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[Kosmetik] Haarfarben Bunt

Begonnen von Roca Teithmore, 26. September 2017, 13:43:40

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Roca Teithmore

Hallo Ich wollte mal fragen ob sich jemand mit Naturhaarfärbemitteln auskennt.
Ich habe schon Henna und einige Pflanzenprodukte entdeckt, welche sich hervorragend für natürliche Haarfarben eigenen.
Unnatürliche Farben scheinen allerdings etwas schwierig zu sein. Also, Blau, Grün, Gelb etc.
Rosakönnte man vermutlich gut mit reduzierter Menge und Mehl von Rot bekommen. Bei Gelb fällt mir sofort Gelbwurz ein, das färbt höllisch. Apfelbaumrinde ist für Grün gut und Holunder ergibt zumindest eine Art Violettrot. Aber das kenne ich eher von Stoffefärben.

Hat jemand Erfahrung mit Naturpigmenten in Krassen Farben, welche an Haaren Haften? (möglichst ungiftig), Welche, die zumindest ein paar Tage halten und was man als Bindemittel benutzen könnte?
Freue mich auf Rückmeldung :D

Aphelion

#1
Meine Erfahrung mit gekaufter (roter) Pflanzenhaarfarbe: Die Farbe kommt gut raus, wenn man die Pampe mehr als fünf Stunden einwirken lässt und die Tortur regelmäßig vollzieht.

Gelbwurz/Kurkuma würde vermutlich nur auf weißem Haar einen Effekt erzielen - wenn überhaupt. Die Färbeergebnisse auf Baumwolle, die ich bis jetzt damit gesehen habe, waren nur ganz, ganz schwach. Das hat mich persönlich überrascht, wahrscheinlich sind größere Mengen nötig.

Walnüsse färben erfahrungsgemäß gut, allerdings nur braun. Die Blätter färben tendenziell olivgrün.

Mit den traditionellen Färberpflanzen habe ich keine Erfahrung, aber Färberwaid & Co. sind vielleicht auch einen Blick wert. Bei Wikipedia findest du eine ganze Farbpalette: https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rberpflanze

Wenn die Farbe nicht einziehen muss, gingen vielleicht auch Farbpigmente, die früher zum Malen verwendet wurden. Kalkmischungen und Erden kann ich mir auch vorstellen - oder eine Mischung aus Kalk und Malfarben. Daraus lassen sich dann natürlich auch schöne Stacheln formen, falls das passt. Einige Naturvölker haben das gemacht, aber nur mit weißem Kalk.

Wenn die Haare nicht weiß sind, würde unterschiedliches Bleichen noch infrage kommen. Dunkles Haar wird dadurch rötlich bis hell blond.

LinaFranken

Als ich klein war, färbte meine Oma Ostereier noch mit den Mitteln aus ihrer Kindheit. Das heißt, sie hat folgendes Zeug ins kochende Wasser zugeworfen:
rosarot: Schale der Rote Beete
gelb: Zwiebelschale
blaulila: blaubeeren/ heidelbeeren
Aus eigenen Back-Experimenten weiß ich, dass man durch schwarzen Tee eine gebliche Färbung erreichen kann und durch Matcha-Tee (grüner Tee aus ganzen Blättern) eine intensiv leichtend grüne Farbe.

Mindi

#3
Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber Erfurt ist/war für sein Färberwaid im Mittelalter bekannt.
Durch die Pflanze wird ein Blauviolettton erzeugt. Soweit ich mich an die Stadtführung damals erinnere, wurden damit hauptsächlich Stoffe gefärbt, aber bei Wiki steht, dass sich die Briten damit angemalt haben. Vielleicht kann man damit auch bei Haaren etwas ausrichten.

Der Wiki Artikel: (https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rberwaid)
ZitatDie Pflanze wird seit dem Altertum als Färberpflanze kultiviert. Die Briten rieben sich laut Caesar (De bello Gallico) vor kriegerischen Auseinandersetzungen mit Färberwaid (vitrum) ein.[7] Dass es sich bei dem genannten vitrum um Waid gehandelt haben kann, machen Färberwaid-Funde aus dem britischen Dragonby wahrscheinlich.[8] ,,Alle Britannier hingegen färben sich mit Waid blaugrün, wodurch sie in den Schlachten um so furchtbar aussehen; auch tragen sie lange Haare..."[9] Die dominierende Farbe des Mittelalters war wahrscheinlich die Farbe des Färberwaids: Blauviolett. Färberwaid war bis ins 16. Jahrhundert wichtig für die Herstellung von blauem Leinen. Er wurde dann durch den echten Indigo aus dem tropischen Schmetterlingsblütler Indigofera tinctoria, der ursprünglich aus Indien stammte, aber hauptsächlich in den amerikanischen Kolonien angebaut wurde, verdrängt. 
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

TheaEvanda

Mit Indigo (also Waid) erzielt man auf Haaren ein blauschwarz bis braunschwarz, abhängig von der Ausgangshaarfarbe. Aber um den Indigo farbaktiv zu machen, muss man einige Umständecauf sich nehmen. Traditionell wurde Indigo mit Urinküpe reduziert. Das ist nicht jedermanns Sache.


chaosqueen

Was für ein Setting hast Du denn? Reale Welt oder Parallelwelt / Fantasy / SF / wasauchimmer? Wie ist die technische Entwicklung Deiner Welt?

