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Blues nach dem Beenden eines Romans

Begonnen von Coppelia, 07. Februar 2014, 07:30:59

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Coppelia

Ach Siara, das tut mir wirklich leid. Das muss furchtbar sein! Ich verstehe dich so gut!
:knuddel:

Ich bin auch noch immer im Nach-Roman-Blues. Eine neue Geschichte will nicht so recht Gestalt annehmen.

Ovid sagt: Das Heilmittel gegen Liebeskummer ist eine neue Liebe, aber so einfach ist es dann doch nicht.

Klecks

@Siara: Auch, wenn du mitten im Blues steckst und es leichter gesagt ist, als getan: Versuch dir bewusst zu machen, dass du etwas ganz Tolles geleistet hast - und jetzt guten Gewissens weiterziehen darfst.  :knuddel:

HauntingWitch

Siara, fühl dich mal gedrückt.  :knuddel: Manchmal führt zu häufiges daran Arbeiten bzw. zu viel Überarbeiten auch zu einer Art Übersättigung. Vielleicht findest du mit etwas Abstand wieder hinein, um die Folgebände zu schreiben.  :knuddel:

Dahlia

Ach, Siara :knuddel: Es tut mir leid, dass es dich gerade so runter zieht, aber ich denke auch wie HauntingWitch, dass es nach ein bisschen Abstand vielleicht wieder anders aussieht. Bei meinem Herzblutprojekt hatte ich das Gefühl auch eine ganze Weile, aber nachdem ich die Geschichte dann losgelassen hab, ist sie doch wieder zu mir zurückgekehrt.
Ansonsten hat Klecks da auch vollkommen recht: du hast etwas großes geleistet und darauf solltest du stolz sein. Und wenn du nach etwas Abstand immer noch denkst, dass du der Geschichte entwachsen bist, dann kannst du ohne schlechtes Gewissen weiterziehen.

Guddy

Siara, das wird schon  :knuddel:
Wie schon gesagt wurde, vielleicht braucht es ein paar Jahre Abstand und vielleicht gibt es dann ein erwachsenes Wiedersehen mit deinen Jugendprotas :) Aber hintergehen tust du deinen Erstling ja nicht, auch wenn du nie wieder an ihm arbeiten solltest

Tinnue

Puh, das klingt nach einem riiichtigen Blues. Lass dich erstmal lieb drücken, Siara.  :knuddel:

So einen richtig nützlichen Ratschlag hab ich keinen. Ich habe noch keinen Roman beendet, außer dem Schubladending vor ein paar Jahren. Aber von dem kenn ich das Gefühl und kann dich verstehen. Das war damals für mich wirklich meine Welt. Meine Figuren waren mir so dermaßen nah. Ich hatte Pipi in den Augen, als ich das Wort "Ende" drunter gesetzt hab. Insgesamt habe ich sicher 3-4 Jahre damals an diesem "Werk" geschrieben, und es ist mir richtig ans Herz gewachsen. Leider war es eben auch ein Abbild meiner damaligen Fähigkeiten und Vorstellungen hinsichtlich Fantasy und irgendwann habe ich mir eingestehen müssen, dass es so nicht funktioniert. Objektiv betrachtet habe ich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, aber ich will gar nicht so OT werden hier.

Tatsächlich hilft dir Zeit, mit dem Blues klarzukommen, Abstand, wie Guddy sagt, denn nur so kannst du aus dir herauskommen und das fertige Werk aus einer anderen Perspektive betrachten. Vielleicht mag jetzt die Luft raus sein, das ist ganz normal. Du hast dich ja alles aus dir "raus" aufs Papier geschrieben, sozusagen. Vielleicht entbrennt das aber wieder, wenn du und deine Chars euch eine Weile nicht mehr gesehen habt? Vielleicht kommt das Vermissen ganz von selbst, so wie im echten Leben?
Natürlich fällt dir jetzt auch mehr auf, du gehst kritscher mit dem ganzen um. Lass dich davon auch nicht unterkriegen. Früher oder später stellst du dir natürlich die Frage, ob das funktioniert und ob weitere Bände sinnvoll sind. Hiermit bist du aber nie allein. Du findest hier sicher jede Menge Testleser, die dir helfen. Und wie immer gibt es die Überarbeitung. Wenn deine Schreibe sich SEHR verändert hat, warum nicht noch einen Durchlauf? Du hast so viel Zeit in das Werk investiert. Und wenn du nach einer Weile Abstand immer noch der Meinung bist, das funktioniert und hat es verdient, dann machts das auch nicht fett. ;)

Siara

Oh man, ihr seid alle so lieb, danke :gruppenknuddel:

Heute geht es mir auch schon ein wenig besser.
Zitat von: Coppelia am 13. April 2014, 08:29:33
Ovid sagt: Das Heilmittel gegen Liebeskummer ist eine neue Liebe, aber so einfach ist es dann doch nicht.
Ich hoffe doch, dass ich ein neues Herzensprojekt finde, auch wenn das im Augenblick noch schwer vorstellbar ist. Ist einfach ein seltsames Gefühl. Und dir wünsche ich auch, dass bald bei einem anderen Roman der Funke überspringt. Ansonsten können wir zusammen noch ein bisschen bluesen  :knuddel:

Zitat von: Tinnue am 13. April 2014, 12:24:32
Du hast dich ja alles aus dir "raus" aufs Papier geschrieben, sozusagen.
Ja, ganz genau beschreibt es ziemlich gut. Als ich einige Absätze einfügen und dafür durch das gesamte Dokument scrollen musste, und eine Seite nach der anderem vorbei flog, war ich kurz davor durchzudrehen. Irgendwie war das so ein Moment, in dem ich das Gefühl hatte, alles, was in mir war, ist jetzt auf dem Papier.

