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Grenzen und Regeln beim Schreiben in der Fantasie!

Begonnen von Drachenkrieger, 25. Februar 2014, 20:36:02

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gbwolf

Zitat von: Drachenkrieger am 26. Februar 2014, 01:11:19Mich hat interessiert, wieso und warum es Regeln gibt, wenn man Fantasy schreibt.
Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir darum, weshalb beispielsweise alle sagen würden: Ein Roman, in dem der Held ein rosanes Zauberpony ist, das auf einem Einhorn reitet und kifft, geht nicht.

Grundsätzlich geht in einem phantastischen Roman alles. Da hast du auf jeden Fall recht. Sobald du nicht mehr nur für dich schreibst, sondern möchtest, dass andere die Gedanken nachvollziehen können, die du zu Papier bringst, solltest du diese Gedanken so formulieren, dass andere sie verstehen. So weit zum Handwerk. Das hat noch nichts mit der Freiheit des Inhalts zu tun.
Ich will seit Ewigkeiten mal einen schönen Thread zum Thema "Uncanny Valley" eröffnen (Ich empfehle hier den Wikipediaartikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Uncanny_Valley), vielleicht geht das in die Richtung, die du meinst. Nur fehlt mir die Zeit ... grob gesagt umreißt dieser Begriff, in wieweit Dinge und Zusammenhänge für Menschen glaubwürdig sind. Leser sind beispielsweise dazu bereit, bestimmte Dinge zu akzeptieren: Drachen können fliegen, Vampire können mit Blut den Verfall des Körpers aufhalten (Und sogar romantisch sein - keiner denkt da daran, eine Leiche zu küssen), Raumschiffe fliegen mal eben schnell von einem Ende des Alls zum anderen.
Aber die selben Leser finden plötzlich Kleinigkeiten unglaubwürdig, die wesentlich logischer erscheinen, als Zauberer. Beispielsweise, wenn ein Zauberer, der Eis hasst und ständig nur Feuerzauber macht plötzlich die halbe Welt erstarren lässt, weil der Autor damit ein Plotproblem lösen kann oder weil der Effekt einfach so schön ist.
Da kann man natürlich sagen: Das ist Fantasy, da darfst du alles machen. Aber Spaß beim Lesen macht das den meisten Leuten dann nicht mehr.

Auch bei Fantasy ist es wichtig, dass die Welt in sich stimmig ist, dass man dem Autor Dinge glaubt, dass bestimmte Natur-/Magiegesetze nicht beliebig sind (jedenfalls nicht ohne Grund). Sofern es dem Autor gelingt, diese Stimmigkeit, diese Continuity einzuhalten, kann er die verrücktesten Dinge erzählen.
Continuity umfasst dabei das Gesamtbild: Stil, Erzähltechnik, Inhalt, Figuren und Plot müssen zusammenpassen. Dann kannst du alles machen und am Ende das rosa Zauberpony den Vampirgoblin heiraten lassen und deine Leser werden sogar vor Glück nach der Taschentuchbox greifen und heulen nicht über einen unglaubwürdigen Roman, sondern über die wunderschöne Stimmigkeit von allem.

cryphos

Es gibt jede Menge Regeln rund um das Schreiben. Die Kunst ist es, diese alle zu kennen und jene zu brechen, die einen behindern.

Zum Beispiel gibt es die Regel einen Satz sollte man nicht mit einer Konjunktion beginnen, denn das sei schlechter Stil, weil eine Konjunktion zwei eigenständige Sätze zu einem verbinden soll. Ein guter Schriftsteller beherzigt diese Regel und bricht sie dann aber ganz gezielt um einen besonderen Effekt zu erzielen. Denn durch diesen Bruch wird dann der Satz mit der Konjunktion am Anfang zu etwas besonderem.

Es gibt auch die Regel, man solle sich kurz fassen beim Satzbau, weil dies dem Lesefluss zu Gute käme. Wenn ich aber Goethe, Schiller, Hesse, Mann und noch einige andere lese finde ich regelmäßig Sätze die ganze Buchseiten füllen und dennoch gut verständlich sind. Diese Autoren haben die Regel auch verletzt und damit Teils wunderbares geschaffen. Denn dadurch wird die Immersion des Lesers in den Text, das Eintauchen in die Sprache und die Kunst mit den Worten zu spielen zu einem Quell der Freude. Ok, nicht unbedingt bei Schiller ;-)

Man brachte mir schon in der Grundschule bei, einen Satz stets mit anderen Worte, oder gar Silbe zu beginnen als der vorhergehende. Man stolpert dann aber etwas später im Leben unweigerlich über die Anapher und schwupps die wupps wird aus schlechtem Stil ein rhetorisches Stilmittel. Man-chmal ist das Leben echt schwer und unfair.

