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LaTeX - Ein kurzes How To

Begonnen von Norrive, 09. April 2015, 20:48:28

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Norrive

Ich wurde vor einer gewissen Zeit *hust* mal auf ein LaTex-Tutorial angesprochen. Und hier ist es - sogar mit Normseitenformatierung nach dem zugehörigen TiZi-Thread.  Dieses How-To ist wirklich sehr kurz gehalten und liefert bloß die minimal nötigsten Grundlagen. Für das Erzeugen der Normseite reicht es, Weiterführendes wie wissenschaftliche Artikel, Abschlussarbeiten o.Ä. erfordern ein größeres Maß an Einarbeitung.

0. Was ist LaTeX eigentlich?
LaTeX ist ein Programmpaket, das die Anwendung des Textsatzsystems TeX in vereinfachter Weise erlaubt. Der Unterschied zu normalen Textverarbeitungsprogrammen liegt darin, dass TeX und LaTeX einen Text oder Zeichensatzdateien einlesenund dann ein grafisches Dokument (in unserem Falle meist .pdf) ''ausspucken''. Man sieht also nicht direkt beim Schreiben, wie das Endergebnis aussieht.

Vorteile von LaTeX sind die immer gleich schöne Formatierung, das einfache Eingeben von Formeln und die vielfältigen Möglichkeiten, Grafiken einzubinden, ohne das Dokument zu zerschießen. Außerdem findet Google zu fast jeder noch so abstrusen Problemstellung eine Lösung. Daher ist es im naturwisssenschaftlichen Bereich eigentlich der Standard.

Nachteile sind die zugegebenermaßen etwas längere Einarbeitungszeit und Tabellen ( :brüll:)

Genaueres lässt sich dem Wikipedia-Artikel entnehmen.
1. Installation

Für Windows:
Zuerst lädt man MiKTeX hier herunter und installiert es. MiKTeX ist die Implementierung von TeX für Windows, also die Grundlage, die TeX auf eurem PC installiert. Danach empfiehlt es sich, sich einen geeigneten Texteditor herunterzuladen und ebenfalls zu installieren. MikTeX liefert zwar einen Editor mit, den kann ich gerade Anfängern der Einfachheit und Übersichtlichkeit wegen nicht empfehlen.

Ich benutze selbst TeXMaker, da dort das ausgegebene .pdf-Dokument direkt in einer in die Benutzeroberfläche integrierten Anzeige erscheint. Außerdem gibt es für diesen Editor eine ganz brauchbare Tutorial-Videoreihe auf Youtube (allerdings auf Englisch). Gerade wer sich auch für wissenschaftliches Arbeiten mit TeX interessiert, sollte in diese Videos hineinschauen.

Habt ihr TeXmaker installiert, schaut in die Optionen hinein und aktiviert das Interne Anzeigeprogramm (Optionen->Texmaker konfigurieren-> Befehle -> untere rechte Ecke) und integriert es in die Oberfläche. Ansonsten sollte man eigentlich nichts verändern müssen.

Für Mac und Linux ist der Installationsprozess ähnlich, man nimmt nur MacTeX für Mac und TeX Live für Linux. Damit kenne ich mich leider nicht genauer aus, aber bei LaTeX liefert Google immer gute Ergebnisse. TeXMaker ist für alle Betriebssysteme verfügbar und funktioniert überall gleich.



2. Dokumente erstellen

Um ein Dokument mit LaTeX zu erstellen muss man einige grundsätzliche Dinge beachten. Man kann nicht einfach drauflos tippen, sondern muss eine Präambel aus Befehlen erstellen, die TeX sagt, wie es den Text formatieren soll.

Ein einfaches, kurzes Beispiel:

\documentclass[11pt]{book}      % Gibt die Dokumentenklasse vor, in diesem Fall book mit der Schriftgröße 11pt. Übersicht über andere Klassen: Klick!

