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Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Hoellenpfau am 27. August 2011, 10:00:58

Titel: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Hoellenpfau am 27. August 2011, 10:00:58
In meinem derzeitigen Projekt gibt es eine Stelle, in der eine ältere Frau meinen Charakteren einen Tee aus Pilzen abietet. An sich fand ich die Stelle bisher ganz witzig, denn einer der Teetrinkerinnen wird daraufhin etwas schlecht, weshalb sie zu Bett geht.

Nun wurde mir schon ein paar mal gesagt, dass die Stelle nicht gut ist, denn einen Tee aus Pilzen würde man immer mit einem psychedelischen Rauschzustand verbinden, weil es da ja genug Pilze gibt, die als Tee eingenommen das auslösen...
Und außerdem passt sowas angeblich in kein Buch, in dem die Hauptpersonen Kinder/Jugendliche sind. Das wäre völlig entsetzlich...

Was sagt ihr? Ist es wirklich so schlimm, dass ein Pilztee in der Geschichte getrunken wird, den ich nicht einmal als Rauschgetränk geplant habe und es auch nicht ist?
Oder soll ich es in einen Kräutertee umändern (der ja letztendlich auch Halluzinationen auslösende Pflanzen enthalten könnte und deshalb meiner Meinung nach, nichts dara ändern würde)?
:hmhm?:

Eigentlich ist es kein Riesenproblem, aber für manche Leute anscheinend schon... :)
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Spinnenkind am 27. August 2011, 10:14:01
Also ich verstehe nicht, was daran schlimm sein soll. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass das schmeckt, wenn man Pilze mit heißem Wasser überbrüht, aber mei.

Selbst wenn es psychedelische Pilze wären, da können ja dann die Kinder nichts für. Es gibt so einige Kinderbücher, die ziemlich psychedelisch sind, man betrachte zum Beispiel Alice im Wunderland.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: sirwen am 27. August 2011, 10:28:06
ZitatAn sich fand ich die Stelle bisher ganz witzig, denn einer der Teetrinkerinnen wird daraufhin etwas schlecht, weshalb sie zu Bett geht.
Die Frage ist, weshalb dem Mädchen schlecht wird. Aufgrund von Inhaltsstoffen? Wenn ja, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um hallozinogene Pilze handelt.

Ansonsten finde jetzt die Vorstellung Pilztee zu trinken nicht besonders prickelnd, aber was soll's.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Dämmerungshexe am 27. August 2011, 10:31:41
Ich glaube das Porblem ist tatsächlich die Zubereitung als Tee - bei Pilzen im Essen denke ich an Champignons, Steinpilze, Pfifferlinge ... also alles Pilze die keinerlei Wirkung (außer einer Sättigenden) haben. Im Zusammenhang mit dem Tee hingegen kann ich ich die Assoziation schon verstehen. Ich glaube da sind Pilze etwas "schwieriger" als Kräuter an sich.

Ich würde es aber so stehen lassen. Immerhin passiert ja nichts - du hast ja nicht geplant dass es tatsächlich eine Wirkung haben soll.
Wer sich dann noch was denkt - naja, der hat wohl slebst schon einschläguge Erfahrung gemacht oder ist sonstwie sensibilisiert. gerade bei einem recht jungen Zielpublikum nehme ich an, dass diese Assoziation schonmal gar nicht entsteht.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Hanna am 27. August 2011, 10:37:11
Isst man diese Rauschpilze nicht eigentlich statt einen Tee daraus zu brauen?  :hmhm?: Ich kann die Assoziation schon nachvollziehen. Selbst wenn es von dir nicht so gedacht war, musst du als Autor ja trotzdem in alle Richtungen denken.

Vielleicht kann ich dir den Pilztee aber von einem anderen Standpunkt her ausreden: wenn man Pilze mit kochendem Wasser übergießt, wird eher eine nahrhafte Suppe daraus. Tee verbinde ich eher mit etwas, das man mit Honig süßt. Pilze und Wasser eher mit Salz.

Es muss ja nicht unbedingt ein banaler Kräutertee als Ersatz sein. Tee kann man ja auch aus Baumrinde herstellen. Oder aus Moos. Oder du nimmst etwas noch abstrakteres. Ameisen oder getrocknete Käfer. Da kann man dann auch nachvollziehen, warum dem Mädel schlecht wird.

Oder wie wäre es mit einem Buttertee? http://de.wikipedia.org/wiki/Buttertee (http://de.wikipedia.org/wiki/Buttertee)
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Jade am 27. August 2011, 10:51:45
Ich finde das nicht schlimm, auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass das gut schmeckt. ;)
Meine Protas trinken auch Wein, obwohl sie nicht volljährig, bzw. unter dem dafür vorgeschriebenen Alter sind. Darf ich sie das jetzt auch nicht machen lassen? Ist es in dem Kulurkreis, Welt, ... etc. in dem deine Protas leben, üblichch, bzw. nicht ungewöhnlich, dass dieses Getränk konsumiert wird? Dann sehe ich überhaupt kein Problem. Außerdem kann es ja bei Pilzen stärkere hallozinugene Sorten geben, als dein Prota sie konsumiert. Aber wie du schon geschrieben hast, passiert ihr nichts und im Endeffekt ist es eine lustige Szene ...  ;D
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Tintenweberin am 27. August 2011, 11:14:29
Wenn es für die Geschichte nicht von Bedeutung ist, dass der Tee aus Pilzen gebraut wurde, dann würde ihn durch einen Kräuter- oder Früchtetee ersetzen. In unserem Kulturkreis sind Pilze entweder als Beilage zum Sonntagsbraten, als mehr oder weniger attraktive Giftverpackung oder Rauschmittel assoziiert. Wenn du nicht mit dieser "Nebenbedeutung" spielen willst, gibt es eigentlich keinen Grund für diese mögliche Stolperfalle in deiner Geschichte. Und wenn du einen Ekelfaktor einbauen willst, kannst du dir vielleicht eine besonderes widerwärtige Art ausdenken, wie die Kräuter oder Früchte aufbereitet werden müssen, bevor sie im Tee deiner Protagonisten landen ...   ;)

Just my two cents
von der Tintenweberin
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Churke am 27. August 2011, 12:23:06
Ich finde den Pilztee deshalb nicht gut, weil experimentierfreudige Leser auf die Idee kommen könnten, das nachzumachen. Die Folgen davon wären unkalulierbar.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Dämmerungshexe am 27. August 2011, 16:16:47
Zitat von: Churke am 27. August 2011, 12:23:06
Ich finde den Pilztee deshalb nicht gut, weil experimentierfreudige Leser auf die Idee kommen könnten, das nachzumachen. Die Folgen davon wären unkalulierbar.

Naja, solange sie nicht auf die Idee kommen mit Schwertern bewaffnet loszuziehen oder ähnliche "Dummheiten", die sonst noch so in allen möglichen fantasy-Geschichten auftauchen ...
Ich glaube soviel Verstand sollte man auch seinen jungen Lesern zutrauen - das Pilze oftmals gifitg sind wird Kindern immerhin schon im Kindergarten beigebracht.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: FeeamPC am 27. August 2011, 17:33:09
Tsss...... so viele Bedenken wegen einer Tasse Tee!
Halluzinogene Pilze sind eher selten. Die meisten Leute könnten zudem mit der Nase darauf stoßen, ohne sie zu erkennen. Die restlichen Pilze sind überwiegend giftig oder ungenießbar. Selbst sammeln wird also nur der, der die Unterschiede kennt. Ansonsten... TSTL.

