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Wie plottet ihr und wie habt ihr es gelernt?

Begonnen von Janika, 11. Dezember 2012, 14:10:52

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K a t e

Janika, ich bin wohl der Plotfaulste Schreiberling auf diesem Planeten und habe es auch geschafft, aus diesem Trott herauszukommen. Du wirst das auch schaffen! :jau:

Einfach probieren und experimentieren - deine Methode findest du dann von ganz allein!

FeeamPC

Gelernt ist vermutlich nicht der richtige Ausdruck. Man kann eine Plot-Methode lernen, aber man lernt nur durch Versuch und Irrtum, welche Plot-Methode man selbst zum Plotten gebrauchen kann. Die Methode muss einem liegen.
Ich zum Beispiel kriege Ameisenlaufen, wenn ich etwas zu detaillliert ausarbeiten soll. Meine Plots bestehen aus einer vagen Idee, begleitet von einem Anfang, der meist schon eine fertige Szene ist, einigen Zwischenszenen, die mir einfach aus der Feder fließen und keinerlei Zusammenhang zu haben scheinen, und einer ganz groben Vorstellung davon, wie das Ende aussehen soll.
Sozusagen ein Buch in zwei Sätzen und drei bis fünf Szenen.
Daran arbeite ich mich dann durch, suche den Stoff, der die Lücken zwischen den Szenen füllt und sie logisch verbindet.
Wenn ich Maler/Architekt wäre, würde das heißen: ich male ein Haus aus fünf Strichen wie ein Kleinkind, statte es  mit drei bunten Fenstern an x-beliebigen Stellen aus, und überlege dann, welchen Grundriss ein Haus mit so komisch angeordneten Fenstern haben sollte.

HauntingWitch

#17
Tatsächlich eine spannende Frage. Und ehrlich gesagt, habe ich mir über das ,,wie" und die Funktionsweise meines Plottens noch nie so richtig Gedanken gemacht. Vor dem Tintenzirkel wusste ich noch nicht einmal, dass man so etwas plotten nennt, geschweige denn, dass man es sehr gezielt angehen kann.

Mir geht es ähnlich wie Erdbeere und Ludovica, es ist ein eher intuitiver Prozess. Anfangs habe ich meistens einen Charakter, der zunächst einmal nur ein Bild in meinem Kopf, ein bestimmter Wesenstyp und evtl. ein Name ist. Meistens schweben die dann in meinem Hinterkopf herum, bis mir plötzlich die dazu passende Grundidee für eine Geschichte kommt (das passiert ebenfalls eher zufällig, inspiriert von allem Möglichen). Manchmal habe ich auch den Charakter und den Ansatz für die Geschichte auf einen Schlag.

Ist es mal soweit, fange ich an, aufzuschreiben. Was weiss ich bereits über meinen Charakter, über seine Geschichte, über das Setting? Oft fallen mir beim Notieren schon tausend Fragen ein, die noch beantwortet werden müssen, die schreibe ich ebenfalls auf (lasse sie aber vorerst mal noch offen).

Anschliessend überlege ich, was noch fehlt: Welche weiteren Charaktere brauche ich? Was gibt es in meiner Welt/Stadt für Eigenheiten? Was für Gegenstände sind wichtig? Und so weiter. Sobald ich mal in einem bestimmten Fluss bin, geht es wie von allein. Habe ich erstmal alles, beantworte ich nach und nach die offenen Fragen. Der Rest kommt mir während dem Schreiben selbst in den Sinn. Das bringt dann zwar die eine oder andere Umstellung oder Bastelei mit sich, aber irgendwie drehen kann ich es immer.

Um herauszufinden, was einem am besten von der Hand geht, gibt es vermutlich nur eins: Ausprobieren. Dann wirst du deine Lösung schon finden.  ;)

canis lupus niger

So ähnlich wie Hauntig Witch mache ich das auch. Erst ist da eine Idee von einem Charakter oder/und einer Szene, und die gärt dann eine Weile in mir herum, bis ich anfange, sie aufzuschreiben. Nach den ersten 20 bis 50 Seiten kreativem Chaos fange ich erst an zu plotten, und auch dann nur ziemlich grob. Die Einzelheiten ergeben sich dann beim Weiterschreiben, was auch schon mal umfangreiche Änderungen im bereits geschriebenen Teil erfordert. Das Ganze ist vermutlich ziemlich unwirtschaftlich, aber ich muss davon ja nicht leben.

