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[Sammlung] Tierisches Fachwissen

Begonnen von Drachenfeder, 19. April 2013, 21:59:24

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phoe

Ich hab eine oder mehrere Fragen zu Widschweinen.

Zum Glück hatten wir selbst noch keinen Autokontakt mit einen von ihnen, aber genau das bräuchte ich jetzt.

Meine Heldin ist im Jeep im Wald unterwegs, als ein großer Keiler ihren Wagen im Vollspeed rammt.
Wie geht es dem Tier nach so einem plötzlichen Kennenlernen?
Wenn das Tier noch benommen ist, könnte man eventuelle Knochenbrüche ausschließen, Grundkenntnisse vorausgesetzt. Innere Verletzungen natürlich nicht fststellen, bzw. ausschließen.

Ist es möglich, dass der Bursche nur mit Kopfschmerzen wach wird und einfach weitertrottet?  :hmmm:

canis lupus niger

#61
Meinst Du wirklich, dass der Keiler den Wagen rammt, oder rammt der Wagen den Keiler? Das wäre nicht unwichtig.

Dass ein Keiler ein Auto rammt halte ich für unwahrscheinlich, es sei denn, er wäre schon verletzt (oder eine Bache würde einen verletzen Frischling verteidigen).
Warum sollten die ein Auto angreifen? Wildschweine haben bei uns keine natürlichen Feinde mehr (hab mal einen Filmdokumentation gesehen, in der zwei bis drei Wildschweine einen Wolf locker-lässig von ihren Frischlingen fernhalten, die scheinen sich regelrecht einen Spaß daraus zu machen, diesen Burschen zu jagen: http://www.youtube.com/watch?v=vS-7cmMCVzM) und sind hochintelligent, deutlich mehr als zum Beispiel die meisten Hunde. Sie wissen, dass Autos grundsätzlich ungefährlich sind, weil sie stur immer weiter ihres Weges ziehen, ohne sich für irgendwas zu interessieren, gewissermaßen so wie Hirsche, Weidevieh und 'andere ungefährliche Tierarten'. Und sie wissen, was Schusswaffen sind. Dementsprechend gehen sie Menschen normalerweise aus dem Weg und würden auch ein Auto nicht angreifen.

Wenn ein Auto also das Wildschwein rammt, was wären die wahrscheinlichen Verletzungen bei einem heftigen Zusammenstoß, ...  hm...

Das kommt auf die Fahrgeschwindigkeit des Autos an, und die hängt von der Straße/dem Weg ab. Auf einem unbefestigten Weg würde ich es ausschließen, dass es zu einem Zusammenstoß käme. Die Tiere rennen ja nicht wie bekloppt durch den Wald, ohne etwas wahrzunehmen. Warum sollten sie, wenn nicht gerade der Wald brennt? Meist latschen sie oder sind im gemütlichen Zuckeltrab unterwegs. Auch würde sich ein Geländewagen nicht unbemerkt so schnell durch den Wald nähern können, dass ein Wildschwein gerammt würden. Das Tier würde ausweichen und das Auto passieren lassen.

Auf einer Asphaltstraße ist ein Zusammenstoß gut möglich. Das passiert ja oft genug. Auch Wildschweine können, wie die meisten anderen Tiere, Geschwindigkeiten von 100 km/h nicht einschätzen und deshalb im falschen Moment über die Straße trotten.

Wildschweine werden wie die meisten anderen angefahrenen Wildtiere eher nicht am Kopf getroffen, weil sie sich reflexhaft versuchen, vor dem Zusammenprall abzuwenden. Es käme also nicht zu einer harmlosen Gehirnerschütterung. Der Aufprall würde irgendwie seitlich erfolgen.
Wenn das Wildschwein dabei so hart getroffen wird, dass es erstmal umfällt und liegenbleibt, ist es vermutlich sehr schwer verletzt. Wie schwer würde man aber nicht gleich merken, weil diese Tiere ungeheuer hart sind und bei einer schweren Verletzung stark unter Adrenalin und Endorphinen stehen. Wenn sie nicht gerade einen Wirbelsäulen-  oder Beinbruch haben, also in der Bewegung eingeschränkt sind, dann merkt man ihnen vermutlich überhaupt nichts an. Es kann sein, dass sie sich davonschleppen und bald danach irgendwo sterben. Und weil sie so massige, kompakte Tiere sind, wäre auch das Auto ziemlich beschädigt.

