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Böse Orks, gierige Ferengi

Begonnen von Lino, 06. Juli 2024, 23:08:48

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Lino

"Klingonen sind gewalttätig, Ferengi habsüchtig, Gungans ein bisschen dämlich. Nichtmenschliche Wesen in Science-Fiction- und Fantasy-Welten werden oft ziemlich stereotyp dargestellt."

Ein Hörspielfeature im Deutschlandfunk vom 05. Juli 2024,

https://www.hoerspielundfeature.de/boese-orks-gierige-ferengi-rassismus-in-fantasy-und-science-fiction-dlf-a0cd4f0d-100.html

Das wollte ich mal mit euch teilen, weil ich dachte, dass es bestimmt einige interessiert. Weiß jetzt auch nicht, ob jemand darüber diskutieren will  :ätsch:

Valentina

#1
Ich glaube, da kann man ewig drüber diskutieren :D
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

KaPunkt

#2
Ohne den Beitrag gehört zu haben, finde ich das "Planet of Hats" Konzept veraltet und meistens langweilig bis schädlich.
Das hat mich übrigens schon als Teenie bei Star Trek gestört. Eine Rasse, eine Kultur? Echt jetzt? Und noch mehr: "Ein Aspekt menschlichen Leben ist das einzige Thema einer ganzen Rasse." Sind wir im Kindergarten?
Als Kommentar dazu gefiel mir eine Folge von Babylon 5 sehr gut. Wo sich die religiösen Anführer der verschiedenen Rassen auf Babylon 5 treffen sollten (Irgendwie sowas), und Sheridan (?) ein echtes Problem hatte, weil alle anderen Aliens halt eine Philosophie / Religion haben und eine Person schicken, und er ... ein paar.
Am Ende lädt er von allen Erd Religionen Vertreter ein.
Was dem Zuschauer dabei hoffentlich auffällt: Warum sind Fremdrassen soviel weniger divers als Menschen?

Ausnahmen sind extrem verdichtete / allegorische / künstlerische Werke, wo es eher darum geht, eine Idee zu verkörperlichen.

Denn eine der wichtigsten "Ideen", die ich heute darstellen will, ist eben "Alle XY sind So und nicht anders ist ein extrem gefährliches und noch dazu falsches Konzept"

Natürlich ist es aufwendig, für Fremdrassen etc. auch noch innere Diversität zu entwickeln. Die einfachste Lösung dafür ist: Es nicht entwickeln, aber es auch nicht aktiv verneinen. Es ist nicht "Die Sprache der Xonboroks spreche ich nicht." Es ist: "Diese Sprache der Xonboroks spreche ich nicht. Ich kann nur ein paar Brocken Nebraschi-Xonborok."
Es ist:
"Ich dachte, deine Leute glauben an Wiedergeburt." "Tun wir, aber nicht an Wiedergeburt als Tiere. Das glauben nur die Rechwasri. Ich bin Achwasri."
Und mehr muss da auch nicht kommen. Es macht den Hintergrund tiefer, ohne was am Plot zu ändern, oder den Weltenbau zu verkomplizieren.

Liebe Grüße
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Valentina

Ich finde gut, dass du anmerkst, wie einfach man das in Nebensätzen gestalten kann, wenn man sich dessen bewusst ist. Quasi einfach ein weiterer Schritt im Weltenbau, der sich lohnt, zu gehen :) 
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

Mondfräulein

Den Beitrag habe ich noch nicht hören können, das werde ich aber auf jeden Fall noch nachholen (was ich aber bisher gehört habe, finde ich sehr gut!). Trotzdem bin ich auch jetzt schon der Überzeugung, dass das Zuschreiben von Persönlichkeitseigenschaften oder die moralische Bewertung einer Person aufgrund biologischer Merkmale extrem problematisch ist. Diese Tradition ist in der Phantastik tief verankert, deshalb verstehe ich total, dass es schwerfällt, sich davon zu lösen. Aber der Knackpunkt ist eben, dass diese Eigenschaften auf die biologische Veranlagung einer Person zurückgeführt werden. Goblins sind böse und diebisch, weil Goblins eben so sind, nicht weil ihre Kultur andere Moralvorstellungen hat, mit denen sie groß werden. Die Orks, die meine Protagonisten bekämpfen, haben nicht einfach nur gegensätzliche Ziele, sie sind eben einfach böse und das Böse muss man bekämpfen. Da sind wir eben einfach sehr schnell bei Eugenik und das ist schlecht.

Darüber hinaus finde ich es handwerklich ungut. Antagonistische Kräfte, die einfach nur böse sind, weil sie böse sind, tragen nichts zur Geschichte bei und sind letztendlich nur Boxsäcke um zu zeigen, wie toll meine Protagonist*innen sind. Was gewinne ich dadurch? Ja, es ist einfacher, aber den fehlenden Aufwand merkt man dem Buch am Ende an. Antagonistische Kräfte sind viel spannender, wenn ich ihnen einen Grund gebe, gegen die Ziele der Protagonist*innen zu kämpfen.

Ansonsten kann ich nur allem zustimmen, was @KaPunkt geschrieben hat!

Lino

Ich hätte mir glaube ich auch ein paar mehr kluge Stimmen und weniger Nerds spielen Rollenspiele oder was ist Fantasy überhaupt gewünscht. Insofern fand ich den Beitrag auch nicht so spannend. Aber habe mich trotzdem mal wieder gefreut, wie selbstverständlich inzwischen über Fantasy generell berichtet wird.

Und viele Punkte hätte man noch ein bisschen kontroverser diskutieren können. Alle Orks sind blöde ist ja vielleicht stereotypes Denken, auf der anderen Seite doch wieder eben progressiver als "alle Franzosen sind blöde". Und dann wird das ja auch in der Fantasy selbst diskutiert, wenn Herr der Ringe beispielsweise in Shadowrun als rassistisches Werk verboten ist. Der Beitrag kratzte da dann doch etwas zu viel an der Oberfläche, weil er sehr viel gleichzeitig wollte...

Frostschimmer

Großadmiral Thrawn - Chiss - Star Wars
Admiral Ackbar - Mon Calamari - Star Wars
Neelix - Talaxianer - Star Trek: Raumschiff Voyager
Darth Maul - Zabrak - Star Wars
Hondo Onaka - Weequai - Star Wars
Quark - Ferengi - Star Trek: Deep Space Nine
Seven of Nine - Borg - Star Trek: Raumschiff Voyager
Zevran Arainai - Elf - Dragon Age: Origins
Dante - Halbdämon - Devil May Cry
Shippo - Kitsune - Inu Yasha
...
Die Liste könnte ich jetzt noch weiter führen, aber das alles sind Charaktere, die keine Menschen sind und durchaus nicht plump und stereotyp dargestellt werden.
Die meisten Stereotype stammen aus beobachtbaren Faktoren, die im Folgenden bestimmten Gruppen zugeordnet wurden. Einige davon können durchaus stimmen. Ich habe einen Freund, der Italiener ist. Er ist ein wandelndes Klischee italienischer Sterotype und wir lachen oft gemeinsam darüber.
Wie auch immer, jedenfalls ist es sehr voreilig und auch ziemlich ignorant, zu behaupten, nichtmenschliche Charaktere würden stereotyp umgesetzt.
Und Ferengi sind nicht per se gierig, aber ihre Kultur ehrt nun einmal Profit.  ;)

Mondfräulein

Wenn man eine Diskussion jeglicher Nuancen beraubt und sie nur auf die extremsten, absolutesten Aussagen beschränkt und alles andere ignoriert, dann lohnt es sich nicht mehr, sie überhaupt zu führen.