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Adel

Begonnen von Höllenpfau, 05. Oktober 2017, 16:02:37

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Höllenpfau

Ich suche nach einem anderen Wort für Adel.

In meiner Welt gibt es reiche, einflussreiche Familien, aber das Konzept "edlen Blutes" funktioniert nicht, wie es über Jahrhunderte in Europa funktioniert hat, weil Familien diesen Einfluss auch verlieren können, wenn sie kein Geld mehr haben.

Wird man in eine solche Familie hineingeboren, ist man definitiv privilegiert, aber alle "Adligen" haben Angst davor Einfluss und Reichtum zu verlieren (beispielsweise aufgrund wirtschaftlicher Umstände, Aufbegehren von für sie Arbeitenden, usw...).

Adel kommt ja von edel. Dieses Wort ist zwar auch nur ein subjektives Konzept, ich verbinde es aber mit dieser Bluttheorie, die Geburt als einzige Voraussetzung für Adligkeit definiert - und das möchte ich nicht.
Weitere Ideen von mir waren Noblesse, damit kann ich mich ganz gut abfinden, wobei das Adjektiv nobel ist, was einerseits im englischen einfach nur adlig heißt und im Deutschen ja auch anderer Bedeutung als nur adlig sein kann, und Patrizier, was mich zu sehr ans alte Griechenland erinnert (wo das Adel-Konzept zwar eher meinem entsprach, aber ich kann mich mit dem Wort nicht ganz anfreunden irgendwie).

Ich suche also ein Wort, dass ich am besten in einer Substantivform und einer Adjektivform nutzen kann (wie Adel und adlig).
Habt ihr Ideen? Ich denke die letzte Woche fast jeden Tag drüber nach, wenn ich zur Arbeit laufe.

Yasrena

Wäre Elite bzw. Finanzelite in etwa die richtige Richtung?

KaPunkt

Es kann hier helfen, sich ähnlich Konzepte aus der Geschichte anzusehen. In Rom, Florenz, oder eigentlich alle Stadt-Staaten waren es die reichen Bürger, die die Macht in Händen hielten. Als Begriff fallen mir z.B. die Patrizier ein.
Man kann aber auch auf etwas Bezug nehmen: Die Goldenen, die Pfeffersäcke (ok, eher abwertend), die vierzig Familien (oder wieviele es eben sind), die Prächtigen, die Tüchtigen.
Du kannst auch erstmal in die Sprache deiner Welt nachschauen. Vielleicht kannst du dir einen Namen ausdenken, der aus einer alten Gelehrtensprache stammt? Oder der Spott-Name einer Fremden Macht für deine Nicht-Adligen wurde von denen in eine stolze Eigenbezeichnung verwandelt.

Hilft etwas davon?

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Höllenpfau

So was wie die Prächtigen behalte ich mir mal im Hinterkopf - im Grunde könnte das ja auch spöttelnd entstanden sein. Das mit dem verdrehten Spott-Namen der dann zur allgemeinen Bezeichnung wurde finde ich gut, ich muss nur noch ein bisschen drüber nachdenken...

"Auf den ersten Blick konnte man denken, sie sei eine Prächtige" .... joa, klingt ganz ok.

Ich bin mir unsicher ob ich nicht aber etwas brauche, wo es ein gutes Adjektiv dazu gibt, oder ich lieber auch ein anderes Adjektiv benutze/erfinde, dass man mittlerweile nutzt um die "Adligen" zu beschreiben.

Denamio

Zitat von: Höllenpfau am 05. Oktober 2017, 16:02:37
In meiner Welt gibt es reiche, einflussreiche Familien, aber das Konzept "edlen Blutes" funktioniert nicht, wie es über Jahrhunderte in Europa funktioniert hat, weil Familien diesen Einfluss auch verlieren können, wenn sie kein Geld mehr haben.