"Gelernt" in dem Sinne habe ich das Plotten eigentlich gar nicht, wenn man nicht das Erstellen eines Konzeptes bei einer Klausurarbeit als Vorläufer sehen will. Learning by doing, eben.

Berjosa

Ich kann ausnahmsweise ziemlich genau sagen, wie ich plotten gelernt habe. Das ist so eine Wundergeschichte aus dem Schreibseminar-Reklameheftchen - nur, dass es nach dem ersten Buch nicht immer so weiterging.

Als ich noch jung und frisch war, habe ich immer munter drauflos geschrieben, immer mal wieder den Faden verloren und selten etwas fertig gebracht. Mit ein paar Schreibratgebern bin ich an der einen oder anderen Stelle weitergekommen, aber ich konnte mir nie so richtig vorstellen, was die Autoren derselben wohl mit Plotten meinen.
Irgendwann, vor sechs, sieben Jahren, bin ich auf einen Online-Schreibkurs zum Thema "Exposé schreiben" gestoßen. Darin wurde unter anderem ein "Plotmodell" vorgestellt, anscheinend eine deutlich abgespeckte Variante des Drei-Akt-Modells. Das habe ich, o Wunder, kapiert und halte mich seitdem dran, wenn ich ein Exposé schreiben soll. Vielleicht hat die Dozentin das genau richtig für mich erklärt, vielleicht war nach Jahren des Rumprobierens einfach die Zeit für ein theoretisches Gerüst gekommen.
Passenderweise habe ich mithilfe eines nach diesem Modell gestrickten Exposés einen Mittelalter-Krimi untergebracht und eine Agentur gefunden.

Das Modell verwende ich allerdings in der Regel erst dann, wenn es tatsächlich ans Exposé schreiben geht oder die Geschichte für eine Ausschreibung fertig werden soll. Bis es so weit ist, lasse ich die Figuren erzählen und notiere Ideen, wie es weitergehen könnte/sollte, in Klammern ins Manuskript.

Abakus

Nun, ich habe viele Wege ausprobiert, um einen Plot zu erstellen und bin oftmals gescheitert. Aufgrund dessen halte ich es wie Thomas Edison, der einmal sagte, dass er "1000 Wege" kenne, "wie man keine Glühbirne baut". Den Weg zum fertigen Plot habe ich nach langem Probieren gefunden und komme auf diese Art und Weise gut zurecht. Auch - und das sei dazu gesagt - wenn ich für mein aktuelles Projekt fast vier Jahre geplottet habe.

Wenn es ums plotten geht, bin ich ein Perfektionist. Wenn die Idee soweit gereift ist, dass ich die ungefähre Handlung im Kopf habe, beginnt die eigentliche Arbeit. Der Plot muss in sich logisch sein, jede Szene muss explizit geplant werden.
Außerdem wollte ich mit "Krieg der Himmel" einen Plot auf die Beine stellen, der ähnlich wie der Handlungsstrang von Akte X aufgebaut ist. In der unerreichten Mutter aller Mystery-Serien tauchte in einer x-beliebigen Folge ein Gegenstand etc. auf, der fünf Folgen später von Bedeutung wurde, den der Zuschauer aber gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. So habe ich es im Plot auch bewerkstelligt, was nicht gerade einfach war, dennoch umsetzbar. Ich lasse einen Gegenstand auftauchen bzw. erwähne ihn kurz, der, so ist es geplant, ca. 200 Seiten später wieder auftaucht und an Bedeutung gewinnt. Außerdem tauchen zwei Charaktere im Plot immer wieder auf, über die ich den Leser allerdings im Dunkeln lasse, die jedoch maßgeblich die Handlung mit vorantreiben (durch diverse Aktionen, an denen sie beteiligt sind und danach direkt wieder verschwinden). Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht allzu viel über die beiden Herren, sie sind doch sehr wortkarg gewesen, als sie sich mir vorstellten. Aber das, was sie sagten, hat mich tief beeindruckt.  :darth:

Dennoch bin ich auch immer auf der Suche nach weiterer Inspiration. So auch jetzt, wo der Plot fertiggestellt ist und ich bereits schreibe. Dinge, die hineinpassen, lasse ich zusätzlich miteinfließen, manchmal auch nur in einem Dialog. Beispielsweise erwähne ich indirekt hin und wieder die Kreuzigung, mal in einem Dialog, mal in einer Beschreibung (so ist es geplant), ohne jedoch näher auf die Kreuzigung an sich einzugehen. Ich nenne keine Namen, sondern lasse das einfach so stehen.