Auf jeden Fall würde ich bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein nicht aussteigen und nachsehen, egal ob es liegenbleibt oder davonhumpelt. Ich würde nicht aussteigen, sondern im Auto sitzen bleiben und den zuständigen Jagdpächter (falls ich ihn kenne) oder die Polizei anrufen. Ein verletztes Wildschwein ist nämlich sehr gefährlich. Es würde also  nicht aufstehen, sich schütteln und benommen davontrotten, sondern in Abwehrhaltung gehen und womöglich sogar auf das Auto losgehen, auf jeden Fall aber auf den Menschen, wenn der so dumm ist, auszusteigen.
Eine Freundin von mir hatte früher einen sehr zahmen Wollschwein-Eber, der natürlich immer in einem Gehege eingesperrt war. Eines Tages ist er ausgebrochen und auf dem Reiterhof und im Pferdestall umherspaziert. Eine Frau, die ihm in einem relativ engen Durchgang entgegen kam hat er beiläufig zur Seite geschubst und ihr dabei (vermutlich unabsichtlich) das Bein mit seinem langen Eckzahn 5 cm tief aufgeschlitzt. Seitdem wohnt er auf einem Archehof in einer Mangalitza(Wollschwein)-Herde. Wildschweine haben noch viel längere Hauer und sind nicht so friedfertig, vor allem wenn sie im Selbstverteidigungs-Modus sind.

 

phoe

Vielen Dank für die Antwort, canis.

Mein Eber wird von zwei Wölfen gehetzt. Ich weiß, machen Wölfe normalerweise nicht, in meiner Geschichte schon, denn sie sind verändert worden.

Einer Revierjägerin und ein weiterer Forstbeamter, die just in dem Moment durch den Wald fahren, knallt er panikartig gegen das Auto. Der Jeep muss gegen einen Baum krachen, will die Geschichte so.  :snicker:
Allerdings könnte es auch ein anderes Tier sein, das nicht so hart im nehmen ist.

Es sollte genug Bums dahinter sein, das der Wagen gegen einen Baum "geschubst" wird, das Tier sollte dabei nicht unbedingt schwer verletzt werden. Da fiel mir nur ein Wildschwein ein.
Andere Vorschläge?  :hmhm?:

KaPunkt

Ein heute existierendes Wildtier, dass einen Jeep von der Straße schubst?
Da fällt mir unseren Breitengraden rein gar nichts ein.
Ein Przewalski-Pferd, vielleicht. Aber die leben ja auch nicht wirklich wild.

Und Canis hat ja gerade ausgeführt, das Wildschweine sich kaum von Wölfen jagen lassen. Bei Rotwild kann ich mir das vorstellen. Aber das Rotwild ein Auto anschubst - nöö.

Ich kann mir aber vorstellen, dass der Fahrer vor Schreck über den Aufprall oder nahenden Aufprall das Lenkrad verreißt. Vielleicht eher sowas?

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

phoe

Danke KaPunkt, das werde ich dann wohl auch so machen. 
Ist zwar Fantasy, aber ganz zu weit weg möchte ich auch nicht, von der richtigen Welt.

Ich danke Euch. :gruppenknuddel:

canis lupus niger

#65
Die Sache mit dem Lenkrad verreißen wäre auch mein Vorschlag gewesen. Ich bin mal wegen eines Kaninchens gegen einen Baum, glücklicherweise im Schritttempo nach dem Abbiegen. Wenn da irgendwas von der Seite angeflitzt kommt, ist es fast egal, wie groß es ist, man zuckt doch. Und das kann im falschen Moment schon ausreichen.
Oder wenn zwei 'veränderte' Wölfe ein anderes Wild hetzen (Wobei die sich normalerweise möglichst weinig Arbeit machen: einer treibt die Beute dem anderen zu. Wölfe arbeiten als Team.), dann könnte auch das der Protagonistin vor das Auto laufen und sie verreißt, um den Zusammenstoß zu vermeiden. Wenn dann der Wagen in´s Rutschen kommt (auf Waldboden oder einer mit Erde verschmierten Forststraße nicht unwahrscheinlich), ist für den Unfall kein 'Körperkontakt' erforderlich. Dein Tier bleibt unversehrt.

