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Perspektiv- und/oder Zeit-Hopping?

Begonnen von Kaeptn, 25. März 2013, 08:41:13

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Kaeptn

Hallo,

man nehme eine lange Geschichte mit diversen Perspektivträgern und schnell hat man ein Problem: Entweder man hüpft ständig von einer Perspektive in die andere, oder man muss nach längerer Zeit in Perspektive 1 in Perspektive 2 die Zeit zurückdrehen.

Ein klassiches Beispiel (auch wenn eher wenige Perspektiven) ist HdR - Die Rückkehr des Königs. Im Buch wird erst die Geschichte von Aragorn, Legolas & Co erzählt und dann die von Frodo und Sam - im Film hingegen wird gesprungen. Meiner Meinung ist der Film damit sehr gut gefahren.

Aber wenn ich an die 2. Staffel von Game of Thrones denke, wo manch eine "Perspektiv-Schaltung" gerade mal 1 Minute dauert und dann wieder umgeschaltet wird (und das eben nicht nur mit 2 sondern mit zig Perspektiven - ist das im Buch auch so krass??) wird mir das doch zu viel. Ein Fantasy-Buch, dass das so krass betreibt, fällt mir gerade nicht ein, aber der Thriller "Schlag ins Herz" von Ilkka Remes hatte auch oft Perspektivwechsel mit Absatz auf jeder 2. Seite. Man findet sich gar nicht mehr in die Charaktere hinein, kaum weiß man wieder, wo man ist und worum es geht, ist man schon wieder woanders. Das kann man allenfalls mal als Zuspitzung machen, aber nicht dauerhaft, finde ich.

Nun wird mein kommendes Projekt auch viele Perspektiven haben und ich möchte solche Probleme umgehen. Aber wie mache ich dem Leser am besten klar, wie weit ich die Zeit zurückgedreht habe? Formulierungen wie "Als Perspektivträger A gerade das und dies tat, war Perspektivträger B damit beschäftigt ..." finde ich etwas sperrig. Eine Ort-/Zeitangabe am Kapitelanfang ist bei Fantasiemonatsnamen für den Leser auch nicht immer leicht nachzuvollziehen.

Ideen, Anregungen, Beispiele?

Dank im Voraus

Amberle

Also, im Allgemeinen würde ich Pespektivwechsel Zeitwechsel vorziehen. Nur ist da natürlich ein Frage des Verhältnisses. Wenn du z.B. alle paar Seiten springen müsstest, und ansonsten nur ein paar Tag zurückgehen, dann würde ich (in den meisten Fällen! Showdowns und Co. sind nochmal etwas anderes!) die Zeitsprünge bevorzugen.
Als Beispiel für extreme Zeitsprünge zwischen Perspektiven kann ich hier Das Lied der Dunkelheit anführen. In den ersten 2/3 des Buches ist der Autor nur selten zwischen den Perspektiven gewechselt, dafür dann aber auch gleich ein paar Jahre zurückgesprungen. Und so schlecht fand ich es gar nicht. Nicht optimal, aber auch nicht wirklich schlecht. :hmmm:

Serena Hirano

Guten Morgen.

Ich finde ein andauerndes Perspektivwechseln wie in GoT 2. Staffel auch unübersichtlich und auch wenn man es inhaltlich noch hin bekommt, wird es schwierig herauszufinden, was davon ungefähr zu welcher Zeit passiert ist.
Bei mir habe ich versucht, die einzelne Personensicht wirklich auf Kapitel aufzuspalten. Das ging, weil ich nur aus zwei Perspektiven heraus geschrieben hab. Aber auch bei mehreren Charakteren habe ich das schon gelesen und fand es noch recht übersichtlich.

Bei mir ging das mit den Zeitüberschneidungen erfahrungsgemäß recht gut, weil Person 2 die markanten Dinge, die Person 1 während des vorangegangenen Kapitels passiert waren, einfach quasi als Erinnerung mit einbauen konnte. (Zum Beispiel auch Person 1 dabei beobachtet zu haben, als sie irgendwas tat. Und im Kapitel von Person 1 wurde schon erzählt, dass sie dort rumgesprungen ist) Doch ich will z.B. extrem kontrollieren, damit es nicht an jedem Kapitel mit nem "Rückblick" anfängt, denn dann sind es ne Menge redundante Informationen und das solls ja auch nicht sein. Es soll ja lediglich Wichtiges noch einmal aus der Sicht des anderen beleuchtet werden. Ich finde jedoch für Zeitsprünge ist das eine gute Idee, weil man sich durch einen Personenwechsel eh in eine neue Situation einlesen muss und dann als Leser mit dem Zeitwechseln gut klar kommt.

