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[Medizin] Gehirnerschütterung

Begonnen von Sprotte, 14. Juli 2014, 19:59:50

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Sprotte

Ihr Lieben!
Das Übliche mit Kopfschmerz und Übelkeit, Lichtempfindlichkeit weiß ich. Es finden sich bestimmt auch tolle Berichte im Internet. Aber wie bei der Schwangerschaftsübelkeit ist mir ein Erster-Hand-Bericht von einem Zirkler tausendmal lieber. Wer litt schon einmal unter einer gediegenen Gehirnerschütterung?
Ich will nämlich meinem Helden niederknüppeln ...  :snicker:

Lothen

Zum Glück hatte ich noch keine, aber seit gestern Abend weiß ich, dass eine kurze, retrograde Amnesie von ca. 45 min recht schnell auftreten kann.

Siehe Christoph Kramer

Marle

Hallo Sprotte,

was verstehst Du denn unter einer "gediegenen" Gehirnerschütterung?
Ich kann (leider) mit ein paar Versionen dienen. Die meisten davon "Pferdeunfälle"  ;D
Aber auch eine mit einem Schädel-Hirn-Trauma inklusive Einblutungen, Bewusstlosigkeit und Amnesie kann ich dienen  :P

Wie viel Kopfautsch darf es denn sein?

Viele Grüße

Marle

KaPunkt

Ich.
Mittlere bis schwere Gehirnerschütterung, nachdem mich ein Auto übersehen hat.
Ich habe da realtiv zeitnah in einem anderen Schreiber-Forum einen Bericht geliefert. Ich schau mal, ob ich den finde ...
dass kann noch etwas dauern ... muss mich neu anmelden
Aber ich habe auch hier schon mal darüber geschrieben. Im Thread 'ohnmächtig werden, wie fühlt es sich wirklich an'
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,12566.msg504525.html#msg504525

ZitatHier kommen wir sozusagen zu einer Erzähl-Theoretischen Schwierigkeit. An den Moment, als der Unfall passierte, kann ich mich nicht erinnern. Vermutlich wurde ich beim Aufprall auf den Boden ohnmächtig.
Mein letzter klarer Gedanke war aber: 'Oh Mist, da kann ich nicht mehr ausweichen', als das Auto rüberzog. Zeitlich also schon vorher.
Was jetzt die Frage aufwirft: Wird geschildert, was die Figur gerade erlebt, oder das, woran sich die Figur erinnern kann?

Zurück zum Thema:

Laut Arzt war ich ca eine halbe Stunde komplett weg. Das gibt es also.
Allerdings war das wohl schon ein wenig besorgniserregend und hat mir alle mögendlichen Untersuchungen und ein paar Tage Krankenhaus eingebracht.
Das erste Aufwachen, an das ich mich erinnern kann, ging langsam und entspannt von sich. Wie ganz normales aufwachen eigentlich. Keine Angstgefühle oder so. Eher tiefenentspannt: Bett. Oh. Krankenhaus. Okay. Kein Metall in mir drin, keine piepsenden Apparate, keine Verbände, kein Pflaster. Gut. Kann so schlimm nicht sein. Alles wird gut.

(...)

Ich schreibe bewusst, 'das erste Aufwachen, an das ich mich erinnern kann.' Fakt ist: Der Unfall war morgens, aber den ganzen Tag über war ich völlig hinüber, bin immer weg gedriftet.
Ich bin mir ziemlich sicher, vor der Episode im Bett schonmal wach gewesen zu sein. Aber ich kriege die Bilder nicht sortiert oder zugeordnet.
Ich weiß auch noch, wie meine Mutter und die Schwester versucht haben, mich aus meinem BH zu puhlen, der sich irgendwie mit dem Tropf verheddert hatte, und ich dachte: Das ist total einfach, ich weiß, wie das geht. Aber gerade einfach keine Kraft hatte, es jetzt mal schnell zu erklären oder selbst zu machen. Ich war wach, aber mein Hirn hat auf nur auf gaaanz kleiner Flamme gearbeitet. Jeder einzelne Gedanke war anstrengend.
Es hat übrigens Tage gedauert, bis ich wieder zu irgendetwas zu gebrauchen war, und Wochen, bis mein Hirn wieder so belastbar wie vorher.