In einer eher lustigeren Szene spricht der Beschützer meines Protas, Ian-el, sehr abfällig über Putten und das er deswegen seit Jahrhunderten bestimmte Kirchen meidet. Solche Szenen, wenn sie mir in den Sinn kommen, versuche ich direkt im Plot fest zu verankern. Das klappt manchmal hervorragend, manchmal finde ich nicht auf Anhieb die passende Stelle.

Das ist meine Methode.  :)

serenade

Ich habe im Sommer ein Seminar besucht, bei dem es eigentlich um Figurenbau ging. Nebenbei wurde aber auch das Thema "Plotten" angeschnitten. Die Kursleiterin (Kathrin Lange) hat dabei den Tipp gegeben, dass man sich als erstes fragen soll, was die absolut stärkste Szene ist, die einem für das Buch, das man schreiben will, vorschwebt. Oft ist diese Szene überhaupt der Aufhänger für das Buch (z.B. ein Bild aus einem Traum). Zu dieser Szene soll man sich ein Stichwort (oder auch mehrere Worte) notieren. Danach soll man kreisförmig um diesen Stichpunkt weitere Stichpunkte aufschreiben, die den logischen Ablauf der Geschichte widerspiegeln (sprich: Was muss logisch dieser Szene vorausgegangen sein? Was muss danach kommen?), bis Anfang und Ende des Kreises zusammentreffen (die natürlich nicht mehr logisch aufeinanderfolgen ;). Diese Methode wirkte jedenfalls für mich recht intuitiv...
Ich selbst orientiere mich aber eher an dem "Stufendiagramm" wie bei James Frey, das ja bereits genannt wurde. D.h. bei mir konkret: Ich nummeriere Szenenblöcke durch, die logisch aufeinander folgen. Für jeden Szenenblock gibt es außerdem Unterpunkte. Dabei versuche ich insgesamt den Plot so zu gestalten, dass sich die Konflikte über die Szenenblöcke hinweg bis zum Höhepunkt immer weiter aufschaukeln bzw., dass Spannung aufgebaut wird. Außerdem soll innerhalb der Szenenblöcke ebenfalls jeweils Spannung aufgebaut werden.
Ich plotte nur in groben Stichpunkten, die ich aber mit immer weiteren Details ausschmücke, wenn ich an der Rohfassung arbeite. Das Stufendiagramm ist insofern bei mir kein fertiges Konzept, sondern verändert sich mit dem Schreibprozess. Allerdings schreibe ich getrennt vom Plot (Stufendiagramm) vorab Kurzbiographien der Personen, um erst einmal zu wissen, mit wem ich es zu tun habe (dabei orientiere ich mich an den Stichpunkten, die im Schreibratgeber von Elizabeth George genannt werden).

Anj

Ich hoffe, es ist okay, wenn ich dieses Thema aus dem Archiv wieder hervor krame.

