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Dinge, die ein*e Autor*in nicht hören will

Begonnen von Nika, 20. Dezember 2012, 12:35:55

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Villyana

Zitat von: Araluen am 22. November 2022, 12:07:34In Zeiten von Buchhandlungen war der Buchrücken vermutlich (reine subjektive Theorie) sogar noch wichtiger als das Cover.

ok, jetzt fühle ich mich irgendwie alt (34 Jahre).

Ich versuche immer Bücher möglichst in einer Buchhandlung zu kaufen, da mich Onlineshops hier einfach überhaupt nicht ansprechen. Bücher muss ich anfassen können. Deswegen bin ich auch kein Fan von E-Books, kann die Leser davon aber verstehen.

Dass Das Cover allerdings nicht immer eine Rolle spielt, dafür kann ich gut als Beispiel dienen :) natürlich suche ich die in der Buchhandlung erstmal nach Cover aus! Aber mindestens genauso wichtig sind für mich Empfehlungen. Ich hab ein Buch mit einem furchtbaren Cover und den Titel von dem Buch habe ich erst Jahre später überhaupt verstanden, aber es ist trotzdem eins meiner Lieblingsbücher und wurde mir damals empfohlen. Auch die Empfehlungen der Buchhandlung stehen bei mir an erster Stelle, vor dem eigentlichen Cover. Das Buch "Die Zehnte" von Holly Black habe ich damals nicht wegen des Covers gekauft. Dieses habe ich letztendlich sogar abgenommen, weil es mir nicht gefallen hat... Bei gebundenen Büchern hat man ja dazu auch die Möglichkeit.

Aber ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen es nicht so machen, wie ich. Dass man sich da aber über so einen Kommentar aufregt kann ich total verstehen. Ich habe leider auch mit einem Freund gestritten, der mir geraten hat, ich sollte erst ein Kapitel über die ganze Welt schreiben, damit man sich da rein denken kann und dann erst die Geschichte starten. Wer liest denn bitte sowas? Als Beispiel hat er gemeint, so wie es im "Herrn der Ringe" wäre.... natürlich kennt er aber nur die Filme und hält sich deswegen für ungemein qualifiziert hierzu etwas zu sagen.  :no:

Edina Scota

Hallo zusammen,

ich erlebe so etwas momentan auch. Ich schreibe seit Jahren nur für mich. Doch als ich mein Jugendprojekt wieder gefunden habe, habe ich mich entschieden dieses als Grundlage für ein großes Projekt zu nehmen. An dem arbeite ich nun schon über ein Jahr.

Ich bekomme aber immer wieder zu hören:

"Warum bist du noch nicht fertig? Es ist doch nicht schwer ein Buch zu schreiben." (Mein Gedanke dazu immer: Es ist eine Buchreihe, in einer komplett fiktiven Welt)

"Wann bekomme ich den eine Ausgabe von dir?" Die gleiche Person fragte dann noch: "Und damit willst du Geld verdienen?"

Noch schwerer für mich zu verarbeiten sind:

"Übernimmst du dich nicht? Du brauchst so lange."
"Du hast noch nie etwas veröffentlicht. Warum schreibst du nicht erstmal etwas Kürzeres?"
"Du brichst das sowieso ab."

Doro

Tatsächlich kann ich mich nicht an viele Aussagen erinnern, die mir übel aufgestoßen sind (abgesehen von der Frage eines Familienmitglieds, die mir bei jedem Aufeinandertreffen gestellt wird: ,,Und, wie weit bist du?").

Aber ich muss unbewusst einiges an Negativität aufgenommen haben, denn ich trage eine Stimme in mir, die sagt: ,,Schäme dich, mit etwas Geld verdienen zu wollen, dass du gerne tust. Du willst Schriftstellerin sein? Und das auch noch im Fantasy-Genre? Das ist doch nur ein nutzloses Hobby für Feiglinge, die sich vor der realen Welt verstecken. Geh raus, mach was Richtiges. Werde endlich erwachsen und höre auf mit diesem Arbeiten in Teilzeit Blödsinn. Du bist nur dann etwas wert, wenn du viel Geld verdienst und deinen Beruf nicht ausstehen kann. So ist das halt. Und warum brauchst du überhaupt so lange, um ein Buch fertig zu bekommen? Das kann nun doch wirklich nicht so schwer sein. Ich dachte, du hättest Talent. Well... Not so much."