Überdies gibt es in unserem Kulturkreis Pilze, die in Verbindung mit Nahrung und Getränken problemlos von jedem verkonsummiert werden. Kefir, Kombucha usw.
Lass einfach deinen Pilz etwas sein, was in der dortigen Kultur so häufig ist wie bei uns Joghurt. Und lass ihn aus etwas gewinnen, das mit einem halluzinogenen Pilz unserer Welt keine Ähnlichkeit hat. So etwas, was wie Moos oder Rinde aussieht, aber trotzdem ein Pilz ist. Dann ist das Problem aus der Welt geschafft.

Übrigens werden auch bei uns die meisten Pilze nicht wegen ihres Nährwerts gegessen, sondern wegen ihres Aromas.  Und das kann durchschlagend sein. Ich weise da besonders auf die Trüffel hin...
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Serena Hirano am 30. August 2011, 21:58:25
*grübel* Mal so ne Frage, das hab ich jetzt nicht raus gelesen. Macht die Gute das mit Absicht? Oder war es eher ein Versehen, dass die den Tee nicht vertragen haben?

Ich persönlich verbinde halluzinogene Pilze auch mit Essen und nicht mit Tee, wobei es mir ebenso geht, wie den meisten...ich verbinde überhaupt keinen Pilz mit Aufbrühen und schlürfen  ???

Aber ich denke, das kommt auf die Welt an, in der es spielt. Und die Tatsache, dass junge Menschen so etwas zu sich nehmen finde ich nicht schlimm. Da steht ja auch nicht, sie würden den Tee literweise schlürfen, um sich ins Koma zu saufen, sondern, dass sie etwas bekommen und ihnen davon schlecht wird. Die ganz neutrale Idee wäre halt wirklich etwas anderes zu nehmen. Es kann Dir aber durchaus passieren, dass jeder Pedant hinter einem etwas exotischen Naturprodukt gleich die große Droge vermutet.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Schommes am 30. August 2011, 22:43:47
1. Auch in unserem Kulturkreis gibt es einige halluzinogene Pilze. Namentlich den Fliegenpilz ("Ein Männlein steht im Walde ..."), der von unseren Vorfahren durchaus vor diesem Hintergrund konsumiert wurde.
2. Tee ist durchaus immer eine von mehreren Methoden, sich die halluzinogenen Stoffe einer pflanzlichen Substanz einzuverleiben.
3. Ich kann verstehen, dass Leser über diese Stelle stolpern, auch wenn die Interpretation, hier würden halluzinogene Substanzen ungeachtet des Vorgesagten sicherlich als vorschnell zu beurteilen ist. Der common sense ist nicht immer vernünftig, aber als Autor kommt man nicht drumrum ihn zu bedienen. Anders gesagt: Wenn neun von zehn Lesern glauben, die von Dir beschriebene Szene sei eine Anspielung auf Drogenkonsum, dann spielt es für dramaturgische Zwecke einfach keine Rolle, ob diese neun Meinungen fachlich zutreffend sind.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Hoellenpfau am 31. August 2011, 17:57:19
Hui, ich war mal kurz nicht da und schon hat sich ein Berg an Antworten hier gehäuft...

Aaaaalso, ich glaube so grob aus euren Antworten rauslesen zu können, dass ihr es nicht allzu dramatisch findet. Dass der Konsum von Pilzen als Tee euch nicht bekannt ist wusste ich gar nicht, denn ich kenne einen Film, in den PIlztee getrunken wird, allerdings wirklich, um sich in einen Psychedelisch halluzinogenen Zustand zu versetzten (kurz einen Rausch :D).
Die Jugendlichen bekommen den tee ja angeboten, machen ihn also nicht selbst und eigentlich ist der Tee nur Genussmittel und enthält nicht direkt irgendwelche halluzinogenen Stoffe (was ich ja nicht explizit erwähne, denn wenn es sich um einen normalen tee handelt brauch man das ja eigentlich nicht zu sagen ;))

Vielleicht tausche ich die Pilze ja noch gegen kräuter um. Spricht ja nichts dagegen, aber ich persönlich habe mit dem Pilztee nie die Absicht auf eine Anspielung auf Drogen und Rauschzustände gehabt, deshalb werde ich es wahrscheinlich nach dem Feedback jetzt dabei belassen...