Man kann mit Tonerde einiges machen, aber dann hat man die bereits erwähnten Stacheln - das zeug härtet aus, schwingendes, sauberes Haar in bunten Farben fällt damit aus. Tonerden gibt es in diversen Schattierungen: Von weiß über gelb/ocker und grün zu rosa, rot, braun und schwarz. Sind aber eben alles eher natürliche Farben.
Mehrere Tage wird es aber nur begrenzt halten, weil es halt anfangen wird, heraus zu bröckeln.

Generell nehmen helle Haare Farben besser an als dunkle, weshalb eben auch heutzutage Haare erst gebleicht werden, bevor man Farbe reinknallt (frag @Hanna, die gerade blau herumläuft ;)).

Haare nehmen aufgrund ihrer Struktur viele Pigmente auch einfach nicht auf. Rote Bete, Kurkuma oder auch Blättersaft für leuchtendes Grün dürften alle nicht funktionieren.

Ich fürchte, dass es Gründe dafür gibt, dass Haare traditionell rot, braun oder blauschwarz gefärbt werden: Das sind die wenigen Sachen, die die Natur hergibt und die unser Haar annimmt.

Zit

Römerinnen bleichten sich ihre Haare mit Ziegenfett und Birkenasche. Schwarze/ dunkle Haare erzielte man mit Blutegeln, die man mehrere Tage (hab von 40 oder 60 gelesen) in Wein/ in Wein und Essig verwesen ließ. (Hab auch mal gelesen, dass Ägypter ihre Haare mit Blut färbten.) Vielleicht weiß @Fianna da mehr.

Kannst du die Färberei eventuell mit Perücken umgehen? Dann können deine Figuren aus allen möglichen anderen Fasern sich Frisuren in den gewünschten Farben flechten. :)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Fianna

Zitat von: Zitkalasa am 05. Oktober 2017, 02:58:33(Hab auch mal gelesen, dass Ägypter ihre Haare mit Blut färbten.) Vielleicht weiß @Fianna da mehr.
Auf keinen Fall! Oder meinst Du die altägyptischen Zaubermittel? Da kann durchaus Blut drin gewesen sein, Tier-Exkremente oder andere Ausscheidungsflüssigkeiten, was man sich eben so in die Haare schmieren möchte... Blut (falls vorhanden) war nur ein sehr kleiner Bestandteil, der nach heutigen Standpunkt nicht in wirksamer Menge eingerührt wurde. (Außer man glaubt an die Zauberkraft dieses Mittels, dann ist es natürlich absolut unverzichtbar.)

Ich kann gerne morgen in meinen Mumienaufzeichnungen stöbern, da lässt sich vielleicht etwas finden. Spektakuläre Farben wie von schwarz auf rot oder schlumpfblau lassen sich aber nicht belegen. Insofern ist diese Recherche vielleicht gar nicht mehr nötig...

Auswändig weiß vielleicht @Wallrabe mehr, der im Gegensatz zu mir noch aktiv im Fachgebiet mitmischt.  :winke:

Kamen

Kamille und Zitrone machen das Haar sehr hell. Blondes Haar wird bei Kamille sehr schön silbrig, bei Zitrone eher Löwenmähne-blass.
Mein Sternzeichen? Schwalbenschwanz, Aszendent Gummiente

Fledermaus

Da habe ich vielleicht ein paar Anregungen! Ich färbe meine Haare (und auch ab und zu die meines Freundes ;D) seit Jahren nur mit Naturhaarfarben und habe schon ein paar Erfahrungen gemacht.

Also, prinzipiell kommt es total auf die Ausgangshaarfarbe an. Wenn diese hellblond oder blond ist, ist mehr möglich. Bei braunen oder schwarzen Haaren ist das schon viel schwieriger, denn aufhellen geht mit natürlichen Mitteln einfach nicht so richtig. Vielleicht erreicht man mit Zitronensaft (oder Urin ;D) und Sonne eine etwas hellere Schattierung, aber richtig blondieren geht meiner Meinung nach kaum (ich habs mit meinen brünetten Haaren versucht - mit Zitrone naürlich - aber das Ergebnis war kaum sichtbar).