Mich interessiert ja vor allem das Thema Plotten. Bislang bin ich vor allem mit der Schneeflocke in Berührung gekommen und konnte absolut gar nichts damit anfangen. Die KG nach der ganzen Vorarbeit noch schreiben zu müssen war der pure Horror und das mühsamste, was ich je geschrieben habe. Und irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass jede Form des Plottens ähnlich komplex ist. Interessant zu lesen, dass dem nicht so ist und hier offenbar doch mehr Leute sind, die sich ebenfalls nur an Stichworten entlang hangeln.
Bei mir ist das Plotten momentan ein Prozess, der neben dem Schreiben her läuft. Ich habe zu Anfang (fast) immer eine grobe Idee. Manchmal ist es nur ein Setting, manchmal ein einzelner Handlungsstrang. Meist sammle ich dann im ersten Verlauf ganz grobe Stichpunkte, was passieren soll. Nebenfiguren werden dabei nur nach ihrer Funktion benannt. Dann fange ich an zu schreiben. Die ersten Seiten sind bei mir immer ein warmschreiben und werden meist auch wieder stark gekürzt. Obwohl ich inzwischen bereits dazu übergegangen bin, den entstehenden Infodump, durch den ich meine Figuren und Geschichten kennenlerne, direkt als Stichpunkte auf das Papyrus-Klemmbrett zu schreiben, statt in den Text selbst. Die lose Stichpunktsammlung wird dadurch immer mehr unterfüttert, bis ich das Gefühl habe, genug Gerüstmaterial zusammen zu haben. Wobei ich trotzdem oft noch große Lücken habe und Erklärungenund Hintergründe noch fehlen. Aber bisher hat sich das noch jedes Mal gefügt.^^
Dann wird (immer neben dem eigentlichen Schreiben) geordnet und ich beginne die nächsten Stichpunkte unter meinen Text zu kopieren, damit ich sehe, wohin die Reise führen soll. Wie lange es dauert, bis ich beim nächsten Punkt ankomme, weiß ich dabei nie so genau. Manchmal fügen die Figuren kleine Exkurse ein, oder es entstehen durch Nebensätze im Text, meist Dialoge ganz neue Handlungsstränge, die ich dann in meine Stichpunkte einflechte. Sobald eine Szene geschrieben ist, wird sie im Textdoc gelöscht und in den Stichpunkten abgehakt.
Wirklich gelernt habe ich die Methode nicht, ich habe im Grunde schon die erste Geschichte so geschrieben. Nur, dass ich mir damals noch nicht bewusst war, wie wichtig es ist, zumindest dieses Gerüst zu haben. Bislang habe ich 2 Manuskripte damit beendet. Beide Male hatte ich in der Mitte immer ein Gefühl von Überforderung, was die ganzen offenen Stränge anging, aber nachdem ich das beim 1. Projekt hinbekommen habe, hat mich das beim 2. nicht mehr so gestresst. Ich denke, das ist ganz normal bei dieser Art zu schreiben, wenn man etwas wieder aufgreifen muss, die Figuren es aber einfach noch nicht zulassen. Irgendwann führt auch der aktuelle Exkurs zurück zur Haupthandlung und ich kann die losen Fäden wieder aufgreifen.

Meine Kurzgeschichten schreibe allerdings in der Regel komplett ohne Vorarbeit und Stichpunkte mache ich mir nur, wenn ich sie nicht an einem Tag runter schreibe.
Ganz selten kann es auch mal sein, dass ich auch ohne Idee anfange zu schreiben. Beispielsweise, als ich die Tastatur meines neuen Tablets ausprobieren wollte. Daraus entstand ein nettes kleines Projekt, das inzwischen zumindest von den Ideen dafür, recht umfangreich geworden ist.

Was mir allerdings auch komplett fehlt, und das ist wohl auch der Grund, warum ich immer sage, dass ich nicht plotte, ist, dass ich nicht planmäßig vorgehe, wenn ich die Geschichte entwickle. Anders gesagt, nicht ich entwickel die Geschichte, sondern sie entwickelt sich selbst. Ich achte weder auf Spannungsbögen, noch auf eine Aktstruktur oder sonst irgendetwas. Das einzige, was ich von außen in die Geschichte lege, sind Konflikte. Aber auch nur in der Form, dass ich Konflikt in die Stichpunkte einfüge und darauf warte, dass sich an der Stelle irgendein Konflikt ergibt. Aber ich denke, dass ich zu dem Thema hier im TiZi sicher noch einiges an Input bekommen werde.

Was für mich ebenfalls überhaupt nicht funktioniert, sind Charakterausarbeitungen. Sobald ich versuche, einen Charakter zu entwerfen wird er eine total leblose Schablone. Ich brauche ein lebendiges Gefühl für eine Figur, die ich dann, wie im richtigen Leben nach und nach kennenlerne. Das führt manchmal dazu, dass die Charas noch ein Feintuning brauchen, oder Facetten für den Leser nicht ganz eindeutig sind, aber bislang war das für die meisten Betaleser kein Problem.