In der Poesie ist die Regelflut eine noch größere. Zu den allgemeinen Regeln kommen hier noch welche zur Metrik, dem Versmaß, und und und dazu. Es ist nicht die Kunst diese alle zu befolgen, sondern wohlüberlegt mit diesen zu spielen.

Was bleibt ist folgendes: Eine Unzahl von Regeln existiert, die alle darauf hinauslaufen, einen Text möglichst, ich nenne es mal wohlgeformt auftreten zu lassen. Als Schreiberling muss man immer wieder aufs Neue, bei jedem Satz, jedem Wort, ja sogar jeder Silbe entscheiden ob man den Regeln folgt oder sie bricht. Wenn man sie bricht, dann aber bitte mit voller Absicht und einem Ziel.

absinthefreund

Zitat von: Drachenkrieger am 26. Februar 2014, 14:48:49
Ach ja, verschwurbelt.  :hmmm:
Eigentlich nicht, aber das ist wohl Ansichtsache.
Na gut, "verschwurbelt" ist nicht der richtige Ausdruck, tut mir leid. Aber man musste dir schon nach und nach alles aus der Nase ziehen, um zu verstehen, worauf du eigentlich hinaus wolltest. Eine sanfte, gut gemeinte :pfanne: für dich.

Cailyn

Drachenkrieger

Ich finde solche Diskussionen immer spannend. Zu diesen Reglen kann ich selber gar nicht viel sagen, weil ich keine eindeutige Haltung habe. Manchmal langt ja ein Autor geradezu in eine Goldgrube, weil er Regeln verletzt. Andere scheitern vielleicht daran. Von daher geht's hier schlicht um Meinungen.

Was mich aber mehr interessieren würde: Was hast du denn konkret für Erlebnisse mit Regeln oder Regeln brechen, dass dich das so beschäftigt? Ich meine, du fragtst ja ziemlich generell, was wir so davon halten. Aber aus der Diskussion geht (für mich zumindest) zwischen den Zeilen hervor, dass du mal irgendwo eine schlechte Erfahrung mit diesem Thema gemacht hast.

Sprotte

#34
Drachenkrieger, magst Du Dich bitte an die Unterscheidung von Fantasy und Fantasie gewöhnen? Ich schreibe auch nicht "Streichholz", wenn ich "Banane" meine.

Du hast die Beiträge von Thaliope und Adam_Charvelll sogar schon zitiert, in denen sie beide den Unterschied deutlich gemacht haben. Es ist für mich - und gewiß auch für andere - schwer, jedes Mal zu rätseln, ob Du nun das Genre Fantasy oder Deine Fantasie im Kopf meinst.

Zitat von: Adam_Charvelll am 25. Februar 2014, 21:50:55
Zuerst ist eine Begriffsbestimmung nötig. Es gibt einen Unterschied zwischen Fantasie und Fantasy. Ersteres ist die persönliche Fähigkeit, Gedanken zu verbildlichen, innere Vorstellungen zu erzeugen. Das unterliegt natürlich keinen Regeln, genauso wie das Denken zum Beispiel.
Fantasy ist ein Genre und wie jedes Genre unterliegt die Fantasy gewissen Regeln, die einen Rahmen bilden. Befolgst du diese nicht, rutscht du aus diesem Rahmen raus, wodurch dein Werk auch nicht mehr als Fantasy bezeichnet werden kann. Wenn ich eine Pizza selbst machen will und dafür den falschen Teig und zuviel Schokolade verwende, ist es auch keine Pizza mehr, sondern ein Kuchen  ;D

Zitat von: Thaliope am 19. Februar 2014, 08:52:32
Fantasy und Fantasie sind im Übrigen eigentlich nicht dasselbe ... Das erste ist ein literarisches Genre, das zweite unsere Vorstellungskraft. Für Genres gibt es meist irgendwelche Vorgaben oder Richtlinien, für unsere Vorstellungskraft im glücklichen Fall nicht. Wenn bei dir beides zusammenfällt - wie gesagt, dann hast du mehr Freiheiten als viele andere :)