Summa Summarum. Ich finde es am wichtigsten, dass es übersichtlich abgegrenzt wird und nicht zu kuze Abstände zwischen den Wechseln liegen. (Derzeit lese ich Orks vs. Zwerge von T.S.Orgel. Der Inhalt ist gut und die Aufteilung aus der Sicht der Orks und der Zwerge auch ok, aber es wird einfach im Text die Perspektive gewechselt und man merkt es im Zweifel erst nach ner Seite, dass man gerade mit Orks, statt den Zwergen unterwegs ist. (Sie sind die meiste Zeit am gleichen Handlungsort, da ist der Satz "Sie zogen weiter die Straße entlang" nicht aussagekräftig, wer das tut.) Dadurch ergibt der Text dann nen anderen Sinn und man liest lieber nochmal die letzten Zeilen. Und sowas is echt nervig!

Sprotte

Ich lese gerade Pratchetts "Pyramiden" und bin sehr verdutzt, wie dort die Perspektiven wechseln. In der Hauptperspektive kommt hier mal ein kleiner Absatz von jemand anderem, dann dort wieder einer. Nicht durch Leerzeile getrennt, sondern nur durch Zeilenschaltung. War mir früher beim Lesen nie aufgefallen, muß ich gestehen. Aber es stört mich witzigerweise auch nicht.

Adam_Charvelll

#4
Perspektivwechsel sehe ich nicht als Problem sondern als Möglichkeit. Ich arbeite sehr gerne damit und bin hier wohl auch von Terry Goodkind geprägt, der aber nur einer von zahlreichen Autoren ist, die viel damit spielen.

Solange man nicht zu viele Perspektiven wählt, kann man damit durchaus gut umgehen. Das Spannende an dieser Strukturierung ist, dass man am Ende einer Perspektive einen Cliffhanger einbauen kann, sodass der Leser während des Lesens des nächsten Absatzes schon auf den nächsten Perspektivenwechsel hibbelt. Und damit dieser Textteil dann nicht nur im Weg steht, kann man auch bei diesem Handlungsstrang mit Cliffhangern arbeiten, sodass die Stänge abwechselnd aufgearbeitet werden und beide spannend bleiben. Natürlich sollte man nicht immer darauf zurückgreifen, weils sonst auch nervig werden kann.

Normalerweise arbeite ich mit folgenden Perspektiven, die ineinander verflochten werden:

Protagonist  -  Begleiter der Hauptperson(en)  -  Antagonist   - Zufällige Person, die in der aktuellen Szene gerade eine Rolle spielt, in Zukunft aber keine Bedeutung mehr hat.

Das gute an Perspektivwechseln ist, dass du auch gar keine Zeit anführen musst. Solange die Handlungsstränge komplett separiert sind, interessiert es den Leser auch nicht, ob die andere Handlung schon vor einigen Stunden oder Tagen erfolgt ist. Außer natürlich, du springst um Monate oder Jahre oder eine bedeutsame Zeitspanne, dann würde ich das irgendwie erwähnen, aber nicht in Bezug auf andere Stränge, von denen die aktuellen Perspektivträger nichts wissen können ("Drei Tage nachdem XY den seltsamen Stein gefunden hat, spielte ?! in der Zaubersandkiste"), sondern in Relation zu globalen zeitlichen Orientierungspunkten (Drei Tage nachdem der Meteoriteneinschlag erfolgte, der die ganze Welt verdunkelte" / "Drei Tage nachdem die Machtübernahme erfolgte" / "Drei Tage nach dem dreitägigen Krieg", etc  ;D ).

Sanjani

Ich persönlich bin kein großer Freund von Perspektivenhüpfen, allerdings kommt es bei mir sehr auf die Länge der Szene an. Wenn ich z. B. zwei oder drei Perspektiven habe, die sich in drei verschiedenen Handlungssträngen befinden und sich im Seitentakt abwechseln, dann kriege ich die Krise :bruell: Teilweise war das z. B. bei der Deathly Series von Cynthia Eden so. Ich hab es da lieber strukturierter. Wenn wir bei mehreren Seiten pro Perspektive sind, geht das für mich schon wieder in Ordnung. Ich finde es manchmal auch problematisch, wenn zu viel des einen Strangs am Stück geshildert wird, weil ich dann den anderen mitunter mehr oder weniger vergesse oder mich in den gerade gelesenen Strang so vertiefe, dass mich der andere gar nicht mehr interessiert. Was ich auch nicht mag, ist, wenn in einer Szene oder in nahe beieinander liegenden Szenen die Perspektiven oft springen, als hätte man einen allwissenden Erzähler, der mal in den einen, mal in den anderen Kopf hüpft. Alfred Bekker fällt mir da spontan ein, die Reihe weiß ich gerade nicht mehr.