Zusammenfassung: Den Helden mal kurz eins über den Schädel braten, um ihn zwei Stunden später wieder im Voll-Action Modus zu haben, funktioniert nicht.  :pfanne:

Ich hoffe, das war ein wenig hilfreich.
(Kürzung von mir, da nicht relevant für Gehrinerschütterung.)

Ergänzend kann ich an dieser Stelle noch sagen:

Ich hatte nichts außer der Gehirnerschütterung, kann also alle Symptome darauf zurückführen.
- Ja, ich habe mich übergeben, ganz am Anfang.
- Ich hatte auch tagelang kaum Appetit.
- Freunde, die mich im Krankenhaus besucht haben, haben mir später erzählt, dass ich richtig mies ausgesehen habe: Blass, schwach, teilnahmslos.
- Was vielleicht wirklich überrascht, ist die Tatsache, dass mein gesamter Körper im Eimer war. Nicht nur der Kopf. Ich wollte ca. eine Woche später durch die sehr überschaubare Göttinger-Innenstadt schlendern, um eine Besorgung zu machen, und bin fast daran gescheitert. Der Grund: Erschöpfung. Ich konnte einfach nicht mehr laufen. Habe mich ständig hinsetzen müssen. Eine Woche später.  :gähn: An den ersten zwei Tagen hat mich schon der Gang zum Klo vor ernste Herausforderungen gestellt.
- Die Kopfschmerzen sind mir noch monatelang erhalten geblieben, und ich wusste ganz genau, woher ich diese Kopfschmerzen hatte, denn:
Sie begannen immer dann, wenn ich überanstrengt oder gestresst war. Immer an der Stelle, an der mein Kopf aufgeprallt sein musste. Strahlten dann aus und fühlten sich an, als hätte ich einen viel zu engen Helm auf dem Kopf, oder ein Eisenband um die Schläfen, dass immer fester zusammen gezogen wird.
- In den vier Wochen nach dem Unfall habe ich meine Diplomarbeit fertig geschrieben. Das habe ich geschafft, weil ich vor dem Unfall schon so gut wie fertig war, und weil ich mich jeden Mittag hin gelegt und geschlafen habe. Und ich habe keine Nachtschichten gemacht. Spätestens abends um elf war Ende.
-Lichtempfindlich war ich übrigens nicht. Aber Fernsehen ging in den ersten Tagen überhaupt nicht. Um mich abzulenken, hatte ich trotzdem den Fernseher laufen, habe aber stur aus dem Fenster geschaut. Deshalb kenne ich 'Die Tudors' nur als Hörspiel.
- Denn, wenig überraschend nach dem, was ich schon geschrieben habe, lesen ging ebenfalls nicht. Erschöpfung, Kopfschmerzen - aus die Maus - schlaf noch ne Runde.

Hilft das erstmal?
Wenn du konkrete Fragen hast, fällt mir vielleicht auch noch mehr ein.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Sprotte

Oh, das hilft sehr! Gerade diese nachträgliche Matschigkeit paßt genau zu meinen Plänen.
Ich habe unter Schädelhirntrauma nachgesehen und möchte meinem Helden wirklich nur die kleinste Stufe, die so verharmlosend Gehirnerschütterung genannt wird, verpassen. Ich brauche den Jungen noch, und zu lange möchte ich ihn auch nicht außer Gefecht setzen.

Marle

An dieser Stelle kann ich mich KaPunkt anschließen.