Achja, und ihr habt es schon mehrmals angesprochen: Es spielt in einer anderen Welt, da gibt es auch andere Pflanzen und Pilze und deshalb sind auch besagte Pilze im Tee keine real existierenden.
ich habe noch nei Pilztee getrunken und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen das es schmeckt! Deshalb alsse ich das lieber mal meine Protas ausprobieren.

:D
Dankeschön
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Mulle am 06. September 2011, 10:00:10
Mal abgesehen davon, ob das nun ein halluzigener Tee ist oder nicht - ist doch völlig wurscht.
Lass ihn ruhig halluzigen sein, schenk der Figur nen kleinen Tripp mit anschließender Übelkeit - was soll das denn?
Wir müssen uns im Jugendroman nicht an irgendwelche moralapostelnde Gesetze halten - ich fülle meine jugendlichen Protas regelmäßig ab  :prost:. Wenn man das Ganze nicht verherrlichend als supidupi-was-für-ein-Spaß verkauft, sondern auch die Nebenwirkungen erwähnt, dann passt das schon.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Termi am 06. September 2011, 20:59:21
Hallo Höllenpfau,

ich glaube, ich kann die Bedenken von den Leuten schon ein wenig nachvollziehen. Denn gerade im Kinder und Jugendbuch Bereich wird auf solche unterschwelligen Dinge geachtet. Alles sollte hübsch moralisch vertretbar sein. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber vielleicht willst du uns die Szene, um die du dir Gedanken machst mal hier vorstellen. Damit wir sehen, wovon du sprichst.

ZitatMulle schrieb: Wir müssen uns im Jugendroman nicht an irgendwelche moralapostelnde Gesetze halten - ich fülle meine jugendlichen Protas regelmäßig ab  :prost:. Wenn man das Ganze nicht verherrlichend als supidupi-was-für-ein-Spaß verkauft, sondern auch die Nebenwirkungen erwähnt, dann passt das schon.

Solange du deine Bücher nicht veröffentlichen willst, mag das zutreffend sein. Anderefalls sollte man das nicht so salopp sehen. Man hat als Autor eine gewisse Verantwortung den jüngeren Lesern gegenüber. Und gerade was Drogen angeht. Kinder und Jugendliche identifizieren sich oftmals mit ihren Helden, fühlen, freuen sich und trauern mit ihnen. Dadurch lernen sie spielerisch die Welt aus den Augen eines Anderen zu sehen. Die Helden werden zu Vorbildern und für viele zu wichtigen Begleitern. Und auch wenn du dieses "Abfüllen" nicht verherrlichst, halte ich solche Saufszenen in Kinder-und Jugendromanen, ob jetzt Fantasy oder nicht, für sehr bedenklich.

LG
Termi
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Mulle am 06. September 2011, 21:35:49
Liebe Termi,

ich will besagte Bücher nicht nur veröffentlichen, ich tue es auch. (Das Ding erscheint 2013 bei Loewe.)
Eine gewisse Verantwortung ist schon richtig, ebenfalls stimmt es, dass jüngere Leser oft eine Art Vorbild in den Hauptfiguren sehen.
Das bedeutet aber - auch und GERADE im Jugendbuch - NICHT, dass die Figuren nicht dieselben Fehler und Versuche machen und in dieselben Fettnäpfchen treten dürfen wie realistische Kinder und Jugendliche. Dazu gehört u.U. auch, dass sie mal mit Drogen konfrontiert werden, sei es, weil sie sie ausprobieren oder weil sie ihnen - warum auch immer - untergejubelt werden.