Sorry wenn ich als Soziologe einen Exkurs mache zum Thema Herrschaft in Europa und woanders: Das war in Europa nicht anders. Der Aspekt mit dem edlen, "überlegenem" Blut der Adeligen kam zu einem Zeitpunkt als dieser bereits durch diverse Revolutionen (Frankreich, USA) zersetzt wurde und steht mit dem Bürgertum zusammen. Der Herrschaftsanspruch kam aus der Behauptung unter Gottes Absicht zu handeln, beziehungsweise in seinem Sinne zu agieren. Das konnten die Adeligen lange Zeit nicht ohne die Kirche und als ein Kaiser sich selber ernannte, läutete er damit das Ende des Adels ein.
Also aber war die Kirche der Arbiter darüber welche adlige Familie tatsächlich Gott nah gestanden haben soll und welche eben nicht. Praktisch verband sich das meistens mit Gaben an die Kirche - finanziell, Landrechte, Kirchenbau - und Geschenke an die richtigen Würdenträger. Jemand konnte Sohn eines Königs sein, ohne Segnung der Kirche war seine Position heiße Luft und schnell vorbei, sein ganzer Herrschaftsanspruch fiel an sich zusammen weil er eben nicht mehr in "Gottes Gnaden" waltete. Ohne Geld keine Gottesgnade. Man spricht nicht umsonst häufiger mal von verarmten Landadel, wenn irgendwo noch ein von im Namen rumgeistert.

Herrschaft braucht eine Legitimation, etwas das ihnen das Recht gibt zu herrschen. In unserer Welt war es über lange Zeit nahezu universell Gottes Gnaden, welcher es auch gerade war und wie dieser auch erworben worden sein mag (im Islam ist das so ein heißes Thema z.B.). Dein Adjektiv könnte sich danach richten was in deiner Welt die Herrschaft legitimiert.

Falls das in deiner Welt rein das Geld ist:
(englisch. affluent) Die Affluenten - affluente Dreckskerle
(deutsch Stein für Geld) Die Steiner - steine Dreckskerle
(monnaie für Geld) Die Monaietarier - monaite Dreckskerle
(franz. braise, veraltet Geld) Die Braisie - brase Dreckskerle

Was genau ist in deiner Welt die Legitimation der Herrschenden?         

der Rabe

Immer wenn ich bei meinen Wortfindungsstörungen alleine nicht weiterkomme, gehe ich bei google translate rein, und lass mich so Stichwörter in verschiedene Sprache übersetzen. Was hälst du denn davon:

einflussreich - influential
bestimmend - kathorismó oder serenitá (1. Griechisch, 2. Korsisch)
erfolgreich - prospera
reich - dives
begnadet - donatus

(Rest: Latein)


Also als Beispiel:
die Serenen - ein serener Dreckskerl. ;)
die Prosperen - ein prosperer Dreckskerl

Wobei ich Denamios Frage, worauf sich die Macht tatsächlich begründet, als sehr hilfreich empfinde. Denn daraus kann man dann historisch das Wort herleiten, wie er das schon gemacht hat. Allenfalls noch etwas pseudo-Lautverschiebung drüberlaufen lassen, damit es nicht so ganz offensichtlich ist.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Höllenpfau

Ich kann mich nicht festlegen, aber deine Beispiele sind sehr inspirierend @der Rabe Danke :)

@Denamio Danke für die Ausführungen, das hat mir auch nochmal geholfen über die Legitimation der Macht nachzudenken (die bei mir tatsächlich nur das Geld ist). Ich komme trotzdem nicht umhin, den Begriff Adel nicht benutzen zu wollen. Für mich steckt da schon immer noch diese Blaues-Blut-Sache drin, die es so in meiner Welt nicht geben soll. Aber danke.

Der Thread kann jetzt erstmal geschlossen werden, ich bin schon am rumprobieren und Buchstaben verdrehen. Diese Ankurbelung war nötig, danke  :jau: