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Präsens oder Präteritum für "Zeitloses"?

Begonnen von Rynn, 01. Dezember 2011, 20:40:14

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Churke

Zitat von: Siara am 10. August 2014, 23:23:13
Dies ist eine gedankliche Feststellung eines POVs, die er aber eben als Grundsatz auffasst.

Hm.
Spielen wir das mal durch.
POV glaubt, das Figur A ein Arschloch ist: "A war ein Arschloch."
POV ist sich sicher, dass A ein Arschloch ist: "A ist ein Arschloch."

Präsens oder Präteritum kannst du nicht von der persönlichen Meinung des Perspektivträgers abhängig machen. Mit dem Wechsel ins Präsens verlässt man immer die erzählte Zeit, berichtete quasi über etwas, das außerhalb der Geschichte liegt. Bei einem personalen Erzähler geht das eigentlich nicht, weil er ja nicht über die Geschichte hinaus blicken kann.
Eigentlich gehört das zum auktorialen Erzählen. Ich setze das nur (und das sparsam) als Stilmittel ein, um mir bestimmte Aussagen zu eigen zu machen, ihnen sozusagen mehr Nachdruck zu verleihen.

Zitat von: HauntingWitch am 11. August 2014, 09:26:03
Völlig egal, ob ein Buch in der realen oder einer fiktiven Welt spielt, das Präsens bei solchen Sachen verstärkt dieses Gefühl, dass die Buchwelt tatsächlich existiert oder existieren könnte. Daher würde ich das bevorzugen.

Die Sache ist nur die, dass sich solche Aussagen an den Leser richten, und das ist bei personaler Erzählperspektive so eine Sache. Der "Leser" kann dabei auch eine fiktive Figur sein. Ein Bespiel dafür findet sich in "Conan der Barbar", wo der Erzähler manchmal ins Präsens fällt, etwa, bei der Beschreibung König Osrics ("Heute ist er alt und schwach"). Aber der Erzähler ist eben auch ein Begleiter Conans, da lassen sich solche auktorialen Anwandlungen gut erklären.

Siara

An sich habe ich wie Witch gedacht, da es sich eben um einen Grundsatz handelt und noch immer aktuell sein sollte.

Zitat von: Churke am 11. August 2014, 20:01:43
Präsens oder Präteritum kannst du nicht von der persönlichen Meinung des Perspektivträgers abhängig machen.
Ganz so war es auch nicht gemeint, es ging mir mehr um den Bezug, den auch der POV in dem Gedachten sieht. Nicht nur der Bezug auf die eigene Situation, sondern eben auf alles, jeden und alle Zeiten. Daher bin ich erst auf den Gedanken gekommen, das Zeitlose würde das Präsens rechtfertigen.

Aber:
Zitat von: Churke am 11. August 2014, 20:01:43
Mit dem Wechsel ins Präsens verlässt man immer die erzählte Zeit, berichtete quasi über etwas, das außerhalb der Geschichte liegt. Bei einem personalen Erzähler geht das eigentlich nicht, weil er ja nicht über die Geschichte hinaus blicken kann.
Eigentlich gehört das zum auktorialen Erzählen.
Daran habe ich nicht gedacht. Manchmal können die ganz schön fies sein, diese Perspektivfehler. Darauf, dass sie Perspektive stimmt und beibehalten wird, lege ich sehr viel Wert. Daher, und weil die meisten ja doch Variante 2 bevorzugen, werde ich alle entsprechenden Stellen mal eben umändern.

Danke an euch für die Antworten. :D
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Cailyn

Zitat von: Churke am 11. August 2014, 20:01:43
Präsens oder Präteritum kannst du nicht von der persönlichen Meinung des Perspektivträgers abhängig machen. Mit dem Wechsel ins Präsens verlässt man immer die erzählte Zeit, berichtete quasi über etwas, das außerhalb der Geschichte liegt. Bei einem personalen Erzähler geht das eigentlich nicht, weil er ja nicht über die Geschichte hinaus blicken kann.
Eigentlich gehört das zum auktorialen Erzählen. Ich setze das nur (und das sparsam) als Stilmittel ein, um mir bestimmte Aussagen zu eigen zu machen, ihnen sozusagen mehr Nachdruck zu verleihen.
Ist das wirklich eine Regel oder eher eine Weisung? Ich frage nur, weil ich schon sehr oft in personalen Erzählperspektiven genau dies gelesen habe, also dass die Gedanken der Figur (personal erzählt) im Präsens geschrieben wurden. Da frage ich mich dann, ob die das alle falsch machen, oder ob es sich eben nicht um eine echte Regel handelt, sondern eher um eine Weisung, dass man es "eigentlich nicht so schreiben sollte".

Churke

Zitat von: Cailyn am 17. August 2014, 12:00:43
Ich frage nur, weil ich schon sehr oft in personalen Erzählperspektiven genau dies gelesen habe, also dass die Gedanken der Figur (personal erzählt) im Präsens geschrieben wurden.
Wenn es als Gedanke des POV erkennbar ist, gelten sinngemäß die Regeln über direkte Rede. Gedanken sind meistens indirekt wiedergegeben:
"A war ein Arschloch."
Man kann sie betonen, indem man es direkt schreibt, und dann typischerweise im Präsens:
A ist ein Arschloch.
"A ist ein Arschloch", dachte er.

Zitat
Da frage ich mich dann, ob die das alle falsch machen, oder ob es sich eben nicht um eine echte Regel handelt, sondern eher um eine Weisung, dass man es "eigentlich nicht so schreiben sollte".
Richtig und falsch sind in der Literatur sehr problematische Schubladen. Wahres Können ist der kalkulierte Regelverstoß. Man erzielt dann die größte Wirkung, wenn Formulierungen normalerweise "nicht gehen". Außer in diesem ganz speziellen Fall.  ;)