Der Umgang damit ist entscheidend. Führt das Suchtmittel dazu, dass die Figur endlich über ihren Schatten springt, und dem Gegenüber die Gefühle gesteht, und ansonsten zu nichts, dann ist das sicherlich bedenklich.
Führt das Suchtmittel dazu, dass die Figur über ihren Schatten tritt, sich dabei aber schrecklich blamiert und kurz darauf kotzend überm Klo hängt, ist das eine ganz andere Aussage.

Wir dürfen GERADE im Kinder- und Jugendbuchbereich nicht moralisieren - das durchschauen die jungen Leser - und sie hassen es! Sie wollen keinen erhobenen Zeigefinger, aber sie sind durchaus neugierig darauf, was passiert, wenn man Grenzen überschreitet.

LG Jenny
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Termi am 07. September 2011, 12:43:50
ZitatWir dürfen GERADE im Kinder- und Jugendbuchbereich nicht moralisieren - das durchschauen die jungen Leser - und sie hassen es! Sie wollen keinen erhobenen Zeigefinger, aber sie sind durchaus neugierig darauf, was passiert, wenn man Grenzen überschreitet.

Nun von moralisieren habe ich auch nicht gesprochen. Auch bin ich vehement gegen den sogenannten pädagogischen Zeigefinger. Und natürlich sollen die Kids ihre Erfahrungen im Leben machen. Und Gerade hier ist das Umfeld gefragt. Elternhaus, Schule, Freundeskreis usw. Ich habe einen heute erwachsenen Sohn und glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich fast alles mit ihm durch habe. Alkohol, Kiffen und an das, was ich nie erfahren habe, will ich gar nicht denken. Ich finde also, dass die Realität, wo Kinder und Jugendliche mal eben abchecken, was passiert, wenn man seine Grenzen überschreitet, erschreckend genug ist. Hier mal eine kleine Statistik allein zum Thema Alkohol.

ZitatZitat aus Wiki:
Die Zahl der Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken kommen, hat sich in Deutschland seit 1990 mindestens verdoppelt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind 2005 rund 19.400 Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren mit der Diagnose ,,akute Alkoholintoxikation" stationär im Krankenhaus behandelt worden. Dies waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2000, entspricht aber nicht einmal einem halben Prozent dieser Bevölkerungsgruppen. 3.500 der Patienten waren unter 16 Jahre alt.[1] Das durchschnittliche Alter des Erstkonsums liegt bei etwa 14 Jahren und liegt somit deutlich niedriger als der Erstkonsum von Tabak. Das Durchschnittsalter für den ersten Alkoholrausch liegt bei 15,5 Jahren. Im Jahr 2004 gaben zehn Prozent der Befragten 12- bis 15-Jährigen an, in den letzten drei Monaten mindestens einen Alkoholrausch gehabt zu haben. Bei den 16- bis 19-Jährigen waren es 30 Prozent.

Ich kenne den Inhalt deines Buches nicht, so dass ich mir kein Urteil erlauben kann. Ich will auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich ein Moralapostel bin und viele die mich lange kennen (auch hier im Tintenzirkel), wissen das. Jedoch bleibe ich dabei, dass wir eine große Verantwortung tragen und wenn ich mir die derzeitigen Zahlen der o. a. Statistik anschaue, dann erst recht. Es gibt weitaus höhere Ziele im Leben, wobei man seine Grenzen ausloten kann. Respekt, Ehrlichkeit, Toleranz, Mut, Freundschaft und Zusammenhalt, dass sind die Werte, die ich meinen Lesern und Hörern vermitteln möchte. Und bisher habe ich von keinem meiner Leser gehört, das das uncool wäre.

Ich wollte dich nicht persönlich angreifen. Falls das so rüber kam, tut es mir Leid.  Ich fand nur deine Einstellung zu diesem, doch sehr heiklen Thema mit Verlaub, ein wenig erschreckend.

ZitatZitat Mulle:
schenk der Figur nen kleinen Tripp mit anschließender Übelkeit - was soll das denn?