Mit Zeitsprüngen hab ich jetzt nicht so das Problem. Wenn ich z. B. einen Strang habe, der sich 2 Tage weiterbewegt hat, aber im anderen Strang setze ich an der Szene an, die vor dem Wechsel in den anderen Strang passiert ist, dann ist dem Leser ja klar, dass es nahtlos da weitergeht, wo es zuvor zu Ende war. Ich würde es da aber auch nicht zu sehr übertreiben. Wenn es um Jahre geht, würde ich eine Anmerkung machen, z. B. bei dem anderen Strang dann schreiben "3 Jahre zuvor" oder am besten die Stränge dann so aufteilen, dass sie chronologisch einigermaßen geordnet sind. Es sei denn, man möchte das genau nicht. :) Hilfreich könnte auch eine Überschrift sein, die sich immer wiederholt, z. B. der Name des Perspektivträgers. Dann weiß man als Leser gleich, dass es um eine andere Zeit geht und der Strang anders verläuft als der vorherige. Aber ich glaube, ein Patentrezept gibt es da nicht. Ich nage bei einem meiner Projekte gerade an einem ähnlichen Problem. Am Ende werde ich es wohl so machen, wie es sich für mich stimmig anfühlt und mein Beta muss dann irgendwann entscheiden, ob es auch für den Leser stimmig ist :)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Debbie

#6
Schwierige Sache ...  :hmmm:

Zunächst mal, ist es v. a. wichtig, dass der Perspektivwechsel so früh wie möglich angezeigt wird - ich mag es am liebsten, wenn der Wechsel optisch einwandfrei "erkennbar" ist; also durch Sternchen, Absatz oder Kapitelanfang. Und dann im weiterführenden Text in den ersten Sätzen klar wird, in wessen Perspektive man sich jetzt befindet. Das hat Brent Weeks bei Der Weg in die Schatten so gemacht (in der engl. Version jedenfalls), und obwohl es wirklich zeitweise viiieeele Perspektiven gibt, hat mich das eigentlich nie irritiert.

Was mich bei GoT nervt, ist der "fehlende" Protagonist - es gibt keinen zentralen Charakter, und als Leser möchte ich gerne wissen, mit wem ich mitfiebern soll/kann, ohne das er demnächst als Futter für die Geier endet. Das soll nicht bedeuten, dass Perspektivträger nicht auch sterben können - bei unwichtigeren Figuren ist das für mich garkein Problem.

Was die Zeitverschiebung angeht - ich hab mal kurz darüber nachgedacht ... Ich habe 3 Perspektivträger (überlege aber pro Band noch einen "Unbeteiligten" hinzuzufügen), die auch alle drei Hauptfiguren sind. Der Umfang ihrer Perspektiven ist aber deutlich geregelt.

- POV 1 ist die Protagonistin, sie bekommt ca. 90% aller Szenen.

- POV 2 tritt regelmäßig auf (immer mal wieder an Kapitelanfängen und -enden), seine Aufgabe ist es, die andere Seite zu beleuchten, Infos über die Prota weiterzugeben, die sie vielleicht selbst noch nicht hat, sie zu charakterisieren, und dem Leser Themen nahe zu bringen, bei denen sich die Prota nicht auskennt. Natürlich säht er auch Zweifel. Seine Szenen sind was die "erzählte Zeit" angeht immer sehr kurz, auch wenn sie meist mehrere Seiten lang sind - aber da die Zeit, die sie in der Geschichte einnehmen, so gering ist, ist das mit der Zeitverschiebung nicht sooo problematisch. Stehen seine Szenen am Kapitelanfang, sind sie immer "vorzeitig", stehen sie am Ende, finden sie (fast immer) nach den Ereigenissen im ersten Handlungsstrang statt, bzw. gleichzeitig. Sein Szenenanteil liegt bei ca. 9%.

- POV 3 hat sehr wenige Szenen - er ist der tragische Held/Anta, und die wenigen Szenen die er hat, dienen seiner ambivalenten Darstellung, von denen der Leser sonst nie etwas erfahren würde. Sein HS setzt erst ab Band 2 oder 3 ein (noch nicht endgültig entschieden) und wird sich auf maximal 2 Szenen pro Buch beschränken. Was die Zeitverschiebung angeht, halte ich es auch hier mit der Reihenfolge von POV 2.

