Jetzt sprech ich mal ein Thema an, über welches ich schon lange nachdenke.
Also erstmal, wie ich Schreiben gelernt habe, immer noch lerne, damit ihr meine Meinung zum Thema besser versteht:
Schreiben gelernt habe ich richtig in der Primarschule (tut mir leid, wenn es das in Deutschland nicht gibt, lebe in der Schweiz). Das heisst, ich habe da meine ersten mini Geschichten geschrieben.
Ich wollte zwar immer einen Roman schreiben, habe es aber nie über so 10 Seiten gebracht.
Man kann sagen, dass ich am Anfang Schreiben gelernt hatte, in dem ich geschrieben habe und mir Meinungen dazu eingeholt hatte.
In der Primar gab es dann irgendwann mal einen Wettbewerb (von der Bibliothek aus), wo unsere Klasse mitgemacht hatte. Thema war glaub ich "Mein lieblings Ort".
Aus heutiger Sicht hatte ich damals total das Thema verfehlt, wurde aber trotzdem dritter bei diesem Wettbewerb.
Im groben heisst das, dass ich zuerst geschrieben hatte. Später kam die Rückmeldung, dass ich gar nicht so schlecht schrieb. Danach hatte ich halt weitergeschrieben.
Das ging dann so lange bis ich den Tintenzirkel entdeckt hatte und nun bin ich immer noch bei der gleichen Geschichte geblieben und habe nicht wie früher nach einer Woche neu angefangen.
So, nun zum eigentlichen Thema:
Sind Schreibschulen wirklich notwendig und was bringen die?
Was ist eure Meinung dazu?
Ich finde Schreibschulen einen zimlichen Schwachsinn, denn ich brauche niemanden, der mir sagt ich soll meine Geschichte so und so schreiben.
Eine Schreibschule (weiss leider den Namen nicht mehr) hat für mich einen zimlich komischen hintergedanken. Bei diesem Fernkurs lernt man alle Arten von Texten zu schreiben, also auch Zeitungsartikel. Um angeblich zu lernen, wie man gut schreiben kann. Was aber nützt es einem, wenn man einen Zeitungsartikel schreiben kann, wenn man eigentlich einen Krimiroman schreiben möchte?
Ich finde, dass so auch der eigene Faktor, welcher den Autor wiederspiegeln soll, verloren geht.
Wenn einem Jemanden sagt, du sollst dein Kapitel nach diesem und diesem Schema aufbauen, weil das bei Bestsellern auch verwendet wird geht dein ganzwe Eigenfaktor baden.
Ich zum Beispiel merke bei mir, dass wenn ich "geistig wachse", mein Schreibstiel auch wächst.
Geht das nicht verloren, wenn man mit einem Schema schreibt?
Oder findet ihr eine Schreibschule oder ähnliches zu besuchen als Anfang eine gute Idee?
Lg
Nebeldiener
Eine interessante Frage.
Erst einmal denke ich, dass es vermutlich wenig Sinn hat, alle Schreibschulen über einen Kamm zu scheren. Ebenso wie z.B. bei Schreibratgeberbüchern wird es auch hier schwarze Schafe geben.
Ich habe noch keine Schreibschule besucht, ich gehe aber davon aus, dass sie sich in ihrem Programm schon unterscheiden, und dass es natürlich auch wichtig ist, mit welcher Erwartungshaltung man dorthin geht.
Zitat von: Nebeldiener am 27. Februar 2012, 22:53:27
Ich finde, dass so auch der eigene Faktor, welcher den Autor wiederspiegeln soll, verloren geht.
Wenn einem Jemanden sagt, du sollst dein Kapitel nach diesem und diesem Schema aufbauen, weil das bei Bestsellern auch verwendet wird geht dein ganzwe Eigenfaktor baden.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, wir haben es mit einer nicht seriösen Schreibschule / einem nicht seriösen Kurs zu tun, der suggeriert, dass es genügt, gewissen Schemata zu folgen, um als Autor Erfolg zu haben. Das würde ich dann auch entsprechend ablehnen.
Oder es liegt das klassische Missverständnis vor, handwerkliches Grundwissen als Zwang zu deuten. Das ist nicht so. Auch ein Maler muss erst einmal wissen, wie man mit Ölfarben umgeht, korrekt mischt und was es über Pinsel- und Leinwandarten zu wissen gibt, ehe er ein Meisterwerk malen kann. Und das kann dann durchaus seinen ganz individuellen Stil tragen.
Ich war zwar noch nie auf einer Schreibschule, aber ich habe, als meine Schreiberei noch in den Kinderschuhen steckte, einiges aus Schreibratgebern mitgenommen. Und ich hatte das Glück, dass ich im Rahmen meines Studiums ein paar Semester lang bei einem Creative-Writing-Seminar mitmachen konnte, das wirklich toll war und mir viele Impulse gebracht hat (auch wenn es da eher nicht um Technisches ging).
Von daher würde ich sagen: Ja, Schreibschulen können sinnvoll sein, wenn sie seriös sind, indem sie dem Autoren sinnvolles Handwerkszeug vermitteln - und wenn vonseiten des Autoren auch die entsprechende Erwartungshaltung da ist, also auch genau das zu finden, was er bekommen wird.
Ich wäre aber bei der Auswahl solcher Schulen und Workshops immer vorsichtig und würde auch auf Referenzen schauen. Denn es gibt in der Branche einfach auch zu viele, die auf Abzocke aus sind - und einem dann weismachen wollen, dass sie die ultimative Weltformel für den nächsten Bestseller gefunden haben. Da wäre ich dann - wohl auch zu Recht - skeptisch.
[EDIT] Irgendwie ist die Hälfte meines Beitrags verschwunden. Ich hatte noch mehr geschrieben.
ZitatIch finde Schreibschulen einen zimlichen Schwachsinn, denn ich brauche niemanden, der mir sagt ich soll meine Geschichte so und so schreiben.
Eine Schreibschule (weiss leider den Namen nicht mehr) hat für mich einen zimlich komischen hintergedanken. Bei diesem Fernkurs lernt man alle Arten von Texten zu schreiben, also auch Zeitungsartikel. Um angeblich zu lernen, wie man gut schreiben kann. Was aber nützt es einem, wenn man einen Zeitungsartikel schreiben kann, wenn man eigentlich einen Krimiroman schreiben möchte?
1. Wie ich ja auch schon weiter oben geschrieben habe, ich denke nicht, dass eine seriöse Schreibschule wirklich darauf aus ist, dir zu sagen, so und so sollst du deine Geschichte schreiben.
Aber: Schreiben ist eben auch Handwerk. Man hört das nicht gerne, aber es ist so. Wenn du dich hier im Workshop-Board umsiehst, wirst du sehen, dass viele Themen - Perspektive, Erzählzeit, Rückblende, Charakterisierung, Kniffe zum Plotten, etc. - diskutiert werden, die sicher auch im Programm einer
guten Schreibschule stehen. Das zeigt, dass es an diesen Dingen auch jenseits von Lehrgangsprogrammen ein durchaus praktisches Interesse gibt.
2. Na ja, wenn du weißt, dass du Kriminalromane schreiben wirst, dann bist du vielleicht nicht die richtige Zielgruppe für einen Kursus dieser Art. Wenn du erst einmal schnuppern willst oder vielleicht gerade das Ziel hast, dich mit verschiedenen Techniken bekannt zu machen, könnte es hingegen genau das Richtige sein. (Blödes Beispiel: Unter Umständen kann man dann einen handwerklich einwandfreien fiktiven Zeitungsartikel in seinem Krimi einbauen. ;) )
Ich würde jetzt z.B. nicht unbedingt einen Krimi-Workshop besuchen, weil ich keine Krimi-Autorin bin - aber grundsätzlich halte ich es nicht für verkehrt, sich genreübergreifend Wissen anzueignen.
Hallo Nebeldiener,
wenn es für dich der richtige Weg ist, dich an keine Regeln zu halten, keine Strukturen zu lernen etc. und einfach "nur" zu schreiben, dann ist es für DICH eben das beste.
Aber.
Wenn du zu individualistisch schreibst, musst du damit rechnen, einen sehr kleinen Leserkreis zu haben: Das Individualismus-Extrem würde bedeuten, dass du selbst dein einziger potentieller Leser wärest.
Wenn man Geschichten schreibt und sie veröffentlichen will, sollte man auch von vornherein so schreiben, dass die eigene Geschichte, die eigenen Gedanken bei anderen funktionieren.
Schreibschulen usw. lehren letztlich nichts anderes: Wie bringe ich MEINE Gedanken an den Mann?
Schau dir einmal Bücher, die du sehr gut findest, genauer an. Auch sie folgen bestimmten Schemata. Auch deine eigenen Geschichten werden wahrscheinlich bestimmten Schemata folgen - und nicht nur deine. Jedes Buch, das wenigstens "lesbar" ist, tut dies. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, einen Roman sinnvoll aufzubauen.
Dazu kommt: Man muss Regeln kennen, um sie brechen zu können. Wenn ich WEIß, dass der Leser UNBEWUSST jetzt X erwartet, kann ich bewusst Y einsetzen. Dann habe ich einen Effekt.
Als Autor manipuliert man den Leser: Man fesselt ihn, man lässt ihn mitfiebern, man spannt ihn auf die Folter, lässt ihn mitleiden und tut noch allerhand andere fiese Sachen mit ihm. Aber man lässt ihn auch jubeln, lachen, schmunzeln oder an die Decke gehen, sich empören, usw.
Schreib"regeln" sind Manipulationsregeln im positiven Sinne. (Wenn ich "Reich mir mal bitte den Salzstreuer" sage, ist das bereits eine Manipulation - also den Begriff "Manipulation" bitte nicht in den falschen Hals bekommen. ;) Als Autor lasse ich mir aber das Salz reichen, ohne es direkt zu sagen = Ich bekomme eine Reaktion, die ich nicht wortwörtlich herausgefordert habe. Oder wie oft steht in Horror-Geschichten: "Bitte gruseln Sie sich jetzt. Vielen Dank für ihr Verständnis." ;))
Und solche grundlegenden Dinge kann man lernen. Wie man es lernt, ist wiederum auch eine Typenfrage. Schreibschulen sind wie gesagt nur ein Weg, um es zu lernen.
Meine Erfahrungen zum Thema...
Ich hab auch, genau wie du, Nebeldiener, einfach angefangen. Das Schreiben hat sozusagen mich gesucht und nicht umgekehrt. Das wird ja vielen hier so gehen.
Und ich bin auch der Meinung: Wenn man kein entsprechendes Talent zum Schreiben hat, wird es wohl sehr schwierig bis unmöglich, ein guter Schreiber zu werden. Davon gehe ich einfach mal aus. Ich hab noch nie ein Gegenbeispiel gesehen.
Als Jugendliche war ich der Meinung, man könnte bestimmt irgendwie das Schreiben lernen. Ich bin auch mal in etwas gewesen, das als Schreibkurs deklariert war. Nur daß da nicht geschrieben und keine Handwerksmittel vermittelt wurden, sondern das war eher eine Vorleserunde, bei der man fertige mitgebrachte Sachen genüßlich zerrupfte - und zwar mit literarischen Ansprüchen. War nicht meins, ich hab's auch nicht bis zum Ende besucht.
Was schöner war, war mein Kurs "Text- und Schreibkompetenz" an der Uni. Den hab ich für den Ergänzungsbereich besucht und da wurde alles von der Reportage über Essay bis zur Kurzgeschichte angeschaut, ein Thema pro Sitzung. War super, um mal über den Tellerrand zu gucken.
Darüber hinaus... tja, Stephen King hat mal was Schlaues gesagt: Durch Lesen wird man ein guter Autor. Ich glaub, der Mann hat recht. Das impliziert, daß man sich bei anderen Autoren gute Tricks und Kniffe abschaut. Das mache ich mittlerweile immer, wenn ich einen Roman lese. (Und wenn es inzwischen noch ein Autor schafft, daß ich sein Werk ohne großes Gemecker durchkriege, hat er einen verdammt guten Job gemacht!)
Ansonsten hab ich mich davon gelöst, zu glauben, daß irgendeine Schule oder ein Kurs mir vermitteln kann, wie ich zu schreiben habe.
Was nicht heißt, daß es da nichts zu vermitteln gibt - im Nachhinein muß ich sagen, war's verdammt sinnvoll, daß ich im Gymnasium Stilmittel und Interpretationen durchkauen mußte, weil mir das auf der Produktionsseite eines Textes sehr geholfen hat.
Und ich lese auch gerade im Moment wieder einen Schreibratgeber (http://www.amazon.de/Crime-Krimi-Thriller-schreiben-Beinhart/dp/393290950X/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1330382846&sr=8-4), den ich nur wärmstens empfehlen kann - und zwar wird da Kapitel für Kapitel anhand aller relevanten Aspekte erklärt, wie man einen spannenden, handwerklich gut gemachten, tollen Unterhaltungsroman schreibt. Da gibt's durchaus Vorschläge, die ich übernommen habe und die meine Schreibe verbessert haben.