Soweit also mal zu meiner Art zu plotten, auch wenn der Thread schon recht alt ist. Aber vielleicht gibt es ja noch den einen oder anderen, für den das Thema ebenfalls interessant ist.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Christopher

Aus aktuellen Anlass kann ich ja mal einen Einblick geben, wie ich das jetzt mache.

Vorweg:
Für mein Herzensprojekt habe ich, als ich es begonnen habe, kaum bis gar nicht geplottet. Ich kannte den Endpunkt wo ich hin wollte. Ich kannte einige Stationen dazwischen die ich abhaken wollte und das wars. Danach habe ich mich mit meinem Charakter auf die Reise zu diesen Punkten begeben, die Stück für Stück ans Ziel führten, bzw. dieses einleiteten oder vorbereiteten.

Da das ganze aber über mehrere Jahre gelaufen ist, habe ich natürlich einiges dazugelernt und dieses gelernte genutzt und eingebaut.

Nun zum aktuellen Anlass:
Da der NaNo mir sehr viel Spaß gemacht hat, es als Rebell aber nur quasi ein "unehrlicher" NaNo war wollte ich dieses Jahr "richtig" mitmachen. Die grobe Idee hatte ich bereits letztes Jahr, aber aktuell steht mein Herzensprojekt noch allem vor. Kurz: Ich sammle bereits Ideen und plotte, kann/darf aber nicht dran schreiben.

Das mache ich wie folgt:
1. Anfang und Schluss
Ich male mir aus/lege für mich fest, wo ich am Anfang stehe und wie das Ende aussehen soll. Das ist für mich deswegen der erste und wichtigste Schritt, weil ich ein Ende gerne ankündige, vorbereite und Details und Andeutungen in die Geschichte einstreue, die dieses dann plausibel erscheinen lassen, bzw. in dem Leser das Gefühl wecken: "Ja, da war was, das macht Sinn..."

2. Figuren
Ich suche mir meine Hauptfigur (auch wenn die im 1. Schritt meistens bereits bestimmt wurde) die Figuren die sie als "Helfer" und diejenigen welche sie als "Gegner" braucht. Überlege mir den Zweck der Figuren den sie erfüllen sollen und brainstorme dann einfach. Was könnten/müssten sie tun, wie mit der Protagonistin interagieren, welche Hintergründe, Motivationen, Antriebe, Motive und damit zusammenhängende Charaktereigenschaften müssen sie haben?
All diese Dinge notiere ich mir zu den Charakteren und versuche sie vor Augen zu halten. Ein vollständiger Charakterbogen der einschließlich ihres Lieblingsgerichts alles über sie sagt, ist zu ausführlich und zu 80% nutzlos weil ich all diese Dinge nicht einbringen kann, und meiner Meinung nach auch nicht sollte.

3. Eckpunkte
Ausgehend von 1. überlege ich, welche Wege und Kreuzungen die Charaktere nehmen müssen, um am Ende am gewünschten Ziel zu stehen. Wie muss der Charakter reagieren, warum entscheidet er sich für den Weg der zum Ziel führt, was muss vorher passieren, damit er diesen Weg wählt - und keinen anderen?

4. Extras
Was möchte ich noch einbringen, abgesehen von der eigentlichen Geschichte? Dinge, die ich gerne schreiben würde :)

5. Details
Was für Details kann ich wo einbauen, um das ganze noch besser zu machen? Wo deute ich etwas an, was einer von zehn Lesern bemerken könnte, als geplantes Detail erkennt und anderen mitteilt, die daraufhin noch mal lesen wollen, um diese kleinen verstecken Hinweise zu finden?
Punkt 5 ist ein besonders großer Spaß für mich ;D


Die Schneeflockenmethode und andere Methoden unterscheiden sich vermutlich nur in ihrer Vollständigkeit von dem was ich tue. Vermutlich vergesse ich das eine oder andere in meiner Planung, was durchaus wichtig ist. Aber diese grundlegenden Dinge, mache ich vermutlich völlig instinktiv richtig. Mit diesen Methoden habe ich noch nicht gearbeitet, ich weiss also nicht, ob ich damit diese Idee "totplanen" würde, oder ob sie noch besser wird. Man darf gespannt sein ;D
Be brave, dont tryhard.