Zitat von: KaPunkt am 01. November 2013, 17:49:30
Ein heute existierendes Wildtier, dass einen Jeep von der Straße schubst?
Da fällt mir unseren Breitengraden rein gar nichts ein.
Ein Przewalski-Pferd, vielleicht. Aber die leben ja auch nicht wirklich wild.
In manchen Extensivierungs-Projekten werden neben Przewalski-Pferden auch Heckrinder (Auerochsen-Rückzüchtungen)und Wisente gehalten. Vielleicht eines von denen? ^^

Windstoß

Der Thread scheint ja ein bisschen eingeschlafen zu sein, aber ich buddel ihn einfach mal wieder aus.

Ich könnte etwas zu Kühen, Schafen und Schweinen beitragen. Weniger biologisch sondern als landwirtschaftliche Nutztiere - es könnte ja sein, das eure Protagonisten mal auf einem Bauernhof landen und beobachten, was die Leute dort Seltsames mit den Tieren anstellen oder sie müssen gar selbst mit anfassen, um sich Nachtlager und Abendessen zu verdienen.  :hmmm:

Tanja

Hallo alle zusammen,

ich könnte Fragen zum Thema Meerschweinchen, Hühner und Kaninchen beantworten und zwar sowohl als Hobbytiere als auch Zucht und Aufzucht und auch Nutzung als Nutztiere.

Tanja

der Rabe

Hallo zusammen,

das scheint mir der beste Thread zu sein, in den es passt: Ich habe einen Text gefunden, in dem es um die Sehfähigkeit von Pferden geht. Das ist recht ausführlich, also Winkel, in dem sie sehen, Farben, hell-dunkel ... Vielleicht könnt ihr den ja vorne zum Thema Pferd verlinken. Hier ist er:

http://pferdialog.de/sehr-interessanter-beitrag-uber-die-sehfahigkeit-von-pferde/

Herzlichen Gruß,
vom Raben :rabe:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Merlinda

Huhu! :)
Ich habe hier mal einen Auszug aus meiner Vorarbeit zum Bachelor für euch.
Es geht um das Thema "Menschen und Pferde" Diese Aspekte fand ich auch als Autorin richtig interessant und werde mein Protas mal ein bisschen darauf eingehen lassen.


Zitat
Tiere geben uns die Möglichkeit, uns bedingungslos auf andere Lebewesen einzulassen. ,,Sie bringen uns bei, wie man liebt."(Förster:2005, S.18)). Um lieben zu können müssen die individuellen Grenzschranken herabgesenkt werden und der Mensch muss bereit sein, mit anderen ,,eins" zu werden (vgl. ebd.) . Diese Losgelassenheit kommt insbesondere in der Beziehung zwischen Mensch und Pferd zum Tragen. Der Reiter wird eins mit dem Rhythmus und den Bewegungen des Tieres.[...]
Schon die Naturvölker fühlten sich mit den Tieren eng verbunden. Vor allem Pferde als Herdentiere spiegeln eine Charaktereigenschaft der Menschen, nämlich den ,,Kontakt zu Artgenossen" wider. (vgl. Schnorbach: 2009, S. 15).   Auch der Mensch lebt in einer Gesellschaft und möchte von dieser anerkannt werden. Pferde geben dem Menschen das Gefühl anerkannt zu werden, indem sie ihn mit seiner eigenen Persönlichkeit wahrnehmen und akzeptieren. Die Anerkennung erfolgt über die Reaktion des Tieres (vgl. Hartje: 2009; S. 95). Jeder Mensch braucht eine sichere und stabile Bindung zu einer Bezugsperson. [...] Auch für Pferde (gerade in freier Wildbahn) ist der Kontakt zu Artgenossen überlebensnotwendig. Ähnlich wie isoliert lebende Menschen zeigen auf allein gehaltene Pferde extreme Verhaltensauffälligkeiten, die sie allerdings nach einer erfolgreichen Integration in eine Gemeinschaft wieder ablegen können (Schnorbach: 2009, S.15).
Aus den Verhaltensbeobachtungen der Tiere zogen Menschen Lehren und wuchsen mit ihrer neuen Erkenntnis heran.
Die Fähigkeiten der Tiere wurden oft bestaunt und verehrt. Die damalige Ebenbürtigkeit von Mensch und Tier lehrte unsere Vorfahren viele Verhaltensweisen, die heute für den Menschen selbstverständlich sind (z.B. das Anschleichen oder das Nutzen unserer Instinkte).