************

LG
Termi
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Sven am 07. September 2011, 13:02:44
Zitat von: Mulle am 06. September 2011, 21:35:49
Wir dürfen GERADE im Kinder- und Jugendbuchbereich nicht moralisieren - das durchschauen die jungen Leser - und sie hassen es! Sie wollen keinen erhobenen Zeigefinger, aber sie sind durchaus neugierig darauf, was passiert, wenn man Grenzen überschreitet.

Das kann man so nicht sagen. Den erhobenen Zeigefinger will niemand haben, aber eine Moral sollte dennoch vermittelt werden. Dabei ist es sogar ganz wichtig, dass die Moral erziehungstechnisch vertretbar ist!
Was Termi schreibt ist absolut richtig. Gerade im Kinder/ Jugendbuchbereich ist die Moral, die man aus einer Szene zieht, wichtig.
Wenn sich die Figuren in einen Rauschzustand begeben, ohne dass es größere Konsequenzen hat, wird einem der Verlag die Szene um die Ohren hauen.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Mulle am 07. September 2011, 13:08:51
Du hast mich doch nicht angegriffen, keine Sorge.
Ich muss auch gestehen, dass ich wohl etwas vom Thema abgekommen bin - sorry.
Es wird nur so unglaublich häufig gefragt: "Darf man im Kinder-/ Jugendbuch Sex, Drugs, Rock'n'Roll usw. thematisieren?" Man darf, wenn man entsprechend damit umgeht, erst mal alles. Im Gegensatz zum amerikanischen Buchmarkt haben wir auf dem deutschen Buchmarkt keine grundsätzlichen Tabus, auch nicht im Jugendbuch (in Wahrheit sind die Grenzen dort sogar noch weiter gesteckt als im Adult-Bereich).
Es gibt natürlich persönliche Tabus, aber die sehen bei jedem anders aus und müssen individuell betrachtet werden. Dass man bestimmte Dinge *grundsätzlich nicht schreiben sollte* ist daher immer verkehrt.

LG Mulle
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Mulle am 07. September 2011, 13:15:46
Zitat von: Sven am 07. September 2011, 13:02:44
Gerade im Kinder/ Jugendbuchbereich ist die Moral, die man aus einer Szene zieht, wichtig.
Wenn sich die Figuren in einen Rauschzustand begeben, ohne dass es größere Konsequenzen hat, wird einem der Verlag die Szene um die Ohren hauen.

Das stimmt so nicht. Gehen wir mal vom Jugendbuch aus, Zielgruppe etwa ab 12/14 (mit den jüngeren kenne ich mich nicht aus).
Was einem der Verlag um die Ohren haut, entscheidet jeder Verlag, bzw. jeder Lektor für sich. Es gibt ausreichend Beispiele im Jugendbuch, in denen Grenzüberschreitungen hinsichtlich Drogen oder Gewalt *keine* unmittelbaren Folgen haben - und die Verlage lieben diese Bücher, denn sie verkaufen sie gut  :winke:
Eine Szene sollte ein Motiv (= einen Grund) haben. Eine moralisierende Funktion ist nicht zwingend erforderlich.

LG Mulle

edit: Als Beispiel sei mal Kerstin Giers wahnsinnig erfolgreiche Rubinrot-Reihe genannt; empfohlen ab 12. Ihre Heldin Gwendolin kippt sich im (glaube ich) zweiten Teil sowas von die Birne mit Bowle voll und singt dann sternhagelvoll "Memories" aus Cats. Die Szene hat keine tiefergehende Moral hinsichtlich: Vorsicht, Alkohol ist böse (auch wenn Gwennie hinterher Kopfweh hat). Sie hat nur ein Motiv: Sie ist zum Schreien komisch.
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Sven am 07. September 2011, 14:34:18
Zitat von: Mulle am 07. September 2011, 13:15:46
Ihre Heldin Gwendolin kippt sich im (glaube ich) zweiten Teil sowas von die Birne mit Bowle voll und singt dann sternhagelvoll "Memories" aus Cats.