traumfängerin

Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, hatte ich von Plotten keine Ahnung - und brauchte ein Jahr zur Überarbeitung, bei der ich fast das komplette Manuskript neu schrieb.  :happs:

Um mir das zu ersparen, gehe ich nun wie folgt vor: Am Anfang ist eine Idee (witzigerweise oft aus einem Traum). Aus dieser entwickele ich einen groben ersten Handlungsverlauf, den ich mir als Szenenfolge notiere. Meine Charaktere tragen dabei noch so schöne Namen wie: Protagonist, Antagonist, Polizistenchef, Managerverdächtiger o.ä. Nachdem ich den Plot ein wenig ausgefeilt und mit neuen Ideen ergänzt habe, kommt Schritt zwei: die Ausarbeitung der Charaktere.

(Bei einem Krimi schiebe ich noch den Mord dazwischen. Wer, warum, wie usw., falsche Fährten legen. Aber ohne das wäre der Plot ja auch unvollständig).

Ich sehe mir alle wichtigen Charaktere an. Was für einen Hintergrund haben sie, gibt es ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit, was sind ihre Stärken und Schwächen, was ist ihre Motivation, haben sie einen Grundkonflikt (zumindest die Hauptfiguren sollten einen haben)? Und natürlich auch, wie sehen sie aus und wie heißen sie? Das empfinde ich als wirklich nervig, aber wenn ich mir hier schon Gedanken darüber mache, muss ich das später nicht mehr tun, und kann dann entspannter zum Schreiben kommen.

Nach jedem einzelnen Charakter kehre ich zum Plot zurück und überlege, welche Szenen ich umbauen muss oder welche ich neu einfügen muss (z.B. um eine Stärke oder Schwäche des Protagonisten deutlicher herauszustellen), oder inwieweit sich die ganze Handlung verändert, weil das, was ich eigentlich geplant hatte, nicht mit dem Charakter einer Person übereinstimmt. Mit jedem einzelnen ausgearbeiteten Charakter sollte der Plot besser und weniger klischeehaft werden, was natürlich nicht immer gelingt.

Den nun überarbeiteten Plot (in Form einer ausformulierten Szenenfolge, die dann schon gut und gerne 20 Seiten umfassen kann) überprüfe ich noch einmal auf Grundlagen guten Schreibens: Gibt es genügend Konflikte, die sich steigern, ist er spannend, ist das Verhalten der Personen motiviert und nachvollziehbar, gibt es überraschende Wendungen, habe ich Höhepunkte an den richtigen Stellen? Hierfür eignet sich unter anderem ein Exposé ganz gut (außerdem erleichtert mir das die Arbeit am Ende. Noch gelingt es mir nämlich mich kurzzufassen). Mankos bessere ich aus und muss dazu teilweise auch die Charakterdarstellung noch einmal überarbeiten.

Dann kann ich anfangen zu schreiben, wobei trotz allem der Plot für mich ein Gerüst bleibt. Denn natürlich fliegen mir noch neue Ideen zu, die die Handlung umschmeißen, weswegen ich den Plot während des Schreibens immer wieder anpasse.

Bei Kurzgeschichten sehe ich das übrigens entspannter. Hier schreibe ich meist nur einen groben Plotplan und lege dann los. Da eine spätere Überarbeitung der Charaktere oder Handlung im Text selbst nicht mit so viel Mühe verbunden ist (es sind einfach weniger Seiten, die im Fall des Falles überarbeitet werden müssen), erlaube ich mir dieses Risiko.

Klecks

In den meisten gegenwärtigen Fällen plotte ich wenig bis überhaupt nicht. Mein Erstling ist durch Bauchschreiben entstanden, mein zweiter Roman war durchgeplottet. Ich mag plotten eigentlich nicht und versuche, es zu lassen - wenn es irgendwie geht, ohne dass ich mich total verzettele.