Das ist eine Stimme, die ich inzwischen glücklicherweise zum größten Teil ignorieren kann.
Aber vermutlich bin ich nicht die Einzige, die mit solchen Gedanken Probleme hat oder hatte.

Schildkröte

Zitat von: Edina Scota am 14. Juni 2023, 15:06:49"Es ist doch nicht schwer ein Buch zu schreiben." (Mein Gedanke dazu immer: Es ist eine Buchreihe, in einer komplett fiktiven Welt)


Da bin ich absolut bei dir. Lustigerweise habe ich ganz früher genauso gedacht, als ich einfach nur drauf los geschrieben hatte OHNE es verkaufen zu wollen, OHNE bestimmte Ziele zu verfolgen und auch erreichen zu wollen. Aber ich will ja, dass es auch gelesen wird - egal ob Selfpublishing oder mit einem Verlag, es soll ja auch gekauft und dann gerne gelesen werden. Und dafür ist einfach mehr nötig als die aktuellste Fantasie auf Papier zu bringen. Nicht umsonst spricht man von einem Handwerk.  :brüll:  ::)

Eine Buchreihe hebt sich ja dann nochmal von einem einzelnen Buch ab (meiner Meinung nach). Ich finde, auf dem ersten Band liegt viel mehr Druck, denn wer den schon nicht kaufen will, liest auch nicht den Rest. Dann braucht es nicht nur Storyline, Plot, Charaktere usw. für ein Werk, sondern für mehrere UND dann muss natürlich die Reihe interessant und zusammenhängend bleiben.
Und selbstverständlich müssen so Spezialisten wie wir uns das ganze noch in einer völlig anderen Welt antun.  :P  Wir erschaffen ja nicht nur ganz neue Landkarten, sondern müssen dann auch noch den Überblick behalten - und dann evtl noch über mehrere ausgedachte Welten.

Sorry für die Länge - aber das musste jetzt raus - ich beruhige mich gleich wieder  :omn:
... Immer langsam und bedächtig ...

Schildkröte

Zitat von: Doro am 15. Juni 2023, 12:46:50,,Schäme dich, mit etwas Geld verdienen zu wollen, dass du gerne tust. Du willst Schriftstellerin sein? Und das auch noch im Fantasy-Genre?"

"Du bist nur dann etwas wert, wenn du viel Geld verdienst und deinen Beruf nicht ausstehen kann."

Das ist eine Stimme, die ich inzwischen glücklicherweise zum größten Teil ignorieren kann.
Aber vermutlich bin ich nicht die Einzige, die mit solchen Gedanken Probleme hat oder hatte.

Diese Stimme kenne ich leider auch. Und sie spricht genauso, wie du es geschrieben hast. Die verbündet sich dann gerne mit dem Inneren Kritiker. Ja, ich sehe es als 2 Individuen - 1 kritisiert meinen Text und 1 kritisiert mich als Person - manchmal höre ich nur einen, manchmal beide, was besonders in einer kreativen Flaute heftig wird. :d'oh:

Es ist halt doch etwas anderes, als das klassische Hamsterrad und das verstehen viele nicht. Es ist weder leicht, noch hat man eine Erfolgsgarantie oder die Garantie damit Geld zu verdienen. Ich glaube oft sind es auch Neider, weil sie es nicht schaffen, ihre Träume zu verwirklichen (so hart das auch sein kann)
... Immer langsam und bedächtig ...

Schildkröte

"Das wird schwierig." --> ähm, ja? aber vielleicht ist es das ja wert?

"In Deutschland verkaufen sich nur Krimis." --> Seufz!

" :wart:  :dollars: " --> :wums:

"Bist du dann Harry Potter oder Herr der Ringe?" --> mehr Fantasy scheint es nicht zu geben. Kein einziger Autor auf der ganzen weiten Welt scheint eine eigene / völlig andere Idee zu haben.