Und so sieht inzwischen mein Königsweg aus: Ich versuche, immer über den Tellerrand zu schauen und anhand anderer Romane bzw. solcher Ratgeber oder auch hier im Forum zu schauen, wie man es noch oder besser machen könnte. Aber ich übernehme nur das, was mir persönlich auch zusagt.
Und ich lasse meine Sachen lesen. Ich hole mir Rückmeldungen. Dadurch bin ich inzwischen so weit, daß ich selbst die Schwächen meiner Texte in gut 95% der Fälle entdecke. Mein eigenes Empfinden deckt sich mittlerweile fast immer mit dem meiner Betas.
Außerdem schreibe ich immer so, wie ich selbst gern lesen würde. Das ist schon mal ein guter Leitfaden!
Nicht zuletzt bin ich auch der Meinung, daß man auch einfach dadurch besser wird, daß man es tut - schreiben. Immer wieder. Daß man sich einfach insgesamt mit der Materie auseinandersetzt.
Durch eine Schreibschule muß das meines Erachtens nicht geschehen, denn dort wird ganz oft auf literarisches Schreiben geschaut und das ist mir persönlich schnurz.
Wie Malinche schrieb, sind guten Schreibschulen eben Schulen, die einem sowas nicht Punkt für Punkt vorschreiben bzw. eben einfach ein vermeintliches Rezept an die Hand geben und sich dafür auch noch bezahlen lassen.
Solche Schulen sind dafür da, eben vorallem den Austausch mit anderen Autoren zu fördern. Ich mein, du konntest dich in der Primarschule schon austoben: Aber wie du selbst erkannt hast, gibt es sowas nicht generell, vorallem nicht in Deutschland. Ich lehne mich sogar aus dem Fenster und schätze, dass das auch in der Schweiz nicht generell so ist, Prosa in der Schule zu schreiben. In Deutschland hängt es zumindest stark vom Lehrer ab, ob er es gebacken bekommt, neben dem vorgeschriebenen Lehrplan sowas unter zu bringen. So, Gesetz dem Fall es geht nicht: Dann müssen alle Autoren sich im Privaten austoben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es gar nicht so viele Leute in der eigenen Altersklasse während der Schulzeit gibt, die ebenso schreiben. Und wenn man wie ich auch noch weitab einer Großstadt wohnt, dann ist es auch nicht so leicht, andere Leute zu treffen. Jetzt haben wir Internet, da habe ich mir meine Kontakte geholt.
Was Malinche auch ansprach und Aphelion ebenso, ist das Handwerk. Was machen Adjektive/Adverbien aus einem Satz? Was passiert, wenn ich einen Nebensatz einschiebe und wie kann ich seine Wirkungen mit verschiedenen Satzzeichen verändern? Was ist episches Präteritum? Sowas kann man alles ausprobieren: aber man kann auch lernen, solche Dinge beim Namen zu nennen. Gute Schreibschulen fördern also auch die Auseinandersetzung mit der Machart von Texten, bei den eigenen und den anderer, die Textanalyse.
Der Vorteil von Schreibschulen ist, imho, dass es da jemandem gibt, der einen an die Hand nimmt und strukturiert durch diesen Dschungel an Baustellen führt, wo man lernen und sich verbessern kann -- und einem auch zeigt, was es da alles überhaupt gibt. Alleine kriegt man das sicher auch hin, aber ob es eben auch so ein klarer Weg ist? (Man kann ja auch selbst Archäologie meinetwegen studieren. Aber an der Uni ist das alles viel organisierter und unterliegt auch einer gewissen Kontrolle und Standarts.)
ZitatWas aber nützt es einem, wenn man einen Zeitungsartikel schreiben kann, wenn man eigentlich einen Krimiroman schreiben möchte?
Lass dich nicht blenden. Gewisse Schreibratschläge ziehen sowohl bei Prosa wie bei Sachtexten. Lies mal Sol Steins Über das Schreiben.
Moinsen!
Ich habe das Handwerk damals (sprich vor etwa 21 Jahren) bei einem Fernkursus gelernt. Seinerzeit hat es mir viel gebracht, da ich einen ziemlich scharfen Hund als Korrektor hatte, der mir jeden, wirklich jeden handwerklichen Fehler um die Ohren geschlagen hat, dass ich fast beinahe schon den Tränen nah war und tatsächlich etwas in mir auslöste, was man gut und gerne als Trotz auslegen kann.
Nachdem mein Grundkurs vorbei war, kam der zweite Teil an die Reihe (in dem Fall Belletristisches Schreiben). Ich bekam einen neuen Korrektor, der - nachdem ich meine Hausaufgabe eingereicht hatte - diese wiederbekam mit den Worten: "Sie hatten bestimmt Herrn Sowieso als ersten Begleiter. Man merkt es, weil gerade die Schüler, die er betreut, sich wohltuend von den anderen Autoren abheben und wirklich ihre Sachen gut schreiben."
Gut, das jetzt aber nur am Rande.
Wie gesagt: Ich hatte seinerzeit einen Schreibenlernenfernkursus besucht, und mir hat er viel gebracht; ich habe viel gelernt, habe allerdings auch durch das Lesen verschiedener (!) Autoren und Genres Tricks, Tipps und Kniffe gelernt, die einem nicht beigebracht wurden.
Dennoch wage ich einfach mal zu behaupten, dass Schreibschulen heutzutage überflüssig sind.
Als ich die Schule begann (Angang der 1990er Jahre) gab es zwar schon das Internet, aber es war noch recht klein. Es bot dem Konsumenten noch längst nicht das, was es heute bietet.
Heutzutage finden sich Im Internet extrem viele Seiten zum Thema Schreiben, dass man daraus das Handwerk von A-Z filtern kann. Es gibt nicht wenige Foren, in denen man sich austauschen kann oder in denen man mit Hilfe der anderen User an seinen Texten arbeiten kann.
Von daher mag ich behaupten, dass Schreibschulen einen schweren Stand haben; die "Konkurrenz" ist sehr groß.
LG
Feuertraum
Aphelion hat genannt, was mir in dem Zusammenhang auch immer als Leitlinie dient. Lerne die Regeln, kenne die Regeln, beherrsche die Regeln, breche die Regeln.