Vor allem Pferde sind ,,auch heute noch ausschließlich mit positiven Merkmalen besetzt, was unter anderem darin deutlich wird, dass im heutigen Sprachgebrauch ein Pferd nie als negatives Schimpfwort gebraucht wird" (Förster: 2005, S.59). Diese Faszination spiegelt sich auch in der Darstellung antiker Götter und Fabelwesen wider. Schon in der Mythologie wurden sie als eine enge Verbindung zu den Göttern und zwischen Himmel und Erde gesehen. Mit Hilfe des Pferdes werden in Mythen und Sagen oftmals Hindernisse und schwierige Situationen gemeistert (vgl. Förster: 2005, S.60).
Pferde regen die Fantasie des Menschen an, was dem Symbolbild des Pegasus entspricht.
Als Zeichen von ,,Liebe, Frieden und Reinheit" werden Pferde in Märchen als Einhörner dargestellt.
Die Zentauren (Wesen halb Mensch und halb Pferd) dienen zur Darstellung der ,,tierisch – wilden Triebe des Menschen" und gleichzeitig deren Zurückhaltung und Kultivierung. Mit der Darstellung des Zentaurs wird versucht diese Trennung der Triebe und der Kultivierung aufzuheben. In ihm werden die menschliche und die animalischen Aspekte in einem Wesen vereint (vgl. Förster: 2005, S.61). Pferde werden auch von der Anthroposophie als ,,nützlich" bewertet. ,,(...) das Besteigen des Pferderückens durch den Menschen [kann] als eines der Kulturereignisse [betrachtet werden], das von unschätzbarem Wert für die Weiterentwicklung der  Menschheit (...) ist, und die dem Pferd eine Sonderstellung unter den Tieren einräumt" (Pietrzak 2001, S.24; zitiert nach Förster: 2005, S.60).

Pferde wurden auch von den Kelten als ,,heilige Tiere" vergöttert. Sie hielten an dem Glauben fest, dass die Pferdegöttin verantwortlich für den richtigen Zeitpunkt der Geburt und des Todes des Menschen war und sie sowohl auf ihrem Weg in und aus der Welt begleiten würde.
[...]
,,Das Pferd bietet ein neutrales unbelastetes Erziehungsfeld." (Förster: 2005, S.78). Dadurch regiert es direkt auf das Verhalten der Klienten, ohne dass es dabei ungerecht, abwertend oder aggressiv wird. Es zeigt den Klienten also Grenzen auf. [...](Förster: 2005, S.78). 
[...] ,,Der Galopp des Pferdes ist (...) ein Sprung ins Ungewisse, da das Pferd vom Boden abhebt und für einen kurzen Moment durch die Luft fliegt" (Pietrzak: 2001, S.81).
[...] Jeder einzelne Galoppsprung wird vom gesamten Körpergewicht jedes Mal neu abgefangen und ausbalanciert. Reiten und Voltigieren ist somit ein ,,Balanceakt" (vgl. Förster:2005, S79). Dabei wird vom Reiter besonders viel Mut und Vertrauen in sich, den Reitpädagogen / Reittherapeuten und das Pferd abverlangt. Für den Klienten ist jeder Galoppsprung ein Abenteuer und ein Erlebnis (Förster: 2005, S.81).

canis lupus niger

#70
Hi, hier wollte ich mal endlich den in Aussicht gestellten Beitrag über

Esel

einstellen. Natürlich kann dies nur eine kurze Übersicht sein. Falls noch Fragen sind, bitte konkret auf mich zu kommen.

Erstmal vorweg:
Esel sind zwar wie Pferde Equiden, aber in vieler Hinsicht sehr anders.

Esel werden vom Menschen schon wesentlich länger domestiziert als Pferde. Vielleicht hat sich das nur daraus ergeben, dass die ersten menschlichen Kulturen, die sich über den Jäger und Sammler hinaus entwickelten, in den Klimata entstanden, in denen Esel ursprünglich heimischer waren, als Pferde. Im Lauf der Zeit entstanden viele verschiedene Eselrassen, vom pferdegroßen "Riesenesel" (bis Stockmaß 160 cm, wie es ihn immer noch in Spanien (und den USA) gibt), über den "Normalesel" mit Rückenhöhe/Stockmaß um ca. 120 cm, bis hin zu Rassen, die als Zwergesel eingestuft werden, mit einem Stockmaß unter einem Meter. Auch gibt es zahlreiche verschiedene Farben, nachdem die ursprünglichen Wildeselrassen eher falb oder erdfarben waren. Durch Isolation einzelner Hauseselpopulationen (z.B. auf Inseln) ist es in einigen Rassen zu starker Inzucht gekommen, wie beim weißen Esel der Insel Asinara. Auch die Rasse des Poitou-Esels ist stark inzuchtgeschädigt, weil sie nur zur Züchtung von Maultieren verwendet wird, und die Nachkommen der Poitou-Esel und der Pferdestuten die beim Poitou vorhandenen Probleme (z.B. Gelenkfehlstellungen, die zu vorzeitigem Verschleiß führen) nicht aufweisen. Deshalb wurden diese Mängel beim Pitou nie züchterisch bekämpft. 