Dahlia

Zitat von: Drachenkrieger am 27. Februar 2014, 21:36:07
Habe meinen ersten Teil jemandem, der meinte, vom Schreiben Ahnung zu haben, zum Lesen gegeben. Das Ergebnis nach einer Leseprobe: Man schreibt grundsätzlich nicht mehr in der Ichform! Man fängt nicht so spannend(bombastisch) an und Fantasie ist eh nicht mehr gefragt.
Oh je  :knuddel: Da weiß ich nicht ob ich lachen oder weinen soll ... da hatte jemand aber wirklich Ahnung vom Schreiben ::) Dein Leser hat da wohl persönliche Präferenzen mit allgemeinen Kriterien verwechselt. Das ist furchtbar ärgerlich, wenn man dann nur die eine Meinung hat und sich einschüchtern lässt  :knuddel:

Und ich stimme gänzlich damit überein, dass Regeln nicht einschränken, sondern einen eher an die Hand nehmen und anleiten. Dem Schreiben einen Rahmen geben, in dem man sich entfalten kann. Je mehr ich mich mit den Regeln beschäftige, umso sicherer fühle ich mich beim Schreiben. Besonders, nachdem ich mir bewusst gemacht habe, dass sie halt "nur" einen Rahmen bieten, aus dem man auch ausbrechen darf. Und dass man noch lange nicht jede Regel für sich anwenden muss.
Falls du dich mehr mit Regeln beschäftigen willst, kannst du vielleicht auch mal einen Schreibratgeber lesen. Mir hat Sol Steins "Stein on Writing" sehr gut gefallen (leider ist die deutsche Ausgabe nicht mehr erhältlich :( ); Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" ist auch so ein Standardwerk, aber er ist mir teilweise doch zu rechthaberisch, weswegen ich ihn nicht so ohne weiteres empfehlen würde (mit 17 hat er mich so sehr eingeschüchtert, dass ich mir vor lauter Regeln dachte "Gut, dann geb' ich das mit den Romanen auf und schreib nur noch Fanfiction..." ::) - erst später hab ich dann begriffen, dass man, gleich wie überzeugt er tut, nicht stur seinen Regeln folgen muss, um ganz passabel zu schreiben ;D)

Pygmalion

Dann kannst du ihm ja mal die Tribute von Panem zeigen. Ich-Form, Fantasy((Dystopie) und sogar Hollywood verfilmt (Gut, Story ist geklaut, aber ist ja egal :D)


Cailyn

Drachenkrieger,
Jetzt verstehe ich deinen Ärger.
Die Kritik ist ja wirklich unprofessionell. Zunächst, warum liest denn jemand überhaupt Fantasy, wenn er danach findet, es sei ja gar nicht mehr gefragt? Das ist ja schon mal seltsam.
Das mit der Ich-Form ist einfach nur Quatsch. Klar, die Tendenz und vielleicht sogar das Bedürfnis der Leser geht klar in Richtung personales Erzählen. Aber das ist doch wurscht. Wenn du etwas Tolles und Spannendes abliefern kannst, dann wird jede Erzählform akzeptiert.
Und das mit dem spannenden Anfang ist mir ein Rätsel. Ich erinnere mich nicht, mal irgendwo gelesen zu haben, dass man das nicht so machen soll. Da würde ich von diesem Kritiker eine Erklärung verlangen, und er soll dir sagen, woher er das hat.

Moni

Im weiteren Zusammenhang mit Punkten, die hier im Thread auch genannt wurden, möchte ich auf den bereits hier im Workshop existierend Thread zum Thema "Realismus in der Fantasy" hinweisen, vielleicht ist es für einige der neuer hinzugekommenen Forenmitglieder ja interessant zu sehen, dass es diese Diskussion in verschiedenene Formen immer mal wieder gibt: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,200.0.html
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

HauntingWitch

Zitat von: Drachenkrieger am 28. Februar 2014, 15:07:14
Sie war auch schon älter und hat in ihrer Jugend Fantasy gelesen. Dann nicht mehr, weil man das ab einem gewissen Alter nicht mehr tut.

Eine solche Aussage würde ich gar nicht erst ernst nehmen. Wie kann man denn am Alter festmachen, ob einem etwas gefallen darf oder nicht? Versuch das zu vergessen, was die Person gesagt hat, das hat nichts mit konstruktiver Kritik zu tun.

Sorry für's OT.