\usepackage[german]{babel} % Deutsche Sprache
\usepackage[latin1]{inputenc}  % Umlaute
\usepackage[T1]{fontenc}   % Schriftsatz T1
\begin{document}

%Hier gibt man den eigentlichen Text ein!

\end{document}


Alles, was hinter einem '%' steht, gilt in LaTeX als auskommentiert. Ihr könnt also zum Ausprobieren einfach von \documentclass bis \end{document} alles kopieren, etwas schreiben und in ein unspektakuläres Dokument konvertieren. Dazu klickt man in TeXMaker einfach auf den blauen Pfeil oben, der auf 'schnelles Konvertieren' zeigt. Wichtig: Man muss vorher abspeichern, sonst funktioniert es nicht.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


3. Die Normseite

Um eine Normseite zu erstellen, benötigt man das Package stdpage. Im Prinzip reicht es, \usepackage{stdpage} vor \begin{document} zu schreiben. Damit wird die Seite automatisch als Normseite formatiert.

Ich habe für diesen Beitrag aber auch eine Präambel gebastelt, die das Dokument nach Majas Vorgaben aus dem entsprechenden Thread formatieren sollte (Anmerkungen/Kritik oder gar Fehler bitte unbedingt posten, damit ich das verbessern kann  ;) ) Weiter unten sind die Befehle genauer erklärt, man kann aber auch einfach dieses Beispiel als Vorlage verwenden (copy& paste) ;D

\documentclass[12pt,oneside]{book}
\usepackage[german]{babel}
\usepackage{fancyhdr}
\pagestyle{fancy}
\fancyhead[C]{ \textit{LaTex: How To - Kapitel 1}}
\fancyfoot[C]{\textit{Norrive - Tintenzirkelallee 1, 1337 1337haus3n}}
\fancyfoot[R]{\thepage}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[just=true,
%hyphen=false,
parskip=true,
]{stdpage}
\pagenumbering{arabic}
\begin{document}
TEXTTEXTTEXT
\end{document}


-----------------------------------
\documentclass[12pt,oneside]{book}
\usepackage[german]{babel}

\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}


Dieser Abschnitt sorgt wieder für die Unterstützung der deutschen Sprache, die Voreinstellung 'book', Schriftgröße und oneside sorgt dafür, dass der Text nicht abwechselnd weiter links oder rechts positioniert wird (wie in einem richtigen Buch sonst üblich).

-----------------------------------
\usepackage{fancyhdr}
\pagestyle{fancy}
\fancyhead[C]{ \textit{LaTex: How To - Kapitel 1}}
\fancyfoot[C]{\textit{Norrive - Tintenzirkelallee 1, 1337 1337haus3n}}
\fancyfoot[R]{\thepage}

Dieser Abschnitt ist für die Kopf- und Fußzeilen da. Fancyhdr ist das benutzte Paket, fancyhead und fancyfoot die Befehle für die Kopf- und Fußzeile. In diesem Fall trägt man in die eckigen Klammern Optionen ein, wie [C] für Center bzw. zentriert.  Mehrere Optionen werden durch Kommata getrennt. In die geschweiften Klammern kommt der gewünschte Inhalt. In diesem Fall Arbeitstitel und Kapitel in der Kopfzeile, Name und Adresse in der Fußzeile.

Über \fancyfoot[R]{\thepage} wird die Seitennummer unten rechts angezeigt.

-----------------------------------
\pagenumbering{arabic} sorgt für arabische Seitenzahlen.
-----------------------------------
\usepackage[just=true,
%hyphen=false,
parskip=true,
]{stdpage}

Das hier ist das wichtigste Paket für die Normseite. stdpage formatiert 60 Zeichen pro Zeile und 30 Zeilen pro Seite.