Kurz nach dem Schlag war ich benommen. Ich bin mit dem Kopf aufgeknallt, habe in den Himmel gestarrt und mich gefragt, ob das jetzt das Ende ist. Klingt total dramatisch, ich weiß aber so war es leider. Nach ein paar Minuten kam der Schmerz (der war ganz am Anfang noch nicht da). Als ich mich dann aufgerichtet hab, war mir ganz schwindelig und aufstehen unmöglich. Vor meinen Augen war alles verschwommen und ich konnte Entfernungen nicht einschätzen (Wie nah ist dieser Baum? Kann ich mich daran hochziehen?).

Ich war damals alleine und musste auch allein zurück. Nach etwa einer halben Stunde konnte ich aufstehen. Übelkeit war da aber ich musste mich nicht übergeben. Nur dieser rasende Kopfschmerz, pulsierend.
Mein Kopf war wie in Watte gepackt und meine Umwelt habe ich zwar wahrgenommen aber irgendwie nicht verarbeitet. Hm... wie soll ich es beschreiben? Vielleicht vergleichbar mit 2 Atü  zu viel auf dem Kessel  ;D

Danach im Krankenhaus gab es Schmerzmittel und ich hab auch nur geschlafen.
Der pulsierende Schmerz hält noch wochenlang an. Eben gerade bei körperlicher Anstrengung oder wenn es sehr warm war. Bei mir hat sich das vor allem durch den Rücken gezogen und teilweise war ich zur Bewegungslosigkeit verdammt. Aber auch liegen war nicht so gut, da kam dann der Schwindel zurück. Das hat sich alles nach ungefähr drei Wochen normalisiert.


Sprotte

Dankeschön!
Ich merke, ich muß sehr vorsichtig sein, wie hart der Angreifer zuschlägt. Mehr als eine Woche Erholungszeit kann ich meinem Helden kaum zugestehen. Verflixt. Aber ich kann damit auch erklären, dass er später gefangengenommen wird.

Marle

ZitatMehr als eine Woche Erholungszeit kann ich meinem Helden kaum zugestehen.
Aber er wäre doch kein Held, wenn er mit ein bisschen Kopfschmerzen nicht klar kommt   :40°C:

Das ist doch schön dramatisch, wenn sich der niedergeknüppelte Held entgegen aller körperlichen Wehwehchen weiter seinem Ziel entgegen kämpft.  ;D

Noch eine schöne Platzwunde am Hinterkopf dazu und fertig ist der "NichtskannihnaufhaltenProta"
Diese Platzwunden höre übrigens auf dem Hinterkopf von alleine auf zu bluten und es bildet sich schnell eine Kruste (wenn Du ihm nicht den Schädel zertrümmerst, was bei einem Schlag aus nächster Nähe wohl schnell passiert  :hmmm:)


Sprotte

Er hat lange Haare, der kriegt keine Platzwunde. Neinnein.

Nycra

Du kannst ihn ja auch frontal auf die Stirn treffen, dann kann er trotz langen Haaren eine herrliche Platzwunde nebst Beule auf der Stirn haben. Tut genauso weh und kann ebenfalls eine Gehirnerschütterung hervorrufen.  ;)

cryphos

Also eine leichte Gehirnerschütterung, nichts dramatisches. Ok – hatte ich ein paar Mal zu oft. Stets habe ich meine Umgebung in allen Einzelheiten wahrgenommen, die Umstände in denen ich mich gerade befand und was ich machen muss damit es nicht schlimmer wird.
Danach bin ich als aufgestanden und habe weitergemacht, oder bin einfach weiter gelaufen oder Rad gefahren oder Ski. Das ging ein paar Minuten gut. Beim Ski fahren bis ich unten am Lift war, beim Radeln bis ich zu Hause oder an einem Rastplatz war.
Dann kamen die Kopfschmerzen, mir wurde manchmal kurz schwarz vor Augen, bin aber nicht umgekippt. Schwindelgefühl kam auch oft dazu und mir wurde flau im Magen. Hinsetzen hat es schlimmer gemacht, liegen ging gar nicht. Laut Augenzeugen wurde ich kreidebleich oder käsig im Gesicht, schwankte stark und konnte mich nicht mehr zusammenhängend artikulieren. Aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
So viel ich noch weiß blieb ich irgendwo stehen und suchte Halt an Türzargen, Bäumen, Laternen, Straßenschildern, Parkbänken. Kühlen der Aufschlagfläche half mir schnell wieder klarer im Kopf zu werden.
In seltenen Fällen musste ich mich übergeben.
Die nächsten Tage nach den Unfällen waren beschwerlich, sind mit Erinnerungslücken übersäht. Konzentrationsschwäche und eine Art dumpfes Gefühl im Kopf waren stetige Begleiter. Nach drei bis fünf Tagen war der Spuk dann vorbei.
Aspirin oder sonstige Schmerztabellen nahmen den Druck vom Kopf aber nicht das dumpfe Gefühl.
Mich richtig abzuschießen, wie KaPunkt es schildert, habe ich noch nicht geschafft.