Da muss man unterscheiden. Es ist etwas anderes, wenn sich jemand aus Pilzen einen Tee braut und einen Rausch bekommt, oder ob jemand Bowle trinkt und beschwipst ist.
Natürlich tickt nicht jeder Lektor gleich, aber beim Schreiben sollte man sich im Klaren sein, was man tut.
Dieses Moralproblem habe ich gerade ganz aktuell selbst, bin daher damit inzwischen etwas vorsichtiger.
Ich kann mich an eine Folge von Beaves und Budhead (schreiben die sich so?) erinnern, in der sie einen Frosch ablecken, um sich so zu berauschen. Diese Folge ist aus dem Programm genommen worden und hat viel Ärger gemacht.
Allerdings, und da gebe ich dir Recht, gibt es in der Literatur viele Gegenbeispiele. Man denke nur an den Wunschpunsch von Michael Ende, der das Wort LSD sogar im Text hat. Aber ob man damit heutzutage so durchkommt? Vor allem, wenn es unnötig ist?
Titel: Re: Pilztee = Drogen??
Beitrag von: Mulle am 07. September 2011, 15:31:26
Sven, ich habe mal gegoogelt und eine Bekannte gefragt, als wie gefährlich diese Pilze gelten. Die Aussagen sind widersprüchlich (meine Bekannte meint, die Pilze hätten nicht mehr Wirkung als ein Glas Bier), aber ich habe nun keine Hinweise darauf gefunden, dass man sich damit ernsthaft schaden kann, bzw. dass Todesfälle bekannt wären. Wohingegen Jugendliche, die sich bei der ersten Party ins Koma saufen, keine Seltenheit sind.
Man kann das also schon vergleichen.
Zumal in diesem Fall a) der Tee ja nicht mal absichtlich konsumiert wäre und b) es sich um Fantasy-Pilze handelt, deren Auswirkung und Gebräuchlichkeit der Autorin obliegen. Sollten berauschende Pilze dort Alltag sein, kann man die natürlich einbinden. Antje Barbendererde lässt mWn ihre jugendlichen Native Americans Kräuter rauchen, die für ihre deutschen Leser höchst illegal wären. Und zwar ganz selbstverständlich und ohne "dudu!", weil es zur Kultur gehört.
In Bettina Belitz Scherbenmond nutzt die wichtigste Nebenfigur Hasch und Koks, um es mit dem Antagonisten aufnehmen zu können. (Nun ist das aber auch ein YA-Roman und kein Jugendbuch)

Beavis & Butthead sind kein Vergleich =
1. amerikanisch (da ticken die Uhren anders - Rachel Ward war da auch ein kleiner Skandal, weil ihre 15 jährige Protagonistin Sex hatte! )
2. außerdem keine Serie, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, sondern eine Gesellschaftsatire - und bei denen machen die schnell Wirbel, da versteht so mancher Amerikaner wenig Spaß. Ich meine mich zu erinnern, dass in den USA 50% aller B&B-Folgen nur zensiert gezeigt werden durften, wegen aller möglichen Kinkerlitzchen.

Ob man "damit durchkommt" hängt demnach an der Meinung des Lektors und daran, ob die Szene Berechtigung hat. "Es ist total lustig!" wäre ein Argument, Moral hin oder her. (Ob es jedem Lektor reicht ist die nächste Frage - Einzelfallentscheidung.)
Aber allgemein benötigen Bücher keinen Erziehungsauftrag, nicht einmal zwingend eine (moralische) Aussage.*
Das soll nicht heißen, dass sie keine solche haben sollen - aber es ist kein Muss und nichts, was das Buch per se besser oder leichtgängiger macht.

*) Und eine solche kann ja auch an diversen Stellen erfolgen und an anderen eben nicht.

LG Jenny

PS: Sorry fürs OT - aber ich finde das Thema zu interessant und diskussionswürdig. Kann jemand der Mods das vielleicht abschneiden und als neuen Thema starten?