Und manchmal sind es nicht nur Worte - die können dann oberflächlich freundlich bleiben, aber dieser verurteilende, herabwürdigende Blick, den ich z.B. von einer Nachbarin erfahren habe - den hätte sie sich echt schenken können. Übersetzt in verbale Sprache hieß der so viel wie "Waaas? Sie bleiben zu Hause?  Und schreiben Bücher? Wollen Sie keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten?"  :no:
... Immer langsam und bedächtig ...

Alana

#516
@Schildkröte: Bitte mach in Zukunft keine Mehrfachposts, sondern schreib alles in einen. Wir haben hier gar nichts gegen lange Posts. :) Danke!
Alhambrana

Feuertraum

Zitat von: Edina Scota am 14. Juni 2023, 15:06:49"Warum bist du noch nicht fertig? Es ist doch nicht schwer ein Buch zu schreiben."

Stimmt!
Ist es auch nicht.
Aber eine gute Geschichte gut zu schreiben, dass ist verdammt zeitaufwendig!

ZitatEs ist doch nicht schwer ein Buch zu schreiben.

Ich weiß, dass ist jetzt sehr kleinkariert und rabulistisch, aber im Grunde genommen schreiben wir keine Bücher. Wir schreiben Geschichten/Romane/Romanreihen in Manuskriptform, die vielleicht eines Tages zu einem Buch werden.

Zitat"Übernimmst du dich nicht? Du brauchst so lange."

Tja, vom Zeitaufwand mal abgesehen: Ich habe gehört, es soll noch so etwas wie Leben geben. Und das im Leben nicht zwangsweise alles so läuft, wie man es sich gerne wünscht, soll auch noch irgendwo existzent sein. Sind aber bestimmt nur Fake-News ...:-D (SCNR)
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Aylis

Zitat von: Doro am 15. Juni 2023, 12:46:50Aber ich muss unbewusst einiges an Negativität aufgenommen haben, denn ich trage eine Stimme in mir, die sagt: ,,Schäme dich, mit etwas Geld verdienen zu wollen, dass du gerne tust.(...)

Ich schwinge gerne wieder die Keule und behaupte: Das ist ein gesellschaftliches Thema. Geht mir bei Musik ganz genau so, dass ich sowas immer abgespeichert habe. Das ist denke ich auch eine Generationenfrage. Sicherheit, Leistung, Lohnarbeit - das sind Werte, mit denen die Nachkriegsgenerationen gut klargekommen sind.

Jetzt möchten wir uns eben nicht mehr in Lohnarbeit kaputt machen, sondern etwas tun, das wir lieben. Aber was mir schon auffällt, ist, dass beim Schreiben deutlich mehr Leute sagen: "Ach, das könnte ich doch auch, aber ..."
Bei der Musik z.B. sind viele deutlich zurückhaltender. Da kommt dann eher ein bewunderndes: "Und da kann man von leben? Also ich kann ja leider gar nicht singen oder ein Instrument spielen."
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Edina Scota


Zitat von: Schildkröte am 15. Juni 2023, 14:53:06Aber ich will ja, dass es auch gelesen wird - egal ob Selfpublishing oder mit einem Verlag, es soll ja auch gekauft und dann gerne gelesen werden. Und dafür ist einfach mehr nötig als die aktuellste Fantasie auf Papier zu bringen.

Ich wünsche mir definitiv irgendwann soweit zu kommen und meine Geschichten zu veröffentlichen. Doch in erster Linie finde ich es immer traurig wenn man darauf reduziert wird, dass es nichts besonderes ist einen guten Roman zu schreiben. Ich selbst bin mein größter Kritiker und bin schon über den ein oder anderen Logikfehler gestolpert. Doch genauso wie dein Ziel ist auch meins, dass die Geschichte gerne gelesen wird und den Leser in eine andere Welt entführt.  ;D

Immer wenn ich das sage, kommen Antworten wie: "Das tun Bücher doch immer." :brüll: > Ja... aber auch nur wenn sie gut geschrieben und ausgearbeitet sind. <

Mein Mann ist damals aus allen Wolken gefallen, als ich ihm nach einem halben Jahr sagte, dass ich mich jetzt langsam mal ans Schrieben der Geschichte machen kann. Er dachte ich schreibe die ganze Zeit schon am Buch. Dabei habe ich die Settings und Figuren entworfen (Technologie, Magie, mehrere Rassen auf verschiedenen Planeten usw.). Erst dadurch hat er verstanden, wie viel Arbeit in so einem Werk steckt.
Selbst er als Nicht-Schreiber regt sich mittlerweile über solche Sätze auf.