Auch für mich war es anfangs schwer, mich beim Schreiben in gewisse Rahmen sperren zu müssen, doch wie schon von anderen hier erwähnt, geht es eben nicht ohne eine Basis an Schreibregeln. Was ich sagen kann, dass ich Schreiben nur durch Schreiben und Lesen gelernt habe. Sicher bieten diverse Schreibratgeber gute Dienste, auch ein Fernkurs im Schreiben gibt einem viele Hintergrundinfos, doch erst das Schreiben und vor allem das Feedback durch Leser/Lektor bringt einem den nötigen Lerneffekt, um sich zu verbessern.
Das Problem der Autoren im Vergleich zu allen anderen Künstlern ist ja die Erwartungshaltung, dass Schreiben etwas sei, das man von Natur aus könne. Während fast jeder Bildhauer und Maler eine Ausbildung genießt und dies von der Gesellschaft anerkannt wird, ist es bei Autoren so, dass geradezu erwartet wird, dass sie als perfekte Schreiber auf die Welt gekommen sind.
Diese Erwartungshaltung haben somit viele, die selber schreiben, an sich und ihre Gattung. Natürlich wird es für jemanden, der kein Gefühl für Sprache hat, schwer bis unmöglich, jemals einen wirklich ansprechenden Text zu verfassen, das ist bei Malern aber nicht anders. Wer kein Gefühl für Farbe hat und keine Ahnung, wie er den Pinsel halten soll, wird höchstens Mal einen Glückstreffer landen.
Picasso hat das Malen von der Pike auf gelernt und es gibt frühe Werke von ihm, die stark an den Stil Rembrandts erinnern. Erst, als er die realistische Malerei perfekt beherrscht hat, hat Picasso angefangen, seinen für ihn typischen ganz eigenen Stil zu entwickeln.
So ähnlich sehe ich das mit dem Schreibenlernen: Wer das Handwerkszeug von Grund auf erlernt, hat bessere Chancen, ein wirklich gutes Buch zu schreiben, als jemand, der "drauf los schreibt". Man muss nicht zwingend eine Schreibschule besuchen, um das Schreiben zu erlernen, aber es kann helfen. Und wenn ich weiß, wie ich etwas mache, kenne ich automatisch auch das Gegenstück. Wenn ich weiß, wie ich Erwartungen schüre und erfülle, weiß ich auch, wie ich sie im entscheidenden Augenblick brechen kann.
Ich habe keine Schreibschule besucht und mich bisher immer wieder dagegen entschieden, obwohl ich durchaus darüber nachgedacht habe. Dafür habe ich Sol Stein, James N. Frey und ein paar weitere Schreibratgeber gelesen und lerne immer wieder im Austausch mit anderen. Zwei Romane von Sprotte lesen zu dürfen hat mir sehr geholfen, näher am Geschehen zu schreiben, genauso färbt der Stil der Romane, die mich beim Lesen gefangen nehmen, auf mein eigenes Schreiben ab.
Schreibschulen können durch Austausch mit anderen (Autoren und Lesern) sowie durch Inspiration durch fremde Texte sicher vollständig ersetzt werden, aber ein Autor, der keinerlei Input bekommt, wird es sehr schwer haben, sich weiter zu entwickeln. Die Autoren früherer Zeiten hatten oft regen Briefkontakt, Goethe und Schiller sind da nur ein sehr populäres Beispiel. Und sicher haben sie sich nicht nur Honig um den Bart geschmiert, sondern auch ehrliche Kritik an den Texten des anderen geübt.
Ich sehe da aber keinen großen Unterschied zwischen Autoren und Malern. Entweder man hat das Talent im Blut, oder eben auch nicht. Handwerkszeug kann man lernen, Talent aber nicht. Und um gut zu sein, braucht man beides.
Zitat von: Dani am 28. Februar 2012, 13:39:26
Ich sehe da aber keinen großen Unterschied zwischen Autoren und Malern. Entweder man hat das Talent im Blut, oder eben auch nicht. Handwerkszeug kann man lernen, Talent aber nicht. Und um gut zu sein, braucht man beides.
Ich bin ebenfalls Chaosqueens Meinung. Denn - wenn ich dir hier widersprechen darf, Dani - ein Maler, der sein Handwerk gelernt hat, aber kein Talent hat, läuft unter "ferner liefen...". Ich denke, das trifft auf jede Kunstform zu, sowohl aufs Malen als auch aufs Schreiben. Nur weil ich einen Picasso malen kann, bin ich nämlich keiner. Ohne Talent wird das schönste Bild nichts aussagen ...
Abgesehen davon kenne ich genug Leute, die wahnsinnig tolle Geschichten erzählen können, aber sobald sie sie aufschreiben sollen, versagt ihnen die "Stimme". Hier würde das Lernen des Handwerkes durchaus helfen. Von daher glaube ich, dass jeder selbst herausfinden muss, ob das Lernen des Schreibhandwerks notwendig ist, oder - so wie Chaos es getan hat (und ich es ebenfalls tue) - man sich Schritt für Schritt selbständig weiterentwickelt.
Zitat von: Nycra am 28. Februar 2012, 14:46:35
Ohne Talent wird das schönste Bild nichts aussagen ...
Huh? Das hab ich doch auch gesagt:
Zitat von: Dani am 28. Februar 2012, 13:39:26Handwerkszeug kann man lernen, Talent aber nicht. Und um gut zu sein, braucht man beides.
Deshalb seh ich da gar keinen Widerspruch, wir sind doch einer Meinung?!
Ich finde die Duskussion um Talent mühselig. Meiner Meinung nach hängt das alles von frühkindlicher Förderung ab; und im Endeffekt ist das nur lernen im frühsten Entwicklungsstadium. Ein Gefühl für Farben lässt sich ebenso lernen wie man seine Schreibstimme finden kann. Das Problem ist nur, dass sowas auch viel mit Ausprobieren zu tun hat und nicht mit auswendiges herunterbeten von Farbkombis.
Zitat von: Zitkalasa am 28. Februar 2012, 15:35:02
Meiner Meinung nach hängt das alles von frühkindlicher Förderung ab; und im Endeffekt ist das nur lernen im frühsten Entwicklungsstadium.
Ich weiß nicht. Wenn ich mich selbst ansehe, wurde ich früher nie gefördert, was das Schreiben angeht. Weder von meinen Eltern, die selbst weder musikalisch noch in irgendeiner Weise kreativ begabt sind, noch in Grundschule oder den ersten Jahren auf dem Gymnasium. Ich war sogar bis zur 9. Klasse ganz schlecht in Deutsch, konnte keine Strukturen erkennen, keinen logischen Aufbau erstellen und das Handwerk beherrschte ich schon gar nicht. Bis ich ab dann einen wirklich genialen, wenn auch sehr fordernden Lehrer hatte, der mich bis zum Fachabi begleitet hat. Ihm habe ich viel zu verdanken.