Zu den Optionen:

just=true      -> Blocksatz. Wer Rausatz möchte, einfach weglassen, mit % auskommentieren oder true durch false ersetzen.
hyphen         -> automatische Silbentrennung. Achtung: Just=true und hyphen=false funktioniert nicht.
parskip=true -> fügt den 22pt Zeilenabstand bei Absätzen ein.

Die erste Zeile nach dem Absatz wird standardmäßig eingezogen. Wer das nicht möchte, setzt ein 'noindent' in die eckigen Klammern, durch Komma abgetrennt.


stdpage bietet noch viele weitere Optionen, um die Seite zu formatieren, mit denen man sich in der originalen Anleitung zum Package auseinandersetzen kann.

Wie das ganze nun aussehen sollte, sieht man im angehängten Screenshot anhand eines Platzhaltertextes und der PDF, die rauskommt.


Ich hoffe ich konnte allen Interessierten weiterhelfen, wenn auch später als geplant. Wer mehr wissen möchte, kann gerne hier posten, mich anschreiben oder einfach mal im Internet stöbern.

Liebe Grüße
Norrive



[Dateianhang durch Administrator gelöscht]

Volker

Vielleicht folgender Text zur ersten Orientierung: Warum will man LaTeX nutzen?

Bei LaTeX kümmert man sich nur um den Text und seine Struktur, nicht um die Formatierung.

  • Ein Absatz endet mit einer leeren Zeile. Ein "normaler" Zeilenumbruch im Fließtext bricht noch lange keinen Absatz um (wer hat nicht schon mal nach Textimport nach Word fluchend Zeilenumbrüche aus dem Text gepopelt).
  • Kapitel starten mit \chapter{ Titel der Überschrift }
  • Abschnitte starten mit \section Titel der Überschrift }
  • Unter-Abschnitte starten mit \subsection Titel der Überschrift }
  • Unter-Unter-Abschnitte starten mit ... genau:  \subsubsection Titel der Überschrift }
  • Fußnoten hängt man an einfach an das zu fußnotierende Wort mit \footnote{ Fußnotentext } an.
  • Zitate setzt man in einen Absatz: zwischen \begin{blockquote} und \end{blockquote}

Und auch technisch ist LaTeX einfach (und) toll:

  • Zum Editieren funktioniert JEDER Text-Editor: Notepad, Word, vi, Emacs, Wiki, oder auch gemeinsam im Etherpad - egal. Hauptsache man kann Text lesen und speichern. Meine Diplomarbeit oder andere Studientexte aus den 1990ern kann ich heute immer noch problemlos setzen, umformatieren, editieren, ... (na, hat jemand Lust, die in WinWord2 geschriebene meine Kommilitonen umzuformatieren? Wer könnte die überhaupt noch öffnen?)
  • Auch das Betriebssystem ist egal: Windows, Linux, OS/X, Android, iOS, oder auch MS-DOS, z/OS, VMS, C64 - so lange man Text kann, kann man LaTeX.
  • Entsprechend ist es echt schwer, Text "kaputt" zu bekommen (na, wem hat Word nicht schon das ein oder andere Mal den Text unrettbar zerschossen?).
  • Änderungen lassen sich prima in Versionskontrollsystemen nachverfolgen und auch zusammenbasteln. Ideal für's parallele Arbeiten mit mehreren Leuten.
  • Kommentare im Text (alles nach einem %-Zeichen) sind für alle Bearbeitbar lesbar und bearbeitbar - unabhängig vom Betriebssystem
  • Dokumente lassen sich prima über mehrere Quelldateien verstreuen (ideal z.B. für Anthologien, Zeitschriften, o.ä.) und ein- und auch wieder ausbinden.
  • Querreferenzen funktionieren sauber auch über Unterdokumente hinweg (wer hat sich beim Verschieben von Blöcken in Word nicht immer wieder über kauptte Referenzen geärgert?)

Eluin

#2
Wichtig bei Latex finde ich auch die Möglichkeit mit entsprechenden Literaturangaben zu arbeiten - gerade bei Abschlussarbeiten. Oder die Möglichkeit eigene Befehle zu definieren, Tabellen und Abbildungsverzeichnise ordentlich zu erstellen usw.