Bei Krimis mache ich eine Ausnahme. Die plotte ich von Szene zu Szene, von Satz zu Satz komplett durch, weil ich da manchmal schon beim Krimilesen nicht mitkomme und bei Nicht-Fantasy zu Logiklöchern neige. Deshalb frage ich mich auch, wie ich es letzten NaNo geschafft habe, über 300 Seiten mit logischer Krimihandlung zu füllen. :pfanne:

Mein derzeitiges Fantasy-Projekt wird ein richtiger Wälzer, wenn es so weitergeht, und ist nicht geplottet.

Mein Problem mit dem Plotten ist, dass ich beim Schreiben keine Überraschungen mehr übrig habe. Ich weiß alles - und das bremst mich aus. Ich würde nicht sagen, dass es mich langweilt, denn Schreiben macht immer Spaß. Plotten ist harte Arbeit, Schreiben auch. Meine Motivation, ein geplottetes Werk tatsächlich zu schreiben, ist aber nahezu immer im Keller. Für mich fühlt es sich an, als wäre Plotten eine sehr sachliche Herangehensweise, und das raubt mir ein wenig die Kreativität beim Schreiben an sich. Bei meinem Krimi hat es super funktoniert, aber der Plot stand auch schon seit Wochen bereit, in denen er mich nicht gereizt hat, obwohl ich die Geschichte liebe. Einerseits war es schön, beim Schreiben alles fertig zu haben und mich daran entlanghangeln zu können; andererseits war das anstrengender als jegliches Bauchschreiben, weil bei Letzterem bei mir der kreative und der logisch aufbauende Prozess gleichzeitig stattfindet und beides gleichberechtigt und wohldosiert ist. Damit komme ich am besten zurecht. Habe ich geplottet, fühlt sich das Auspowern einfach extrem anstrengend an. Habe ich nicht geplottet, kann ich das Kreative intensiver genießen.

Ich habe beschlossen, überhaupt nicht mehr zu plotten - außer, wie gesagt, bei Krimis. Es war wunderschön, den Krimi zu schreiben, und ohne Plotten hätte es auch nicht funktioniert, aber ich weiß, dass es sich ohne Plotten noch schöner angefühlt hätte. Deshalb habe ich in den letzten Tagen, weil mein Fantasy-Projekt so gut läuft, beschlossen, dass es bei mir jetzt nur noch Bauchschreiben geben wird. Alles andere wird bei mir außerhalb von hochkonstruierten Krimis nicht mehr funktionieren.  :omn:

Malinche

Zitat von: Klecks am 13. Januar 2014, 14:00:42
Mein Problem mit dem Plotten ist, dass ich beim Schreiben keine Überraschungen mehr übrig habe. Ich weiß alles - und das bremst mich aus.

Das finde ich persönlich ja immer spannend - ich gehöre nämlich wiederum zu den Leuten, die unbedingt plotten müssen, weil sie sonst gar nicht vorankommen. Aber bei mir ist es so, dass ich mich von der Illusion, ich würde alles wissen, längst verabschiedet habe. Ich benutze meinen Plot als groben Fahrplan, aber oft genug entwickeln meine Figuren Eigendynamik und machen etwas ganz anderes, als ich es geplant habe (und meistens haben sie auch die besseren Ideen). Mittlerweile denke ich, dass ich diese Eigendynamik gerade deshalb besonders gut spüre, weil ich eben plotte und so den Unterschied sehe, was passieren sollte und was tatsächlich passiert.

Das geht aber wahrscheinlich auch nur, weil ich meine Plotarbeit als Hilfsmittel und nicht als Stahlkorsett begreife - heißt, ich sage mir von vornherein, dass Änderungen und Überraschungen noch möglich sind, und ich habe eigentlich noch kein Buch geschrieben, in dem es dann nicht auch welche gegeben hätte. Und selbst, wenn alles nach Plan läuft, sind meine Plots häufig Formen ("A und B streiten sich heftig wegen C"), bei denen ich gespannt darauf bin, wie meine Figuren sie konkret mit Inhalt füllen werden ("Verdammt, dass A jetzt diese beleidigende Gurkensalat-Metapher ins Feld führt, war so nicht geplant - jetzt sind sie noch tiefer zerstritten, als ich dachte!").