Aber ich habe vor allem an mir gesehen, dass man doch viel lernen kann, indem man einfach aufmerksam ist. Indem man den Leuten zuhört, die Ahnung haben und das Handwerk eines Schriftstellers beherrschen, indem man sich erfolgreiche Bücher vornimmt und sie untersucht und ihre Tricks kennenlernt. Indem man schlichtweg bereit ist, wirklich bereit, zu lernen. Dann kann man sich viel aneignen und selbst erarbeiten, auch ohne langjährige Erfahrung und Basis, ohne schulische Förderung oder sogar ein Studium. Natürlich muss man fantasievoll sein, aber ich weiß nicht, ob Fantasie wirklich ein Talent ist, oder ob nicht jeder Mensch Fantasie hat, wenn er sie nur zulässt und lernt, ihm Instrumente zur Verfügung zu stellen.
Es wird zwar etwas OT, aber:
Zitat von: Zitkalasa am 28. Februar 2012, 15:35:02
Meiner Meinung nach hängt das alles von frühkindlicher Förderung ab; und im Endeffekt ist das nur lernen im frühsten Entwicklungsstadium. Ein Gefühl für Farben lässt sich ebenso lernen wie man seine Schreibstimme finden kann. Das Problem ist nur, dass sowas auch viel mit Ausprobieren zu tun hat und nicht mit auswendiges herunterbeten von Farbkombis.
Da wage ich zu widersprechen. Mein "Schreibtalent" wurde mir von Kindesbeinen an ausgeredet, als Schwachsinn deklariert, darüber gelacht und in einer Tour ins Lächerliche gezogen (wie viele andere meiner "Talente" auch). Da war also nichts mit frühkindlicher Förderung.
Aber auch ohne diese habe ich das Handwerk gelernt.
Was Talent eigentlich ist und woher es kommt, ist bislang ungeklärt: Es gibt einige Ansätze, aber in alle nur denkbaren Richtungen. Eine davon ist die Annahme, frühe, kindliche Entwicklung würde "Talente machen". Aber eben nur eine Richtung, es gibt auch Befunde, die dagegen sprechen (wissenschaftliche, nicht so etwas wie "aber meiiin Kind..." ;)).
Nun, grundsätzlich hat jeder Fantasie. Oder ist einfach kreativ. Kreativität ist für mich einfach nur die Fähigkeit, zwischen den verschiedenensten Fakten unterschiedlichster Gebiete Verbindungen herzustellen.
ZitatWenn ich mich selbst ansehe,
Hm, wie mache ich das, ohne dir auf den Schlips zu treten, weil ich eben nicht feuern will ...
Es ging mir um den Begriff Talent, bei dem es immer heißt: Entweder man hat oder man hat nicht. Es wird also angenommen, dass es etwas ist, das man sehr lange hat und eben nicht als gereifter Mensch oder später als Erwachsener sich aneignen kann.
Talent ist für mich (!) aber sehr frühe Erfahrung in einem Gebiet, die sich mittlerweile so gefestigt hat in unserem Unterbewusstsein, dass man eben schon darauf aufbauen kann, wenn man irgendwann später versucht, sich ernsthaft mit einem Thema auseinander zu setzen. Insofern hattest du einfach kein Talent, wiel keine frühen Erfahrungen. Aber das macht dich ja nicht zu einem schlechten Autor, nicht wahr? ;) Da hast du die Erfahrungen eben später nachgeholt. (Und das vll. sogar besser und schneller, weil deine Persönlichkeit schon zu einer gewissen, wie soll ich sagen, Reflexionshöhe fähig war.) Und zu einem guten Autor gehört auch Lebenserfahrung; je mehr, desto besser.
Wobei es letztlich relativ ist. Ich kann von mir selbst sagen, dass ich seit jeher mit Farben geschmiert habe, dass ich früh selbst gelesen habe (nämlich Märchen, von der Godmother of Fantasy gelernt, sozusagen) und dass ich mit der Pubertät auch angefangen habe, tiefer in die Sprache an sich zu dringen und eben angefangen habe, selbst zu schreiben. Ob mir andere Talent bescheinigen, ist mir boogie, weil es eben keinen guten Schriftsteller aus mir macht. Vielleicht habe ich gerade so das Handwerk gelernt und stehe jetzt vor der Kür. Aber ob ich nach der Kür gut sein werde? Was ist denn gut? Es gibt zwar Die Stilfibel -- aber wenn mir selbst ebenjener Stil nicht gefällt? Alles relativ. Man kann sich ein Bein ausreißen und wird nie ein Buch verkaufen. Und man kann eben mal schnell etwas hinrotzen, Copycat, und massig Erfolg haben (nur eins: H.H.). Aber "gut"? *Schultern zuckt*
Deswegen sind so Talentdiskussionen mühselig und vorallem Wertungen wie "gut". (Die Sache mit dem Talent ist ja auch, dass es gern oft als Totschlagargument genutzt wird, weil der Begriff mit so viel Metaphysik aufgeladen ist, dass man mit keiner ausgefeilten Rhetorik gegen ankommt.) Das sind immer so Grundsatzdiskussionen, wo jeder seine eigene Wahrheit finden muss.
Aber ich schweife ab. Es ging ja um Schreibschulen und da habe ich mich zu geäußert. Im Übrigen halte ich diese nicht für überflüssig. Wenn jemand gerne an die Hand genommen werden will und darüber auch einen Beleg bekommen möchte, der gesellschaftlich angesehen ist, soll er das doch nutzen. Wer es nicht braucht, nutzt es eben nicht. Am Ende stehen ja auch Arbeitsplätze dahinter.
Ein Problem bei Foren sehe ich hingegen, dass man am Ende immer dasteht und sich fragt: Was für ein Vogel ist das da, der argumentiert, meine Stakkatosätze schmecken ihm nicht? Welche Erfahrungen hat er? Auf welchem Level bewegt sich dieser? Irgendwann stagniert so eine Community auch auf einem Level, weil die wenigen, die überdurchschnittlich sind, entweder einfach zu wenig sind, um sich um alle zu kümmern, oder einfach abwandern in eine andere Community, wo sie dann vll. wieder Mittelmaß sind und eben nochwas lernen können. Man kann sich auf Communities beziehen und dort lernen, aber sie sind alles andere als das Maß der Dinge. Sie sind nur ein Weg von vielen, den man als Autor in Anspruch nehmen kann.
