - um einen Überblick zu bekommen)

Datenbanken (siehe 3.) sind auch unabhängig vom Thema immer eine gute Wahl. Für dich währe vielleicht "Lecture Notes in Earth Sciences" (deutschlandweit frei zugänglich) ein Ansatzpunkt.  Oder BioOne. http://www.bioone.org/ (Das wohlgemerkt nur als *Beispiele*, ich habe nicht für dich nachgeguckt, was man dort finden kann - da musst du dich einfach mal selbst dransetzen. ;))

Zum zweiten Punkt habe ich rasch "Päläontologie, Methoden" bei Booklooker eingegeben und einige Treffer gefunden, die auf den ersten Blick sehr gut aussehen. Deine Frage sollte sich also durch eine solche (und im Zweifelsfall eben erweiterte) Recherche gut beantworten lassen. :)

Nimm es bitte nicht persönlich, aber das ist wirklich eine Frage, die man durch selbst-suchen gut beantworten kann. Zumindest den größten Teil davon. (Ich hab von den Materie wie gesagt auch keine Ahnung. ;) ) Ohne Fleiß kein Preis.  :buch:

Fianna

#7
Ebenso wie bei Archäologen ist bei Paläontologen der größte Teil der Arbeit innerhalb der Universität.
Zum einen müssen Ausgrabungen sehr aufwändig vor- und nachbereitet werden. Zum anderen gräbt man nicht einfach nebenan auf dem Feld wo etwas gefunden wurde, sondern man hat i.d.R. sein Spezialgebiet (bzw. mehrere sowie mehrere Themen), in welchen man forschend tätig ist.

Der weitaus größte Teil dieser Forschungsarbeit besteht darin, altes Material zu sichten (was bedeutet: Bücher mit Aufsätzen zum Thema wälzen), Fakten und Interpretationen zu überprüfen und DANN ERST das ganze mit neuen Funden, die man selbst ausgräbt, in Einklang zu bringen.
Universitätskurse, Vorträge für (Jahres-)Fachtreffen oder Symposien und Projektunterlagen für Stipendien und Forschungsgelder müssen vorbereitet werden...
... richtig schön buddeln tut man den geringsten Teil der Zeit.


Es sei denn, man arbeitet als Grabungstechniker oder bei einer Grabungsfirma; ich kenne das von Archäologen und bin mir nicht sicher, ob es das bei Paläontologen auch gibt.

EDIT:
Es soll ja plottechnisch offensichtlich um eine Ausgrabung gehen.
Da ist eben wichtig, dass alles laaaaamgsam von statten geht. Man findet nicht etwas und schreit "Ich habe hier [...]!" und nimmt es mit ins Zelt oder ins Labor.
Erstmal wird der Fund eingetragen, also z.B. in einem Raster mit einer Fundnummer verzeichnet.
Es wird gezeichnet und fotografiert, bis man dann langsam das Fundstück herausarbeitet. Hier werden auch die Fortschritte immer wieder dokumentiert (theoretisch könnte der Fund ja während des Arbeitsprozesses zerbrechen).
Dann wird es irgendwann der Fundstelle entnommen, mit der schon erwähnten Inventarnummer in eine Liste eingetragen.
Es kann scon vor Ort gereinigt und konserviert werden, oder aber erst später. Das kommt darauf an, was für ein Fund es ist, wie genau der Wissenschaftler arbeitet - einige führen schon vor Ort Bombemdokumente, andere machen diese Zeichnung und diese Inventarliste erst abends und machen sich nur grobe (und nicht zur dauerhaften Aufbewahrung geeignete) Notizen.


Wichtig ist eben: niemand klopft ein paar Mal auf die Erde, schreit dann einen tollen Fund in die Welt hinaus und nimmt es begeistert in die Hand.

Wichtig ist übrigens die Stratigraphie, das ist der Verlauf der Erdschichten. Ich hab auf meinem Archäologie-Studienbuch ein tolles Bild, dass diese Verwirbelung durch Erosion etc ganz toll darstellt.

Versuche es morgen nachmittag abzufotorafieren und hochzuladen.


Falls es klappt, kann ich Dir viele Dinge, wie z.B. die Erklärung der Stratographie, da raussuchen/einscannen.
Ich meine es ist dieses Buch (liege schon im Dunkeln im Bett) http://www.amazon.de/Pr%C3%A4historische-Arch%C3%A4ologie-Konzepte-Manfred-Eggert/dp/382523696X/ref=pd_sim_b_2, ich meine jedenfalls, dass ich auch was zu Paläontologie gelesen hatte.
Bzw. überlesen :-D

Ich schaue morgen abend/Nacht mal nach.

Merlinda

@Aphelion:
Ich hatte bereits im Internet gesucht, habe aber irgendwie nichts gefunden.
In die Unibibliothek komme ich spätestens nach meinem Abi wieder und ich wollte zumindest einen groben Überblick haben, wenn ich mit dem Projekt starte.
Also dachte ich mir, ich werfe die Frage einfach mal in den Raum.