Esel sind physisch und psychisch davon geprägt, dass sie in überwiegend trockenen, steinigen Gegenden lebten. Ihr Fell ist (anders als beim Pferd) nicht wasserabweisend durch Hautfett, besitzt auch nicht den mehrschichtigen Aufbau (Unterwolle, längeres Deckhaar), sondern besteht im Prinzip komplett aus Unterwolle. Das bedeutet, dass die Tiere im Winter zwar Kälte sehr gut aushalten können, aber halt keine Nüsse. Esel erkälten sich leicht, wenn sie z.B. im Regen stehen müssen.

Ihre Hufe sind steinigem Gelände angepasst, das heißt, sie sind nicht so hart wie Pferdehufe, sondern erstaunlicherweise eher wie Vollgummi, also sehr elastisch, wodurch es zu einer geringeren Abnutzung kommt. Das bedeutet für den (heutzutage als Hobbytier gehaltenen) Esel, dass der Hufschmied öfter zum "Fingernägelschneiden" kommen muss als beim Pferd, denn die Hufe werden sehr schnell sehr lang, was dann zu Fehlstellungen und Gelenkschäden führen kann.

Auch die Ernährung ist den unfruchtbaren Gegenden geschuldet, in denen die Wildesel als Vorfahren unserer Hausesel entstanden. Um die harten Gräser und anderen Pflanzen verdauen zu können, entwickelten die Tiere ein sehr viel stärkeres Gebiss und ein Verdauungssystem, das diese karge Nahrung verwerten konnte. Auch der Wasserbedarf ist geringer als bei vergleichbar schweren Pferden. Die sprichwörtliche Genügsamkeit eines Esels hat also einen Grund. Allerdings hat sie auch den Nachteil, dass Esel durch zu üppige Fütterung fett und krank werden, und zu üppig ist schon das, was für ein Pferd normal, bzw. sogar eher spärlich ist. Auf keinen Fall darf ein Esel auf einer saftig grünen Weide stehen. Esel haben übrigens ein sehr intelligentes, selektives Fressverhalten. So habe ich bei unserem Esel Lorenzo beobachtet, dass er auf einer neuen Weide erstmal umherwandert und von allen blühenden Diesteln die Blüten mit dem süßen Nektar und die ölhaltigen Samenstände abpflückt. Soviel dazu, dass sich Esel von Diesteln "ernähren": sie naschen bloß das leckere Zeug davon, die stacheligen Blätter und Stängel mögen sie auch nicht. 

Ihr Körperbau mit der vergleichsweise langen und geraden Wirbelsäule verleitet leider dazu, die armen Tiere regelmäßig kräftemäßig zu überfordern. Aber auch ein Esel sollte nicht mehr als ein Siebentel seines eigenen Körpergewichts tragen müssen, ebenso wie ein Pferd. Nur weil Esel härter sind und trotz Überlastung noch weitermachen, sollte man als Mensch seinen Verstand nicht ausschalten. Ein Riesenbündel Reisig und ein kleines, hutzeliges griechisches Großmütterchen können zusammen unter 60 kg wiegen. Grad noch zu schaffen. Ein 180 cm großer, gut genährter, fußmüder Tourist mit Wampe und Kameratasche bringt dagegen schon mal 100 kg zusammen. Eindeutig zu viel für ein kleines Eselchen. Die wenigsten Esel sind geeigneten Reittiere für Erwachsene!!! Auch andalusische Riesenesel kommen bei 80 kg langsam an ihre Grenze. Wer eselbezogen reiten möchte, sollte besser über ein Maultier nachdenken, ein kräftiges, mit Großpferde-Mutter, keines im Ponyformat.