Zitat von: Dani am 28. Februar 2012, 14:56:50
Huh? Das hab ich doch auch gesagt:
Deshalb seh ich da gar keinen Widerspruch, wir sind doch einer Meinung?!
Oh verda... entschuldige Dani, ich habe da das "k" bei keinen überlesen. Ich glaub ich brauche Urlaub. Dann nehme ich natürlich alles zurück. Wir sind einer Meinung. *Hand reich*
ZitatIch finde die Duskussion um Talent mühselig. Meiner Meinung nach hängt das alles von frühkindlicher Förderung ab; und im Endeffekt ist das nur lernen im frühsten Entwicklungsstadium
Da würde ich jetzt einfach mal ganz frech widersprechen :versteck:
Ich war meine ganze Kindheit über ein Lesemuffel - auch noch in meiner frühen Jugend. Dann hab ich angefangen (so mit 12?!) zwei "Beverly Hills 90210"-Romane zu lesen (ja, lacht ruhig :)). Ab der 8. Klasse hat es in Deutsch dann Einser gehagelt - keine glatten, aber kein Aufsatz war mehr schlechter als 1,9. Das hat sich bis Ende Oberstufe so hingezogen - bei drei verschiedenen Lehrern, auf drei verschiedenen Schulen; egal welche Art von Text verfasst werden musste. In der Oberstufe hatte ich in Deutsch nur noch glatte Einser im Zeugnis stehen...
Im Übrigen war ich auch in den anderen Sprachfächern (Englisch, Französisch, Spanisch) meist Klassenbeste (das ist jetzt nicht geprotzt, und für meine angebliche "Streberei" hab ich auch einiges einstecken müssen :pfanne:)
"Frühkindliche Förderung" oder intensives Befassen mit der Thematik, kann ich als Grund für die Noten wohl ausschließen. Und ich bin mir ganz sicher, dass andere in meinen Klassen weit mehr gelesen haben als ich - was jetzt wirklich kein Kunststück ist ::)
Da ich auch immer ein "fauler" Schüler war - für Arbeiten max. 2 Std. am Vorabend gelernt, und auch das fast nur bei den "Lernfächern" - könnte ich jetzt auch nicht behaupten, dass ich viel getan hab :snicker:
Wenn also nicht ein gewisses "Sprachtalent" vorhanden ist, woher sollten die Noten dann kommen?
Edit: Zumindest zwei meiner Lehrer haben mich leidenschaftlich "gehasst" :engel: Sympathie fällt also als Begründung aus...
Zitat von: Nycra am 28. Februar 2012, 16:35:17
Oh verda... entschuldige Dani, ich habe da das "k" bei keinen überlesen. Ich glaub ich brauche Urlaub. Dann nehme ich natürlich alles zurück. Wir sind einer Meinung. *Hand reich*
Kein Problem. Passiert :)
Und schon sitzen wir hier mitten in der Anlage-Umwelt-Diskussion oder wie? ;D
Also ich weiß nicht - viele von uns haben doch einfach so mit dem Schreiben begonnen. Das hat sich uns einfach aufgedrängt. Mehr oder weniger früh, oder eben spät, und gern auch gegen den Widerstand von außen...
Ich bin da auch nie bewußt gefördert worden. Ja, meine Eltern haben mich mit Büchern gefüttert - weil ich die haben wollte! Ich konnte ja schon vor Schuleintritt lesen und schreiben, und zwar flüssig und fast fehlerfrei. Das hat mir aber keiner beigebracht. Das kam aus mir selbst. Und außer eben durch Bücher wurde das auch nicht großartig gefördert.
Deshalb denke ich schon: Man wird mit Talent geboren. Mir hat sich das Schreiben aufgedrängt. Ich hab mir das nicht ausgesucht. Ich konnte es schon und hab es schon gemacht, bevor von einer Entscheidung die Rede sein konnte.
Und ich für meinen Teil hab auch die Erfahrung gemacht: Das, was mir bei Sprachen gegeben ist, fehlt mir bei Mathe ;D Aber das wird gleich wirklich OT...
Übrigens war ich in der Schule in Deutsch auch nicht immer gut. Ich hatte eine Phase in Mittel- und Oberstufe, wo mir irgendwie kein Draht dazu gegeben war. Trotzdem war mein Notenerfolg genau wie bei Debbie auch aber völlig vom Lernen unabhängig. Für die guten Noten in den Sprachfächern hab ich nicht mehr getan als für die schlechten.
Deshalb denk ich immer noch: Ein talentierter Schreiber braucht Handwerkszeug, um ein guter Schreiber zu werden. Aber aus einem untalentierten Schreiber macht man auch mit dem tollsten Rüstzeug keinen Bestsellerautoren...
ZitatDeshalb denk ich immer noch: Ein talentierter Schreiber braucht Handwerkszeug, um ein guter Schreiber zu werden. Aber aus einem untalentierten Schreiber macht man auch mit dem tollsten Rüstzeug keinen Bestsellerautoren...
Das kann ich so unterschreiben. Es gibt Bücher, die sind vom Handwerk her wirklich richtig gut, aber der Funken springt nicht über, weil das Talent einfach fehlt. Zum Schreiben gehört ja nicht nur das sture Aufschreiben, sondern auch das Entwickeln von Charakteren und Geschichten. Dazu braucht man, auch, wenn ich es früher nicht einsehen wollte, als Autor Menschenkenntnis und Erfahrung. Aber nicht diese Art von "Was ich schon alles gemacht hab"-Erfahrung, sondern eher diese Erfahrung, die ein 20-jähriger haben kann, die einem 80-jährigen aber vielleicht trotzdem fehlt. Es geht darum, wie auch schon gesagt wurde, mal über den Tellerrand zu schauen und sich dafür zu interessieren, was außerhalb der eigenen vier Wände passiert.
Woher das Talent jetzt kommt, ist auch völlig egal. Manche haben es halt, manche nicht und man braucht es, wenn man ein gutes Buch schreiben will. Aber das Handwerk darf man auch nicht vernachlässigen.
Was also Schreibschulen angeht: Ich finde es kommt drauf an, ob sie sinnvoll sind, oder nicht. Wenn man weiß, dass man Talent hat und dieses ausbauen will, indem man sein Handwerk verbessert, sehe ich keinen Grund, warum man es nicht dort versuchen sollte. Aber viel zu oft stolpert man über Leute, die sich sonstwas auf ihre Schreibausbildung einbilden und doch keine guten Romane schreiben.