Danke für die Datenbank, ich stöbere später gleich einmal durch.
Das du für mich nachforscht, habe ich auch gar nicht verlangt, ich hatte nur gehofft, dass sich hier jemand vielleicht schon einmal mit dem Thema auseinander gesetzt hat und mir einen groben Überblick oder eben Ansätze für eine Suche liefern kann. ;)

Ich hab "Palänotologie Arbeitsweise" und die Frage direkt in Google eingegeben und da kam leider nichts anständiges heraus. An "Methoden" hab ich gar nicht gedacht.
Und Booklooker kannte ich bis jetzt auch nicht  :-[

Persönlich nehme ich das nicht, keine Angst. Und wie gesagt ich habe schon versucht selbstständig zu recherchieren, aber irgendwie hab ich an den falschen Ecken gesucht, glaub ich. :(
Vielen Dank für die Tipps! :knuddel:

@Fianna:
Ich glaube die beiden haben gerade einen neuen Beruf verpasst bekommen. Grabungstechniker. ;D
Danke für die vielen Infos! :knuddel:
Das Buch wird gleich morgen bestellt. :)




Fianna

#9
Das Bild ist leider sehr vereinfacht und zeigt keine schöne verwirbelte Stratigrapie. :(

Zu Paläontologie bietet das Buch übrigens nichts, ich habe es gerade nochmal aufgeschlagen. Allerdings finde ich persönlich Paläontologie auch relativ unspannend/unspektakulär, es ist eine gaaaaanz methodische Feinarbeit, Deine Funde sehen für ein ungeübtes Auge (also Deines, meines, das des Lesers) quasi gleich aus. Natürlich nicht gerade ein  Dinoknochen und ein Trilobit, aber wenn Du erstmal verschiedene Trilobiten miteinander vergleichst... sehr unspektakulär. Versteinerte Fußspuren sind da spannender.
(Okay, das ist grad sehr subjektiv. Vermutlich sind solche Feinheiten für jeden Nicht-Fachmann langweilig. Ich denke jedoch, feine Unterschiede an Dolchen oder sowas klingen tendenziell spannennder.)

Falls Du also beim Grabungstechniker bleibst, ist das mit dem ausgrabungslastigen Arbeiten viel realistischer, und in dem Fall passt das Buch auch gut. Du könntest auch, je nach Plot, einfach eine andere Zeit nehmen, denn der Grabungstechniker ist ein metodischer Handwerker, der ist vielleicht (?) auch spezialisiert, aber er kann grundsätzlich in jeder Zeit arbeiten. Zumindest im Buch. Einen Paläontologen könntest Du nichts Römisches ausgraben lassen, das fällt den Leuten auch auf.
Selbst wenn Grabungstechniker zeitenspezifisch organisiert sein nsollten (da habe ich leider keine Ahnung), wird es dem Leser nicht auffallen.

Du könntest ja in der Überarbeitungsphase des Projektes mal eine Anfrage bei einer Universität stellen, und das Ergebnis dieser Recherche dann ggfs. erklärungsmäßig einbinden.
Aber vielleicht fallen Dir ohnehin noch praktische Fragen auf, die Du dann stellen könntest :)

Merlinda

Hm ... ich dachte mir, dass meine Forscher ein Skelett von einem Dino finden, dass sie nicht zuordnen können. Sie denken erst, es handelt sich um einen Flugsaurier, wegen den verknöcherten Flügeln, kommen dann aber nach und nach dahinter, dass es sich um einen Drachen handelt. Bei weiteren Ausgrabungen finden sie ein Ei, in dem noch Leben ist und aus dem ein kleiner Drache schlüpft, woraufhin das Buch dann richtig los geht.
Wie genau das alles ablaufen soll, weiß ich noch nicht.
Meinst du Grabungstechniker würde da eher als Beruf passen?
Das mit der Uni ist eine tolle Idee.
Danke für deine Hilfe. :knuddel:

Fianna

Oh, da haben wir wohl aneinander vorbeigeredet.
Es klang so, als bräuchtest Du Leute, die hauptsächlich oder ausschließlich auf Ausgrabung gehen - das wären Grabungstechniker.

Wenn Du aber einfach nur eine Situation brauchst, wie in Deinem letzten Post beschrieben, brauchst Du einen Paläontologen. Der Grabungstechniker kann da zwar auch beteiligt sein, würde an dem Lösungsprozess aber nicht so viel mitarbeiten. Also nicht mitknobeln.

Um Deine Paläontologen aber korrekt darzustellen, gilt nach wie vor, dass sie NICHT soviel graben gehen bzw. nicht ausschließlich.

Wenn Du möchtest, dass Deine Paläontologen sich auf Flugsaurier spezialisiert haben (also evt als Experten zu diesem Fund gerufen werden oder gezielt danach gesucht haben), schreibe mir ruhig einige PNs. Paläontologie ist nicht mein Spezialgebiet, aber ich habe ein Museum und eine Bibliothek einigermaßen in der Nähe. Wenn Du nicht hoppla-hopp sofort eine genauere Info oder Bestätigung haben möchtest, kann ich bei einem meiner Besuche in dieser Stadt gerne für Dich in der Fachliteratur schmökern. Als Kind hatte ich eine Vorliebe für Dinosaurier :) und das Museum wollte ich somit ohnehin ein weiteres Mal besuchen.
Einen Flugsaurier haben sie allerdings nicht.