Esel können übrigends sehr viel älter werden als Pferde. 40 Jahre sind keine Seltenheit.

Auch im Verhalten unterscheiden sich Esel stark von Pferden. Weil in ihrer kargen Heimat das Futter spärlich wächst, leben Esel nicht in größeren Familienverbänden wie Pferde. In der Regel sind eine oder zwei Stuten mit ihren Fohlen gemeinsam unterwegs, und halten sich nur auf "Hörweite" zu anderen Minigrüppchen auf. Wer die Stimmkraft eines Esels kennt, kann sich vorstellen, dass diese "Hörweite" entsprechend groß ist. Der Ruf trägt locker mehrere Kilometer je nach Geländeform und Bewuchs. Ich höre manchmal den Eselhengst (Lorenzos Vater aus dem Nachbardorf, auf der anderen Seite eines dichten Waldes) Dieser Form des Soziallebens ist auch die sogenannte Sturheit der Esel geschuldet. Anders als Pferde haben Esel nun mal keinen engen Herdenzusammenhalt, in dem alle einer Leitstute folgen. Esel müssen deshalb jeder selber denken und entscheiden, was für sie das Richtige ist. Und auch wenn jemand da ist, der ihnen weismachen will, er wüsste es besser, zum Beispiel ein Mensch, der JETZT über DIESE Brücke will, wird der Esel erstmal in Ruhe darüber nachdenken, um die Sache selber zu bewerten. Wenn er die Brücke nicht für sicher hält, kann sich der Mensch auf den Kopf stellen, der Esel wird nicht hinüber gehen. Auch sind Esel wegen ihrer Herkunft aus steinigen, unwegsamen Gegenden nicht so leicht zum Durchgehen zu bringen. Man kann sie deshalb auch nicht so leicht mit Schlägen oder anderer Gewaltanwendung zum Weitergehen bewegen. Ein Esel, der blindlings davonrennt, bricht sich die Beine und stirbt. Erstmal denken Esel nach, ob sich das Risiko lohnt. Sie gehen wenn möglich immer Schritt für Schritt, mit tief gehaltenem Kopf den Boden genau beobachtend, weswegen sie auch als besonders geländegängig gelten. Tatsächlich können Esel sehr gut klettern, was auch ihrer gelenkigen Wirbelsäule zu verdanken ist. Im Spiel (mit unserem Shetty) hat unser Esel schon im vollen Galopp den Kopf ganz nach hinten gedreht, um zu gucken, ob sein Kumpel ihn eventuell einholt. Dabei ist er gestolpert (hat halt gerade mal nicht sorgfältig den Boden geprüft), hat einen kompletten Purzelbaum geschlagen, ist wieder auf die Beine gesprungen und weitergerannt, als wäre nichts gewesen.

Im Verhalten untereinander sind Esel viel spröder als Pferde. Sie können zwar auch sehr zärtlich zueinander sein, aber wenn sie sich gegenseitig mit den Zähnen kraulen, dann packen sie schon ziemlich fest zu, weswegen Pferde mit ihnen nicht so gerne gegenseitig Fellpflege betreiben. Auch das Paarungsverhalten ist extrem ruppig. Ein Hengst und eine Stute prügeln sich vor lauter Leidenschaft schon mal eine ganze Weile. Die Stute hält den Hengst sehr lange hin (auch wenn sie rossig ist), bis er endlich ran darf. Das schreckt Pferdehengste schon mal ab, weswegen es sehr viel mehr Maultiere (Vater Esel, Mutter Pferd) gibt, als Maulesel (Vater Pferd, Mutter Esel). Und wenn es dann soweit ist, dann ist die Liebe des Eselhengstes auch alles andere als sanft.

Erstmal so viel von meiner Seite. Wie gesagt, bei Detailfragen bitte melden.



Araluen

Da ich wegen einem Link keinen neuen Beitrag auf machen wollte, stelle ich ihn mal hier rein. Beim Stöbern bin ich auf einen sehr interessanten Artikel zum Thema: Die Körpersprache der Wölfe

Den Link findet ihr hier: http://www.mysetter.de/PFD/Gestik_Mimik.pdf

Ich hoffe, ihr findet ihn so interessant wie ich. Wenn der LInk woanders besser aufgehoben ist, schubst mich ienfach an, dann schiebe ihn rum oder die Mods.

*stellt einen Teller mit Wolfskeksen hin*