Ich habe vor ein paar Jahren an einer namhaften Schreibschule gelernt. Zumindest sechs Monate, danach ist mir aufgefallen, wie viel mich das Ganze eigentlich kostet und wie wenig ich dafür bekomme.
Ja es werden einem allgemeine Grundtechniken gelehrt, die man aber auch wunderbar aus Schreibratgebern oder Wochenendworkshops lernen kann. Das ist günstiger und viel effektiver. In den Wochenendworkshops sind es kleine Gruppen Gleichgesinnter und es wird intensiv an einem Thema und den eigenen Fähigkeiten miteinander gearbeitet. Darüber hinaus entstehen oft Freundschaften, die unbezahlbar sind.
In den meisten Städten werden von der VHS Schreibworkshops angeboten die ebenfalls nicht schlecht sind. Wer sich also den Spaß einer Schreibschule machen will und es sich leisten kann, an die 1500 Euro auzugeben, der lernt dort die Grundtechniken. Ich habe das Ganze dann Abgebrochen, weil es mir um das Geld zu schade war.
Schreibschulen sind nicht Notwendig, haben aber trotzdem eine Daseinsberechtigung, für all jene die es sich leisten können. Bei all den Gesprächen um Talent, sollte man nicht vergessen, das es sich bei Schulen, Workshops etc. immer auch um Dienstleiter handelt. Um einen Lehrgang zu belegen ist Talent keine Vorraussetzung. Wobei wirklich viele Menschen es lernen können, gute Texte zu schreiben, aber die Wenigsten schaffen es, daraus etwas großartiges zu machen. Damit meine ich eine Geschichte, die Generationen begeistert und fesselt.
Zu Schreibschulen habe ich auch ein eher gespaltenes Verhältnis. Ich habe Ende der 90er Jahre einen Fernkurs belegt, bei dem in regelmäßigen Abständen Hefte mit Informationen, Textbeispielen und Aufgaben kamen, die man dann zu erfüllen hatten. Es ging nicht nur um Romane/Kurzgeschichten sondern auch um Drehbücher etc.
Was mich einerseits gefreut, andererseits aber auch sehr misstrauisch gemacht hat, war die Tatsache, dass ich von "meiner" Tutorin immer nur Lob bekommen habe. Sie hatte bis auf ein paar Nichtigkeiten nichts auszusetzen - und das konnte ja nun wirklich nicht sein. Ich habe deshalb bei der ersten Möglichkeit den Kurs abgebrochen, weil ich das Gefühl hatte, durch das Lob nur bei der Stange gehalten zu werden, um möglichst lang dabei zu bleiben und immer weitere Kurse zu belegen.
Grundsätzlich halte ich Schreibschulen oder -kurse für sehr sinnvoll - wenn man denn einen erwischt, in dem ein Lektor bzw. Tutor, der nicht überlastet ist, sich wirklich Zeit nehmen und mit jedem Text intensiv beschäftigen kann. Ich bin fest der Meinung, dass man wie bei jeder anderen Tätigkeit eine solide Basis braucht, um sich zu entwickeln. Egal ob Fußball (Kondition, Körperbeherrschung, Regelwerk), Bildhauerei (Umgang mit Werkzeug, Kenntnis von den Materialien etc.) oder Beruf - überall muss man die Grundlagen beherrschen, bis man seinen eigenen Stil/Weg entwickeln kann.
Ich habe auch viele Schreibratgeber zuhause, die ich immer wieder gern zur Hand nehme und die mir auch viel geholfen haben - dennoch hätte ich immer wieder gern Rückmeldungen zu meinen Texten, die mir leider kein Buch geben kann. In Workshops habe ich auch sehr viel gelernt, weil ich da auf Dinge hingewiesen wurde, die mir selbst noch nicht aufgefallen sind. Aber leider sind mir die auf Dauer einfach zu teuer.
Wenn ich eine seriöse und gleichzeitig bezahlbare Schreibschule wüsste - ich würde mich vermutlich anmelden.
Ihr habt jetzt alle schon so oft gesagt: Das, was man in einer solchen Schreibschule lernt, kann ich mir selbst auch beibringen - durch Bücher etc.
Der Meinung bin ich auch. Total. Ich hab autodidaktisches Lernen immer als sehr sinnvoll und erfolgreich erlebt.
Ist das vielleicht das Problem? Daß es in den Köpfen so verankert ist: Ach, nur wenn dir einer das beibringt, der das kann/den du bezahlst/wo du hingehst, dann wird da auch was draus?!
@Dani: Was natürlich autodidaktisch nur schwer zu vermitteln ist, ist ein kritischer Blick auf das eigene Werk. Da halte ich professionelle, teilweise auch harte und unbarmherzige Korrekturen schon für sinnvoll, die einen davon abhalten, sich in den eigenen, selbstverliebten Manierismen zu verlieren.
Manche Sachen kann man bei sich selbst einfach nur schwer erkennen.
Klar, in Zeiten des Forenaustauschs regeln wir das meist übers Beta-Lesen. Aber wirklich kompetente, kritische und mutig-ehrliche Betaleser wachsen ja nun auch nicht auf Bäumen. Ich glaube also schon, dass man in einer Schreibschule theoretisch etwas lernen kann, das man sich alleine nicht beibringen kann. Aber die Frage ist halt auch immer, wie ehrlich ist die Kritk von jemandem, den ich dafür bezahle?
LG
Thali
Zu der ursprünglichen Frage: Wirklich notwendig sind Schreibschulen natürlich nicht.
Auch die Tatsache, dass es natürlich Tipps und Regeln zum Schreiben gibt, die man lernen kann, beweist nicht das Gegenteil, denn das meiste davon kann man auch ohne "Schreibschule" lernen, wie hier schon gesagt wurde. Nicht zuletzt durch aufmerksames und häufiges Lesen ;).
Auch der Einwand, dass man es durch eine formal aufgebaute Unterweisung besser lernen kann, gilt in dem Falle nur bedingt. Mir zumindest ist keine Schule, kein Ratgeber, kein Lehrer bekannt, der wirklich nur Wahrheiten vermittelt - da sind nützliche Tipps immer vermischt mit persönlichen Meinungen und "Sprachpflege", sprich, mit Regeln, die tatsächlich nur das widerspiegeln, was der "Lehrer" gut findet und gerne hätte, nur dass es dem Schüler ununterscheidbar zusammen mit den Wahrheiten qua Autorität vermittelt und zunächst einmal geglaubt wird (um mal ein Beispiel aus einem populären Bereich ein wenig abseits literarischer "Schreibschulen" zu nennen: Wer ist sich eigentlich darüber im Klaren, wie viel Sprachpflege mit sprachwissenschaftlich sehr zweifelhaften Aussagen sich im vielgepriesenen Zwiebelfisch von Sick tummeln? Da wird ja auch das meiste einfach gerne und unhinterfragt geglaubt. Selbst dann, wenn man es eigentlich besser weiß und kritischer ist, verführen die Artikel gerne dazu, sich die Aussagen als Wahrheit zu merken, weil es halt einfach mühsam ist, die zahllosen zweifelhaften Setzungen darin im Detail zu recherchieren und zu evaluieren und weil erst mal alles sehr stimmig und gut recherchiert klingt).