Dafür bewundere ich auch Leute, die rein nach Bauch schreiben können. Das habe ich früher auch gemacht, und ich liebe es auch, wenn sich während des Schreibens plötzlich alles zusammenfügt und Sinn ergibt. Darauf kann ich mich aber nicht mehr verlassen, der letzte Roman, den ich ohne Plotten angefangen habe, blieb bei 50.000 Wörtern im Nebel stecken, weil ich selbst keine Ahnung hatte, welchem großen Rätsel meine Figuren da nachjagen, und die Geschichte selbst sich hartnäckig weigerte, mit einer Antwort rauszurücken. Das hätte ich ohne Plotten nie lösen können. :) (Und das war für mich auch der Punkt, an dem ich Plotten gelernt habe - weil es da wirklich akut nötig wurde.)

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Fianna

Ich persönlich habe mir früher einmal vorgenommen, alles bis in die kleinste Szene durchzuplotten.

Nun habe ich wegen des Kampfschreibens einige Szenen einfach mal geschrieben, und das war eigentlich die ideale Mischung. Ich hatte zuvor an sich sehr viel geplottet (es ist aber auch ein Fantasy-Krimi, bei Krimis muss man viel plotten), aber z.B. die Nebenfiguren oder Verdächtigen nicht ausgearbeitet.
Es gibt dann z.B. 2 Personen aus 2 Familien, die an einer Szene teilnehmen, weil sie mit dem Verstorbenen (nicht dem Mordopfer, das zur Ermittlung führt) befreundet waren. Mehr war mir nicht klar.

Einzelheiten habe ich mir aus den Fingern gesogen, und das war dann letzendlich doch sehr praktisch.
Ich weiß natürlich nicht, wie es sich langfristig gestaltet, aber das Nicht-Planen der Nebenfiguren (abgesehen von Funktion und grobem Hintergrund) und das Vermeiden eines Feinplotting hat sich bisher als sehr hilfreich erwiesen.

Ich hangel mich dann von Eckpunkten und den wichtigsten Figuren durch, und die Einzelheiten erfinde ich beim Schreiben, das ist wohl die ideale Methode. Ich bin einerseits ein Planungsmonster, andererseits schreibe ich dann nicht und plane weitere andere Projekte, wenn ich zuviel plotte.



Diese Mechanismen des Feinplotting, die ich einmal gesehen habe (Szene, Zweck, Datum, Mondphase notieren sowie einige andere Dinge) werde ich dann während des Schreibens oder während des Überarbeitens nutzen, aber nicht wieder versuchen, das im Voraus alles festzulegen.

Klecks

@Malinche: Und ich bewundere von Herzen jeden plottenden Autor. Bei mir läuft es anders herum - ich bleibe meistens hängen, wenn ich geplottet habe, und komme am besten zum Ende, wenn ich bauchschreibe.  :hmmm:

Takara

Also ich mache das nach und nach für jedes Kapitel.  Ich plotte jetzt z.B das erste Kapitel, dann schreibe ich es, dann plotte ich das zweite Kapitel, dann schreibe ich es usw.

Anders funktioniert es nicht bei mir, weil ich immer so viel ändere, dass ich alles nur noch in den Papierkorb verschieben kann. Aber ganz ohne geht es auch wieder nicht, weil ich sonst wichtige Sachen vergesse...

Ich mach das so: Ich lege eine zweispaltige Tabelle an... Auf die eine Seite schreib ich, wie das Kapitel ablaufen soll und auf die andere Seite, welche Informationen etc. dazu wichtig sind.

Spalte 1:

1) Paul fährt zu Luise
2) Paul fährt vor ihrem Haus vor
3) Luise öffnete die Tür
usw.

Spalte 2:

zu 1) Pauls Gedanken zu Luise beschreiben
zu 2) Luises Haus beschreiben eventuell Umgebung
zu 3) Luises Aussehen beschreiben
usw.

Die Aufteilung ist wichtig für mich, weil ich manchmal die Dinge aus Spalte 2 einfach vergesse und so denke ich wenigstens dran. Ich schreib diese Dinge auch lieber in Spalte 2 rein, weil Spalte 1 sonst zu unübersichtlich wird. Diese Methode benutze ich auch erst seit meinem neuen Projekt und bis jetzt funktioniert sie sehr gut

LG