Auf brünetten/braunen Haaren ist meiner Erfahrung nach nur ein "karottiges" Rot mit reinem Henna möglich, oder eine Art dunkles Weinrot, wenn man das Henna mit roter Bete, Schwarztee und einem Hauch Indigo kombiniert. Mit reinem Indigo wird es auf brünetten Haaren eine Art aschefarbenes dunkelbraun oder grau-schwarz.

Allerdings habe ich auch an meinem Freund schon Experimente angestellt. Er hat lange Haare, die oben braun, an den Spitzen aber eher blond sind. Ich wollte ihm dann mal die Haare mit Indigo schwarz färben, und sie wurden unten, also auf der Ausgangshaarfarbe blond, ziemlich knallgrün ;D Es war kein besonders hübsches grün, aber definitiv grün. Also: Mit blonden Haaren sind schon auch "unnatürliche" natürliche Färbungen möglich.

Ich habe nach diesem fehlgeschlagenen Experiment etwas gegoogelt: Theoretisch sollte bei sehr (!) heller Ausgangshaarfarbe mit Indigo auch eine Art grau-blau möglich sein. Indigo wird ja auch verwendet, um gebleichten Stoff jeansblau zu färben. Also müsste eigentlich auch blau möglich sein, wenn die Ausgangshaarfarbe weißblond ist.

Als Kind habe ich mal meiner mittelblonden Schwester die Haare mittels roter Lebensmittelfarbe ziemlich schrill erdbeerblond (fast schon pink) gefärbt. Meiner Meinung nach sollte bei heller Ausgangshaarfarbe (hellblond/mittelblond) auch eine Art Pink möglich sein, wenn Rote-Bete-Pulver verwendet wird. Färben tut das Zeug nämlich, bei mir ist wirklich ein Unterschied sichtbar, je nachdem, ob ich mein Henna mit Rote Bete oder ohne anmische. Allerdings habe ich die Kombi Rote-Bete-Pulver und blondes Haar noch nie selbst ausprobiert.

Sternsaphir

Eine Freundin von mir ist Friseurmeisterin und klärte mich vor einiger Zeit über natürliche Haarfarben auf. In einem menschlichen Haar stecken 4 Farbtöne (rot, grün, braun und schwarz). Je nach Kombination hat man dann blonde, brünette oder schwarze Haare. Beim Blondieren werden nur die braunen und schwarzen Pigmente zerstört. Je nachdem, ob man dann mehr Grün oder Rot im Haar hat, kann es passieren, dass man dann einen Rot- oder Grünstich hat. Das kann auch beim Färben passieren. So wurde bei mir aus einem gewünschten Haselnussbraun ein Mahagoni.  :wart:

Mit Zitronensaft habe ich auch schon experimentiert. Aber eine aufhellende Wirkung habe ich bei mir nicht feststellen können.
Dafür glättet die Säure die Haare (die Schuppen ziehen sich ran) und macht sie leichter kämmbar.

Schwarzer Tee färbt auch recht gut, zumindest was Stoffe und Papier anbelangt.

Mit Blut bekommt man bei hellen Haaren einen recht guten rötlichen Ton heraus (so ein bißchen wie Kupfer). Aber das übersteht leider nicht die nächste Haarwäsche. Falls sich jemand jetzt fragt: Ich hatte mal fürchterliches Nasenbluten und keinen Haargummi. Dabei sudelte ich leider auch ein paar Haarsträhnen ein. In Ermangelung einer Waschmöglichkeit (war unterwegs gewesen) ließ ich es trocknen, kämmte es durch und hatte dann rote Haarspitzen.

Amberle

Zitat von: Aphelion am 26. September 2017, 14:22:02
Gelbwurz/Kurkuma würde vermutlich nur auf weißem Haar einen Effekt erzielen - wenn überhaupt. Die Färbeergebnisse auf Baumwolle, die ich bis jetzt damit gesehen habe, waren nur ganz, ganz schwach. Das hat mich persönlich überrascht, wahrscheinlich sind größere Mengen nötig.
Färben auf Baumwolle muss nicht unbedingt eine Aussage machen. Haar, wie auch Wolle oder Seide, ist eine Eiweißfaser. Und die lassen sich im allgemeinen viel leichter Färben als Pflanzenfasern. Nur werden Stoffe normalerweise mit recht hohen Temperaturen gefärbt. Es kann also sein dass sich Kurkuma nicht für das Haarefärben eignet.

Marandris

Wow, wieder was neues dazu gelernt, was man bei einer Fantasygeschichte gut verwenden könnte  :)

Ich weiß nur, dass eine grauhaarige Frau sich die Haare nicht mit dem Wasser ausspülen sollte, in dem Nussblätter gekocht wurden. Das mag zwar sehr gesund und für brünettes Haar geeignet sein, aber das graue Haar ist dann grün. Meine Oma hat letztes Jahr diese Erfahrung gemacht und konnte zum Glück von ihrer Friseurin gerettet werden ^.^