Sollte ich noch einen unbeteiligten POV hinzufügen, geht seine Szenenanzahl von den Prozenten der Prota ab - bei den anderen POV's habe ich keinen Spielraum, da ihre Szenen grundlegend für den Plot sind. Diese Szenen würden dann in allen Bänden vorkommen, und müssten im Nachhinein eingearbeitet werden; was kein Problem ist, da diese POVs nie mit den anderen interagieren. Sie dienen nur der Darstellung der unmittelbar betroffenen Menschen, sind also dramatisches Werkzeug.

Ich denke man kann erkennen, dass ich es trotz mehrere POV gerne strukturiert und logisch habe - was natürlich auch dem Leser entgegenkommen dürfte.  ;)


Edit: An deiner Stelle würde ich nicht vorwärts und rüchwärts springen - sondern, bei gleichzeitigem Perspektivwechsel - nur vorwärts, also chronologisch! Alles in der Vergangenheit würde ich als Rückblende einfügen.

Lucien

Ich persönlich bin ein großer Fan von Perspektivwechseln, gerade weil ich mir dann selbst aussuchen kann, mit welcher Figur ich mitfiebern möchte. Eine Figur gibt es immer, in die ich mich gut hineinfühlen kann. Allerdings sollten es auch nicht zu viele werden und sie sollten klar getrennt sein.
Ich selbst arbeite im Augenblick an einem "großen" Projekt mit mehreren Perspektivträgern. Ich habe sie für diesen Thread mal gezählt und bin auf elf verschiedene gekommen. Es hat sich einfach so ergeben, allerdings habe ich damit begonnen, als ich noch nicht wirklich eine Ahnung hatte, wie es anzustellen ist und die Perspektiven wechseln teilweise pro Absatz. Totales Chaos.  :d'oh: Von einem Charakter weiß ich schon, dass ich ihn vermutlich als eigenen Perspektivträger streichen will, denn er ist stets mit jeweils einem anderen der Hauptcharaktere unterwegs. Und wie es aussieht, werde ich auch noch weiter reduzieren.
Über Zeitsprünge habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, da ich keine zeitgleich ablaufenden Handlungen beschreibe. Entweder lässt sich dem Geschehen klar entnehmen, dass etwas nacheinander stattfindet oder es ist gerade nicht so relevant, ob eine Gleichzeitigkeit vorliegt oder nicht, da die Handlungen an unterschiedlichen Schauplätzen stattfinden und nicht unmittelbar in Zusammenhang stehen (z.B. wenn das Diebespaar im Wald grad auf dem Weg zu einem Verbündeten ist und der Magier in der Stadt mit dem König speist).

Serena Hirano

Zitat von: Debbie link=topic=12167.msg483513#msg483513Was mich bei GoT nervt, ist der "fehlende" Protagonist - es gibt keinen zentralen Charakter, und als Leser möchte ich gerne wissen, mit wem ich mitfiebern soll/kann...

Das hab ich gar nicht so wahrgenommen. Also klar, es ist so. Aber ich finde durch diesen Wechsel lernt man so unterschiedliche, dennoch wichtige Menschen kennen, denen man Sympathie schenkt und sich automatisch etwas festlegt. Gut finde ich an diesem Perspektivwechsel zum Beispiel, dass es halt nicht um die einseitige Geschichte geht. Krieg hat keine "gute" Seite, sondern Parteien, die sich alle im Recht sehen. Ich glaube wenn es bei GoT einen Protagonisten gäbe, wäre das ganze viel einseitiger und man hätte automatisch die "Gute Seite" gewählt anstatt "seine Seite" zu suchen.


Ryadne

Ich mag Perspektivwechsel grundsätzlich auch sehr gerne und wenn es solche nicht gibt, kommt es vor allem bei personalen Erzählweisen schon mal vor, dass ich das auch als Manko empfinde. Dennoch kenne ich gut die Probleme, die auftreten, wenn man zu viele Perspektiven reinbekommt - ich habe schon mehrmals Projekte umschreiben müssen, weil ich einfach gemerkt habe, dass meine vielen Perspektivträger ein ziemliches Kuddelmuddel angerichtet haben, unter anderem auch deshalb, weil ich zu viel mit Rückblicken arbeiten musste.