@Feuertraum du sprichst wahre Worte. Das mit den Fake-News muss ich mir merken. Das ist ein echt guter Konter. Vor allem arbeitet man meist noch und das Privatleben und die sonstigen Verpflichtungen kommen auch immer wieder um die Ecke und sagen: "Hallo hier bin ich. Ich will Aufmerksamkeit." Bei mir meist in den unpassenden Augenblicken.

Schildkröte

Zitat von: Alana am 15. Juni 2023, 15:26:21Bitte mach in Zukunft keine Mehrfachposts, sondern schreib alles in einen. Wir haben hier gar nichts gegen lange Posts. :) Danke!

Sorry, hab erst nicht gecheckt, wie das geht. Ist für Anfänger etwas kompliziert mit diesen Code-Texten, aber hier der Beweis - selbst ich hab's geblickt  :rofl:


Zitat von: Edina Scota am 16. Juni 2023, 18:13:29Immer wenn ich das sage, kommen Antworten wie: "Das tun Bücher doch immer." :brüll: > Ja... aber auch nur wenn sie gut geschrieben und ausgearbeitet sind. <

Das fällt mir bei manchen Selfpublishern auf, die dann Geld am Lektorat und Korrektorat sparen wollen. Wenn die ersten Sätze oder Seiten schon Fehler enthalten, dann macht mir das einfach keinen Spaß zu lesen, selbst wenn ich den kritischen Autor mal deaktiviere.
Ich habe bei meinen eigenen Manuskripten Fehler gemacht, durch die der Lesefluss ruckelte - solche Dinge muss man erkennen (und akzeptieren lernen) und dann daran arbeiten. Das kostet Zeit.

@Aylis , vielleicht liegt das ja daran, dass Gesang sofort hörbar ist. Als AutorIn kann man sich noch gut hinter dem Laptop verstecken  :)
... Immer langsam und bedächtig ...

Villyana

#521
"ich dachte, du schreibst gerne." Ist auch so etwas, das ich vor kurzem zu hören bekommen habe. Da bin ich mir gar nicht so sicher, es fühlt sich eher an wie ein Zwang.

Oder jemand meinte, ich schreibe ja nur für mich  :hmhm?: So etwas habe ich in meinem Lebtag noch nie gesagt! NATÜRLICH will ich, dass es irgendjemand ließt oder? Veröffentlicht oder nicht! Solche Aussagen machen mich echt sauer.

Außerdem bekomme ich immer Tipps, damit ich mein Buch in High-Fantasy ändere. Aber das will ich gar nicht! Mich nervt eher immer diese gleiche Geschichte. In meinen Augen muss nicht immer gleich das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel stehen. Es kann auch ruhig Mal die ganze Welt einer Person auf den Kopf gestellt werden, oder?
Und dann habe ich zu hören bekommen, dann geht es ja bei mir um nichts...  :hmhm?:

Übrigens: nur weil so viele in Deutschland ihren Job hassen, heißt es nicht, dass es Grundvoraussetzung ist, um dazu zu gehören. Soll auch noch Menschen geben, die ihren Job lieben  :wolke: das ist durchaus kein Verbrechen!
Ich habe Mal in einem Kostümverleih gejobbt als Schülerin. Daran denke ich heute noch oft, denn ich habe die Chefin sehr bewundert. Sie ist jetzt in Rente und den Laden gibt es nicht mehr, aber sie hat damals ihren - echt guten - Job gekündigt, um sich ihren Traum zu verwirklichen und obwohl es auch schwere Zeiten gab, hat sie es einfach großartig gemacht! Voller Neugier und Leidenschaft und es war wirklich außergewöhnlich dort arbeiten zu dürfen!
Das wünsche ich eigentlich uns allen, dass wir auch in schweren Zeiten und unter allen Widrigkeiten (ihre Ehe ging zu Bruch) trotzdem voller Liebe, Emotionen und Begeisterung dabei sind  :pompom:

Aylis

@Schildkröte ich glaube es liegt auch daran, dass die Leute unterschätzen, was man zum Bücher schreiben auch an harter Arbeit, Handwerk und Kreativität braucht. Und sie gehen davon aus, dass man entweder mit Musikalität geboren wird oder nicht. Während Schreiben eher als etwas, das man lernen kann verankert zu sein scheint. Oder das man eben mal so einfach macht. Beides ist irgendwie ... falsch. :rofl: Man kann lernen, musikalisch zu sein. Jede*r kann das. Einige haben es nur schwerer als andere. Und schreiben ist trotzdem harte Arbeit, Durchhaltevermögen, Kreativität, Fleiß usw usw. das wisst ihr ja auch.

@Villyana Ich weiß nicht, ob das auf meinen Kommentar bezogen war, aber ob man seinen Job mag oder nicht hatte ich auf jeden Fall nicht gemeint. Schreiben und Musik machen sind auch Jobs, btw. :) Das ist übrigens auch immer gerne etwas, das ich höre. Ich finde dieses "Davon kann man leben?" ein wenig nervig, weil beides im Endeffekt auch ein Handwerk ist, das einen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Nur, weil ich meinen Job liebe, heißt das nicht, dass es kein Job ist.
Was ich meinte ist, dass ich häufig von Menschen, die sich in ihrer Lohnarbeit mit schlimmen Umständen aus Sicherheitsgründen kaputt arbeiten, weil sie glauben, dass sie andernfalls wertlos sind. Und gerade von diesen Menschen, die ihre Jobs hassen, die an ihnen zerbrechen, höre ich oft solche Sätze wie: "Ich könnte auch ein Buch schreiben, aber ich hab ja keine Zeit dafür."
Denn sie haben ja eine Arbeit in einem sicheren Angestelltenverhältnis, die die Illusion vermittelt, dass sie einen größeren Mehrwert als etwas Kreatives hat.
Menschen, die ihren Job bedingungslos und vollständig lieben, sagen so etwas zu mir nicht. Und da gibt es natürlich auch Menschen, die ihren Job trotz ihrer schlimmen Bedingungen lieben. Aber es ist eine gesellschaftliche Entwicklung aller Generationen nach den sog. Babyboomern, dass man von Arbeit auch erwartet, dass sie einen glücklich macht. "Junge Menschen wollen weniger arbeiten" ist nicht die richtige Schlagzeile. Aber das wird uns eben oft vermittelt. Das ist das, worauf ich hinauswollte.
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Feuertraum

Zitat von: Aylis am 19. Juni 2023, 10:35:57Was ich meinte ist, dass ich häufig von Menschen, die sich in ihrer Lohnarbeit mit schlimmen Umständen aus Sicherheitsgründen kaputt arbeiten, weil sie glauben, dass sie andernfalls wertlos sind. Und gerade von diesen Menschen, die ihre Jobs hassen, die an ihnen zerbrechen, höre ich oft solche Sätze wie: "Ich könnte auch ein Buch schreiben, aber ich hab ja keine Zeit dafür."

Mein Lieblingsargument bei solchen Aussagen: "Zeit hat ein jeder von uns 24 Stunden am Tag. Es kommt immer nur darauf an, wie man diese ausfüllt. Und 10 Minuten weniger an einer Konsole zocken/Fernsehen schauen/schlafen sorgen schon für eine Stunde Schreibzeit in der Woche. :-D

ZitatDenn sie haben ja eine Arbeit in einem sicheren Angestelltenverhältnis, die die Illusion vermittelt, dass sie einen größeren Mehrwert als etwas Kreatives hat.

Das ist eine Aussage, der ich nicht zustimmen mag.
Zugegeben, ich mag meinen Job nicht. Abgesehen von der schlechten Bezahlung ist es das Repetitive. Immer wieder dieselben Arbeiten, dieselben Aktionen, dieselben Vorgehensweisen.
Ehrlich gesagt sehe ich meine Arbeit nicht als Mehrwert gegenüber dem, was Sie und ich alle anderen ihre Kreativität auslebenden Menschen erschaffen. Aber es geht nun mal leider sehr stark in die Richtung: Man muss halt Geld verdienen, um seine Kosten zu bezahlen.