Man kann die zweifelhaften "Wahrheiten", die in Sprachschulen gelehrt werden, im Laufe der Zeit auch relativieren, einfach indem man seine Erfahrungen verbreitert, verschiedene Ratgeber und Schulen kennen lernt und so allmählich einen breiteren Horizont erwirbt und lernt, was Verallgemeinerbar ist und was für einen selbst nützlich. Nur, das ist dann wieder ein Lernprozess, der den Vorteil des scheinbar einfacheren, systematischeren Einstiegs über "Schreibschulen" auch sehr stark relativiert, der Zeit in Anspruch nimmt. Und ich kenne einige Leute, die sich seit Jahrzehnten in der Schreibwerkstättenszene tummeln und es immer noch schaffen, Texte zu schreiben, für die ich mich als 16-Jähriger geschämt hätte :(. Auch Schreibschulen können also nicht garantieren, dass man systematisch ein "Handwerk" lernt; am Ende muss man eben doch selbst eine Erkenntnis gewinnen. Und wenn man die nicht von Lehrern ex cathedra erwirbt, sondern durch eigenes Lernen aus echten Büchern, steht dem Nachteil des Selbst-Erkennen-Müssens eben auch der Vorteil gegenüber, dass man keine zweifelhaften Wahrheiten serviert bekommt, sondern dass man aus erster Hand sehen kann, was in Texten funktioniert hat und was man in erfolgreichen und vielgelobten Texten vorfindet.
Also, notwendig sind Schreibschulen nicht. Aber sie können natürlich nützlich sein, weil man halt im günstigsten Fall auch schon von Erkenntnissen profitieren kann, die andere Leute bereits gemacht haben und nicht das Rad neu erfinden muss. Und je nach Persönlichkeit fällt es einem halt leichter, das Handwerk zu erlernen, wenn man es für sich selbst entdeckt und erschließt, wenn man sich an klaren Regeln aus Büchern entlanghangeln kann, die man dann natürlich durch Übung und Erfahrung erweitern, prüfen und verinnerlichen muss, oder wenn man persönlich von einem "Coach" betreut und angeleitet wird.
Und ich denke, die meisten Leute können in irgendeiner Form von allen drei Formen der Anleitung profitieren und sollten darum auch alle drei Möglichkeiten irgendwie nutzen und kombinieren - man muss also das Lernen des Handwerks nicht auf die Frage "Schreibschule vs. kreative Freiheit" reduzieren, sondern in den allermeisten Fällen steht man sich vermutlich am besten, wenn man selbst entdeckt und probiert und sich dann und wann auch mal was sagen lässt oder nachschlägt und dabei dann vermutlich auch erhellende Antworten auf Fragen findet, die einen schon lange bewegt haben, auf Probleme, über die man selbst schon mal gestolpert ist. Man kann nämlich durchaus auch in "Schreibschulen" oder Ratgebern selbst etwas entdecken, was einen weiterhilft.
Welche Kombination da dem Einzelnen am meisten nutzt, dürfte eine sehr individuelle Frage sein.
Hallo,
Zitat von: Thaliope am 29. Februar 2012, 10:51:02
@Dani: Was natürlich autodidaktisch nur schwer zu vermitteln ist, ist ein kritischer Blick auf das eigene Werk. Da halte ich professionelle, teilweise auch harte und unbarmherzige Korrekturen schon für sinnvoll, die einen davon abhalten, sich in den eigenen, selbstverliebten Manierismen zu verlieren.
Manche Sachen kann man bei sich selbst einfach nur schwer erkennen.
Genau diese Erfahrung habe ich gemacht. Im Sommer 2010 meldete ich mich zu einem VHS-Kurs an, in dem es um das kreative Schreiben ging. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 200 NS an einem Roman geschrieben und war der Überzeugung, dass ich die nächste Bestsellerautorin war. Natürlich war ich das nicht und als mein erster Text in dem Schreibworkshop (berechtigterweise) in der Luft zerpflückt wurde, war das hart. Aber es hat mich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
In diesem Schreibworkshop habe ich die Grundregeln des Schreibens wie etwa "Show, don't tell" gelernt und ich bin immer noch sehr froh, ihn belegt zu haben. Gerade das direkte Feedback und die Möglichkeit das Geübte sofort wieder kritisieren zu lassen, haben mir sehr weitergeholfen.
Mir persönlich hat dieser Workshop nicht nur eine ganz neue Sicht auf das Schreiben und eine neue Art an meinen Texten zu arbeiten, ermöglicht, sondern auch meinen Schreibstil wesentlich verbessert. Und wenn ich jenen ersten Text, den ich dort geschrieben habe, mit dem letzten vergleiche, erkenne ich schon eine große Entwicklung (was allerdings auch nicht schwer war ::)).
Gute Schreibschulen können einem m.M.n. sehr gut weiterhelfen. Gerade das direkte Feedback kann sehr hilfreich sein. Denn wer hat schon das Glück, eine Gruppe von Leuten zu haben, die in etwa auf dem selben Stand sind wie man selbst? Kritik von solchen Leuten kann man viel besser annehmen als Kritik von sehr viel besseren Schreibern. Die Texte, die ich damals geschrieben hatte, hätte ich niemandem hier aus dem Forum zum Betalesen geben wollen, aber in dieser Gruppe war es okay. Insofern finde ich, dass gerade dieses Gruppenerlebnis einem schon helfen kann Kritik anzunehmen und umzusetzen.
Natürlich hätte ich mir die Dinge, die ich in dem Kurs gelernt habe, auch selbst beibringen können. Aber die Frage ist, wann ich 1. darauf gestoßen wäre, dass es diese Regeln gibt und ob ich sie 2. so effektiv und schnell hätte umsetzen können, denn von allein wäre ich sicherlich nicht so zielsicher auf meine Fehler gestoßen.
Gerade um die Basics zu lernen, finde ich so einen Schreibkurs sehr sinnvoll.
LG, Rosentinte