Es tut unglaublich gut, eure Kommentare zu lesen. Mal sehen, vielleicht kann ich mich in ein paar Jahre wirklich noch einmal neu daran setzen. Auf jeden Fall macht es Mut, dass es wohl vielen nach dem ersten Projekt so geht und dass man etwas Neues finden kann. Danke euch allen :gruppenknuddel:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

HauntingWitch

Tja, ich fürchte, mich hat es auch wieder erwischt. Letzte Woche war ich noch total euphorisch, endlich fertig zu sein und jetzt wollte ich mich gleich ans nächste Projekt setzen. Die ganze Woche konnte ich es kaum erwarten, dass Wochenende wird und ich mich mit den neuen Protas beschäftigen kann und jetzt, was ist? Ich habe zwar die Ideen für die neuen, aber gleichzeitig fühle ich mich so leer. Ich prokrastiniere hier nur herum, bin shoppen gewesen und sonst was... Ich habe einfach das Gefühl, ich kann mich jetzt nicht gleich auf die Neuen stürzen. Parallel ging das noch, aber im Moment? Nee. ::) Und die Überarbeitung mag ich auch noch nicht anfangen, weil ich mit etwas Abstand in der Regel besser überarbeite. Sorry, das musste nur mal kurz raus.

Miezekatzemaus

 :knuddel: Das wird wieder. Das Projekt, an dem du gearbeitet hast, hat eben deine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, du hast es gerade erst beendet - es ist verständlich, dass du da noch an dem Buch hängst. Leider kannst du nicht mehr tun, als abzuwarten. Vielleicht kannst du ja in der Zeit etwas betalesen, was ja zum einen trotzdem Arbeit an Romanen bedeutet und zum anderen deinen Korrektursinn ... schult. (Mir fällt gerade keine bessere Ausdrucksweise ein.)

EDIT: Ah, man könnte sagen: Korrektursinn schärft, das drückt es besser aus. :)

traumfängerin

Bei mir war das auch so, Witch, und ich finde das auch völlig normal. Wenn man so viel Zeit und Herzblut in ein Projekt gesteckt hat, dann ist man danach auch einfach ein wenig ausgelaugt. Außerdem gibt es da auch noch das ganz normale Leben, das sich nun lautstark meldet (nachdem man es während des Schreibens oft genug nach hinten geschoben hat). Nicht nur bei einer regulären Arbeit tut Urlaub gut, beim Schreiben ist es manchmal genauso. Von daher: prokrastiniere ruhig, gehe shoppen, triff dich mit Freunden, sieh Fernsehen und lies Bücher, damit dir dein normales Leben genug Anregungen für neue spannende Geschichten geben kann.  :) Ich bin sicher, dass es nicht allzu lange dauert, bis es dich wieder an den Schreibtisch zieht!  :knuddel:

Klecks

Alles Gute für diese Blues-Phase, Witch! Ich finde auch, das ist völlig normal - und auf eine traurige Weise auch irgendwie schön, obwohl es weh tut, denn du liebst deine Figuren. Und bald wirst du auch bereit für eine neue Geschichte sein.  :knuddel:

HauntingWitch

Danke euch für die aufmunternden Worte! :knuddel: Es ist nicht so, als erlebe ich das zum ersten Mal. (Wobei ich zwar lediglich zum ersten Mal noch nicht so tief in einem nächsten Projekt drin bin, wie ich sein könnte, vielleicht auch weil dieses eine solche Zangengeburt war). Ich weiss, dass das alles normal ist und wieder vorbei geht... Nur fühle ich mich wie zerrissen, sozusagen. Da sind die neuen Protas die durch mein Gehirn rennen und nach Geschichten schreien und denen ich gerne etwas Aufmerksamkeit schenken würde. Aber wenn ich mich dann hinsetze und es versuche, geht es irgendwie nicht und ich hänge den anderen von dem beendeten Projekt nach. Obwohl man es kennt, fühlt es sich komisch an. 

@Mieze: Nein, betalesen geht im Moment nicht, da kann ich mich zu wenig konzentrieren. Ich mache jetzt tröpfchenweise Plotarbeit, wie es mir gerade in den Sinn kommt.

@traumfängerin: Vielleicht hast du Recht. Nein, wahrscheinlich würde ich jemand anderem sogar dasselbe erzählen. Nur dann habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich das Gefühl habe, nicht vorwärts zu kommen... Obwohl ich keinen Druck und keine Fristen habe, was eigentlich absurd ist.

@Klecks: Danke. Ja, man ist auch so hin- und hergerissen zwischen der Freude, dass man es endlich geschafft hat und der Trauer darüber, dass man sich nicht mehr mit den Protas beschäftigt.

Siara

Witch, erstmal eine :knuddel: , weil der Blues wirklich so fies sein kann. Was du erzählst, klingt stark nach einer neuen Liebe nach einer Trennung, auf die du dich noch nicht so richtig einlassen kannst. Gerade wenn das alte Projekt ein Herzensprojekt war, steckt man oft so tief darin, dass man nur schwer wieder rausfindet - und erst recht nicht sofort in ein neues Projekt. Vielleicht ist es wirklich der beste Weg, wenn du ein wenig plottest, dich mit den neuen Charakteren beschäftigst und alles ein wenig kennen lernst. Es dauert vermutlich ein bisschen, aber sicher gelangst du früher oder später an den Punkt, an dem das "Ich muss jetzt anfangen"-Gefühl wieder da ist. Dabei gibt es auch absolut keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Dein neues Projekt kennen zu lernen ist schließlich auch Arbeit daran. Nur wenn es mit dem Schreiben eben noch nicht klappen will, ist es meiner Meinung nach falsch, etwas zu erzwingen. Das wird schon, gib dir etwas Zeit. ;)
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