Zum Schluss noch ein Beispiel:
Als ich beim Skirennen stürzte war mir sofort klar, dass ich meine Ski verloren hatte und auf dem Bauch liegend gegen Tal raste und dass, wenn es mir nicht bald gelänge Speed raus zu nehmen ich demnächst den Fangzaun durchbrechen und über den Abhang stürzen würde. Also drehte ich mich auf den Rücken, brachte die Füße nach vorne und bremste mit den Fersen die rasante Fahrt. Danach stand ich auf, sammelte meine Siebensachen ein, schnallte die Ski an, die mir ein Helfer brachte und fuhr noch – ich Idiot -bis zur Talstation. Unten dann kam der Rest. Ich stellte fest, dass an meinen Skischuhen die Ferse fehlte und ich somit eigentlich nicht fest verankert in der Bindung stand. Mir wurde schwindlig und schwarz vor Augen. Ich glaube auch, dass ein Sani kam. Auf jeden Fall fehlen mir ab da ein paar Stunden. Keine Ahnung wie der Tag ausklang, ich kann mich erst wieder an den Tag danach erinnern. Mein Trainer erzählte mir später, ich sei kurz benommen gewesen und danach aber sehr abgeklärt, hätte behauptet mir ginge es gut und auch jeden behandlungsversuch der Sanis hätte ich ausgeschlagen. Ich wollte anscheinend sogar noch zum zweiten Lauf antreten, was man mir aber ausreden konnte. Platzwunde oder sichtbare Verletzungen gab es keine, nicht mal eine leichte Beule, obwohl ich damals nicht mal einen Helm trug.

Sprotte

@ Nycra: zu spät, ich habe ihn gestern abend schon geplättet! Außerdem ist das entstellend. Nix.

@ cryphos: Danke! Das sind genau die mistigen Nebenwirkungen, die ich suche.

Sanjani

Ich hatte selber auch noch keine Gehirnerschütterung, aber ich hatte mit 10 mit meiner Schwester einen Fahrradunfall. Mir ging es ok, aber meine Schwester hatte eine Gehirnerschütterung. Nachdem wir hingeflogen waren ist sie gleich wieder aufgestanden, ist rumgelaufen und hat ständig gemurmelt "Wann wache ich auf aus diesem Albtraum" und ich habe immer wieder gesagt, das ist kein Traum. Es kam dann ein Passant vorbei, der fragte, ob wir Hilfe bräuchten, aber Karo sagte nein. Ich weiß das deshalb noch so genau, weil ich dachte doch, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, immerhin war sie die große Schwester und konnte die Situation besser einschätzen - was natürlich Quatsch war, aber das war mir damals noch nicht klar. :)

Falls also in deiner Geschichte noch wer dabei war, der von gleich danach erzählen könnte, wäre das auch noch eine Möglichkeit. :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Sprotte

Dankeschön!

Ich bin gerade mit der Szene beschäftigt. Einen kleinen Filmriss haben wir dabei, Übelkeit und Schwindel. Hach, mein Held macht das ganz wundervoll und ist herrlich zusammenhangslos.