Für entsprechende Verlinkungen ist das Paket "hyperref" wichtig. Bei den Literaturangaben gibt es unterschiedliche Pakete, je nach Zitierstil, der verwendet werden soll.

Bei Informatikern (eigentlich, habe mittlerweile auch das Gegenteil erlebt) und Mathematikern ist Latex üblich. Ich habe allerdings auch bei meiner Diplomarbeit in der Biologie sehr davon profitiert die Formeln ordentlich setzen zu können. Gerade für mathematische Formeln (entweder mit $ eingeleitet oder durch z.B. das Paket "amsmath") und chemische Formeln finde ich Latex unschlagbar. Gerade wenn es um das setzen von längeren Arbeiten geht.

Man kann schön übersichtlich mit vielen Unterdateien arbeiten, so dass z.B. jedes Kapitel eine eigene Datei bekommt. Durch entsprechende Befehle kann man in die Hauptdatei entsprechende Unterdateien importieren (hierzu nutzt man "input" oder "include" - bei "include" wird vor dem Einbinden der Datei ein "\clearpage", also ein erzwungener Seitenumbruch, durchgeführt). Das klappt auch super z.B. für Bewerbungen. Bei mir habe ich die Zeugnisse z.B. als Grafiken vorliegen und diese importiere ich nur noch. Ebenso unterschiedliche Dateien für das Anschreiben, den Lebenslauf usw.

Auch beim Papierkram, wenn es um Briefe geht, nutze ich Latex im Alltag. Ich habe entsprechende Dateien für meinen Standard-Header wo meine Adressdaten drin stehen, dann kommt dazu das Textdokument. Zusätzlich habe ich noch Dateien, die das Layout definieren. Dadurch kann ich super Inhalt und Layout trennen. Kurz gesagt: Wenn man sich mit Latex auseinandersetzt kann es einem viel Arbeit abnehmen, aber es ist nicht mal eben in fünf Minuten gelernt. Dafür ist es ein sehr mächtiges, kostenfreies Textsatzwerkzeug. Gerade weil man eigene Befehle definieren kann.

Einen Roman habe ich allerdings noch nicht in Latex geschrieben. Dafür nutze ich weiterhin Scrivener :D


Neben dem Texmaker gibt es noch viele weitere Programme mit denen man Latex-Code schreiben und ausgeben kann. Z.B. TexnicCenter oder auch Plugins für die Entwicklungsumgebung "Eclipse" (Cross-Platform). Ein altes Tool, worauf mein früherer Chef schwörte, ist auch "Emacs" (Cross-Platform) - aber sehr gewöhnungsbedürftig in der Bedienung.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Amberle

Ich lerne Latex in der Uni und habe mich damit angefreundet. Ein weiterer Pluspunkt ist für mich das Auskommentieren. Zumindest mein Editor macht die Kommentare leuchtend rot und nicht zu übersehen, aber gleichzeitig hat man keine "Notizzettel" wie z.B bei Papyrus die am Rand des Bildschirms rumhängen und einen ablenken.

RaphaelE

Ich habe mir auch mal eine Bastel-Lösung programmiert: Geschrieben habe ich mit dem FocusWriter, der die Dateien als RichTextFormat abspeichert. Mein Programm hat dann aus allen Kapiteln den Text herausgesucht, zu LaTeX umformatiert und dann auch gleich den Compiler darauf angeschmissen. Vorteil: Ich konnte mit dem optisch schönen FocusWriter arbeiten und trotzdem auf Knopfdruck(wohl eher Doppelklick auf meine .exe) ein sauber in Normseiten formatiertes Dokument ausspucken.
Falls jemand sowas möchte würde ich in Erwägung ziehen, das mal etwas aufzumöbeln und hier hochzuladen.