Um das Perspektiv/Zeit-Problem zu umgehen, könntest du je nach Handlung eine chronologisch falsche Abfolge wählen, Kaeptn. Diesen Weg ist beispielsweise Oliver Plaschka in "Fairwater" gegangen. Er beginnt mit der Gegenwart und einer Figur, geht dann in verschiedene Bereiche der Vergangenheit, die mal 10, mal 30 Jahre zurückliegen, soweit ich mich erinnere aus der Sicht jeweils einer Figur erzählt werden und teilweise auch parallel passiert sind (wenn eben ein und dieselbe Begebenheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird). Zwischendurch springt Plaschka auch mal wieder in die Gegenwart, mit ihr endet er auch. Aber er schreibt immer im Präteritum.
Das klingt kompliziert und ist es auch. Für den Leser ist es ein Puzzle und deshalb sicher nicht für jedes Werk gedacht. Man muss schon auch eine Handlung und Atmosphäre dahinter haben, die irgendwie so verwoben und verschachtelt ist, dass sie eine so ungewöhnliche Zugangsweise zulässt.

Churke

Perspektivwechsel haben ihre Vor- und Nachteile. Strickt man an mehreren Handlungsfäden, sollte man darauf achten, dass diese eine gewisse Gleichwertigkeit besitzen. Ich finde es als Leser richtig übel, wenn ein guter Erzählstrang durch einen schlechten zerhackstückt wird.
Als Beispiel fällt mir "Die Schattenkämpferin" von Licia Troisi ein. Da ist die 2. Erzählebene, die 10 Jahre zuvor spielt und 1/3 des Buches einnimmt, absolut überflüssig.

Ich finde sowieso, dass Handlungsstränge, die parallel auf verschiedenen Zeitebenen geführt werden (also z.B. "Gegenwart" vs. "10 Jahre zuvor") selten eine gute Idee sind. Das funktioniert meistens nicht und deshalb würde ich es grundsätzlich lassen.

Wenn die Erzählstränge sauber (ein-)geführt werden, sollte sich die Frage nach der zeitlichen und örtlichen Orientierung gar nicht stellen. Probleme hatte ich bislang damit nur in schlechten Büchern.  ::)

Kaeptn

Danke für die vielen Antworten bis hierhin.

Ich will dann mal konkreter werden: Mein Roman basiert auf einer klassischen Queste mit drei Hauptpersonen, die zu Beginn an unterschiedlichen Orten sind und sich aufeinander zu bewegen - und sich nach einer Weile auch wieder aufteilen. Dazu gibt es noch Perspektivträger bei den "Bösen" und eine politische Ebene, die beleuchtet, wie es zu dem großen Konflikt überhaupt gekommen ist.

Die 3 Protas stolpern auf unterschiedliche Weise in das Abenteuer und diese Stolperei findet zum Teil gleichzeitig an verschiedenen Orten statt. Ich bin da hin und hergerissen. Entweder ich erzähle chronologisch, dann muss ich die Geschichten in Häppchen aufteilen. Erzähle ich sie hingegen am Stück sitzt Held A am Ender seiner Einführung am Lagerfeuer, dann wird die Zeit 2 Wochen zurückgederht und wir erleben wie Held B in die Sache reingerät und letztlich auch am Lagerfeuer endet.
Hat auch was, entspricht aber nicht meiner normalen Herangehensweise, daher bin ich da noch skeptisch.

Vor allem ist das später nicht mehr machbar, wenn eben nach der Trennung der Quest-Gruppe auch noch die Intrigen in der Hauptstadt und die Konflikte unter den "Bösen" unterbringen will. Also erst große Stränge mit Zeitsprüngen und dann chronlogische Häppchen?

Was muss ich mir auch so eine komplizierte Geschichte ausdenken ;)

Amberle

So kompliziert finde ich es gar nicht. Ich würde sagen beide Möglichkeiten sind machbar. Mach einfach, was dir besser gefällt.

Churke

Zitat von: Kaeptn am 25. März 2013, 17:48:24
Ich will dann mal konkreter werden: Mein Roman basiert auf einer klassischen Queste mit drei Hauptpersonen, die zu Beginn an unterschiedlichen Orten sind und sich aufeinander zu bewegen - und sich nach einer Weile auch wieder aufteilen.

Klingt doch klassisch. Was nun die politische Ebene betrifft, die würde ich entweder perspektivträgerisch ausbauen - durch eine gestaltende Figur, die sich auf dieser Ebene bewegt - oder sie ggf. weg lassen, weil das die Form stören könnte.

Lucien

Zitat von: Kaeptn am 25. März 2013, 17:48:24
Also erst große Stränge mit Zeitsprüngen und dann chronlogische Häppchen?
So spontan gesagt fände ich die Idee gar nicht so schlecht. Ich sehe vor mir so etwas wie eine Teilung der Geschichte, wie ich sie auch bei Trui Canavan immer sehe. Bei dir könnte ich mir den ersten Teil der Geschichte als eine Art Einführung vorstellen, in dem man deine Protagonisten kennen lernt und im zweiten geht es dann ans eingemachte.  :hmmm: Aber das ist natürlich Geschmackssache.