[/quote]
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Nina Louise

Mir liegt etwas auf der Seele, was nicht ganz zu diesem Thema gehört.
Aber ich habe die letzten Beiträge gelesen und bin bestürzt, wie negativ eure Schreiberei in eurem Umfeld bewertet wird und was das mit euch anstellt.  :'(
Um die Stimmung etwas aufzuhellen, hier aus meinem Nähkästchen:

Ich übe einen kreativen Beruf aus und hatte durchaus Zeiten, in denen es mich tierisch genervt hat, dass ich von einigen Personen dafür belächelt/nicht für voll genommen wurde. Das kratzte tüchtig am Ego.
Dann begann ich zu sortieren, wessen Meinung mir etwas bedeutet und wessen nicht. Zurück blieb ein exklusiver Kreis. Es juckt mich inzwischen nicht mehr, dass meine Nachbarn meinen Job für Firlefanz halten. Ich bin glücklich damit und er ernährt meine Familie. Zudem ist es nicht mein Problem, wenn die das nicht verstehen und durch ihre selbst gewählten Scheuklappen so limitiert sind.
Diese Stimmen verstummten nach und nach. Mir kommt keiner mehr doof - vermutlich auch, weil es an mir abprallen würde und damit ist ihr lästerliches Vergnügen keines mehr. Ein schlichtes "Wenn Sie meinen" ist ein zuverlässiger Doofvonderseiteanquatsch-Killer. Und das macht mit der Zeit sogar richtig Spaß.  8)

Davon abgesehen sind all diese Miesmacher-Typen nur kleine Menschlein, die versuchen, in der Welt zurecht zu kommen. Sich über andere erhöhen zu wollen und sein eigenes Projekt in ein hübsches Licht zu rücken ist nicht nett, wird aber oft verwendet, besonders, wenn man ein Grunde etwas eifersüchtig auf die schöpferische Kraft des/der Angegriffenen ist.
Die Energie, die man darauf verschwendet, sich über solche Doofnasen aufzuregen, wäre so viel besser in einem Buchprojekt etc. aufgehoben. Denn es ist nur eine Meinung. Geplapper, vermutlich sogar häufig ohne bösen Hintergedanken (das macht es nicht besser), von jemandem, der nicht mehr als HP und HDR kennt. Pah!
Und es sagt nichts über euch und euer Werk aus. Es ist drauflos geraten und nicht das Feedback einer Verlegerin/eines Lektors oder eines anderen Profis.

Soll heißen: Kopf hoch, ihr Lieben! :vibes:

Laßt euch nicht einreden, dass das, was ihr tut, vertane Zeit ist. Ist es nicht. Es können sicher nur die wenigsten von uns davon leben oder überhaupt ein Buch erfolgreich vermarkten.

Aber ist das die alleinige Messlatte?

Mag für andere gelten, die einfach nicht wissen, wie es ist, ein Buch zu schreiben. Woher denn auch, wenn man es nie getan hat? Wenn jetzt jemand kommt mit "Ein Buch schreiben, das kann ich auch! Ist ja ein Klacks!", wäre es doch lässiger zu sagen "Oh, super, ich freue mich, dann können wir uns austauschen!" anstatt sich zu grämen, dass dieser Mensch die eigene Arbeit nicht wertschätzt. Oh, wie das den Wind aus den Segeln nimmt.

Mir persönlich ist es wichtig, das ich ein Ventil für meine Geschichten finde, die verstopfen sonst die Denkkanäle. :D  Es bereitet mir Freude und ich freue mich wie Bolle, wenn jemand mein Buch liest. Und wenn nicht: Hey, es ist ein Hobby - wie vermutlich für sehr viele von uns.
Die Profis müssen leider dadurch und die harten Bandagen anziehen. Das ist leider so. Aber selbst dann:
Strafft die Schultern, nehmt die Nasen hoch. Lasst sie doch quatschen.
Es gibt die, die eure Geschichten lieben.   :flausch:

(Ich habe mich ein wenig ereifert, Entschuldigung. Aber es hat mich sehr traurig gestimmt, was ich hier gelesen habe.)
Fantastische Geschichten aus der Luftschlosserei.